Romane/Serien · Spannendes

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 26. Mai 2010
Bei Webstories eingestellt: 26. Mai 2010
Anzahl gesehen: 3286
Seiten: 43

-Prolog-



Ein harter ächzender Ruck ging durch das Raumfahrzeug, als es an die Raumstation andockte. Nach dem das grüne Licht oberhalb der Passagierkabine aufleuchtete, löste der einzige Passagier seinen Sicherheitsgurt.

Maxwell Torpey, 36 Jahre, Captain im Vereinten Terra Gvan Marine Corp. Er war recht jung für den Rang. Den er dadurch erhielt, weil er immer da gewesen war, wo es heiß wurde, wie die Marines sagten. Vielleicht war seine Anwesenheit auf der Raumbasis daher kein gutes Omen.

Sein Verhalten im Kampf hatte seine Karriere vorangetrieben. Was alles andere als beabsichtigt war. Bei den Streitkräften kam man rum. Man lernte Leute, Völker, Sitten und Bräuche kennen. Er war ins 3-Sterne-Dreieck geschickt worden. Jeder dieser Sterne war ein Punkt des Dreiecks und hatte bewohnbare Planeten.

Doch seit Jahrhunderten herrschte im Dreieck alles andere als Frieden. Die Völker des Dreiecks bekämpften einander seit vielen Jahrzehnten. Mal verbündete sich 2 und griffen die Dritten an. Dann bekämpften sich die einstigen Verbündeten. Dabei ging es in allen Kämpfen um die Vorherrschaft im Dreieck, Macht und Rohstoffe. Dazu waren sie bereit alles einzusetzen.

Unter der Federführung der Malianer wurde vor 2 Jahren eine Friedenstruppe entsandt ins Dreieck gesandt, welche weder die Tanis und Sions akzeptierten. Die E’an hingegen wären zu einem dauerhaften Frieden bereit, jedoch nicht zu knebelnden Bedingungen, wie es die Tanis und Sions wollten.

So waren im Dreieck Friedenstruppen stationiert worden, die den brüchigen Waffenstillstand der 3 Völker überwachten. Und Torpey war der VTGMC Division der Friedenstruppe unterstellt.



***

Beim verlassen der Raumfähre musste er durch die Andockröhre, an deren Ende sich das Schott öffnete. Ein jugendlicher Sergeant salutierte. „ Captain Torpey. Ich bin Sergeant Safar. General Mia erwartet sie.“

So folgte er dem männlichen Mischling.

Die Raumstation war ein kleiner Außenposten in dem von der VTGU kontrollierten Sektor. Es war das Hauptquartier der VTGMC Division. Auf dem Weg durch das Metallgebilde begegneten Torpey dutzende von Technikern und anderen Marines. Das Kommandodeck war voller Leute. Der runde Raum wirkte klein. Überall gingen Frauen und Männer umher.
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Manche gingen von einem Terminal zum anderen. Andere unterhielten sich mit jemanden. Sergeant Safar führte Torpey mitten durch.

„General Mia.“ Eine hochdekorierte Gvanerin mit der sich niemand gerne anlegte. Vor allem nicht der Feind oder Politiker. Sie war für eine Gvanerin recht groß. Ihre grünbraune Haut, die typische Kopfform Ihrer Rasse, die orangenen Augen und das feuerrote Haar gaben ihr ein imposantes Erscheinungsbild. Torpey hatte eine solche Gvanerin noch nie gesehen. Sie wirkte robust und schlagkräftig. Kein Wunder, dass sie gefürchtet wurde. „ Melde mich wie befohlen zum Dienst.“

General Mia schickte Sergeant Safar weg. Nach den Formalitäten kam sie gleich zur Sache.

„Durch den Grenzkonflikt der Semx und J’mas und dem Truppenaufmarsch der Crjaner hat das Oberkommando beschlossen unsere Präsenz zu verringern.“, erzählte General Mia.

Seine Vorkenntnisse reichten aus, um ihr zu folgen. Der Grenzkonflikt lag direkt vor der Haustür der Union. Der verstärkte Truppenaufmarsch am Rande der Semx-Grenze gefiel der Union überhaupt nicht. Außerdem wurde im Sicherheitsrat der Galaktischen Gemeinschaft darüber diskutiert, ob man das Engagement nicht einstellte. Die Verlängerung des Einsatzes stand an.

„Zeitgleich“, so General Mia weiter. „müssen wir auch die Aufgaben der Malianer mit den Aquianern übernehmen.“ Bei den Malianern Zuhause war eine Politische Krise ausgebrochen. Das Volksparlament stimmte für einen sofortigen Rückzug. Gegen die Empfehlung der Regierung. Was auf Malia einem Desaster gleich kam. „Dadurch werden unsere Kräfte bei den E’an und im Dreieck sehr dünn sein. Sie werden nach E’an gehen, Captain Torpey. Dort übernehmen Sie das Kommando über eine Einheit der schnellen Eingreiftruppe.“ Ein Kommando war nicht neu für ihn. „In 20 Minuten geht ein Versorgungstransporter nach E’an. Ich habe den Befehlshaber bereits informiert.“ General Mia winkte Sergeant Safar herbei. „Sergeant. Bringen sie den Captain zum Transporter nach E’an Planet.“

22 Minuten später saß er in einer kleinen Passagierkabine eines Raumtransporters.



-Kapitel Eins-



5 Stunden Flug.

Der Versorgungstransporter landete auf dem Militärischen Teil des Raumhafens der E’an Hauptstadt.
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Auf dem Gelände sah man reichlich Soldaten. Wie bei seiner Ankunft auf der Raumstation wurde Torpey erwartet. Vor seinem Abflug hatte ihn Sergeant Safar gewarnt bei der Landung seine Uniform zu tragen. Also hatte Torpey Zivilkleidung an. Genau wie der Coporal der ihn abholte. Ohne zu salutieren nahm er Torpey in Empfang. E’an schien ein heißes Pflaster zu sein.

Der Coporal brachte ihn zu einem zivilen Bodenfahrzeug. Mit dem fuhren sie vom Gelände zum Hauptquartier der VTGMC Division von E’an. Das Hauptquartier war auf der anderen Seite der Stadt, lag auf einem alten Stützpunkt der Besatzer. Denn bis vor 50 Jahren war E’an die umstrittene Koloniewelt der Tanis und Sions.

Ihr Fahrzeug wurde von den Wachen durchgewunken, nachdem sie den Fahrer als Menschen identifizierten. Das Hauptquartier war ein dreistöckiger Bau, der mal bessere Tage gesehen hatte. Die Wachen am Eingang kontrollierten ihre ID-Karten.

Im Kellergeschoss, so erzählte der Coporal, befand sich das Kommunikationszentrum. Im Erdgeschoss war nichts untergebracht. Genau wie im 3ten Stock. Wo man Generatoren und Abstrahlemitter aufgestellt hatte, um vorzugeben das dort die Einsatzzentrale lag.

Die befand sich gut geschützt im Bunker. Die Flugleitstelle, Aufklärung und Büros lagen im 1ten Stock. Der Coporal brachte ihn dahin, da dort das Büro vom Befehlshaber der VTGMC Division auf E’an lag.

Er klopfte an die Tür und schritt ein. So wie es der Sekretär gesagt hatte.



***

Generalmajor Luke Aman hatte die undankbare Aufgabe auf E’an mit seinen Marines für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Wer Aman kannte wusste dass der schwarze Hüne kein Gesicht vergaß. Vor allem nicht wenn ihn dieses Gesicht das Leben rettete.

„Verdammt. Das wurde ja mal Zeit dass wir uns wieder treffen.“, begrüßte Aman Torpey mit seiner tiefen Stimme. Gerade als der Coporal ging, betrat ein männlicher Major den Raum. „Ahh…Riou. Darf ich Ihnen vorstellen, Captain Maxwell Torpey.“

Major Riou Nantes besaß Torpeys Körpermaße. Er lächelte breit, als sein Kommandeur Torpey’s Namen nannte. „Sie sind also der legendäre Lebensretter des Generals. Jeder hier hat die Geschichte mindestens 2 Mal erzählt bekommen.
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“, berichtete der Major.

Das war Torpey unangenehm. Er hatte nichts anderes als seinen Job gemacht. Für solche Situationen wurde man auf Terra und Gvan ausgebildet.

Sie setzten sich.

„Wie ich hörte, hat man Ihnen für Axa Zwei den Medal of Honor in Silber verliehen.“ Torpey nickte nur.

Major Nantes war sichtlich beeindruckt. Nicht mal Generalmajor Aman hatte 2 Orden der Medal of Honor Serie in Silber. Soweit Nantes wusste gab es neben Torpey nur noch einen weiteren Marine mit mindestens 2 dieser Orden. 1 in Gold, 2 in Silber, 2 in Bronze, die PräsidentenMedaille sowie 2 Greenberg Sterne. Eine lebende Legende.

Sein Name, Max Boletti.

„Sie machen Colonel Boletti langsam Konkurrenz, Maxwell.“, scherzte Aman gut gelaunt.

„Der Colonel ist Konkurrenzlos, General.“, erwiderte Torpey geschickt. Aman war über die Zurückhaltung amüsiert. Schließlich hatte Torpey mal unter Colonel Boletti gedient.

„Gut. Kommen wir zur Sache.

Unsere Lage hier ist alles andere als wünschenswert. Die Dame drückt uns die Eier ab.“, formulierte Aman die Situation sehr blumig. Der Generalmajor war im Ghetto Wayne Town aufgewachsen. Eine der übelsten Gegenden von Presley Stadt auf Terra. „Dafür kann sie nichts. Diese Uni Absolventen Zuhause scheißen sich vor Angst in die Hose, weil die Crjaner ein bisschen Bäumchen Wechsel dich an der Grenze spielen.“ Aman mochte Politiker genauso wenig, wie wohl jeder in den Streitkräften.

„Wir haben unsere Truppen rund um den Globus verteilt. Dadurch sind wir in manchen Regionen unterbesetzt.“, setzte ihn der Major ins Bild. „Überall auf E’an gibt es lodernde Krisenherde, die zu einem Inferno werden können. Bisher ist es uns gelungen alles irgendwie unter Kontrolle zuhalten.“

Jetzt übernahm wieder der Generalmajor. „E’an war einst eine Koloniewelt der Tanis und Sions. Noch immer gibt es hier Bewohner beider Völker. Die leben vornehmlich in den Randgebieten. Während des letzten Kriegs, wurden die Volksgruppen von Ihrer Heimat angestachelt gegen die E’an Regierung vorzugehen. Die sehen den Planeten als Ihr Eigentum.

Kurz vor einer entscheidenden Aktion trafen unsere Marines ein, wehrten den Putsch ab. Einige Anführer glaubten wir würden nichts tun, wenn es hart auf hart käme.
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Es nahmen nicht alle Gruppen an dem Putsch teil. Deshalb ist er wohl recht glimpflich ausgegangen.“

Nun kam wieder der Major zu Wort. Die Beiden waren ein eingespieltes Team. „Seit 20 Monaten herrscht hier allgemeine Ruhe in den Randgebieten.“

Generalmajor Aman meinte dazu. „Das ist die Ruhe vor dem Sturm.“

Der Major fuhr fort. „Die Volksgruppen sind in Familien unterteilt. Viele machen keinen Hel daraus dass sie bereit sind ein Blutbad anzurichten, um uns zu verjagen. Es ist eine ziemlich üble Situation.“ Kurze Ruhe kehrte ein.

Der General war alles andere als zufrieden. Anscheinend ahnte er, wenn die Familien gemeinsam zuschlugen, wären die Marines der Situation alles andere als gewachsen. Vor allem bei der momentanen Truppenstärke. Taktisch gesehen waren die Familien deutlich im Vorteil. Bisher schien ihnen das nicht bewusst zu sein

„Damit kennen Sie sich ja prächtig aus.“, meinte Aman im ironischen Ton. Er sprach dabei unter anderem auf Axa Zwei und Somo an. Was auf diesen Planeten geschah brachte Torpey 2 Orden. Also schien er der richtige für E’an zu sein. Er machte seinem ehemaligen Kommandeur alle Ehre.

Und dieser war niemand anderes als Max Boletti.



***

Mit einem Truppenhubschrauber wurde Captain Torpey zu seinem neuen Kommando geflogen. Er war der neue Kommandeur von Sektor-32A. Vor seinem Abflug erhielt er als Leselektüre alles über Sektor-32A. Bei den E’an hieß Sektor-32A übersetzt Sandland.

Anfangs flogen Sie an der Küste entlang. Weiße Strände. Palmen. Da fühlte man sich an den Strand von Coco Bay auf Terra erinnert. Während seiner Ausbildung auf Terra, hatte er hin und wieder beim Strand von Coco Bay vorbei gesehen. Überwiegend wegen der hübschen Frauen und den Wellen. Auf Terra lernte er neben seinen Fähigkeiten als Marine, auch noch surfen.

Dann verließen sie die Küstenlinie, flogen ins Landesinnere. Wo Sie nach gut 2 Stunden nur noch Wüste sahen. Düne über Düne. Sandkorn über Sandkorn. Ausgetrocknete Flussläufe und Seen. Spärliche Vegetation. Brach liegende Steppe. Muss ziemlich deprimierend sein in dieser Gegend zu leben, dachte Torpey.

Die Wüstenlektionen während der Ausbildung, kam ihm wieder in den Sinn.
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Genau wie die Berg, Dschungel, Küsten und Schnee Lektionen.

In diesem Moment überflogen sie einen noch aktiven Fluss. Am Fluss zeigte sich etwas Vegetation, an dem eine Herde Steppenpferde trank. Der Hubschrauber scheuchte sie auf, prompt teilte sich die Herde. Als Torpey zurückblickte, sah er wie die Herde wieder zusammenkam und wie einige bereits weiter tranken. Das Leittier hingegen schaute Ihnen nach.

Sie flogen Flussaufwärts.

Dann tauchten am Horizont erste Gebäude auf, die sich vervielfältigten und eine Stadt bildeten. Im Zentrum wurden die Gebäude höher, standen dichter beisammen. Der Fluss führte direkt durch die Stadt. Am Fluss lagen hauptsächlich Industriegebäude. Die Gebäude im äußeren Teil der Stadt waren flach, besaßen größeren Abstand zueinander. Viele besaßen nur ein Stockwerk.

Der Pilot flog nicht ins Zentrum, sondern eine Linkskurve. Inmitten all der Gebäude im äußeren Teil der Stadt befand sich der Stützpunkt der Marines. Sie flogen eine Schleife, damit sich Torpey ein Bild von allem machen konnte. Dann begann der Pilot mit dem Landeanflug.



