Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Tintentod      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 21. Oktober 2010
Bei Webstories eingestellt: 21. Oktober 2010
Anzahl gesehen: 2604
Seiten: 20

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


6

Am frühen Abend verschwand sie aus dem Haus, rief ein „Bis später“ in den Flur und stieg in ihren Chevy Nova. Sie hatte sich nicht schick angezogen, sich in ihre frisch gewaschene Jeans gezwängt, einen dicken weiten Pullover ausgesucht und nach kurzem Zögern eine der verspielten langen Ketten mit den bunten Perlen darüber gehängt. Den ganzen Tag hatte sie ihr helles, halblanges Haar offen getragen, jetzt band sie es zu einem schlichten Zopf zusammen. Im Blue Moose Restaurant auf der Main Street, hatte sie einen Tisch am Fenster reserviert. Von der Speisekarte lächelte ihr ein schlecht gezeichneter Elch entgegen. Sie bestellte sich einen kleinen Salat und einen Lobster Taco, den sie sehr lange nicht gegessen hatte, denn in New York schmeckten die Hummer ganz anders als zu Hause.

Von ihrem Fensterplatz aus hatte sie eine gute Übersicht über den Hauptteil der Straße und weil Blue Hill ein kleines Nest war, war sie sicher, dass Rick hier früher oder später vorbeikommen würde. Als ihr Taco und der Salat gebracht wurden, sah sie freundlich auf und bedankte sich und fand heraus, dass sie die Bedienung kannte. Sie war die Tochter der Tierarzthelferin, die sich so liebevoll um Carlos gekümmert hatte. Sophie hätte sie fast nicht wiedererkannt, sie hatte die Schule abgeschlossen und jobbte für einige Zeit im Blue Moose, bis sie etwas für sich Richtiges gefunden hatte. Und wie die meisten, mit denen Sophie sprach, fand sie es auch „sehr schön“, dass sie wieder in Blue Hill war. Das irritierte sie am meisten. Bisher hatte noch niemand gesagt: „Wieso kommst du in dieses verschlafene Nest zurück, wo du Karriere in New York gemacht hast? Hast du sie noch alle?“

Der Taco war hervorragend, der Salat weniger. Das Dressing war fade und Sophie ließ die Hälfte vom Salat zurückgehen.

Was würde sie machen, wenn Rick auf der Straße auftauchte? Darüber war sie sich nicht sicher. Ganz sicher würde sie nicht aufspringen und zu ihm nach draußen laufen, sie würde aber auch seine Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen, indem sie sich an das Fenster stellte und winkte. Was immer sie sich auch ausgedacht hätte – Rick und Hollis kamen nicht vorbei.

Sophie hätte wieder nach Hause fahren können, um ihrer Mutter eine weitere Lüge zu erzählen, wie nett sie sich mit der alten Freundin unterhalten habe, und würde einfach darauf warten, dass Carlos gesund wurde, dass Rick ihn abholte und wieder verschwand.
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Aber wo ihr Verstand meinte, genau das würde passieren, wusste ihr Herz, dass Rick niemals ohne Weiteres wieder gehen würde und sie es auch nicht wollte. Sie nahm die Dinge gern selbst in die Hand. Und wenn es schief ging, wusste sie wenigstens, bei wem sie sich dafür bedanken durfte – bei sich selbst.

Sie stieg in ihren Wagen, fuhr die wenigen Bars auf der Main Street und in den Nebenstraßen ab und weil Blue Hill eine sehr kleine Gemeinde war, musste sie nicht lange suchen. Bereits in der zweiten Bar, in die sie hineinmarschierte, sah sie schon in der Tür stehend, dass Rick im hinteren Teil des Raumes saß. Sie nahm an der Tür Platz, außerhalb seines Blickwinkels, bestellte sich ein Wasser und einen Kaffee und beobachtete ihn. Er mochte schon einmal besser ausgesehen haben, aber mit Sicherheit auch schlechter, wenn sie an die Zeit kurz nach Mascots Tod dachte. Damals hatte sie ihm vieles durchgehen lassen, weil die Umstände anders gewesen waren.

Hollis kam an den Tisch zurück und setzte sich steifbeinig. Wenn sie die beiden so beobachtete, konnte sie genau erkennen, dass sie auf dem ganzen Weg von New York bis nach Blue Hill nur Mist gebaut hatten. Es dauerte eine ganze Weile, bis Hollis Rick anstieß und er sich zu ihr herumdrehte.



Rick und Hollis hatten den Tag in der Münzwäscherei und im Warteraum des Busbahnhofs verbracht, waren nirgends wirklich lange geblieben und hatten sich beide reichlich unwohl gefühlt. Rick wollte hier in Blue Hill nichts anstellen, hatte sich demonstrativ auf seine Hände gesetzt. Hollis war für einige Stunden alleine losgezogen und sie hatten etwas Geld, um in einem Diner an der Ecke etwas essen zu können. Am frühen Abend wagen sie einen kurzen Abstecher zu dem Wagen, den sie stehen gelassen hatten, um zu sehen, ob man ihn schon abgeschleppt hatte, was bedeutete, dass die Polizei alarmiert war. Aber der Wagen stand noch immer dort und sie verschwanden schnell wieder.

In der Bar sprach Rick die ganze Zeit nur von Sophie, bis Hollis nur noch mit einem Ohr zuhörte und ab und zu nickte. Als er von der Toilette wiederkam, wo er mit einem scheußlichen Brechreiz gekämpft und ihn besiegt hatte, sah er Sophie an einem der Tische sitzen, sie nippte gerade an ihrem Kaffee und sah zu ihm hinüber.
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Hollis wagte es nicht, irgendeine Reaktion zu zeigen und stieß Rick an, nachdem er sich wieder gesetzt hatte.

„Rick.“

„Hmh?“

Rick starrte auf die Tischplatte und Hollis musste ihn erneut anstoßen, dass er aufsah. Mit einer Kopfbewegung deutete Hollis in Sophies Richtung, Rick drehte sich zu ihr um und mit einem komischen Geräusch pustete er die Luft aus den Lungen. Seine Augen wurden immer größer.

„Was macht sie denn hier?“ flüsterte er, beugte sich über den Tisch und machte einen fast panischen Eindruck.

„Warum gehst du nicht hin und fragst sie.“

„Nee“, sagte Rick, machte einen steifen Rücken und weigerte sich, sich noch einmal umzudrehen.

„Ist doch kein Zufall, dass sie hier allein sitzt und zu uns rüberstarrt. Geh schon hin zu ihr“, sagte Hollis. Er verstand nicht, warum Rick sich jetzt so anstellte.

„Soll sie doch herkommen, verdammt.“

„Soll ich hingehen?“ schlug Hollis vor.

