Romane/Serien · Nachdenkliches · Experimentelles

Von:    Siebensteins Traum      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 4. Juli 2010
Bei Webstories eingestellt: 4. Juli 2010
Anzahl gesehen: 2648
Seiten: 2

Diese Story ist Teil einer Reihe.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Grey sah dem sterbenden Leib zu. Diesen Tot würde er zu verantworten haben. Denn er wird es gewesen sein, der ihn mit seinem Wurfmesser herbeigeführt haben wird.

Ein Underdog weniger.

Ein Underdog?

Langsam, gaanz langsam schlich sich bei Grey etwas ein, das sehr nachhaltig und vor allem auch sehr lästig sein konnte; das einem schon einmal den Tag versauen konnte: Zweifel. Er kroch langsam sein Rückenmark hinauf, in seinen Nacken hinein und verbreitete sich anschließend, wie ein Virus, von seinem Hinterkopf ausgehend in seinem gesamten Verstand.

Grey versuchte alles, ihn zu verscheuchen, ihn ins Unterbewusstsein zu verschieben, doch er konnte denken, an was er auch nur wollte, er war nun da und würde so schnell nicht mehr von ihm lassen. Das spürte er ganz deutlich, denn er war angekommen. Bei ihm. In seinem Kopf. In seiner Welt. In seinem Bewusstsein. In seiner Persönlichkeit.

Nun gab es kein Zurück mehr, das wusste er nur allzu gut. Er musste sich nun damit beschäftigen, musste nachspüren, weshalb er davon so plötzlich ergriffen worden war. Was war los mit ihm? Was wusste er, und wusste es doch noch nicht, zumindest nicht bewusst? Irgendetwas war in seinem Kopf los, sein Unterbewusstsein warnte ihn, auch wenn die Warnung vielleicht viel zu spät kam.

Er hatte schon eine Leiche produziert; hatte schon ein Leben ausgelöscht – war er nun auch schon schuldig? Wenn ja, wessen hatte er sich dann schuldig gemacht?

Zwei Mal hatte er nun dieses Wort bei seinen Überlegungen gedacht. Es war nun auch angekommen. Es setzte sich ebenso in seinem Kopf fest.

Er zweifelte und fühlte sich gleichzeitig schuldig.

Unangenehm. Sehr unangenehm sogar.

Dies war nicht die erste Leiche, die er in dieser Stadt produziert hatte. Doch weshalb löste sie in ihm so etwas aus?

Grey suchte nach Antworten, fand aber keine. Wer waren die Underdogs überhaupt? Wo waren sie? Gab es sie überhaupt?

Plötzlich fühlte er sich, als würde sein Gehirn mit Licht, mit Erkenntnis überflutet. Plötzlich schien alles einen Sinn zu ergeben. Das letzte Puzzleteil war nun eingefügt und sein Verstand trat zwei Schritte zurück, um sich das Gesamtbild anzusehen. Nun konnte auch sein Bewusstsein erkennen, was zuvor lediglich seinem Unterbewusstsein zugänglich gewesen war.
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Es fühlte sich für ihn wie ein Donnerschlag an:

Natürlich gab es die Underdogs! In unserer Vorstellung! Es war das, was keiner in dieser Stadt sein wollte aber letztendlich doch irgendwie war. Es war die Abspaltung des als unerträglich empfundenen eigenen Selbst, das auf etwas anderes, etwas außerhalb des eigenen Körper liegendes projiziert wurde; von dem man sich auf diese Weise abgrenzte; das man auf diese Weise aktiv negieren konnte. Jeder von ihnen war ein Teil davon und trug dazu bei, dass diese Chimäre auch weiterhin in den Köpfen aller lebendig blieb. Die Underdogs waren ein Hirngespinst, das vielleicht nötig war, wollte man in einer Stadt wie Townsen überleben.

Grey hatte sich nun dieses Prozesses, dem alle, die in dieser Stadt überleben wollten, unterworfen waren, bewusst gemacht. Jetzt konnte er hier nicht mehr leben, denn er hatte sich nun damit von dem großen Ganzen für immer getrennt. Nun konnte er ein neues Leben beginnen, von dieser Stadt mit all seinen Ratten, Menschen und Chimären weit entfernt. Er war nun frei; war nun aus diesem kollektiven Alptraum, in den man nach einer gewissen Zeit in dieser Stadt unweigerlich verfiel, aufgewacht. Nur wenige hatten dies schon vor ihm geschafft gehabt; nur wenige hatten sich von dieser Chimäre in ihren Köpfen befreien können. Aber Grey war einer dieser Wenigen; einer derjenigen, die diese Stadt überlebt hatten. Zwar schuldig, aber dafür lebendig und vor allem auch frei.

Noch am selben Tag machte er sich auf den Weg. Wohin, das war ihm völlig gleich. Denn einer einzigen Sache war er sich vollkommen sicher: Jeder beliebig andere Ort KONNTE nur besser sein als dieser; konnte nur besser sein als Townsen.

Schlechter ging es auf jeden Fall nicht.

ENDE
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Punktestand der Geschichte:   257
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Kommentare zur Story:

  Hallo Jochen, vielen Dank für deinen Kommentar.
Einen Teil davon, was ich mit diesem Text aussagen
möchte, hast Du tatsächlich erkannt. Allerdings gilt
auch in diesem Falle, dass der Text vielschichtiger
ist, als es vielleicht im ersten Moment erscheinen
mag. Gruß,  
   Siebensteins Traum  -  07.07.10 07:55

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Und Grey gelingt es also, als einem der Wenigen, sich von dieser schrecklichen Stadt zu befreien. Er wird Towsen verlassen können, im Gegensatz zu vielen anderen, die dort vor sich hin vegetieren. Das ist jetzt klar und daher finde ich es gut, dass du noch ein Kapitel angehängt hast. Der Leser erkennt, was du mit diesen drei Teilen aussagen wolltest. Nämlich, dass manche Städte krank machen und die Leute, die darin Leben, es nicht bemerken, sich wie in einem Sog darin befinden, aus dem es (anscheinend) kein Entrinnen gibt. Eine düstere experimentelle Story, die dir gut gelungen ist.  
   Jochen  -  06.07.10 22:18

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