***

Auf dem Landefeld wurde Captain Torpey von einer fünfköpfigen Gruppe in Uniform erwartet. Die Gruppe bestand aus einem Gvaner, einem Mischling und 2 Menschen. Nummer 5 war ein E’aner. Als es sicher war, scheuchte ein Gunny eine Gruppe junger Marines, um den Transporthubschrauber auszuladen. Alle 5 salutierten, als er die Gruppe erreichte.

„Willkommen auf der Head Marine Basis, Captain.“, begrüßte ein männlicher Lieutenant des VTGMC ihn. „Senior Lieutenant Gabriel Benda, Sir.“, stellte sich der menschliche Marine vor. „Das sind Second Lieutenant Marie Sky.“ Eine junge, durchaus hübsche Frau gab ihm die Hand. Benda stellte ihm auch die anderen vor:

- Second Lieutenant Hung Dha; ein Mischling.

- Sergeant Major Sonja Bo; ein Gvaner.

- Hauptmann Trak; E’aner.

Benda sagte ihm außerdem welchen Posten alle bekleideten.

- Hauptmann Trak war der Verbindungsoffizier zur Provinzregierung.

- Sergeant Major Bo war, trotz ihres niedrigen Ranges, Taktischer Operator.

- Lieutenant Dha leitete die Aufklärung der Division.
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- Lieutenant Shiromoto hatte das Kommando über die Lufteinheiten vom Air Command.

- Senior Lieutenant Benda war der Stabschef und bisherige Basiskommandeur.

Bevor Torpey seinen Job antreten konnte, teilte ihm der Hauptmann mit, dass die Provinzgoverneurin Benja sich entschuldigen ließ und ihn bat später mit ihr zu essen. Dabei sah er Torpey etwas ratlos an.

Benda nickte schmunzelnd.

Also stimmte Torpey der Einladung zu.



***

Das Hauptquartier lag 10 Minuten vom Flugfeld entfernt. Es war ein länglicher schmuckloser 2 stöckiger Kastenbau. Der Stützpunkt wirkte am Boden größer als aus der Luft. Auf dem Areal waren Baracken, Kantine, Hangars, ein Fuhrpark, eine Erste Hilfe Station, Schwerverletzte wurden ins Delta Camp in der Hauptstadt von E’an gebracht, ein Casino, eine Werkstatthalle, eine ebenso große Lagerhalle und eine Versorgung- und Ausrüstungshalle.

Wenn man dieses Areal mit der Greenberg Marine Base auf Terra verglich, war dieser Stützpunkt so groß wie ein Stecknadelkopf. Auf der Greenberg Marine Base konnte man sich die ersten Tage richtig verlaufen und in einer Manöverübung landen.

Auch wenn man die Basen nicht miteinander vergleichen konnte, erfüllte dieser Stützpunkt im Niemandsland von E’an ihn mit Stolz. Es war sein Stützpunkt. Früher wollte er stets nur Einheiten führen und verschwendete keine Gedanken daran, mal einen Stützpunktkommandeur zu werden. Jetzt wo dem so war, interessierte ihn frühere Gedanken nicht.

Benda zeigte ihm das Hauptquartier, stellte ihm einige der Leute vor. Dann nach 2 Stunden Rundgang landeten sie in seinem geräumigen Büro. Etwas erschöpft setzte Torpey sich in den gepolsterten Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch. Vor seinem Schreibtisch standen 2 Stühle. Ebenfalls im Büro waren eine Couch, ein Glastisch und ein Sessel, ein dekoratives Bücherregal, 2 Pflanzen. Eine Plakette aus Bronze, auf der stand: Niemals lässt ein Marine einen Kameraden zurück. Darunter standen eine Handvoll Namen mit Rang. Das waren die Gefallenden der Head Marine Base. Dann war da noch ein Durchgang zum Bad. 2 Türen, die eine führte hinaus und die andere ins nebenan liegende Büro von Benda. Zum Abschluss befand sich in seinem Büro noch ein Aquarium.
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Ein Relikt seines Vorgängers. Sein Schreibtisch war mit allem Schnickschnack ausgestattet.

„So, Senior Lieutenant.“ Torpey lehnte sich zurück. „Was hat es mit der Provinzgoverneurin Benja auf sich?“, wollte er jetzt wissen.

Benda konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.



-Kapitel Zwei-



General Aman hatte bei Ihrem Treffen nicht übertrieben. Wohl aber hatte er ihm verheimlicht, dass Ihre Situation schlimmer war. Denn in diesem Niemandsland gab es die größte Siedlungsdichte als irgendwo anders, auf die Fläche der Provinz gerechnet. Dafür gab es im Vergleich zu anderen Regionen von E’an viele kleine und mittlere Siedlungen. Ungefähr Eindutzend hatte Benda ihm berichtet. Über 5 neue Siedlungsprojekte sollte das Provinzsiedlungskomitee in den kommenden Tagen entscheiden. Von den bereits vorhandenen Siedlungen lagen 9 im Hinterland der Stadt. Also weit weg von der Grenze zum Randgebiet. Deshalb hatte die Provinzmiliz einen Stützpunkt in der Gegend errichtet. Neben diesem Stützpunkt waren sie noch in 2 Siedlungen, zu je 50 Marines vertreten. Die 3 Siedlungen im Vorderland der Stadt, also Nahe an der Grenze zum Randgebiet, lagen in der Gefahrenzone der Provinz. Darum waren dort bei jeder Siedlung 50, gut ausgerüstete, Marines stationiert. Vorher waren bei jeder Siedlung 100 Mann gewesen. Was die Logistik der Versorgung und Ausrüstung anging, gab es dort keinerlei Probleme. Das Problem blieb daher die Truppenzahl in der Gefahrenzone. Wo Aktivitäten der Familien zugenommen hatten.

Aus unbestätigten Berichten von Informanten der E’an Sicherheitsdienste ging hervor, dass die Familien aus Ihrer Heimat unterstützt wurden. Gerüchten zu Folge gab es im Randgebiet Camps, in denen junge Männern der Familien im Umgang mit Waffen und Sprengstoff ausgebildet wurden.

Dadurch war verständlich dass die E’an Angst um ihre Freiheit hatten. Denn wozu brauchten die Familien diese Art von Trainingscamps? Zur erklärten Selbstverteidigung ? Die E’aner gingen gegen die Familien nicht vor. Man ließ Sie in den Randgebieten leben. Obwohl das E’anischer Boden war.

Torpey konnte die E’aner gut verstehen. In der Vergangenheit der Erde gab es vergleichbare Camps. Dort lehrte man den Terror, als Waffe des Glaubens und der Religion getarnt.
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Wobei keine von beiden das befürwortete. Diese Leute hatten sich den Glauben so zurecht gelegt, wie sie ihn brauchten.

„Captain.“, sagte der Fahrer des Bodenfahrzeugs.

Er war in Gedanken versunken gewesen. „Ja. Coporal.“

„ Wir sind gleich da.“, teilte ihm der 20 jährige Coporal der Fahrbereitschaft mit.

Torpey sah aus dem Fenster. Sie fuhren durch die Strassen des Außenbezirks der Stadt. Was ihn verwirrte, war er doch zum Essen mit der Provinzführerin Benja verabredet. „Ist das auch der richtige Weg, Coporal?“ Er wollte den Marine keineswegs kränken oder so. Die Umgebung kam ihm für ein politisches Treffen so ungewöhnlich vor.

„Ja, Sir. Gouverneurin Benja hat sie für das Treffen auf ihr privates Grundstück geladen.“

Privates Grundstück, war gut. Es war eher ein kleines Anwesen mit einer ansehnlichen Villa als Behausung. Es war sicherlich nicht die erste Villa die er sah. Der Bau sah recht neu aus. eine Säulen Verander, schwere Holzdoppeltüren, ein 2 stöckiger Bau schlicht und einfach gehalten. Nichts Protziges war von außen zu sehen. Die Villa, zumindest die Außenmauer, war aus Granit erricht worden. Granit gehörte auf E’an zu den Top 5 der Rohstoffe. Um die Villa waren mehrere Grünflachen angelegt worden. Die Auffahrt machte vor dem Eingang einen Kreis, den man von der rechten Seite links herum fahren musste.

Sein Fahrer hielt exakt vor dem Eingang, wo ein Empfangskomitee wartete. In unmittelbarer Nähe zu der Gruppe standen mehrere grimmig dreinblickende E’aner, die Leibwächter der Hausherrin. Einer dieser Leibwächter öffnete ihm die Tür.



***

Eine attraktive Frau kam ihm entgegen. Hinter Ihr kamen 4 Personen. Sie selbst war einen Kopf kleiner als er. Unter dem offiziell wirkenden Kostüm, verbarg sie eine wahrhafte Traumfigur. Ihr Gesicht war vollkommen, Augen, Nase, Mund, Ohren, Haare, alles schien aufeinander abgestimmt zu sein. Ihre gebräunte Haut und die Außeridischen Gene verliehen ihr etwas Exotisches. Kurz vor der Begrüßung wurde Torpey klar, dass vor ihm seine jugendliche Traumfrau stand.

„Willkommen in Baku und auf E’an. Captain Torpey.“, begrüßte sie ihn freundlich. Auf Ihrem Gesicht zeigte sich ein Lächeln.
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„Danke. Gouverneurin Benja.“, erwiderte Torpey zu süßlich. Er war einfach verzaubert. Wieso benahm sich ein gestandener Marine auf einmal, wie auf der High School!!! Verdammt, er war doch erwachsen. Ihm fiel gar nicht auf, dass sich die Personen hinter der Gouverneurin merkwürdig ansahen. Etwas stimmte nicht. Gleich sein erster diplomatischer Besuch schien zu einem Fiasko zu werden.

„Sie hatten wahrscheinlich noch nicht die Zeit, sich mit allem vertraut zu machen, Captain.“, sagte die Gouverneurin ruhig und entspannt. Ihre Augen glitzerten fröhlich. „Benja bedeutet in unserer Sprache Gouverneurin. Mein Name ist Benja.“

Er wäre am liebsten im Boden versunken. Irgendwo in der Galaxie musste doch ein Gefecht stattfinden. Dorthin würde er sich umgehend transportieren lassen. Die beim Diplomatischen Corp bekämen einen Heidenschrecken, wenn sie den Bericht über das erste Treffen lasen. Wie kam er da wieder raus!!! „Tut mir aufrichtig leid.“

Sie nahm es ihm nicht übel. „Es wird unter uns bleiben, Captain.“, versicherte sie ihm leise, lächelte freundlich. Gouverneurin Benja wandte sich Ihren Begleitern zu. „Das ist Requ, mein Stabschef.“, stellte Sie einen nach dem anderen vor. „Abdu Rav, mein Provinzsekretär. Oberst Nona, der Provinzbefehlshaber der Sicherheitskräfte. Und Dakar Leko, mein Persönlicher Berater.“ Die jüngeren, Rav und Hona, machten einen offeneren Eindruck, als die älteren. „Die anderen Herren sind meine Leibwächter. Sie sind jedoch harmlos, wenn man sie nicht auf die Probe stellt.“, sagte Benja gedämpft.

Man ging ins Haus. Auf ins Gefecht…



***

Nach einem kleinen Rundgang landete man schließlich im Speisesaal der eindrucksvollen Villa. Wenn jeder Politiker auf Terra so eine Villa besäße, hätte man ne Menge Platz vergeudet. Der Speisesaal hatte eine gemusterten Steinboden. Die Wände waren aus weißem Granit. Die untere Hälfte der Wand war mit Holz vertäfelt. Einige Sockel aus Granit und Marmor standen an der Wand. Auf Ihnen standen Skulpturen aus Marmor, Granit, Feuerstein, Holz und Glas. Deren Wert war unschätzbar. Einige der Stücke im Haus gehörten zur Sammlung Ihrer Familie.

Nach dem üblichen Tischgeplänkel, nahm Gouverneurin Benja dass Gespräch in die Hand.
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Die Hauskellner räumten den Tisch still und heimlich ab. „Von wo aus der Union kommen Sie ?“ Das Essen fand unter 4 Augen statt. Sah man mal von den Leibwächtern ab. „Ich bin geboren und aufgewachsen auf Perth Centauri im Samoa Stern.“, antwortete Torpey offen. Es gab keinen Grund etwas zu verschweigen. Jedenfalls im Moment nicht. Seine persönlichen Daten konnten von Ihr eingesehen werden.

„Wie sind sie ins Marine Corp der Union gekommen ?“, lautete Ihre Frage.

„Der vierte Krieg mit den Crjanern hatte seine heiße Phase.“, erzählte Torpey. „Ich habe das College geschmissen. Sehr zum Missfallen meines Vaters. Und bin ins Corps eingetreten.“ Zwischen ihm und seinem Vater war es zu einem schlimmen Streit gekommen.

„Wurden Sie nach der Grundausbildung ins Gefecht geschickt?“ Ihr Interesse schien echt zu sein.

„Nein. Zu dieser Zeit war das Waffenstillstandsabkommen bereits in Kraft. Ich gehörte 8 Monate zur aktiven Reserve.“ Ihm schien es so, als wüsste sie das bereits. Wahrscheinlich hatte die Kooperationsabteilung des Diplomatischen Corps vom Galaktischen Sicherheitsrat ihr ein Dossier über ihn gegeben. Ohne gefragt zu werden, fuhr Torpey fort. „ Anschließend kam ich zur schnellen Eingreiftruppe. Die Division, in der ich war, wurde 3 Tage später zu einem umkämpften Planeten geschickt.

Die Crjaner hatten unsere Truppen überrascht und gehörig unter Druck gesetzt. Wir sollten bei der Verteidigung helfen. Das war mein erster Einsatz.“ Was er verschwieg, war die Tatsache dass er mit einer Handvoll Marines einen Orden erhielt. Den Medal of Honor in Silber. Weil es Ihnen gelungen war dem heutigen Generalmajor Aman und seinen Leuten das Leben zu retten. Sie bewahrten die gänzlich erschöpften Frauen und Männer davor, von einem Regiment der Crjaner überrannt zu werden. „Seitdem bin ich dabei und war in einigen brenzlichen Situationen.“ Falls es ein Dossier gab, waren darin einige Einsatzorte verzeichnet. Vornehmlich jene die sowieso öffentlich zugänglich waren.

„ Wie ist das bei Ihnen, Benja Benja? Sind Sie auf E’an groß geworden?“, fragte Torpey. Es war ja auch nur gerecht, dass auch er ihr ein paar Fragen stellte.

