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Romane/Serien · Schauriges

Von:    Alexander      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 26. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 26. April 2010
Anzahl gesehen: 2831
Seiten: 43

Prolog



Klaffende Löcher, so groß wie kleine Asteroidenmonde, ließen Zweifel aufkommen dass das Raumschiff je das Raumdock verlassen würde. Noch befand sich die ehemalige Fregatte der Streitkräfte im Umbau. Überall sah man die Lichtbogenblitze der Dockarbeiter. Gewaltige Stahlplatten wurden von Dockrobots zu der Stelle geschafft, wo Dockarbeiter diese dann einsetzen sollten.

Dort wo einst die Bewaffnung der Fregatte lag hatte man zusätzlichen Platz geschaffen. In dem Raumschiff wurde der Platz mit Laboren, vergrößerten Frachträumen und erweiterten Mannschaftsquartieren ausgebaut. Ebenso umgestaltet wurde die Kommandobrücke und der Maschinenraum. Auch die Energieleitungen wurden durch leistungsstärkere Komponenten ausgetauscht. Man gestaltete das Energiegitter neu, um mehr Leistung zuerhalten. Denn sobald die ehemalige Fregatte das Raumdock verlassen hatte, sollte es nicht so schnell wieder irgendwo andocken. Es sollte das erste Raumschiff einer neuen Reihe werden.

Niemand ahnte jedoch was auf die Besatzung des Raumschiff zukam als es das Raumdock verließ. Nur Sechs Wochen nach in Dienstnahme verschwand das Raumschiff spurlos. Eine Suchaktion endete ergebnislos. Das Projekt, zu dem das Raumschiff gehörte, wurde nach einer gründlichen Untersuchung eingestellt.

Die Wahrheit kam nie ans Licht.

Nur wenige Personen kannten die Wahrheit, worum es bei dem Projekt, bzw. dem Raumschiff wirklich ging. Es handelte sich um eine Streng Geheime Forschungsstudie. Durch das Scheitern des Projekts musste man das Hauptaugenmerk auf die konventionelle Forschung & Entwicklung legen. Doch irgendwann war die Zeit gekommen das Projekt wiederzubeleben. Daran bestand für die Eingeweihten kein Zweifel. Solange mussten sie die Wahrheit verschleiern. Was Ihnen gelang.

Der Preis dafür war hoch, sehr hoch…



-1-



Der Rückflug nach Cologne Stern erwies sich als ereignislos. Was gar nicht mal schlecht für ihn und die Crew war. So konnten man sich von den letzten Strapazen erholen. In ihrem Geschäft war die Konkurrenz groß und vielfältig. Große Jobs waren daher sehr begehrt und hart umkämpft. Sie hatten sich oft durchgesetzt, aber auch verloren. Wenn das geschah, ging man zum nächsten über.

Ihr letzter Job war eher etwas kleines, unbedeutend in den Augen der Konkurrenz und genau das war beabsichtigt.
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Ein Kundenstamm brauchte immer wieder frisches Blut. Auch wenn es bedeutete sich unter Wert zu verkaufen. Nicht viele in ihrem Geschäft verfuhren so, das wusste er. Schließlich war er lange genug dabei um die Konkurrenz zu kennen und zu wissen, wozu sie im Stande waren. Daher lächelte er auch so zufrieden. Sein Lächeln spiegelte sich im Taktik Display wieder.

Björn Dahlin war nicht nur Captain des Raumschiffs, auf dem er sich befand, sondern auch sein Besitzer. Seit nun mehr 7 Jahren gehörte ihm die Katarina. Zusammen mit seiner 7 Mann starken Crew waren sie im umkämpften Bergungsgeschäft tätig. Sie hatten ihre Höhen und Tiefen, dennoch recht erfolgreich und gehörten zu den besten.

Dahlin war 37 Jahre, in der Union aufgewachsen, ging mit 18 ins Marine Corp, blieb 17 Jahre, bevor er in die freie Marktwirtschaft wechselte, sich ein Schiff leaste und mit kleinen Bergungsaufträgen für eine Rohstoffförderungsgesellschaft anfing.

„So zufrieden habe ich dich bei unserem letzten Aufenthalt auf Paradies Prime gesehen.“, sprach ihn ein schmächtiger Mann mit Brille an. Es war sein kleiner Bruder, Shawn. Er war 2 Jahre jünger wie Björn und zusammen hatten sie angefangen. Shawn hatte einen Abschluss in Ingenieurwissenschaften und Weltraumtechnik. Mit seiner Hilfe blieb die alte Korvette in Schuss.

„Da hatte ich ja auch allen Grund zufrieden zu sein, Junior.“, entgegnete Björn seinem kleinen Bruder. Shawn mochte es nicht, wenn man ihn Junior nannte. Schon als Junge hatte er dagegen eine Abneigung entwickelt. Sein Bruder wusste das natürlich.

„Dann sollte ich dir wohl nicht sagen das der Kahn eine Generalüberholung bei Javier braucht und wir die Energieknoten austauschen müssen.“, erwiderte Shawn leicht verärgert.

Von Cologne aus operierten sie mehr oder weniger. Sie hatten dort ihr Büro. Eigentlich war ja das Raumschiff ihr Zuhause. Die Generalüberholung war längst überfällig. Sein Bruder war einer der besten Ingenieure, die er bisher je erlebte, aber er war nun mal kein Zauberer. Manchmal dachte Björn anders. Schon seit Wochen hatten sie Probleme mit den Energieknoten. Bisher hatten sie keine Zeit gefunden sie auszutauschen.
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Zumal die Dinger teuer und der Austausch Zeit erforderte.

Die Com-Station begann zu piepen.

Sofort kümmerte sich eine junge Mischlingsfrau darum. Ihr Name war Clajr und seit 3 Jahren dabei. Sein kleiner Bruder war heimlich in sie verliebt. Er versuchte stets in ihrer Nähe zu sein.

„Boss, wir empfangen ein Notsignal auf den Langstreckensensoren.“, meldete Clajr. Sie war 22 Jahre Alt. Bis vor 9 Monaten hatte sie auf Raumtransportern ihr Geld verdient. Björn heuerte sie in einer Bar auf einem der Monde der Starlight Express Handelsgesellschaft an.

„Die ID-Frequenz?“, kam ihm Shawn zuvor. Was für Björn nicht weiter schlimm war.

Ihre Antwort kam nicht sofort. Sie tippte herum. „Eine der Union. Sie ist dem Computer aber unbekannt.“ Das war ungewöhnlich. Jede Sternennation benutzte für ihre Kommunikation eine bestimmte ID-Frequenz. Dazu besaß jedes Signal seine eigene Signatur, wodurch man feststellen, konnte von wo oder von wem es kam.

„Wie weit ist das Schiff entfernt?“, fragte Björn. Natürlich konnte man die Signale auch verschleiern oder fälschen. Hier draußen gab es keinerlei Aktivitäten von Piraten oder Schmugglern. Dazu waren sie zu weit von den Hauptrouten entfernt.

„Es befindet sich in einer hohen Umlaufbahn des Gasriesen.“ Der Gasriese war der einzige Planetoid in diesem System,das weder Banditen, Piraten noch Schmugglern Schutz bot. Wenn es eine Falle war, brauchten die Leute eine mobile Basis. Das wiederum war auffällig und in einem solchen System nicht zu tarnen oder zu verschleiern.

„Irgendwelche Echos?“, fragte er seinen kleinen Bruder an der Sensor-Station.

Shawn hatte die Software zu den Sensoren geschrieben und sie aufgemotzt, wie er es gerne nannte. Dadurch erreichten ihre Sensoren eine Empfindlichkeit die man sonst nur bei Raumschiffen der Flotte fand.

„Nein.“ Wenn dort draußen jemand war, dann verfügte er über eine sehr gute Abschirmung.

„Also gut. Schauen wir uns das mal an.“, meinte Björn. Anschauen kostet nichts, hatte ihre Mutter immer gesagt. Außer etwas Sprit und Zeit, erwiderte er in Gedanken. Dabei lächelte er leicht.



***

Auf den ersten Blick sah das Raumschiff flugtüchtig aus. Keine äußeren Schäden.
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Vielleicht einige Kratzer und abgesplitterte Farbe. Dort wo einst die Offensiv und Defensiv Waffensysteme lagen, hatte man Panzerplatten verlegt. Von den Laiserlafetten, Raketenwerfern und Torpedoröhren war nichts mehr vorhanden. Den Maßen nach war das Raumschiff eine ehemalige Fregatte.

Ein merkwürdiges Merkmal war der Antriebsblock. Um genauer zu sein, er existierte nicht. Der Scan hatte ergeben, das der Antriebsblock entfernt und gegen Drei kleinere Antriebskerne ausgetauscht wurde. Die Antriebskerne selbst befanden sich im Versuchsstadium, wenn man Shawn glaubte. Was sie taten. Hinzu kam das sie eine Weiterentwicklung von denen waren die im Forschungszentrum für Antriebstechnik getestet wurden. Bis heute gab es keinen Antrieb mit jener Konfiguration wie sie es auf dem führungslosen Raumschiff zu geben schien. Für ein Testschiff war es zu groß. Dafür verwendete man keine Fregatten, eher Korvetten.

Inzwischen hatten sie das Raumschiff dreimal begutachtet und keinerlei Kennnummer gefunden. Die Kennung eines Schiffs wurde auf den Rumpf eingebrannt. Die alte Kennung war entfernt worden. Was mit Sicherheit nicht ohne Grund geschah.

Andererseits ergab es keinen Sinn, außer man wollte nicht dass das Schiff zu identifizieren war. Wozu es wiederum einen Grund geben musste. Der neuartige Antrieb alleine machte ein solches Vorhaben eher unwahrscheinlich. Zumal das Forschungszentrum für Antriebstechnik eine Zivile Einrichtung war, die mit dem militärischen Bruder eng zusammenarbeitete. Ansonsten hätte man kaum eine Fregatte umgebaut. So was war teurer als die Verschrottung des Raumschiffs. Demzufolge hatte das Militär finanzielle Unterstützung geleistet. Auch das erklärte nicht vollkommen die fehlende Kennnummer. Selbst militärische Testschiffe hatten eine. Wozu auch die streng geheimen Projekte gehörten.

„Was denkst du?“, fragte Björn seinen langjährigen Freund und Partner.

Freddy Hob war ein stattlicher Gvaner. Seine kantigen Züge, der gewaltige Brustkorb bepackt mit Muskeln und sein ausdrucksloses Gesicht, ließen viele einen weiten Bogen um ihn machen. Zusammen hatten sie die Grundausbildung bei den Marines absolviert und waren anschließend in dieselbe Einheit gekommen. Wo sie Seite an Seite kämpften.

Freddy war schweigsam. Sprach nur das nötigste und mit wenigen Worten.
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Manchmal sagte ein Blick von ihm mehr als Worte.

Sein Blick war Antwort genug. Ihm gefiel das ebenso wenig wie ihm. Neben dem offensichtlichen, fand es Björn außerdem komisch, sollte das Raumschiff in Kooperation mit dem Militär entstanden sein, hätten sie eine umfassende Suche gestartet. Wenn das Raumschiff ein Alleingang des Forschungszentrums war, hätten sie das Militär um Hilfe gebeten. Nachdem festgestellt wurde das es verschwunden war.

Oder man heuerte Privatleute an, die das verlorene Schiff suchten. Eine solche Investition ließ man nicht ungesucht im Weltraum treiben. Von beiden Möglichkeiten hatten sie nichts mitbekommen. In ihren Kreisen hätte so ein Auftrag mit Sicherheit die Runde gemacht.

Björn sah sich um. Sein kleiner Bruder war bei Clajr. Zusammen versuchten sie das Innere des Raumschiffs zu scannen und Schlüsse aus dem bereits vorhandenen Material zuziehen.

Die anderen Besatzungsmitglieder auf der Brücke waren Orlando und J’ra. Ersterer war der Pilot seines Schiffs. Letzterer gehörte mit Björn, Freddy, Clajr und Sue zur aktiven Gruppe. Was soviel bedeutete wie, sie waren für das grobe ihrer Jobs verantwortlich. Dennoch fügte sich jeder ein und leistete seinen Beitrag. Außerdem war J’ra ein begnadeter Mechaniker.

Sue, die letzte seiner Crew, war die Sanitäterin obgleich sie nie eine diesbezügliche Ausbildung gemacht hatte. Im Moment befand sie sich in ihrem kleinen Labor. Die Gvanerin hatte eine Vorliebe für Archäologische Funde und Wissenschaftliche Dinge. Ihr aktuelles Projekt war ein versiegeltes Tongefäß, dessen Alter sie auf mehr als 5.000 Jahre schätzte. Schon seit Tagen versuchte Sue die Inschriften auf dem Tongefäß zu übersetzen. Bisher mit mäßigem Erfolg, was sich in ihrer Stimmung widerspiegelte.

„Boss.“, rief ihn Orlando. Ihr Pilot war im selben Alter wie Shawn. Sie verstanden sich sehr gut. Bei Landgängen unternahmen sie meistens was zusammen.

Der Bildschirm zeigte eine ganze Reihe leerer Kammern. In denen sich eigentlich die Rettungskapseln befanden. Sie fehlten hier. 12 leere Kammern.

„Zoom mal heran.“, meinte Björn.

Der Bildausschnitt vergrößerte sich. Er trat näher. Irgendetwas stimmte nicht.
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Sein Blick ging zu den Rändern. Rettungskapseln waren nichts anderes als bloße Kugeln mit einem Ionenantrieb, Lebenserhaltungssystem und einem Navigationscomputer. 8 Halterungsklammern hielten die Kapseln in den Kammern. Beim Start einer Kapsel wurden sie gelöst und anschließend katapultierte sie sich hinaus. Sobald der Sicherheitsabstand erreicht war, aktivierte sich automatisch der Ionenantrieb. Genauso das Notsignal. So konnten Rettungskapseln angepeilt und geborgen werden. Was Björn sah, war einfach erklärt.

Die Halterungsklammern waren nicht dort, wo sie sein sollten. Stattdessen war der Ring an jenen Stellen beschädigt. Daraus konnte man nur einen Schluss ziehen. Irgendjemand an Bord des Schiffs hatte die Rettungskapsel abgesprengt. Ohne vorher die Startsequenz einzuleiten. Das verhieß nichts gutes.

„Wer tut so was?“, fragte Clajr unschuldig.

Keiner hatte eine plausible Antwort parat. Dafür gab es auch keine. Niemand der alle Sinne beisammen hatte, sprengte Rettungskapseln ab. Damit beraubte man sich der letzten Möglichkeit das Raumschiff zu verlassen.

„Niemand der bei Verstand ist.“, antwortete J’ra grimmig wie immer.

Der Lakaner schien nie gute Laune zuhaben. Ein Lachen ließ sein Gesicht grotesk aussehen, so als würde er jeden Moment in einen Blutrausch verfallen und jeden in seiner nähe töten. Shawn hatte ihn mal mit einem Stachelschwein verglichen, als er an Bord kam. So Unrecht hatte sein kleiner Bruder nicht.

