Ein schmaler Grad Kapitel 3 + 4   391

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Lilly      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 16. April 2010
Anzahl gesehen: 2618
Seiten: 22

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Kapitel 3



„Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft, vielmehr aus unbeugsamen Willen.“

Mahatma Gandhi



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Sie ritten noch eine Stunde in die Wolkenlose und vom vollen Mond hell erleuchtete Nacht hinein, dann machten sie auf einer kleinen Lichtung endlich die ersehnte Rast. Mr. Baxter half Isabella aus dem Sattel und das Pferd abzusatteln und wollte dann auch Lea helfen, doch die hatte dies schon alleine erledigt und alles an einen Baum gelegt. Sie rieb das Pferd mit etwas Gras trocken und brachte es dann zu den anderen. Erst als sie wieder zurückkam bemerkte sie Jasons Augen auf sich gerichtet. Er lehnte an einem alten Baum, hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und sah wirklich wütend aus. Kurz blieb sie stehen und starrte unhöflich zurück. Er würde sie nicht noch einmal so einschüchtern das ihre Beine zu zittern begannen, nicht noch einmal würde sie sich so schwach fühlen. Sicher, er war ein regelrechter Riese, mehr als einen Kopf größer als sie. Hinter seinem Rücken, schien der Baumstamm fast zu verschwinden und seine Hände wirkten so kraftvoll und unnachgiebig, dass er ihr mit Leichtigkeit den Hals umdrehen könnte, wenn er wollte. Aber schnell entschied sie, dass auch er nur ein normaler Mensch war, der von seinen Vorurteilen geleitet wurde. Es war eine Engstirnigkeit, die manch einen Menschen sein Leben lang begleitete und sie nur die Einseitigkeit des Lebens genießen ließ.

Nein, dachte Lea, ihre Mutter hatte Recht, sie würde so nicht sein. Sie würde lernen und verstehen. Sie würde sich alles ansehen und dann selbst entscheiden, was gut oder böse war, was ihr gefiel und was nicht. Weltoffen und nicht Weltfremd, das wollte ihr Vater immer von ihr. Deshalb lehrte er sie so viele Dinge, deshalb beharrte er immer darauf, dass sie ihre Meinung kund tat und diese dann aber auch vertrat. Denn nach dem Mund reden konnte jeder, seine Meinung in den Wind drehen war einfach, doch hinter dieser zu Stehen und sich für diese aufzuopfern, glich schon fast einem kleinen Krieg und wenn man dabei auch noch weiblich war, schien es einer Undenkbarkeit gleich.

MacKneeles Blick war starr und so beschloss Lea zu aus ihrem vollen Herzen heraus zu Lächeln, was ihn vollkommen aus der Bahn warf.
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Er öffnete seine abwehrende Haltung in dem seine Hände herab sackten, sein Blick sich vollkommen veränderte, sein Gesicht überrascht erschien und sich dann auf einmal hastig umdrehte und ging. Triumphierend, ein lautes - Ha - nur krampfhaft unterdrückend, gesellte sich Lea zu Isabella.

MacBeth kam MacKneele ihm entgegen, während es so aussah, als würde dieser fliehen und fragte belustigt:“ Was ist mit dir? Hat sie dich schon wieder verärgert?“

Jason sah kurz noch einmal über seine Schulter und erblickte sie sofort, er sah wie sie sich neben ihren anderen englischen Gast setzte und mit ihr sprach.

„Sagt dir der Name Bradley etwas?“

Fragte er auf einmal, ohne auf Blairs Frage einzugehen und rieb sich durch seine Haare. Dieser kannte solch einen schnellen Umschwung, wenn er über etwas nicht reden wollte und erklärte, nach dem er kurz über seine Frage nachgedacht hatte:“ Er kommt mir sehr bekannt vor, warum fragst du?“

“Ihr Name lautet Bradley“, begann Jason und sah noch einmal hinter sich:“ Und ich bin mir sicher, das ich ihn als Kind und auch später noch öfter gehört habe. Doch woher und in welchem Zusammenhang, dessen bin ich mir noch nicht im Klaren.“

„Hm“, meinte sein Freund achselzuckend:“ Vielleicht ein häufiger englischer Name.“

„Ja, vielleicht.“

Gab er achselzuckend wieder, doch auch sein Freund hörte, das er dies keineswegs glaubte.





Die Soldaten machten ein kleines Feuer um das sich alle versammelten. Lea und Isabella, setzten sich dicht beieinander und wärmten sich mit ihren beiden Decken über ihren Schultern gegenseitig. Der Wind wurde immer kühler und die Tage kürzer, bald würde es Winter werden und sie hatten keine Ahnung davon was es hieß, einen Winter in den Highlands Schottland zu verbringen.

Bald würde alles mit Schnee bedeckt sein und sie würden dieses Land so schnell nicht wieder verlassen können. Es war dann egal ob es ihnen gefiel oder ob sie Heimweh hatten, dann gab es kein Zurück mehr, was Leas Herz mal wieder schwer werden ließ. Für sie war es wie eine Gefangenschaft, da sie nicht frei handeln und entscheiden konnte und sie hasste dies. Sie ahnte, dass der Laird, wenn er nur halb so dickköpfig war wie sein Bruder, sie niemals bei einem Schneesturm oder dergleichen, nach Hause reisen lassen würde.
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Ihr wurde somit immer mehr bewusst, dass sie das Versprechen, das sie ihrer Mutter gab, niemals einhalten konnte.

