Return to Home - Maskerade   310

Romane/Serien · Spannendes

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 2. Mai 2010
Bei Webstories eingestellt: 2. Mai 2010
Anzahl gesehen: 2333
Seiten: 36

-Prolog-



Der Raum hatte dunkelgrüne Kacheln an den Wänden. Die Decke besaß einen grauen Anstrich. 2 Neonleuchten sorgten für die Beleuchtung. Der Boden war mit Plastikkacheln in Grau belegt. In der Mitte stand ein Tisch aus Aluminium der im Boden verankert war. Auf einer Seite standen 2 Stühle und gegenüber einer. Sie waren wie der Tisch aus Aluminium, hatten eine harte Polsterung. Gleich an der Wand neben der Tür befand sich ein wandbreiter Holospiegel, dessen einzige Funktion daran bestand vom dahinterliegenden Raum in diesen Raum zusehen.

Mario Hoffmann musste feststellen dass die Verhörräume aus den Holofilmen so aussahen wie in der Realität. Er hatte sie sich immer anders vorgestellt. Beim dem Gedanken musste er schmunzeln. Jetzt hatte er seinen eigenen Eindruck von Verhörräumen.

Die Tür glitt beiseite und 2 Personen traten herein. Der Mann trug einen einfachen Anzug von der Stange. Er hatte dunkle Haut, einen stechenden Blick und sah durchtrainiert aus. Gleich hinter ihm trat eine junge Frau ein. Sie trug ein bequemes Kostüm. Ihre schwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Die mandelförmigen Augen waren wachsam, wirkten freundlicher als die des Mannes. Ihr Teint zeigte ihre asiatischen Wurzeln. Hinter ihnen schloss sich die Tür wieder.

Die Beiden setzten sich auf jeweils einen Stuhl. Aus ihrer Aktentasche holte die Mischlingsfrau ein Datenpad und einen altmodischen Notizblock.

Ihr Kollege saß einfach nur da. „Bitte geben sie ihren Namen und Rang für das Protokoll an.“, sagte der Mann mit harter Stimme.

„Mario Hoffmann. Lieutenant der Vereinten Flotte.“

„In welchem Bereich der Flotte sind sie tätig?“, fragte die Frau mit sanfter Stimme.

„Im Zentrum für Entwicklung & Technik der Vereinten Streitkräfte.“, antwortete Mario knapp. Nur auf das antworten, was man gefragt wurde.

„Welchem Projekt im ZETS sind sie im Moment zugeteilt?“, wollte der Mann wissen.

Mario schwieg einige Sekunden. „Amadeus.“

Die Partnerin machte sich eine Notiz. „Seit wann sind sie im Projekt Amadeus tätig?“

„17 Monate.“

„Wo waren sie woher tätig?“ Die Mischlingsfrau fragte freundlich.

„Im Flottenprogramm Tiberius zur Weiterentwicklung von Plattformen aller Art.
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“, antwortete Mario kooperativ. „Meine Aufgabe war es die Nahbereichssensoren mit dem Raketenleitsystem zu koppeln.“ Der Mann funkelte ihn kurz an. Anscheinend hatte Mario eine Antwort auf eine Frage vorweggenommen.

Seine Kollegin sah ihn kurz an und machte sich eine weitere Notiz. „Was war ihre Aufgabe beim Amadeus Projekt?“

„Ich sollte die Probleme der Zielreichweite beheben.“

Nun nahm der Mann das Datenpad zur Hand, aktivierte es und tippte was ein. Kurz darauf legte er es wieder auf den Tisch. „Erzählen sie von Anfang an, wie sie zum Amadeus Projekt gekommen sind.“, forderte der Mann forsch.

Mario sah ihm einige Augenblicke in die Augen. Eine offene Abneigung schlug ihm entgegen. Seine Partnerin hingegen schien weitaus offener zu sein. Jedenfalls sah er bei ihr nichts, was ihn an seiner Einschätzung zweifeln ließ. Mario legte seine Hände auf die Tischkante. Er trug Magnetfesseln. Ein kurzer Blick zur Decke. Wo war er da bloß reingeraten! Bevor er intensiv darüber nachdenken konnte, blickte Mario die Agenten vom Abwehrdienst der Streitkräfte an. Es schien schlimmer zu sein, als er gedacht hatte. Also begann Mario zu erzählen…



~1~



Mario schob seine Schlüsselkarte ins Wohnungsschloss. Die Tür zu seiner Wohnung in Vega Stadt glitt beiseite. Seit seinem letzten Besuch hatte sich nichts in der Wohnung verändert. Alles andere hätte ihn auch gewundert. Seine Nachbarin, Ingrid Oz, goss seine Blumen und hatte daher eine Schlüsselkarte für seine Wohnung. Die Rentnerin war eine liebe Frau. Zurzeit war sie auf Kreuzfahrt. Als sein Versetzungsbefehl kam, hatte er ihr eine Nachricht geschickt. Sie freute sich das er wieder zurückkehrte. Leider konnte sie bei seiner Ankunft nicht dabei sein, da sie zu diesem Zeitpunkt auf der alljährlichen Kreuzfahrt mit ihrer Freundin war.

Mario stellte seine Reisetasche neben der Kommode ab. Die Schlüsselkarte legte er ins Glasgefäß, das er vor Jahren auf einem Flohmarkt kaufte. Zu dieser Zeit studierte er Allgemeine Raumtechnik an der Technischen Hochschule in Am’osh Stadt auf Gvan. Ein Stipendium der Flotte machte es möglich.

Gleich nach seiner Grundausbildung kam er ins Technische Corp der Streitkräfte.
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Wo Mario seinen Grundwehrdienst leistete. Kurz vor Ende bewarb er sich auf einen Studienplatz an der Technischen Hochschule. Da ihm der passende Bildungsabschluss fehlte, beantragte er einen Studienzuschuss durch die Flotte. Das man ihm ein Stipendium zuteilte überraschte ihn. Er verpflichtete sich für 5 Jahre um seinen Anspruch auf das Stipendium vollständig zumachen. Mario hätte sich auch beim Studienzuschuss für 5 Jahre verpflichten müssen, daher machte es ihm nichts aus.

Nach seinem Studium kehrte Mario ins Technische Corp der Streitkräfte auf Terra zurück. Wenige Tage, nach dem er in die Wohnung eingezogen war, wurde er auch schon zum Pegasus Programm versetzt. Genau zu diesem Zeitpunkt war er mit den Renovierungsarbeiten in seiner Wohnung fertig geworden, wohnte gerade Mal 3 Tagen in ihr. Durch seine Versetzung ins SubSeven System bezahlte die Flotte seine Wohnung. Was nicht nur bei ihm so war, sondern bei allen aktiven die nicht am Wohnungsort oder in unmittelbarer Nähe für die Streitkräfte arbeiteten.

Vor seinem eigentlichen Mitwirken im Pegasus Programm wurde er dem Mitarbeiterstab eines Unterprogramms zugeteilt. Die Aufgabe des Stabes war es technische Konzepte zu entwickeln auf Basis der Leopard Jäger vom Air Command. 5 Monate lang arbeitete der Stab an unterschiedlichsten technischen Konzepten. Am Ende wurden lediglich 2 Konzepte übernommen. Eins der Konzepte brachte die 6te Version der Leopard Jäger Generation auf den Weg. Wobei einige Änderungen vorgenommen wurden. Das zweite Konzept fand Anwendung bei einer neu entwickelten Bomberklasse, dem Takahashi Bomber. Inzwischen ging der Bomber in die Dritte Version.

So rückte Mario ins Pegasus Programm der Flotte auf. Das Unterprogramm war eine Zusammenarbeit der Flotte mit dem Air Command. Im Pegasus Programm wurde ein komplett neuer Schiffstyp entwickelt. Grundlage waren die in Vergessenheit geraten Korvetten. Unter der Leitung von Commander Irina Simeretov schufen sie die Pegasus Klasse. Man konzipierte eine völlig neue Art der Korvette für Raumgefechte.

Durch den gewaltigen Erfolg, vor allem bei Einsätzen unter dem Kommando des Intergalaktischen Sicherheitsrats, liefen Korvetten der zweiten Generation vom Stapel. Die Planung für die dritte befand sich in den Schubladen.

Knappe 3 Jahre arbeitete Mario beim Pegasus Programm. Man versetzte ihn auf die Raumstation Hamilton II im Schäfer System.
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Praktisch ans andere Ende der Union im Niemandsland.

Die Hamilton II Raumstation war eine Forschungsstation, unter dem Kommando der Flotte. An Bord wurde das Programm Tiberius betrieben. Im Gegensatz zum Pegasus Programm besaß es eine geringere Sicherheitsstufe. Mario machte seinen Job, schließlich wurde dafür bezahlt.

13 Monate später teilte ihm die Stationskommandeurin, Commodore Aisha, mit das ein neuer Versetzungsbefehl von der Personalabteilung der Flotte für ihn eingetroffen war. Wie es im Schreiben stand, verließ er die Raumstation Hamilton II um sich im Zentrum für Entwicklung & Technik der Streitkräfte auf Terra zu melden.

Da ihm noch Urlaub zustand, war er von Hamilton II aus nach Cancùn Prime geflogen. Wo Erholung und Vergnügen das oberste Gebot waren. Seine letzten 3 Urlaubstage verbrachte er mit der Reise nach Terra.

Morgen sollte er sich beim Personalleiter im ZETS melden. Als erstes bestellte er sich eine Pizza. Die beste in der Stadt, fand Mario. Seit seiner Rückreise freute er sich darauf.



***

Das Vorzimmer sah wie jedes andere aus. An der Wand, hinter dem Sekretär, hingen die Flaggen der Vereinten Flotte und den Streitkräften. Erstere zeigte, aus welcher Waffengattung der Personalleiter kam. Die zweite Flagge hing überall in den Vorzimmern der Abteilung- & Personalchefs. Nur bei Zivilisten hing die Flagge der Union im Vorzimmer oder Büro.

Mario saß im Vorzimmer, wartete darauf das der Personalchef vom ZETS ihn empfing. Der gvanische Sekretär nahm 3 Datenpads, ging ins Büro seines Chefs und ließ ihn in seiner Flottenuniform im Vorzimmer sitzen.

Seit 20 Minuten wartete er darauf zum Personalchef vorgelassen zu werden. Wenn man im Dienst der Streitkräfte stand, bekam man ein gutes Sitzfleisch. Zwar zweifelte Mario das Leute wie Admiralin Vic’torja oder Lieutenant Colonel Boletti warten mussten, aber sein Status hatte nicht mal Ansatzweise die Aussagekraft wie bei Vic’torja und Boletti. Wie im Moment wünschte er sich allein durch seinen Namen einfach das Vorzimmer zu durchqueren, ohne anzuklopfen ins Büro eines Personalleiters einzumarschieren.

Bei dem Gedanken musste Mario Lächeln.

Personen wie Vic’torja und Boletti hatten einen Status in den Streitkräften, den er wohl nie erreichen würde.
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Was auch nicht seine Motivation war. Er wollte ihnen die Ausrüstung zu Verfügung stellen, die sie brauchten. Für eben deren Entwicklung war das ZETS zuständig, oder hatte zumindest die Oberaufsicht.

Der Sekretär kehrte aus dem Büro zurück. „Lieutenant Hoffmann. Sie können jetzt rein.“ Nickend dankte Mario dem Gvaner, betrat das Büro des Personalleiters vom ZETS.



***

Captain Lewis Klein war ein schlaksiger Mann mit blasser Haut, einer altmodischen Brille mit dicken Gläser. Die Uniform schien ihm 2 Nummern zu groß. In seinen Augen lag ein gehetzter Blick. Auf dem großen Schreibtisch lagen 3 Stapel mit Datenpads. Die Eingangspostbox quoll praktisch über, während in der Ausgangspostbox lediglich ein Datenpad weilte. Vor dem Captain lagen breit ausgelegt mehrere Akten, lose Blätter, weitere Datenpads und Speicherkristalle.

Einen solchen Anblick hatte er nicht erwartet. Statt einer fein säuberlich aufgereihten Ordnung herrschte auf dem Schreibtisch das blanke Chaos. Das im ZETS überhaupt noch gearbeitet wurde, erschien wie ein Wunder. Andererseits sah man daran das ein Zusammenbruch der Bürokratie keinerlei Auswirkungen auf den Alltag hatte.

Entweder der Captain war vollkommen überfordert oder schlichtweg inkompetent. Ob er dann seinen Posten inne hätte war fraglich. Wobei man nie wusste, wie wer an seinen Job gekommen ist. Vielleicht hatte der Captain einfach nur gute Beziehungen und behielt dadurch seinen Job. Mit Urteilen war man schnell bei der Hand, daher versuchte Mario keine Schlüsse aus dem zuziehen was er vor sich sah. Jeder hatte mal einen schlechten Tag.

