Lillis Sommer/5 , Schluss und Zugabe    397

Romane/Serien · Erotisches · Sommer/Urlaub/Reise

Von:    rosmarin      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 14. Juni 2010
Bei Webstories eingestellt: 14. Juni 2010
Anzahl gesehen: 3863
Seiten: 9

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   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


5. Kapitel



Es dauerte noch einige Zeit, bis alle Formalitäten für die Umbuchung erledigt waren. Doch dann war es endlich soweit. Die Verwandtschaft erschien vollzählig an der Bushaltestelle, um Else, Karl und Lilli gebührend zu verabschieden. Jeder hatte ein kleines Geschenk dabei.

„Ich hoffe, es hat euch bei uns und in unserem wunderschönen Land gefallen.“ Guschi küsste Else, Karl und dann auch Lilli rechts und links auf die Wangen und überreichte jedem ein wunderschön geformtes und verziertes Mategefäß und eine dazu gehörige Bombilla.

Lilli verabschiedete sich ebenfalls der Reihe nach auf Argentinisch. Auch sie küsste, wie sie da standen, alle rechts und links auf die Wangen. Else und Karl taten es ihr nach.

Endlich tuckerte ein altes Vehikel von Bus heran. Die Verwandtschaft half beim Verstauen der Gepäckstücke. Sie stiegen ein. Karl kurbelte ein Fenster herunter.

„Wie heißt 'Bis bald' noch mal?“, fragte er Lilli.

„Hasta luego, du Deppen“, lachte Lilli. Sie hatte, getreu ihrem Schwur, jeden Tag ein spanisches Wort gelernt und konnte sich leidlich verständigen. Karl war zu faul zum Lernen. Und Else lernte schwer.

„Asta luego!“, rief sie jetzt laut und beugte sich weit aus dem Fenster. „Cracias! Cracias!“

Da erblickte sie Alfredo, der mit großen Schritten näher kam. Er ließ es sich also nicht nehmen, sich von ihnen zu verabschieden. Eigentlich eine nette Geste. Lilli war etwas gerührt. Er nahm ihr ihr doch etwas eigenartiges Verhalten in dem Stundenhotel also nicht übel.

Else, Karl und Lilli stiegen noch einmal aus, um sich von Alfredo zu verabschieden. Küsschen auf die rechte Wange. Küsschen auf die linke Wange.

Alfredo drückte Lilli noch einen heißen Kuss auf die Hand. Seine dunklen Glutaugen versanken in ihren hellen grünen.

„Danke“, flüsterte er, „danke. Du bist hier immer willkommen.“ Alfredo überreichte Lilli ein winziges, mit einer goldenen Schleife verziertes Päckchen. „Zur Erinnerung. Du weiße Lilie aus Germania“, flüsterte er. „Ich brenne noch immer.“



Endlich fuhr das Vehikel los. Es musste ja über tausend Kilometer bis Buenos Aires zurücklegen. Über die löchrigen, staubigen Landstraßen holperte der Bus mühsam durch die Nacht.
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Hielt oft. Ruckte und zuckte. An Schlafen konnte Lilli natürlich nicht einmal denken. Sie wunderte sich über Else und Karl, denen die Holperfahrt nichts auszumachen schien. Sie drückten sich, wie die übrigen wenigen Fahrgäste, fest in ihre hölzernen Sitze, um nicht unsanft hin und her geschleudert zu werden oder gar auf dem Schoß eines fremden Fahrgastes zu landen, und schliefen selig. Für Lilli verging die Zeit quälend langsam. Nicht einmal nachdenken oder vor sich hinträumen konnte sie. Sie blickte aus dem Fenster und starrte in die Nacht, die dunkel und ohne Sterne war. Schöner Abschied. Das.