„Mr. Baxter ist ein sehr netter Mann, meinst du nicht auch?“

Isabellas Frage kam aus dem nichts, doch Lea meinte direkt, sichtlich erleichtert, das man sie aus diesen Gedanken riss:“ Ja, das scheint wohl so.“

Plötzlich ergriff Lea ihre Hand und ermahnte sie unbewusst:“ Aber bitte gib acht, ich will nicht das du als eine englische Trophäe für ihn endest und etwas tust, nur aus dem Antrieb heraus deine Mutter zu schockieren.“

Wütend entzog ihr Isabella die Hand und erklärte ihr:“ Ich bin kein kleines Kind mehr, Leathendra. Ich begebe mich schon nicht in dumme Situationen aus denen ich nicht wieder herauskomme, ich denke das ich weiß was ich tue.“

Sie stand auf, zerrte ihre Decke nach und ging auf die andere Seite des Feuers. Müde zog Lea ihre Knie ganz dicht an ihren Körper, umschlang diese mit ihren Armen und legte ihr Kinn darauf. Traurig sah sie in die Flammen. Wenn ihre Cousine sie Leathendra nannte, begriff sie direkt, das sie nun tatsächlich wütend war. Natürlich wusste Isabella was sie tat, das wollte sie ihr auch gar nicht unterstellen, doch leider geschah dies manchmal aus dem falschen Impuls heraus. Sie wurde von ihrer Familie als das schwarze Schaf geahndet und tat nichts um dieses Ruf zu wiederlegen. Sie scheuchte jeden Werber um ihre Hand davon, sobald sie bemerkte, dass er dem Schema ihrer Mutter entsprach. Wiedersetzte sich stur den Anweisungen ihrer gestrengen Mutter oder ihren Großeltern. Isabella verhielt sich in der Öffentlichkeit mehr wie eine Dame, als Lea es je tat und doch schien es ihrer Familie nicht zu reichen. Sie wollten unbedingt eine Verbindung, doch Isabella wollte sich ihren Mann selbst erwählen. Sie wollte glücklich sein und nicht depressiv. Sie wolle lieben und endlich einmal geliebt werden.

Lea erkannte, dass sie zu viel Zeit mit einander verbracht hatten als sie noch Kinder waren. Isabella wurde nicht wie sie, auch wenn sie alles dafür geben würde, doch wusste sie nun, dass ihre Cousine sich nach dem freien Leben sehnte, das sie bekam und ihr verwehrt blieb.

Leider lebten sie in einer Zeit in der es einer Frau nicht zu stand sich zu verlieben.
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In der die Liebe als eine Sünde der Frau verschrien war und doch sehnte sich jeder Mensch danach. Sie lebten in einer Welt, in der eine Frau nicht denken durfte, ihre Meinung niemals laut äußern konnte, nicht schwören durfte und deren Wünsche unter den Teppich gekehrt wurden. Sie musste Kinder gebären, gehorsam und gefügig sein. Sie sollte stets demütig zu ihrem Mann aufblicken und ihn ehren bis an ihr Ende und niemals sein Tun in Frage stellen.

Lea erschauerte es bei dem Gedanken daran, als eine leblose Hülle zu enden, nur für das eine erschaffen. Sie dankte ihrem Vater so sehr, dass er sie davon abhielt ein Objekt der Gesellschaft zu werden. Das er sie leben ließ, sie liebte so wie sie war. Auch wenn sie nirgends richtig hinein passte, man sie dies Zuhause in der Gesellschaft spüren lies, war sie vollends zufrieden, denn sie war der Mensch der sie war und sie war mehr Mensch, als all die anderen Marionetten. Isabella tat ihr in diesem Moment unglaublich leid, denn es war ein endloser und erschreckend ermüdender Kampf, den ihre Cousine tattäglich ausfechten musste.

Lea erschrak auf einmal sichtlich, als jemand ihr ihre Decke wieder über die Schultern legte. Sie hatte gar nicht bemerkt, das sie herab gerutscht war. Erschrocken blickte sie in Jasons Gesicht und er erklärte sein tun außerordentlich überheblich:“ Ich will Euch nicht Tot ans Ziel bringen, das würde meinem Bruder überhaupt nicht gefallen.“

Sie ergriff etwas skeptisch die Decke, sagte nichts und zog sie eng um sich.





Lea erwachte als alle noch schliefen, nur die beiden Wachen sahen sie an, während sie sich schwerfällig vom Boden erhob und einmal kräftig ihre Steifen Knochen streckte. Es war noch dunkel, nur in der Ferne sah man wie der Himmel sich von der Morgensonne allmählich am Horizont rot verfärbte. Die Vögel nahmen langsam ihre Lieder auf und begannen mit ihrem Tagewerk.