„Meine Mutter, die zweite Frau meines Vaters, hat mich hier zur Welt gebracht.
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Bis zu meinem fünften Lebensjahr wuchs ich hier auf. Mein Vater schickte mich damals in die Salomon Föderation. Wo ich bis zu meinem 21. Lebensjahr blieb.“ Viele Galaktische Flüchtlinge flohen in die Salomon Föderation. Auf deren Größe bezogen, steuerten dreimal so viele Flüchtlinge die Salomon Föderation an, wie etwa die Union oder das Königreich Aquian. Die Lebensbedingungen in der Salomon Föderation waren weder schlechter noch besser. Keiner konnte also genau sagen woran das lag, dass die Flüchtlingsquote so hoch lag. „Ich war dann 5 Jahre auf der Royal Akademie von Rufus Atlantik in der Union.“ Torpey war teilweise überrascht. Die Royal Akademie galt als die Beste Hochschule in der Union. Ihre einzige Anforderung, waren gute Noten. Sie unterschieden bei der Auswahl nicht zwischen Arm und Reich. Es war die Elite Schule in der Union. In der Union gab es 2 Royal Akademien. Eine auf Planeten Rufus Atlantik, Atlantik Stern. Die andere auf Gvan, dem Schwester Planet von Terra-Gvan Stern. „Bin danach in die Salomon Föderation zurück, habe im Programm für E’anische Flüchtlinge gearbeitet. Ein Jahr vor den Friedenstruppen bin ich nach E’an zurück und habe für das Rückkehrprogramm gearbeitet.

Bis mich der Oberste Kanzler, mein Onkel, dazu überredete Provinzgouverneurin des 5. Bezirks zu werden.“

Torpey hob überrascht die Brauen. Erneut machte er sich den Vorwurf, sich nicht besser informiert zu haben. „Ihr Onkel ist das E’anische Staatsoberhaupt.“, stellte Torpey fragend fest. Gouverneurin Benja nickte. „Ich muss Ihnen gestehen, dass ich bisher keine Zeit gefunden habe, um mich über die E’anische Gesellschaft zu informieren.“ Diplomatisch gesehen war das ein böser Ausrutscher. Verdammt, dabei hatte alles so gut angefangen.

„ Sie sind wenigstens ehrlich, Captain.“, entgegnete die Frau ohne groll. „Daher gebe ich Ihnen ein paar Insiderinformationen über uns.“ Gut, sie war nicht nachtragend.

Gouverneurin Benja erzählte ihm dass es auf E’an eine aktive Monarchie mit Demokratischen Staatssystem gab. Jeder Monarch wurde von der Adelskammer gewählt. In der heutigen Zeit wählte die Adelskammer jedoch nur einen Nominierten, der zur Wahl stehenden Kandidaten der Adelsleute. Es konnten auch keine Adelsleute, als Kandidaten an der Wahl teilnehmen.
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Gewann ein nicht Adelsmann die Wahl, ein Oberster Kanzler wurde direkt vom Volk gewählt, vom Parlament und von der Adelskammer bestätigt wurde er Wahlsieger der Monarch. Benjas Familie waren Adelsleute. Ihr Stammbaum war zum Vergleich mit anderen Adelsfamilien recht klein.

Wie Torpey später herausfand, war Gouverneurin Benja bei den E’ans in ihrem Bezirk sehr beliebt. Sie scheute sich nicht davor, an der Politik ihres Onkels öffentlich Kritik zu üben. In Ihrem Bezirk war sie sogar beliebter wie ihr Onkel.



-Kapitel Drei-



Nach dem Hauptgericht und dem Dessert, Torpey musste morgens früh wohl 1 oder 2 Kilometer länger laufen als sonst, zogen sie sich in den privaten Ruheraum der Gouverneurin zurück. Der Raum war kleiner als sein Büro, wirkte durch die Inneneinrichtung eher wie eine Bibliothek. Ihm gefiel der Raum. Jetzt waren sie wirklich alleine.

„Sie sind also der Meinung, dass unsere Politik mit den Familien falsch ist.“, sagte Gouverneur Benja und griff das Thema vor dem Raumwechsel wieder auf.

„Es steht mir nicht zu, ihre Politik zu kritisieren oder in Frage zustellen.“, erklärte Torpey diplomatisch perfekt. „Persönlich gesehen. Ja.“, gab er seine Meinung wieder. Sie sagte nichts, was Torpey dahingehend interpretierte dass er es weiter ausführen sollte. Er ließ ihr genug Zeit eine neue Gesprächsrichtung einzuschlagen. „Die Familien haben öffentlich erklärt, dass sie eine E’anische Regierung nicht akzeptieren. Und das E’an Ihr Grund und Boden ist. Damit das wieder so wird, sind sie bereit alle Mittel einzusetzen, die sich ihnen bieten. Das die Familien aus Ihrer Heimat unterstützt werden, ist nicht neu.“ All das waren unumstößliche Tatsachen. „Deshalb halte ich die Haltung der E’anischen Regierung für mehr als gewagt. Die Familien können im Randgebiet tun und lassen was sie wollen. Das ist sehr gefährlich.“ Auch das war nicht von der Hand zu weisen. Niemand wusste wirklich was dort passierte. Eine tickende Zeitbombe. „Natürlich weiß ich, dass Ihnen die Mittel fehlen das Randgebiet Flächendeckend zu überwachen. Darum wäre es besser gewesen die Familien auf bestimmte Gebiete zu konzentrieren und diese dann zu überwachen.“

Was Benja nun sagte, kam völlig unerwartet.
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„So wie es die Siedler, aus einer frühen Epoche der Erdgeschichte, mit den Indianern gemacht haben.“

Irgendwie hatte sie recht. Die Siedler waren auf den Grund und Boden der Indianer eingedrungen. Sie waren nicht gerade zimperlich mit den Indianern umgegangen. Kein sehr glorreiches Kapitel der Menschheit. „Hier liegen die Dinge etwas anders.“, meinte Torpey. Keine Erwiderung, also setzte er zur Erklärung an. „Ihr Volk sind die Indianer. E’an ist Ihre Heimat. Ihre Vorwahren wurden hier geboren. Sie stammen von hier. Die Familien hingegen kommen nicht von E’an und Ihre Vorwahren wurden woanders geboren. Lange genug haben die Familien und deren Heimatwelten die Geschicke E’ans gelenkt. Was die allzu gerne wiederholen wollen.

Darum sollten Sie die Familien ganz genau im Auge behalten. E’an kann auch gut ohne die Familien leben.“ Viele mochten das als sehr radikal empfinden, doch so war es nun mal. Selbst unter einigen E’anern gab es solche Empfindungen.



***

Ist das überhaupt legitim?“, fragte ein Gruppenführer im Rang eines Sergeant Majors. An der Einsatzbesprechung nahmen alle Gruppenführer der Marines teil. Die Erste Einsatzbesprechung unter dem Kommando von Captain Maxwell Torpey fand am Vormittag statt.

Alle Gruppenführer waren anwesend. Was nicht unbedingt immer der Fall war. Darum erhielten jene Gruppenführer, die fehlten eine Abschrift der Einsatzbesprechung.

„Unsere Aufgabe ist es in dem Bezirk für Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Ein Großteil der Randgebiete liegen in unserem Zuständigkeitsbereich.“, beantwortete Torpey die Frage. Er hatte sich einen Plan überlegt, wie man die Randgebiete kontrollieren konnte. Jedenfalls stellenweise, denn um Flächendeckend zu operieren fehlte es ihnen an allem. „Die Überwachung der Randgebiete fällt in unsere Zuständigkeit.“, stellte er für alle Anwesenden unmissverständlich fest. Keiner sagte etwas. „Mir ist bewusst“, fuhr Torpey fort. „dass uns die Mittel fehlen, um vollständig die Randgebiete zu überwachen. Deshalb werden wir jedes Mal eine andere Zone kontrollieren.“ Die daraus resultierenden Ergebnisse würden sehr spärlich sein, davon ging er aus. „Die schnelle Eingreiftruppe wird in 2 Teams geteilt. Team A wird die Tagschicht übernehmen.
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Team B, die Nachtschicht.“ Einige Gruppenführer sahen sich untereinander an. Regelmäßige Überwachungsflüge für die Randgebiete wurden das erste Mal durchgeführt. „Außerdem will ich unsere Positionen im Vorderland stärken. Dafür ist es erforderlich, dass der Bezirkssicherheitsdienst die Hauptstadt vollständig übernimmt.“ Bisher wurde die Bezirkshauptstadt von den Marines kontrolliert. In Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst. Um jedoch seinen Plan umzusetzen, brauchte Torpey genügend Schlagkraft. Wenn die Familien im Randgebiet aus Ihrer Heimat unterstützt wurden, dann konnte es ganz schön hässlich werden. „Darum werden wir unser Trainingsprogramm intensivieren und sie besser ausrüsten. Ich erwarte von Ihnen einen Inventarbericht bis heute Abend oder morgen früh.“

Nach einer zehnminütigen Pause, wurden weitere Themen und Punkte besprochen. 2 Stunden später war alles vorbei und die Gruppenführer kehrten an Ihre Standorte zurück.



***

Die Siedlung Ra’sh lag im Vorderland. Das Kommando über die dort stationierten Marines hatte Sergeant Major Rudy Wolf. Wolf war 41 Jahre und seit 23 Jahren bei den Marines. Inzwischen war er ein Vollblut Marine. Wohl jeder Gruppenführer und normale Marine hatte von Maxwell Torpey gehört. Soweit Wolf sagen konnte, entsprach das Verhalten vom Captain seinem Ruf. Wolf unterrichtete seine Stellvertreterin Gunnery Sergeant Tess Mutch von der Einsatzbesprechung. Es war zweifelhaft, dass die Überwachung etwas brachte. Die Mittel waren zu gering um so effektiv zu sein, wie es sich Captain Torpey vorstellte. Dafür zeigte man den Familien, dass sie im Randgebiet nicht länger tun und lassen konnten, was sie wollten. Wenigstens ein Anfang.

Die Patrouillen seiner Jungs hatten sich bereits das eine oder andere Scharmützel mit Trupps der Familien geliefert. Harmlos, doch es gab immer eine Steigerung. Bisher war auch keiner zu schaden gekommen auf Seiten der Marines. Statt immer zu reagieren, wie die meiste Zeit, agierten sie jetzt. Ein Umstand, an dem Wolf gefallen fand

„Hat nicht Sergeant Harkoon unter dem Captain gedient?“, fragte Wolf seine kleine und furchtlose Stellvertreterin. Gunny, so wurde ein Marine im Rang eines Gunnery Sergeant umgangssprachlich genannt, Mutch war 42 Jahre Alt und mit Leib und Seele ein Marine.
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Vor Ihrem Einsatz in der Friedenstruppe, hatte sie im Trainingsstab der Reserve gedient und die Reservisten übers Gelände gescheucht. Viele glaubten spielend mit der zierlichen Frau fertig zu werden.

Doch ein Gunny kannte keine Regeln, während sich alle anderen Ränge an die Spielregeln zu halten hatten. Gunnys arbeiteten mit allen schmutzigen Tricks. Manchmal erfanden sie sogar neue. Daran änderte auch die militärische Hierarchie nichts. Gunnys besaßen eine Sonderstellung. Sie waren der Kern des Corps, hielten es zusammen. Darum fand man etliche Gunnys in der Ausbildungsschule des VTGMC auf Terra. Sie drillten die Rekruten. Machten aus Zivilisten waschechte Marines. Das Motto der Gunnys in der Ausbildungsschule lautete: Lasst sie spüren was es bedeutet ein Marine zu sein.

„Ja.“, antwortete Mutch knapp wie immer. Eine weitere Eigenschaft von Gunnys war es so wenige Worte zu sagen wie möglich. Kurz. Knapp. Effektiv. So lautete ein weiteres Motto der Gunnys.

„Ich will mit ihm sprechen, Gunny.“

Mutch nickte, winkte einen Coporal ran und befahl ihm Sergeant Harkoon zu suchen und herzuschicken. Gunnys waren in der Regel schroff, direkt und hart – wenn nicht sogar brutal. Selbst Vorgesetzten gegenüber. Während der Grundausbildung gehörten die Gunnys in der Ausbildungsschule zu den meistgehassten Personen im Universum.



***

Sergeant Harkoon war Gvaner. Groß. Kräftig. Und sehr stolz. Alles gute Eigenschaften für die Marines. Wie befohlen hatte er alles stehen und liegen gelassen. Den Gunny Mutch verärgerte man besser nicht.

„Sie haben unter Captain Torpey gedient, Sergeant?“, fragte Wolf offen.

„Ja, Sir.“, antwortete Harkoon zackig. Damals war er noch Private und wurde der Schnellen Eingreifgruppe zu geteilt. Das Kommando über die 11 Mann starke Einheit hatte Second Lieutenant Maxwell Torpey.

Gleich am ersten Tag wurden sie gegen Tesanische Rebellen eingesetzt. Diese hatten mehrere Anschläge auf Staatsbürger der Union verübt.

„Erzählen sie mir etwas über ihn.“

Harkoon zögerte.

Wolf konnte den Gvaner verstehen. Er rechnete es ihm hoch an, dass er nicht losplauderte. „Sie können frei reden. Alles was sie sagen ist nur für meine Ohren bestimmt und wird diesen Raum nicht verlassen.
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Er fühlte sich zwar noch immer nicht wohl dabei, aber er glaubte Wolf. „Nach der Ausbildung wurde ich der Schnellen Eingreifgruppe unter dem Kommando von Brigadier Osman zugeteilt. Ich kam in die Einheit die Captain Torpey befehligte.“ Wolf nickte und holte sich vom Wasserspender ein Glas Wasser. „Es war mein Erster Tag, als wir blind gegen Tesanische Rebellen eingesetzt wurden.“ Blind bedeutete in diesem Zusammenhang, das die Aufklärung der Schnellen Eingreifgruppe keinerlei Informationen über die Lage vor Ort besaß. „Man hat uns mitten in ein Rebellen Nest abgesetzt. Captain Torpey gelang es, uns ohne ein Gefecht zum Hauptlager der Rebellen zu führen. Wir waren denen mindestens Eins zu Zehn unterlegen. Dennoch haben wir ein hübsches Feuerwerk veranstaltet. Den Rebellenführer verhaftet und es ohne Verluste rausgeschafft.“ Das war zweifelsohne eine beeindruckende Leistung. Ein Großteil der Einsätze der Schnellen Eingreifgruppe standen unter Geheimhaltung. Dieser Einsatz hingegen war der Öffentlichkeit zugänglich. Der Einsatz hatte auch kritische Momente gehabt. „Captain Torpey machte seinen Job. Er schätzt die Situation ein. Verschafft sich einen Überblick. Erstellt Einsatzpläne, die man anpassen kann. Die ihm zu Verfügung stehenden Mittel setzt er schlagkräftig ein.“, sagte Harkoon euphorisch. Er bremste sich. „Captain Torpey kennt sich mit Extremsituationen aus. Ich halte ihn für den besten, den uns das Corp schicken konnte.“, schloss er.

Wolf bedankte sich bei dem Gvaner und entließ ihn. Kaum hatte Harkoon den Raum verlassen, grinste er breit. Endlich kam etwas Leben in die Bude. Die Familien sollten sich warm anziehen.