„Sir. Lieutenant Hoffmann meldet sich wie angeordnet zum Dienst.“ Mario blieb 2 Schritte vor dem Schreibtisch stehen.

Captain Klein zeigte keine Reaktion. Anscheinend hatte er im Moment andere Dinge zutun, als sich mit ihm zu beschäftigen. Bei dem, was Mario sah, war das kein Wunder.

Die Sekunden verstrichen. Leicht verzweifelt schien der Captain etwas in dem Chaos vor sich zu suchen. „Irgendwo hier…“ Klein murmelte vor sich hin und schien einem Zusammenbruch nahe zu sein.

Ein Piepen ertönte. Klein betätigte seinen Kommunikator.
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„Ja.“

„Sir. Commander Öktay möchte sie daran erinnern die Aufstellungen für das Omega 5 Projekt zur Besprechung um 15 Uhr mitzubringen.“ Der Captain erstarrte. Seine Augen weiteten sich. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Gleich würde er vom Stuhl kippen. Stattdessen schloss der Mann die Augen und atmete tief durch. „Sagen sie dem Commander die Aufstellung, liegt vor mir. Und danken sie ihm ausdrücklich für die Erinnerung, wie ich meinen Job zumachen habe.“

„Jawohl, Sir.“

Jetzt sah ihn der Captain an. „Lieutenant Hoffmann?“

Mario nickte.

Kurze Erleichterung kam in seinen Augen auf. „Sie wurden dem Stab von Commander Uganda zugeteilt.“, teilte Klein ihm vollkommen ruhig mit. „Sie sollen sich morgen bei ihr melden.“ Ein kurzer Blick auf das Chaos. Dann nahm er ein loses Blattpapier, sah kurz rauf und reichte es Mario. „Wie hoch ist ihre Sicherheitsstufe?“

„B2.“ Mario nahm das Papier an sich. Dort stand wann und wo er morgen erscheinen sollte.

Der Captain nickte schlicht. „Haben sie noch Fragen, Lieutenant?“

Er dachte kurz nach. „Nein, Sir.“

Anscheinend zufrieden nicht durch belanglose Fragen aufgehalten zu werden machte sich der Captain an seine Arbeit. Mario nahm die Reaktion zum Anlass zu gehen. Im Vorzimmer nickte er dem Sekretär zu.



~2~



Wie bei den meisten Regierungsbehörden hatte das Zentrum für Entwicklung & Technik der Streitkräfte seine Verwaltung ausgegliedert. Im Falle vom ZETS befand sich die Verwaltung im Rinaldi Hochhaus, wo alle Teilstreitkräfte ihre Verwaltung untergebracht hatten. Auf der Greenberg Insel, wo die Hauptquartiere der Flotte, Marines und Air Command lagen gab es Außenstellen des gewaltigen Verwaltungsapparats.

Das Zentrum für Entwicklung & Technik der Streitkräfte hatte seinen Sitz außerhalb von Vega Stadt. Es gab keinerlei Verkehrsanbindung an das städtische Netz. Über dem Gelände herrschte ein striktes Flugverbot.

So fuhr Mario mit seinem Speedbike zu seinem neuen Arbeitsplatz. Der Komplex des ZETS lag mitten im Wald. An der Bundesstraße 11 gab es keinerlei Hinweisschild. Eine unscheinbare Abzweigung war die einzige Zufahrtsstraße zum ZETS.
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Irgendwann lichtete sich der Mischwald, zum Vorschein kam der gewaltige Komplex. Keins der Gebäude hatte mehr als 5 Stockwerke. Sie waren in schlichten weiß gehalten. Auf dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude gab es Platz für doppelt so viele Mitarbeiter, wie im ZETS arbeiteten. Über Parkmöglichkeiten konnte man sich daher nicht beschweren.

Hinter dem Hauptgebäude, ein unspektakulärer quadratischer Kastenbau, lagen weitere Einrichtungen. Wenn Mario das Gelände überflogen hätte, hätte er gesehen das die Gebäude ein auf einer Ecke stehenden Kasten ergaben. Zu dem wäre einem aufgefallen dass das Hauptgebäude lediglich aus einem Gebäude bestand. Die anderen Abschnitt des ZETS hingegen aus maximal 5 Gebäude. Wobei keins besonders auffiel, da alle gleich aussahen. Man sah keinem Bau, an was im Inneren lag. Die Areale waren mit einfachen Wegen miteinander verbunden. Um den Gesamtkomplex lag eine weitläufige Wiesenfläche, bis zum Waldrand. Kein Strauch oder Baum. Schön übersichtlich.

Mario parkte sein Speedbike, holte seinen Rucksack unter dem Sitz hervor und ging zum Eingang. Hinter der verspiegelten Glasfassade verbarg sich eigentlich nichts wichtiges. Die Lobby hatte einen dunkelgrünen Anstrich, eine Feuerholzvertäfelung und einen dunkelgrauen Granitboden. Von der Decke hingen die Flaggen der 3 Waffengattungen, der Union und vom ZETS. Keine 10 Meter vom Durchgangsportal entfernt befand sich die Rezeption. Dahinter kamen 2 Sicherheitsterminals.

„Guten Morgen. Wie kann ich ihnen behilflich sein?“, fragte die gvanische Frau überaus freundlich.

„Lieutenant Hoffmann. Ich hab ein Termin bei Commander Uganda.“, teilte er der Frau freundlich mit.

Sie gab, was in das Touchscreenfeld vor sich ein, sah auf den Bildschirm, blickte ihn kurz an und reichte ihm einen Besucherausweis. „Bitte tragen sie den Ausweis immer offen.“, bat sie ihn nicht wirklich. Es war eine verpackte Aufforderung. Als nächstes musste Mario eine Unterschrift auf dem Touchscreenfeld im Tresen leisten. „Ich wünsche ihnen einen angenehmen Aufenthalt, Lieutenant.“

„Danke. Ma’am.“

Mario schritt zum Sicherheitsterminal und ging durch die Schleuse. Dahinter erwartete ihn 3 Marines. Einer saß hinter einem Tresen, blickte kurz auf und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
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Seine Kollegen standen bereit ihn zupacken und hochkantig rauszuschmeißen.

„Sir.“, sagte der Marine hinter dem Tresen. Einer seiner Kollegen machte unbemerkt einen Schritt auf ihn zu. An der Haltung der Marines hatte sich nichts geändert.

„Ja, Coporal.“

„Ich muss sie bitten hier zu warten. Besucher dürfen sich nicht unbegleitet im Komplex bewegen.“, teilte ihm der Mischling mit der Höflichkeit eines Marine mit.

„Ähm…Ich habe einen Termin bei Commander Uganda.“

„Tut mir leid, Lieutenant. So sind die Sicherheitsbestimmungen.“

Er wusste nicht, was er tun sollte. Die Marines würden ihn keinen Schritt gehen lassen. Vielleicht sollte er den Private bitten bei Commander Uganda nachzufragen. Andererseits war es ein offizieller Termin.

Ein Engsin kam auf ihn zu. „Lieutenant Hoffmann?“

Mario nickte.

„Ich bin Engsin Torres.“ Sie gaben sich die Hand. Der Mischling wandte sich dem Marine zu. Er hielt ihm ein Datenpad hin und der Engsin unterschrieb. Dann wandte er sich wieder Mario zu. „Bitte, Lieutenant. Folgen sie mir.“

Sie schritten zum Liftbereich, vorbei an den Marines. „Als erstes sollten sie die Möglichkeit bekommen sich umzuziehen. Außer natürlich sie möchten beim Commander mit dem Schutzanzug vorstellig werden?“ Torres drückte den Rufknopf. Er hatte ihm eine rhetorische Frage gestellt.

„Nein. Ich wollte nicht gleich wieder versetzt werden.“, erwiderte Mario. Der Engsin lachte. Sie betraten die gerufene Liftkabine. Torres drückte den Rufknopf für das zweite Kellergeschoss.

Er brachte ihn zu den Umkleideräumen. Jeder Mitarbeiter hatte einen Spind. Vom Engsin bekam Mario seine vorläufige Sicherheitskarte. Den Magnetstreifen hielt Mario vor das Scanfeld am Spind. Das rote LED am Schloss leuchtete nun Grün.

2 Minuten später verließ Mario in seiner Uniform als Lieutenant die Umkleideräume.

Engsin Torres hatte auf ihn gewartet. „So kann ich sie beim Commander vorzeigen, Sir.“, sagte er lächelnd.

Mit der Liftkabine fuhren sie nun ins dritte Untergeschoss. Insgesamt gab es 7 Unterebenen. Jede Ebene war in Sektoren aufgeteilt, welche alphabetisch nummeriert waren. Vor einer Tür mit der Nummer 9-C blieb Engsin Torres stehen, klopfte gegen die Tür und trat beiseite.
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„Herein.“, ertönte eine tiefe Stimme.



***

„Vize Admiral Kijra hat sie höchstpersönlich für das Amadeus Projekt angefordert.“

Diese Neuigkeit überraschte Mario. Soweit er wusste, war er Vize Admiralin Kijra nie begegnet. Die Gvanerin hatte mehr als 20 Jahre im Dienst des ZETS und seinen Unterorganisationen verbracht. Sie gehörte mit zu den besten ihres Fachs. Obwohl sie nie irgendwo in Erscheinung trat.

„Anscheinend haben Sie sie beeindruckt.“, fuhr der Commander fort. Der wache Blick beobachtete ihn haargenau.

Schön und gut, bloß womit hatte er sie beeindruckt? Sie kannten sich ja nicht. Er kramte in seinem Gedächtnis. Möglicherweise irrte er sich und man waren sich schon begegnet. Der Versuch blieb ohne Erfolg.

Uganda sah auf seine altmodische Armbanduhr. In seinem Büro standen einige scheinbar wertlose Antiquitäten. Der schwarze Mensch schien ein Fabel für diesen Schnickschnack zuhaben. „Kommen sie, Lieutenant. Die erste Stabsbesprechung steht an. Da können sie gleich ihre Kollegen kennenlernen.“



***

Zusammen mit Engsin Torres fuhren sie zur 5ten Unterebene, gingen durch 3 Sektoren. Eine Doppeltür aus Milchglas glitt beiseite als in den Fokus des Scanners kamen. Dahinter lag ein großer Konferenzraum, wo sie bereits erwartet wurden. Insgesamt zählte Mario 7 Frauen und Männer. Außer einer Gvanerin trugen alle Uniformen der Flotte und Marines. Den höchsten Rang im Raum bekleidete der Commander. Unter den 6 Militärangehörigen war der höchste Rang ein Major.

Commander Uganda ging ans Kopfende vom Konferenztisch. Die Leute nahmen ihre Plätze ein. „Ladies und Gentlemen. Willkommen beim Projekt Amadeus.“, eröffnete Uganda die Stabsbesprechung. „Julia Belucci wird die Stabsleiterin. Engsin Torres ist ihr Verbindungsmann. Wenn sie etwas benötigen, egal was, wenden sie sich an ihn. Er besorgt ihnen alles nötige. Bei Fragen ist Engsin Torres ebenfalls ihr Ansprechpartner. Vize Admiral Kijra hat die Leitung über das Projekt Amadeus. Alles, was das Projekt betrifft, wird von mir an sie weitergeleitet und umgekehrt. Haben sie irgendwelche Fragen?“

„Ja, Sir.
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Wobei handelt es sich beim Projekt Amadeus?“, fragte eine junge Frau. Wenn Mario richtig sah, gehörte sie der Flotte an und befand sich im Rang eines Junior Lieutenant.

„Sie sollen ein neues Mehrzweck Raketenzielsystem für die Streitkräfte entwickeln.“, offenbarte er den Anwesenden. Eisernes Schweigen breitete sich aus. Niemand wollte oder konnte sich dazu äußern. „Dafür erhalten sie alles, was sie benötigen. Durch die letzte Auseinandersetzung mit den Crjanern ist der Generalstab zum Schluss gekommen ein neues Ausrüstungsentwicklungsprogramm auf den Weg zu bringen. Ein Punkt davon ist das Amadeus Projekt.“

Schweigen. Sekunden verstrichen. Die Chance für weitere Fragen.

„Dann wünsche ich ihnen viel Erfolg bei ihrer Arbeit.“, meinte Commander Uganda und erhob sich. Die Frauen und Männer blieben sitzen.

Alle sahen sich an.



***

Das Labor besaß die neuste Ausrüstung und Gerätschaften, die man finden konnte. In dem großen Raum gab es mehrere Terminal & Diagnosestationen. Überwachungsmonitore. Scanner. Ein technisches Terminal, ein runder Tisch mit einem Touchscreenfeld und einem Projektionsbildschirm in der Mitte. Schreibtische mit allem nötigen.