In der Nähe, hinter einer dichten Buschreihe war ein kleiner Bach, sie musste sich unbedingt etwas frisch machen, sie fühlte sich unglaublich schmutzig. Lea blickte zu den Wachen, die sie die ganze Zeit beobachtet hatten, zeigte auf die Büsche und die beiden nickten ohne zu zögern und so machte sie sich auf ihrem Körper und ihrer Seele einmal etwas Gutes zu tun.
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Ihr Gepäck hatte man für die Nacht unter einem Baum gelagert. Eine Weile kramte sie darin herum und holte dann ein Stück Seife, einen kleinen Lappen und ein Handtuch aus der Tasche.

Jason beobachtete ihr Tun heimlich, er tat so, als würde er noch schlafen, doch schon seit einiger Zeit lag er wach und betrachtete sie wie sie schlief. Als sie dann hinter den Büschen verschwunden war, erhob er sich unvermittelt und ging zu seinen Wachen, wütend murrte er sie an:“ Es soll sich doch keiner alleine vom Lager entfernen.“

“Es ist doch nur das Weib.“

Meinte der eine unbedacht und Jason fragte ihn fast brodelnd:“ Und was glaubst du was mein Bruder, euer Laird, mit Euch macht, wenn ich beide Frauen nicht in einem Stück zu ihm bringe? Ihr wisst doch genauso gut wie ich, das wir hier auf der Grenze zum Land der Downharts sind und die gehen nicht gerade zimperlich mit Fremden um, wenn sich die Gelegenheit dafür ergibt und was glaubt ihr ist mehr Gelegenheit als zwei englische Frauen.“

Hastig sprang der eine auf und wollte ihr folgen, anscheinend war seine Phantasie gut genug um sich die Wut seines Lairds und die darauf folgende Bestrafung ausmalen zu können, doch Jason hielt ihn zurück in dem er ihn an maulte:“ Bleib hier verdammt, ihr verlasst euren Posten nicht, ich gehe!“

Er drehte sich um und folgte ihr, das seltsame Grinsen seiner Männer sah er zum Glück nicht, denn in diesem Fall funktionierte ihre Phantasien noch schneller und vollkommen ausreichend.

Er trat um die Hecken herum und machte sich bemerkbar, in dem er unbeabsichtigt auf einen klein Ast trat, der laut knarrend brach. Lea blickte erschrocken hinter sich und hörte sofort mit ihrem tun auf. Sie war gerade dabei ihr Kleid herab zu ziehen, nachdem sie die Haken und Ösen schwerfällig geöffnet hatte.

„Was soll das?“

Fragte sie wütend und zog ihren bereits aufgeknöpften Kragen wieder etwas zusammen, um ihm die Sicht zu nehmen. Mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen verschränkte er seine Arme vor der breiten Brust und erklärte ihr mal wieder hochmütig:“ Es tut mir leid, aber ich darf Euch nicht aus den Augen lassen. Mein Bruder würde mich vierteilen wenn ich Euch nicht ans Ziel brächte und leider ist diese Gegend hier keineswegs Sicher und schon gar nicht für Euch.
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Eure Herkunft, Ihr versteht?“

Genervt verdrehte sie ihre Augen und befahl ihm zu seiner Überraschung barsch:“ Dann dreht Euch gefälligst um.“

„Um Euch aus den Augen zu lassen? Ganz gewiss nicht! Ihr müsst nun mal damit Leben, in der Natur und ganz besonders in den Highlands, gibt es keine Privatsphäre.“

Entgegnete er ihrem Befehl triumphierend, denn anscheinend hatte er sie in eine Situation gebracht, in dem er sie ein wenig demütigen konnte, um sich ihr gegenüber endlich wieder als Mann fühlen zu können. Lea erkannte jedoch sofort sein tun, atmete kräftig einmal durch, entschuldigte sich im Geiste bei ihrem Vater für die nun folgende Schande und meinte dann, mit ernster Stimme und gespielter Gleichgültigkeit:“ Ihr seid überaus unverschämt, Jason MacKneele! Aber bitte, wenn Ihr meint das dies nötig ist, will ich Eurem auferlegten Aufgabenbereich nicht im Wege stehen.“

Und schon löste sie ihre Hand vom Kragen und der dunkle Stoff glitt leise raschelnd von ihren Schultern herab.

Atemlos stand er da und konnte seine Augen nicht von ihr nehmen. Er stellte bewundernswert fest, welch makellose zarte und leicht gebräunte Haut sie doch hatte. Wie Gold schimmerte sie in der frühen Morgensonne. Äußerst ungewöhnlich für eine englische Frau, doch was war an ihr schon gewöhnlich. Das weiße Mieder bedeckte ihre Brüste nur spärlich und dann die weiche Form ihrer Taille lies seinen Mund staub trocken werden.

Kurz warf Lea einen Blick über ihre nackte Schulter in sein nicht zu deutendes Gesicht. Er war starr wie eine Statue, ausdruckslos und kühl. Kopfschüttelnd kniete sie sich in den Kies und begann dann mit einem kaum zu unterdrückenden triumphierenden Lächeln sich zu waschen. Nach einer Weile, dieser für ihn atemberaubenden Prozedur, fragte sie ihn zu seiner Überraschung:“ Wenn Ihr schon da rum steht, könnt Ihr Euch auch als nützlich erweisen und mir bitte einmal über den Rücken Waschen. Der Dreck klebt wirklich überall.“

Sie umschlang ihr volles schwarzes Haar mit einer Hand und schob es noch vorne, über ihre Schulter.