Und das gefiel ihm.



***

Unter Ihnen glitt die Steppe entlang, welche ziemlich trostlos war. Sie lag im Randgebiet, erstreckte sich viele Kilometer. Manchmal überflogen sie eines der Wasserlöcher, die sehr selten in der Gegend waren. An denen sich so manche Tierherde befand. Noch seltener wie Wasserlöcher, waren Oasen. Die einzig schönen Flecken in der Steppe.

Auf dem Radarschirm blinkte ein Punkt auf.

Co-Pilot Sergeant Iron Mike bemerkte es sofort. „Alice. Haben ein Bogey Kontakt. 50 Kilometer im Südwesten.“ Bogeys wurden unidentifizierte Objekte auf dem Radar genannt.
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Pilotin Sergeant Major Alice nahm die Information zur Kenntnis, flog den Transporthubschrauber der Schnellen Eingreifgruppe. Das Holodisplay ihres Helms zeigte die Umgebung in Echtzeit an. Links und Rechts vom HUD(Heads-Up-Display) befanden sich Lebenswichtige Daten eines Piloten. „Kannst du ihn identifizieren?“ Die ehemalige Bomberpilotin war Gvanerin.

„Nein. Das Celrium Erz in der Gegend stört das Signal. Es ist außerdem sehr schwach und scheint mir ein automatisches Notsignal zu sein.“

Alice sah ihn an. Das Bild des HUD veränderte sich durch die Kopfbewegung nicht. Wie ein Hintergrundbild tauchte ihr Co-Pilot auf. Der sah sie ebenfalls an, zuckte mit den Schultern.

Das Signal lag im Sazia-Gebirge. Wo es reichhaltige Celrium Erz Vorkommen gab. Wodurch das Radar gestört wurde.

Alice sah wieder nach vorne. „Gunny Saddam. Haben einen Bogey Kontakt. Er liegt im Sazia Gebirge und ist nicht eindeutig zu erfassen. Wollen sie sich das ansehen?“

Gunny Murat Saddam kommandierte das Team A der Schnellen Eingreifgruppe.

Seit 5 Wochen waren die Teams im Einsatz. Außer einem Einsatz von Team B, war es bisher ziemlich ereignislos verlaufen. Inzwischen war ein Wettkampf zwischen Team A und B entbrannt. Dabei ging es wer die meisten Einsätze zu verzeichnen hatte. Im Moment führte Team B. Weil sie einer Nomadengruppe zur Hilfe gekommen waren, die von einer Truppe der Familien angegriffen wurde.

„Setzen sie uns ab wo sie können.“, erwiderte der Gunny vom Planeten North Arabien.

Diese Antwort hatte Alice erwartet. Sergeant Mike nahm sich die Landkarte der Gegend vor, suchte einen geeigneten Landeplatz in unmittelbarer Nähe der festgehaltenen Kontaktposition. „Die einzige Möglichkeit liegt 2 Kilometer von der Kontaktposition entfernt.“, erklärte Mike.

Sergeant Major Alice sah durch die Einspeisung in ihrem HUD die Stelle. Das Gelände der Sazia Gebirge war alles andere als gut zugänglich.

„Können sie uns da absetzen?“, fragte Saddam übers Interkom.

„Kein Problem. Gunny. Nach dem Absetzen bleiben wir Mobil und setzen Ranger Center ins Bild.“ Mobil hieß soviel wie, dass sie in der Luft blieben und nicht am Boden. Ranger Center war die Einsatzzentrale der Schnellen Eingreifgruppe der Marines in der Bezirkshauptstadt.
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***

Der 11 Mann starke Trupp marschierte durch das unwegbare Gelände. 2 Marines bildeten die Vorhut. 3 die Nachhut. Alle trugen Panzeranzüge, Impulsgewehre, Impulshandwaffen und etliche andere Ausrüstungsgegenstände.

Da das Terrain als feindlich angesehen wurde, verhielten sich die Marines dementsprechend. Sie erreichten die Stelle von der das automatische Notsignal gesendet wurde. Urheber war eine ziemlich demolierte Transportfähre. Eine Bruchlandung.

In näherer Umgebung lagen viele kleine und mittelgroße Wrackteile der Fähre. Die Bruchlandung war in felsigem Gelände passiert. An einigen der sandfarbigen Granitfelsen sah man Abschürfungen, Kratzer und Bruchstellen. Der Rumpf war an manchen Stellen eingedrückt, gebrochen, gerissen oder fehlte. Sah übel aus.

Wirklich beunruhigend war dass dieser Typ einer Transportfähre für Orbitalflüge mitkonstruiert wurde und nichts im Randgebiet zu suchen hatte. Außerdem trug die Transportfähre Hoheitsabzeichen der Tanis & Sions Bruderschaft.

Als sich die Marines die Absturzstelle näher ansahen, hallten Schüsse in dem flachen unwägbaren Canyon wieder. Kurz darauf hörte man einen Schmerzensschrei.

„Desree hat es erwischt, Gunny. Werden von Heckenschützen mit Highspeedwaffen unter Feuer genommen.“, tönte die aufgeregte Stimme aus dem Interkom. Sie gehörte Coporal La’pard. Dem 2ten Marine neben Desree der Vorhut.

Ein Bolzen aus einer Highspeedwaffe schoss an ihm vorbei, schlug einen Krater in einen Granitfelsen. Sofort gingen alle Deckung. Weitere Bolzen wurden auf sie geschossen.

Ihre Panzeranzüge gehörten zur leichten Kategorie. Sie sollten den verwendeten E-Waffen der Familien standhalten. Anscheinend hatte die Bruderschaft die Familien aufgerüstet. Die Bolzen von Highspeedwaffen konnten Panzeranzüge der leichten Kategorie durchschlagen.

Sergeant Trash, der Sanitäter von Team A, gelangte mit einem Kamerad unter Feuerschutz zum verletzten Desree. Die Restlichen Marines blieben in Deckung.

Dann fiel kein Schuss mehr.

Anscheinend hatten sich die Angreifer zurückgezogen. Saddam schickte 3 seiner Marines in die demolierte Transportfähre.
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Trash informierte ihn dass Desree, seit 3 Monaten bei der Truppe, einen glatten Durchschuss im linken Oberschenkel hatte. Der Mischling würde also überleben. Über Funk bat er Sergeant Major Alice um vorläufige Luftunterstützung. Man sicherte die nähere Umgebung.

Ein Medi-Evak-Hubschrauber (MEDIzinische EVAKuierung) landete, nahm Private Desree an Bord. Er wurde umgehend zum Stadtkrankenhaus geflogen. Kaum hatte der Hubschrauber die Landezone verlassen, landete ein Truppenhubschrauber. Aus ihm stiegen weitere Marines. Ein Teil half bei der Absicherung. Die Anderen sicherten mögliche Beweise.

Als die Dämmerung begann, tauchte ein Lastenhubschrauber auf. Man sicherte das Wrack mit Stahlkabeln des Lastenhubschraubers und dieser hob das Wrack in die Lüfte. Unter Begleitschutz 2er Kampfhubschrauber flog der Lastenhubschrauber mit dem Wrack als Fracht zurück zur Head Marine Base. Kurz danach holte sie ein Truppenhubschrauber ab.

Es war also soweit, dachte Saddam. Die Familien legten sich offen mit den Marines an.

Ihnen stand ein heißer Tanz bevor.



-Kapitel Vier-



Seine Aufgabe war es als Verbindungsmann zwischen den Familien und der E’anischen Regierung des 5. Bezirks zu fungieren. Er war der ernannte Vertreter der Tanis & Sions Bruderschaft, die die Familien auf E’an mit allem unterstützen, legal wie mit illegalen Mitteln. Bei der E’an Frage waren die Völker einer Meinung.

Dzra war ein Sion und angesichts seines Postens recht jung. Politische Posten wurden von den Senior Genossen bekleidet. Er hingegen war gerade mal 20 Unzen alt. Nach Terranischen und Gvanischen Alter war er 40. Senior Genossen waren um die 35 Unzen alt. Natürlich war Dzra politisch aktiv. Als man ihm den Posten auf E’an gab, war er sehr stolz. Inzwischen wusste er dass die Bruderschaft ihm diesen Posten nur als Alibi verschafft hatte. Insgeheim gehörte Dzra zu den Leuten in der Heimat, die E’an den E’anern überlassen wollten. Ihre Völker hatten andere Probleme. schwerwiegendere als die E’an Frage.

Sie gehörten Zuhause einer Minderheit an. Wohl wegen jener Einstellung hatte man ihn nach E’an geschickt, so vermutete Dzra. Seit er von den Absichten aus der Heimat wusste, stand er unter Beobachtung und in der Schusslinie. Sollte das Vorhaben nämlich scheitern, würden die Funktionäre und Senior Genossen ihn als Sündenbock hinstellen.
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Mit jedem Tag der verging kam er dem Galgen etwas näher.

„Wie sieht das weitere Vorgehen aus?“

Der Mann, an den die Frage gerichtet war leitete das Vorhaben aus der Heimat. Ein Militär oder Geheimdienstler, schätzte Dzra insgeheim. Er kannte den Namen des Mannes nicht, was wohl besser für ihn war. „Wir werden vorläufig alle weiteren Flüge absagen. Das Risiko ist nach dem Vorfall zu groß.“ Die tiefe Stimme war hart und erbarmungslos.

„Das wird den Familien nicht gefallen.“, warf Dzra ein.

Der Namenlose Tani blickte ihn an. Vor diesem Mann hatte er eine höllische Angst. „Daran sind sie selbst schuld. Die können von Glück sagen, dass die Friedenstruppe so wenig Leute zur Verfügung hat.“ Die Wut darüber, dass die Familien die Marines unter Feuer genommen hatten, war zu hören. „Wir bestimmen hier. Bis sich die Lage beruhigt hat, sollen sich ihre Schützlinge ruhig verhalten.“ Eine klare Anweisung.

Sekunden lang schwiegen sie. Was Dzra nicht behagte.

„Es wird Zeit.“, bestimmte der Tani.

Dzra gab etwas über das Touchscreenfeld auf seinem Schreibtisch ein. Sein Büro lag in der Innenstadt der Hauptstadt des 5. Bezirks. Kurz danach erschien vor ihm ein Holofenster. Da erschien: Com-Verbindung zur Head Marine Base wird hergestellt.



***

Die sichergestellten Beweise, sowie das Wrack, wurden von Leuten des Analyse Labors überprüft. Bis vor dem Vorfall hatte das Analyse Labor nur zivile Sachen bearbeitet. Na ja, es war ja auch eine Zivilbehörde. Boden und Wasserproben gehörten zu den gängigsten Aufträgen. Im Moment hatten die Beweise und das Wrack absoluten Vorrang vor allem anderen.

Zusammen mit Benda war Torpey bei der Besprechung der Ergebnisse des Analyse Labors. Leiter der Untersuchung war ein junger Mensch mit starken Brillengläsern, einem Milchgesicht und einer dünnen Figur. Der typische Streber. „Mit einem Grossteil der Gegenstände konnten wir nichts anfangen. Es waren Teile der Fähre, die uns keine nennenswerten Anhaltspunkte geben konnten.“, erklärte Mladen Stakic. Das Analyse Labor unterstand dem Vereinten Geologie Analyse Büro (=VGAB) des Umweltministeriums.
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„Jedoch“, meinte Stakic begeistert. „war die Untersuchung einiger Teile nicht zwecklos.“ Über das Touchscreenfeld an seinem Platz am Konferenztisch gab Stakic was ein. Eine Holografische Abbildung eines sichergestellten Trümmerstücks tauchte auf. Es drehte sich gut sichtbar um alle Achsen. „Dieses Teil ist von einem Frachtbehälter.“ Das Trümmerstück wich einer Abbildung des Frachtbehälters. Kurz darauf erschien wieder das Teil und fügte sich dann an jene Stelle des Frachtbehälters wo es seinen Platz hatte. „Bei der Untersuchung fanden wir Spuren von Opium Deluxe.“ Erstaunt sahen Torpey und Benda sich an. „Das ist eine ziemlich harte Droge. Bereits die kleinste Dosis würde Menschen und Gvaner töten.“ Stakic übertrieb nicht. Bisher gab es nur Gerüchte über Opium Deluxe. „Sie ist in der Galaktischen Föderation illegal. Nicht mal Lizenzierter Handel ist erlaubt. Bei den Tanis und Sions ist Opium Deluxe ein beliebtes Rauschmittel und legal. Mehrere kleine Dosierungen machen bereits abhängig. Eine Hohe Dosis fördert die Aggressivität und setzt die Hemmschwelle drastisch herunter. Ein Tani oder Sions der Vollgedröhnt ist, braucht nur eine Kleinigkeit um einen Blutrausch zu starten. Das Zeug ist echt übel.“, schloss Stakic seine Erklärung. Von der anfänglichen Begeisterung fehlte jede Spur. Hatten sie nicht schon genug Probleme! Torpey gefiel es gar nicht dass das Zeug bei den Familien einen Absatzmarkt fand. Wer wusste schon, was dadurch passieren konnte! „Das hier“, fuhr Stakic nach kurzer Pause fort. „ist ein Stück eines Frachtbehälters.“ Ein zweites Trümmerstück tauchte als Holografische Abbildung auf. Es war größer als das Erste. „Die Innenseite des Stücks hat eine Sensorgitterbeschichtung. Dadurch kann der wirkliche Inhalt dieser Frachtcontainer verheimlicht werden.“ Solche Container verwendeten Schmuggler gerne. Das Sensorgitter tarnte den Inhalt durch eine falsche Projektion. Wer einen solchen Container benutzte, wollte nicht dass der wahre Inhalt publik wurde. Also schmuggelte jemand was für die Familien nach E’an. Waffen. Sprengstoff. Munition. Opium Deluxe, kamen Torpey da in den Sinn. Das war kein gutes Zeichen.

Niemand konnte sagen, wie lange das schon mit diesen Containern ging und wie viel bereits geschmuggelt worden war.
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Möglicherweise waren die Familien bis an die Zähne bewaffnet und mit Opium Deluxe eingedeckt. Bisher konnten die Marines die zahlenmäßige Unterlegenheit durch ihren Technischen Vorsprung – vor allem bei militärischer Ausrüstung – ausgleichen. Jetzt hingegen war es gut möglich dass die Familien aufgeholt hatten. Kein gutes Zeichen. Sobald denen klar wird, das sie eine reale Chance haben, wird es zum Showdown kommen.