„Wenn du das tust, bring ich dich um.“

Hollis zuckte mit den Schultern, und als Rick wieder auf den Tisch starrte, machte er ein paar einladende Handbewegungen zu Sophie hinüber. Sie nickte ihm zu, nahm Mantel und Schal und kam zu ihnen an den Tisch.

„Hi“, sagte sie gedehnt und setzte sich auf den freien Stuhl neben Rick. Er sah sie nur kurz an und begann nervös auf die Tischplatte zu trommeln.

„Wie geht’s Carlos?“ fragte er ohne sie anzusehen.

„Er hat eine Nierenbeckenentzündung, ich musste ihn in der Praxis lassen. Zur Behandlung“, setzte sie hinzu, weil Rick ein Gesicht machte, als habe sie ihn einschläfern lassen.

„Wenn du was bezahlt hast für die Behandlung, bekommst du das Geld wieder, nur im Moment bin ich pleite“, sagte er.

„Davon gehe ich aus“, sagte Sophie, wunderte sich selbst über ihre versöhnliche Stimme. Rick nahm ihre sanftere Stimmung wahr und sah sie endlich an. Unter anderen Umständen hätte er zumindest versucht, sich zu entschuldigen und versucht, es endlich einmal ehrlich zu meinen, er hätte versucht, ihr zu erklären, weshalb das alles passiert war, aber in dieser ungemütlichen Bar, im Beisein von Hollis und umgeben von den komischen Gesichtern potenzieller Hochsee-und Hummerfischer, bekam er keinen Ton heraus.
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Hollis versuchte in die Bresche zu springen und fragte, wann sie Carlos wieder abholen könnten und Sophie entgegnete: „Wann wollt ihr denn wieder weg?“, als könne sie es gar nicht erwarten, sie wieder loszuwerden.

Darauf konnte Rick nichts antworten, alles, was ihm dazu einfiel, war unpassend oder schlichtweg eine Lüge. Er sah Hollis an und wünschte, er würde verschwinden. Er konnte mit Sophie nicht reden, wenn er dabei war.

„Seid ihr mit dem Bus hergekommen?“

„Wir haben uns Autos besorgt“, sagte Hollis. Rick warf ihm einen so wütenden Blick zu, dass er für eine Weile vom Tisch verschwand, sich an die Theke setzte und versuchte, bei einer einsamen Schönheit zu landen.

„Was meinst du?“ fragte Rick und sah Sophie entnervt an, „wie hätten wir wohl herkommen sollen?“

„Hätte es nicht sein können, dass du endlich mal erwachsen geworden wärst?“

„Erwachsen? So erwachsen wie du, als du einfach abgehauen bist?“ Die Gegenfrage war schon über seine Lippen, bevor er es verhindern konnte.

Sophie reagierte mit einer hochgezogenen Augenbraue und konnte nichts Passendes erwidern, weil in dem Moment Hollis an den Tisch zurückkam. Die Frau an der Bar hatte ihn abblitzen lassen.

„Zeit, die Wahrheit zu ertragen?“ fragte Rick, sah Hollis dabei an und fuhr fort: „Ich will mit Sophie allein reden. Bleibst du hier?“

Hollis nickte, stützte den Kopf in die Handflächen, als Rick und Sophie nach draußen verschwanden. Er hoffte es, aber er rechnete nicht damit, dass die Beiden zurückkamen. Wenigstens hatte Sophie ihm Geld für die Drinks dagelassen.

In der Dunkelheit vor der Bar blieben sie nach wenigen Schritten stehen, nahmen mit unterschiedlichen Gefühlen wahr, dass es wieder geschneit hatte. Sophie freute sich darüber, denn sie verband mit dem Neuenglandwinter nur gute Erinnerungen, Rick dachte daran, dass sie noch immer keinen Platz zum Schlafen gefunden hatten.

„Was jetzt?“ fragte Sophie.

Rick verschränkte die Arme vor der Brust, versuchte in seine Jacke hineinzukriechen.

„Frierst du?“

„Nee“, sagte er mühsam, „nicht wirklich.
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Sophie verzweifelte darüber, wie er es scheinbar unbeabsichtigt immer wieder schaffte, sie einzuwickeln. Sie konnte ihn nicht frierend und vermutlich seit Tagen hungrig in Blue Hill herumlaufenlassen, egal, was er getan hatte.

„Rick“, sagte sie seufzend, „weshalb konntest du nicht einfach in New York bleiben und es vergessen?“ Sie meinte „mich vergessen“, aber das sagte sie nicht, denn schließlich konnte sie ihn auch nicht einfach vergessen, so sehr sie es sich gewünscht hatte in den letzten Wochen.

„Hollis wollte, dass ich fahr.“

„Was hat denn Hollis mit uns zu tun?“

„Naja, ich glaube, ich war ziemlich von der Rolle, als du weg warst.“ Das war endlich einmal ehrlich und Sophie lächelte unsichtbar in die Dunkelheit.

„Das mit den Radios in deinem Wagen“, begann Rick endlich, „das tut mir leid, die sollten da gar nicht länger als ein paar Stunden drinbleiben, du hättest es gar nicht mitbekommen, aber dann…“ Er merkte rechtzeitig, dass dieses Geständnis in die falsche Richtung lief, stoppte und sagte: „Es tut mir leid. Ich hätte es nicht tun sollen. Ich weiß, wie das bei einer Fahrzeugkontrolle für dich ausgesehen hätte.“

„Und das wusstest du vorher.“

„Hnh, ja.“

„Und trotzdem hast du dir alle Mühe gegeben, mir das Leben schwer zu machen. Und du hast nie gesagt, dass es dir leidtut.“

„Tut mir leid. Es tut mir immer noch leid. Tut mir leid, tut mir leid, Okay?“ Je öfter er es sagte, umso unehrlicher klang es.

„Mir ist kalt“, sagte sie, „setzen wir uns in den Wagen.“

„Kommst du wieder zurück nach New York?“ fragte Rick.

„Nein“, sagte sie.



„Sie ist noch immer sauer auf mich“, sagte Rick. Er hatte Hunger wie ein Bär nach dem Winterschlaf, aber der Winter war noch lange nicht vorbei. Bis auf das Geld, was Sophie ihm in einem Anflug von Mitleid zugesteckt hatte, waren sie pleite und noch immer hielt er daran fest, in Blue Hill nichts anzustellen.