Endlich war es geschafft. Der Bus hielt vor dem Flughafen. Lilli wankte mit den anderen Fahrgästen erschöpft ins Freie. Ihr tat alles weh. Vorsichtig betastete sie ihre Körperteile. Bestimmt war keine Stelle ohne blaue Flecken. Es war sieben Uhr fünfzehn. Der Flug nach Berlin, natürlich wieder mit Umsteigen in Madrid, war für fünfzehn Uhr fünfunddreißig gebucht. Also war noch viel Zeit.

„Ich bin immer noch müde“, gähnte Else. „Bei dem Geholpere konnte man ja kein Auge schließen.“

„Ich, ja“, sagte Karl. „Zwölf Stunden Schlaf reichen mir.“

„Tut euch denn nichts weh?“ Lilli verzog gequält ihr Gesicht. „An mir ist keine Stelle ohne blaue Flecken.“

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz“, spottete Karl. „Was, Else, meine Spuaw.“

„Wenn du es positiv meinst, dann gerne“, sagte Else. „Lasst uns noch ein wenig bummeln. Auf der Herfahrt konnten wir doch gar nichts sehen. Jetzt ist es hier noch schön leer.“

Also schlenderten Else und Lilli durch die teuren Geschäftsstraßen, während Karl in einem kleinen Cafe saß und eine nach der anderen qualmte. Vor einem Schmuckladen blieben sie begeistert stehen.

„Schau mal, Else“, staunte Lilli, „diese wunderschöne rosa Sau aus Onix.“

Else setzte ihre neue luxuriöse Brille auf.

„Mit sieben süßen Ferkeln“, freute sie sich.

„Da müssen wir rein.“ Lilli stand schon in der Tür. „Genau die habe ich gesucht. Aber in Cordoba keine gesehen.“

Doch die süße Schweinefamilie war nur Dekoration und Lilli musste sich mit einem einzelnen Schweinchen begnügen.
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Ein Schweinchen für sechs Peso. Vier blieben ihr noch.

Else hatten es, wie immer, Ohrringe angetan. Diesmal schwarze Hänger aus Hematiten.

„Aber ich habe leider keine Pesos mehr“, klagte sie.

„Vielleicht hat ja Karl noch welche“, vermutete Lilli.

„Kannst du vielleicht bitte mal zu ihm gehen und fragen, ob er mir sie borgen kann, Lilli, mein Schatz?“

„Mach ich doch gern.“

Lilli fand Karl in dem besagten Cafe, noch immer rauchend.

„Aber gebt nicht alles aus.“ Widerwillig gab Karl Lilli die zehn Pesos. „Weiber. Immer müssen sie sich mit Schmuck behängen.“

„Wir sind halt nicht solche Naturschönheiten wie du.“ Lilli küsste Karl auf die Wange und stöckelte davon.

Inzwischen war es dreizehn Uhr geworden. Die Iberia hatte jetzt geöffnet. Else, Karl und Lilli schoben ihre voll gepackten Wagen zu der Gepäckannahme. Ein junger Mann überreichte Else höflich die Rechnung.

„Neununddreißig Peso!“, schrie Else entsetzt.

„Wofür denn?“ Karl riss Else die Rechnung aus der Hand.

„Flughafentaxe“, sagte Else tonlos.

Lilli lachte laut los. In Karls Gesicht stand die heiße Wut. Else war ganz blass geworden unter ihrer tief gebräunten Haut.

Hastig kratzten sie ihre Pesos zusammen. Es waren sechsundzwanzig.

„Ich habe noch deutsche Münzen.“ Else schüttelte ihre Münzen aus ihrem samtenen Geldbeutel auf die Ablage. „Vielleicht reichen die ja.“

„Doch der junge Mann am Schalter wollte sie nicht.

„Leider nur Pesos“, sagte er.

„Tausch doch die Münzen bei der Bank ein, Lilli“, hatte Else einen Einfall.

Lilli eilte zur Bank. Doch dort konnte man nur Papiergeld eintauschen.

„Bringt doch die verdammten Ohrringe wieder hin“, schlug Karl vor.