Zuerst konnte er sich nicht rühren, doch abschlagen konnte er ihr diese Bitte auch nicht.
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Er wollte sie unbedingt berühren, ihre Haut spüren, sie so weich zu sein schien, wie die Wolken, eines warmen Sonnentages.

Schweigend kam er zu ihr, kniete sich hinter sie und ergriff den von ihr gereichten weichen Lappen. Sie roch wundervoll, irgendwie nach Zimt und das beruhigte ihn und seine Sinne wieder etwas, was ihn wiederum im nächsten Augenblick verwirrte.

Lea war überrascht wie überaus gründlich er ihr ihren Rücken und die Schultern abwusch. Es war ihr, als würde er jeden Millimeter der ihm feilgebotenen Haut gründlich reinigen wollen.

Er verstand sich nicht, denn es kostete ihn eine Unmenge an Überwindung ihren anmutig weich geschwungenen Nacken nicht zu küssen, ihre so zart wirkende Haut mit seinen Händen nicht zu berühren. Wie konnte sie sich ihm nur so ausliefern? Er war in ihren Augen doch der Feind, zumindest sollte er dies sein. Doch sie war wiederum die Bissigkeit in Person, sie hatte keinerlei Respekt und was noch viel beachtlicher war, keine Angst vor ihm. So schmiss er, sich dessen wieder bewusst werdend, den Lappen vor sie und verschwand ohne ein weiteres Wort. Verwundert sah sie ihm nach, den Sieg wissentlich auf ihrer Seite und beendete ihr tun nach kurzem zögern.

Das Lager war schon erwacht als sie zurückkehrte und Isabella kam auf sie zu gelaufen. Schüchtern meinte Lea:“ Es tut mir leid wegen gestern, Isa.“

„Du hast ja recht“, gab Isabella zu und nahm beide Hände ihrer Cousine in die ihre:“ Doch muss ich meine Erfahrungen selbst machen und unmittelbar aus meinen Fehlern lernen.“

Lea nickte erleichtert und schloss sie in die Arme. Sie liebte sie einfach und wollte nicht, dass man ihr weh tat. Schon seit Kindheitstagen an waren sie einfach unzertrennlich gewesen. Sie teilten jedes ihrer Geheimnisse miteinander und auch jeden Schmerz und jede Enttäuschung. Sie waren immer für einander da gewesen, standen sich zur Seite und hielten sich gegenseitig aufrecht. Sie waren verschworen und das war ungemein selten in jener Zeit, in der es nur zählte was du bist und was du hast und keinen dein wirkliches Ich und dein wahren Charakter interessierte.

„Wo warst du nur?“

Fragte Isabella neugierig und Lea antwortete ihr, hinter sich zeigend:“ Ich war mich nur etwas frisch machen.“

„Oh, ich wünschte das könnte ich jetzt auch tun, doch Jason ist irgendwie wütend und will sofort aufbrechen.
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Weißt du was geschehen ist?“

Schmunzelnd schüttelte Lea ihren Kopf und log lieber um Isabella nicht aufzuregen:“ Nein, keine Ahnung. Ich glaube er ist einfach unausgeschlafen und eine wirklich von Grund auf unzufriedene Person.“

„Ja, das wird es sein. Ich glaube keiner von uns hat diese Nacht besonders gut verbracht. Ich hatte ständig das Gefühl, ein wildes Tier kommt und will uns fressen. Jedes Geräusch lies mich aufhorchen. Es war einfach furchtbar. Nun, vielleicht können wir die nächste Nacht in einem Gasthof, oder zumindest in einer Scheune schlafen“, sie seufzte schwerfällig und hoffte eher auf den Gasthof als auf die Scheune.

„Komm, Mr. Baxter hat unsere Pferde schon gesattelt und die Packpferde sind auch schon fertig.“

Überrascht sah sich Lea um, während Isabella sie hinter sich her zog und erst jetzt nahm sie wahr, dass alles schon fertig war, so lange war sie doch gar nicht fort gewesen.



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Kapitel 4



„Liebe ist einäugig, der Hass Gänzlich blind.“

Berthold Auerbach



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Sie ritten sieben weitere Tage durch das unbezwingbar wirkende Schottland und das ohne in etwas weicherem zu übernachten, als auf dem harten Boden der Natur. Lea störte es nicht, sie genoss die sternenklare Nächte, den kühlen Wind der Nacht auf ihrem Gesicht und die allmorgendlichen Sonnenaufgänge. Langsam begann sie zu verstehen, was ihr Vater an diesem Land so liebte. Die Natur, alles war so unkontrolliert, ungezähmt und einfach nur unbeschreiblich wunderschön. Während Lea alles um sich herum genoss, wurde Isabella langsam alles zu viel. Ihr tat alles weh, sie war müde, erschöpft und konnte mit dem Schmutz auf ihrer sonst so gepflegten Haut nicht umgehen. Das waschen an den kalten Bächen war für sie eine Tortur des unmöglichen, doch sie zwang sich und reinigte sich wenigstens ein wenig. Das Essen war hager, der Wein war viel zu verdünnt und sie jammerte die ganze Zeit, wie sehr doch ihr Magen knurrte und das nichts ihren Durst zu stillen vermochte.
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Sie beschwerte sich immer wieder bei Lea, das sie nun Hornhaut vom stundenlangen reiten an ihrem Hintern hatte und das sie sich nicht vorstellen konnte, jemals wieder tanzen zu können. Sie betete jeden Tag darum, endlich anzukommen, doch jeden Tag wurde sie wieder aufs Neue enttäuscht.