„Natürlich ist sie noch sauer. Du wirst dich etwas mehr anstrengen müssen.“

„Das mach ich doch, verdammt.“

Sie saßen an dem einzigen Ort in Blue Hill, wo sie sich warmhalten konnten, ohne dafür bezahlen zu müssen und wo sie nicht nach Ladenschluss rausgeworfen wurden.
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Im Waschsalon. Das große Gebäude sah aus wie eine weiße Scheune an der Hauptstraße, und sie wären daran vorbeigelaufen, hätten sie nicht „Blue Hill Laundry“ an der Seite gelesen, die der Straße zugewandt war. Der Waschsalon war 24/7 und deshalb ideal zum Unterschlüpfen. Außerdem konnte Rick dort ein paar der Klamotten waschen, die sie seit New York mit sich herumtrugen und die selbst zum Zeitpunkt ihres hektischen Aufbruchs nicht frisch aus dem Wäscheschrank gewesen waren. Sie hockten mit einem Dr. Pepper vor den Industriewaschmaschinen und sahen der nassen Wäsche beim Kreiseln zu.

„Du drehst dich auch nur noch im Kreis, seit sie weg ist, Ricky“, bemerkte Hollis. Er meinte das rein freundschaftlich, aber Rick reagierte darauf, als sei er angegriffen worden. Daraufhin verzog Hollis sich auf die andere Seite des Waschsalons und war beleidigt. Manchmal verstand er ihn nicht, wie er alles von sich schieben konnte, was er versaut hatte. Hollis wusste, dass er recht hatte. Rick agierte wie ein Wahnsinniger und kam keinen Schritt weiter.



Nachdem sie die Klamotten aus dem Trockner zurück in die Taschen gestopft hatten, sahen sie sich nur an und nickten sich zu. Rick hatte sich abgeregt, das ging bei ihm so schnell, wie er sich aufregen konnte, und sie marschierten auf die Straße zurück.

„Wir haben was vergessen“, sagte Hollis plötzlich.

„Was denn?“

„Du Idiot hättest daran denken müssen. Wenn ich nicht wäre, würdest du überall, wo du dich hinsetzt, deinen Arsch liegen lassen.“

„Was hab ich vergessen?“ Rick griff sich an den Hintern, wollte einen Scherz daraus machen, aber dann fiel es ihm wieder ein. Er griff nach seiner Tasche, wühlte darin herum, ohne etwas herauszuholen, verlor etwas an Farbe und murmelte: „Die hab ich total vergessen. Wo soll ich die hier loswerden?“

„Schmeiß sie einfach irgendwo weg.“

Rick sah sich um, zeigte unentschlossen in eine Richtung, wo er meinte, dort irgendwo könnte das Meer gewesen sein und sie liefen los. Es war früher Morgen, der harsche Schnee knirschte unter ihren Schuhen, der gefrorene Atem stand vor ihren Gesichtern und obwohl sie länger als eine halbe Stunde liefen, bis sie am Strand waren, war ihnen noch immer kalt, als sie ankamen.
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Sie waren an einem Stück angekommen, wo sich der schmale Streifen Sandstrand in grobe Kieselsteine überging, die eisigen Wellen rollten über die Steine, hinterließen einen hauchdünnen Eisfilm. Rick konnte sich nichts vorstellen, was kälter und eisiger aussah als dieses Stück Strand. Als er sich umsah, konnte er das Haus der Reitmans auf der Landzunge sehen. Nicht in greifbarer Nähe, aber sichtbar.

„Wenn jetzt gerade niemand kommt, schmeiß sie endlich rein“, sagte Hollis. Sie standen unschlüssig herum, sahen sich immer wieder um und waren dabei so auffällig, dass sie jeder Cop, der gerade vorbeigefahren wäre, magisch angezogen hätte. Aber Blue Hill hatte nur eine kleine Polizeistation und die Hüter der Ordnung blieben gerne in ihrem beheizten Bugalow, wenn das Wetter ungemütlich war.

„Was ist, wenn wir von ihrem Haus aus zu sehen sind?“

„Sie wird bestimmt nicht sehen, was du hier rein wirfst“, Hollis stieß ihm heftig in die Rippen, „mach endlich.“

Rick murmelte unruhig vor sich hin, hastete zu den hellgrauen Wellen hinunter, die nach seinen Schuhen leckten, Hollis im Schlepptau. Das Meer machte den Eindruck, als würde es an diesem Morgen jeden umbringen, der ihm zu nahe kam. Neben einem großen Findling, halb im Wasser, halb am Land, blieb Rick stehen, fummelte die Waffe aus der Tasche und sah sich wieder um. Dann schleuderte er sie so weit hinaus in die Wellen, dass ihm noch zwei Tage lang der Arm wehtat. Die Waffe plumpste lautlos in die Wellen und verschwand. Rick starrte auf die Wellen, versuchte sich die Stelle zu merken, aber dann fiel ihm ein, dass die steten Wellen die Waffe sicher ganz woanders hinziehen würden.

„Ich frage mich gerade“, schrie er Hollis ins Ohr, „ob die Knarre nicht wieder angespült wird.“

„Deine Fingerabdrücke sind dann bestimmt nicht mehr drauf.“

Rick warf einen letzten Blick in die Wellen und entschied sich spontan, zum Haus der Reitmans zu gehen. Sie erreichten das Haus in dem Moment, als Sophies Nova aus der schmalen Ausfahrt gefahren kam. Rick winkte, sie hielt an und kurbelte das Fenster runter.

Herrgott, dachte Rick, lass mich bitte nicht wirklich so aussehen, wie ich mich gerade fühle.

Sein Mut sank, als Sophie ihn musternd ansah und sagte: „Wie seht ihr denn aus? Habt ihr die ganze Nacht in einer Mülltonne verbracht?“



Sophie war auf dem Weg in die kleine Shopping Mall, ihre Mutter hatte ihr einen langen Einkaufszettel geschrieben, in einer so ausführlichen Art und Weise, dass Sophie darüber fast beleidigt gewesen wäre.
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Aber natürlich hatte sie es nur hilfreich gemeint, hinter jeden Artikel den Hersteller und den Preis dahinterzuschreiben.

Sie hätte noch die Regalreihe angeben können, dachte Sophie, rollte die Ausfahrt herunter und entdeckte Rick und Hollis auf dem Gehweg, offensichtlich auf dem Weg zu ihr. Rick sah fürchterlich aus. Sie konnte nicht anders, sie ließ die beiden einsteigen, denn sie sahen verfroren und hungrig aus und sie diskutierten nicht darüber. Hollis stieg auf den Rücksitz, Rick klemmte sich auf den Beifahrersitz, stellte mit einer geübten Bewegung den Sitz nach hinten, um seine Knie unterzubringen.

„Wer hat denn hier gesessen?“ fragte er.

„Mein Vater hat ihn genommen, als er ein paar Bretter abgeholt hat vom Schreiner. Er zimmert alles zusammen, was er finden kann.“

„Hmh“, machte Rick. Er versuchte sich den Mann, den er nur kurz vor der Haustür und nicht vollständig angezogen gesehen hatte, in einer Zimmermannsausrüstung vorzustellen, allerdings tauchte er sofort sehr geisterhaft als zorniger Vater mit einem großen Hammer in der Hand auf und Rick zwang sich, an etwas anderes zu denken.