„Sie hat sie doch schon in den Ohren“, lachte Lilli. „Da nehmen sie die doch nicht wieder zurück.“

„Dann versuch es doch mal mit deinem liebreizenden Charme“, lachte Karl frech. „Die argentinischen Männer sind doch alle scharf auf dich, du rote Schönheit.“

„Warum nicht.
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Lilli ging wieder zu dem Schalter. In lustigem Kauderwelsch erzählte sie dem jungen Mann von ihrer Unwissenheit im Falle Flughafentaxe, der Schweinefamilie und den Ohrringen, hielt ihm Elses Münzsäckchen vors Gesicht und lächelte ihn verführerisch an. Und, oh, Wunder, der junge Mann ließ sich erweichen, verschmähte die Münzen und überreichte ihr freundlich lächelnd die Tickets.

„Cracias! Muchas cracias.“ Lilli umarmte den jungen Mann stürmisch. „Thank you, very much.“

Indessen hatte sich eine lange Schlange hinter Lilli gebildet und verfolgte interessiert das Geschehen. Der junge Mann winkte verlegen ab. Die Leute lächelten wohlwollend.

Der Flug war also gerettet.



Erschöpft, aber glücklich, saßen Else, Karl und Lilli endlich in der Großen Iberia. Nach einem ruhigen Start durchflog die Maschine eine Schlechtwetterzone. Die Stewards forderten die Fluggäste auf, sich anzuschnallen und die Schwimmwesten bereit zu halten. Das Flugzeug schwankte und schaukelte bedrohlich hin und her, auf und ab. Hagel prasselte wie wild auf das Dach.

Lilli klappte neugierig das kleine Bullfenster hoch.

„Ich muss doch sehen, was sich so am Himmel abspielt“, sagte sie. „Wer weiß, wann sich mal wieder so eine Gelegenheit bietet, so ein Schauspiel zu erleben.“

Dunkelheit war überall. Der Himmel über dem Himmel noch gruseliger als der erste Himmel. Blitze zuckten durch die Schwärze. Wie phosphoreszierende Ungeheuer. Es stürmte, regnete und hagelte. Hin und wieder zeigte sich ein Stück Mond. Umgeben von einem gelben Hof. Nichts weiter. Ein paar Meter noch. Dann verschwand auch er. Wieder nur blitzende Dunkelheit. Doch dann, plötzlich, war der Mond wieder zu sehen. Etwas heller nun. Gebirgig geteilt. Endlich blieb er am Himmel hängen. Bestrahlte wie eine kalte Sonne die Wolken. Zauberte ihnen helle, goldene Spitzen.

Else schlief. Unbeeindruckt von der gespenstischen Schönheit dieser Nacht.

Karl hatte die richtige Schlafstellung noch nicht gefunden und rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her.

Lilli klappte das Fensterchen wieder zu. Sie war auch müde. Doch hier war es ihr zu eng. Sie hatte vorhin weiter hinten noch freie Plätze gesehen.
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Also stand sie auf, zwängte sich an Else und Karl vorbei, suchte einen anderen Schlafplatz. Auf einer leeren Bank wickelte sie sich in die Iberiawolldecke, rollte sich wie ein Igel zusammen, legte die schwarze Augenbinde um und war bereit zum Schlaf. Zu spät erst bemerkte sie, dass sich hier die Raucher versammelt hatten. Die Luft war stickig und schwer. Alle husteten so gut sie konnten. An Schlafen war natürlich nicht zu denken.

Lilli starrte den Fernseher an der Decke an. Das Programm war zu Ende. Nur das Testbild füllte den Schirm. Verstanden hätte sie sowieso nichts.

Der Kerl in der Reihe vor ihr öffnete seine dritte Packung Marlboro, zündete eine Zigarette an, reichte sie seinem Vater, der neben ihm saß, sabbelnd vor Gier und heiser hüstelnd, und steckte sich dann selbst eine in den Mund. Das Feuerzeug flammte immer wieder auf. Die Glimmstängel ragten steif aus den geteerten Mündern. Igittigitt. Unzählige Wölkchen schwebten bläulich in kleinen Kreisen zur niedrigen Flugzeugdecke. Hüllten Lilli in stinkenden Dunst. In ihrem trockenen Hals kratze es unerträglich. Sie hustete wie der Alte und holte sich immer wieder Wasser vom Servicewagen.