Wegen der guten und vielfältigen Ausrüstung vor Ort war die Liste der Mitglieder für Engsin Torres recht klein und überschaubar. Alle sahen sich um, fummelten hier und da. Diagnosen wurden gestartet. Programme und Systeme kontrolliert. Man wollte sicher gehen das alles funktionierte. Bei einer Terminalstation funktionierte der Netzwerkzugriff nicht. Ein Techniker würde sich das ansehen, versicherte Torres. So ging der erste Tag bei Projekt: Amadeus zu Ende. Jeder annektierte einen Schreibtisch, suchte sich seine persönliche Terminalstation aus, die wurde so entsprechend codiert, das nicht jeder Zugriff bekam. Bei einem solchen Projekt musste alles ineinandergreifen. Anfangs arbeitete jeder für sich. Nach und nach würde man die einzelnen Komponenten zusammenführen. Es war eine mühevolle Kleinarbeit, die notwendig war um den Technischen Vorsprung der Union und der Streitkräfte zu sichern. Jedem im Team war von Anfang klar, welche Bedeutung das neue Mehrzweck Raketenzielsystem hatte.

Die letzte militärische Auseinandersetzung mit den Crjanern hatte nämlich gezeigt dass das Reich in dieser Richtung einige Fortschritte gemacht hatte.
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Darum wollte man die Entwicklung neuer Systeme nicht verschlafen. So was konnte fatale Folgen in der Zukunft haben.

Am frühen Abend verließ Mario seinen neuen Arbeitsplatz. Er hatte einige Ideen aufgeschrieben und soweit es ging ausgearbeitet. Anfangs war nicht alles Gold das glänzte. Sie mussten einen Schritt, nach dem anderen machen. Beim Team hatte er ein gutes Gefühl. Mit dem einen oder anderen hatte er sich bereits unterhalten. Während er auf die Schnellstraße abbog, mit überhöhter Geschwindigkeit auf den Stadtring zufuhr, versuchte Mario herauszufinden aus welchem Grund Vize Admiral Kijra ihn dabei haben wollte. Eine schlüssige Antwort fiel ihm nicht ein.



~3~



In den ersten Tagen lernte sich das Team untereinander kennen, machte sich mit allem vertraut und begann Konzepte zu erstellen. Die Konzepte wurden besprochen, verworfen, überarbeitet oder später auf Eis gelegt. Vorrang bei dem Projekt hatte die Programmierung, den ohne ein Kernprogramm konnte es kein Mehrzweck Raketenzielsystem geben. Nebenbei musste die Gruppe eine passende Gestaltung finden, ohne dass die Vehikel der Flotte, in die das System installiert werden sollte, aufwendig umgebaut werden mussten. Hinzu musste das System kompatibel mit den anderen Schiffssystemen sein und sich widerstandslos einfügen. Niemand wollte einen Systemcrash während einem Raumgefecht erleben. Die Folgen wären fatal.

Man teilte die Gruppe auf. Eine übernahm die Programmierung und die andere befasste sich mit der Systemkompatibilität. Wie bei jedem neuen Projekt nahm man sich ein bestehendes System, in diesem Fall das aktuelle Raketenzielerfassungssystem, und versuchte passende Änderungen vorzunehmen. Anschließend wurden die neuen Teilprogrammierungen in das bestehende System integriert. Alleine dieser Schritt dauerte bis zu einigen Wochen und Monaten. Sobald die Gruppen ihre Aufgabenbereiche fertiggestellt hatten begann die Zusammenführung, einer der aufwendigsten Prozesse.

Bereits 9 Monate nach dem Beginn hatte die Gruppe ein Komplettsystem aus dem Boden gestapfte. Sie hatten nahezu 6 Tage die Woche bis zu 15 Stunden gearbeitet. Jeder Abschluss wurde geprüft, geprüft und wieder geprüft.
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Hunderte von Diagnosen, Analysen und Simulationen durchgeführt. Der kleinste Fehler musste ausfindig gemacht werden. Komplett neue Basisprogramme geschrieben werden. Eine mühselige Arbeit, die unerlässlich war.

Dann kam der Tag der Tage.

Das Mehrzweck Raketenzielsystem wurde Belastungstests unterzogen. Unzählige Tests standen bevor. Dieser Test war die erste Hürde die überwunden werden musste. Erst dann konnten sie ihr Projekt als Erfolg verbuchen. Entsprechend nervös und angespannt waren alle.

Auch Mario. Er gehörte zur Gruppe die für eine unproblematische Installation (Umrüstung) in die Vehikel der Flotte zuständig waren. Trotz der Megatonnen eines Raumschiffs war Platz ein großes Problem. Jeder Zentimeter wurde verplant. Überflüssigen Raum gab es nicht. Daher war es nie einfach neue Systeme ohne Probleme zu installieren. Kompromisse mussten gemacht werden. Dennoch, fand Mario, hatten sie ziemlich effektiv gehandelt.

Nach einer Machbarkeitsanalyse dürfte die entsprechende Installation weniger als 24 Stunden in Anspruch nehmen. Junior Lieutenant U’ma Land glaubte sogar man es in unter 12 Stunden schaffte. Vorausgesetzt die Werftleute erwischten einen guten Tag. In der Flotte galten die Wert- und Dockarbeiter als überbezahlt und faul. Manch einer fügte noch inkompetent hinzu.

Als er im SubSeven System stationiert war, hatte Mario einige Werftarbeiter kennengelernt. Sie waren keineswegs überbezahlt, eher unterbezahlt. Ihr Job gehörte mit zu den schwersten die es gab. Stunden lang in einem Raumanzug im Weltraum umherdriften und dafür zu sorgen, dass die Raumschiffe nicht auseinanderbrachen, war sehr verantwortungsvoll. Da war Mario froh einen anderen Weg eingeschlagen zuhaben.



***

Der Test begann am Vormittag. Zugegen war der gesamte Stab, Commander Uganda und Engsin Torres, der inzwischen ein fester Bestandteil des Projektstabes war. Als Verbindungsmann war das nicht unbedingt üblich. Der Commander schien jedenfalls nichts dagegen zuhaben, solange Torres seine Arbeit machte. Was der Engsin tat, sehr gut sogar. Er strebte an eines Tages mindestens Einen Goldenen Stern auf den Schulterreviers zutragen. Mario hingegen hegte keine Ambitionen eines Tages im Rang eines Junior Admirals zustehen. Mit seinem bisherigen Werdegang war er durchaus zufrieden.
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Nichtsdestotrotz war Torres ein netter Kerl.

Von der Lockerheit unter den Leuten war an diesem Tag nichts mehr zu spüren, verständlicherweise. Jetzt entschied sich nämlich, ob das Projekt ein Erfolg war oder ein Fiasko. Letzteres würde die Oberen keinesfalls erfreuen. Zurecht, schließlich wollte man für sein Geld auch etwas auf dem Tisch haben. Erstrecht wenn das ZETS einem solchen massiven Druck ausgesetzt war, wie zur Zeit. Das ZETS erfuhr einen radikalen Strukturumbau. Präsident Gerber war nicht mehr bereit Umengen von Geld in das ZETS zu pumpen, ohne dafür brauchbare Ergebnisse zuerhalten. Aus diesem Grund hatte das ZETS seinen Ersten zivilen Generalsekretär bekommen. Der Generalsekretär sollte aus dem verschwenderischen ZETS eine profitable Behörde machen.

Aus diesem Grund stand auch das Amadeus Projekt vor einigen Wochen auf dem Prüfstand. Dadurch standen sie unter einem gewissen Erfolgsdruck. Was keinesfalls zur Entspannung beitrug.

Eine holografische Projektion baute sich über dem technischen Terminaltisch auf. Projekt Amadeus wird in den Zentralspeicher geladen. Initialisierung wird gestartet…, erschien in dem Arbeitsfenster. Kurz darauf folgte: Initialisierung abgeschlossen. Soweit so gut. Julia Belucci sah jeden aus ihrem Stab kurz an. Obwohl nur eine Zivilisten sah, man ihr den Druck deutlich an. „Major Keller.“

Pavel Keller war der ranghöchste Militärangehörige im Projektstab. Auf den ersten Blick sah Keller wie jemand aus der seine Daseinsberechtigung im Corp eher an der Front sah, statt im Labor. Während seines Grundwehrdienst hatte er Fronterfahrung gemacht. Gerüchten zufolge hatte er unter Colonel Boletti gedient. Über seine aktive Zeit, die Frontzeit, sprach Keller nur wenig. Nach seiner Grundwehrdienstzeit wechselte er ins Technische Corp des VTGMC. Wie die Flotte hatte auch das Marine Corp eine eigene Forschungsabteilung, die wiederum dem ZETS unterstanden.

Über eins der Touchscreenfelder am Terminaltisch gab Keller die Startsequenz ein. Ein neues holografisches Fenster öffnete sich; Startsequenz initialisiert. Nachdem die Startsequenz geladen war, startete automatisch eine Systemdiagnose. Gleich danach wurde der eigentliche Test gestartet.

Eine Phase nach der anderen wurde abgeschlossen, neu gestartet und ohne ein Problem beendet. Alles sah gut aus, bis eine Alarmmeldung die aufkommende Zuversicht im Stab flächendeckend bombardierte und nichts übrig ließ.
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Verteilerknoten A und B überladen. Zwangsabschaltung folgt.

Gleichzeitig dazu öffnete sich ein weiteres holografisches Fenster, zeigte die Fehlermeldung grafisch an.

„Der Energiefluss ist konstant.“, meinte First Class Petty Officer Abraham Levy an seiner Überwachungsstation. Keine Sekunde nach seiner Äußerung begann seine Station zu piepen wie ein Rohrspatz. Innerhalb von Sekunden wurden sie von Fehlermeldungen überschwemmt.

„Test abbrechen.“, sagte Belucci.

Zwei Stunden später wurde der Testlauf wiederholt. Diesmal musste man ihn nach 40 Minuten abbrechen. Das System meldete eine Energiespitze im Leitungssystem. Wie es zu dieser Energiespitze kam, konnte sich keiner erklären. Alles sah normal aus. Nicht die geringsten Anzeichen.

Stunden danach startete man einen weiteren Testlauf. Wieder kam es zu einer Zwangsabschaltung. Die Übertragungsemitter drohten zu schmelzen. Die Stimmung im Stab war auf einem neuen Tiefpunkt. Bis spät in die Nacht versuchten sie herauszufinden, wo der Fehler lag. Alleine die Fülle an unterschiedlichen Fehlerquellen brachte die Leute im Stab zur Verzweiflung.



***

Seit 2 Tagen versuchten sie die Fehlerquellen zu finden und zu beseitigen. Ihnen war es zwar gelungen einige Fehler zu beheben, doch dafür traten bei jedem neuen Test andere Fehlermeldungen auf. Keiner konnte sich erklären, was die Ursache war. Alles sah in Ordnung aus. Die Pläne wurden überprüft, korrigiert und teilweise neu geschrieben. Wirklich ändern tat sich an der Situation nichts. Gerüchten nach beabsichtigte Vize Admiral Kijra das Amadeus Projekt einzustellen. Einen weiteren Fehlschlag durfte sich das ZETS bei der momentanen politischen Lage nicht erlauben. Der Druck wuchs gewaltig. Ende der Woche fiel die Entscheidung. Keiner im Stab wollte das Versagen in seiner Dienstakte stehen haben. Wer berief einen schon in sein Team oder seinem Stab, der einem untergegangenen Projekt angehörte? Deshalb schufteten die Leute bis an ihre Grenzen.

Mario konnte nicht schlafen. All die Fehler ergaben einfach keinen Sinn. Um abzuschalten, war er in eine Sportbar gegangen. An der Theke bestellte er ein Bier, sah sich ein Speedball Play-off Spiel an.
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Die Vega Legionärs lagen im Dritten Viertel zurück. Vorher hatten sie eine komfortable Führung gehabt. Irgendwie konnte sich Mario mit den Quantos, dem Gegnerteam, identifizieren. Sie hatten ihre Fehler abgestellt und die Vega Legionärs unter Druck gesetzt. Wodurch dem Spielmacher entscheidende Fehler unterliefen.

Er schob die Probleme beiseite, schweifte in der Bar umher, kehrte zu einem Grand-Prix Pferderennen zurück. In einem der 5 Vorrennen gewann soeben einer der Favoriten. Kurz darauf erschienen die Wettquoten für das dritte Vorrennen.

Die Sportbar war gut besucht. Alle Tische und Nischen waren besetzt. Der Duft von gegrillten Fleisch, würzigem Alkohol und Tabakrauch stieg einem in die Nase. Das waren die typischen Gerüche in Sportbars überall in der Galaxie. Mario bestellte sich Rippchen, sah sich im Wechsel ein Rugby und Speedhockey Spiel an.