„Hat der Scan etwas ergeben?“, fragte Björn.

„Anscheinend verfügt das Schiff über eine Abschirmung. Sie ermöglicht nur ein zerstückeltes Scanbild vom Inneren.“, sagte Shawn.

„Durch den passiv Scan glauben wir das es sich um ein Forschungsschiff handelt. Die Lagersektionen der Ebenen 4, 5 und 6 wurden vollkommen umgebaut und mit Technik voll gestopft. In jedem der Sektionen haben wir Up-Link Konten entdeckt.“

Das war eine interessante Neuigkeit. Jedenfalls für jene die wussten, um was es ging. Up-Link Knoten waren die neuste Entwicklung bei der Vereinten Flotte der Union. Dabei handelte es sich um ein Interface, welches benutzt wurde, um die Offensiv und Defensiv Bewaffnung aus Raumschiffen der Flotte zu verbessern. Sie ermöglichten eine erhöhte Reichweite, schnellere Feuerrate sowie kürzere Nachladezeit und eine größere Treffergenauigkeit.
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Geplant war jedes im Dienst befindliche Schiff mit Up-Link Knoten auszustatten. Einer öffentlichen Studie zufolge, würde das 3 bis 5 Jahre dauern. Bisher hatten gerade mal ein Dutzend Schiffe diese Up-Link Knoten erhalten. Davon wiederum befanden sich 2 im aktiven Dienst. Die 10 anderen Raumschiffe der Flotte, waren noch im Bau.

„Augenblick mal.“, warf J’ra ein. „Die Up-Link Knoten wurden doch erst freigegeben! Wie kann dieser Kahn dann diese Dinger haben?“ Eine berechtigte Frage. Alles an dem Schiff warf mehr Fragen auf, als Antworten.

Sein Bruder und Clajr sahen sich kurz an. Darauf hatten sie keine Antwort. Zumal die Up-Link Knoten gerade erst verfügbar waren. Wohl bemerkt nur für Militärschiffe. Wer auch immer dieses Schiff baute, besaß exklusiven Zugriff auf militärische Entwicklungen.



-2-



Im Gegensatz zu anderen Schiffen gab es keine Schleusen. Dafür einen Hangar. Interessanterweise besaß das Hangartor ein Loch. Die Spuren zeigten deutlich das die Sprengung von Innen heraus geschehen war.

Erst die abgesprengten Kapseln, jetzt das Hangarloch. Keine guten Vorzeichen. Anscheinend wollte jemand unbedingt von Bord. Dabei tat sich Björn eine Frage auf. Wenn es die Leute geschafft hatten, mussten sie jemanden über die Vorkommnisse an Bord informiert haben.

Das Schiff machte einen wertvollen Eindruck. Es einfach aufzugeben ergab keinen Sinn. Falls man also nach dem Schiff gesucht hatte, musste man sich fragen, warum es nicht gefunden wurde.

Der Pool an Fragen wurde umfangreicher. Die Antworten hingegen fielen spärlich aus. Ein Umstand, der ihm nicht sonderlich passte. Dennoch wollte er sich das Schiff genauer ansehen.

J’ra und Sue blieben auf der Katarina. Sie sollten die Gegend und das Schiff im Auge behalten. Über Kommunikatoren waren sie miteinander verbunden. Die Geräte besaßen eine enorme Reichweite und stammten aus dem Ausrüstungsarsenal des VMC (=Vereinte Marine Corp).

An Bord des Beiboots, mit dem sie übersetzten, waren Björn, Shawn, Clajr, Freddy und Orlando. Alle trugen Panzeranzüge, auch wenn Shawn dagegen protestierte. Björn wollte kein Risiko eingehen. Darum trugen Freddy, Orlando und er auch die Raptor Impulsgewehre, die Sie auf dem Schwarzmarkt erwarben.
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Bisher hatten sich die Waffen ausgezeichnet.

Shawn und Clajr hingegen trugen Energiepistolen. Niemand sollte unbewaffnet auf dieses Schiff gehen. Dafür hatte jemand zu oft versucht das Schiff zu verlassen und dabei extreme Varianten ergriffen.

Das Beiboot war ein ausrangiertes Diplomatenboot, welches sie auf dem Schrottmarkt kauften. Orlando hatte viel Zeit und Geld investiert um es wieder flott zumachen. Er hatte einige Verbesserungen vorgenommen. Eine davon war, dass das Beiboot um einiges schneller war als es den Anschein machte. Es verfügte außerdem über eine Reaktivpanzerung.

Mit einer ruhigen Hand steuerte Orlando sie durch das Loch. Im Inneren des Hangars war es stockdunkel. Die Scheinwerfer schwirrten umher.

Der Hangar war leer.

Er wendete und landete. Über die hintere Rampe stiegen sie aus. Björn und Freddy gingen als erste. Als die Luft rein schien, stiegen auch die anderen aus. Die Helme der Panzeranzüge besaßen eine separate Luftversorgung. Panzeranzüge waren auch für das Vakuum des Weltraums einsetzbar.

Der Hangar besaß nur einen Zugang. Das Schott öffnete sich nicht, als sie näher kamen. Viel wichtiger war das Erscheinungsbild. Im oberen Drittel war es in den Hangar gewölbt. Wer auch immer der Verursacher war, wollte unbedingt hinein.

Links daneben lag das Schottsystem. Die Verkleidung war abgenommen worden. Als sich Clajr das ansah, pfiff sie leise. Shawn gesellte sich zu ihr. Seine Augen weiteten sich.

„Was ist?“, fragte Björn.

Soweit Shawn wusste, gab es auf einem Schiff der Vereinten Flotte ein Protosystem von dem was sie da sahen. Auf dem Schiff wurden alle Erneuerungen und Technischen Einheiten eingebaut und einer Testreihe unterzogen. Man nannte es das Prototypenschiff. Die offizielle Bezeichnung lautete FS (= Flottenschiff) XXP-B.

Sein Bruder trat hinter sie. Was er da sah, sagte ihm nichts. Für ihn sahen viele der Technischen Systeme alle gleich aus. „Bekomme ich mal eine Antwort.“, forderte er.

Shawn drehte sich halb zu ihm um. In seinen Augen konnte er die Überraschung erkennen. Anscheinend bot dieses Schiff noch mehr Überraschungen, als wieso schon.

„Du kennst doch das Steckkartensystem?“

Björn nickte.
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Die zugänglichen technischen Systeme besaßen ein Steckkartensystem. Falls mal die automatische Regulierung von einem System ausfiel konnte sie durch das Steckkartenprinzip manuell eingestellt werden.

„Das hier ist die neuste Generation. Kristallstäbe. Deren Speicherkapazität ist weitaus höher und die Reaktionszeit ist noch einen ticken schneller.“

„Jemand hat es beschossen.“, meinte Clajr.

Allen war klar, was das bedeutete. Wer auch immer auf die manuelle Vorrichtung schoss, wollte nicht dass das, was sich hinter dem Schott befand, in den Hangar kam. Und bei der Wölbung schien man auch allen Grund, für das Ausschalten, gehabt zu haben.

„Björn.“, sagte Freddy.

Sein Lichtstrahl am Lauf des Sturmgewehrs zeigte auf etwas. Dabei handelte es sich um einen Zugang für die Wartungsschächte, welche es auf jedem Schiff gab. Um die quadratische Öffnung waren einige schwarze Rußflecken. Sie entstanden wenn man mit einem Impulsgewehr auf eine metallische Oberfläche schoss. Was auch immer für die Wölbung des Schotts verantwortlich war, hatte seinen Weg in den Hangar über die Wartungsschächte gefunden.

„Können wir das Schott manuell öffnen?“

Shawn schüttelte den Kopf. „Nein. Der Schuss hat das gesamte System außer Gefecht gesetzt.“

Dann blieb nur ein Weg aus dem Hangar. Neugierde kann auch tödlich sein, hörte Björn eine Stimme aus der Vergangenheit sagen.



***

J’ra und Sue waren auf dem Schiff geblieben. Er brauchte die beiden, wo sie ihm am meisten nutzten und das war nun mal auf der Katarina. Hier draußen, weit weg von den Hauptrouten, ließ man ein Raumschiff niemals unbemannt.

Sue saß an der Diagnosekonsole, sah auf den Bildschirm, wo unendlich viele Zahlen und Protokolldateien im Nu auftauchten und wieder verschwanden. Im Moment hatten sie für eine Komplettdiagnose Zeit. Auf dem zweiten Bildschirm lief das Überwachungsradar. Falls jemand Ungebetenes auftauchte, würde sie es rechtzeitig erwahren und den anderen Bescheid geben.

J’ra hatte sich in sein Quartier zurückgezogen und meditierte. Das gehörte zu seiner Religion. Jeden Tag meditierte der Zweimal zur selben Zeit.
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Wie der Begründer seiner Religion. Vor 100 Jahren wurden Lakaner dieser Religion politisch verfolgt. Seine Großeltern waren geflohen, erhielten Asyl auf Gvan Home, dem Zwillingsplaneten von Terra.

Sue war 24 Jahre alt. Sie besaß alles andere als eine blütenweiße Weste. Auf ihrem Heimatplaneten, Celeron Beta im äußeren System Phönix Zwei, hatte sie die harte Realität der Ghettos kennengelernt. Sie wusste sich durchzusetzen, besaß eine entsprechende Strafakte.

Als Waise hatte man es nicht einfach. Wegen ihrer Jugendstrafakte wurde sie von der Richterin vor die Wahl gestellt; Gefängnis – bis zu 5 Jahre – oder das Vereinte Terra-Gvan Marine Corps. Sie entschied sich für letzteres. Bis heute hatte sie die Entscheidung nicht bereut.

Ein Warnton ertönte. Am Bildschirm des Überwachungsradars leuchtete eine Signatur auf. Sie sah sich das näher an. „Was zum Teufel…“ Soeben wurde von dem Unbekannten Schiff ein Hyperraumsignal gesendet. Das Signal selbst war verschlüsselt. Sue versuchte den Empfänger herauszufinden, doch die Zerstreuung hatte bereits eingesetzt.

Sie öffnete einen internen Rufkanal. „J’ra. Das musst du dir ansehen.“ Danach bemühte sie sich weiter das Signal irgendwie festzusetzen. Wer es auch abgeschickt hatte, es waren nicht ihre Leute gewesen.



***

Einer nach dem anderen verließ die Wartungsluke. Nachdem eine der Drohnen nichts Ungewöhnliches fand, waren Björn und Freddy durch den Wartungsschacht gekrochen. Inzwischen war die Gruppe vollzählig.

Man ging in Formation durch den verdunkelten Gang. Als sie an eine Konsolenstation kamen, blieb man stehen. Gleich daneben befand sich das Schott zum Hangar. Die Spuren an dem Schott ließen nichts gutes erahnen.

Ein Schott hielt einer direkten Explosion eines Megatonnen Sprengkopfs stand. Wobei es sich natürlich verformte. Solange es dabei blieb, war ihr Zweck erfüllt. Björn und Fred hatten einige Male gesehen, was ein Schott alles aushielt. Es rettete in aller Regel den Menschen dahinter, oder davor, das Leben.

Was sie hier sahen, war neu. Die Ausbuchtungen sahen wie Faustschläge in den Spinttüren aus. An einigen Stellen waren deutlich Kratzspuren, wie von Raubtieren, zu erkennen. Durch die Höhe der Faustschläge besaß der Verursacher ungefähr eine Körperhöhe von 2 Metern.
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Die Kratzspuren waren teilweise auf derselben Höhe, tiefer oder vereinzelt höher. Schätzungsweise 2 Meter 50. Des Weiteren brauchte es eine enorme Kraft um Dellen in ein Panzerschott zu machen.

Der Blick zwischen Björn und Freddy sagte alles. Wer, oder was auch immer dafür verantwortlich war, schien die Leute auf der anderen Seite des Schotts regelgerecht gejagt zu haben.

In ihm stieg ein ungutes Gefühl auf.

Über die Konsolenstation lud Shawn sich die Übersichtkarte des Schiffes auf sein Pad, aktualisierte die PAP (=Personal Assistent Pad) der anderen. So das alle auf die Übersichtskarte zugreifen konnten. Die PAP trug jeder am Handgelenk.

Sie gingen weiter.



***

Obwohl Vega Stadt im Dunkeln lag, konnte man stellenweise den Eindruck gewinnen es wäre Tag. Vor allem aus dem Orbit von Terra Home, dem Hauptplaneten der Vereinten Terra-Gvan Union, sah die Hauptstadt so aus, als wäre die Nacht nie hereingebrochen.

Wer hoch oben in einem der Wolkenkratzer oder Megatowers im Stadtzentrum sich aufhielt, brauchte kein Licht anmachen. Das Lichtermeer der Skyline erleuchtete die Stadt, und machte den Kontinenten zu einem eigenen Stern.

Sergio Felipe saß in seinem Büro, im 77. Stockwerk des Nietzsche Tower. Was nicht weiter ungewöhnlich gewesen wäre, stünde an der Bürotür nicht Konzernchef Sergio Felipe. Früher, als er als Junior Manager eins der kleinen Büros im 30. Stockwerk bewohnte, sahen die Sicherheitsleute ihn öfters bis in die Nacht und bis zum nächsten Morgen arbeiten. Er tat alles, um in der Hierarchie der Firma aufzusteigen.

Manchmal kam ihm die Zeit vor als wäre es eine Ewigkeit her. Waren 40 Jahre eine Ewigkeit? Wie definierte man die Ewigkeit in einem herkömmlichen Zeitrahmen? Darauf hatte er bis heute keine eindeutige Antwort gefunden.

Vor 12 Jahren zahlte sich seine langjährige Schinderei aus. Er wurde vom Berufungskomitee zum Konzernchef ernannt. Eins seiner Ziele hatte er erreicht. Ohne entsprechende Opfer zu bringen. Felipe war sie bereit zu bringen. Wodurch seine Ehe zu Bruch ging. An einigen Tagen trauerte er seiner Ehefrau nach. Sie hatte wieder geheiratet, besaß 2 Kinder, einen Enkel und führte eine glückliche Ehe.
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All das wollte sie früher mit ihm haben. Doch als Felipe seinen Job antrat, wollte er sich die ihm bietende Chance ergreifen. Anfangs unterstützte sie sein streben schnell aufzusteigen, damit er sich etablieren konnte. Irgendwann erkannte seine Frau, dass das zu viel von ihr und ihm verlangte.

Überraschend kam es für ihn daher nicht, als sie die Scheidung wollte. Felipe willigte ein. Vielleicht war das im Nachhinein einer seiner größten Fehler. Man verkaufte das Haus, teilte sich das Geld und ging von da an getrennte Wege. Als die Trennung noch frisch war, rief er sie manchmal an, um sich mit ihr zu unterhalten. Ihm fehlten die Unterhaltungen. Dann meldete man sich nur noch zu den Geburtstagen und Feiertagen. Irgendwann, er konnte nicht mehr sagen wann, brach der Kontakt völlig ab.