Der Mann hinter ihr hatte eine kleine Lampe angeknipst. Das gelbe Licht fiel direkt in Lillis Gesicht. Der Mann las und rauchte und hustete die ganze Nacht.

Irgendwo schrie hysterisch ein Kind.

„Pst! Pst!“, flüsterte der genervte Vater. Das Kind schrie weiter. Das Flugzeug schwankte weiter durch die Himmel, mal höher, mal tiefer. Es war, als würde es über unzählige Schlaglöcher holpern. Wie das Vehikel von Bus über die staubige, unwegsame Landstraße. Endlich schaukelte es wieder im sanften Rhythmus dahin. Und endlich versank auch Lilli in einen kurzen, unruhigen Dämmerschlaf, immer begleitet von Husten, Röcheln, Schnaufen, Wispern.

„Das ist ja nicht zum Aushalten“, wütete sie völlig entnervt, stand auf und setzte sich wieder zwischen Else und Karl, die ruhig schliefen. So fand sie in der doch etwas angenehmeren Luft endlich auch noch etwas Schlaf.

Pünktlich sechs Uhr servierte der freundliche Stuart ein reichhaltiges Frühstück. In Madrid war der Aufenthalt nur kurz. Etwas verfrüht landete die kleine laute Iberia in Berlin.





*





Mit zwei langstieligen Rosen in der Hand eilte Eddi auf Else und Lilli zu.
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„Schön, euch wieder zu sehen.“ Eddi reichte Else die eine Rose. Lilli die andere. „Wie habe ich euch vermisst.“

Stürmisch umarmte er Lilli und küsste sie lange auf den Mund. Und wie stets bei diesen Übungen, fühlte sie tausend kleine Feuerstrahlesonnen in ihrem Körper. Das waren doch ganz andere Gefühle als die, die Alfredos Küsse in ihr ausgelöst hatten. Schnell weg mit diesen Gedanken. Sonst würde Eddi sie womöglich noch lesen.

„Wunderschön siehst du aus. Mit deinen leuchtenden Tigeraugen in deinem schönen braunen Gesicht.“

Eddi sah Lilli begehrlich an.

Lilli schaute sich suchend um. Karl war nirgends zu sehen. Bestimmt war er wiedermal verschwunden, ohne sich zu verabschieden. Das sah ihm ähnlich. Erwin war auch nicht da.

„Wo ist Erwin?“, fragte sie enttäuscht.

„Er kann nicht kommen.“

„Bestimmt hat er Wichtigeres zu tun“, sagte Else. „Wo er doch jetzt wochenlang die ganze Arbeit alleine bewältigen musste.“

„Kommt, wir fahren.“

Eddi zog Lilli schnell mit sich. Im Auto plapperte er unentwegt von seiner großen Liebe zu ihr, seiner Sehnsucht, seinem unbändigen Verlangen. Immer wieder versuchte er, ihre Hand zu berühren.

„Nun lass es aber gut sein“, wurde es Else, die auf dem Rücksitz hinter ihm saß, allmählich zu bunt. „Konzentriere dich lieber auf die Fahrt. Ihr habt doch noch genug Zeit, euch auszutauschen.“

„Das sind die Entzugserscheinungen. Sorry, Else.“ Besitzergreifend legte Eddi seine Hand auf Lillis Knie.

Erregt und aufgeregt kamen sie nach kurzer Zeit zu Hause an.

Erwin traf eine halbe Stunde nach ihnen ein. Er war doch am Flugplatz gewesen. Allerdings etwas zu früh. So ging er noch eine Runde spazieren. Und weil das Flugzeug ebenfalls etwas zu früh landete, hatte er es verpasst und wieder mal die schlechteren Karten. Seine rote Rose beachtete Lilli nicht.