Stakic kam nun zum Computerkern des Schuttels. Man hatte ihn aus dem Inneren des Wracks herausgeschnitten. Zurzeit befand er sich noch in der Analyse. Die bereits ausgewerteten Daten ließen darauf schließen, dass die Fracht per Laisermarkierung abgeworfen wurde. Genaue Daten über Lieferumfang, Menge, Art, Zeit oder Ort waren nicht verzeichnet. Höchstwahrscheinlich, so Stakic, waren jene Daten gelöscht oder unlesbar gemacht worden. Das Wrack selbst konnte an die 10 Frachtbehälter aufnehmen. Über eine Rampe wurden die Behälter in der Luft abgeworfen. Zusätzlich besaß die Fähre eine Abschirmung, die den Standort verschleierte. Ein typisches Schmuggler System.

Trotz allem wussten sie noch immer nicht was im Randgebiet vorsich ging. Die bisherigen Anhaltspunkte waren allzu deutlich. Genau das gefiel Torpey nicht. Seine Truppen waren schon dünn besetzt. Was sich bei einer kompakten Kampfhandlung schwer ausgleichen lassen würde.

Ihnen stand eine schwere Zeit bevor.



***

Kaum war er wieder in seinem Büro, meldete sein Sekretär dass der Vertreter der Bruderschaft –welcher die Interessen der Familien auf E’an vertrat– ihn sprechen wollte. Was Torpey keineswegs erstaunte. Eigentlich hatte er ihn viel früher erwartet. Er ließ ihn durchstellen, setzte die typische Miene eines Marines auf und begrüßte den Vertreter Dzra.

„Guten Tag, Konsul Dzra. Wie kann ich ihnen helfen?“ Die ausdruckslose Miene blieb. Wahrscheinlich ging der Kerl zum Lachen in den Keller. Dieser Sion wäre ein guter Marine geworden. Leider stand er auf der falschen Seite.

„Ich möchte mein Bedauern über den unglücklichen Vorfall im Sazia-Gebirge ausdrücken.“ Ob er es ernst meinte konnte Torpey nicht einschätzen. Ein bedeutungsloses nicken, entschied Torpey, reichte. „Durch zuverlässige Quellen habe ich erfahren, dass sie das Wrack geborgen haben.
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Aufgrund dessen, dass die Transportfähre der Tani Republik gehört und damit Staatseigentum ist.“ Von der Seite wehte also der Wind. Torpey fand das hochinteressant. Sie gaben zu, dass die Fähre ihnen gehörte, statt es zu leugnen.

Das Dossier des Mannes war dünn. Deswegen hatte er beim Geheimdienst des Außenministeriums der Union angefragt. Die State Department Intelligence Defense Agency (SDIDA) horchte sich um und aktualisierte das Dossier über Dzra. Für Dossiers über Diplomaten und Ranghohe Außenweltpolitker war die SDIDA zuständig.

„Steht die Fähre unter dem Immunitätsschutz der Galaktischen Gemeinschaft. Darum ersuche ich sie zur Herausgabe des Wracks und aller Komponenten.“ Das war wohl ein Vorzeige Beispiel im Fach der Diplomatie.

Doch Torpey war Soldat, ein Marine und die verstanden nichts von dieser Art der Diplomatie. Für Soldaten und Marines war ihre Waffe die Diplomatie. Er beugte sich vor. „Abgelehnt.“ Dzra schien darauf nicht vorbereitet gewesen zu sein. Torpey glaubte dass der Sion kurz jemanden ansah, der außerhalb des Sichtbereichs stand. „Erstmal besitzen ihre Fähren eine beschränkte Immunität. Welche sich auf nur die bezieht mit medizinischer Fracht an Bord.“, korrigierte er den Konsul gerne. „Die Fähre ist, um der Flugüberwachung zu entgehen, im Sazia Gebirge umher geflogen. Ohne die dafür nötige Erlaubnis der Flugüberwachung zu haben. Was der Erste Verstoß ist.“ Torpey zählte alle Verstöße sichtbar mit den Fingern auf. Er fand richtig gefallen daran. „Verstoß Nummer 2. Die Fähre hatte Behälter mit Opium Deluxe transportiert und dafür Frachtbehälter mit einer Sensormatrix Beschichtung verwendet.“ Sicherlich waren solche Frachtcontainer nicht illegal, aber genau für diesen Zweck wurden sie benutzt. „Verstoß 3. Unbekannte haben mit Highspeedwaffen auf meine Marines geschossen. Dabei wurde einer verletzt. Dieser Vorfall wird eine Untersuchung nach sich ziehen.

In diesem Zusammenhang werden das Wrack sowie alle weiteren Gegenstände beschlagnahmt. Womöglich werden sie als Beweise benötigt.“ Torpey legte eine Pause ein. Anscheinend verdaute Dzra das Ganze nur schwer. „Darum lehne ich ihr Gesuchen ab.“ Eine weitere Pause folgte.
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Jetzt setzte er den Schlusspunkt. Marines waren eben keine Diplomaten. „Abschließend will ich ihnen noch eins sagen.Wir werden unsere Kräfte im Randgebiet verstärken. Niemand schießt ungestraft auf Marines. Daher sollten ihre Schützlinge besser kooperieren.“, riet Torpey dem Diplomaten in einer verpackten Drohung. Wieder dieser Blick.

Gut, egal wen er ansah, derjenige hatte alles mit angehört.



***

Das Verhalten des Menschen entsprach genau dem, was man in Erfahrung gebracht hatte. Captain Torpey war direkt und ein Vollblutsoldat. Diplomatisches Fingerspitzengefühl zählte nicht zu seinen Eigenschaften. Was ihn nicht sonderlich überraschte. Alle Soldaten waren so. Egal welcher Spezies, welchem Volk, welcher Rasse oder welcher Sternennation sie angehörten. Demzufolge wäre eine kleine Lektion angebracht.

Der Zwischenfall war zweifelsohne ärgerlich und durchkreuzte ihre Pläne. Das einzig Positive an der Sache war, das der Zwischenfall gegen Ende der mittleren Phase passiert war. Bald würde E’an wieder Ihnen gehören. Friedenstruppen hin oder her.



***

Thamir gehörte dem Hunma Clan der Sions Familie auf E’an an. Schon seit Tagen war die Anspannung zum greifen nahe. Gerüchten zur Folge stünde der bewaffnete Aufstand kurz bevor. Zwar hatten die Friedenstruppen ihren Nachschub abgeschnitten, doch in ihren Verstecken lagerten genug Waffen, Munition, Sprengstoff und Opium Deluxe für die nächsten 50 Jahre. Sobald der Aufstand begann, würde die Heimat Truppen zur Unterstützung schicken und die Friedenstruppen aus dem Dreieck vertreiben. Anschießend teilte man E’an in 2 Hälften.

Benebelt vom Opium Deluxe schritt Thamir in eine Bar im 3. Stadtbezirk der Hauptstadt des 5. Bezirks. Er ging jedes Mal in die Bar, wenn er in der Stadt war. Ihm war es egal ob E’an wieder annektiert werden würde oder nicht. Sicherlich konnte man sich dann einige Freiheiten mehr herausnehmen. Der 3. Stadtbezirk war das übliche Mittelklasse Viertel. Nicht luxuriös oder heruntergekommen. Thamir setzte sich an einen leeren Tisch. Die Konturen der Umgebung verschwammen, wurden unscharf. Eine Abnehmende Wirkung des Opium Deluxe.

Er suchte in seinen Taschen nach den Ampullen, fingerte ungeschickt umher, schaukelte hin und her.
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Unsicher bekam er eine Ampulle zu fassen. Beim Herausnehmen aus der Tasche wurde er von einer Kellnerin angerempelt. Die Ampulle flutschte aus seinen Fingern, fiel und zerbrach. Seine letzte Ampulle.

Durch die Aktionen der Friedenstruppen war die Ausgabe von Opium Deluxe eingeschränkt worden. Jeder bekam nur noch eine bestimmte Menge. Sein Dealer hatte ihm nur 4 Ampullen verkauft. Eigentlich sollten es 10 Ampullen sein. Er war jedoch zu spät gekommen, um die volle Anzahl Ampullen zu bekommen. Die Friedenstruppen und die Milizionäre hatten ihn aufgehalten.

Wut entbrannte in ihm. Verfluchte Friedenstruppen. Sie misshandeln uns. Vergewaltigen unsere Frauen und Töchter. Erschießen die Männer und Jungs. Sagen dass man auf Sie geschossen hätte. Schoben einem Waffen unter. Die Wut formte sich zu Hass. Sein Pulsschlag ereichte ungeahnte Höhen. Sein Adrenalin stieg und stieg. In ihm brodelte ein Vulkan, dessen Zerstörungskraft keine Grenzen kannte. Die E’aner helfen den Friedenstruppen uns von E’an zu tilgen. Sie wollen unsere Heimat vernichten. Ihre Truppen sind keine Friedenstruppen. Sie sollen uns vernichten. Ausradieren.

Erneut rempelte ihn die Kellnerin an. Das war der Auslöser. Thamir erhob sich. Die Kellnerin, eine junge E’anerin sah ihn unschuldig an. Ihre Lippen bewegten sich. Ihre Worte verklangen kurzweilig. „Wir werden euch alle töten.“, hörte er sie verschwommen sagen.

Thamir griff unter sein Shirt, während die E’anerin ihn auslachte. Er zückte ein Messer. Sie hörte nicht auf zu lachen. Keine Spur von Respekt oder Akzeptanz. So wie es die E’aner predigten.

Nicht mehr bei Sinnen, gelenkt vom Opium Deluxe und den Worten der Führer aus der Heimat, schlitzte Thamir der E’anerin ohne zu zögern die Kehle durch. Ihre Blut bespritzte ihn. Ihr Lachen endete jedoch nicht. Alle in der Bar begannen zu Lachen. Sie verhöhnten ihn. Sein Hass stieg. Er drehte sich um, begann ein regelgerechtes Massaker anzurichten. Trotzdem lachten ihn die E’aner aus.

Irgendwann, Thamir konnte nicht sagen wann, stand er mitten in der Bar. Überall lagen Leichen. Jetzt lachte keiner mehr über ihn. Er stand in einem Meer aus Blut. Das Blut der E’aner klebte an ihm. Vor ihm lag die E’anische Kellnerin. In ihren Augen sah er keinen Hohn mehr. Stattdessen erblickte er Entsetzen.
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Das Adrenalin verpuffte. Er fühlte sich ermattet. Ausgelaugt. Wo er auch hinsah lagen Leichen. Hier triefte es vor Blut. Was hatte er gemacht! Noch immer hielt er das Messer in seiner Hand. Das Blut war schon trocken. Risse formten sich als er die Faust ballte. Kleine Blutreste splitterten ab.

Thamir drehte sich um. Am Eingang standen E’anische Sicherheitsbeamte. Sie zielten mit ihren Schusswaffen auf ihn. Ihre Münder bewegten sich. Die Worte kamen bei Thamir aber nicht an. Die letzten Reste des Adrenalins kamen empor. Er schwankte kurz. Als Thamir wieder festen Stand hatte, sah er die E’aner lachen. „Wir werden euch vernichten. Ausradieren.“ Die Entschlossenheit kehrte zurück. Er würde es verhindern.

Mit Hass erfüllter Miene stürmte er auf die E’aner zu. Sie lachten. Dann feuerten sie ihre Schusswaffen ab. Die Bolzen trafen seinen Brustkorb.

Thamir wurde durch die Wucht von den Beinen geholt und einige Meter zurückgeschleudert. Was habe ich getan. Jetzt erkannte er die ganze Wahrheit. Ihm wurde klar, dass die Familien nur von der Heimat benutzt wurden. Sie sollten geopfert werden.

Die E’aner beugten sich über ihn. Sie lachten nicht, hatten es nie. Trotz all der Toten sah er Betroffenheit in ihren Augen. Man hasste ihn nicht. Mitleid stand in ihren Augen. Mit dieser Erkenntnis schloss er seine Augen.



***

Obwohl man zu fremden Sternen reiste, fremde Völker und Kulturen entdeckte, konnte man nicht verhindern dass sich der Verkehr staute. Worüber Captain Maxwell Torpey nicht gerade erfreut war. Immerhin musste er zu einem wichtigen Treffen mit dem Bezirksrat.

First Lieutenant Benda war bereits vorgefahren, um wenigstens pünktlich zu sein. Eigentlich sollten sie zusammen von der Head Marine Base losfahren. Doch im letzten Moment war etwas dazwischen gekommen. Generalmajor Aman erklärte ihm dass er nur 50 Marines entbehren konnte. Milizionäre übernahmen deren Aufgaben. Torpey hatte mit keiner Verstärkung gerechnet. So besaß er wenigstens etwas mehr Spielraum. Nicht viel, aber immerhin war das ein Anfang. Dadurch schickte er Benda vor.

Eine mächtige Explosion riss ihn aus den Gedanken.

Der Boden erzitterte. Einige Meter vor ihnen war ein Feuerball zu sehen. Eine schwarze Rauchwolke stieg empor.
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Auf dem belebten Gehweg herrschte pures Entsetzen.

„Alles in Ordnung. Coporal.?“, fragte er seinen Fahrer. Coporal Mitchia hatte ihn zu der Villa von Benja gefahren. „Ja. Sir.“ Erste Leute entfernten sich ängstlich. „Benda?“, fragte Torpey über das Kom-System im Bodenfahrzeug.

Keine Antwort. Vermutlich der Schock. Obwohl Torpey glaubte dass Benda längst hinter dem Explosionsort war. So wiederholte er den Ruf. Bei jedem weiteren Mal beschlich ihn ein ungutes Gefühl.

Schließlich stieg Captain Torpey aus. Um zu sehen ob man helfen konnte. Als sie am Ort eintrafen, bot sich ihnen ein schreckliches Bild. Durch die Explosion war alles in unmittelbarer Nähe in Mitleidenschaft gezogen worden. Verletzte wurden bereits notdürftig versorgt. Der schwarze Rauch kam von einem in Flammen stehenden Bodenfahrzeug. Die Explosion hatte nicht viel übrig gelassen. Wo Torpey stand, konnte man die Hitze der Flammen spüren. Vor allem wenn der Wind drehte. Er sah sich um.

Sirenen waren zu hören.

Da erblickte er auf einmal ein verbogenes, zerdelltes und geschwärztes Metallstück. Auf dem Metallteil war etwas, das ihm zum einen völlig fremd zum anderen aber auch total bekannt vorkam. Plötzlich lichtete sich der Schleier. Jetzt kannte er den Grund wieso First Lieutenant Benda nicht antwortete.

Er war tot. Genau wie sein Fahrer und Torpeys Stabsekretär.

Ihm wurde speiübel.



-Kapitel Fünf-



Die 3 Säge wurden in den Truppentransporter gebracht. Kaum war die Luke zu, heulte das Triebwerk auf.

„Salutiert.“, brüllte ein Gunny in Paradeuniform.

Alle Marines nahmen Haltung an und salutierten.

