Romane/Serien · Spannendes

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 30. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 30. April 2010
Anzahl gesehen: 2185
Seiten: 5

Der Botschafter hielt die obligatorische Eröffnungsrede. Am Ende erklärte er das reichhaltige Buffet im Sommergarten der israelischen Botschaft in Den Haag für eröffnet. Neben regionalen Köstlichkeiten gab es verschiedene holländische Käsesorten und internationale Variationen.

Zufrieden sah Nava Maria Hofmann wie die Gäste im Pavillon der Botschaft sich die Ausstellung zwischen zeitgenössischer und historischer Geschichte ansahen. Die Nervosität und Spannung wichen von ihr, als sie den Leuten in die Gesichter schaute.

„Fantastische Arbeit.“, lobte ein älterer Herr mit ergrauten Haar. Er trug einen teuren Anzug. Eine Maßanfertigung von einem Schneider in Haifa. Wenige Schritte von ihm entfernt hielten sich seine Leibwächter auf. Der Mann konnte keinen Schritt ohne Sie machen. Das galt für alle Personen in seiner Position.

„Danke Botschafter.“, entgegnete Nava lockerer als noch vor einer Stunde. Da war Sie ein nervöses Wrack.

Botschafter Jonathan Nevy schmunzelte sanft. Was ihm eine großväterliche Ausstrahlung verlieh. Das machte ihn ihr auf Anhieb sympathisch. „Ich muss mich bei ihnen bedanken.“, gab er zurück und schaute sich um.

Der Empfang zu Wiedereröffnung der israelischen Botschaft konnte man durchaus als gelungene sehen. Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft und anderweitiger Prominenz waren zugegen. Niemand machte einen enttäuschten Eindruck. Im Gegenteil, sie schienen überrascht, beeindruckt und zufrieden zu sein.

„Die Ausstellung rundet es perfekt ab.“, gestand er.

Mit einem nicken bedankte sich Nava kommentarlos.

Er hatte ihr die Ausrichtung während seines Besuchs im Nils Meir Museum in Tel-Aviv angeboten. Bei dem späteren Treffen stellte Sie ihm den Entwurf vor. Ihm gefiel der fließende Übergang der zeitgenössischen und historischen Geschichte, den Sie plante.

Im Museum war Nava Kuratorin der Abteilung Prähistorischen Geschichte Naher Osten. Als Sie den Posten antrat, besaß Sie ehrgeizige Ambitionen. Durch medienwirksam inszenierte Ausstellungen gewann das Nils Meir Museum an Popularität. Was sich in den Besucherzahlen niederschlug. Inzwischen gehörte man zum meist besuchtesten Museum in Israel. Man kooperierte eng mit dem Museum für Geschichte in London und dem Pergamonmuseum in Berlin.
Seite 1 von 6       
Gemeinsame Ausstellungen festigten die Kooperation.

Vor 18 Monaten ging Nava sogar einen Schritt weiter. In dem Sie eine Gemeinschaftsausstellung mit dem Ägyptischen Museum in Kairo plante und umsetzte. Die Ausstellung wurde in Kairo eröffnet und siedelte 6 Monate später ins Nils Meir Museum über. Bis zum heutigen Tag war dies eine einmalige Kooperation, die ihres gleichen suchte. Leider wurde die Zusammenarbeit durch politische und gesellschaftliche Planspiele beider Staaten erschwert. Der mediale Druck war enorm. Einige Politiker forderten ihre Entlassung.

Ihr war von Anfang klar gewesen, welche Auswirkungen ihr bevorstehen konnten. Es wäre ihr endgültiges Karriereende gewesen, daran hegte Nava keinen Zweifel. Ein zweites Mal von Vorne anzufangen würde ihr bei allem Ehrgeiz nicht gelingen. Daher war sie froh dass sich der Museumsdirektor Gabriel Sharon und Stiftungsvorsitzende Ariel Nassir fehmend weigerten der Forderung nachzukommen. Sie erhielt von ihnen ledigliche Unterstützung. Letzterer stand der Open Israel Stiftung vor. Dem Hauptgeldgeber des Museums. Ohne seine Rückendeckung hätte der Museumsdirektor sie keinesfalls halten können.

Wochen nach Beendigung der Kooperationen hatte sich der Rauch verzogen. Längst beherrschten andere Themen die Politik und Medien. Was ihr auch recht war. So konnte Sie ungestört ihre Arbeit nachgehen, ohne von einer Pressemeute verfolgt zu werden. Ein unerfreulicher Nebeneffekt hatte die Sache hervorgerufen.

Bei den Vorbereitungen zur Eröffnung in Kairo war ihr Fahrzeug von Extremisten beschossen worden. Noch heute zuckte Sie manchmal zusammen, wenn irgendwo ein Knall ertönte. Das Auto wurde von mehr als 40 Kugeln durchlöchert. Der Fahrer, ein Mitarbeiter vom Museum in Kairo; Ein Sicherheitsmann (der Beifahrer) und ihr Assistent starben im Kugelhagel. In einer Notoperation rettete man ihr das Leben. 5 Narben am Oberkörper erinnerten Sie fortan an diesen Tag.