Als das Speedhockey Spiel nach der Verlängerung endete, bezahlte Mario seine Rechnung, verließ die Sportbar und ging etwas spazieren. Dabei beobachtete er wie Funken aus einer Leuchtreklame spien. Die 2 Meter hohen Buchstaben flackerten. Ein weiterer Funkenschlag brachte die Leuchtreklame zum verdunkeln.

Wie ein Geistesblitz schoss ihm durch den Kopf. Das Schauspiel brachte die Lösung. Es konnte unmöglich so simpel sein. Ohne sich weiter um die Sache vor Ort zu interessieren, eilte er nach Hause, stieg auf sein Speedbike und raste los. Wieso war ihm die Idee nicht vorher gekommen?



***

Mario parkte sein Speedbike auf seinem Platz, obgleich um 4 Uhr 21 kein einziges Fahrzeug auf dem Parkplatz stand. Er betrat die Empfangshalle, ging an der unbesetzten Rezeption vorbei, direkt durch die Sicherheitsschleuse. Hinter dem Tresen saß ein älterer Marine. Er sah überrascht auf, als Mario die Schleuse passierte.

„Lieutenant!“ Ein kurzer Blick zur Uhr. „Sie haben wohl kein Privatleben.“, urteilte der Marine mit dem Namen Jonas keineswegs abfällig. Sergeant Jonas war 50 Jahre und besaß die Nachtschicht. In dieser Nacht hatte er den Tresenposten.

Diesmal hatte Mario nur wenig Zeit. Er musste so schnell wie möglich ins Labor. Die Lösung war zum greifen nahe. „Ich hab keine Zeit, Jonas.“, sagte er eilig.

Jonas runzelte die Stirn.
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Ihm war zu Ohren gekommen unter welchem Druck die Leute vom Amadeus Projekt standen.

Nach dem Sicherheitscheck fuhr Mario mit dem Lift zur Laboretage, rannte förmlich durch den Flur, schob seine Sicherheitskarte ins Schloss zum Labor und trat ein. Automatisch ging die Beleuchtung an. Die Bildschirme erwachten zum Leben. Das Emblem des ZETS drehte sich seelenruhig.

Kaum an seiner Station angekommen, begann Mario damit die Gedanken in seinem Kopf umzusetzen. Nach und nach lichtete sich das Geheimniss. „Ja.“, schrie er und streckte die Fäuste in die Luft. Als hätte Mario gerade den entscheidenden Punkt in einem Finalspiel gemacht.



~4~



Die Feier neigte sich dem Ende. Der Alkohol floss in Strömen. Sie hatten es geschafft. Die Anspannung und der Frust über das bevorstehende Versagen hatte alle mitgenommen. Daher war die ausgelassene Stimmung mehr als angebracht.

Nach der offiziellen Feier gingen einige Leute in eine Bar weiter feiern. Zu denen gehörte auch Mario. Sie machten es sich in einer Loge der Bar gemütlich, bestellten was zu trinken und kleine Snacks. Manche aus der Gruppe tanzten miteinander. Die Stimmung war locker und vollkommen losgelöst von den Strapazen der letzten Tage.

Irgendwann ging einer nach dem anderen. Den Abend über hatte Mario einen Blick auf eine Frau an der Theke geworfen. Sie war hübsch, hatte langes schwarzes Haare und schien solo zu sein. Jedenfalls hatte er niemand festes an ihrer Seite gesehen. Der eine oder andere Mann hatte sie angesprochen, ohne Erfolg. Er ging an die Theke, blickte sie kurz an und wandte sich dem Barkeeper zu.

„Sie sind bei der Flotte?“; fragte die Frau. Sie hatte einen verschlossenen Blick. Ihre dunklen Augen funkelten wie Sterne am Himmel. Sie strahlte eine gewisse Anziehungskraft aus.

„Ja. Kann ich sie auf ein Trink einladen?“

Sie sah zum Barkeeper, nannte ihm ihren Trink und lächelte Mario zu. Ihre ausführliche Unterhaltung endete damit das er sie bat sie nach Hause zubringen. Ein Umstand der Julia angenehm zu überraschen schien. So teilten sie sich ein Taxi. Bei ihr angekommen lud sie ihn zu sich ein. Was Mario nicht ablehnte. In ihrer Wohnung nahmen sie noch einen Trink. Danach gab eins das andere.



***

Als Sergeant Jonas seinen Dienst antrat, verließen die letzten das Gebäude.
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Es freute ihn wirklich dass das Amadeus Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde. Egal wie die politische Meinung über das ZETS war, hier wurde hervorragende Arbeit geleistet. Die Leute schufen die Grundlage für den technischen Stand bei den Streitkräften. Jonas mochte zum alten Eisen gehören, und demnächst aus dem regulären Dienst ausscheiden, aber ihm war durchaus bewusst, was die Leute leisteten. Ohne sie würden die Streitkräfte mit Steinschleudern schießen.

Heute war sein letzter Tresendienst. Morgen würde einer seiner Schichtkollegen seinen Platz einnehmen. Seit 7 Jahren befand sich Jonas in der Nachtschicht. Daher hatte er keine Schwierigkeiten mit dem Dienst. Junge Marines neigten dazu in der Nachtschicht einzuschlafen, überwiegend beim Tresendienst.

Eine Person trat durch die Schleuse. „Sie sind wohl ein Nachtmensch.“, meinte Jonas ahnungslos. Ungläubig sah er wie die Person eine Energiepistole zog, ihn kaltblütig mit 2 Schüssen in die Brust erschoss,.

Ohne eine Spur von Reue schritt sie zu den Liftkabinen, stieg ein und fuhr in die 5te Unterebene. Dort ging die Person durch 3 Sektoren und blieb vor der Labortür des Amadeus Projekts stehen. Die Sicherheitskarte wurde ohne Beanstandung akzeptiert.

So ging sie hinein, schritt zu einer Terminalstation, gab einen Zugriffscode ein, scrollte durchs Inhaltsverzeichnis und griff schließlich auf das erfolgreich abgeschlossene Mehrzweck Raketenzielsystem zu.



***

Der Schock bei den Leuten im ZETS saß tief. 3 Marines waren ermordet worden. Eins der wichtigsten Projekte sabotiert. Die Ermittlungen des ASD liefen anfangs schleppend. Deren Techniker fanden heraus das sich jemand von außen ins Sicherheitssystem gehackt, die Videoüberwachung zum Zeitpunkt des Eindringens in die Lobby, der Liftkabine und der gesamten 5ten Unterebene deaktiviert hatte. Als erstes töteten die oder der Täter den Marine am Tresen. Der Mann hatte keine Chance. Demzufolge gingen die leitenden Ermittler des ASD davon aus, dass der Marine die Person oder Täter kannte. Nach dem Mord fuhr man in die 5te Unterebene, verschaffte sich Zutritt zum Labor vom Amadeus Projekts und griff auf eine Terminalstation zu. Wofür ein Zugriffcode notwendig war. Danach löschte man die Dateien unwiderruflich aus dem Hauptsystem.
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Auf dem Rückweg tötete der oder die Täter eine 2er Patrouille. Ein Marine hatte seine Waffe ziehen können, war aber nicht mehr dazu gekommen sie abzufeuern.

Der ASD befragte alle Mitglieder von Amadeus Stab. Die Techniker versuchten unterdessen auf die beschädigten Sicherheitsdateien zu zugreifen. Anscheinend war man beim verwischen der Spuren schlampig vorgegangen. Wie in solchen Fällen üblich wurden alle vom ASD durchleuchtet. Es wurde jeder Stein umgedreht.

Stück für Stück erhielten die Agenten de Jong und Ziu ein Bild von der Sache. Langsam fügte sich das Puzzle zusammen. Bis zu dem Punkt, wo es keinen Zweifel mehr gab. Jemand aus den eigenen Reihen war für die Tat verantwortlich.



~5~



de Jong schob Mario das Datenpad zu. Auf dem Touchscreenschirm sah er ein Standbild. Unten Links stand der Timecode. In der Mitte las man die Positionsnummer der Überwachungskamera ab. Rechts befand sich das Datum. Mario beugte sich vor.

Das Standbild zeigte ihn, wie er am Tag des Vorfalls genau zu der Zeit, wo die schrecklichen Dinge passierten, aus dem Labor ging. Der Timecode konnte unmöglich stimmen. Wie in Zeitlupe wurde ihm bewusst, was er da sah. Das war unmöglich! Fassungslos sah er die beiden Agenten an.

„Das bin ich nicht.“, schrie er beinahe.

Der Agent schmunzelte hart, nahm das Pad wieder an sich. „Wo waren sie dann?“

In diesem Augenblick wurde Mario klar, dass man ihn für den Täter hielt. Nicht nur das ihm ein Alibi fehlte, man hatte eine Aufnahme von ihm. Alles deutete auf ihn. Außer seinem Wort hatte er nichts in der Hand um seine Unschuld zu beweisen. Für den Abwehrdienst der Streitkräfte war er schuldig.

„Wie lassen sie alleine, damit sie in Ruhe über ihre Situation nachdenken können. Vielleicht fällt ihnen ja noch das eine oder andere ein.“, erklärte de Jong mit erbostem Unterton. Zusammen mit seiner Partnerin verließ er den Raum.

So sehr Mario darüber nachdachte, blieb ihm keine andere Wahl. Um seine Unschuld zu beweisen, musste er fliehen. Man hielt ihn für schuldig. Seine Kollegen würden sich bei der Beweislage nicht für ihn einsetzen. Dadurch gerieten sie nur in Verdacht. Verübeln konnte er es ihnen nicht.
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Er musste seine Unschuld auf eigene Faust beweisen. Was in der Obhut des ASD unmöglich war.

Wie sollte er es anstellen? Sich den Weg freipressen, in dem er Geiseln nahm? Sie würden seine Forderungen niemals erfüllen. Dabei würde lediglich ein weiterer Anklagepunkt hinzu kommen. Ihm musste eine andere Möglichkeit einfallen.

Sein Blick wanderte zu der gesperrten Konsole. Er sah zum Spiegel. „Ich müsste mal auf die Toilette!“ Sekunden verstrichen. Nichts geschah. „Ich will einen Rechtsbeistand konsultieren.“ Wieder verstrichen einige Augenblicke, ohne dass etwas geschah. Aus dem Augenwinkel sah er zu der gesperrten Konsole.

Langsam stand er auf, schritt umher und blieb schließlich vor der gesperrten Konsole stehen. Trotz der Energieschellen gelang es ihm die Verkleidung unter der Konsole abzunehmen. Dahinter befand sich das Schaltsystem. Mehrere gläserne farbliche Steckplatinen und kleine bewegliche Lichtröhren kamen zum Vorschein.

Mario zog eine hellblaue Steckplatine heraus, steckte sie in einen leeren Slot und entfernte eine gelbliche Platine. Sie steckte er in den Slot der hellblauen Platine. Nichts geschah. Wäre auch zu einfach gewesen! Er entfernte weitere Platinen, steckte sie in andere Slots und wiederholte die Prozedur einige Male.

Eine Abfolge von Tönen erklang, ein klicken folgte. Die Sperre war aufgehoben. Er brachte die Verkleidung wieder an, betätigte die Konsole und ließ die Tür langsam auffahren. Mario spähte hinaus. Auf dem Flur liefen einige Leute umher. Manche trugen Uniformen der Streitkräfte, Zivilkleidung oder Anzüge. Niemand beachtete ihn.

Wenn er mit seinen Energieschellen hinaustrat, würde er nicht weit kommen. Am Flurende befand sich die Toilette. Zwei Personen gingen hinein. So auf die schnelle war das wohl seine einzige brauchbare Chance. Mario passte einen Moment ab, wo er es wagen konnte hinaus zutreten. Mit schnellen Schritten ging er auf die Toilettentür zu, sah sich kurz um und trat ein.

Eine der Personen verließ in dem Moment die Toiletten. Mario trat beiseite, zeigte den Ansatz eines Verlegenheitslächelns und ließ sie vorbei. Ohne ihn weiter zu beachten, schritt die Person hinaus. Einwenig Erleichterung machte sich bei ihm breit.

Die zweite Person, ein Mann in Anzug und Krawatte, wusch sich die Hände.
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Er ging an ihm vorbei, sah aus dem Augenwinkel in den Spiegel und setzte seine Entscheidung um. „Tut mir leid.“, sagte er. Der Mann sah ihn verdutzt an. Mario schlug mit den gefesselten Händen gegen die Schläfe des Mannes. Ohne eine echte Chance sackte er zusammen. Er schleifte ihn in die WC-Kabine, zog ihm das Jackett und die Stoffhose aus. Mit dem Gürtel fesselte er den Mann an der Armatur fest. Zum Glück hatte der Mann seine Größe.