„Geht’s Carlos gut?“

„Ich habe heute Morgen in der Praxis angerufen, in ein paar Tagen kann er nach Hause.“

„Gut“, sagte Rick und verstummte. Mehr konnte er nicht sagen, weil er vermutete, dass Sophie ihn wieder „nach Hause“ schicken würde, sobald sie ihm Carlos übergab. Ohne Sophie wusste er nicht mehr, wo er zu Hause war.

Dafür sagte Hollis von der Rückbank: „Wir vermissen ihn. Er ist unser Glücksbringer. Wenn er dabei ist, passiert uns nichts.“

„Was sollte euch denn passieren?“ rief Sophie nach hinten, fluchte leise, als ein anderer Wagen sie fast von der Straße drängte, der aus einer Seitenstraße kam. Rick winkte dem Fahrer freundlich und zeigte ihm den Finger.

„Hey“, sagte Sophie, „hier musst du dich benehmen, wenn du bei mir im Auto mitfährst.
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„Der Kerl hat dich geschnitten.“

„Es war halb so wild.“

„Du hast geflucht.“

„Aber das hat er nicht gehört“, sagte Sophie.

Am Supermarkt stiegen Rick und Sophie aus, Hollis bot an, den Wagen zu parken und nachzukommen.

Rick zweckentfremdete den Einkaufswagen als Roller, stellte einen Fuß auf die Querstange und rollte durch die Gänge, obwohl Sophie ihn zuzischte, er solle es sein lassen. Er kam zu ihr zurückgerollt, wenn sie etwas in den Wagen legen wollte.

„Benimm dich“, sagte Sophie, „du verschwindest bald wieder, aber ich lebe hier.“

„Ich kann ja auch hier bleiben“, sagte Rick.

Sophie drehte sich zu ihm herum, eine Packung Frühstücksflocken in der Hand, die sie sicher nicht für sich kaufte, sondern für die Familie, weil sie die noch nie gemocht hatte, und sagte: „Was sagt denn José dazu, wenn du hier bleibst?“

Rick lief es kalt den Rücken runter, er rollte den Einkaufswagen neben sie, sie legte die Frühstücksflocken hinein, sah ihn noch immer an.

„Was soll er dazu sagen? Ich hab ihm gesagt, dass ich für eine Weile die Stadt verlasse, aber erreichbar bin.“

„Wie stellst du das an? Dass du erreichbar bist?“

„Ich hab einen Pager“, sagte Rick sehr leise. Er kam sich vor, als würde er ein sonst gut behütetes Geheimnis offenbaren.

„Ja“, sagte sie sehr geduldig, „aber was würde er dazu sagen, wenn du hier bleibst? Und was würdest du hier den ganzen Tag machen?“

„Ich finde schon was, wenn es sein muss.“

In seiner Jackentasche steckte der Pager, den er von José bekommen hatte und den er eigentlich schon fast vergessen hatte, hätte Sophie ihn nicht an José erinnert. Früher oder später würde er eine Nachricht bekommen und würde darauf reagieren müssen. Was würde er in Maine anfangen? Berechtigte Frage. Selbst, wenn er mit Sophie wieder zusammenkam (woran er keinen Zweifel hatte), was würde er anstellen, wenn sie nicht wieder nach New York wollte?

Ich werde sie überreden, nach Boston zu gehen, als Kompromiss, sozusagen, dachte er. Boston ist nicht New York, aber auch nicht Maine. Boston ist schon in Ordnung.
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„Rick“, sagte sie, „dir werden selbst im Grab die faulen Ausreden nicht ausgehen. Ich muss noch Brot holen. Und danach muss ich rüber in die Bibliothek.“

An der Kasse ließ er eine Packung Kaugummi mitgehen, nur so zur Probe, ob er es noch konnte, während Sophie danebenstand. Wenn sie es bemerkte, sagte sie nichts. Sie überließ ihm die Tüten, die er in den Nova schleppte, Hollis saß noch hinter dem Lenkrad und sprang heraus, als sie auf den Wagen zukamen.

„Wo ist die Bibliothek?“ fragte Rick. Er packte die Tüten auf den Rücksitz, knuffte sie in den Sitz, damit sie nicht umfielen in den Kurven.

„Da fahre ich allein hin“, sagte Sophie, „nach deiner Aktion im Supermarkt möchte ich dort nicht erleben, dass du „Stellaaaaaaa“ durch die Hallen schreist, nur, um mich zu ärgern.“

„Wir haben sowieso noch was anderes vor“, sagte Rick, wechselte einen Blick mit Hollis, der Sophie die Autoschlüssel reichte und entschuldigend grinste, als wolle er sich für Ricks Benehmen entschuldigen.

Sophie fuhr davon, sie warteten, bis ihre Bremslichter verschwunden waren, teilten sich den Kaugummi und während Hollis Schmiere stand, knackte Rick blitzschnell einen der parkenden Wagen vor der Shopping Mall, bei dem sie eine Tasche im Fußraum des Beifahrersitzes entdeckt hatten. Mit fast zwanzig Dollar und einer kleinen Kamera, die ebenfalls in der Tasche gewesen war, verschwanden sie im Laufschritt, suchten das nächste Diner an der Main Street auf.

Während Rick einen Platz am Fenster suchte, die verlorenen Pommes von der Plastiksitzfläche schob, seinen Fuß hochlegte und für einen Moment die Augen schloss, marschierte Hollis an die Theke und kam mit einem vollbeladenen Tablett zurück. Er hatte Burger, Kaffee, Pommes und Milch-Shakes, undefinierbare Hühnerteilchen und noch mehr Burger auf dem Tablett, hatte sich schon den Mund voll gestopft, als er zurück an den Tisch kam.

„Sag, was du haben willst“, sagte er undeutlich und grinste, „ist genug da.“

„Kaffee“, sagte Rick.

Hollis setzte sich ihm gegenüber, breitete die Arme aus wie ein Dirigent, der sich auf sein Orchester konzentriert, und versuchte sich zu entscheiden, was er als Nächstes in Angriff nehmen sollte. Mit dem Mund voller pappigem Brötchen und trockenem Hackfleisch sagte er: „Wenn du weißt, wo die Bibliothek ist, kannst du hin und sie abfangen.
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„Oder rausfinden, welches Buch sie sich ausleihen will? Wozu?“

„Du solltest was essen.“

„Nachher vielleicht.“

Stumm formte Hollis das Wort „Arschloch“. Er fraß sich durch das Tablett, ohne einmal innezuhalten. Rick trank schluckweise den Kaffee, warf ab und zu einen Blick auf die Straße.