Die Reise war anstrengend und für jemanden, der es nicht gewohnt war zu reiten, auch einmal auf Annehmlichkeiten zu verzichten, verständlicherweise eine unglaubliche Tortur.

So sehr Isabella auch sein wollte wie Lea, ihre Bequemlichkeiten wollte sie auf keinen Fall aufgeben und sie war sich auch nicht zu fein zu jammern. Sie war halt eine Frau und das war eindeutiger Weise zu viel für sie. Sie graute sich jetzt schon vor der Heimreise, auch wenn dies noch eine Ewigkeit ihn zu sein schien.

Lea hingegen schwieg, obwohl auch ihre Grenze langsam erreicht zu sein schien. Auch ihr tat alles weh. Der Sattel war zu hart, passte hinten und vorne nicht, noch nicht einmal dem armen Pferd. Die gesamte Anspannung zerrte langsam an ihren Nerven und die Nächte wurden durch die Kälte immer unerträglicher. Doch sie sagte kein Wort und wenn man sie fragte, wie es ihr denn ginge, legte sie ein sehr überzeugendes lächeln auf und sagte immer nur, sehr gut.

Sie überquerten täglich steile Hügel und Berggruppen, durchquerten Wälder und passierten anscheinen mehrere Territorien. Denn dann nahm man die beiden Frauen immer in die Mitte und sie bemerkten wie aufmerksam alle wurden. Keiner sprach ein Wort, es war eine bedrückende und beängstigende Stille die sie dann alle umgab. Die Anspannung war fast greifbar und jedesmal überrannte ein Schauer der Sorge Leas gesamten Körper.

Die Verpflegung wurde immer spärlicher und des Nachts machten sie auf einmal kein wärmendes Feuer mehr und man fror jede Nacht bitterlich. Lea und Isabella schliefen nur ein, weil ihre Muskeln irgendwann zu müde zum zittern waren und die Erschöpfung beide übermannte.

Eines Tages passierte dann das, was sie eigentlich hofften umgehen zu können. Sie durchquerten gerade das Land der MacMillen, ein verarmter und oftmals leicht reizbarer Clan, als sie schon in der Ferne eine scharr an Reiter sahen, die auf sie zu geprescht kamen.

„Jason“, sagte MacBeth nur und sofort blieben sie stehen.
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Den beiden Frauen warf man Decken in den Farben ihre Clans zu und MacKneele befahl eindringlich:“ Legt sie um, sagt kein Wort und um Gottes Willen, seht sie nicht an!“

„Aber warum?“

Wollte Lea wissen, doch er murrte nur ungeduldig:“ Tut einfach was ich Euch sage!“

Sie erkannte sofort den Nachdruck den seine Stimme den Worten verlieh und legte sich die Decken um ihre Schultern. Er würde schon wissen weshalb und das musste ihr jetzt erst einmal reichen. Isabella blickte völlig verängstigt noch einmal zu ihrer Cousine auf und tat es ihr dann gleich. Man drängte die Pferde der beiden Frauen dicht nebeneinander und MacKneeles Männer postierten sich undurchlässig um sie herum.

Jason ritt mit Baxter und MacBeth einige Schritte vor sie und warteten geduldig auf das ankommen der Landbesitzer. Sie wirkten auf einmal nicht mehr besorgt und keiner zeigte Angst. Eher lässig saßen sie auf ihren Pferden und schienen irgendwie gelangweilt zu sein.

„Ah … ein MacKneele“, sagte ein junger Mann gedehnt, als sie die Gruppe erreichten und erkannte um wen es sich handelte. Er trat mit seinem Pferd, dass seinen Kopf nervös hin un her warf, auch noch etwas nach vorne um skeptisch weiter auszuführen:“ Was macht Ihr hier und dann auch noch mit so vielen Eurer Krieger?“

Er blickte an Jason vorbei und entdeckte die beiden Frauen zwischen dessen Männern. Sie hatten ihre Häupter demütigend gesenkt, doch ihm fiel trotzdem auf, welch unglaubliche Schönheiten die beiden waren. Nach einem kurzen Augenblick drehte sich ihm Jason ins Blickfeld und sagte vollkommen ruhig:“ Antgen MacMillen, wir haben etwas abholen müssen und wie mir scheint, muss man das was man hat wohl auch beschützen.“

Sein Gegenüber zog eine Augenbraue in die Höhe und fragte übertrieben gespielt Skeptisch: „Ihr wollt doch wohl nicht behaupten, das wir Euch eventuell bestehlen wollen?“

„Das würde ich niemals tun.“

Jeder konnte die Ironie in Jasons Stimme hören, doch sie ignorierten es. Es schien ein kleines Gefecht der unausgesprochenen Wahrheit zu sein.