Erst als er hörte das sie wieder heiratete, kam Wehmut in ihm auf. In seinem Leben hatte er viele Fehler gemacht, das wusste Felipe, und dieser war einer der Schwerwiegendsten.

„Sie haben eine Nachricht erhalten.“, meldete die Stimme seiner Frau.

Er hatte die computergenerierte Infodienststimme seiner Mailbox durch die Stimme seiner Frau ersetzt. Felipe ging an seinen Schreibtisch, stellte das Kristallglas ab, tippte seinen Zugangscode in die Terminalstation. Kurz danach erschien das holografische Fenster seiner Mailbox, lud die erhaltene Nachricht. Was nur einen Sekundenbruchteil dauerte.

Der Text der Nachricht lies ihn erschaudern. Ihm wurde schlagartig übel. Kalter Schweiß trat ihm aus den Poren. Seine Hände begannen zu zittern. Auf einmal wurde er an etwas erinnert, woran er hoffte, nie wieder erinnert zu werden. Es sollte ihm vergönnt bleiben. Die Vergangenheit hatte ihn eingeholt.

Der Inhalt des holografischen Fensters veränderte sich. Er sah 5 Wärmesignaturen auf dem Sensorfeld. Dann erschien folgendes:

-Initialisiere Programm: Schöpfung-

-Phase Orange-

Felipe schloss die Augen.

Beinahe 20 Jahre lang waren seit der letzten Initialisierung vergangen. Trotz der 2 Jahrzehnte erinnerte er sich noch gut an das letzte Mal, wo er die Nachricht erhielt. Damals begann er seinen wohl schwersten Fehler überhaupt. Mit seiner damaligen Entscheidung startete er das Programm: Schöpfung überhaupt.
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Konnte er diesmal seinen Fehler beheben? Versuchen musste er es zumindest. Daher traf Felipe eine Entscheidung, die sich in eine Fülle von Entscheidungen einreihte. Blieb abzuwarten, ob sie ein Fehler war oder nicht.



-3-



Sie suchten das gesamte Deck ab. Außer weiteren Kratzspuren, Blut und Rußrückständen fand man nichts, was ihnen verriet, was auf dem Raumschiff passiert war. Daher beschloss man, nach einer kurzen Unterhaltung, sich zu trennen. So konnten sie mehr Decks von dem Raumschiff absuchen. Vielleicht fanden sie was, das sich lohnte mitzunehmen und auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

Shawn Dahlin, Freddy Hoa und Clajr sollten zur Kommandobrücke gehen, und sich dort mal umsehen. Wobei Freddy ihnen den Rücken frei halten sollte. Björn Dahlin und Orlando suchten das Labordeck ab. Da der Hauptstrom auf dem Raumschiff deaktiviert war, waren einige Schiffssysteme außer Betrieb. Dazu zählten auch die Turbolifts. Soweit Shawn sagen konnte, als er im Schiffcomputer surfte, konnte er die Hauptstromversorgung von der Kommandobrücke wieder online bekommen. Nur um sicher zugehen, sollte Freddy mitgehen.

Die Gänge des Schiffs waren eintönig, wie auf allen Raumschiffen. Außer auf Reisekreuzern. Hier war sie in einem deprimierenden Grausilber gehalten. An den Wänden, ungefähr alle 25 Meter kamen Wandleuchten. Terminalstationen mit Touchscreenfeldern ermöglichtem einem direkten Zugriff auf Schiffssysteme. An den Labortüren befanden sich lediglich Nummern. Neben Turbolifttüren standen ein Buchstabe, eine Nummer und ein weiterer Buchstabe. Wie in ihrem Fall, F3c. Der erste Buchstabe stand für das Deck. Die Zahl und der kleine Buchstabe standen für den jeweiligen Sektionsabschnitt.

Anfangs fanden sie nichts auffälliges. Bei der nächsten Wartungsluke wollte Björn ein Deck tiefer gehen. Sie kamen an ein T-Kreuz. Der Seitengang lag vollkommen im Dunklen. Einige Meter, im Gang flackerte eine der Wandleuchten.

Mitten im Kreuzgang lag eine Leiche.

Orlando wandte sich blass ab.

Was Björn durchaus verstehen konnte. Die Leiche war regelgerecht in Fetzen gerissen worden. Neben der Leiche lag ein schwarzes Impulsgewehr, das deutlich Kratzspuren aufwies. Ob es eine Frau oder ein Mann war, konnte selbst Björn nicht sagen.
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Dafür trug die Person eine schwarze Panzerrüstung, oder zumindest Reste davon. Was auch immer die Person angriff, schien keine Schwierigkeit gehabt zu haben eine Panzerrüstung zuknacken.

Björn entdeckte eine Gravur am rechten Oberarm.

Mit einem Stofffetzen wischte er die Stelle sauber. So konnte er die Gravur besser erkennen. Es handelte sich um eine Gesichtsabbildung, die sich im inneren eines Kreisrahmens mit einem Flies, befand. In dem Flies waren 24 Sterne angeordnet. Die Gesichtsabbildung war durch Kratzer schwer zu erkennen. Soweit Björn sagen konnte, handelte es sich um einen alten Mann. Irgendwoher kannte er diese Gravur. Im Moment wollte ihm nicht einfallen woher.



***

Freddy verließ zu erst den Wartungsschacht, um nachzusehen, ob die Luft auf der Kommandobrücke rein war. Sicherheit ging vor. Clajr und Shawn warteten im Knotenpunkt, an denen einige Wartungsschächte zusammenliefen.

10 Minuten waren sie in der, neben dem Turboliftschacht, liegenden Wartungsröhre hinauf geklettert. Shawn schmerzten die Arme, als hätte er einen Berg bestiegen. Aus der Puste und erschöpft hockte sich Shawn hin. Auf diesem Schiff war es unheimlich. Es kam sich wie in einem der Holohorrofilme vor, die er als Junge mitten in der Nacht gesehen hatte. Von denen er stets Albträume bekam.

Clajr ging in die Hocke, nahm eine Verkleidung ab, sah sich die dahinter befindliche Hardware an. Genau wie er, war sie von dem hohen technischen Niveau des Raumschiffes fasziniert. Keiner von ihnen konnte sich die sehr modernen Hardwarekomponenten erklären, da einiges davon gar nicht auf dem Freien Markt zur Verfügung stand.

Das Kristallstabsystem leuchtete schwächlich blau. Der Energiestatus schien nicht auf dem Optimalen Level zu sein. Hinter den Kristallstäben verliefen Streben der Ultraleiter, die die Energie der Hauptreaktoren auf das gesamte Schiff verteilte. Die Ultraleiter schimmerte schwächlich grünlich. Eine Folge der knappen Energieleistung, die sie transportierten. Bei voller Leistung besaßen die Ultraleiter ein helles Grün.

Clajr erhob sich. Sie versuchte über das Touchscreenfeld Zugang zu bekommen. Es geschah nichts. Was seltsam war, da es ja mit Energie versorgt wurde, wenn auch unter dem optimalen Level.

Wie lange war eigentlich Freddy schon weg? Als Antwort ertönte ein seltsames Geräusch, das sich wie ein Kratzen anhörte.
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„Hast du das gehört?“, fragte er Clajr.

Sie war noch immer dabei Zugriff zu erhalten. Als Shawn sie fragte, hielt Clajr kurz inne, horchte und sah ihn an. „Nein.“, entgegnete sie trocken.

Er hatte etwas gehört. „Du musst es doch gehört haben?“

„Da war nichts, Shawn. Beruhige dich.“ Sie behandelte ihn wie einen verängstigten Jungen. So wie seine Mutter als er durch die Albträume nachts schreiend aufwache. Wodurch er Tags darauf den bissigen Kommentaren seines Bruders ausgesetzt war.

„Ich habe was gehört.“, beharrte Shawn hartnäckig.

Clajr zuckte die Schultern und wandte sich wieder der Konsole zu. Anscheinend nahm sie ihn nicht für voll, was Shawn ärgerte.

Sekunden wurden zu einer Minute. Nichts. Er bekam Zweifel. Vielleicht hatte er tatsächlich nichts gehört. Dabei war er doch Erwachsen, konnte mit einer Waffe umgehen und glaubte schon lange nicht mehr an Monster unter seinem Bett.

Probt ertönte das Geräusch wieder. Es schien aus der Wartungsröhre zu kommen, die sie hinaufgeklettert waren. Jetzt schien es auch Clajr gehört zuhaben, denn sie hielt inne und sah zum Schott.

Shawn zog seinen Energiecolt. „Da war nichts, Shawn.“, äffte er sie nach. Er schlich zum Schott. Mit der freien Hand betätigte er den Öffnungsknopf.

Zischend glitt das Schott beiseite. Eine kühle Böe wehte hinein.

Als aus der Wartungsröhre kein Monster auftauchte, ging er vorsichtig näher. Kalter Schweiß trat aus seinen Poren. Er begann zu zittern. Mit festem Griff hielt er den Energiecolt fest, bereit alles mit Energiebolzen einzudecken, was durch das Schott kommen wollte.

Clajr zielte mit ihrer Energiepistole auf die Öffnung. Sie gab ihm Feuerschutz, sollte tatsächlich etwas durch die Öffnung kommen.

Mit einer weiteren kühlen Böe, ertönte das Geräusch, bei dem sich die Härchen aufrichten. Shawn war keinen Schritt mehr von der Öffnung entfernt. Sein Herz raste. Er nahm allen Mut zusammen und steckte seinen Kopf durch die Öffnung.

„Was zum Teufel tut ihr da?“, fragte die kräftige Stimme von Freddy.
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Shawn zuckte vor Schreck zusammen. Dabei stieß er sich den Kopf an der Öffnung, gab versehentlich einen Schuss in die Wartungsröhre ab.

Hätte er in diesem Augenblick in den Schacht gesehen, hätte Shawn gesehen, was die Geräusche verursachte.



***

Orlando ging dicht hinter Björn her. Die Lichtstrahlen aus den Gewehrlauflampen tanzten umher, suchten die Dunkelheit ab, versuchten Licht ins dunkle zu bringen. Sie hatten die flackernde Lichtquelle hinter sich gelassen. Beinahe überall fanden sie Rußspuren. Hier hatte ein Gefecht stattgefunden. Was man nicht fand waren Opfer, wie die Leiche in dem T-Kreuz.

„Björn.“

Orlandos Lichtstrahl blieb auf eine Labortür gerichtet, die einen kleinen Spalt weit geöffnet war. Dutzende dunkle Flecken säumten die Labortür. Sie war mit Dauerfeuer beschossen worden.

Man stemmte die Labortür soweit auf, dass beide durchpassten. Dahinter befand sich ein großes Labor. Es musste sich um das Hauptlabor handeln. Zwei Biotanks spendeten Licht. Was dem Raum eine unheimliche Atmosphäre verlieh.

In der Mitte des Raums gab es eine Kreis Vertiefung, in der das Computerzentrum des Labors lag. 6 Terminalstationen. Etliche Bildschirme und Touchscreenfelder.

Auf der rechten Seite standen 2 Biotanks, in denen eine undurchsichtige zähe grünbraune Flüssigkeit schwamm. Der 3te Biotank war zerstört. Im Glas klaffte ein gezacktes Loch. So als wäre etwas aus dem Tank nach draußen gelangt.

Links befand sich ein Schubladenschrank. Er nahm die gesamte Wandbreite und Höhe ein. In jeder Spalte mussten sich an die 100 Schubladenfächer befinden. Auf den Schildern der Fächer standen irgendwelche medizinischen und wissenschaftlichen Bezeichnungen. Es musste sich um Proben handeln.

In der vorderen Sektion standen 4 Labortische. Sie waren mit allem nötigen technischen Schnickschnack ausgerüstet. Hinter den Labortischen gab es ein Regal, in dem einige Glasfässer standen. Der Inhalt war jene Flüssigkeit wie in den Biotanks. Im Gegensatz zu den Biotanks befand sich noch etwas anderes darin.

Erst als sie direkt vor dem Regal standen, erkannten sie, um was es sich handelte. Embryos. Jedoch keine menschlichen.
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So was hatte keiner von ihnen je gesehen.

„Was ist das?“, fragte Orlando angeekelt.

„Keine Ahnung. Ich will es auch gar nicht wissen. Manchmal ist es gut unwissend zu sein.“, sagte Björn und wandte sich ab. Auf manche Dinge sollte man besser keine Antwort erhalten.

Dafür fanden sich wieder etliche Rußspuren.

„Schau mal nach, ob du dich in das Forschungssystem hacken kannst.“

Orlando wandte sich ab, ging in den Kreis, sah sich das Computerzentrum an. Seine Hand glitt über das Eingabefeld, als eine leichte Erschütterung durch das Schiff ging.

Björn sah ihn an. „Das war ich nicht.“, versicherte er ihm. „Ehrlich.“

Ein schreckliches Fauchen ertönte.

Es kam von draußen, schien aber nicht von diesem Deck zu kommen. Dem ersten Fauchen folgte ein weiteres. Diesmal war es näher. Viel zu nah, wie Björn fand.

Er aktivierte den Kommunikator. „Freddy!“

„Ja, Boss.“

„Wir brechen ab.“

„Ganz deiner Meinung.“

„Sammeln beim Hangar. Seid vorsichtig. Ich habe das ungute Gefühl, das wir hier nicht die Einzigen sind.“

„Verstanden…“ Mit einmal war der Funkkontakt abgebrochen. An Stelle von Freddys Stimme war ein rauschen zuhören. Ein Störsender.

Das Schiff war eine gottverdammte Falle.



-4-



Sie nahmen einige Einstellungen an den Kommunikatoren vor, um das Störfeld zu durchbrechen. Ohne Erfolg.

„Also gut.“, meinte Björn schließlich. „Bleib immer hinter mir.“ Orlando nickte.

Er stand vor dem Spalt der Labortür. Björn sah ihn eindringlich an. Dadurch machte er ihm klar, dass das kein Spiel mehr war. Hier ging es um ihr überleben.

Da geschah es.

Das knacken von Knochen war zuhören. Aus Orlandos Oberkörper ragten 4 Krallen, von denen das Blut tropfte. Seine Augen wurden glasig. Die Hände erschlafften, sein Impulsgewehr fiel scheppernd zu Boden.

Björn machte einen Schritt auf ihn zu.

Plötzlich wurde das jüngste Mitglied seiner Crew durch den Spalt gezogen. Im selben Moment schloss sich die Labortür, raste hörbar ein. Ein markerschütterndes Grollen ertönte.
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Wie von einem Raubtier.

Sein Blick blieb für Sekunden wie versteinert auf das Impulsgewehr von Orlando haften. Sonst war nichts von ihm übrig geblieben. Der Ausflug hatte sein erstes Todesopfer gefordert.

Es sollte nicht das einzige bleiben.



***

Sie hatten die Kommandobrücke erreicht. Wie alles in dem Schiff war die Beleuchtung eher dürftig. Dann machten sich die beiden daran die Hauptenergie wieder herzustellen. Damit sie feststellen konnten, was es mit diesem Schiff auf sich hatte.