Der Truppentransporter erhob sich schleppend in die Lüfte, verharrte kurz. Die Salutgarde des VTGMC feuerte die Salutschüsse ab.

Daraufhin flog der Truppentransporter weiter.

Die Marines blieben in ihrer Position, bis der Truppentransporter nicht mehr am Himmel zu sehen war.



***

5 Tage nach dem Anschlag und 2 Tage waren vergangen seit dem man die toten Marines verabschiedet hatte. Torpey schlief nicht besonders gut. Man sah ihm die letzten schlaflosen Tage an. Er sah schrecklich aus, ausgelaugt. Dunkle Ringe unter den Augen. Bleiches Aussehen.
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Müde und leere Augen.

Alle 12 Mitglieder des Bezirksrats waren anwesend. Ebenso wie das Bezirksoberhaupt in Person von Gouverneurin Benja. Der Anschlag hatte sie überrascht und zugleich ziemlich geschockt. Es war das erste Mal, dass die Familien zu solchen Mittel griffen. Darum waren die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt verstärkt worden. Genauso wie auf der Head Marine Base.

Diese Zusammenkunft hatte anderen Grund.

„Um im Randgebiet die Kontrolle zu erlangen und zu behalten, müssen dementsprechende Truppen aufgeboten werden. Damit wollen wir die Schuldigen des Anschlags“, er stockte kurz. „dingfest machen und das Gefahrenpotenial eines bewaffneten Aufstandes verringern.“ Torpey sah alle an. „Aufgrund des Kooperationsprotokolls mit der E’anischen und der hiesigen Bezirksregierung benötigen wir ihre Erlaubnis, um unser Vorhaben durchzuführen.“ Manche würden darin einen simplen Rachefeldzug sehen. Das machte den Ratsmitgliedern Sorgen. Die Marines hatten seit dem Anschlag aufgerüstet. Auf der Basis hatten sie sich eingeigelt. Es wurde mit dem Bau von Verteidigungsstellungen im Vorderland begonnen. Kampfhubschrauber überwachten die Grenzen zum Randgebiet und gaben den schnellen Eingreiftruppen Feuerschutz.

Es wurden bereits 2 illegale Siedlungen der Familien ausgehoben. Dabei sollen die Marines sehr grob zu Werke gegangen sein. Bei der Aushebung war ein wahres Arsenal an Waffen, Granaten, Miniraketen und Munition ans Tageslicht gekommen. Wie ein Depot von Opium Deluxe. Dadurch bestand kein Zweifel mehr an den Absichten.

Im Vorderland war es sogar bereits zu kleinen Gefechten von Familiäros und Milizionären gekommen. Der Tag X rückte mit großen Schritten näher. Nur deshalb wollte Torpey an mehreren Standorten im Randgebiet zuschlagen. Rache spielte eine untergeordnete Rolle. Doch Torpey müsste Lügen wenn dem nicht so wäre.

Der Ratsvorsitzende dankte ihm. Er blickte kurz Benja an. Sie war besorgt. In den letzten Wochen hatten sie sich näher kennengelernt, Gefühle für den jeweils anderen entwickelt. Im Moment lagen die Prioritäten woanders. So verließ er den Sitzungsraum.



***

Zusammen mit seinem neuen Stabsekretär, Coporal Mitchia und seinem neuen Stellvertreter plus Stabchef Sergeant Major Bo stand Torpey auf dem schmucklosen Flur im Rathaus des 5.
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Bezirks. Dazu gehörten auch 5 bewaffnete Marines. Sie fungierten als seine Sicherheitsleute. Darauf hatte Generalmajor Aman gepocht. Unterstützt wurde er dabei vom Sicherheitschef der Basis, Gunny Geran. Sehr zum Frust von Torpey.

Bo und Mitchia waren für ihre Posten recht jung. Doch Torpey brauchte Leute mit denen er zusammen gearbeitet hatte. Bo blieb auch weiterhin Taktikoperator. Sie hatte mit an der Verteidigungsdoktrin gearbeitet. Mitchia hingegen war vom Fahrer zum Stabsekretär aufgestiegen.

So langsam wurde Torpey ungeduldig. Wohl auch weil er einige Male drohte einzuschlafen. Auf der Basis warteten 4 Teams der Schnellen Eingreiftruppe in Transporthubschraubern auf ihre Einsatzbestätigung.

Während der Unterhaltung mit dem Rat, hatte Sergeant Major Bo die Einsatzbesprechung geführt. Gleich danach waren sie zum Rathaus in die Innenstadt geflogen. Kaum waren sie eingetroffen kam Torpey aus dem Raum. An der Doppeltür zum Konferenzraum standen 2 Milizionäre. Davor waren 6 weitere Milizionäre postiert. Sie sollten verhindern das Unbefugte in den Konferenzraum eindrangen. Die E’ans hatten ihre Sicherheitstruppe ebenfalls aufgestockt.

Die Doppeltür wurde geöffnet. Sofort nahmen die E’aner Haltung an. Der Vorsitzende trennte sich von der Gruppe und kam auf sie zu. Die Ratsmitglieder mieden den Blickkontakt. Benda unterhielt sich kurz mit ihrem Sekretär. Dann sah sie ihn an.

Von da an wusste er, dass er sich in sie verliebt hatte. Was irgendwie komisch war, denn daran hätte er niemals gedacht.

„Captain.“, unterbrach der Vorsitzende den Blickkontakt. Ob sie auch so empfand konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Er musste die Angelegenheit auf später verschieben. „Der Rat ermächtigt sie einstimmig alle Schritte einzuleiten, um für die Aufrechthaltung unseres Schutzes zu sorgen.“ Der Vorsitzende gab ihm ein Datenpad, in dem das schriftlich festgehalten war, die benötigte Erlaubnis. Mit einer leichten Kopfneigung verließ der Vorsitzende sie. Sofort wandte sich Torpey Bo zu. Sie verschwendete keine Zeit.

Über einen gesicherten Kom-Kanal gab sie der Einsatzzentrale auf der Basis die Erlaubnis, dass die Transporthubschrauber starten durften. Die starteten gleich nach der weitergeleiteten Erlaubnis.
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Der Transporthubschrauber mit Torpey, Bo, Mitchia sowie den 5 Marines war gerade auf dem Rückflug zur Basis als der Kampf um E’an begann.



-Kapitel Sechs-



Nach der Landung auf der Head Marine Base ging Torpey in die Einsatzzentrale. Es hatte sich bereits eine Front gebildet. Die Familien rückten mit allem vor, was kämpfen konnte. Die Erste Linie Vorposten hatte man bereits aufgelöst, die Marines zurückgezogen. Aus den Berichten ging hervor, dass mehrere 1000, wenn nicht sogar 10000 Familiäros die Angriffswelle bildeten. Anfangs war es nur ein Vorpreschen gewesen. Was viele Opfer forderte.

Die Marines schossen einfach in die Linie. Schnell kristallisierte sich eine taktische Schulung heraus. Die angeblichen Bauern machten sich besser als man von Bauern erwartete. Sie drängten die Marines weiter in die Defensive. Während die Familiäros weiter auf deren Linien zuströmten. Auch das Umleiten der 4 Truppentransporter brachte nur wenige Entlastung. Also wurde der Rückzug zur nächsten ausgehobenen Verteidigungsstellung befohlen. Anschließend gab Torpey den Alarmcode: Red Line aus.

Jeder Marine, der verfügbar war, wurde als einsatzfähig Klassifiziert, bekam eine Kampfausrüstung. Torpey gehörte dazu. Diesmal konnte ihn niemand davon abhalten. Er war ein Marine. Kaum hob der Truppentransporter ab, spürte er dieses Prickeln. Wie bei seinem allerersten Kampfeinsatz.



***

Im Hauptquartier der Marines in der Hauptstadt von E’an war eine organisierte Hektik ausgebrochen. Sicherlich kam der Angriff nicht unvorbereitet. Bloß die Intensität war so nicht erwartet worden. Anscheinend besaßen sie mehr Waffen als angenommen. Die Familien hatten ihre Kräfte gebündelt und konzentrierten sich auf den 4ten Bezirk. Eigentlich sah man in der E’anischen Hauptstadt das Hauptziel eines bevorstehenden Aufstandes.

Dass die Familien im 4ten Bezirk konzentrierter waren als anderswo nahm man zu Kenntnis, da dort mehr Familien lebten als in jedem anderen Bezirk. Daher war man von einer Mehrzahl im Planungsspiel ausgegangen. Eine Anzahl so vieler Familiäros hingegen war in keinem der Planspiele vorhanden. Was einen Grund hatte. Die Zahlen der Planspiele waren Schätzwerte, anhand von auswärtiger Quellen. Doch die tatsächliche Anzahl war weitaus höher als vermutet.
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Demnach lagen die Ausbildungscamps im 4ten Bezirk.

Generalmajor Aman war in der Einsatzzentrale, erhielt fast minütlich neue Situationsberichte. Allein durch das Aufgebot der Familien schien es ein Wunder zu sein, dass die Front hielt. Angriffe der Familien in den anderen Bezirken waren bisher ausgeblieben. Oder nur Strohfeuer.

Nichtsdestotrotz empfand Aman ein ungutes Gefühl. Vielleicht war der Angriff im 4ten Bezirk eine Finte und sobald sie ihre Kräfte von anderen Bezirken an die Front verlegten schlugen sie woanders zu. Um dann standzuhalten bedurfte es wirklich eines Wunders.

Alles was er guten Gewissens entbehren konnte, war an die Front verlegt worden.

„General.“, sagte ein erschöpfter Major Nantes.

Sein Vorgesetzter blickte von der Echtzeit- Taktikkarte auf. An der Frontlinie blinkten mehr rote Symbole als Blaue und Grüne.

Die Marines: Blau.

Die Miliz: Grün.

Die Familiäros: Rot.

Von den Grünen Symbolen tummelten sich in den Siedlungen des Vorderlandes und in der Bezirkshauptstadt.

„Captain Torpey hat Red Line ausgerufen.“ Aman schloss die Augen. Jedem Marine war klar was Red Line bedeutet. Ohne Zweifel wusste Torpey was zu tun war, und das sie nicht versagen durften. Mit dieser Front fiel und stand die E’anische Freiheit.

Beim nicken blieben die Augen geschlossen.



***

Der Gefechtslärm konnte einen im ersten Augenblick lähmen. Markerschütternde Explosionen. Fauchende Energiebolzen. Dröhnender Lärm der Luftvehikel. All das machte einem Angst, konfrontierte einen mit der eigenen Sterblichkeit. Im Gegensatz zu Zivilisten wurden Marines für solche Situation ausgebildet.

Als erstes verschaffte sich Torpey einen Überblick. Alle Frontabschnitte wurden unter starken Druck gesetzt. Welle um Welle rannten die Familiäros gegen sie an. Bis jetzt hielt die Front.

Die Familiäros waren taktisch geschult worden. Zu ihrer Bewaffnung zählten Raketenwerfer, Mörser und Granaten plus die Highspeedgewehre. Die Heimat hatte die Familien hochgerüstet und mit Opium Deluxe versorgt.

Ein erschöpfter verdreckter Second Lieutenant besaß das Kommando über die Verteidigungsstellung.
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Der Bunker an der Front galt als Kommandozentrale. Von da aus dirigierte er die Verteidigung.

Im Gefecht wurde auf die Formalitäten verzichtet. Als Captain Torpey den Bunker betrat, salutierte daher keiner. Mit im Bunker, der kleiner war als eine Gastkabine eines Raumliners, war der Taktikstab des Second Lieutenant, dessen Name war Justin Meier. Vor dem Bunker warteten seine Leibwächter.

„Wie sieht die Lage aus?“, fragte Torpey über den Lärm des Gefechts hinweg. Eine Explosion ließ den provisorischen Bunker erzittern.

„Die Familiäros haben sich eingegraben.“, berichtete Meier. Auf der topografischen Echtzeitkarte war eine Rote Linie, parallel zu der Blauen Linie. „Sie unternehmen immer wieder konzentrierte Durchbruchsversuche an allen Abschnitten. Bisher ist es uns gelungen sie zurückzuschlagen. Doch unsere Verluste bei den Versuchen und dem allgemeinen Gefecht, lassen uns die Lücken immer schwerer füllen.“ Genau darum ging es. Das wussten beide. Es war nur eine Frage der Zeit bis sie letztlich durchbrachen.

Aus dem tragbaren Interkom drang. „Sie sind durchgebrochen. Abschnitt Tango Alpha.“ Es war passiert. Jetzt zählte nur noch eins.

„Treffen sie Vorbereitungen zum Rückzug, Lieutenant. Wir geben diese Stellung auf, sobald Abschnitt Tango Alpha unter Kontrolle ist.“, befahl Torpey. Meier und sein Stab sahen ihn erschrocken an. Dann wandte sich Torpey um. Er verließ den Bunker.

Draußen schnappte er sich einen Coporal, der ihn und sein Gefolge zum Abschnitt Tango Alpha bringen sollte.



***

Sie verließen eine Stellung, um wenige Augenblicke später in der Nächsten zu landen. Einige der Marines in der Stellung erkannten ihn. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt zu kämpfen, als sich über ihn Gedanken zu machen.

Man ging so schnell durch die Gräben wie man konnte. Oft mussten sie einen Bogen um verletzte Marines machen die gerade versorgt wurden, mussten das eine oder andere mal in Deckung gehen. Dann kamen sie zum Ende der Stellung. Die nächste Stellung lag im Abschnitt Tango Alpha.

Torpey entließ den Coporal der sich ihnen prommt anschloss. Er teilte die Marines für den Feuerschutz ein.

Auf 3 verließ der Rest die Stellung.

Sie rannten unter dem Feuerschutz los.
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Kurz darauf wurden sie aus der Stellung beschossen. 50 Meter vor der Stellung warfen sie sich zu Boden. Ein Kampfhubschrauber jagte eine Handvoll Raketen in die Stellung. Der aufgewühlte Boden erzitterte bei den Explosionen. Kurzzeitig erstarb der Feindbeschuss. Dann schoss eine Rakete aus der rauchenden Stellung auf den Kampfhubschrauber zu. Dieser warf elektrische Gegenmaßnahmen ab, ging in den Tiefflug, feuerte 2 Antiraketen ab. Die Antiraketen rasten auf die abgefeuerte Raketen zu. Sie machten sie unschädlich.

All das passierte als die Marines aufsprangen und weiter rannten. Kurz vor der zu erreichenden Stellung warf man 2 Granaten hinein.

Die Explosion war 1 Sekunde später verklungen, als die Marines in der Stellung waren. Der Rauch vernebelte etwas die Sicht. Die Raketen hatten die Erde aufgewühlt. Körperteile, teilweise verbrannt, lagen im Graben verstreut. Einige Stellen der Grabenwände waren locker oder eingebrochen. Aus dem Rauch schossen auf einmal die Highspeed Geschosse. Sogar Energiebolzen wurden auf sie abgefeuert.