„Ich muss zur Arbeit“, sagte er geknickt. „Ab morgen bist du ja hoffentlich wieder an meiner Seite.“ Er küsste Lilli galant die Hand.

„Immer muss er zur Arbeit“, murrte Lilli, kaum dass Erwin gegangen war.
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„Eddi hat sich doch auch frei genommen.“

„Du könntest ruhig etwas mehr Verständnis zeigen“, wies Else Lilli zurecht. „Er hat eine verantwortungsvolle Position als Filialleiter der Detektei. Da kann er nicht einfach so kommen und gehen, wie du es gerne hättest. Ich bin müde.“

Else verschwand in ihrem Schlafzimmer.



Lilli setzte sich im Wohnzimmer zu Eddi auf die Couch.

„Du darfst mich nie wieder verlassen.“ Eddi küsste und streichelte Lilli begehrlich. „Es war ein Albtraum ohne dich.“

„Ich geh mal ins Bad.“ Lilli löste sich sachte aus Eddis Umarmung. „Mich etwas frisch machen.“

Eddi folgte ihr auf dem Fuße.

„Ich muss dich berühren. Komm.“

Ungeduldig drängte Eddi Lilli zur Wanne. Fordernd schob er eine Hand unter ihren Rock. Presste seine Lippen fest auf ihren Mund. Fand schnell den Weg zu ihrer Hitze.

„Dreh dich um“, stöhnte er. „Ich will dich. Jetzt.“

„Hier geht es nicht, Eddi.“ Lilli schob Eddis Hand weg. Du weißt doch. Else.“

„Die schläft doch. Komm.“

„Das kann man nie wissen. Wir fahren lieber zu unserem Platz im Plänterwald.“

Sie küssten sich an jeder Ampel. Kicherten und lachten übermütig, wenn die Fahrer der nachfolgenden Autos hupten.

Ihr Platz im Plänterwald war besetzt.

„Das sind die Autonutten“, mutmaßte Eddi. „Die haben uns bestimmt vermisst. Und jetzt sind neue hinzu gekommen.“

Sie fuhren weiter. Tief in den Wald hinein. Auf einer kleinen Lichtung stoppte Eddi den Wagen.

„Gerade richtig für uns.“ Eddi ging einmal um den blauen Suzuki herum und öffnete den Kofferraum. „Augen schließen“, sagte er zu Lilli. „Überraschung.“

Gehorsam schloss Lilli die Augen, öffnete sie erst, als Eddi es befahl, und staunte.

Auf der schon feuchten Wiese lag das auf Holz gemalte Bild. Eddi und sie auf dem runden Bett, schwebend auf einem riesigen Phallus, in dem runden Turmzimmer. In eindeutiger Pose. Über ihnen die verspiegelte Decke, in der sie sich vervielfältigten in ineinanderfließenden Konturen. Alles in verschiedenen Rottönen. Nur die Körper auf dem Bett in Weiß.
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Überstrahlt von einem schwach rötlich goldenem Licht. Vielleicht dem Abglanz des Mondes, der durch das gardinenlose Fenster geschimmert hatte.

Lilli stieß einen kleinen Schrei aus. Das konnte, das durfte nicht sein.

„Gefällt es dir nicht?“, fragte Eddi enttäuscht.

„Doch, doch, sehr …“

„Aber …?“

„Ich kenne das Motiv.“

„Du kennst es? Woher denn? Es ist von mir.“

„Ich habe es geträumt.“

„Ich auch. Und danach gemalt.“

„Es ist wunderschön.“ Lilli hatte sich wieder gefangen. „Wir werden es in unser Schlafzimmer hängen.“

„Wenn wir eine eigene Wohnung haben.“

Lilli und Eddi verlebten eine unvergessliche Frühlingsnacht. Die erste nach neun Wochen Argentinien. Im feuchten, kaum sprießenden Gras. Unter einem sternenlosen Himmel. Einem blassen Mond über dunklen Bäumen.