„Wie mir scheint habt Ihr Euch zwei Weiber zugelegt.“

Stellte MacMillen fest und blickte wieder auf die beiden Frauen. Seine Augen bekamen einen seltsamen Glanz und er rieb sich einmal über seinen Mund, denn ihm lief buchstäblich das Wasser darin zusammen.
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„Euch entgeht wohl nichts.“

Bemerkte Jason etwas wiederwillig und betrachtete etwas Sorgenvoll dessen Gesicht.

„Nein …“, er lachte schelmisch und zeigte auf die Frauen:“ So etwas schon gar nicht. Aber wie wäre es denn, wenn Ihr mir eine abgebt, so als … Durchgangsgebühr, weil Ihr mein Land durchqueren wollt.“

Lea versteifte sich augenblicklich, denn sie begriff was da vor sich ging. Keiner wusste, bis auf ihre Cousine, das sie jedes Wort verstand was gesprochen wurde. Isabella spürte die Veränderung in ihre Haltung und ahnte, dass etwas ganz und gar nicht stimmen konnte. Sie konnte ja nicht verstehen was die beiden besprachen, nur Lea konnte das und ihrer Reaktion zufolge, war es nichts Gutes.

Jason lächelte indes verhalten und erklärte ihm etwas belustigt:“ Ihr wollt mir eine Abnehmen?“

Für eine Sekunde blickte er hinter sich und schien nachzudenken, was Lea wirklich schockierte. Es war so, als würde er tatsächlich kosten und nutzen abwiegen. Was wäge wohl schwerer, ihr Verlust, oder die Strafe seines Bruders wenn eine von ihnen fehlte? Und sie war sich sicher, dass sie es sein würde, denn sie reizte ihn und überspannte ab und an seine Nerven. Doch dann blickte er wieder auf MacMillen und sagte zu ihrer Beruhigung, wenn auch etwas unschlüssig wirkend:“ Nein … lieber nicht.“

„Ich bitte nicht gerne, MacKneele … eigentlich bitte ich nie“, begann MacMillen zu drohen und seine Stimme wurde immer dunkler, während er sich durch sein blondes Haar strich:" Gebt mir eine, am besten die Schwarzhaarige dort, bevor ich Euch herausfordern muss und wir beide wissen ja wie das Enden wird.“

„Mit Eurer Niederlage“, drohte Jason zurück und da zogen alle seine Krieger schon ihre Schwerter. Bei dem schleifenden Geräusch zuckten beide Frauen sichtlich zusammen. Lea schielte etwas zu ihnen auf und erkannte nur an ihrer Körperhaltung, das sie bereit waren zu Kämpfen. Sie würden einen Krieg herausfordern und das für zwei Frauen, die sie eigentlich wegen ihrer Herkunft verachteten. Es war nicht richtig, es war unsinnig und dumm.

„Wollt Ihr das wirklich, MacMillen“, begann ihn Jason in aller Seelenruhe zu warnen:“ Wollt Ihr einen Krieg gegen den MacKneele Clan heraufbeschwören und Euch gegen eine der Mächtigsten Familien stellen und somit auch gegen unsere Verbündete? Wollt Ihr wirklich der Verursacher sein?“

MacKneele sah sein gegenüber durchdringend an und er erkannte sofort, das dieser mit seinem Vorhaben zu schwanken begann.
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„Denkt gut nach, bevor Ihr mich wegen einem nichtsnutzigem Weib herausfordern wollt.“

„Antgen“, ein Krieger seines Clans trat etwas an ihn heran und bat ihn deutlich eingeschüchtert:“ Bitte … Eurem Vater würde dies nicht gefallen.“

„Hört auf Euren Freund, MacMillen, denn er hat recht mit dem was er sagt. Oder habt Ihr etwa schon vergessen wie lange Euer Vater um einen Zusammenschluss bat?“

Noch immer blieb Jason unwahrscheinlich ruhig und beobachtete den jungen MacMillen unbeeindruckt von dessen wütendem Gesicht. Dieser blickte wieder starr auf Lea und biss so fest seinen Kiefer auf einander, das man es fast knacken hörte. Jason sah, das er sie wirklich wollte und nur schwer dem wiederstehen konnte.

„Verschwindet von meinem Land, bevor ich Euch verjagen lasse.“

MacKneele nickte schlicht auf seine fast schon gebrüllten Worte hin. Obwohl er ihn gerne noch aufgeklärt hätte, dass dieser Grund und Boden ihm noch lange nicht gehörte und wenn er sich in Zukunft so verhalten würde, würde es auch nicht lange der seine bleiben.

Er gab seinen Männern ein deutliches Zeichen und sie folgten ihm. Erst als man sie nicht mehr sehen konnte, steckten sie ihre Schwerter wieder zurück und nahmen wieder etwas mehr Abstand zu den Frauen auf.