„Das ist seltsam.“, murmelte Shawn vor sich. Er surfte durch die Computersysteme.

„Was?“, wollte Freddy wissen.

Obwohl sein Bruder und Freddy seit beinahe 10 Jahren keine Marines mehr waren, hörten sie sich manchmal immer noch so an. Einmal ein Marine. Immer ein Marine. Hatte Björn mal zu ihm gesagt.

„Die Eingabe der Kommandocodes wurde in den Hauptmaschinenraum verlegt.“, erklärte Shawn.

Das war keine übliche Praxis. Rein theoretisch konnten die Kommandocodes über jedes Terminal in den Schiffscomputer eingegeben werden. Sofern man über sie verfügte. Um die geschützten Systeme eines Raumschiff ab- oder einzuschalten, sowie Änderungen an den Einstellungen vorzunehmen brauchte man die Kommandocodes. Die Eingabe konnte auf gewisse Terminalstationen beschränkt werden. Man wollte es möglichen Enterkommandos nicht allzu leicht machen.

Bevor er weiter ausführen konnte, meldete sich sein Bruder. Keiner widersprach als beschlossen wurde von Bord zugehen. Shawn war sogar erleichtert darüber bald wieder auf der Katarina zu sein. Dort war es lange nicht so unheimlich wie hier.

„Verstanden…“ Freddy wurde durch ein statisches Rauschen unterbrochen. Allen war auf der Stelle klar, um was es sich bei dem Rauschen handelte. Ein Störsender war aktiviert worden.

Der Bildschirm vor ihm wurde auf schwarz. Das gesamte System war tot. Nein, man hatte sie ausgesperrt – korrigierte er sich. Auch bei Clajr war alles Tod. Das war eindeutig kein gutes Zeichen.

Klack…Die Lifttüren sowie die Zugangschotts waren verriegelt worden. Man sperrte sie ein. Panik stieg in ihm auf. Freddy hingegen verzog keine Miene. Was er wieso nur selten tat. Clajr hatte ebenso große Angst wie er.
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„Los. Lasst uns gehen. Wir sind hier nicht mehr willkommen.“, sagte Freddy kühl wie he und je.

So ging es zurück in den Zugangsschacht und den Knotenpunkt. Das Schott zur Wartungsröhre ließ sich nicht öffnen. Egal was Clajr auch versuchte, nichts funktionierte. Man beschloss daher den Turboliftschacht zu benutzen. Etwas anderes blieb ihnen auch nicht übrig, um zum Hangardeck zu gelangen.

Seltsamerweise öffnete sich das Schott im Knotenpunkt zum Turboliftschacht. Als die Lage im Schacht geklärt war, begannen sie nacheinander hinein zusteigen und hinunter zuklettern. Shawn schätzte das sie gerade 25 Meter zurückgelegt hatten, als der Verriegelungsmechanismus durch den Schacht hallte. Das Schott unter ihnen war verriegelt worden. Er war eine weitere Sprosse hinab gestiegen, als ihm ihr Irrtum bewusst wurde. Da wehte ein Luftzug von oben herunter. Ein rhythmisches Summen erklang. Shawn sah nach oben. Nichts. Dennoch schien da etwas zu sein.

„Schneller.“, meinte Freddy auf einmal.

Erst da fiel es ihm wie schuppen von den Augen. Der Turbolift verursachte den Luftzug und das Summen. So schnell er konnte nahm Shawn eine Sprosse nach der anderen. Ihr Problem war nur, auf diesem Weg entkamen sie dem Turbolift nicht.

Ihnen blieb nur eine Möglichkeit. Sie mussten eins der Schotts öffnen und hindurch gelangen, bevor der Turbolift sie zermatschte. So nahm er die Verkleidung des nächsten Schotts ab. Ohne groß zu überlegen, zog er einen Kristallstab nach dem anderen raus, schob sie wieder rein und betätigte den Summer. Nichts.

Das Summen kam immer näher. Es schien schneller zu werden. Herrgott, was ging hier vor? Ein quietschen ertönte. So schnell er konnte wechselte er wieder die Anordnung der Kristallstäbe, ohne wirklich zu wissen, was er da tat. Schließlich existierte dieses System erst auf dem Prototypenschiff der Flotte.

Wie oft er es versuchte, vergaß er zu zählen. Jeder weitere Versuch kostete wertvolle Sekunden. In seiner aufkommenden Hektik hätte er das sanfte Klick beinahe überhört. Shawn betätigte den Summer. Das Zugangschott glitt beiseite. Erst ging Clajr hindurch. Dann er. Als Shawn hoch sah, kam ein schnell kommendes Licht auf sie zugerast. Es stammte von einer Lichthalbkugel, am Unterboden des Turbolifts.
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Unbeholfen stieg er durch das Schott. Gleich hinter ihm kam Freddy. Als der Gvaner hindurch war, raste keine Sekunde später die Turboliftkabine summend an ihnen vorbei. Sie hatte ihn nur knapp verfehlt. Das Schott schloss sich, rastet ein. Anscheinend hatte man seine Deaktivierung umgangen. Was ihm fürs erste egal war. Sie waren soeben ihrem sicheren Tod entkommen.

Es sollte nur der Anfang sein.



***

Orlandos Impulsgewehr hatte sich Björn umgehängt. Sie sollte ihm als Ersatzwaffe dienen. Als Marine war er viel zu oft mit dem Tod von Freunden und Kameraden konfrontiert worden. Irgendwie härtete das einen ab. Gleichzeitig nahm es einen immer wieder mit. Dagegen war man einfach machtlos. Andererseits blieb ihm nicht viel Zeit darüber nachzudenken. Das was zählte war, zum Hangardeck zu gelangen und diesen Scheißpott zu verlassen.

Inzwischen schlich sich Björn durch das Quartierdeck. Es lag über dem Labordeck. Auf 2 Decks waren die Quartiere und Arbeitsräume (Büros) der Crew verteilt. Alleine die Benutzung des Labordecks musste eine Hundertschaft von Leuten umfassen. Daher wunderte es ihn nicht, das es 2 Quartierdecks gab.

Geräusche ließen ihn verharren. Er drehte seinen Kopf. Den Finger behielt er die Zeit über auf dem Abzug. Ein kurzer Druck reichte aus, um Dutzende Energiebolzen abzufeuern. Um das zielen, machte er sich keine Sorgen. Während seiner Zeit im Corp hielt er die Bestmarke in beinahe allen Schießklassen.

Tiefes Grunzen ertönte aus der Richtung, aus der er gekommen war. Verfolgte man ihn? Ein weiteres Grunzen von vorne. Aus jener Richtung, in die er gehen wollte. Verdammt! Verzerrte Schatten bildeten sich auf den Wänden. Sie sahen beinahe so aus wie die Schatten, mit denen er als Junge seinen Bruder erschreckte. Quelle der Schatten war Benny, der Lieblingsteddybär von Shawn. Die richtige Lichteinstrahlung einer Taschenlampe ließ den Schatten von Benny zu einem Monster werden.

Hier waren die Quellen mit ziemlicher Sicherheit keine Teddybären, sondern echte Monster. Ihre Körpermaße waren schwer zu schätzen. Aus dem Grunzen wurde ein Furcht einflößendes Fauchen, das keinen Zweifel an der Gesinnung ließ. So klangen mit Sicherheit keine Teddybären!

Die Monster, bzw.
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deren Schatten kamen aufeinander zu. Ihre Stimmungslage war feindlich. Was auch immer diese Monster waren, sie schienen auf dem Schiff ihre eigenen Reviere zu haben. Eins der Monster war also in das Revier des anderen eingedrungen. Wie bei Raubtieren, erinnerte sich Björn im Hinterkopf. Dummerweise war er mittendrin statt nur dabei.

Was also sollte er tun? Er bekam einfach keine Antwort zustande. Das war kein gutes Zeichen. Die Geschöpfe drohten gleich leibhaftig in Erscheinung zutreten, und er hatte keinen Plan. Auf diesem Abschnitt gab es keine Tür oder Schott, hinter dem er sich verstecken konnte. Offenes Feld. Keine Deckung.

Ein schabendes Geräusch ertönte unter ihm. Bevor Björn klar wurde, um was es sich handelte, fiel er durch den Boden.



-5-



Sue hämmerte praktisch auf das Eingabefeld ihrer Konsole ein. All ihre Mühe blieben erfolglos. Sie bekam keinen Kontakt zu ihren Freunden. Wie sich herausstellte, war der Störsender, welcher eigentlich zur Raketenabwehr benutzt wurde, nicht das einzige Problem. Das Schiff besaß eine weitaus modernere Abschirmung als alle Schiffe, die sie bisher gesehen hatte. Die Scanner prallten an der Abschirmung ab, wodurch sie kein Scanbild des Schiffs erhielten. Dadurch hätten sie möglicherweise die Biosignaturen ihrer Freunde auf dem Kahn geortet. Dabei konnte die Katarina durchaus als modern bezeichnet werden.

Die Sensorstation piepte.

J’ra ging hin. Er hatte versucht eine Art Leitstrahl an das Störungsfeld des Fremden Schiffes anzupassen, um auf ihm mit ihren Freunden zu kommunizieren. Die bisherigen Versuche waren alle von dem Störungsfeld abgelenkt worden.

„Die Langstreckensensoren haben soeben ein Sprungpunkt geortet.“, meldete er.

„Wo?“

J’ra zeigte es ihr auf der Holokarte. Durch den Sprungpunkt kam ein Raumschiff. Schon auf den ersten Blick der Daten erkannte man, dass es sich dabei um kein Handelsschiff handelte.

„Die Signatur entspricht, einem in der Union registrierten Schiffs.“

„Dann ist es kein Handelsschiff. Dafür ist Tonnageangabe zu niedrig.“

J’ra nickte zustimmend. „Der ID-Code ist nicht in unserer Datenbank. Nach den erhaltenden Daten zu urteilen, handelt es sich um einen ausrangierten Kreuzer.“

Das stimmte soweit.
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Die Frage war, wer besaß einen ehemaligen Raumkreuzer der Streitkräfte, ohne das der ID-Code im Register der Datenbank vom Raumschiffmeldeamt der Union eingetragen war? Jedes private Raumschiff, egal welche Schiffsklasse, musste im Register eingetragen sein. Andernfalls besaß es keine gültige Raumfluglizenz innerhalb der Union.

Das Raumschiff stoppte.

Demzufolge waren es keine Piraten oder jemand von der Konkurrenz. Die hätten sich das aus der Nähe angesehen. Wem auch immer dieser Pott gehörte, hatte nicht reinzufällig einen Abstecher in diese unbedeutende Gegend gemacht.

„Haben sie uns entdeckt?“, fragte Sue.

Obgleich J’ra einen internen höheren Rang besaß, wie sie, bediente er die Konsole. „Wenn ja, dann scheinen sie sich nicht für uns zu interessieren. Andererseits ist kein Scan registriert worden.“

Für Sue stand zweifelsohne fest, dass der Besitzer des Schiffs wusste, was auf dem fremden Schiff vor sich ging. Weshalb sonst, sollte er untätig bleiben?



***

„Deaktivieren sie ihren Lichtpointer.“, sagte die Frau auf die Björn zielte.

Sie hatte notdürftig geflickte Kleidung an. Überall waren Dreckspuren zu erkennen. Er glaubte sogar getrocknetes Blut erkannt zuhaben. Die Haare der Frau waren unordentlich. In ihrem Gesicht gab es Dreckspuren, wie bei einem Mechaniker. Sie wirkte ganz und gar nicht bedrohlich. Dafür aber die Monster, welche grollend näher kamen. Man konnte die schweren Schritte deutlich hören.

„Nun machen sie schon.“, forderte sie leiser aber entschiedener als eben.

Björn schaltete den Lichtpointer ab, zielte aber weiterhin auf die Frau. Sie sah nach oben und beachtete ihn gar nicht. Komischerweise wirkte sie keineswegs verstört oder dergleichen. Bisher war sie die einzige Person auf dem Schiff, der er begegnet war. Dadurch konnte sie ihm mit Sicherheit einige Fragen beantworten. Eine davon war, was für Viecher das über ihnen waren?

Schwere Schritte gingen über ihnen hinweg. Ein lautes Heulen und knurren. Dann krachte es. Über ihnen fand ein Kampf statt. Revierkämpfe!

Als Björn wieder geradeaus sah, ging die Frau leicht gebeugt, da man in der Röhre nicht aufrecht stehen konnte. Sie ging in jene Richtung, aus der er gekommen war.
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Hatte sie ihn verfolgt?

Auch wenn es durch den Panzeranzug leicht unbequem war, behielt er ihn an. Björn holte die Frau ein, die ihn weiterhin nicht beachtete. Sie bogen mehrmals ab, so das er die Orientierung verlor. Ein Blick auf sein PAP zeigte ihm ein schwarzes Display. Das Gerät war deaktiviert. Ihm gelang es auch nicht es wieder online zu bringen. Anscheinend störte der Störsender nicht nur die Com-Frequenzen.

„Wohin gehen sie?“

Die Frau blieb kurz stehen. Horchte. Danach ging sie weiter, bog zweimal ab und blieb stehen. Sie hockte sich hin, nahm eine Verkleidung ab, zog einen Roten Kristallstab aus ihren zerlumpten Sachen, schob ihn ein.

Eine versteckte Tür öffnete sich. Sie zog den roten Kristallstab heraus, setzte die Verkleidung ein und verschwand durch die Tür.



***

„Wir konnten das Zielobjekt lokalisieren, Sir.“

Der Mann auf dem Bildschirm, zu dem er gesprochen hatte, zeigte keine verwertbare Reaktion auf das gesagte. „Anderweitige Kontakte?“

„Ich hielt es für besser keinen aktiven Scan der Umgebung durchzuführen.“

Ein Zucken. Für nicht mal eine Sekunde. „Bereiten sie sich vor an Bord zu gehen.“

„Das sind wir.“

„Nein sind sie nicht.“, konterte ihr Auftraggeber und die Verbindung brach ab.

Zivilist. Was weißt du schon?



***

Noch ein Deck, dann hatten sie es geschafft. Wirklich erleichtern tat es Shawn nicht. Noch immer hatten sie weder zu seinem Bruder und Orlando Kontakt noch zu Sue und J’ra. Längst war ihnen klar, dass man sie an Bord gelockt hat. Aus welchem Grund wusste sie nicht. Das war ihm auch egal. Über den nächsten Kreuzpunkt würde sie aufs untere Deck gelangen.

Soweit sollten sie nicht kommen.

Ein schabendes Geräusch ließ sie stoppen. Es kam von vorne. Und von dort kamen noch mehr. Eindeutig viel zu viele. Im pechschwarzen Gang vor ihnen war nichts zusehen. Freddy schaltete zwischen seinen Helmvisorfunktionen um. Nichts. Was oder wer auch immer die Geräusche verursachte, kam näher, viel zu nahe. „Wir gehen zurück.“ Keiner widersprach ihm.

„Oh, mein Gott.“, sagte Clajr entsetzt.