Im Spiegel musterte Mario sich. Die Chancen damit durchzukommen erschienen ihm jetzt schwindend gering. Einmal tief Luft geholt, schöpfte er neuen Mut. „Du hast keine Wahl.“, machte er seinem Spiegelbild klar.

So legte er sich das Jackett über die Energieschellen, verdeckte sie so und verließ die Toilette. Er passte sein Tempo an die Masse an, die im Flur hin und her ging. Auf den ersten Metern rief niemand seinen Namen und forderte ihn auf stehen zubleiben. Auch nicht, als er zum Liftbereich kam. Dort stellte Mario sich zu einer Gruppe. Die gerufene Liftkabine öffnete sich. Hinaus traten eine Handvoll Leute. Unter anderem Agent Ziu. Erschrocken senkte er den Kopf, verdrehte sich, so dass sie ihn nicht direkt erkennen konnte, und schob sich mit der Gruppe in die Liftkabine. Als sich die Liftkabine schloss, fiel eine ungemeine Last von ihm ab.



***

17 Stockwerke lagen zwischen einer Zelle und seiner eigenen Möglichkeit seine Unschuld zu beweisen. Eine gewisse Entschlossenheit keimte auf.

Wie eine Ewigkeit kam es ihm vor, bis die Liftkabine anhielt und sich öffnete. Die Gruppe setzte sich augenblicklich in Bewegung. Mario ging mit. Der Ausgang war keine 50 Meter entfernt, als sich eine Gruppe Sicherheitskräfte zusammenrottete. Verdammt!

Seine Flucht schien ein jähes Ende gefunden zu haben. Für den Auflauf von Sicherheitskräften konnte es nur einen Grund geben. Man hatte Alarm geschlagen. Scheiß Liftkabine! Mario suchte fieberhaft eine andere Möglichkeit das Gebäude zu verlassen.

Er folgte einem Boten, ging dabei an den Sicherheitskontrollen vorbei, wo weitere Sicherheitskräfte eintrafen. Sie begannen die gehenden Leute zu kontrollieren. Ungeachtet dessen heftete er sich an die Fersen des Boten. Ohne dessen Wissen brachte er ihn zur Lieferantenebene. Mario sah sich schnell um.
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Es waren keine Sicherheitskräfte zusehen. Was sich jede Sekunden ändern konnte. Also verschwendete er keine Zeit und schmuggelte sich in einen offenen Lieferantentransporter.

Der Fahrer schloss die Rampe wenig später, setzte sich hinter das Steuer, startete den Motor. Ihm kam es quälend lange vor, als der Fahrer endlich losfuhr. Hätte er nur wenige Augenblicke länger gewartet, wäre die Lieferantenebene abgeriegelt worden und Mario säße fest. So saß er in einem Lieferfahrzeug, mit Energiehandschellen gefesselt, in geliehener Kleidung.

Von jetzt an war er auf der Flucht. Der ASD würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen um ihn zuschnappen. Er musste sich also was einfallen lassen.



***

Sie hatten seit Jahren geschäftlich miteinander zutun. Er war ein Auftragsmörder. Seine Auftraggeber wechselten. Als Freiberufler konnte er sich seine Aufträge aussuchen.

Der Kontaktmann, von dem er seine Aufträge für eine gewisse Organisation bekam, reichte ihm ein Pad. Er sah sich das Bild ohne Regung an. Emotionen machten seine Arbeit nur unnötig kompliziert. Das hatte er während seiner fragwürdigen Karriere am eigenen Leib erwahren.

„Ihre Zielperson befindet sich auf der Flucht vor dem ASD. Töten sie ihn, bevor die ihn festnehmen.“, sagte der Kontaktmann mit einem schlangenartigem Unterton. Wie er diesen Kerl verabscheute. Wieder einmal überkam ihm die Lust den Kerl zutöten. Zu dessen Glück hatte er eine gute Selbstbeherrschung. Außerdem war es nicht gerade förderlich fürs Geschäft einen Kontaktmann umzubringen. Auch wenn es angemessen war. „Wir haben das doppelte des üblichen Honorars auf ihr Konto auf Cayman Prime überwiesen.“

Die Überraschung verflog so schnell, wie sie gekommen war. Üblicherweise waren seine Auftraggeber nicht so spendabel. Was auch immer der Mensch getan hatte, um diese zweifelhafte Aufmerksamkeit seiner Auftraggeber erlangt zu haben, er tat das, wofür man ihn anheuerte. Die Gründe waren ihm längst egal.

Ein Blick auf das Bild. Dann nickte er dem Kontaktmann schlicht zu.



~6~



Während in der oberen Ebene die Wolkenkratzer aus Stahl und Glas glänzten und strahlten, fehlte davon in der unteren Ebene gänzlich alles.
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Dort war es dunkel, grau und düster. In der Regel verirrten sich die Leute aus der oberen Ebene nur selten nach unten. Selten schafften es Leute aus der oberen Ebene sich dauerhaft in die Apartments der Wolkenkratzer einzunisten.

Ohne die untere Ebene würde es die obere Ebene nicht geben, hatte mal ein angesehener Sozialwissenschaftler gesagt. In gewisser Weis hatte er auch recht. Ohne eine Arbeiterklasse und einen Mittelstand konnte eine Wirtschaft, wie die der Union, nicht überleben. Sicherlich konnte man in der unteren Ebene ein gutes Leben führen. Es war auch nicht so das die Leute nie die obere Ebene zu Gesicht bekamen oder sich dort nicht frei bewegen konnten.

Einer derer die in der unteren Ebene lebten, war Chris. Der Mensch war dünn, hatte lichtes Haar, bleiche Haut und dunkle Ringen unter den Augen. Er hatte einen Technikladen in UnderDowntown. Sein Zertifikat von der Technischen Hochschule hing eingerahmt in seinem Laden an der Wand und war ein Staubfänger.

Im Hinterzimmer hatte er seine kleine Werkstatt. Die Geräte sahen alles andere als funktionstüchtig aus. Auf der Werkbank herrschte Unordnung, die er als seine Ordnung bezeichnete. Als Mario ins Zimmer trat, musste er unweigerlich schmunzeln. Als er das letzte Mal hier gewesen war, sah es genauso aus. In solch einem Chaos könnte er nicht leben, geschweige den arbeiten. Vermutlich lag das an seiner militärischen Ausbildung.

Chris sah von seiner Reparaturarbeit auf. Er trug eine Vergrößerungsbrille wie in der vorzeitlichen Weltraumbesiedlung auf der Erde. In seiner Hand hielt er einen Laserstift. Seine Augen weiteten sich so weit das Mario dachte sie würden ihm gleich aus dem Kopf fallen. Dieser Gedanke kam ihm nur durch die Brille.

„Ich brauche deine Hilfe.“

Nach einem kurzen Moment legte Chris, den Laserstift weg und setzte die Brille ab. An seinem Ausdruck erkannte Mario das er Bescheid wusste. Chris war nicht nur ein Technikass sondern auch in gewissen Kreisen sehr bekannt. Dort kannte man ihn unter einem Synonym, Schwarzer Drache. Er war ein Fantasy Fan.

Mario nahm die Jacke weg.

Ein Blick auf die Handenergieschellen folgte. „Sie haben dich zur Fahndung ausgeschrieben. Jeder Polizist sucht nach dir. Du hast Priorität Zwei A.“, sagte Chris ihm und suchte sein Werkzeug.
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Er hatte damit gerechnet das der ASD ihn zur Fahndung ausschrieb. Das man ihn als Priorität Zwei A einstufte hingegen nicht. Andererseits galt er als Spion, Verräter, Mörder und Saboteur.

Chris fand, was er suchte. Mario setzte sich auf einen abgewetzten Hocker und streckte seine gefesselten Hände aus. „Ich bin Unschuldig.“, sagte er. Sein Gegenüber blickte nicht auf, sondern hantierte weiter rum.

Keine 5 Minuten brauchte Chris zum deaktivieren der Handenergieschellen. Mario streifte die Schelle ab, legte sie auf eine freie Stelle auf der Werkbank und sah ihn an. „Wenn ich glaubte, der ASD hätte recht, hätten wir Gesellschaft.“, sagte Chris mit vollem Ernst. Sie kannten einander Recht gut. Zu dem besaß er eine gute Menschenkenntnis. Obwohl sein Spezialgebiet die Technik war.

Irgendwie war Mario froh das er ihm glaubte. Wenigstens einer, dachte er zynisch. Besonders helfen tat es ihm nicht. Er musste einen Weg finden die wahren Verbrecher ausfindig zumachen und somit seine Unschuld zu beweisen. Dazu brauchte er einen Ansatz, irgendetwas.

Der einzige Ansatz der ihm einfiel war das Bild der Überwachungskamera, die ihn beim verlassen des Forschungslabors aufgezeichnet hatte. Wie war das möglich? Das Nahe liegendste war eine Montage. Dazu musste man die Sequenz ins Überwachungssystem einspeisen. Von Außen war das unmöglich. Um also ins Innere zu gelangen brauchte man eine Wasserdichte Legende. Schließlich kam man nicht so ohne weiteres ins ZETS. Die Sicherheitsmaßnahmen waren hoch, trotz der Geschehnisse der letzten Tagen. Daher schloss er diese Vorgehensweise aus. Vorerst.

Minuten lang zerbrach er sich den Kopf. Wenn die Täter das Überwachungssystem nicht manipuliert hatten, wie kamen sie dann an sein Gesicht? Die einzige Möglichkeit, die ihm dazu einfiel, war ein Gesichtsscan. Welcher wiederum aus nächster Nähe gemacht werden musste und die Person durfte sich nicht bewegen, was das Scanbild beeinträchtigte. Demzufolge war ein Gesichtsscan nicht so ohne weiteres möglich, vor allem ohne des Wissens der Person dessen Gesicht man haben wollte. Er hackte auch diese Möglichkeit ab.

Beim überlegen schweiften seine Gedanken immer wieder ab und kehrte zum Gesichtsscan zurück. Wieso ihm diese Möglichkeit solche Kopfzerbrechen bereitete wusste Mario nicht.
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Um ein Scanbild zu bekommen musste die Person regungslos beim Vorgang sein. Das bedeutete entweder Tod oder bewusstlos oder schlafend.

Plötzlich griff ein Rad ins andere und ihm wurde klar wie die Drahtzieher an sein Gesicht gekommen sind.



***

„Wenn der Lieutenant so Unschuldig ist wie sie sagen, Ma’am, wieso ist er dann geflohen?“, wollte de Jong von Vize Admiral Kijra wissen. Sie saßen in ihrem Büro.

Vize Admiral Kijra war eine Gvanerin, hatte feuerrotes Haar, ein perfektes Pokerface und selten anzutreffen. In der Regel hatte sie einen 10 Stunden Tag, an einem guten Tag. Ihr Terminkalender war jeden Tag randvoll mit Besprechungen, Ausschusssitzungen, Vorträge und Budgetkonferenzen. Durch die Umstrukturierung wurde ihre Arbeit nicht weniger.

Kijra hatte aktiv in der Flotte gedient. Sie war Leitende Ingenieurin auf verschiedenen Raumschiffen gewesen, bis ihr damaliger Dozent von der Flottenakademie ihr das Angebot machte eine Abteilung im ZETS zuleiten. Seit dem war sie dabei. An manchen Tagen vermisste sie die Laborarbeit, oder den Raumdienst.

Auf die Frage von Special Agent de Jong hatte sie keine Antwort. Sie selbst hatte Lieutenant Hoffmann für das Projekt Amadeus ausgesucht. Seine Beurteilungen waren mehr als gut. Er erwies sich beim Lösen von Problemen als sehr erfinderisch. Solche Leute waren selten, das wusste Kijra zu genüge. Als das Amadeus Projekt genehmigt wurde, hatte sie ihn von Anfang an auf der Mitarbeiterliste.

Obwohl sie sich erst einmal flüchtig begegnet waren, glaubte sie den Vorwürfen nicht. Sie hatte das Überwachungsvideo gesehen. Es war noch nicht ganz zu Ende da fielen ihr etliche Methoden ein, wie man das Video fälschen konnte. Sie beugte sich leicht vor. Ihr Haltung war gerade und angriffslustig. „Soweit ich weiß, Agent de Jong, gilt in der Union die Unschuldsvermutung bis das Gegenteil bewiesen wurde.“

„Das Überwachungsvideo sollte Beweis für die Geschworen genug sein.“, erwiderte de Jong.

„Es gibt Dutzende Methoden das Überwachungsvideo zu fälschen.“, entgegnete sie ihm nicht minder abgeneigt.