Er hatte vor, Sophie vor dem Haus der Reitmans abzufangen. Es konnte nicht so schwierig sein, sie irgendwie dazu zu überreden, mit ins Haus zu dürfen, vorausgesetzt, Hollis war nicht mit dabei.

„Was hast du angestellt im Supermarkt?“ fragte Hollis, „hast du versucht, ihn ihr an der Käsetheke reinzuschieben?“

Rick sprang halb auf, beugte sich über den Tisch und schlug nach seinem Gesicht, Hollis ging in Deckung und machte Anstalten, zurückzuschlagen. Das Ganze lief so schnell ab und vollkommen lautlos, dass es kaum jemand mitbekam in dem Burger King, und Rick stoppte das Ganze auch abrupt wieder. Das war nicht seine Art, wenn sie sich einmal in die Haare bekommen hatten, aber jetzt lehnte er sich stocksteif zurück und fixierte eine Stelle neben Hollis‘ Schulter.

Mascot? dachte Hollis sofort, drehte sich schnell um, in der Hoffnung, einen Blick auf ihn werfen zu können. Einige Male hatte er sich von Ricks Macke anstecken lassen, war zwar später der Meinung gewesen, es sei übertragbare Hysterie gewesen oder so etwas, wenn er dachte, Mascot wirklich für den Bruchteil einer Sekunde gesehen zu haben, aber was Rick jetzt erstarren ließ, war jemand anderes.

An der Theke stand ein Polizist, den Motorradhelm unter dem Arm geklemmt, die Handschuhe am Gürtel, unter dem sich ein gewaltig dicker Hintern durch die Hose presste. Er sah riesig aus, hatte einen Walross-Schnurbart im Gesicht, und obwohl er einen entspannten Eindruck machte, mochte sich das schnell ändern. Er winkte dem Mädchen hinter der Kasse zu, die freudestrahlend die Hand hob. Das Motorrad war direkt vor der Tür abgestellt.

„Sophie will nichts mehr von mir wissen“, sagte Rick tonlos, die Augen noch immer auf den Polizisten fixiert, „sie hält mich hin, hat nur die Taktik geändert. Und soll ich dir sagen, was ich denke?“

„Na, was?“ fragte Hollis, ebenfalls noch immer dem Motorradpolizisten zugewandt.
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„Ich denke, du solltest nach Hause fahren.“

„Aber wir amüsieren uns doch so prächtig.“

Sie fixierten sich, Rick zuckte unmerklich mit der rechten Schulter, Hollis kräuselte kurz die Oberlippe, dann starrten sie sich wieder an. Sie brauchten nicht darüber zu sprechen, oder es lange auszudiskutieren. Rick wollte, dass er verschwand. Er war nicht undankbar, er wusste, dass er allein niemals bis nach Maine gekommen wäre, weil ihn sein innerer Kompass schnurstracks nach New Jersey gelenkt hätte, aber das hier war sein Problem und das musste er allein regeln.

„Es steckt noch irgendwas anderes dahinter“, sagte er, „es ist nicht nur, weil ich Scheiße gebaut habe und weil sie ihren Job verloren hat.“

„Dann solltest du das rausfinden.“

Rick kramte sein letztes Geld aus den Taschen zusammen, damit Hollis sich eine Busfahrkarte kaufen konnte. Wenn sie zusammenlegten, bekamen sie genug Geld zusammen, das Problem war nur, dass er nach Portland musste, um dort den Bus zu nehmen, der ihn in etwa acht Stunden nach New York City bringen würde. Rick tat ihm den Gefallen, knackte einen weiteren Wagen und sie fuhren zusammen nach Portland, wo Rick den Wagen stehen ließ und zurück nach Blue Hill trampte.

„Du schiebst mich ab wie einen ausgedienten Liebhaber“, rief Hollis, als er in den Bus stieg und einige misstrauische Blicke auf sich zog. Rick rief ein „Fuck you“ zurück und zeigte ihm den Finger.



Hollis hatte versprochen, Dom nicht zu verraten, wie lange Rick noch in Maine bleiben würde, er würde sich bei ihm melden, wenn er meinte, es sei nötig. Es mochte Dom beruhigen, dass Rick nicht auf seinen üblichen Touren nach Atlantic City war, sondern versuchte, die verfahrene Situation mit Sophie wieder in Ordnung zu bringen. Hätte Rick Dom um Rat gefragt (was er noch nie getan hatte), hätte er ihm genau das geraten.

Bring endlich dein verpfuschtes Leben in Ordnung, Scanlon, hätte Dom gesagt, bevor es zu spät ist.

Rick fand einige freundliche Autofahrer, die ihn mitnahmen, aber es dauerte Stunden, bis er wieder in Blue Hill war und dann hatte er einen solchen Hunger, dass sein Bauch ein einziges reibendes Loch war. Es schneite wieder, die dicken Flocken sammelten sich in seinem Haar und auf seinen Schultern, seine Füße waren nass.
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Du wirst einen ganz hervorragenden Eindruck machen, dachte er, atmete tief durch, stand vor der Haustür der Reitmans und klingelte.

Die Haustür wurde aufgerissen und Candy stand vor ihm. Sie hatte ihr langes Haar in einem wirren Knoten auf dem Kopf gebändigt und hielt ein Stück Pizza in der Hand, was Rick sofort einen Stich in die Magengegend versetzte. Sie sah Sophie so ähnlich, dass er an den Abend denken musste, an dem er Sophie auf der Party kennengelernt hatte.

„Ist Sophie da?“ fragte er.

Candy machte eine einladende Handbewegung und sagte: „Sie ist in der Küche.“

Er folgte ihr durch den breiten Flur, sah sich neugierig um und vergaß beim Anblick des Hauses, in dem Sophie aufgewachsen war, vollkommen seinen guten Vorsatz, einen möglichst guten Eindruck zu machen.

„Ich bin Candy“, sagte sie, und als er sich vorstellte, grinste sie: „Hab ich mir schon gedacht. Ich hab ein paar Fotos von dir gesehen. Du hast Glück, dass Sophie im Moment gute Laune hat. Vor einem Monat hättest du nicht hier sein dürfen, dann hätte sie dich sicher umgebracht.“

„Hmh“, machte Rick. Candy sagte ihm damit nichts Neues. Er hinterließ nasse Fußspuren auf dem weißen Parkettfußboden, wurde sich bewusst, dass er seit einigen Tagen nicht mehr geduscht hatte, und suchte in diesem ordentlichen sauberen Haus mit den Kinderfotos und Landschaftsbildern an den Wänden nur nicht das Weite, weil es dazu zu spät war. Er stand vor der Küchentür, ihm stieg der Pizzageruch in die Nase, schmeckte ihn auf der Zunge. Sophie hatte ihm den Rücken zugedreht, streute irgendwas über die dampfende Pizza und sagte: „Hast du’s gefunden?“

Rick zog die Nase hoch, die in der Wärme verteufelt zu tropfen begann, wischte verstohlen mit dem Jackenärmel unter der Nase herum. Als Sophie sich umdrehte, erst Rick, dann Candy einen Blick zuwarf, der sich gewaschen hatte, ahnte Rick, dass er ihr soeben die gute Laune verdorben hatte. Ihre Schwester machte ein paar Schritte zurück und verschwand lautlos aus der Küche.