Wie aus dem Nichts tauchten die Kreaturen auf.
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Es mussten mehr als ein Dutzend sein. Sie waren nicht größer als 1 Meter 50, gingen aufrecht und ließen die Monster eines jeden Kindes real werden.

Meine Güte, dachte Shawn. Hinter der Gruppe von Kreaturen tauchten 2 weitere auf. Sie waren an die 2 Meter, besaßen einen gewaltigen Oberkörper, der ihn an einen Oxabären erinnerte. Bei ihnen musste es sich um Erwachsene handeln. Die Jungtiere warteten ungeduldig.

„Langsam zurück.“

Freddy ging Schritt für Schritt rückwärts. Das Impulsgewehr im Anschlag, den Finger am Abzug. Clajr und Shawn hatten ihre Handenergiewaffen gezogen, hielten sie Schussbereit. Man konnte den Eindruck gewinnen das sie sich keinen Meter von der Stelle bewegten.

Die Erwachsenen stießen ein viel zu sanftes schnurren aus. Sofort sprangen die Jungtiere nach vorne. Während die Erwachsenen stehen blieben. Sie schienen die Jungtiere zu beobachten.

Noch bevor ein Jungtier ein Schritt gemacht hatte, betätigte Freddy den Abzug. Sofort erhellten die Energiebolzen den Gang. Wahrhaftig waren die Geschöpfe Monster.

„Lauft.“, schrie Freddy als das Rudel vorpreschte.

Clajr und Shawn ließen sich nicht lange bitten. Shawn nahm die Verkleidung der Zugangsluke ab, aus der sie in den Gang gelangt waren. Ein Kraftfeld blitzte auf. Clajr feuerte ihre Waffe ab. Längst hatte Freddy auf Dauerfeuer geschaltet. Seit dem ersten Schuss den Abzug nicht mehr losgelassen. Er schwenkte die Waffe von Links nach Rechts, veränderte die Höhe. Selten wurde eins der Jungtiere gleich beim ersten Schuss getötet. In der Regel schien es 3 Schuss zu brauchen um sie zu töten. Ein Bolzen riss einem Jungen gerade den Arm ab. Kurz danach platzte der Unterbauch auf und es sackte zusammen. Deckenplatten fielen herunter, einige Energiebolzen ließen die Schachtröhre platzen, die Energiekabelbündel rissen. Funken sprühten. Lose Kabel fielen herunter.

Als Shawn versuchte, über die Kristallstäbe das Kraftfeld, zu deaktivieren. Kurz bevor er es ihm gelang, gab es eine Energieüberlastung. Lichtbögen zerstören das System. Man wollte einfach nicht das sie in den Schacht zurückgelangten. Was dem Verursacher auch gelungen war. Da kam ihm eine Idee.

5 der Jungen waren Tod.
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Die Erwachsenen zeigten keine Reaktion. Energiebolzen schossen umher, rissen Gliedmaßen ab, trafen auf weiches Gewebe oder schlugen in die Wände ein. Verbranntes Fleisch mischte sich mit Ozon. Jeder Treffer ließ die Jungen energischer vorrücken. Aber vor allem lernten sie. Einige wichen den Energiebolzen aus. Eins der Jungen sprang an die Wand, hetzte an ihr entlang. Freddy ballerte mindestens 5 Schuss auf ihn. 3 trafen auf den Rückenpanzer und schienen wirkungslos zu bleiben. Ein Schuss traf die Wand. Der 5te schlug genau am Oberarm ein, trennte ihn ab. Der Junge verlor nicht mal die Kontrolle.

„Clajr, 11 Uhr. Decke.“, befahl er hart und militärisch gedrillt.

Clajr zögerte keine Sekunde. Sie zielte auf die Stelle, schoss mehrere Energiebolzen. Ein Teil der Deckenverkleidung brach, teilte das Junge in 2 Hälften.

Jetzt reagierten die Erwachsenen. Sie begannen sich zu bewegen. Genau auf sie zu.

Shawn nahm eine weitere Verkleidung ab. Wieder ordnete er die Kristallstäbe neu. Dieses Schaltsystem war für das Feuerschutzschott, die die jeweiligen Decksektionen voneinander abschotten konnten, falls ein Feuer ausbrach und es außer Kontrolle geriet. Dasselbe galt bei Hüllenbrüchen und wenn die dafür nötigen Kraftfelder ausfielen.

Ihm gelang es tatsächlich das Schutzschott zu aktivieren. Dummerweise war der Mechanismus nicht der schnellste. Quälend langsam senkte sich das Schott.

Shawn nahm seinen Energiecolt, schoss.

Eins der Jungen kam Freddy bedrohlich nahe. Es setzte zum Sprung an, als Freddy sein Impulsgewehr hinhielt und abdrückte. Der Bolzen brachte den Kopf des Jungen zum platzen. Zum ersten Mal stockten die anderen Jungen. Sie wurden unsicher. Doch das sollte nicht ihr einziges Problem sein.

Die Erwachsenen hatten irrsinnig schnell zu den Jungen aufgeschlossen. Ein böses Knurren reichte aus um die Jungen wieder zu motivieren. Das zögern hatte Freddy & Clajr die nötigen Zeit verschafft um hinter dem Schott in Stellung zugehen. Alle 3 feuerten ihre Waffen nonstop ab. Unter dem Hagel von Energiebolzen starben 2 weitere Jungen.

Das Schott war nur noch einige Zentimeter vom Boden entfernt, als es plötzlich stoppte. Wenige Sekunden danach setzte sich das Schott wieder in Bewegung. Bloß in die falsche Richtung; nach Oben.
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Ein Junges wollte unter dem Spalt hindurchkriechen. Clajr setzte ihm die Waffe an den Kopf und drückte ab. Der Schädel wurde von dem Bolzen in 2 Hälften geschnitten.

Shawn versuchte fieberhaft die Kristallstäbe neu anzuordnen. Nichts geschah. Er sah daher nur noch eine Chance. Der Schuss auf das Schaltsystem löste einen Kurzschluss aus, der alles außer Gefecht setzte, was an dem System hing. In diesem Fall gehörte das Feuerschutzschott dazu. Es stoppte.

Freddy nahm eine Explosionsgranate, drückte den Verzögerungsdetonator, warf sie durch den Spalt. Ein markerschütternder Schrei ertönte. Die Erwachsenen schienen zu ahnen um was es sich bei der Kugel handelte.

Die Explosion brachte das Deck zum Beben.



***

Welche Funktion die Kammer auch immer hatte, bei der Umgestaltung des Raumschiffs hatte man ihn vergessen. Björn schätzte, dass er keine 30 Quadratmeter besaß. Die Höhe lag bei ungefähr 2 Meter 50.

In der Kammer lag eine Matratze. Ein kleiner Container der als Tischunterlage fungierte, auf dem ein nackter Leuchtstab stand, und Dutzende Pads lagen herum. In einer Ecke stand ein weiterer kleiner Container. In ihm befanden sich unzählige Päckchen von Notrationen. Björn kannte die Dinge zu genüge. Ein leichter Schauer überkam ihn, als er daran dachte, wie das Zeug schmeckte. Sein Blick fiel auf die Außenseite der Container. Beide wiesen dasselbe Logo aus, wie auf dem Oberarm der Leiche.

Hier musste der einzig sichere Flecken auf dem Schiff sein. Was für die einen Erbärmlich wirkte, war für die anderen Überlebenswichtig. Jeder Mensch brauchte einen Ort, wo man sich sicher fühlte. Bei der unbekannten Frau, war es eben dieser Raum. Ideal. Denn so wie es aussah schien der Raum nirgendwo verzeichnet zu sein.

„Wer sind sie?“, fragte Björn entspannter.

Die Frau öffnete ein geheimes Fach. Dort befand sich ein Kasten, in dem unzählige rote Kristallstäbe steckten. „Doktor Jamelia Janus.“

„Doktor?“

Sie sah ihn kurz an. Danach ging sie an den provisorischen Tisch, nahm eins der Pads und sah sich die Daten an, welche automatisch runter scrollten. „Ich habe den Doktor in Biogenetischer Forschung.“, antwortete sie wenig begeistert.
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„Schön.“, meinte Björn nach kurzem Schweigen. Das Verhalten der Frau war mehr als merkwürdig. Jeder andere Mensch, der an solch einem Ort festsaß, würde sich anders verhalten. „Dann können sie mir ja erklären, was hier vorgeht!“ Eine klare Forderung.

Doktor Janus sah ihn mürrisch an. Für einen kurzen Moment erkannte er Erleichterung in ihrem Blick. Sie legte das Pad weg. „Bei der Nebukadnezar handelt es sich um ein privates Forschungsschiff des Megakonzerns Saint Vincent Medikus.

Ich gehörte zum Genetischen Forschungsteam.“

„Nie von dem Megakonzern gehört.“, entgegnete Björn vorsichtig. Er mochte es nicht, wenn man ihm einen Bären aufbrummte.

Ein Anflug eines wissenden Lächelns tauchte auf ihrem Gesicht auf. „Dieses Schiff stammt ja auch nicht aus ihrem Zeitrahmen. Sondern aus meinem.“



-6-



Endlich hatten sie es geschafft. Die 3 befanden sich auf dem Hangardeck, in einem kleinen Lagerraum, der einen Wartungsschachtzugang hatte. Trotz des Risikos war man den Turboliftschacht herunter geklettert. Diesmal legte man ihnen keine Steine in den Weg.

Erleichtert ruhte sich Shawn aus. Erst jetzt dachte er an seinen Bruder und Orlando. Durch den fehlenden Com Kontakt mit ihnen, wussten sie nicht, ob die beiden noch lebten oder bereits Opfer dieser Kreaturen geworden sind.

Sein Bruder hatte ihn in seiner Jugendzeit immer beschützt. In gewisserweise hatte Björn seine Kämpfer ausgefochten und sich dabei manches Mal den Ärger ihrer Eltern eingehandelt. Er machte sich Sorgen um Björn. Sicherlich war er in der Lage sich zu verteidigen und zu kämpfen. Reichte es aus, um gegen diese Monster zu bestehen? Zum allerersten Mal musste sich Shawn eingestehen das sein Bruder vielleicht doch nur ein Mensch war, und sterben konnte. Dabei hatte es einige Situationen, gegeben, wo er keinerlei Kratzer abbekam. Waren jene Situationen mit der momentanen zu vergleichen? Eher nicht. Jede Situation war anders und der Ausgang unvorhersehbar.

Nein, Björn lebte. Er würde sich von diesen Viechern nicht klein kriegen lassen. Ihm würde etwas einfallen, er war nämlich cleverer als manche glaubten. Shawn wusste das seit ihrer Kindheit, daran hatte sich nichts geändert.
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„Gehen wir weiter.“, meinte Shawn.

Clajr stand vor der Raumtür. Sie warf ihm ein Lächeln zu. Es sollte das letzte sein, was sie ihm zuwarf, bevor das nackte Entsetzen ihr Gesicht verzerrte.

Plötzlich öffnete sich die Tür, was an dem Türsensor lag. Auf der anderen Seite der Tür, im Gang, stand eins der Erwachsenen Kreaturen. Ein grauenhaftes grollen ertönte, dann folgte eine Stille bei der man glaubte die Zeit wäre stehen geblieben.

Das Brechen von Metall zerstörte die Stille und holte einen in die grausame Wirklichkeit zurück.

Aus ihrem Oberkörper ragten die paarweisen Krallen der Kreaturen. Das Entsetzen fiel in sich zusammen. Eine Träne. Weder Shawn noch Freddy konnten reagieren. Der Schock saß einfach zu tief.

Freddy hob das Gewehr, da zog das Monster Clajr auf seine Seite, die Tür schloss sich und rastete ein. Stille.

Shawn übergab sich.



***

Im Gegensatz zu seinem Bruder, verstand Björn dieses technische Kauderwelsch nicht. Wenn Shawn ihn damit voll quatschte, wurde er aggressiv. Bei solchen Dingen verlor er schnell die Geduld, während er in einer haarigen Situation stets einen kühlen Kopf bewies. Marines waren eben keine Einsteins.

Björn ließ das gehörte erstmal sacken. Zeitrahmen! Parallele Zeitlinien! Davon bekam er Kopfschmerzen. Dieser ganze Wissenschaftsscheiß war einfach nicht sein Ding. „Was sind das für Kreaturen?“

Jamelia verfiel in Niedergeschlagenheit. „Ein Forschungsprojekt.“, sagte sie bedrückt. Erst nach einigen Sekunden sprach sie weiter, ohne dass Björn nachhaken musste. „Wir haben die DNA von Maris und menschlichen Eizellen genetisch verändert und kombiniert.“

Björn glaubte nicht, was er da hörte. Heilige Scheiße. „Das ist nicht ihr ernst! DNA der Maris und menschliche Eizellen.“, wiederholte er entsetzt. In seinem Zeitrahmen, um einen Fachausdruck zu gebrauchen, existierten auf Terra keine Maris. Sie galten als ausgestorben. Im Naturkundemuseum in Montevideo, der drittgrößten Stadt auf Terra, gab es ein Skelett Exemplar und ein Ausgestopftes.

Sie sah ihn trotzig an. „Hätten wir es nicht getan, dann jemand anderes.“, verteidigte Jamelia ihr Handeln.
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„Es kam zu einer Fehlfunktion, die den Hauptantriebskern zum Schmelzen brachte. Als wir richtig begriffen was geschah, geriet alles außer Kontrolle.“ Der Schrecken daran war ihr als frische Erinnerung geblieben. Manchmal träumte sie davon. „Genau zu diesem Zeitpunkt kamen die Leute des Nietzsche Konzerns an Bord.“

„Augenblick mal.“, unterbrach Björn sie. „Nietzsche Konzern! Was haben die damit zutun?“

„Der Projektleiter des Forschungsprojekts ist der Nietzsche Konzernchef ihres Zeitrahmens.“

So richtig dahinter gestiegen war er noch nicht. Das Forschungsschiff Nebukadnezar gehörte einem Megapharmakonzern namens Saint Vincent Medikus. Diesen Konzern gab es in seinem Zeitrahmen nicht. Dafür aber den Nietzsche Konzern. Einen der führenden Rüstungskonzerne und Spezialisten für Genetische Forschung. Vielleicht war Nietzsche das Gegenstück zu Saint Vincent Medikus.

„Alles geriet außer Kontrolle. Die Maris lernten schneller als es vorgesehen war. Sie eigneten sich die Kommandocodes an, umgingen die Sicherheitsprotokolle und begannen systematisch das Schiff unter ihre Kontrolle zu bringen.“

Das erklärte die bisherigen Vorkommnisse. Was ihn nicht weniger beruhigte. „Was ist mit dem Antrieb?“, fragte Björn obgleich er eine höchst komplizierte Antwort erwartete.