„Unsere Experten haben die Echtheit bestätigt.“

Jetzt wurde ihr einiges klar. „Tatsächlich! Commander. Haben wir bereits ein Ergebnis vorliegen?“, fragte sie Commander Uganda ohne dabei den Blick von de Jong abzuwenden.
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„Nein, Ma’am.“

Der Anflug eines Lächelns tauchte auf ihrem Gesicht auf. Bei de Jong hingegen verfinsterte sich die Miene.



***

Kaum hatten sie das Büro von Vize Admiral Kijra verlassen meldete sich ein Ermittlungshelfer. „Sir. Wir haben die Frau gefunden.“

Während des Gesprächs zwischen de Jong und Kijra hatte Ziu geschwiegen. Genau wie Commander Uganda. Sie waren Zuschauer in einem Kampf, dessen Ausgang hässlich enden konnte. Aufgeschoben war nicht aufgehoben, hatte Zius Mutter mal gesagt. Das Vize Admiral Kijra Lieutenant Hoffmann verteidigte war nicht weiter verwunderlich. Sie hatte ihn schließlich ausgesucht. De Jong hatte sie daraufhin überprüft. Wo ein Verräter war, konnte auch ein zweiter sein. Es wäre nicht das erste Mal, das sie bei ihren Ermittlungen ein Nest aushoben. Ihnen war klar das Hoffmann die Sache nicht alleine durchgezogen hatte. Ihre Aufgabe war es die anderen Mittäter ausfindig zumachen. Dazu brauchten sie Hoffmann.

„Gut. Schicken sie ein Einsatzteam hin. Wir sind auf dem Weg.“, ordnete de Jong an und unterbrach die Verbindung.



***

Der Taipeh Tower war ein Gebäude aus Glas, Chrom und Duranstahl. Er war einer von Dutzenden Megatürmen die die Skyline von Vega Stadt auf unzähligen Post- und Ansichtskarten zierte. Wie bei allen Türmen gab es auch beim Taipeh Tower zwei voneinander getrennte Ebenen, die Untere und Obere. In der unteren Ebene wohnten jene Menschen, die in der unteren Ebene beheimatet waren. Bei den Bewohnern der oberen Ebene war es ebenso.

Das einzige was die Ebenen im Taipeh Tower von einander trennte waren 7 Etagen. Die Lifts der unteren Ebene fuhren nur bis in den 51. Stock. Die obere Ebene begann ab dem 58. Stock. Dazwischen lagen 7 Stockwerke in denen sich namenlose eingenistet hatten. Manchmal führte die Metropolizei Razzien durch. Bei den Namenlosen handelte es sich in der Regel um Obdachlose, Illegale Einwanderer, Flüchtlinge und hin wieder flüchtige Kriminelle.

Mario war mit dem Lift bis in den 51. Stock gefahren, ausgestiegen und machte sich augenblicklich an der Konsole zuschaffen. Innerhalb weniger Sekunden gelang es ihm die Liftschachttür zu öffnen.
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Er hangelte sich zur Wartungstreppe die im dem Schacht verlief und ging Stufe für Stufe hinauf. Das Surren der Magnetschienen, der Fahrtwind der Liftkabinen und die Dunkelheit umgaben ihn.

Beim 54. Stock machte er eine kurze Verschnaufpause. Sein Plan war recht einfach. Er wollte über den Schacht in den 58. Stock, wo sich die Lobby der oberen Ebene des Taipeh Towers befand und von dort aus in den 73. Stock, wo Julia Ambrose wohnte.

Ein kleinwenig erholt setzte er seinen Aufstieg fort. Die Arme begannen bereits zu schmerzen. Nichtsdestotrotz kletterte er weiter. Da es auffällig war wenn jemand aus dem Schacht kletterte hatte sich Mario überlegt einen der abgehenden Wartungsschächte zunehmen. Mit der Haustechnikeruniform die ihm Chris besorgte, würde es niemanden weiter auffallen wenn er den Wartungsschacht verließ.

Mario erreichte den 58. Stock, atmete tief durch. Die Kletterei war doch anstrengender als gedacht. Mit einem Arm hackte er sich in der Sprosse ein, mit der freien Hand hantierte er an der Luke zum Wartungsschacht herum. Als die Konsole seine Eingabe nicht akzeptierte versuchte er es noch mal. Auch die zweite Eingabe wurde nicht akzeptiert. Er konnte ein Sicherheitsschloss knacken, aber keine Wartungsluke.

Ein näher kommendes Surren ließ ihn inne halten. Kurz darauf wehte ein Luftzug von Oben herunter. Mario sah hinauf. Nichts. Doch bereits wenige Sekunden später tauchte in dem Schacht ein winziger Lichtpunkt auf der schnell anwuchs.

Die Liftkabine.



***

Mario versuchte die Ruhe zu bewahren, seine Finger bewegte sich über das Eingabefeld der Wartungsluke. Wieder dieses störrische Piepen, das einem signalisierte das der Zugriff verweigert wurde. Der Luftzug schwoll zu einer Böe an. Ein kurzer Blick nach oben. Viel Zeit blieb ihm nicht. Erneut gab er etwas ein. Nichts.

Das Surren schwoll ebenso an wie der Fahrtwind. Zwar gab es zwischen Liftkabine und Schachtleiter einen Spielraum, doch Mario wollte nicht herausfinden ob er dazwischen passte. Deshalb wurde er leicht hektisch. Ein weiterer Versuch wurde abgeblockt. Er brauchte nicht nach oben zusehen um zu wissen was auf ihn zukam. Ein letzter Versuch.

Die Finger tippten auf das Eingabefeld ein, als könnte sie damit die Öffnung der Wartungsluke erzwingen. Mario rechnete bereits mit einer Sperrton und wollte die Leiter herunterrutschen, als vollkommen unterwartet die Luke aufging.
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Schnell griff er die Halterung über der Luke, hangelte sich unbeholfen in den Wartungsschacht. Er spürte den Luftzug als der Lift an ihm vorbei sauste. Erleichtert blieb Mario liegen, atmete tief ein und beruhigte seine Nerven.

Kurze Zeit später verließ er den Wartungsschacht. Die Leute die ihn sahen, beachteten ihn nicht. Er nahm das Diagnosepad in die Hand, und hoffte man würde ihn für einen Haustechniker halten.

Mario ging zu den Lifts, wartete mit einer Gruppe und stieg in eine ankommende Kabine ein. Er drückte den Knopf für den 73. Stock, blickte sich kurz um und hoffte niemand würde ihn ansprechen.

Wenige Minuten später stieg Mario aus, schritt den Flur entlang, schaute auf die Wohnungsnummern und sah sich verstohlen um. Dann erreichte er ihre Wohnung. Ein Blick nach links und rechts. Jeden Moment rechnete er damit, das aus den anderen Wohnung ASD-Agenten stürmten und ihn zu Boden warfen. Nichts dergleichen geschah. Dennoch war er angespannt.

Mario betätigte den Rufknopf, wartete und zählte die Sekunden. Bei 15 betätigte er erneut den Rufknopf. Niemand öffnete. Also kniete er sich hin, nahm die Verkleidung ab und knackte die Verriegelung der Tür. Sie öffnete sich, er brachte die Verkleidung wieder an und ging hinein. Die Tür schloss sich hinter ihm.

Was er in der Wohnung vorfand, ließ ihm das Blut gefrieren.



***

Das erste was das Einsatzteam des ASD machte als es die obere Lobby des Taipeh Towers betrat, war Zugriff auf die Überwachungssysteme zunehmen. Dazu zählten auch die Überwachungssensoren und Kameras, die in jedem Wohntower installiert waren. Der Techniker des Teams ließ das Fahndungsfoto von Mario Hoffmann mit den Aufzeichnungen der letzten 7 Stunden abgleichen. So lange war er nämlich auf der Flucht.

Keine 20 Sekunden brauchte das Programm um einen Treffer zu erzielen. Das Standbild wurde herangezoomt, gefiltert und ein erneuter Abgleich gemacht. Erneut erzielten sie einen Treffer. Der Einsatzleiter meldete es Special Agent de Jong und Ziu, die auf dem Weg waren. Von de Jong erhielt der Einsatzleiter den Zugriffbefehl. Zusammen mit seinen 5 Mann schritt er zu den Lifts.

Ihr Ziel der 73.
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Stock.



***

Julia Ambrose lag Tod im Wohnzimmer. Unter ihr befanden sich die Reste des Glastisches der dort gestanden hatte. Ihre Augen waren glasig, leer, Tot. Abscheu und Übelkeit überkamen ihn. Man hatte sie erschossen. Die Schusswunden auf ihrem Oberkörper ließen diesen Schluss zu. In der Wohnung schien nichts zu fehlen. Alles war dort wo er es in Erinnerung hatte. Andererseits hatte Mario sich die Umgebung ihrer Wohnung nicht allzu sehr eingeprägt.

Er kniete sich neben sie, fühlte nach ihrem Puls, obgleich ihm klar war das er keinen fühlen würde. Die Leichenstarre setzte ein. Allzu lange konnte sie demnach nicht Tot sein. Im Kopf errechnete er sich grob ein Zeitfenster. Sie hatten sie ermordet als er bereits aus dem Gewahrsam des ASD geflohen war. Wer auch immer dahintersteckte hatte damit gerechnet das er sie aufsuchte. Julia musste ihren Mörder gekannt haben, schließlich fanden sich in der Wohnung keine Spuren eines gewaltsamen Eindringens.

Mario blickte sich um. Auf dem Sessel lag ein Handpulser. Mit Sicherheit die Mordwaffe. Warum ließ der Mörder die Tatwaffe zurück? Dabei war der Grund offensichtlich. Was war das? Er verharrte und horchte. Stille. Klick…Die Tür. Rein instinktiv griff Mario nach dem Handpulser. Schritte ertöten. Aus dem Augenwinkel sah er wie ein Einsatzteam über den Flur in die Wohnung eindrang. „Runter mit der Waffe.“, brüllte einer der Männer.

Ein Teil von ihm wollte die Waffe auf den Boden legen und sich ergeben. Jener Teil hatte aber nicht das sagen in diesem Moment. So schoss er auf das Einsatzteam, ging hinter der Anrichte in Deckung.

Umgehend wurde das Feuer erwidert. Die Energiebolzen zischten knapp an ihm vorbei. Ab und zu schoss Mario zurück. Während er fieberhaft überlegte wie er aus dem Schlamassel kommen konnte, ohne wieder im Gewahrsam des ASD zu landen.

Sein Blick blieb auf der Panoramascheibe haften. Ihm bot sich ein herrlicher Blick auf die Skyline der Stadt. Worüber er im Moment keinen Gedanken verschwendete. Mario griff nach seinem Diagnosepad, und griff ins leere. Er hatte es verloren. Verdammt. Nicht das im Pad wichtige Daten enthalten waren. Mario wollte nur etwas abgleichen. Das war nun nicht möglich, also musste er einen Entscheidung treffen.

Er erwiderte das Feuer.
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Ein Warnton ertönte. Die Energie des Handpulsers reichte nur noch für 5 Schuss, dann war die Energiezelle aufgebraucht. Ändern tat es nichts an seinem Entschluss. Mario zählte bis 3, rannte los und schoss aus dem Lauf heraus auf die Beamten des Einsatzteams.

Die erwiderten umgehend das Feuer. Energiebolzen surrend knapp an ihm vorbei. Einer der Männer forderte ihn auf stehen zubleiben, doch Mario dachte nicht daran. Stattdessen hielt er auf die Panoramascheibe zu, hob die Waffe und schoss. Der Energiebolzen brachte die Scheibe zum bersten und er hüpfte über die Kante.



***

De Jong und Ziu betraten gerade die Lobby als der Einsatzleiter meldete, das Lieutenant Hoffmann gesprungen war.

Sie sahen sich an.

Ihr Partner war überrascht. Anscheinend hatte er nicht gedacht das er soweit gehen würde.

Da meldete sich der Einsatzleiter wieder. Nach der Meldung konnte sich Ziu ein anerkennendes Lächeln gerade so verkneifen.



***

Der Taipeh Tower hatte an den Streben der Außenfassade Magnetschienen. An denen fuhren Reinigungskörbe entlang und säuberten die Glasfassade. Schließlich wollten die Mieter einen klaren Ausblick. Von 10 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, jeden Tag, fuhren die automatisierten Reinigungskörbe die Fassade ab. Als erstes wurde sie gereinigt und dann poliert. Eine komplett Reinigung dauerte 3 Monate. Dann fing sie von vorne an.

Aus diesem Grund wollte Mario sich über sein Diagnosepad vergewissern ob ein Reinigungskorb auf jener Seite seine Arbeit verrichtete. Wenn nicht wäre beim Aufprall auf der Plattform im 58. Stock nicht viel von ihm übrig geblieben.