„Was willst du denn hier?“

Sie stellte das Blech auf der Arbeitsfläche ab und stemmte sich die Backhandschuhe in die Seiten.
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Sie sah aus wie ein halb ausgezogener Astronaut.

„Candy hat mich rein gelassen.“

„Ich hätte sie warnen sollen, dass du vor der Tür stehen könnest.“ Sophie versuchte sich an ihm vorbeizudrücken, aber er stellte sich ihr in den Weg.

„Lass uns drüber reden.“

„Geh mir aus dem Weg“, zischte sie, er machte einen Schritt in die Küche hinein und verbrannte sich dabei den linken Arm an dem heißen Blech, das ein Stück über der Arbeitsfläche hinausragte, was er in dem Moment gar nicht bemerkte.

„Du kannst mich auch rausschmeißen“, sagte er, legte die Jacke über den Stuhl, „aber es ist kalt draußen. Und ich hab mich schon seit ein paar Tagen nich mehr gewaschen. Und ich hab Hunger.“

„Brauchst du Geld? Kann ich dir geben, aber ich will, dass du verschwindest.“

„Ich will kein Geld“, betonte Rick, „ich will nur mit dir reden. Warum hast du mich rausgeschmissen und bist verschwunden?“

„Das weißt du verdammt noch mal ganz genau.“

Sie stürmte aus der Küche, warf die Backofenhandschuhe mit einem Schlenker von sich, die irgendwo liegen blieben, hastete zur Treppe hinüber und schrie: „Candice!“

Ihre Schwester schlug im oberen Stockwerk eine Tür zu. Sie würde wohl nicht antworten. Sophie hastete zur Haustür, riss sie halb auf und wirbelte wütend zu Rick herum, der ihr gefolgt war, und zischte ihn an: „Raus mit dir, Rick, verschwinde.“

Er zuckte zusammen, aber er rührte sich nicht. Mittlerweile brannte sein Arm wie Feuer, aber er wagte es nicht, nachzusehen. Hätte er doch bloß die Jacke anbehalten.

„Du wirst mich schon rausschleifen müssen.“

Sophie riss an der Haustür, ließ sie mit der Türklinke gegen die Wand schlagen, dann drehte sie sich zu Rick um, als er noch immer nicht reagierte, schlug sie mit der flachen Hand nach seinem Gesicht, traf nur flüchtig seinen Hals und packte seinen Arm, um ihn vor die Tür zu zerren. Ihre langen Fingernägel bekamen die Brandwunde zu fassen und Rick machte ein kurzes japsendes Geräusch. Er hatte nicht erwartet, dass es so weh tun würde. Sophie schlug erneut nach ihm, glaubte, er wolle irgendein Ablenkungsmanöver starten, aber dann sah sie das Blut an ihren Fingern und stöhnte durch die geschlossenen Lippen.
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„Was hast du denn da gemacht?“ Plötzlich verlor ihre Stimme jede Schärfe, sie zog ihn zurück in die Küche und verdrehte ihm den Arm, um sich die Stelle anzusehen.

„Das sieht ja scheußlich aus. Wo hast du dich verbrannt?“

„Eben“, sagte Rick.

„Wann, eben?“

„Hier am Blech.“

„Warte“, meinte Sophie, „wir müssen noch irgendwo Brandsalbe haben. Obwohl ich nicht weiß, ob man die auch draufmacht, wenn es schon blutet.“

„Können wir dabei reden?“ rief Rick ihr hinterher. Sie war bereits auf dem Weg ins Badezimmer, um die Hausapotheke zu plündern und Rick hatte endlich das Gefühl, auf der Gewinnerstraße zu sein.

Ihre Eltern waren für ein verlängertes Wochenende weggefahren. Sophie warf ihm vor, er habe diesen Augenblick abgepasst und Rick verbrachte fast zehn Minuten damit, ihr zu widersprechen. Candy hatte sich zu ihnen gesellt, nachdem Sophie sich wieder beruhigt hatte, sie wechselte komische Blicke mit Rick, der ihr Verhalten nicht wirklich einschätzen konnte und hoffte, dass es nur die Tatsache war, dass sie und Sophie die gleichen Gene hatten. Und dass sie ebenso wie Sophie anders war als andere. Sie machten sich im Wohnzimmer breit, Rick und Sophie auf der Couch, Candy hockte vor dem niedrigen runden Glastisch auf dem Parkettfußboden, alle einen großen Teller mit Pizzastücke vor sich. Rick stopfte sich den Mund voll, bewegte seinen verbundenen linken Arm so wenig wie möglich. Jedes Mal, wenn er einen Ton sagte, den Sophie als Gesprächsaufforderung deuten konnte, während sie seinen Arm verbunden hatte, hatte sie auf die Brandwunde gedrückt. Es war so offensichtlich, dass sie nicht weiter darüber reden wollte, was passiert war.

„Wer will noch ein Stück?“ Candy stand auf und sammelte die Teller ein, holte die restlichen Pizzastücke aus der Küche. Sophie nahm sich das kleinste Stück und lehnte sich zurück.

Candy schob Rick den beladenen Teller unter die Nase und er zuckte mit den Schultern. Er hätte noch alles, was auf dem Teller war, essen können, aber er zauderte, weil er nicht wollte, dass die beiden Weiber sich über ihn lächerlich machten.
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Zumindest dachte er eine Sekunde lang, sie würden es tun. Schwestern unter sich.

„Du kannst es vertragen“, sagte Sophie, „du bist schon wieder so dürr wie ein Lattenzaun.“

Na, dann, dachte Rick, wenn sie sich darüber wieder Gedanken macht, kann es ja nur besser werden.

Er nahm sich die beiden Stücke, die am Dicksten belegt waren und hielt sich nicht lange mit dem Besteck auf.

„Meine Güte, mir wird ganz schlecht, wenn ich jemanden so essen sehe“, sagte Candy, „wo steckst du das alles hin?“

„Ich weiß nicht“, sagte Rick mit vollem Mund.

