Romane/Serien · Spannendes

Von:    Hanim      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 21. August 2010
Bei Webstories eingestellt: 21. August 2010
Anzahl gesehen: 2213
Seiten: 3

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Der Reiter durchmaß den Raum ohne weitere Worte mit kräftigen langen Schritten.

Den Kopf leicht geneigt, so das man sein Gesicht nicht sofort erkennen konnte.



Es war frech was er vorhatte, leichtsinnig, aber er wollte es trotzdem unbedingt tun. Mitten im Raum blieb er stehen. Die Augen der Schüler, glücklich über die Unterbrechung, waren ohne Ausnahme auf ihn gerichtet.

„Sabah Acher wah Salam Aleikum, ehrwürdiger Lehrer! Prügelt Ihr Euren Schülern immer noch die Liebe zur Schrift aus dem Leib?“



Der Mullah zucke zusammen und blicke den Fremden genauer an. Seine kurzsichtigen Augen erahnten nur die Gestalt.

„Wer bist Du!“ fragte er eine Spur zu laut.

„Kennt Ihr mich nicht? Das solltet Ihr aber, denn ihr habt mir die Hände und Füße blutig geschlagen, weil ich zu schnell gelernt habe, weil ich gelernt habe, obwohl ihr zu meinem Vater gesagt habt, dass ich das niemals schaffen würde. Aber wie Ihr hört, spreche ich heute fließend arabisch und kann es auch lesen, sowie persisch und das, ja so ungeheuer blasphemische, Griechisch.. Ich habe es gewagt den Koran auswendig zu können, vor allen anderen Schülern und dafür habt Ihr mich wieder und wieder gestraft!“



„Wer bist Du?“ wiederholte der alte Mann, seine Wangen waren grau und eingefallen, sein Bart spitz und schütter und unter seinem viel zu großen Turban funkelten tief liegende dunkle Augen wenig freundlich.



„Das wisst Ihr nicht, schade. Waren es zu viele Schüler, die ihr so vergrault habt, dass ihr Euch an diesen einen nicht mehr erinnern könnt?“ Der Reiter sprach weiter arabisch und so klar und fließend, mit der typischen Färbung von Damaskus, daß außer dem Mullah nur wenige der Anwesenden folgen konnten.

„Nun“ so wandte er sich an die Schüler. „ schlägt er Euch auch! Lernt Ihr deshalb etwa schneller?“

Keiner wagte auch nur ein Wort zu sagen, aber in ihren Gesichtern spiegelte sich das wieder, was der Reiter selbst durchgemacht hatte.



„Ahhh, was fällt Dir ein. Du beschimpfst mich ohne Respekt. Du daher gelaufener dreckiger Köter. So etwas wie Du war nie mein Schüler, so abgerissen und so ...“ Dem Alten fiel kein Schimpfwort ein.
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Der Reiter schlug den Mantel zurück und unter dem Seidenstoff lugte ein glänzenes Kettenhemd hervor. Der Griff des schlichten Säbels schimmerte aus schwarzem Ebenholz und obwohl die Stoffe abgetragen waren, zierten kunstvolle Seidenschnüre und silberne Beschläge die Gürtel und die Säbelscheide. Die von der Reise verschmutzten Stiefel waren aus feinstem Saffian Leder und jeder Anwesende konnte nun sehen, dass keinesfalls ein abgerissener Landstreicher in dem staubglitzerndem Raum stand und sich nun lauernd weiter dem Mullah näherte.



Er machte keine bedrohliche Geste die mißverstanden werden könnte. Er beugte sich nur mit einem Lächeln vor und flüsterte leise und ganz nah an dessem Ohr auf persisch, so leise das nur der Mullah es hören konnte:

„Ja mein hochverehrter Lehrer, ich bins, Akay. Das kleine Mädchen in dem viel zu großen Charchaf, das nichts lernen sollte, obwohl ihr Vater sie doch hierher gebracht hatte. Verfluche mich ruhig, so wie Du es früher immer getan hast, schlag mich ...aber !“ Unerwartet hatte der Alte mit dem Rohrstock ausgeholt und dem Reiter den federnden Stock durchs Gesicht gezogen. "Du Abschaum, du elendes Gotttelästeriches Geschöpf....lehnst dich gegen Allah auf...du wirst in der tiefsten Hölle schmoren....