Ohne darauf Rücksicht zu nehmen feuerten sie mehrere Salven ab. Kurze Zeit später erstarb der Feindbeschuss. Als sie durch den sich lichtenden Rauch gingen, sahen sie 3 Tote Familiäros, jene die den Luftschlag überlebten. Der Geruch von Ozon, verbrannter Haut und Fleisch stieg ihnen in die Nase. Doch die kampferprobten Marines nahmen das gar nicht zu Kenntnis.

Es war der Geruch des Todes.

Torpey schickte eine 4er Gruppe nach Überlebenden suchen. Die Gruppe traf auf keinen weiteren Widerstand. Inzwischen feuerten die anderen Marines bei Torpey auf die Familiäros. Denen es nicht gelungen war einen Brückenkopf einzurichten. Man fand 8 Verletzte Marines. Alle anderen, die diese Stellung halten sollten waren tot. Für die Toten wie Verletzten rief man einen Truppentransporter. Über Funk gab Torpey dann bekannt, dass die Stellung wieder in Ihrer Hand war.

Daraufhin erteilte Second Lieutenant Meier den Rückzugsbefehl. Kurz nach dem ersten Truppentransporter landete ein Zweiter. Ein Kampfhubschrauber gab ihnen Feuerschutz. Kaum hatte der letzte Marine den Truppentransporter bestiegen, hob der Pilot ungestüm ab. Ohne zu warten ob die Passagiere saßen.

Dann bombardierten Bomber alle Stellungen der Verteidigungslinie.
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Der Feind sollte so wenig Gewinn aus ihrem Rückzug ziehen wie möglich.



***

Es herrschte stockfinstere Nacht. Kaum hatte der Truppentransporter den Boden berührt, stiegen die Insassen aus. Im Gegensatz zu wenigen Minuten zuvor, erschien es einem hier gespenstisch ruhig. Wenn man mal vom dröhnen der Luftvehikel absah.

Torpey und seine Einheit gingen zum eingerichteten Kommandostand. Dort verrichtete bereits Second Lieutenant Meier, dessen Stab und Sergeant Major Wolf + Stab ihre Arbeit. Ein übereifriger Private schrie folgendes. „Achtung.“ Alle sahen wie Torpey den Kommandostand, ein Bunker hinter der Verteidigungslinie betrat. Niemand nahm Haltung an. Man war eben im Gefecht.

„Wie sieht unsere Situation aus?“, fragte Torpey. Keiner achtete mehr auf Höflichkeiten.

Meier und Wolf sahen sich an. Wolf ließ Meier den Vortritt. „Wir haben bisher 15 Tote Marines und doppelt so viele Verletzte.“ Eine kurze Pause. Das verlangte der Anstand und war auch legitim. „Wir haben einen Kampfhubschrauber verloren.

Bisher konnten wir keinen Kontakt zur Crew herstellen. Sobald wir ihre Position festgestellt haben, schicken wir eine Rettungseinheit los.“ Es wird kein Marine zurückgelassen. Weder Tod noch Lebendig. So lautete das Hauptmotto der Marines. „In der Siedlung Ra’sh haben wir das Camp Delta errichtet. Alle Verteidigungsstellen sind besetzt. Die Reserve ist in Stellung.“

Torpey nickte zufrieden. „Gut. Sergeant Major Wolf. Wie weit ist man bei den Siedlungen?“, wollte er wissen.

„Die Miliz hat uns abgelöst und haben die Aushebungen fortgesetzt. Sie liegen angesichts der Situation im Zeitplan.“ Durch Red Line musste die Miliz die Marines in den Siedlungen ablösen. Man hatte so genannte Squads eingeteilt.

Alle Marines im 4. Bezirk gehörten einer Front oder Reservesquad an. Inoffiziell war sogar Torpey und seine Schatten eine Squad. Denn eigentlich sollte ein Kommandeur nicht an der Front sein. Red Line setzte diese Regel außer Kraft.

„Ich will das sofort mit der Evakuierung der Siedlungen im Vorderland begonnen wird.“, befahl Torpey. Einen solchen Schritt hatte keiner erwartet, weil er etwas ankündigte was jeder bereits insgeheim wusste. Auch diese Verteidigungslinie sollte nicht für die Ewigkeit sein.
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„Die momentane Reserve wird aufgelöst und auf die Siedlungen verteilt. Sie sollen am Rand der Siedlungen in Stellung gehen. Sollten wir dem kommenden Angriff nicht standhalten“ – wovon auszugehen war. „sind die Siedlungen unsere letzte Verteidigungslinie.“ Was soviel hieß wie Häuserkampf. Wenn die Siedlungen fielen, fiel auch die Bezirkshauptstadt und somit der 4. Bezirk. „Die Siedlungen müssen darum unter allen Umständen gehalten werden.“ Das bedeutete kämpfen bis zum letzten Mann. Was ebenso hieß dass es nicht bei 15 gefallenden Marines blieb. Im Moment waren im 4. Bezirk rund 300 Marines im Einsatz. Gerade mal 10 Prozent der Stärke vor der Krise der Friedenstruppe.



***

Die Marines hatten 3 Stunden Zeit um sich auszuruhen, etwas zu essen oder zu schlafen. In dieser Zeit wurden Abschiedsbriefe verfasst und eingesammelt. Man stockte die Energiemagazine der Impulsgewehre auf. Panzeranzüge wurden ausgetauscht oder neu poralisiert. Die Raketenträger bekamen neue Munition. Granatbestände wurden aufgefüllt. Erdwälle der Gräben erhöht oder verstärkt. 150 Meter vor den Stellungsgräben verminte man die Kampfzone.

Marines erzählten einander von Zuhause. Ihrer Familien oder Anekdoten aus der Vergangenheit. All das war ein nicht festgeschriebenes Ritual vor einem unausweichlichen Gefecht.

Die erste Explosion ließ all das verschwinden. Jeder Marine kannte seine Aufgabe. Alle würden ihre Pflicht erfüllen und darüber hinausgehen.

Auch wenn das bedeutete zu sterben.



***

Torpey lag mit seiner Squad im Graben, wie alle anderen auch. Aus ihren Gewehren schossen sie Energiebolzen die den Tod brachten. Selbst Explosionen kurz vor dem Schutzwall ließ sie den Beschuss nicht einstellen. Sanitäter liefen umher, um Verletzte zu versorgen. Versorger brachten angeforderte Magazine oder Granaten.

Das tobende Gefecht ließ die Nacht zum Tage werden. Explosionen erhellten die Kampfzone. Genauso wie die in den Himmel steigenden Feuerpilze. Erde wurde in die Luft geschleudert, landete wenig später wieder auf dem Boden.

Die Schutzwälle hielten stand. Doch das blieb nicht ewig so. Granaten, Raketen und Highspeed Geschosse regneten regelgerecht rein. Unter diesem Dauerbeschuss hielten sie länger stand, als von den Marines erwartet.
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Gerade dieser Umstand verschaffte ihnen kostbare Zeit.

Nur selten feuerten die verbliebenen Kampfhubschrauber und Bomber ihre Waffen ab. Sie wurden zurückgehalten um eingesetzt zu werden, wenn es brenzlich wurde. Torpey wechselte sein Energiemagazin. In den ersten Minuten des Gefechts waren die Familiäros gefallen wie die Fliegen. Vor allem weil die Erste und Zweite Welle mitten in das Minenfeld lief.

Hunderte von Körpern wurden in Stücke gerissen oder durch die Luft gewirbelt. Der Ansturm ließ nicht nach. Unerschöpflich rannten die Familiäros gegen sie an.

Opium Deluxe und die Propaganda aus der Heimat machten diesen Wahnsinn erst möglich. Tausende fanden den Tod. Nur weil die Heimat zu feige war eigene Truppen zuschicken. Die Familiäros wurden wie die Lämmer geopfert. Ob der Preis das Ergebnis wert war konnte bezweifelt werden. Nicht für die Familien auf E’an. Für ihre Heimat war es das wert.

Ein Versorger kam vorbei, sammelte die leeren Energiemagazine ein, gab volle aus. Torpey erhielt 4. Dann kehrte er in seine Schussposition zurück und feuerte. Sein Ziel fiel stumm zu Boden. Er nahm einen weiteren Familiäros ins Visier, schoss. Gleich 3 Bolzen trafen den Mann und rissen ihn in Stücke. Ein Familiäros folgte dem nächsten.

Eine Mörsergranate durchschlug den Schutzwall. Einige Meter rechts von ihrer Position. Sofort rannten 2 Sanitäter dahin.

Der ihnen entgegen geschickte Angriffstrupp der Familien hatte seinen letzten Familiäros verloren. Jetzt deckten sie die Marines mit Raketen und Mörsergranaten ein. Was dazu führte das der Schutzwall weiter aufgeweicht und durchschlagen wurde. Nun begann die Stunde der Sanitäter. Sie hetzten von einem Ende zum nächsten. Versorgten die leicht verletzten und flickten die schweren Fälle notdürftig zusammen. Diese Fälle wurden Minuten später aus der Gefechtszone ausgeflogen.

Nach dem schweren Beschuss folgte wieder ein Angriffstrupp. Highspeed Geschosse und vereinzelte Energiebolzen schwirrten wie Mücken durch die Luft. Die Marines eröffneten das Feuer. Die voran stürmenden Familiäros starben wie ihre Vorgänger. Diesmal wurden bloß mehr Marines verletzt, als bei den Angriffen davor. Grund war der löchrige Schutzwall.
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Der Ansturm wurde von den Verteidigern mit gleicher Münze zurückgegeben. 2 Kampfhubschrauber ließen die Kampfzone zum Grab des Angriffstrupps werden.

Ein Versorger kam vorbei. Direkt vor dessen Füße landete eine Mörsergranate, die in aller Regel gleich beim Aufschlag detonierten. Das Leben lehrte einen aber das es Ausnahmen von der Regel gab. Die Granate schien ein Blindgänger zu sein.

Gerade als der Schreck aus seinen Gliedern wich und er glaubte dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein, riss ihn die Granate auseinander. 2 Marines wurden ebenfalls getötet. Andere in der Nähe wurden verletzt. Sanitäter verrichteten ihre Arbeit. Ein Truppentransporter landete. Marines der Reserve nahmen die Positionen ihrer toten oder verletzten Kameraden ein.

Die Familiäros unternahmen einen weiteren Versuch die Verteidigungslinie zu durchbrechen. Es wurden immer schwerer die Familiäros auf Abstand zuhalten. An einigen Stellen brach sie kurzzeitig durch. Das Gefecht nahm an Intensitäten und Opfer zu. Fast jede Minute wurden Marines Tod oder Verletzt aus der Gefechtszone ausgeflogen und Marines der Reserve eingeflogen.

Auch die Unterstützung aus der Luft nahm ab. Die Bomber und Kampfhubschrauber mussten jetzt an mehreren Stellen Einsätze fliegen. Den Familiäros gelang es kurzzeitig einen Brückenkopf einzurichten. Bomber machten dem jedoch ein Ende. Marines der Reserve gingen an der Stelle unter dem Feuerschutz 2er Kampfhubschrauber in Stellung.

Ohne das es jemand bemerkte ging die Sonne auf. Ein neuer Tag war angebrochen. Da kam für die Marines der Rückzugsbefehl.



-Kapitel Sieben-



Wie jeder Marine war auch Torpey erschöpft. Er wollte nur noch schlafen. Wobei das eher auf das Schmerzmittel zurückzuführen war, das er bekommen hatte. Ein Highspeed Geschoss hatte seinen deporalisierten Panzeranzug im Gefecht durchschlagen. Es war ein glatter Durchschuss gewesen. Wodurch Torpey nicht ausgeflogen werden musste. Ein Sanitäter, der wenige Minuten später selbst getötet wurde, verband ihn.

Beim Rückzug war ein Sanitäter im Truppentransporter gewesen der sich seine Verwundung ansah. Er gab ihm auch das Schmerzmittel. Was ihn während des Flugs einnicken ließ.
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Der Ruck bei der Landung ließ ihn aufwachen.

Als sie den Truppentransporter verließen, schien die Sonne an einem wolkenlosen Himmel. Die Landezone lag auf der Rückseite der Siedlung Ra’sh. Das Camp Delta war aufgelöst worden. Die Verletzten flog man in die Bezirkshauptstadt. Kampfhubschrauber flogen über sie hinweg. Um den Vormarsch der Familien zu verzögern.

Überall in der Landezone sah man Marines. Verletzte wie Gesunde. In Gruppen, Paarweise oder Einzelne. Squads wurden aufgestockt oder neu zusammengestellt. Überwiegend sah man Privates, Coporals oder Sergeants. Viele waren zwischen 18 und 22 Jahren. Vereinzelte Gunnys scheuchten die Jungs vor sich her. An einem anderen Abschnitt der Landezone wurden Kunststoffkisten und Container aus Transportfähren geladen. In den meisten Behältern war Munition für die Impulsgewehre. Raketen für die Raketenmänner. Granaten. Panzeranzüge. Erste-Hilfe Material für die Sanitäter. Sogar etwas Verpflegung war dabei.

Da entdeckte Torpey jemanden, den er hier alles andere als erwartet hatte. Hauptmann Trak trug einen braunen Panzeranzug der Klasse A. Das war die schwerste Klasse. Ihm folgte eine Gruppe E’anischer Milizionäre die schwer bewaffnet waren und Panzeranzüge trugen. Man erkannte das die E’aner zur Elite gehörten. Also nicht zu den regulären Sicherheitskräften.

„Captain Torpey.“, begann Hauptmann Trak.

„Hauptmann Trak.“, erwiderte Torpey müde.

„Der Oberste Kanzler Pylan stellt ihnen 100 Mann seiner Leibgarde zur Verfügung. Da sie für unsere Freiheit kämpfen und ihre Männer dabei sterben, können wir wenigstens an ihrer Seite stehen. Sie können frei über uns verfügen.“



***

Die ehemalige Siedlungsschule, nahe der Landezone, war der Kommandostand geworden. Ein ebenso erschöpfter Sergeant Major Wolf tat seinen Job. Second Lieutenant Meier war Tod. Genau wie 3 Leute aus seinem Stab. Beim Rückzug hatte eine Mörsergranate den Truppenhubschrauber getroffen und zerfetzt.

Wolf musterte Hauptmann Trak. Torpey stellte sie einander vor. An der Lage hatte sich seit der letzten Besprechung nichts geändert. Der einzige Vorteil ihrer Ruckzüge war es das sich die Nachschubwege der Familiäros verlängerten.
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Kampfhubschrauber die hinter den feindlichen Linien operierten, hatten Transportfähren abgeschossen. Die Heimat hatte den Familien wohl einige jener Luftvehikels zur Verfügung gestellt.