„Wo ist Hollis? Liegt er irgendwo im Garten auf der Lauer?“

„Er hat den Bus nach Hause genommen.“

Sophie hob nur die Augenbrauen und Candy sah sie an und fragte: „Wer ist Hollis?“

„Die beiden arbeiten manchmal zusammen.“

„Genau“, sagte Rick. Er bewegte den verbrannten Arm, um nicht grinsen zu müssen. Die Brandsalbe, die Sophie ihm draufgeschmiert hatte, brannte noch immer. Vermutlich hatte sie extra etwas ausgesucht, was wehtat, um sich an ihm zu rächen, ohne es zugeben zu müssen.

Candy machte ein neugieriges Gesicht, sie wollte ihre nächste Frage stellen, etwa, welcher Beschäftigung die beiden nachgingen, aber Sophie räusperte sich nur vielsagend, bevor sie auch nur ein Wort aussprach. Rick ignorierte es und stopfte sich die Pizza zwischen die Kiemen. Es war Sophie, die das Thema dann doch wieder ansprach, und sie überraschte ihn damit in dem Moment, als er den Mund so voller Pizza hatte, dass er nicht sofort antworten konnte.

„Ihr hattet doch keinen Streit, oder?“

Er machte eine verzweifelte Geste, würgte die Pizza runter und sagte undeutlich: „Er wollte ein paar Geschäfte erledigen und so. Er hatte sowieso nicht vor, lange zu bleiben.“

„Wer’s glaubt“, murmelte Sophie. Sie ging in die Küche hinüber, wo sie sehr geräuschvoll die Kaffeemaschine anwarf und mit klirrenden Kaffeetassen hantierte.

Candy nutzte die Gelegenheit, beugte sich zu Rick hinüber, machte eine lockende Bewegung mit ihrem Zeigefinger.

Ich weiß, was kommt, dachte Rick, ich weiß genau, welche Frage jetzt kommt.

„Sag mal“, flüsterte Candy, „stimmt das, was sie erzählt hat? Dass du einen Segelbootunfall in Florida hattest und dabei deine Mutter fast ertrunken wäre?“

Das war nicht das, was er erwartet hatte und er konnte darauf nichts sagen.
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Eine Sekunde lang fürchtete er sich davor, was Sophie noch erzählt haben könnte, aber Mascots leise flüsternde Stimme, die in letzter Zeit so selten geworden war, tauchte auf und sagte: Segelbootunfall. Sie hat gesagt, es war ein Unfall, keine Absicht.

„Das erzähle ich dir ein anderes Mal“, flüsterte er zurück, „wenn ich dann noch hier bin.“

„Dann solltest du dir Mühe geben.“ Candy grinste ihn an, tat dann wieder unbeteiligt, als Sophie mit drei Tassen Kaffee auf einem Tablett aus der Küche kam.

Irgendwann klingelte das Telefon, Candy sprang auf und nahm das Gespräch in der Küche entgegen. Sie war in dem Alter, in dem sie ständig irgendwelche Anrufe bekam. Sie konnten sie kichern hören.

„Mein Arm brennt noch immer“, sagte Rick, versuchte sie bei ihrem Mutterinstinkt zu packen.

„Du hättest besser auf dich aufpassen sollen“, antwortete sie ungerührt.

Rick stellte den Kaffeebecher beiseite, rückte näher an sie heran und nahm vorsichtig eine Strähne ihres Haares zwischen zwei Finger und versuchte, sich die Strähne um den Zeigefinger zu wickeln. Sophie zog mit einem Ruck den Kopf zurück, griff gleichzeitig nach seiner Hand und er musste die Strähne loslassen, um ihr nicht wehzutun. In der Küche begann Candy lauthals zu lachen, rief, sie würde das Gespräch in ihr Zimmer legen.

„Ich hab Hollis gesagt, dass er hier anrufen soll“, sagte Rick, versuchte, ihre Hand festzuhalten, aber Sophie machte sich von ihm los, ohne ihn anzusehen und stand auf.

„Ich räume jetzt auf“, sagte sie auf dem Weg in die Küche, „und du solltest sehen, ob du irgendwo unterkommst, denn du wirst nicht über Nacht hier bleiben.“

„Ich kann nirgendwo sonst hin“, sagte er, setzte sich in der Küche auf die Arbeitsplatte zwischen Spülmaschine und Fenster, „lass mich hier bleiben, ich verspreche, dass ich mich benehme. Und wenn du es nicht anders willst, nehme ich Carlos wieder mit, sobald er gesund ist, und verschwinde von hier.“

„Das ist eines von vielen Versprechen, die du nicht halten wirst.
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„Du könntest allein den Versuch gelten lassen. Oder ich bleibe doch hier und wir gehen beide nicht mehr nach New York zurück.“



Sophie sah ihn lange an, versuchte, ihre Gedanken in eine klare Linie zu bekommen. Er konnte nicht ahnen, was in ihr vorging, aber sie war auch noch nicht bereit, ihm die Wahrheit zu sagen.

Hat er ein Recht auf die Wahrheit? dachte sie, in naher Zukunft sicher, aber nicht jetzt sofort, nicht hier und jetzt.

Blieb er im Haus, befürchtete sie, könnte er herausfinden, was mit ihr los war und sie hatte eine böse Ahnung, wie er darauf reagieren würde. Aber sie konnte ihn, nachdem er einmal im Haus war, nicht wieder rausschmeißen. Wenn er von allein verschwand, war es in Ordnung, aber sie konnte ihn bei dem Wetter nicht einfach vor die Tür setzen. Ihn nach Hause zu schicken, sobald Carlos wieder in Ordnung war, war etwas anderes.

„Was willst du denn hier anstellen?“ fragte sie, räumte Teller und Besteck in die Spülmaschine, „du würdest dich hier doch zu Tode langweilen.“

„Wir können es ausprobieren. Schließlich hab ich lange auf dem Land gelebt.“

„Lange?“ wiederholte Sophie, „du bist abgehauen, als du kaum laufen konntest.“

„Ich war fünfzehn“, korrigierte Rick, „außerdem war das was anderes.“

Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an, beobachtete ihn, wie er seinen Kaffee trank, sich den wochenalten Bart kratzte und plötzlich verdammt müde aussah. Er erwiderte ihren Blick, ohne eine Regung zu zeigen.

„Weißt du, was ich jetzt gern möchte?“ fragte er.

„Ich kann mir vorstellen, was das ist.“

„Duschen“, sagte er, machte eine Geste, als wolle er sie für ihre schmutzigen Gedanken abstrafen, „sehr heiß duschen und rasieren und Haare waschen und Zähne putzen.“

„Und danach?“

„Schlafen, glaube ich.“

„Wenn du schwörst“, sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an, „dass du dich benimmst, kannst du hier bleiben. Du schläfst im Gästezimmer, nicht bei mir.“

Das Badezimmer auf der oberen Etage des Hauses war riesig groß, ausgestattet mit hellblauen Kacheln, einer Duschkabine und einer Badewanne. In einem Holzregal, das bis unter die Decke ging, lagen weißen flauschige Handtücher und in den Halterungen an der Wand über dem Waschbecken steckten elektrischen Zahnbürsten.
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Sophie legte ihm alles zurecht, Seife und Badezusatz, Shampoo und Zahnbürste und einen der Einwegrasierer, mit denen sie sich die Beine rasierte.