Nichts war umsonst, hörte sie unpassenderweise ihren Vater sagen.



***

Nevy verabschiedete sich von Nava und ging zu seiner Frau.

Das Jüdische Orchester war extra für die Feier eingeflogen worden. Auf dem Rasen hatte man eine kleine Tanzfläche aufgebaut. Auf Drängen der Gattin des Botschafters, so lauteten die Gerüchte.
Seite 2 von 6       
Anscheinend beabsichtigte Sie mit ihm zu tanzen. Bei dem Gedanken musste Nava schmunzeln.

Ein Mann, Mitte 30, gut aussehend und mit einem jungenhaften Gesicht schob sich in ihr Blickfeld. Bisher kannte sie ihn nur aus der Klatschpresse und dem Boulevarddschungel.

Ari Sahar, war einer der begehrtesten Junggesellen der High Society und Erbe eines Millionen Vermögens. „Dürfte ich Sie um einen Tanz bitten?“

Für einen Moment war Nava geneigt Nein zu sagen. Andererseits lag ihr letzter Tanz schon einige Zeit zurück. Seit dem Tag an dem Sie noch mal von vorne Anfangen musste, hatte sie nur selten Zeit gefunden um sich zu amüsieren. Alle Energie verwendete Nava darauf ihre Karriere, oder das, was davon übrig war, zu retten. Dabei blieb Ihr Privatleben auf der Strecke. „Warum nicht.“, entschied Nava.

Es schien eine Ewigkeit her zu sein, als Sie sich über die Tanzfläche bewegten. Früher liebte sie es zu tanzen. In ihrer Jugend ging Nava auf eine Tanzschule , lernte neben dem klassischen Walzer den modernen Tanz, dem sie eher zugeneigt war. An den Wochenenden ging Sie mit Freundinnen in Tanzclubs, wie eine Vielzahl junger Frauen.

Ihr Blick schweifte zufällig umher.

Ohne ein Wort der Erklärung löste sie sich von Ariel, ließ ihn verdutzt zurück. Die empfundene Freude war verflogen. „Was suchst du hier?“, wollte Nava von jener Person wissen, die dafür verantwortlich war, dass Sie von vorne anfangen musste. Dass sie daher nicht allzu herzlich klang, konnte man verstehen.



***

„Er soll eine Strichliste all seiner Eroberungen führen.“, meinte Alexander ohne auf die Frage einzugehen.

Das Lächeln war keinesfalls freundlich, was Nava zeigte. „Wie kommst du hierher?“

„War schon umständlich.“, sagte er mit dem Wissen das ihre Frage einen anderen Inhalt besaß. „Bin über Monrovia nach Casablanca, von dort nach Lissabon geflogen. Wo ich in eine Linienmaschine nach Den Haag gestiegen bin. Economy natürlich.“, betonte er extra deutlich. „Vom Flughafen aus habe ich mir ein Taxi genommen.“

Nava funkelte ihn wütend an. „Dein Name steht nicht auf der Einladungsliste.“

Alexander zuckte mit den Schultern. „Bei wem soll ich mich deswegen beschweren?“

Ihre Geduld nahm stetig ab.
Seite 3 von 6       
Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Dabei war Sie niemand der schnell die Nerven verlor.

„Es tut mir leid.“, gestand er ihr ehrlich.

Nava konnte nur lächeln. Es ließ jede Freundlichkeit vermissen. „Drei Jahre zu spät.“

„Besser spät als nie.“, zitierte er seine Mutter.

Die Wut von damals kehrte zurück. „Darum hast du deine umständliche Anreise nicht auf dich genommen!“, stellte Nava fest. „Also, weswegen bist du gekommen?“

„Das sollten wir besser in einem geschlossenen Raum unter Vier Augen besprechen.“, riet er eindringlich.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn unnachgiebig an.

Alexander kannte diesen Blick. Nava würde keinen Schritt machen, bevor Sie nicht wusste, weswegen er gekommen war. Ihm blieb also keine Wahl. „Es geht um die Texte, die dein Vater in Askalon gefunden hat.“



***

„Wende dich ans Historische Archiv in Berlin.“, sagte Nava, nach dem Sie die Tür schloss.

In dem Besprechungsraum hatten maximal 10 Personen Platz. An ihn grenzte eine Terrassenpromenade.

„Das geht nicht.“

Sie musterte ihn, wie früher die Personen am Checkpoint von Gaza-Stadt. „Wieso?“

„Sie wurden gestohlen.“

„Von wem?“

Alexander schaute sie an. So ungerne er sie auch in die Sache mit hineinzog, blieb ihm keine Wahl. Es gibt immer eine Wahl?, hörte er seine Mutter sagen. Die Allianz tat nichts aus einer Laune heraus. Sie überließen nichts dem Zufall. Dass man Anna die Operation übertrug, deutete daraufhin das mehr hinter der Sache steckte.