Soweit kam es jedoch nicht.

Er fiel circa 25 Meter und schlug auf der Stehfläche des Reinigungskorbs auf. Sie waren nämlich auch für Menschen oder Robots konstruiert worden, wenn es notwendig war. Der Aufschlag war brutal und er sah schwarz. Mario drohte das Bewusstsein zu verlieren. Irgendwie gelang es ihm nicht in Unmacht zufallen. Sein ganzer Körper schmerzte. Mit Sicherheit hatte er sich was gebrochen. Für eine Diagnose blieb keine Zeit. Unter unglaublichen Schmerzen schleppte er sich zur Steuerkontrolle des Reinigungskorbs. Wie zu erwarten war sie gesperrt. Mario blickte hinauf. Einer aus dem Einsatzteam blickte über die Kante.
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Da kein Schuss fiel, ging er davon aus das sie ihn lebend haben wollten. Schließlich brauchte der ASD einen Sündenbock.

Auch wenn sein Körper ein einziger Schmerz war, musste er die Sperre der Steuerkontrolle umgehen und von alleine löste sich die Sperre nicht auf. So entfernte er die Verkleidung und begann die Platinen umzustecken.

Er blickte kurz zur Glasfassade. Dahinter lag ein Kinderzimmer. Da glitt die Tür auf und ein bekanntes Gesicht tauchte auf, zielte mit einem Handpulser auf ihn und schoss.



***

De Jong und Ziu stiegen aus dem Lift, rannten durch den Flur und hielten vor einer Wohnungstür. Wenn der Einsatzleiter richtig lag, befand auf der anderen Seite der Fassade Lieutenant Hoffmann in einem der Reinigungskörbe.

„Ja.“

„ASD. Machen sie die Tür auf.“, forderte de Jong vollkommen undiplomatisch. Die Frau zögerte kurz, öffnete aber die Tür. Sofort stürmte de Jong an ihr vorbei, erreichte die Tür hinter der Hoffmann sich befand. Die Tür glitt automatisch beiseite. Der Protest der Frau nahm er gar nicht wahr. Er schritt hindurch, sah Hoffmann in diesem Reinigungskorb, zielte und schoss ohne zu zögern.

Das Glas barstete. Dann verschwand der Reinigungskorb. De Jong blickte über die Kante nach unten. Seine Bewunderung für Lieutenant Hoffmann verschwand so schnell wie sie gekommen war.



***

Mario warf sich Boden. Das Glas barstete und regnete auf ihn nieder. Genau in dem Moment steckte er die letzte Platine ein, die Sperre löste sich mit einem Signalton und er zog die Steuerkugel nach unten. Sofort nahm der Reinigungskorb Geschwindigkeit auf. Da er auch die Bremsspule mit außer Betrieb gesetzt hatte, blieb die Bremsautomatik wirkungslos. Immer schneller werdend schoss die Glasfassade nur so an ihm vorbei. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm die Bremsspule wieder in Betrieb zunehmen. Dennoch schlug der Reinigungskorb mit ordentlicher Wucht auf der Plattform auf. Mario hatte sich flach auf den Boden gelegt, wodurch er am Leben blieb.



~7~



Der Kontaktmann saß in seinem bequemen Bürostuhl, hörte dem Nachrichtenreporter zu der über die halsbrecherische Flucht von Lieutenant Mario Hoffmann berichtete und trank einen Schluck osranischen Brandy.
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Bisher lief alles nach Plan. Daher lehnte er sich zufrieden zurück, lächelte unterkühlt.

Der Piepton vom Com unterbrach seine Zufriedenheit. „Ja.“

„Eine Nachricht mit Priorität A Plus ist soeben für sie eingetroffen.“, meldete einer der Mitarbeiter.

Er blickte auf den Chronometer. Überrascht war er nicht. „Stellen Sie sie durch.“ Der Flachbildschirm in seinem Schreibtisch fuhr sich automatisch hoch und erwachte zum Leben. Er nahm die Prozedur nicht wahr, sondern sah sich das gerahmte Bild neben dem Chronometer auf der Kommode an. Es zeigte ihn mit einer Frau. Dazu ein weiteres Paar in ihrem Alter und ein älteres Paar. Sie standen zusammen. Was nicht weiter verwunderlich war, schließlich handelte es sich bei den Leuten um seine Familie.

Als auf dem Bildschirm der Absender der Nachricht auftauchte, wandte er seinen Blick vom Bild ab und sah den Anrufer an.



***

Bei seiner halsbrecherischen Flucht aus dem Taipeh Tower hatte er sich eine Rippe gebrochen, zwei geprellt und eine Vielzahl von Schürfwunden eingehandelt. Dafür war er noch auf freiem Fuß, statt in ASD Gewahrsam. Irgendetwas gutes musste die Sache ja haben, dachte er zynisch. Ein feuriger Schmerz zuckte durch seine Glieder. Mario versuchte flach zu atmen, was bei einer gebrochenen Rippe nicht gerade einfach war.

Als der Schmerz nachließ, schluckte er noch mal eine Handvoll Schmerztabletten. Danach wandte er sich wieder der Terminalstation zu in die er sich gehackt hatte. Auf Bildschirm befand sich die Benutzeroberfläche einer Sicherheitsfirma. Nicht irgendeiner, sondern jener, die für den Taipeh Tower zuständig war, bzw. die Sicherheitstechnik stellte.

Mithilfe eines Zugriffscodes von Chris griff er auf den Zentralen Sicherheitsserver der Firma zu. Dort wurden alle Aufzeichnung der Objekte gespeichert, die die Firma ausgerüstet hatte. Wozu auch der Taipeh Tower gehörte.

Mario brauchte nicht lange, um auf das entsprechende Verzeichnis zu zugreifen. Die Aufzeichnungen der Überwachungssysteme waren chronologisch geordnet. Daher dauerte es nur wenige Sekunden, bis er sich die zentrale Aufzeichnung der Überwachungskameras ansah. Mario sah sich selbst aus dem Wartungsschacht kommen, zu den Liftkabinen gehen.
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Eine Eingabe ließ die Aufzeichnung zurücklaufen. Er versuchte im Rückwärtsmodus alle Einstellungen im Auge zubehalten. Da er die ungefähre Todeszeit von Julia Ambrose kannte, spulte er soweit zurück um ihren Mörder zu identifizieren. Ab jenem Zeitindex ließ er die Aufzeichnung abspielen, konzentrierte sich darauf jemand verdächtigen auszumachen.

Nach einigen Minuten wurde Mario fündig. Er ließ die Aufzeichnung einfrieren, zoomte die Person heran. Sein Gefühl sagte ihm, dass das ihr Mörder war. Also spielte er die Aufzeichnung weiter ab, sah sich die Sache genau an. Der Mann, den er für den Täter hielt, stieg tatsächlich im 73. Stock aus. Mario wurde sich immer sicherer.

Der Jeroniar ging den Flur entlang, welcher zu Julias Wohnung führte. Er machte keine hektischen Bewegungen. Die Blicke waren kontrolliert und zielstrebig. Tatsächlich blieb der Jeroniar vor der Wohnungstür stehen, betätigte den Rufknopf. Der Mann trug Handschuhe. Kurze Zeit später glitt die Tür beiseite und er trat ein. Keine 5 Minuten später verließ er die Wohnung wieder und ging gelassen zu den Lifts.

Jetzt war Mario sich absolut sicher.



***

„Ich habe die Überwachungsaufzeichnung mit einem Abgleichprogramm unserer Datenbank gekoppelt. Dabei haben wir einen Treffer erzielt.“ Der Techniker tippte kurz etwas aufs Eingabefeld ein. Ein Standbild erschien. Es zeigte einen Jeroniarner. In dem zweiten Fenster sahen sie den Treffer aus der Datenbank. De Jong las sich den Namen durch.

Auf einem zweiten Bildschirm ließ der Techniker die Überwachungsaufzeichnung abspielen. So sahen Ziu und de Jong wie der Mann in eine der Liftkabinen stieg, knapp 1 Stunde bevor Lieutenant Hoffmann im Taipeh Tower auftauchte, bis in den 73. Stock fuhr und vor der Wohnung der toten Julia Ambrose stehen blieb. Er trat ein. Wenig später verließ er die Wohnung wieder. Die Uhrzeit entsprach mit der Todeszeit überein. Demzufolge konnte Hoffmann die Frau nicht getötet haben.

Nun sah sich de Jong den Datenbankauszug genauer an. Der Jeroniarner hieß Kalak. Er war Angehöriger der Sicherheitstruppe des Diplomatischen Corps von Jeron. Sein Dossier war recht umfangreich. Die Aquianer und Beniener verdächtigten ihn Mordanschläge begannen zuhaben.
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Ihrer Einschätzung nach handelte es sich bei Kalak um einen Auftragsmörder der Jeronischen Regierung.

„Woher haben Sie die Überwachungsaufzeichnung?“, fragte de Jong vorsichtig. Ihm war noch nicht ganz klar, wie ein Auftragsmörder wie Kalak in das Bild passte. Möglicherweise war die Sache doch nicht so, wie er dachte und Lieutenant Hoffmann war tatsächlich unschuldig. Dieser Gedanke missfiel ihm zutiefst.

„Sie wurde uns anonym zugeschickt.“, antwortete Ziu statt der Techniker. Ein scharfer Blick von de Jong.

Laut dem Sicherheitsdienst, der für den Taipeh Tower verantwortlich war, gab es keine Überwachungsaufzeichnung, da eine Wartung der Sicherheitssysteme statt gefunden hatte. Dem schien nicht so. Wieso sollte die Sicherheitsfirma die Aufzeichnungen verschweigen?

Special Agent Ziu sah den Techniker an und nickte ihm zu. Darauf gab er erneut etwas über das Eingabefeld ein. „Bei der Überprüfung der Sicherheitsfirma habe ich festgestellt, dass sie im Besitz einer Holding ist, die wiederum einer Gesellschaft gehört deren Mehrheitseigner Ja‘ruka ist.“, erzählte der Techniker flüssig. Ein weiteres Fenster öffnete sich. Das Dossier zu Ja’ruka tauchte darin auf. Bei dem Mann handelte es sich um den Cousin des amtierenden Herrschers von Jeron. Ein Zufall war diese Verflechtung sicher nicht.

„Wer hat das angeordnet?“, wollte de Jong wissen.

„Ich.“, erwiderte seine Partnerin entschlossen. Sie hielt dem Blick ihres Partners stand.



***

Ja, Kalak hatte im Auftrag seiner Regierung einige Morde und Anschläge verübt. Dafür war er ausgebildet worden. Auf sein Konto gingen Dutzende Straftaten. Im Verlauf der Jahre hatte er seinen Wert mehr als einmal unter Beweis gestellt.

Er parkte seinen Mietwagen. Jemand von der Botschaft würde sich um die Formalitäten kümmern. Daher befasste Kalak sich damit nicht weiter. In der Innentasche seinen Sakkos befand sich ein Datenkristallspeicher. Auf dem befanden sich die Daten aus dem ZETS, welche ihnen Julia Ambrose besorgt hatte. Wie sie es gemacht hatte, war nicht von belangen. Andererseits konnte sich Kalak seinen Teil denken, da die Medien ausführlich über diese Sache berichtet hatten.

Offiziell war er wegen einer Sicherheitsinspektion auf Terra.
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Die Menschenfrau war des Öfteren für sie tätig gewesen. Sie war eine ausgezeichnete Diebin. Während seines Flugs nach Terra hatte Kalak ihre Akte gelesen. Man hatte sie vor 2 Jahren bei einem Raub erwischt. Der Sicherheitsdienst stellte sie vor die Wahl. Entweder sie arbeitete für sie oder würde hingerichtet werden. Wie in den meisten Fällen entschieden sie sich weiterzuleben. Für den Sicherheitsdienst erwies sie sich als sehr profitabel. Der Nebeneffekt ihrer Tätigkeit war, sie wurde zu einem Sicherheitsproblem. Darum hatte ihn der Direktionsleiter angewiesen sie zu beseitigen. In dem Wirrwarr wegen der Sache beim ZETS würde niemand davon ausgehen das seine Regierung in die Sache verwickelt war.

Umso leichter konnte Kalak den Planeten der Union verlassen. Er hatte einen Linienflug, Erster Klasse. Bei seinem Zwischenstopp würde er den Datenkristallspeicher an einen Agenten des Sicherheitsdienstes übergeben. Falls es je herauskam, war alles schon gelaufen und unbeweisbar.

Er ging zum Abflugterminal. Plötzlich tauchte ein Mensch zwischen den geparkten Fahrzeugen auf. Kalak erkannte den Mann sofort wieder. Es war der flüchtige Lieutenant Hoffmann. Anscheinend hatte er den Menschen unterschätzt. Kalak lächelte höhnisch.