Er hatte sich bereits auf der Treppe halb ausgezogen, ließ seine Schuhe vor der Badezimmertür stehen und drückte die Tür ins Schloss.

„Rick? Schließ bitte die Tür nicht ab, ja?“ rief Sophie durch die geschlossene Tür, „Candy wird schon nicht reinplatzen, und ich will nicht die Tür aufbrechen müssen, wenn du in der Wanne einschläfst.“

„Das ist doch nur ne faule Ausrede, du geiles Weib“, schrie Rick durch die Tür zurück.



Sie hörte das Badewasser einlaufen, das Tappen nackter Füße auf den Fliesen und eine Gürtelschnalle, die auf dem Boden aufschlug.

In dem Gästezimmer, der kleinste Raum im Haus, das eine Tür weiter lag, legte sie Bettwäsche und ein großes T-Shirt raus, lüftete für einen kurzen Moment und blieb vor den Familienbildern an der Wand über dem Bettgestell stehen. Es fühlte sich für sie unbehaglich an, dass Rick hier war, selbst wenn es nur das Gästezimmer war. Wieder schlich sie sich an die Badezimmertür und lauschte. Das Wasser rauschte noch immer in die Wanne. Als sie sich umdrehte, stand Candy unmittelbar hinter ihr, ein belustigtes Grinsen auf dem Gesicht und Sophie stuppte sie böse an.

„Bist du verrückt, dich so anzuschleichen?“

„Bleibt er über Nacht?“

„Wenn du mich damit aufziehst…“ Sophie versuchte wütend zu werden, aber es gelang ihr nicht. Candy kannte sie nur zu gut, grinste in sich hinein und spielte mit. Sie hob die Hände wie zur Abwehr und sagte: „Das würde ich nie wagen… Ich finde es gut, wenn er hier bleibt. Zumindest für ein paar Tage, oder was immer er auch vorhat.“

„Ich weiß, was er vorhat“, sagte Sophie. Sie gingen hinunter in die Küche, räumten zusammen das letzte Geschirr weg. „Er will, dass ich zurück nach New York gehe, mir einen neuen Job suche und alles so weitergeht wie gewohnt.“



Ricks Bad dauerte so lange, dass Sophie glaubte, er sei ertrunken in der Wanne, aber als sie sich wieder vor die Tür schlich, hörte sie ihn summen und planschen.
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Sie stellte sich vor, wie er sich die ganze Haut vom Körper schrubbte. Als das Wasser endlich gurgelnd ablief, dauerte es noch eine halbe Stunde, bis er latschend in der Tür des Gästezimmers erschien. Im Bademantel ihres Vaters sah er klein und dünn aus.

„Ich hab mich beim Rasieren geschnitten“, sagte er und zeigte ihr die Stelle am Kinn. Sophie begutachtete die Stelle, wo er einen Schnitzer Haut abgesäbelt hatte und sagte, das würde wieder heilen, bis er groß war. Er grinste, froh darüber, sie in seiner direkten Nähe zu haben, wenn es auch nur vorübergehend war. Sie wich ihm aus, als er sie zu lange ansah.

„Ich stecke deine Klamotten in die Waschmaschine“, sagte Sophie, „die sehen aus, als hättest du die drei Jahrzehnte lang getragen.“

„Wir waren im Waschsalon.“

„Bestimmt habt ihr das Waschpulver vergessen.“

„Möglich“, erwiderte Rick. Er setzte sich auf das Bett, probierte die Matratze und wagte nicht zu fragen, ob Sophie bei ihm schlafen würde. Er konnte an ihrem Gesicht sehen, dass er eine Abfuhr bekommen würde.



Sie frühstückten gemeinsam in der Küche nach einer komplett durchgeschlafenen Nacht. Candy war bereits auf dem Weg zur Arbeit, sie hatte einen kleinen Nebenjob in der Stadt und versuchte nebenbei noch ein Studium abzuschließen, allerdings recht erfolglos und unmotiviert.

Rick gab sich brummig und einsilbig, trank eine Tasse Kaffee nach der anderen und wollte nichts essen, obwohl Sophie ihm genug anbot.

„Wenn du kalte Füße hast, zieh dir Socken über“, sagte sie, nachdem Rick nicht aufhörte, unter dem Tisch die Füße zu bewegen und dabei Geräusche zu machen. Rick sah sie an und erwiderte: „Wieso hast du hier keinen Job?“

„Was?“

„Wenn du hier bleiben willst, brauchst du einen Job, oder?“

Sie starrte ihn an und hätte ihm das Geheimnis fast verraten, aber eine innere Stimme, auf die sie in letzter Zeit öfters hörte als ignorierte, meinte, sie solle damit noch warten.

„Woher willst du denn wissen, dass ich keinen Job habe?“

Rick beantwortete diese Frage nicht wirklich, er grinste nur und machte eine Geste, die eine Menge bedeuten konnte.
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Ich-weiß-es-einfach oder Ich-habe-dich-auf-den-Arm-genommen.

„Nimm dir wenigstens was von dem Obst“, sagte sie.

„Seit wann ess ich denn so was?“

„Willst du dich mit mir streiten?“

„Dazu bin ich zu müde“, sagte Rick und gähnte.

„Aber anscheinend nicht zu müde für dumme Bemerkungen.“

Sie saßen fast eine Stunde zusammen, Rick nahm sich eine weitere Tasse Kaffee, als Sophie schon damit begann, den Tisch abzuräumen.

„Du wirst Herzflattern bekommen.“

„Das hab ich schon“. Er grinste vorsichtig über seine Tasse hinweg und sagte: „Seit ich hier bin. Hab ich ständig Herzflattern.“

„Du lügst noch immer wie gedruckt.“
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Kommentare zur Story:

  Immerhin, die Knarre kommt ins Wasser. Schönes lebendiges Kapitel.  
   Petra  -  17.01.11 19:44

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  Und nun hat er die " Festung" doch schon so ein bisschen erobert, aber schlafen muss er im Gästezimmer. Und dich bin froh, dass Carlos wohl doch gesund werden wird.  
   Jochen  -  30.10.10 20:02

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Wirklich sehr gut geschrieben. Eine andere Richtung. Das ist, wie es jetzt aussieht eine Liebesgeschichte, vieleicht tragisch, aber fantastisch geschrieben...Beste Grüße  
   Jürgen Hellweg  -  23.10.10 22:07

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

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