Er erzählte ihr vom Überfall in Berlin.

„Lass mich raten! Es handelt sich dabei und dieselbe geheimnisvolle Organisation, die damals hinter dem Relikt her waren wie du.“ Es war keine Frage sondern eine Feststellung.

Vor 3 Jahren suchten Alexander und Sven in Kambodscha nach einem Relikt, hinter dem auch die Allianz, in Gestalt von Anna Bergmann, her war. Damals schlossen sich die Brüder einer kleinen Expedition an, die im Dschungel von Kambodscha nach dem Tempel der Jnichai suchte. Einem legendären Eingeborenenstamm in Südostasien, deren Existenz nie geklärt wurde.
Seite 4 von 6       
Woran die Brüder eine gewisse Mitschuld trugen. Die Beweise, dass die Jnichai tatsächlich existierten, wurden bei einer Auseinandersetzung mit Anna Bergmann und ihren Schergen begraben.

Sein nicken, ließ Nava schmunzeln. „Wieso überrascht mich das nicht?“

„Was damals passiert ist, tut mir wirklich leid.“, erklärte Alexander aufrichtig.

„Du hast mich betäubt, bei den Riani gelassen und den Tempel zerstört.“, erinnerte Sie ihn grob an die Ereignisse von damals.

„Äh… Erstens, ich habe dich nicht betäubt. Sondern der Stammeshäuptling.“, verteidigte sich Alexander gegen die Vorwürfe. „Zweitens, besser die Riani als dieser Kannibalenstamm. Drittens, die Zerstörung vom Tempel geht nicht auf mein Konto.“ Schließlich war er nicht für alles verantwortlich. Andererseits… „Jedenfalls nicht alleine.“

Nava funkelte ihn wütend an. „Ich habe meinen Forschungsauftrag verloren, war im Gefängnis, hab ein Zehnjähriges Einreiseverbot bekommen und stand kurz davor mein Stipendium zu verlieren.“ Sie trat einen Schritt auf Alexander zu. „Alles nur, weil wir uns begegnet sind.“ Dass Sie darüber nicht gerade erfreut war, war mehr als verständlich. Immerhin musste Nava komplett von vorne anfangen.

„Hätte ich meinen Bruder dort lassen sollen, statt dich?“, fragte er. „Gut, der Gedanke kam mir, aber er ist schließlich mein Bruder.“

„Du hast aber nicht mit ihm geschlafen.“

„Na ja“, sagte Alexander. „als wir Kinder waren, haben er und ich in einem Bett geschlafen.“

Nava ging zur Tür, öffnete sie und sah ihn mit verärgerter Miene an. „Geh. Oder ich erzähle dem Botschafter, wer die Negev Schriftrollen gestohlen hat.“ Sie meinte es ernst.

Er ging zur Tür, blieb kurz davor stehen. „Ich hab sie mir nur ausgeliehen.“, entgegnete Alexander und trat hinaus.

Tatsächlich waren die Negev Schriftrollen, wenige Tage nach dem spektakulären Diebstahl, per Post ans Jüdischen Kultur Institut geschickt worden. Zumindest die Überreste der mehr als 3000 Jahre alten Schriftrollen.

______________________________________________________



Ende, Kapitel 4

© by Alexander Döbber.
Seite 5 von 6       
r />
© by Alexander Döbber
Seite 6 von 6       
Punktestand der Geschichte:   322
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Hallo doska,
danke für dein Feedback.

Ich möchte jedoch nicht die Spannung vorweg nehmen. Ich hoffe deine Fragen werden im laufe der Geschichte (vielleicht nicht im nächsten Kapitel) beantwortet.

Gruß  
   Alexander  -  01.05.10 22:31

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Sehr spannend und auch humorvoll geschrieben. Toll, wie nun alles immer klarer wird. Doch was hat es jetzt mit diesen uralten Schriftrollen auf sich, an denen Navas Vater Forschungen betrieben hatte? Und warum hatte Alexander den Tempel zerstört? Es tauchen neue Geheimnisse auf und ich bin gespannt wie du sie lösen wirst.  
   doska  -  01.05.10 18:26

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo.
Kapitel 4 ist online.
Lasst mich wissen was ihr davon hält.

MfG  
   Alexander  -  01.05.10 15:02

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Michael Brushwood" zu "Kalt und heiß"

Vielen Dank, liebe Rosmarin! Auch ich wünsche dir aus ganzem Herzen, frohe und besinnliche Ostertage!

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Tlonk" im Thread "Winterrubrik"

wünsche ich euch allen. Feiert schön und kommt gut rüber.

Zum Beitrag