„Der reinste Wahnsinn“, stöhnte Eddi hemmungslos. „Wie konnte ich nur so lange darauf verzichten. Ich liebe dich, du, meine rote Hexe.“

„Ich bleibe bei dir“, versprach Lilli, „für immer.“

Erst in den frühen, nun doch schon empfindlich kühlen, Morgenstunden lösten sich Lilli und Eddi voneinander und fuhren nach Hause. Jeder zu sich.

Drei Wochen später flog Else zurück nach Argentinien. Sie hatte ja jetzt ihr Häuschen dort.

„Überleg dir gut, was du tust“, sagte sie zum Abschied zu Lilli. „So recht traue ich Eddi nicht. Er redet zu viel. Erwin hat Charakter.“

„Mach dir keine Sorgen, Mutsch.“ Lilli umarmte Else zärtlich. „Ich weiß schon, was ich tue. Eddi liebt mich. Und ich liebe ihn.“

Etwas wehmütig winkte Lilli Else nach, bist die kleine zierliche Gestalt durch die Zollkontrolle ihren Blicken entschwand.

„Leb wohl Mutsch. Jetzt beginnt mein Leben. Mit Eddi.“



















Zugabe:

Rezept und Gebrauchsanleitung für Alfajores :



400 Gramm Mehl, 100 Gramm Maisstärke (gibt’s im Reformhaus), 2 Teelöffel Backpulver, 300 Gramm weißer Zucker, 200 Gramm weiche Butter in Flöckchen, 3 Eier Größe M, 2 Eigelb (von Eiern Größe M), 2 Teelöffel Vanilleextrakt, 300 Gramm Dulce de Leche (möglichst dickflüssig), gekauft oder selbst gemacht nach Rezept „Argentinische Dulce de Leche“ auf dieser Seite, 400 Gramm Zartbitterkuvertüre (Bedarf je nach Art der Dekoration), 100 Gramm Kokosflocken (Bedarf je nach Art der Dekoration)



Schritt 1

Mehl, Maisstärke und Backpulver in einer Schüssel vermischen.
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Mit dem Schneebesen der Küchenmaschine die Eier und die Eigelbe mit Zucker und Butter schaumig rühren, dann den Vanilleextrakt langsam unterrühren. Jetzt nach und nach die Mehlmischung unterarbeiten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht.



Schritt 2

Den Teig zu einer Kugel formen, in Frischhaltefolie wickeln und für 30 Minuten in den Kühlschrank legen. 4 Backbleche mit Backpapier belegen. Backofen auf 180 Grad vorheizen.



Schritt 3

Arbeitsfläche gut bemehlen und den Teig gleichmäßig etwa 4 bis 5 mm dick ausrollen. Man kann dazu Holzleisten mit der entsprechenden Dicke nehmen und das Nudelholz darauf aufliegen lassen, dann werden die Kekse gleichmäßig dick. Kekse mit einem Durchmesser von etwa 5 cm ausstechen und auf die Backbleche setzen. Die Kekse gehen beim Backen noch in die Höhe, der Durchmesser bleibt nahezu gleich. Nun die Kekse etwa 10 Minuten backen, sie sollen noch relativ hell sein. Wenn die Ränder der Kekse leicht gebräunt sind, aus dem Backofen nehmen und auf einem Gitter auskühlen lassen. Die weiteren Kekse ebenso backen und abkühlen lassen.



Schritt 4

Jeweils zwei etwa gleich große Kekse aussuchen. Auf die Mitte einen der Kekse etwa einen Teelöffel Dulce de Leche geben. Zweiten Keks darauf platzieren und leicht fest drücken, damit die Füllung fast bis an den Rand gedrückt wird. Die Füllung sollte etwa 2 bis 3 mm dick sein. Falls die Dulce de Leche sehr flüssig ist, kann man diese kurz ins Gefrierfach stellen, damit sie etwas dickflüssiger wird. Bei Verwendung einer sehr flüssigen Dulce de Leche sollte man die Alfajores später besser mit Kuvertüre überziehen. (Dekorationsmöglichkeiten siehe weiter unten).