Mit einem Lächeln unterbrach ihn Akay:“..das entscheidet, Allah sei Dank, nicht Ihr! Heute nenne ich mich Koray und das war der letzte Schlag den Du gegen mich führen konntest!“ Dann nahm sie ihm sanft den Stock aus der Hand und zerbrach ihn.

„Du wirst nie begreifen....niemals„Koray, Dunkelmond, du wirst in der Hölle braten!“ stöhnte der Alte. Aber sie hatte sich schon umgewand und verließ den Raum. „Zusammen mit Dir“ murmelte sie, und jeder hörte es obwohl sie die Worte nur zu sich selbst gesprochen hatte.



Die Schüler starrten dem vermeintlichen Edelmann hinterher und brachen in lautes Diskutieren aus. Der alte Mullah aber starrte dem Fremden unverwand hinterher um dann ganz gegen seine Art, sehr ruhig und leise den Unterricht fortzusetzen.

Nie erfuhr jemand wer ihn an diesem Tag besuchte.

Er hörte allerdings auch nie auf seine Schüler zu schlagen, jetzt sogar mehr als vorher, aber er sollte nicht mehr lange Unterricht geben.
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Auch wurde er sehr seltsam und schimpfte seither immer auf eine unsichtbare Akay. Er verstarb nur wenige Monate nach dem Besuch. Es schien als hätte diese Begegnung ihn so verstört, dass er aus dem Leben schied.



Koray trat nach draußen und atmete tief ein. Die Luft war anders als außerhalb der Mauern, sie war eine Mischung aus Seeluft und schmutzigem rußigem Staub. Sie blickte an ihrem Pferd und dem mageren Köter vorbei. Weit unter ihr lag wieder das Goldene Horn, jene Bucht die weder zum Meer noch zu dem Fluss gehörte, der in sie mündete, je nach dem wie der Wind stand war sie salzig oder süß. In dem fauligen trägen Wasser am Ende des Armes, durchzogen von dichten Schilfrohren, tummelten sich Feiertags Boote mit Stadtbewohnern die nach Vergnügen im Grünen oder nach Abkühlung lechzten. Zu den Inseln draußen im Meer, wo die Luft im Winter sanft und im Sommer kühl war, hatten sie keinen Zutritt. Auch war das Halic weniger gefährlich und mancher Städter konnte sich dort wie ein Seemann fühlen. Damen in hellen Batist Charchafs, rosa, weiß, zart schillernd wie Blüten mieteten sich Boote mit einem Ruderer und manch eine war so mutig, selbst zu rudern.

Wie kleine helle Punkte konnte man sie erahnen, denn es war kein Freitag. Koray lächelte, solchen harmlosen Vergnügungen war sie auch als Kind, ja als junges Mädchen noch nachgegangen und hatte gefallen daran gefunden.

Sie hatte die Hand in das trübe brackige Wasser gehalten, versucht nach den trägen Fischen zu greifen und mit den anderen hatten sie gegen Abend, wenn die Mücken in Schwärmen auftauchten, das Wasser fluchtartig verlassen.
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Kommentare zur Story:

  Na, da hast du den Leser aber prächtig herein gelegt. Du schreibst sehr lebhaft und detailgetreu. Nur deine Interpunktion, besonders bei der wörtlichen Rede, ist manchmal etwas unordentlich, was schade ist bei so einem schönen Text.  
   Tintenkleckschen  -  23.09.10 12:13

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  Ah da kommt mir doch gleich das "Männer tragen keine Seide" aus dem ersten Kapitel wieder in den Sinn ^^ gut gemacht.  
   Jingizu  -  24.08.10 09:55

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Na, da hast du mich ja wirklich auf`s Glatteis geführt. Die Überraschung ist dir gelungen und ich hab`s diesem fiesen Mullah von Herzen gegönnt. Ein gutes Kapitel.  
   Jochen  -  23.08.10 23:05

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Interessante Kommentare

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Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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