„Was war da los, Lea?“

Wollte Isabella flüsternd wissen und ihre Cousine erklärte ihr, im nachlässigen Ton:“ Sie wollten eine von uns haben.“

„Was?“

Ihre Cousine war hörbar schockiert und blickte noch einmal über ihre Schulter und krallte sich dann an ihren Zügeln fest, als würden diese sie daran hindern in Ohnmacht zu fallen.

„Ist schon gut, Isa, schließlich muss Jason MacKneele uns ja zu Tyra bringen.“

Lea versuchte sie zu beruhigen.

„Na Gott sei Dank.“



Jason sprach während der gesamte Reise kein weiteres Wort mehr mit ihr, er sah sie auch kaum noch an und beobachtete sie nur selten.
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Ihr war es recht. Hatte sie doch andere Dinge zu tun, als sich mit ihm und seiner Abscheu zu beschäftigen.

Es war schon dunkel, als sie endlich am zehnten Tag ihr Ziel erreichten. Müde stöhnte Lea auf, alles tat ihr weh und sie glaubte, so schnell nicht mehr auf einem Pferd sitzen zu wollen. Sie konnte kaum erahnen wie schlimm es ihrer Cousine erging.

Sie überquerten einen Schmalen Steg, der über einen tiefen Wassergraben führte und standen vor einem riesigen Tor. Jason rief auf Gälisch laut aus:“ MacKneele ilt bàgg (ist zurück)“, und das Tor wurde direkt. Die Straßen waren fast Menschenleer, nur ab und zu sahen Menschen aus ihren Fenstern und traten aus ihren Häusern, als sie diese durchquerten und auf eine riesige, überaus einschüchternde in den Fels geschlagene Burg zuritten, die von unzähligen Fackeln beleuchtet wurde. Isabellas Augen fielen ihr fast aus dem Kopf als sie diese in der Dunkelheit erkannte und meinte schockiert flüsternd zu Lea:“ Oh Himmel … hast du so etwas hässliches schon einmal gesehen?“

Lea schüttelte sprachlos ihren Kopf, doch sie fand dies nicht hässlich, sondern atemberaubend schön. Ein kunstwerk der Baukunst, auch wenn man sich mit der Fassade etwas mehr Mühe hätte geben können. Doch das schien für sie nicht wichtig zu sein, es passte einfach nur wunderschön in die felsige Landschaft, es verschmolz regelrecht mit ihr. Ein Ungetüm in einen Fels geschlagen, so wirkte es auf andere, doch in ihren Augen war es so, als würde der Fels die Burg verschlingen, sie fast unsichtbar machen. Und natürlich waren die Wände der Festung nicht weiß getüncht, sie sollte erschreckend wirken, und das tat sie. Sie war eine Wucht, etwas das die Kraft des Clans wiederspiegelte und jeden ehrfurchtsvoll zurückweichen lies. Ein respektvolles Lächeln umspielte Leas Lippen und sie atmete unglaublich tief ein. Jason blickte just in diesem Augenblick über seine Schulter und sah ihr positiv wirkendes Erstaunen, im Gegensatz zu ihrer Cousine, die eher vollkommen eingeschüchtert wirkte. Er beobachtete wie sie sich umsah, alles in sich aufzunehmen schien und einmal tief durch amtete.

Schweigend durchquerten sie, noch einen weiteren unüberwindbar wirkende Wall, der von einem schweren Tor verschlossen wurden, bevor sie dann endlich auf einem großen, ausladend wirkenden Hof direkt vor der Burg zu hielten.
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Als sie endlich anhielten, blickte Lea sich noch einmal um stieg dann müde und unglaublich steif vom Rücken ihrer Stute. Es muss für andere ausgesehen haben, als würde eine hölzerne Puppe aus dem Sattel gleiten. So grazil wie möglich versuchte Lea sich einige Schritte zu bewegen, doch ihre Kehrseite brachte sie fast um den Verstand. Sie ging zwei Schritte und ihre Knie gaben nach, doch zwei große Hände packten sie an den Oberarmen und hielten sie fest. Der Griff schmerzte und doch war sie froh, dass man sie auf ihren Beinen hielt. Dankbar blickte sie hinter sich und erkannte Jason, seine Augen sahen direkt in die ihre.

„Geht es wieder?“

Seine Stimme war leise und weich und das brachte Lea nur dazu zu nicken und ein fast unhörbares:“ Danke“, hervor zu würgen.

Die große Tür der Burg öffnete sich und Isa erkannte oberhalb der Stufen Tyra, die übermütig mit den Armen wedelnd und mit unübersehbarem Bauch unglaublich schwerfällig auf sie zu kam. Es sah irgendwie watschelnd aus.

Sofort ließ Jason Lea los und wandte sich wortlos ab. Sie beobachtete ihn, wie er sein Pferd an den Zügel nahm und ohne ein Wort des Abschiedes ging. Sie seufzte schwer und blickte zu ihrer Cousine.

Erleichtert fielen sich Isabella und Tyra in die Arme und hielten sich einen langen Moment weinend fest. Kurz darauf plapperten sie aufgeregt durcheinander, keiner ließ dem anderen die Möglichkeit auszureden, was irgendwie lustig aussah. Lea stand am Rand des Geschehens und beobachtete beide Frauen mit warmen Augen. Eine seltene Freundschaft, die von sovielen Meilen getrennt wurde und trotzdem hielt.