Sie sah ihn kurz an. Ihr standen die Tränen in den Augen. Die Lady aus Eis hatte einen weichen Kern. Kein Wunder, so was ging an niemanden spurlos vorüber. „Der Hauptantriebskern ist mit dem Up-Link Knoten für das Antriebssegment geschmolzen. Dadurch ist er dauerhaft online, ohne das man den Antrieb benutzen, kann. Eine Fehlfunktion, im Diagnoseprogramm lässt den Antrieb einen Subraumspalt öffnen. Durch den springt das Schiff zwischen ihrem und meinem Zeitrahmen hin und her.“

Bis zu den letzten beiden Sätzen konnte er ihr einiger Maßen folgen. Danach setzten die Kopfschmerzen ein, wie wenn Shawn losredete, voller Begeisterung über irgendeine technische Errungenschaft.

„Bisher ist es mir nicht gelungen das Diagnoseprogramm abzuschalten.“, fuhr Jamelia fort.

„Gehörten zu den Nietzsche Leuten auch Sicherheitsleute?“

„Ja. Ein gewisser Nathan Kyoto leitete das Sicherheitsteam.“, erinnerte sie sich.

Ihm sagte der Name was.
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Er und Freddy hatten zusammen mit Nathan Kyoto im selben Regiment des Vereinten Terra-Gvan Marine Corps gedient. Unter Lieutenant Colonel Max Boletti.

„Als ihm klar wurde, dass das Schiff verloren war, und die Maris eine Bedrohung ihres Zeitrahmens darstellten, beschloss er die Brutstätte mithilfe von Nitrosprengstoff dem Erdboden gleich zumachen.“ Das hörte sich wie ein waschechter Marine an. Dabei galt Nathan als der ruhigere der 3. Björn war der Grund der Handlung natürlich klar und verständlich. Wenn die Maris einen Weg fanden das Schiff irgendwie zu verlassen – in dem sie zum Beispiel andere Schiffe mit Signalen anlockten – stellten sie eine enorme Bedrohung da. Dazu durfte es nicht kommen. „Bevor er zusammen mit seinen Leuten das Hauptmaschinendeck erreichte, tappten sie in eine Falle der Maris.“ Jetzt flossen die Tränen.

Nach einer längeren Pause sagte Björn etwas. „Packen sie nur das Wichtigste zusammen, Doktor. Die werden es uns nicht leicht machen.“ Verständnislos blickte sie ihn an. „Oder wollen sie hier bleiben?

Im Hangardeck steht mein Beiboot. Dorthin war ich unterwegs, als ich ihnen begegnet bin. Ich treffe mich da mit meinen Leuten.“

Jamelia wischte sich die Tränen weg. Neue Hoffnung keimte in ihr auf. Wie Björn gesagt hatte, nahm sie nur das Wichtigste mit. Andererseits befand sich in dem Raum auch nichts wirklich Unwichtiges. Alles hatte irgendwie dafür gesorgt, dass sie überlebte. Fertig gepackt zauberte Frau Doktor ein schwarzes Impulsgewehr hervor. Am Schaft der Waffe war das Logo des Nietzsche Konzerns eingraviert.

„Können sie damit umgehen?“

Als Antwort nahm sie, mit wenigen Handgriffen, die Waffe in Betrieb.

Björn war leicht neidisch, dass sie das neuste Modell besaß. Während er sich mit dem Vorgängermodell zufriedengeben musste. „Dann los.“, meinte er nur.



-7-



Shawn starrte auf die Tür. Wie lange, konnte er nicht sagen. Jede Sekunde rechnete er damit aufzuwachen oder das die Tür aufging und Clajr ihn breit grinsend ansah. Nichts davon geschah.

„Komm, Shawn. Wir müssen weiter.“, sagte Freddy monoton.

So kletterten sie in den oberhalb liegenden Wartungsschacht.

Jetzt schlichen sie den Gang entlang.
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Der Hangar befand sich auf der anderen Seite des Decks. Der Lichtschein, im Gang war, sehr schwach. Man sah gerade genug um Hindernisse zu erkennen, aber nicht mehr.

Noch eine Sektion bis zum Hangar.

Vor ihnen kam eine T-Kreuzung. Da ertönte ein Geräusch. Sofort stoppte Freddy, hob die geschlossene Hand. Das war Zeichen für Stopp bei den Marines.

Die Halsschlagader pochte wie wild. Sein Herz raste wie ein Rennspeeder über die Pisten der Galaktischen Rennserie. Seine Hände zitterten komischerweise nicht. Dafür waren sie eiskalt. Er umklammerte den Schaft seines Energiecolts, als wäre es ein Rettungsring. In gewisserweise stimmte es ja auch. Ohne eine Waffe würde er untergehen. Längst hatte er jeden Skrupel abgelegt.

Das Geräusch, eine Art schlurfen, kam näher. Irgendwas kam da auf sie zu, bzw. um die Ecke. Freddy wies ihn per Handzeichen an, an der Wand zu bleiben. Er hingegen wechselte auf die andere Seite. So konnten sie die Viecher ins Kreuzfeuer nehmen. Shawn ging wenige Schritte zurück, streckte die Arme aus. Das schlurfen kam näher. Waren das Stimmen!

Shawn rechnete damit, das jeden Moment eine der Kreaturen um die Ecke kam und sich genau vor ihm aufbaute. Sein Finger lag bereits auf dem Abzug. Eine leichtes Ziehen und die Energiebolzen würden sich durch den verschießenden Körper dieser Viecher bohren. Das Adrenalin ließ seine Hände auf einmal wie Feuer brennen.

Ein Umriss tauchte auf. Was es war, konnte er nicht einordnen, dabei hatte er es schon sooft gesehen. Shawn hielt die Luft an. Er wollte dieses Viech nicht warnen. Der Umriss gehörte zu einem länglichen Objekt, das sehr kompakt wirkte. Noch immer konnte er nichts damit anfangen. Umrisse einer körperlichen Gestalt schälten sich aus dem Seitengang. Ein seltsamer Hintergedanke kam ihm. Das Vieh sieht seltsam aus.

„Nimm den Colt runter, Kleiner. Bevor du jemanden verletzt.“, hörte Shawn eine vertraute und zugleich fremde Stimme sagen.

Die Spannung fiel von ihm. Dadurch wurde ihm erst bewusst, warum das Vieh so seltsam aussah. Es war Björn. Wie froh er war ihn zusehen. Früher hätte er nie gedacht mal so glücklich zu sein ihn zusehen. Durch die letzten Jahre war das Band zwischen ihnen stärker geworden.

Es musste nicht gefragt werden, wo Orlando und Clajr waren.
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Allen war klar, was ihre Abwesenheit bedeutete. 2 ihrer Freunden waren Tod, weil irgendein Forschungsprojekt außer Kontrolle geraten war. Zeitrahmen hin oder her. Eigentlich sollten jene die Drecksarbeit erledigen, die Schuld an dem Dreck waren. Da gab es nur eine kleine Schwierigkeit.

Diejenigen die für das Forschungsprojekt die Verantwortung hatten, befanden sich in einem anderen Zeitrahmen.

„Das ist nicht dein Ernst?“, wollte Shawn von seinem Bruder wissen.

Sie hatten Freddy und ihm alles erzählt.

„Was geht uns das an! Diese Viecher kommen nicht aus unserem Zeitrahmen.“

„Das spielt keine Rolle. Bisher ist es ihnen nicht gelungen von dem Schiff runterzukommen. Es ist nur eine Frage der Zeit.“, erwiderte Björn ruhig.

Jetzt ergaben die abgesprengten Kapseln einen Sinn. Die Menschen an Bord wollten nicht das ihrer Schöpfung die Flucht von der Nebukadnezar gelang. Da spielte der Zeitrahmen keinerlei Rolle. So hatte es auch Nathan Kyoto gesehen. Darum hatte er versucht die Brutstätte der Maris, wie Doktor Jamelia Janus sagte, mit Nitrosprengstoff zu zerstören. Wie sich herausstellte, hatten die Wissenschaftler bei der Maris-DNA-Sequenz den Fortpflanzungsblock entfernt. Dadurch sollte verhindert werden, dass sie sich selbstständig und unkontrolliert fortpflanzten. Dummerweise unterlief den genialen Köpfen ein Fehler. Sie entfernten nicht den Fortpflanzungsblock bei den menschlichen Eizellen.

So brach bei der Kombination beider DNA Komponenten der menschliche Fortpflanzungsblock durch. Das war bei weitem nicht alles, was die Wissenschaftler bei ihren Versuchsobjekten unterschätzten. Die Maris waren nicht nur in der Lage sich Fortzupflanzen sondern auch die Kontrolle über das Schiff zu gelangen.

„Sie stellen eine Bedrohung da, Shawn. Ganz gleich für welchen Zeitrahmen.“, erklärte Björn seinem kleinen Bruder.

„Dein Plan ist der idiotischste von allen. Eurem Freund und seinen Leuten ist es nicht gelungen diese Brutstätte zu zerstören. Und jetzt willst du es ganz alleine versuchen.“, warf er ihm vor. Zu recht.

„Ich dachte der Plan in die kaiserliche Kaserne einzubrechen war mein idiotischster Plan.“ Sein Bruder verstand ihn nicht. Was er ihm nicht zum Vorwurf machte. Möglicherweise sollten sie tatsächlich auf die Katarina zurückkehren, alles vergessen was an Bord dieses Schiffes geschehen war.
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Immerhin befand sich das Schiff nicht in der Nähe einer viel befahrenden Handels- oder Verkehrsroute. Und wenn es stimmte, was Jamelia erzählte, dann würde das Schiff auch wieder in den heimatlichen Zeitrahmen zurückkehren. Sollte man sich dort mit dem Problem beschäftigen. Schließlich stammte es von da.

Das Schiff musste seit der erste Strandung in ihrem Zeitrahmen einmal in die Heimat zurückkehrt sein. Viel geschehen war nicht. Jetzt war es wieder zu ihnen gependelt. Wie oft würde es noch hin und her pendeln bis den Maris die Flucht gelang? Niemand kannte eine Antwort.

„Es gibt von allem eine Steigerung.“, blaffte Shawn bitter.

Freddy schwieg bisher. Sein Blick machte klar, dass er genauso dachte wie Björn. Vielleicht lag das daran das sie Marines waren und die Lage aus einer anderen Sichtweise sahen. Man musste diese Viecher aufhalten, egal wer oder in welchem Zeitrahmen.

„Ihr kehrt zum Beiboot zurück, fliegt zur Katarina. Sobald ihr von Bord seid, lege ich los, vollende Nathans Plan. Das wird genügend Unruhe unter den Biestern schaffen, damit ich unbemerkt von Bord gehen kann. Ihr sammelt mich ein und wieder ein Plan der funktionierte.“

Shawn grunzte abfällig. Ihm war klar, dass sich Björn nicht mehr umstimmen ließ. Sein großer Bruder war verrückt. Niemand blieb freiwillig länger an Bord eines solchen Schiffes, nur um zu zeigen was für ein Marine man war. Dieser Ehrenkodex war scheiße.

Niemand sagte etwas. Obwohl jeder wusste das dieser Plan ein Himmelsfahrtkommando war.



***

Vor 30 Minuten war von dem Raumkreuzer ein Beiboot gestartet. Es flog auf das Schiff zu, auf dem ihre Freund weilte. Davon gingen Sue und J’ra wenigstens aus. Durch die Sensorangeben des Beibootes konnten sie erkennen das es sich eigentlich um eine Enterboot handelte. In ihm fanden bis zu 10 schwer bewaffnete Marines platz. Der Kurs ging zur anderen Seite des Schiffs. Sie würden auf der gegenüberliegenden Seite des Hangars an Bord gehen. Vorausgesetzt an Bord befanden sich tatsächlich ein Einsatzkommando.

Möglicherweise, so J’ra, sollte es das gestrandete Schiff nur visuell inspizieren.
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Sie hatten das ja auch gemacht, bevor ihre Freunde an Bord gingen.

Kurz vor Abflug des Beiboots, war eine verschlüsselte Com-Leitung aufgebaut worden. Sie konnten sich zwar nicht hineinhacken, dafür konnten sie das Ziel lokalisieren. Die Com-Leitung wurde nämlich vom Raumschiff aus aufgebaut. Der Empfänger saß irgendwo auf Terra.

„Wie lange bis sie das Schiff erreichen?“, fragte Sue J’ra.

„Noch 30 Minuten.“

Das war also ihr Zeitlimit. Bis dahin mussten sie eine Verbindung zu ihren Freunden hergestellt haben. Schließlich konnte man nicht wissen, mit welchem Auftrag die Insassen des Beiboots an Bord gingen.



***

Beim ersten Mal hatte er geglaubt die Lage an Bord des Schiffs unter Kontrolle zu bekommen. Eine Fehleinschätzung die mehreren Leuten das Leben gekostet hatte. Die Situation an Bord war außer Kontrolle und ließ sich auch nicht mehr eindämmen.

Das Zielobjekt bewegte sich zusammen mit 2 Überlebenden auf den Hangar zu, über den jene Leute an Bord gelangt waren. Die Wärmesignatur eines 3ten Überlebenden war kurz nach dem Aufbruch verschwunden. Wofür es ein Dutzend Erklärungen gab. Keine davon interessierte ihn.

Das Einsatzteam sollte das Primäre Zielobjekt beschaffen. Alleine mit dem Sekundären Zielobjekt gab sich Felipe, trotz aller Geschehnisse nicht zufrieden. Daran hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Wenn die Konkurrenz jemals auf dieses Schiff stieß, würden sie Himmel und Höhle in Bewegung setzen um an die Unterlagen, Proben und Ergebnisse zu kommen. Ganz gleich, was es kostete.

Das Schiff mochte aus einem anderen Zeitrahmen stammen, dennoch waren einige Sachen einfach zu wertvoll um untätig zubleiben.

Bisher hatten sich die Überlebenden hervorragend geschlagen. Sie würden mit Sicherheit heil von Bord kommen, da sie nicht versuchten gegen die genetisch veränderten Maris vorzugehen. Damals hatte Felipe in seinem Streben und Egoismus nach Macht etwas getan vorüber er heute nicht stolz war. Sein damaliger Sicherheitschef ließ ihm keine andere Wahl.

Auf dem Sensorfeld imm holografischen Fenster tauchten hinter den 3 Überlebenden eine weitere Wärmesignatur auf, dann eine weitere und noch eine. 6 Stück wurden es.
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Sie folgten den Überlebenden. Die Maris hatten nicht vor ihre Beute von Bord zulassen.

Vielleicht hatte er die Fähigkeiten der Überlebenden überschätzt. Für eine Änderung der Vorgaben für das Einsatzteams war es zu spät. In weniger als 30 Minuten würden sie an Bord sein und das Primäre Zielobjekt sichern.

Was für alle Rolle spielte da der Verlust des Sekundären Zielobjekts? Gar keine. Felipe wollte das Primäre Zielobjekt unter allen Umständen. Darin unterschied sich sein tun nicht im geringsten, wie vor einigen Jahren. Nur war er damals nicht der Konzernchef.