Nichtsdestotrotz blieben die Nachschubwege der Familien lang. Was ihren Vormarsch seit dem letzten Rückzug ins Stocken geraten ließ. Anscheinend, so gaben die Aufklärungsflüge und Satelliten preis, schien es zwischen den Familien Unstimmigkeiten über das weitere Vorgehen zu geben. Das verschaffte den Marines mehr Zeit als dem Gegner lieb sein konnte. Ihre Bomber flogen stündlich Luftangriffe. Dadurch konnten die Marines umfangreiche Vorbereitungen treffen. 2 Stunden vergingen als die Familiäros geschlossen ihren Vormarsch fortsetzten.

Die Entscheidung nahte.



***

Ohne Unterbrechung tobte das Gefecht. Es wurde noch verbissener um etwas gekämpft was die einen sich nehmen wollten, und die anderen verteidigten. Menschen. Gvaner. E’aner. Familiäros. Sie alle verloren dabei ihr Leben.

Dabei war klar, dass die Galaktische Gemeinschaft bzw. die Union, bei einer Niederlage der Friedenstruppen auf E’an genügend Truppen entsenden würden, um die Ordnung wieder herzustellen.

Der Sonnenuntergang färbte den Himmel feuerrot.

Ungeachtet dessen kämpfte man auf Leben und Tod. Explosionen ließen die Erde wie bei einem kleinen Erdbeben erbeben. Blut, einzelne Gliedmassen, Knochen, Gewebe, Muskeln und Hirnmasse tränkten die Kampfzone. Winde trieben den Geruch des Todes fort. Dennoch blieb er an Ort und Stelle. Keine Sekunde im Gefecht verging, ohne dass der Tod untätig blieb.

Die Marines konnten bereits die Gesichter der Familiäros sehen. An manchen Stellen der Frontlinie kam es bereits zu Nahkämpfen. Familiäros brachen durch, um gleich von den kampferprobten Marines getötet zu werden. Bomber und Kampfhubschrauber schossen eine Schneise des Todes durch die anstürmenden Familiäros.

Doch die Schneise schloss sich schneller wie sie entstanden war. Trotz aller Verletzten stürmte der Feind vor. Opium Deluxe machte es möglich. Keiner konnte sich gegen die Wirkung wehren. Niemanden interessierte es wie viele bereits gestorben waren. Oder wie aussichtslos das Ganze in Wahrheit war. Sie wollten unter dem Einfluss der Droge jene vernichten die ihr Leben bedrohten.
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Denn die Galaktische Gemeinschaft wollte sie töten. Man wollte dem Geheimpakt zuvor kommen, den die E’aner mit der Galaktischen Gemeinschaft geschlossen hatten. Darum war es ihnen egal wie viele von ihnen starben, sie sicherten das Überleben der Familien.

Torpey erschoss einen Familiäros vom Boden des Grabens aus. Aus nächster Nähe wurde der Mann von dem Energiebolzen in Stücke gerissen. Inzwischen kam es mehr und mehr zu aufreibenden Kämpfen in den Verteidigungsgräben.

Eine Explosion am brüchigen Schutzwall riss ihn zu Boden. Der Druck presste ihm die Luft aus den Lungen. Sein Panzeranzug war nun vollständig deporalisiert und damit wertlos. Torpey drehte sich auf die Seite. Ein Sergeant seiner Squad lag mit einem Faust großem Loch in der Brust auf dem Grabenboden. Seine Augen, glasig und leer. Keine 22 Jahre alt war der Mann geworden.

Sein Gewehr war unbrauchbar. So nahm sich Torpey das des Sergeants. Wieder in Position tauchte ein Familiäros vor ihm auf. Ohne zu zögern betätigte er den Abzug. Der Bolzen schnitt den Körper in Zwei Teile. Dem dahinter kommenden Familiäros zerfetzte er den Schädel. 3 weitere Familiäros starben durch seine Hand. Jedes Mal nahm ein anderer die Stelle des Toten ein. Das Ganze hatte Züge einer Plage. Auch wenn der Vergleich unpassend wirkte.

Ein Highspeed Geschoss durchschlug an einer anderen Stelle den Schutzwall und seinen rechten Oberarm. Mehr als ein leichtes ziehen spürte er nicht. Es war wie in seiner Kindheit wo ihn mal eine ungiftige Schlange biss. Mit den letzten Energiereserve des Magazins ging er auf Vollautomatisches Sperrfeuer. Ein Dutzend Familiäros, wenn nicht sogar mehr verloren ihr Leben. Dann war das Magazin leer. Statt ein neues Magazin einzusetzen warf er die Waffe zu Boden, griff sich ein Highspeedgewehr und zog sofort den Abzug.

Mindestens 15 Geschosse trafen den nächstbesten Familiäros, der wie eine Eiterbeule aufplatzte. Der Nächste stand einen Schritt davor den Graben zu betreten. Als Torpey ihn mit den Geschossen voll pumpte.

Dann wurde er von einem Vorschlaghammer getroffen. Benommen taumelte er zurück gegen die Wand des Grabens, sackte zu Boden. Er sah an sich herunter. Nichts. Er spürte seine Arme nicht mehr. Ein Blick zum linken Arm. Nichts. Schwerfälliger wie ein Megatonnen Raumfrachter, sah er zum rechten Arm.
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Dort hing nur noch ein blutgetränkter Stumpf. Aus dem Sehnen, Muskeln und Gewebereste baumelten.

Irgendwie empfand er dabei rein gar nichts. Kein Entsetzen. Kein Schmerz. Eine Gänsehaut überkam ihn. Er sah auf.

Ein grimmiger Familiäros stand vor ihm. Die Typen waren bis unter die Haarspitze mit Opium Deluxe zugedröhnt. Der Kerl hob das Highspeedgewehr, zielte, blickte ihn Hass erfüllt an. Dann platzte dessen Brustkorb auf. Tatenlos sackte der Kerl zu Boden. Er zuckte nicht mal.

Benommen nahm Torpey aus den Augenwinkeln wahr, wie mehrere Leute in den Graben sprangen, feuerten und neben den noch lebenden Marines in Stellung gingen.

Ein Coporal aus seiner Squad, dessen Namen er nicht kannte und einer der wenigen die noch lebten, kniete sich vor ihm hin. Sein entsetzter Blick ging zum Armstumpf. Torpey sah wie der Coporal zu schreien begann, hörte jedoch rein gar nichts.

Eine beständige Stille machte sich in ihm breit. Ein frisch aussehender Sanitäter tauchte auf. Auch dessen Worte erreichten ihn nicht. Aus irgendeinem Grund spürte er nichts mehr und blickte zum Himmel.

Die Dämmerung wich der Dunkelheit und den funkelnden Sternen. Sein Blick kehrte zum Sanitäter zurück. Neben ihm stand ein Mann in einem Panzeranzug. Der Mann wirkte mit seinem sauberen Panzeranzug vollkommen fehl am Platz. Torpey kannte den Mann.

Plötzlich durchzuckte ihn ein heißer Schmerz.

Er verlor das Bewusstsein.



-Epilog-



Vier Tage später erwachte Torpey im Krankenhaus der Friedenstruppen in der E’anischen Hauptstadt. Eine zierliche gvanische Krankenschwester erklärte dem verwirrten Torpey wie er dahin gekommen war.

Der Sanitäter verband ihn notdürftig und er wurde ausgeflogen. Im Bezirkskrankenhaus der Stadt operierte man ihn 13 Stunden lang. Anschließend wurde er unter Beobachtung in das jetzige Krankenhaus geflogen. Wo er weiter behandelt und beobachtet wurde.

Die Krankenschwester ließ es sich nicht nehmen ihm zu sagen, dass der Oberste Kanzler, Generalmajor Aman, General Mia, Gouverneurin Benja und Colonel Boletti nach seinem Wohlbefinden fragten.

Erst als die Krankenschwester weg war, bemerkte Torpey, dass sie Colonel Max Boletti erwähnte.
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Was den, unter Medikamenten stehenden, Torpey ziemlich verwirrte.

Zwanzig Stunden später erklärte ihm der Arzt, dass seine Verletzung keine verbleibenden Schäden aufwies und alles sehr gut verheilte. Das Gefühl der Arm sei noch da, war normal, so der Arzt. Torpey würde eine organische Rekonstruktion des Arms erhalten. Die dafür nötige Operation sei Routine. Zumal der Arm aus seinem organischen Material erstellt wurde, war eine Abstoßung unwahrscheinlich. Eine Woche nach der Operation, so der Arzt, konnte mit der Krankengymnastik begonnen werden.

Der Heilungsprozess sollte ohne Komplikationen vonstatten gehen. Erstmal, so lautete die Anordnung des Arztes, sollte er sich ausruhen. Was alles viel leichter ging, wegen den Medikamenten.



***

Am nächsten Tag erhielt er Besuch.

Colonel Boletti betrat sein Krankenzimmer. Sein ehemaliger Kommandeur und Freund war es gewesen, den er im Graben neben dem Sanitäter gesehen hatte. Torpey versuchte sich aufzurichten.

Boletti winkte ab. „Sie haben sich die Ruhe verdient, Captain.“ So rutschte er etwas höher. Boletti blieb am Kopfende des Bettes stehen.

„Ich muss mich wohl bedanken. Sie haben mir das Leben gerettet.“, sagte Torpey.

Boletti lachte. „Damit konnte ich mich revanchieren.“ Beide Männer wussten was damit gemeint war. Auch Torpey lachte. „Dennoch machen sie mir weiterhin Konkurrenz, mein Freund.“, erklärte Boletti. Erst wusste Torpey nicht was er meinte. „Die E’aner verleihen euch den höchsten heimischen Orden. Genau wie allen gefallenden Marines.“ Diese Neuigkeiten überraschte ihn wirklich.

Die Freunde unterhielten sich noch einige Minuten. Durch das Gespräch hatte Torpey erfahren, wie es weitergegangen war. Danach musste Colonel Boletti gehen. Seine Einheit wurde wieder abgezogen und nach Hause geschickt. Eigentlich waren sie vom Benucci System auf dem Weg nach SubSeven.

Dann erhielten sie den Befehl, einen Zwischenstopp im E’an System einzulegen und die Marines der Friedenstruppe zu unterstützen. Sie landeten in dem Augenblick an der Frontlinie, als Torpey mit dem Tod gerechnet hatte.

Neun Stunden nach der Landung von Boletti und seinen Marines landeten 3 Divisionen der Reserve auf E’an.
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Die 3 Divisionen der Reserve waren auf dem Weg zu einer Übung im Jarhead System. Auch sie erhielten neue Marschbefehle. 2 der Divisionen landeten hinter den feindlichen Linien. So nahm man die Familiäros in die Zange.

Stunden später erfolgte die Kapitulation der Familien aus dem Randgebiet. Als die Droge schließlich nachließ, ergaben sich auch die letzten Familiäros.

In einer Sondersitzung wurden die Siedlungen im Randgebiet für Illegal erklärt. Miliz sowie Marines übernahmen die Auflösung der Siedlungen. Im Schnellverfahren hatten die Kammern einem Abschiebungsprogramm zugestimmt.

Das Programm stieß in der Galaktischen Gemeinschaft auf Ablehnung. Worüber sich der Oberste Kanzler nicht scherte.

Ersten Zahlen zur Folge waren 87 Marines getötet und circa 200 verletzt worden. Bei den Familiäros waren an die 1000 bis 1500 Leute gestorben. An den Langzeitfolgen von Opium Deluxe würden wohl noch mal 1000 Familiäros sterben. Trotz allem empfand Torpey für diese Leute Mitleid.

Wie ihm später Aman berichtete, hatte Dzra um Asyl gebeten. Nach dem er von der Miliz verhaftet wurde. Bisher war noch nicht geklärt, ob eine Sternennation in der Galaktischen Gemeinschaft ihm Asyl gewährte. Doch Aman ließ durchblicken, dass die Union bereit wäre, ihm gegen eine Gegenleistung Asyl zu gewähren. Die E’aner waren in dieser Frage für alles offen.

Blieb nur noch die Frage, wie man wegen der Versorgung der Familien durch deren Heimat verfahren sollte. Der Sicherheitsrat war zu keiner Entscheidung diesbezüglich gekommen. Eine Entscheidung würde jedoch folgen.



***

Drei Tage vergingen als die Operation zur Wiederherstellung seines Arms begann. Innerhalb dieser Tage besuchten ihn der Oberste Kanzler mit Gouverneurin Benja und einem Dutzend Würdenträger der E’aner. So wurde Torpey zum Adelsmann ernannt und mit dem Kreuzorden des Volkes ausgezeichnet. Genau wie alle toten Marines. Des Weiteren sollte jede neue Siedlung nach einem Marine benannt werden. Außerdem plante man für die gefallenden Marines eine Gedenkstätte zu errichten.

Im Laufe des Operationstages kam Benja alleine. Sie küssten sich innig. Kurz vor der Operation machte Torpey ihr einen Heiratsantrag. 15 Stunden nach der Operation, als Torpey aus der Narkose erwachte gab ihm Benja das Ja Wort.
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Zwei Wochen später unterzeichneten die E’aner und die Union unabhängig vom Einsatz der Friedenstruppe ein unbefristetes Truppenstationierungsabkommen auf E’an. Der Befehlshaber, ernannt vom Union Präsidenten, wurde Maxwell Torpey.

E’an wurde zu seiner neuen Heimat.

Wo er auch starb und begraben wurde, als seine Zeit gekommen war.

______________________________________________________



-Ende-

© Alexander Döbber
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Kommentare zur Story:

  Spannend und sehr mitreißend geschrieben, besonders als es zum Ende zugeht. Schlimm auch und durchaus echt, wie plötzlich einer der Aufständischen in einem der Lokale ein Massaker anrichtet. Hat sich gelohnt das alles zu lesen.  
   doska  -  29.05.10 17:42

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  Es dauert ein Weilchen bis man in deine Geschichte einsteigen kann, denn es kommen zuerst viele Personen und Rückblicke vor, aber dann wird es sehr spannend. Vieles ist den heutigen politischen Gegebenheiten unwahrscheinlich ähnlich. Und schließlich befindet sich dein Protagonist mir Namen Torpey mitten in einem furchtbaren Krieg. Man bangt nicht nur um sein Leben, sondern auch um das vieler anderer. Eine packende Krieggeschichte und obwohl weit in der Zukunft spielend, sehr authentisch dargestellt.  
   Jochen  -  27.05.10 21:33

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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Kommentar von "Evi Apfel" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 06"

Wunderbarer Schreibstil und immer wieder spannend. Es lohnt sich das zu lesen.

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Beitrag von "Tlonk" im Thread "Account nicht erreichbar"

klappt ja dann auch!

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