Der Mann war unbewaffnet. Hätte er eine Handenergiewaffe, würde er mit ihr auf ihn zielen. So stand er ihm nur im Weg. Wie auch immer er würde seinen Flug antreten. Auf die eine oder andere Weise.

Der Mensch griff ihn an. Kalak blockte die Schläge ab, ging zum Gegenangriff über, landete gezielte Treffer. Man hatte ihm unter anderem im Nahkampf ausgebildet.

Mario taumelte zurück. Er schmeckte sein Blut. Sich unbewaffnet dem Mörder von Julia gegenüberzustellen war keine besonders gute Idee. Er konnte jedoch nicht zulassen das er den Planeten verließ. Daher stellte Mario sich dem Mörder.

Der Zweikampf verlief sehr einseitig. Er war dem Jeroniarner einfach nicht gewachsen. Immer wieder steckte Mario harte Treffer ein, rappelte sich wieder auf und versuchte ihn aufzuhalten.

Kalak hatte kaum Mühe mit dem Menschen. Anfangs fand er das Sparing ja ganz amüsant. In der Regel waren seine Jobs relativ schnell zu Ende. Einen guten Zweikampf wusste er zu würdigen. Leider gehörte der hier nicht dazu.
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Auf der Parkebene entbrannte ein ungleicher Zweikampf, in dem Mario auf kurz oder lang den kürzeren ziehen würde. Dessen war es sich auch bewusst. Dennoch gelang es ihm den einen oder anderen Treffer zulanden. Was dem Jeroniarner wenige kümmerte.

Mario krachte gegen ein geparktes Luftvehikel, sackte blutüberströmt zusammen. Kalak kam zu ihm, sah ihn an und bewunderte seinen Kampfgeist. Der Mensch sah hinauf. Sein ganzes Gesicht war blutig. Trotz allem grinste er ihn an, so als wäre nichts geschehen.

Erst in diesem Moment verstand Kalak was vor sich ging. Er nahm seine Tasche und schritt schnellen Schrittes zur Tür, welche die Parkebene mit dem Abflugterminal verband. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von der Tür, als sie beiseite glitt und eine Frau mit gezogener Waffe hindurch kam. Hinter hier kamen bewaffnete Beamte.

„Keine Bewegung.“

Ein Schulterblick reichte aus. Kalak war kein Dummkopf. Daher hob er wie gefordert die Hände, verschränkte sie hinter seinen Kopf und ließ sich verhaften. In den Freitod ging er nicht.

Epilog

Selbstverständlich bestritt die Regierung von Jeron ledigliche Beteiligung an der Sache. Sie gaben sogar an Kalak wegen mehrfacher Vergehen zusuchen und hatten einen Antrag auf Auslieferung gestellt. Die Union lehnte ab, was einen Protest der Jeronischen Regierung zufolge hatte. Der Botschafter empörte sich in einer Talkshow über das vorgehen der Union und stellte unmissverständlich klar das seine Regierung Unschuldig sei. Laut einer Umfrage, die schnell durchgeführt wurde, glaubte die Mehrheit in der Union an eine Beteiligung.

Kalak stieg zusammen mit seinen Bewachern aus dem Transporter aus. Es war einer schöner Tag. Auf der Landeplattform standen mehrere Agenten in Schutzrüstungen. 2 Hubschrauber der Metropolizei umflogen die Plattform. Er trug ebenfalls eine Schutzrüstung.

Mit Hand- und Fußenergiefesseln ging er mit seinen Bewachern über die Plattform. Auf einen solchen Tag war er stets vorbereitet. Irgendwann hätte ihn seine eigene Regierung als Sicherheitsrisiko angesehen und getötet. Er gab sich der Illusion unentbehrlich zu sein nicht hin. Für ihn war es daher nur eine Frage Zeit bis er gestellt oder von seinen eigenen Leuten getötet wurde. Bei ersteres war er auf sich alleine gestellt.
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Seine Regierung würde niemals zugeben das er in ihren Diensten steht. Genauso war es ja gekommen. Zu kooperieren fiel ihm daher nicht sonderlich schwer.

Kalak sah das Projektil nicht mal kommen. Es riss seinen Kopf mit solch einer Wucht nach hinten, dass es ihm zusätzlich das Genick brach. Da war er längst Tod.



***

Mario hatte sich einige Tage im Krankenhaus erholt. Seine Unschuld war bewiesen. Bis auf weiteres hatte er Urlaub. Die ersten Tage verbrachte er im Fitnesscenter. Er bedankte sich bei Chris für dessen Hilfe. Nach seinem Urlaub war er für ein neues Forschungsprojekt eingeteilt. Es handelte sich um ein Projekt mit niedriger Sicherheitsstufe.

Er fuhr vom Fitnesscenter los, hielt 20 Minuten später vor einem heruntergekommenen Mietshaus in der unteren Ebene. Ohne jedes zögern ging er hinein, benutzte den Lift und fuhr in den 7. Stock. Dort stieg er aus, schritt nach links und ging bis zur letzten Tür auf dem Gang. Sie glitt beiseite. Er trat ein.

Ein Mann trat aus dem Schatten. Mario hob die Arme. Der Mann scannte ihn. Mit einem nicken zeigte er ihm das alles in Ordnung war. So ging Mario weiter. Im Wohnraum wurde er erwartet.

Der Mann machte einen Schritt auf ihn zu. Da schlug Mario aus heiterem Himmel zu. Die Begleiter machten eine halben Schritt als ihr Boss abwinkte. Er fasste sich ans Kinn und grinste. Mario blickte ihn wütend an. „Du hast deinen Auftrag mehr als erfüllt.

Es ist an der Zeit nach Hause zurückzukehren, Bruder.“ Der Mann trat einen Schritt vor. Dabei kam er in den matten Lichtschein.

Bei dem Mann handelte es sich um einen Oclanier.



***

Vize Admiral Kijra sah sich die Leiche vor ihr an. Bei der Leiche handelte es sich um Lieutenant Mario Hoffmann. Neben ihr stand Commander Uganda. Gegenüber dem Leichentisch stand der Gerichtsmediziner. Sie nickte ihm knapp zu und die Leiche verschwand wieder in der Aufbewahrungskammer. „Weswegen wollten sie mich sprechen?“, fragte Kijra den Mann.

„Bei der Untersuchung des Lieutenant bin ich auf etwas gestoßen.“, antwortete er ihr. An einem Touchscreenschirm tippte er was ein. „Lieutenant Hoffmann hat das Peplonos Syndrom.“ Die Unwissenden Blicke veranlassten ihn es zu erklären. „Das Peplonos Syndrom ist ein genetischer Defekt.
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Vollkommen ungefährlich und belanglos.“

„Und?“

„Beim Abgleich mit den Untersuchungsergebnissen während seiner Dienstzeit stellte ich fest das es keinerlei Einträge gibt.“ Nichts ahnend was das zubedeuten hieß warteten sie auf eine Fortsetzung. „Das Peplonos Syndrom ist unheilbar. Wer es einmal hat, hat es ein Leben lang. Zu dem ist es erblich. Daraufhin habe ich mir vom medizinischen Corp seine Untersuchungsakte zuweisen lassen.

Die einzigen Einträge des Syndroms fand ich zur Zeit der Eignungsuntersuchung bei der Grundausbildung und der Pflichtuntersuchung nach der Grundausbildung. Ab diesem Zeitpunkt finden sich keine weiteren Einträge.“ Schweigen trat an diese Stelle.

„Was bedeutet das?“, fragte Commander Uganda schließlich.

Vize Admiral Kijra sah zu der Kammer wo die Leiche von Lieutenant Hoffmann lag. Sie ahnte im inneren die Antwort bereits.

Der Gerichtsmediziner sah die beiden an. „Die Untersuchungsergebnisse ab der Pflichtuntersuchung nach der Grundausbildung stammen nicht von Lieutenant Hoffmann.“

Die Gvanerin schloss die Augen.



***

Nach mehr 80 Stunden Flug verließ er die Fähre und betrat heimatlichen Boden. Ihn empfing einen sonniger Tag. Am Himmel war keine einzige Wolke zusehen. Die Sonne stand hoch am Firmament, strahlte einen Glanz aus der ihm fremd und bekannt zugleich war.

Eine junge Frau eilte zu ihm und umarmte ihn. Sie war ihm ebenso fremd und bekannt wie die Sonne. Er umarmte sie ebenso erwartungsvoll und drückte sie an sich. Das letzte Mal das sie einander umarmten regnete es in Strömen und war tiefe Nacht. Der einzige Unterschied zu damals war sein Aussehen. An jenem Tag war er ein Mensch. Heute war er Oclanier.

Sie lösten die Umarmung kurz, sahen sich in die Augen und erkannten jene Person wieder die sie liebten. Keinen einzigen Tag hatte er nicht an sie gedacht. Ein Kuss folgte.

Nach dem sich ihre Lippen gelöst hatten, sah er an ihr vorbei. Hinter ihr stand ein älterer Herr. Er hatte inzwischen silbernes Haar, eine leicht ergraute Hautfarbe und ging an einem Stock. Die Begleiter des Mannes waren ihm gänzlich unbekannt. Sie waren verteilt und seine Leibwächter.

Der Mann kam einige Schritt auf ihn zu. Er musterte ihn, wie er es oft schon getan hatte.
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In seinen Augen war dieser Glanz. Die Menschen nannten es Stolz. Er wusste das diese menschlichen 5 Buchstaben niemals über die Lippen des Mannes kommen würden.

Sie lösten sich aus der Umklammerung. Die Oclanierin trat einen kleinen Schritt hinter ihn. Ihr Liebster und der Herr sahen einander an. „Vater.“, sagte er als erster. Andernfalls hätten sie sich Stunden lang angeschwiegen.

Wenig später saß er zusammen mit seiner Frau in der Bodenlimousine, hielt ihre Hand und sah aus dem Fenster. Es würde einige Zeit dauern bis er sich an sein vorheriges Leben gewöhnen würde. Genau wie es damals Zeit brauchte bis er sich an das Leben als Mensch gewöhnte. Jenes Leben würde stets in seinen Erinnerungen bleiben. Einiges verblasste mit der Zeit sicherlich. Anderes blieb. So wie sein menschlicher Name; Mario Hoffmann.

Sein Spiegelbild in der Scheibe des Fahrzeugs erinnerte ihn daran wie sein Geburtsname war, obgleich er ihn nie vergessen hatte. Trotz allem hörte er sich fremd und doch bekannt an. Von nun an lebte er ein anderes Leben.

Er schloss die Augen, lehnte sich in die Sitzbank der Limousine. Alles hat ein Anfang und ein Ende, hörte er die Stimme von Mario Hoffmann ein menschliches Sprichwort zitieren. Mit diesem Tag war sein Leben als Mario Hoffmann beendet. Dafür kehrte er in sein vorheriges Leben zurück. Wie sah dafür das Ende aus? Ein anderer Anfang war ihm wohlbekannt. Auch jenes Ende stand noch aus. Im Gegensatz zu den anderen wusste er das deren Ende nicht eintreffen würde. Eins hatte er als Mario Hoffmann gelernt. Die Union sah nicht einfach zu wie eine Sternennation andere überfiel. Ganz gleich wie schwach oder angeschlagen ihre eigene Stärke war.

______________________________________________________



-ENDE-

© by Alexander Döbber
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Kommentare zur Story:

  Danke, Leute.
Es freut mich das die Episoden von RtH so gut ankommen bei euch.
Mal sehen wie das mit den kommenden Episoden aussieht, die ich bereits fertig habe.

Gruß  
   Alexander  -  04.05.10 22:30

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  Immerzu habe ich gebangt, dass er sein Leben verliert und dann....naja, in gewisser Hinsicht ja sein Leben verloren. War sehr spannend.  
   Petra  -  04.05.10 17:25

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  Da werde ich mir mal die Leute demnächst genauer ansehen, mit denen ich Umgang habe, denn es könnte ja sein, dass einer von "denen" darunter ist, der sich sich nur als mein Freund getarnt hat. Wird aber wohl schwierig sein, glaube ich. Was ich eingentlich sagen wollte, es ist dir wieder eine tolle Story geglückt.  
   Jochen  -  04.05.10 15:43

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Danke, doska.
Freu mich das Sie dir gefällt.
Bin gespannt wie es mit der nächsten Episode von Return to Home aussieht.

Gruß  
   Alexander  -  04.05.10 10:06

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  Da hast du dir ja einen tollen Sciencefictionkrimi ausgedacht. Dauernd führst du einen in die Irre und zum Schluss kommt der große Überraschungsmoment. Sehr gut gemacht.  
   doska  -  03.05.10 21:59

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