-8-



Die Inneren Sensoren der Nebukadnezar waren nicht im Wärmemodus eingestellt, sondern im Biomodus. Dadurch befanden sich auf dem Sensorfeld 4 Biosignaturen, 3 Menschliche und 1 Gvanische. Aus den Biosignaturen konnte man ableiten das es sich um 3 Männer und 1 Frau handelte. Die Signaturen bewegten sich auf jenen Ort zu, den bereits vor einigen Jahren andere Signaturen aufgesuchten, um von Bord zu gelangen.

Von jenem Ort waren 5 Biosignaturen an Bord gelangt, hatten sich auf dem Schiff umgesehen. Ohne zu wissen das sie ins Jagdterritorium der Maris eingedrungen waren. Die Maris hatten die Decks zwar unter sich aufgeteilt, doch seit der letzten Antriebsinitialisierung war keine Beute mehr an Bord.

Daher wurden die Schwachen eines jeden Wurfs zur Beute auserkoren. Damit die Jünglinge in die Kunst der Jagd unterwiesen werden konnten. Schließlich hatten die Maris nicht vor ewig auf dem begrenzten Raum zubleiben. Wie früher sollten ihre Jagdreviere ganze Landstriche eines Planeten einnehmen. Doch den Maris war bewusst das sie anders waren. Sie spürten es einfach. Zwischen ihrer Beute und ihnen gab es eine Verbindung, die schwer zu erklären war.

Ganz besonders zu jener Frau, die gerade zusammen mit 3 Männern versuchte zu jenem Ort des Schiffs zurückzukehren, über den die Eindringlinge gekommen waren.



***

„Warum greifen die Biester nicht an?“, fragte Shawn mehr zu sich als zu den anderen.

Freddy hatte sich die Frage bereits selbst gestellt. Entweder sie ahnten den Bluff oder ihnen fehlte noch die passende Strategie. Vielleicht konnten sie sich auch nicht einigen wer oder wie man angriff.

„Das liegt an mir.
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“, antwortete Jamelia.

Überrascht von der Antwort sahen die beiden kurz zu ihr rüber. Sie ging in der Mitte, zielte mit dem schwarzen Impulsgewehr auf die Maris und sah entschlossen aus, auch abzudrücken.

„Gang rechts.“, sagte Freddy zu Shawn.

Er wandte sich zur Seite. Im Gang tauchten, 2 erwachsene Maris auf und schlossen sich tatenlos ihren Artgenossen an. Das war die letzte Abzweigung bis zum Hangar.

„Ich bin nicht Doktor Janus.“

6 Maris lauerten.



***

Kein Plan war perfekt, wie der letzte seiner Pläne zeigte. Das Eindringen in die Kaiserliche Kaserne sollte ein Kinderspiel sein, da die Anlagen veraltet waren. Zumindest hatten das ihre Recherchen ergeben. Dummerweise bezogen sie ihre damaligen Recherchen von einem Dritten. Er verkaufte ihre Anfrage an den Kaiser, wodurch dieser die Kaserne mit einem Bataillon der Kaiserlichen Armee verstärkte. Was sich ihnen erst offenbarte, als sie schon drin waren.

Björn wusste das sich jener Plan ganz und gar von dem Unterschied, denn er sich diesmal ausgedacht hatte. In dem jetzigen Plan waren seine Überlebenschancen gleich null. Sobald die Maris Brutstätte vernichtet war, würde die Verbliebenen über ihn herfallen. Ob er es daher rechtzeitig in den stillgelegten Torpedostartraum schaffte, war zweifelhaft.

Seine Chancen standen gleich null, das wusste er von Anfang an. Es ging aber nicht um sein Überleben, sondern um die Vernichtung einer uneinschätzbaren Bedrohung. Was spielte sein Überleben da für eine Rolle? Keine. So einfach war das. Manchmal jedenfalls.

Für ihn war das kein Problem. In gewisserweise starb er in seiner Pflichterfüllung als Marine. Dabei spielte es, für ihn jedenfalls, keine Rolle das er nicht mehr dem Corp angehörte. Der Spruch: Einmal ein Marine. Immer ein Marine, drückte es absolut aus. Viele begriffen es nicht. So auch Shawn.

Vielleicht kam sein kleiner Bruder eines Tages dahinter, dann konnte er sein tun verstehen. Billigen musste er es nicht. Ihm ging es mehr um das verstehen.

Deck für Deck kam er dem Hauptmaschinenraum näher. Bisher lief alles glatt. Woran das mitunter lag, war die Tatsache, dass sie seine Biosignatur imitierten und es auf den Inneren Sensoren des Schiff so aussah, als wäre er bei den anderen.
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Sobald den Maris ihre Täuschung auffiel, würden sie sicherlich nach ihm suchen. Und wenn sie mit den Schiffssystemen so umgingen wie bisher, dann würden sie ihn schneller finden als ihm lieb war. Die Unterdrückung seiner Biosignatur erzeugte nämlich ein Sensorecho, dass man orten konnte. Daher hoffte Björn das Beste und versuchte die Distanz zum Hauptmaschinenraum so schnell wie möglich zu verringern.

Dafür rutschte er die Leiter im Liftschacht herunter. Sie war in die Schachtwand eingelassen. Björn umklammert mit den Händen die seitlichen Stangen der Leiter und die Innenseite seiner Füße glitt ebenso außen entlang. Ein unglaubliches Tempo legte er an den Tag, beinahe wie ein Turbolift, sauste er den Schacht hinunter. Diese Art der Fortbewegung war beinahe genauso geil, wie in einem Rennspeeder mit über 400 kmh zusitzen.

Als er kurz vor erreichen des Hauptmaschinendecks war, magnetisierte er seinen Panzeranzug. Da Panzeranzüge, oder auch Panzerrüstungen, auch für den Gebrauch im schwerelosen Raum konstruiert waren, besaßen sie eine magnetische Funktion. Was sich eigentlich nur auf die Stiefel beschränkte. Nahm man kleine Einstellungen vor, konnte der gesamten Panzeranzug zu einem Magneten gemacht werden.

Wegen der Magnetisierung verlor er an Geschwindigkeit. Bis er letztlich ganz zum stehen kam. Björn schaltete die Magnetisierung wieder ab, und ging die letzten Sprossen auf herkömmliche Weise herunter.

Mit einem Roten Kristallstab, öffnete er die Lifttür der Sektion, kletterte hinaus. Die Anzeigen in seinem Helm übermittelten ihm die Äußeren Bedingungen. Luftfeuchtigkeit, Temperatur und das Sauerstoffgemisch waren verändert worden.

Darum kümmerte sich Björn nicht weiter. Er hatte etwas wichtigeres vor, als sich um die veränderten äußeren Bedingungen zukümmern.



***

Selbst als sie das Hangarschott erreichten, blieb eine Reaktion der Maris aus. Sie hielten Abstand und warteten. Shawn benutzte einen der Roten Kristallstäbe, öffnete das Hangarschott. Danach reihte er sich wieder ein.

Die 3 bewegten sich langsam, behielten die Maris im Auge. Über den Panzeranzug aktivierten sie die Rampe. Da kamen einige Jungen durch die Wartungszugang in den Hangar.
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Sie waren ungeduldiger wie die Erwachsenen. Und nach deren Reaktion zu urteilen sollten sie auch gar nicht hier sein. Zwischen den Jungen und Erwachsenen entstand ein wildes Fauchen.

Über die Rampe gelangten sie ins Innere. Erst als sich die Rampe schloss, nahmen sie die Waffen runter. Sofort trat Shawn vor die Frau, die sich fälschlicherweise als Doktor Janus ausgegeben hatte.

„Wer sind sie?“, fauchte er finster.

Freddy hingegen schien es egal zu sein, er begab sich ins Cockpit, bereitete alles für einen Start vor. Da blitzte etwas vor ihm auf. Er sah hin. Das Loch im Hangar schimmerte jetzt weißblau. Ein Kraftfeld.

Bevor die Frau antworten konnte, knallte etwas aufs Dach ihres Beiboots. Alle sahen hoch, obgleich sie nichts sahen. Nachdem Knall kamen Schritte. Ein Maris war ihnen aufs Dach gesprungen.

Sie waren zwar in Sicherheit, kamen aber nicht von hier weg. Dazu musste erst das Kraftfeld weg. Wofür sie wieder raus mussten. Draußen warteten an die 12 Maris.

„Wir habe ein wichtigeres Problem.“, meinte Freddy.

Shawn sah zu ihm. Sein Blick wanderte zum Schimmern. „Welche Stärke hat es?“

„Stark genug um uns hier zu behalten.“

Manche Hangarkraftfelder, wie auf Megaträgern, sollten die Hangarcrew vor dem Vakuum des Weltraums schützen. Die Feldstärke war so eingestellt das die Vehikels des Air Command das Kraftfeld durchfliegen konnten. So musste der alltägliche Betrieb auf den Hangardecks nicht unterbrochen werden.

Shawn war umgehend klar, was daraus folgerte. Um von hier zu verschwinden, musste entweder die Feldstärke verringert werden, oder das Kraftfeld ganz wegfallen. Auf die Gutherzigkeit, der Maris zuhoffen, wäre vergeblich. Also mussten sie wieder hinaus und manuell die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Mit den Roten Kristallstäben sollte das weniger das Problem sein. Sorgen machten ihnen da eher die wartenden Maris.

Er sah wieder zu der Frau. Ein böser Gedanke kam ihn. Für den hätte ihm sein Brüder eine ordentliche Abreibung verpasst.



-9-



Die Hauptmaschinenräume der neusten Raumschiffe, die vom Stapel liefen, besaßen 2 zusätzliche Ebenen. Einen Oberring, der rundherum führte.
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Der Unterring, gab es nur bei den neusten Raumschiffen, lag unter der Hauptebene. Die Hauptmaschinenräume waren die Hauptschlagader eines Raumschiffes. Von hier aus wurde das gesamte System überwacht und kontrolliert. Je nach Größe eines Raumschiffs unterschied sich auch die Größe der Hauptmaschinenräume. Trotz allem waren sie die größten Anlagen auf einem Schiff.

Über einen Knotenpunkt, der ihn zum Oberring brachte, betrat Björn den Hauptmaschinenraum. Die Fläche besaß die Größe von mindestens einem altmodischen Footballfelds. Die Form erinnerte einen an einen gigantischen Löffel. In der Löffelschauffel lag der Hauptreaktor. Seine kleinen Reserve oder Nebenbrüder befanden sich in den Nebenmaschinenräumen. Von denen es meist 2 gab. Sie waren so angelegt, das sie die Funktion des Hauptmaschinenraums übernehmen konnten, wenn dieser ausfiel.

Der Hauptreaktor war in einem kreisförmigen Duraniumskelett eingefasst in dem sich flüssiger Stickstoff befand. Ohne den würde der Reaktorkern schmelzen und eine verheerende Kettenreaktion auslösen. Darüber lag ein Eindämmungsfeld.

Auf den ersten Blick sah alles in Ordnung mit dem Reaktor aus. Nichts deutete auf eine Kernschmelze hin. Was einem im Hauptmaschinenraum auffiel, waren die Embryoeier die teilweise von der Decke hingen oder um den Reaktor herum standen. Diejenigen, die von der Decke hingen, hingen an einem schleimigen Faden. Sie sahen genauso aus wie die Embryos im Hauptlabor. Manche waren gerade Mal Faustgroß. Andere, so groß wie Kleinkinder. In ihnen schwammen die Föten dieser Kreaturen.

Björn zählte an die 100.

Biogenetische Forschung war in der Union offiziell verboten. Aus guten Grunde, wie er fand. Weil etwas verboten war, hielt das einige Leute nicht davon ab, es trotzdem zu machen. Was dann dabei rauskam, sah er hier. Eine Mischung aus Menschen und Maris. Wobei die Maris DNA deutlich die dominantere war.

Björn schritt zur Zwischenplattform. Die Maris konnten sich aufgrund eines Fehlers bei der DNA Codierung der menschlichen Eizellen selbst fortpflanzen. Was eigentlich nicht im Sinne der Wissenschaftler war. Sie wollten eine kontrollierte Fortpflanzung.

Manchmal glaubte Björn die größte Bedrohung ging von Wissenschaftlern aus.
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Ihre Experimente bedrohten die Existenz mehr als eine gegnerische Flotte.

Er würde das Nitrosprengstoffpäckchen mitten im Embryofeld deponieren. Die Explosion würde alles Ausbrennen. Das Eindämmungsfeld sollte keine Schäden davon tragen. Und selbst wenn, würde der flüssige Stickstoff alles Schock gefrieren, was möglicherweise überlebte. Die darauf folgende Kernüberlastung würde das Schiff zerstören. So gesehen wären die Folgen durchaus in seinem Sinne.

Er bekam eine Gänsehaut.

Ein leises knurren ertönte hinter ihm. Anscheinend war er nicht alleine. Warum einfach, wenn es auch schwer ging? Björn drehte sich rum.

Vor ihm stand ein erwachsener Maris. Was ihm sofort auffiel, so von Angesicht zu Angesicht, war die fehlende Ähnlichkeit zu dem Maris im Naturkundemuseum in Montevideo. Groteskerweise besaß dieser Maris weichere Züge, die wohl durch die menschliche DNA in den Eizellen stammte. Auch war die Haut glatter, stellenweise rosa. Die Augen waren das menschlichste Merkmal.

Es wusste genau, weswegen Björn gekommen war. Er gehörte wohl zu den cleveren seiner Art. Während Björn ihn so ansah, fiel ihm was auf. Auf dem rechten Handgelenk befand sich eine Hundemarke, wie sie die Marines trugen. Die Hundemarke besaß einen Mikrochip, auf dem alle Daten des Trägers gespeichert waren. So konnte das medizinische Personal die Daten auslesen und wusste sofort bescheid. Trotz des Mikrochips war auf den Hundemarken der Name des Trägers eingraviert. Auf dieser Hundemarke stand; Nathan Kyoto.

Marines, die das Corp verließen, behielten meistens ihre Hundemarke. Zu denen gehörten auch Björn und Freddy. Auch Nathan hatte seine behalten.

„Er war ein verdammt guter Mann.“, murmelte Björn vor sich hin.

Der Maris knurrte leise.

Er sah dem Vieh in die Augen. Beide wussten, weswegen er hier war, und keiner von ihnen würde zulassen, dass der eine den anderen daran hinderte. Die Folge davon war ihnen ebenso klar.



***

Wie erwartet folgten die Maris ihnen. Zusammen mit der Frau schritt Freddy durch den Pulk von Maris, gingen auf die Schalttafel zu. Da das Kraftfeld aktiviert worden war, funktionierte die Schalttafel noch. Die Jungen schwirrten ganz nervös umher.
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Anfangs hielt Freddy es für jugendlichen Tatendrang. Inzwischen glaubte er sie verhielten sich aufgrund des Hungers. Dabei überlegte er, wie sie bisher ihren Hunger gestillt hatten. Schließlich war der letzte Kontakt mit Menschen Jahre her.

Die Maris mussten ihren Hunger also unter sich stillen. Dazu würden sie die Schwächsten aus jedem Wurf nehmen. Oder jene die den Revierkampf verloren. Da war eine Abwechselung doch mal was nettes.