Schritt 5

Die zusammengeklebten Alfajores werden in Argentinien je nach Region auf unterschiedliche Weise verziert.
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Die gängigste Version ist es, sie komplett mit Kuvertüre zu überziehen. Dazu die Kekse auf ein Gitter setzen und mit geschmolzener Kuvertüre einpinseln. Wenn die Kuvertüre etwas angetrocknet ist, kann man die Alfajores jetzt noch mit der Oberseite voran in einen flachen Teller mit Kokosflocken drücken und wieder umdrehen, oder mit Kokosflocken bestreuen und diese leicht festdrücken.



Schritt 6

Alternativ kann man die Ränder der zusammengeklebten Doppelkekse mit flüssiger Dulce de Leche einstreichen. Ist die Dulce de Leche zu fest, um sie zu verstreichen, kann man sie mit einem Tröpfchen warmer Milch anrühren. Wenn der Rand des Kekses eingestrichen ist, den Keks in einem Teller mit Kokosflocken rollen, damit der Rand mit diesen bedeckt wird.



Schritt 7

Die Dulce de Leche hält sich bei Zimmertemperatur nur eine sehr begrenzte Zeit, im Kühlschrank kann man sie mehrere Monate aufbewahren. Falls die Kekse nicht am selben Tag gegessen werden, sollte man sie in eine luftdichte Box oder in Alufolie packen und im Kühlschrank aufbewahren.



Guten Appetit.



***



Ich hoffe, dass euch die kleine Liebesgeschichte gefallen hat und bedanke mich fürs Lesen und Kommentieren.

Eure

Rosmarin
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Punktestand der Geschichte:   397
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Kommentare zur Story:

  hallo, jochen, danke für den abschließenden kommentar. aber wer weiß, ob sich lily richtig entschieden hat. ich glaube, im herbst kommt der zweite teil.
grüß dich  
   rosmarin  -  28.06.10 15:42

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Oh, eine Flughafentaxe zahlen zu müssen und dann nicht genügend Geld da haben, das ist wirklich verzwickt. Und später quält Lily der viele Rauch im Flugzeug, das ist nicht gerade entspannend für einen Nichtraucher. Aber Lily meistert das alles und kann sich wohl auch am Schluss entscheiden. Ein leichter fröhlicher Roman. Hat sich gut gelesen, schöne Landschaften, viel Sonne. Das passt zu einem Sommerroman.  
   Jochen  -  15.06.10 23:06

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  hallo, ingrid und petra, habt ganz lieben dank. jepp, mir geht es auch so. in gedanken habe ich die geschichte schon weiter geschrieben. allerdings ist sie da sehr dramatisch geworden. also lass ich sie vorerst mal in ihrer leichtigkeit dahin schweben. als ein sommererlebnis, wie sie ursprüglich gedacht war. demzufolge konnte ich mich auch nur auf die hauptakteure konzentrieren.
grüß euch  
   rosmarin  -  15.06.10 10:25

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  Ist mir auch ein bisschen zu hastig zu Ende. Erst beschreibst du den Flug so ausführlich, aber das Verhältniss zwischen Norbert und Lily kommt eigentlich viel zu kurz. Außerdem ist da noch Erwin, mit dem man nicht so recht warm werden kann, weil kaum etwas über ihn gesagt wird. Ansonsten ist dir aber ein ziemlich guter, federleichter und auch heiterer Reiseroman gelungen mit vielen schönen Bildern des damaligen Argentiniens.  
   Petra  -  14.06.10 23:02

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  das ist ja ein wahrer höllenflug. ;) und wieso habe ich das gefühl, dass da etwas fehlt? der schluss ist ja sehr schön, aber es kommt alles so schnell, handelt lily da nicht etwas überstürzt?
denn das könnte ein ganzer roman werden mit vielen versuchungen und so. also sag ich mal mit deinen worten: hasta luego...
lieben gruß von mir  
   Ingrid Alias I  -  14.06.10 16:13

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