Sie benutzte zwar den roten Kristallstab, konnte aber keinen direkten Zugriff auf das Kraftfeld nehmen. Eine Art Blockerprogramm hinderte sie daran. Es zu umgehen oder abzuschalten hätte zu lange gedauert. Also machte sie etwas anderes, um ihnen die Flucht zu ermöglichen. Sie hatte nämlich nicht vor ihre einzige Chance auf Flucht einfach so verstreichen zulassen. Darum auch die Namenslüge. Sie dachte, wenn die Leute glaubten, sie wäre eine wichtige Person des Forschungsprojekts würde man sie eher mitnehmen, als wenn sie die Wahrheit kannten. Das Einzige, was stimmte, war die Sache mit dem Zeitrahmen. Die Mitarbeiter des Projekts, die überlebten als das Schiff in den anderen Zeitrahmen gezogen wurde und erneut alles außer Kontrolle geriet, hatten es so bezeichnet.

„Fertig.“

Freddy nickte. Sie machten sich auf den Rückweg. Die Maris blieben immer in ihrer Nähe. Vor allem die Jungen lauerten auf eine Chance oder Unachtsamkeit.

Sie sollte kommen.



***

Der Maris besaß eine unglaubliche Schnelligkeit. Björn musste daher das Impulsgewehr zur Abwehr einsetzen. Das Vieh wollte ihn mit seinen Krallen aufspießen, mit dem Impulsgewehr wehrte er die Attacke ab, machte eine etwas holprige Drehung. Da schlug ihm der Maris mit einer gewaltigen Kraft auf den Brustpanzer. Björn wurde über die Reling geschleudert, prallte gegen einen Embryo und landete mitten in der Brutstätte.

Der Panzeranzug konnte einem direkten Treffer eines Energiebolzens standhalten und kompensieren. Doch der Schlag des Maris besaß eine solche gewaltige Krafteinwirkung, die kein Energiebolzen schaffte. Daher war der Schlag verdammt schmerzhaft. Björn hatte sich gerade aufgerappelt als der Maris von der Zwischenplattform sprang. Geschmeidig wie eine Katze.

Bei dem Sturz hatte er sein Impulsgewehr verloren. Es lag einige Meter von ihm weg.
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Also blieb ihm nur seine Handenergiewaffe. Der Maris kam näher. Björn hielt den Lauf direkt auf das nächstbeste Embryoei. Sofort blieb das Vieh stehen.

Da begann der Reaktor auf einmal zu pulsieren. Blitzentladungen schwirrten auf dem Eindämmungsfeld umher. So was geschah nur, wenn der Reaktor hochgefahren wurde bzw. der Antrieb. Eine der Konsolen begann zu piepen.

Initialisiere Antriebssequenz. Automatischer Start in 3 Minuten. Countdown läuft – stand auf dem Touchscreenfeld.

Hinter dem Reaktor öffnete sich ein Schott.



***

Das Sicherheitsteam hatte das Schott erreicht, hinter dem der Hauptmaschinenraum lag. Dahinter befand sich ihr Zielobjekt. Über ihre PAP sahen die Frauen und Männer eine menschliche Biosignatur und an die 100 Maris. Eine einzige Maris Signatur bewegte sich. Im Augenblick stand der Maris dem Menschen direkt gegenüber.

Der Techniker seines Einsatzteams hantierte bei der Schaltfläche für die Öffnung des Schotts herum. Als er soweit war, nickte er. Das war das Zeichen in Stellung zugehen. Ein knappes nicken von ihm und das Schott glitt beiseite. Sofort betraten seine Leute wie sie es im Militär gelernt hatten den Hauptmaschinenraum.

Was für ein Bild sich ihnen bot, konnte nicht trainiert werden. Als Mitglied der Special Forces hatte er schon einiges gesehen. Ihm überkam eine Gänsehaut.

Seine Leute richteten umgehend die schwarzen Impulsgewehre auf den Maris, der vor dem Mann stand der zu ihnen herübersah und einen Panzeranzug trug.

Das Pulsieren des Reaktors war kein gutes Zeichen, das wusste der Teamleiter. Eine der Konsolen erwachte zum Leben. Die Anzeige machte deutlich, was hier im Augenblick geschah.



***

Freddy bemerkte im Augenwinkel eine Bewegung. Rein instinktiv drehte er sich hin. In dieser einen Sekunde, wusste er bereits, dass es ein Fehler war. Ein Junge hatte versucht sich unbemerkt hinter ihnen in Position zu bringen. Als Freddy ihn ins Visier nahm, stoppte der Junge. Irgendwie kam es ihm vor, als würde das Jungtier ihn angrinsen. Er war ihm auf den Leim gegangen.

Die Maris nutzten die Lücke zwischen ihm und der Frau. Sie positionierten sich zwischen sie. Trennten die beiden voneinander. Freddy erkannte das er seinen Fehler mit dem Tode bezahlen würde.
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Die Frau blickte zurück. „Gehen sie weiter.“

In diesem Augenblick begann das Kraftfeld aufzuflackern. Wodurch sich die Feldstärke minimierte. Sie hatte einen Überlastungsimpuls ins System eingespeist. Er würde dafür sorgen das die Feldstärke soweit herunterfiel, damit sie hindurch fliegen konnten. Wie lange der Effekt aufrecht blieb, konnte sie nicht sagen. Sie rechnete mit maximal einer Minute.

Als die Frau weiterging, blieben die Maris stehen. Vorher hatten sie sich immer mit ihr mitbewegt. Den Maris musste klar sein, was das aufflackern bedeutete.

„Also gut. Ihr wollt es auf die harte Tour.“, sagte Freddy zu den Maris.

Ein frohlockendes Knurren kam von ihnen als Zustimmung zurück.

„Wo bleibst du, Freddy. Die Feldstärke fluktuiert. Wir können starten.“, sagte Shawn über das Intercom.

Freddy hatte Björn vor Jahren ein Versprechen gegeben. Dieses würde er auf jeden Fall und unter allen Umständen einhalten. „Sobald die Frau an Bord ist, Shawn, startet ihr.“

„Auf gar keinen Fall fliege ich ohne dich.“

„Tu, was ich dir sage. Rette dich und die Frau. Alles andere ist unwichtig.“

Dann drückte er ab.

Der Energiebolzen brachte den Kopf eines Jungtieres zum platzen.

Shawn verließ den Pilotensitz, schnappte sich das Impulsgewehr, trat auf die Rampe raus. Freddy hatte sich zum hinteren Ende des Hangars zurückgezogen, schoss wild um sich. Die Frau feuerte ebenfalls. Bei ihr gingen die Maris nicht so entschieden vor, wie gegen Freddy. Sein Drang eine Schneise für ihn zuschlagen war sehr groß. Schließlich gehörte der Gvaner irgendwie zur Familie. In diesem Moment wurde ihm klar, das er seinen Bruder nicht mehr wieder sehen würde. Sein Plan war auch nicht darauf ausgelegt.

Ohne weiter zu überlegen, nahm Shawn einen Maris ins Visier der alle Nachsicht für die Frau abgelegt zu haben schien. 3 Energiebolzen trafen den Erwachsenen. Dadurch lenkte er die Aufmerksamkeit zum Teil auf sich. Ein Junges sprang auf ihn zu. Der Bolzen, den er abfeuerte, schnitt den Körper in 2 Teile. Blut und Innereien klatschten zu Boden.

Als die Frau einen Schritt davor stand, die rettende Rampe zu betreten, sah er noch mal zu Freddy.
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Selbst das Dauerfeuer des Impulsgewehr reichte nicht aus, um die Maris weiter in Schach zuhalten. Zumal die Energiebolzen an Stärke verloren. Als die Waffe keine Bolzen mehr verschoss, zog Freddy eine Explosiongranate, drückte den Detonator, sah zu ihm. Ein Maris schlug ihm von der Seite die Krallen in den Körper. Sie gingen glatt durch. Ein Junges sprang ihn an, schlug seine beiden Krallenpfoten in seinen Oberkörper und hielt sich an ihm fest. Wenn Freddy vorher nicht schon Tod war, war er es da. Die Granate fiel zu Boden.

Ein stiller Abschied. Shawn drückte den Schließer, feuerte auf angreifende Maris. Als die Rampe einrastete, saß er bereits auf dem Pilotensitz. Die Frau, dessen Name er immer noch nicht kannte, saß neben ihm. Ohne jede weitere Verzögerung schob er den Schubregler bis zum Anschlag. Das flackernde Kraftfeld kam immer näher.

Die Granate explodierte, riss alles in der nährenden Umgebung in Stücke. Da sie bereits in der Luft waren, konnten sie die leichten Vibrationen nicht mehr spüren, die durch das Schiff zogen.

Das Beiboot stieß durch das Kraftfeld. Vor ihnen tauchte der Weltraum auf. Sie hatten die Nebukadnezar verlassen. Zurück blieben 4 aus seiner Familie die er nie mehr wieder sehen würde. Ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, steuerte er zur Katarina.

Das Schiff seines Bruders wuchs zur vollen Größe heran.



***

Gerade als Sue und J’ra mit dem Schiff auf Abstand gehen wollten, tauchte das Beiboot aus dem Hangar auf. Ihre Freunde hatten es also geschafft. Im allerletzten Moment.

Seit mehr als 2 Minuten registrierten sie Schwingungen vom Hauptreaktor. Die Sensoren zeichneten ein aufwärmen des Reaktors auf. So wie es aussah, versuchte jemand das Schiff zu starten. Was nach dem letzten Sensorbild her unmöglich war.

Das Beiboot landete in ihrem Hangar, als die Sensoren eine Subraumverzerrung aufzeichneten. Sie wurde durch den Hauptreaktor erzeugt, formte einen Subraumspalt.

Da wurde es Zeit Abstand zwischen sich und diesem Pott zu schaffen. Über das Sensorfeld sahen sie wie Subraumwirbel das Schiff in den Spalt zogen. Kurz bevor die hohe Konzentration von Ionenpartikeln das Sensorfeld störte, geschahen 2 Dinge.

Die Sensoren durchstießen die Abschirmung des Schiffes, lieferten ein komplettes Scanbild.
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Durch das Wegfallen der Abschirmung entdeckten sie 8 Biosignaturen. 6 waren menschlich, 1 gvanisch und die letzte war die eines Mischlings. Neben den Biosignaturen fingen sie auch ein Comecho auf.

Das Ganze dauerte nicht länger als 2 Sekunden, dann wurde die Konzentration an Ionenpartikeln so groß, dass sie ein zerstückeltes Scanbild erhielten. Einige Sekunden später war das Raumschiff im Subraumspalt verschwunden und dann schrumpfte der Spalt, bis er sich verflüchtigte. Nichts deutete mehr daraufhin das sich in der Umlaufbahn des Gasriesen ein unbekanntes Raumschiff befunden hatte.



Epilog



Wieder hatte es nicht geklappt. Dabei standen sie so kurz davor. Felipe befahl dem Kommandeur des Raumschiffs nach dem 2ten Schiff zu suchen. Als nach Stunden kein weiteres Schiff gefunden wurde, beorderte er es zurück.

Ihm war es nicht vergönnt das Primärziel in seine Hände zu bekommen. Er setzte sich wieder an seinen Schreibtisch, tippte etwas ein und wartete. Ein Holofenster öffnete sich. Dort sah er sein persönliches Projekt. Niemand in der Firma wusste davon. Die Finanzierung hatte er verschleiert und über andere Quellen herbei geschafft.

Die holografische Darstellung zeigte ihm etwas mit dem es ihm gelingen sollte, endlich an das Primärziel zu gelangen.

Er konnte nicht anders. Seit er das erste Mal davon erwahren hatte, wollte er einen dieser Embryos. Im Gegensatz zu den Wissenschaftlern, die an dem Projekt mitgearbeitet hatten, wusste Felipe um was es sich wirklich handelte.

In diesen Embryonen steckte die Zukunft der Menschheit, ja der gesamten Galaxie.



***

Ihr echter Name war Maria. Die Wissenschaftler an Bord der Nebukadnezar hatten ihr diesen Namen gegeben. Sie war gezüchtet worden, implantierte ihr die befruchteten Eizellen. In ihr entwickelten sich die Embryonen. Wenn sie den richtigen Reifeprozess erreichten, entnahm man ihr sie und steckte sie in die Biotanks. Wo sie dann voll ausreiften.

Man hatte ihre genetische Physiologie verändert, damit Maria in der Lage war die befruchteten Eizellen in sich zu tragen. Sie war nichts anderes als eine Leihmutter. Die Versuche ohne Wirt waren alle gescheitert. Daher erschufen sie einen Wirt, damit das Forschungsprojekt weitergeführt werden konnte.
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Warum es ging, konnte sie Shawn nicht sagen.

Er wusste nur eins. Sein Bruder hatte recht gehabt. Diese Kreaturen durften auf keinen Fall das Schiff verlassen. Durch die Sensoraufzeichnungen, die er sich immer wieder und wieder angesehen hatte, wurde er darin bestärkt das sein Bruder noch am Leben war. Einen Übergang in einen anderen Zeitrahmen konnten Menschen überleben.

In der Bar auf dem Planeten Trevor Centauri im Cologne Sternensystem saß ihm ein Lebendes Beispiel gegenüber. Mit ihnen am Tisch Sue und J’ra.

Er hatte einen Entschluss gefasst.

Da sein Bruder noch lebte, hatte er nicht vor ihn aufzugeben. Shawn würde alles tun, um ihn zurückzuholen. Björn hätte es genauso gemacht, wenn es umgekehrt der Fall wäre. Für alles gab es Mittel und Wege, hatte sein großer Bruder gesagt. Man musste sie nur finden.

Genau das hatte Shawn vor. Koste es, was es wolle.

______________________________________________________



Ende

© by Alexander Döbber
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Kommentare zur Story:

  Ich kann den anderen nur zustimmen. Da ich sofort in diese Geschichte einsteigen konnte, hatte ich auch keine Probleme sie - trotz der vielen Technik- , zu verstehen. Und das soll bei mir schon etwas heißen. Ich finde es toll welche Haken du schlägst und wie du zum Schluss noch mit einer Überraschung aufwartest. Sehr gute Story! Einfach gelungen.  
   Petra  -  29.04.10 18:32

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  Schön, dass deine Story aus lauter in sich geschlossenen Teilen besteht. So kommt jeder schnell in die Geschichte rein. Spannend und flüssig geschrieben. Die Handlung ist dramatisch und authentisch. Es gibt viel Technik und dazwischen schreckliche Wesen und am Ende eine Pointe. Hat mir viel Freude bereitet das alles zu lesen.  
   doska  -  27.04.10 15:17

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Wirklich gut gelungen, man könnte fast sagen druckreif, ist deine 43 Seiten starke Story. Da gibt`s nichts zu meckern. Mit einem uberraschenden Schluss endet diese Story schließlich und dieser Schluss ist so geschreiben, dass er fast der Anfang einer neuen Story sein könnte. Kurz, es hat mir alles sehr gut gefallen.  
   Jochen  -  26.04.10 21:34

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Interessante Kommentare

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Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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