Tyra folgte ein Mann, der erkennbar Jasons Bruder war, sie sahen sich sehr ähnlich und die beiden Begrüßten sich kurz mit einem fast unscheinbaren Nicken und ihm folgte eine alte Frau, die unglaublich freundlich drein lächelte.

Dann entdeckte Tyra Lea und erkannte sie sofort, freundlich umarmte sie den unerwarteten Gast und sagte:“ Es ist so schön Lea, das Isabella den Weg nicht alleine beschreiten musste, willkommen in meinem Zuhause.“

“Danke, das man mich willkommen heißt.“

Meinte Lea müde und verkniff sich krampfhaft ein Gähnen.
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„Aber natürlich, das wird lustig.“

Auf einmal verschwand ihr liebevolles Lächeln und sie sagte ernst, Leas Hände ganz fest haltend:“ Isa hat mir das von deinem Vater berichtet, es tut mir unendlich leid.“

Tyra strich sanft über Leas Arm und versuchte nicht all zu bedrückt zu wirken, doch Lea meinte tapfer wirkend:“ Ich danke dir … danke.“

Tyra drückte sie noch einmal fest an sich, zumindest so wie es ihr Bauch zu ließ, bevor sie dann auch zu Isabella meinte:“ Kommt, ich mache Euch mit meinem Mann Wilbert bekannt.“

Sie ergriff beide an den Händen und zog sie ungestüm hinter sich her, auf ihren Ehemann zu. Dieser stand etwas Abseits, mit gespreizten Beinen und ineinander verschlungen Armen vor seiner Brust. Sein Gesicht war starr und doch konnte man sehen, wie liebevoll seine Augen schimmerten, wenn er seine Frau bei jeder ihrer etwas wuchtig wirkenden Bewegungen beobachtete.

„Wilbert, das ist meine beste Freundin seit Kindheitstagen an, Isabella Jones und ihre Cousine, Leathendra Bradley.“

„Leathendra … Bradley?“

Fragte die alte Frau während sie vor ihren erschrocken drein blickend Sohn trat, dessen Gesichtsausdruck sich auf einmal immer deutlicher seltsam veränderte und Lea nickte zögerlich mit fragendem Blick.

„Ein nicht sehr geläufiger Vorname, kanntet Ihr vielleicht Leathendra Mathew?“

„Sie war die geliebte Tante meiner Mutter“, antwortete Lea nickend:“ Doch leider verstarb sie kurz vor meiner Geburt und so erhielt ich ihren Namen in Gedenken an sie.“

Lea war verwirrt und Tyra blickte verwundert zwischen ihrer Schwiegermutter und ihrem Gast hin und her, ihr Mann, der noch immer den Überraschungsgast stumm anstarrte, fiel ihr gar nicht auf.

„Mein Gott, klein ist die Welt“, begann die alte Frau hörbar erfreut:“ Dann ist Eure Mutter Anastacia, ich lernte sie einst in Edinburgh kennen und lieben, eine starke und wirklich wunderschöne Frau.“

Alle sahen überrascht zu, wie die alte Frau ihren Arm um Leas Schultern legte und sie mit sich führte, während sie fragte:“ Ich bin Lady Caroline, die Mutter des Lairds. Sagt, wie geht es Eurer lieben Frau Mutter?“

„Nicht so gut, Mylady, mein Vater starb vor kurzer Zeit, ihr Schmerz sitzt tief und … und der meine auch.
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Unglaublich Traurig aussehend blieb sie unvermittelt stehen und umarmte Lea unverhofft, fest drückte sie diese an ihre Brust. Lea wusste nicht weshalb, aber es tat gut von einem fremden Menschen echtes Mitleid zu spüren. Obwohl sie nicht verstand, warum eine fremde Frau um ihren Vater zu trauern schien. Kannte sie ihn etwa auch?

„Theodor Bradley, tot?“

Jetzt sah sie ihren Sohn über Leas Schultern hinweg an, der plötzlich Verstand und wiederum dastand, als würde seine Mutter einen Geist im Arm halten. Er konnte es kaum glauben, Theodor tot und doch war eine leibhaftige Bradley in seinem Haus und das vollkommen unerwartet. Ob dies ein Zeichen von Gott in dieser schweren Zeit war?

„Das tut mit unsagbar leid, ich weiß welchen Schmerz es bedeutet einen geliebten Menschen zu verlieren.“

Ihre Stimme bebte, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Hastig löste sie die Umarmung wieder und zog Lea hinter sich her, während sie ungehalten drauf los plapperte, sich wieder vollkommen im Griff habend:“ Vielleicht ruht Ihr Euch etwas aus und später erzählt Ihr mir alles, ich will alles wissen und dann werde ich Eurer Mutter einen Brief schreiben … Wusstet Ihr, dass mein verstorbener Mann sie mit Eurem Vater zusammen bekannt machte? Denn eigentlich war Eure Mutter eine der wenigen Frauen die keinerlei Interesse an ihm hatte und ihn beim besten Willen noch nicht einmal kennen lernen wollte.“

Lea musste schmunzeln und folgte ihr schnellen Schrittes.





Ihr Kopf lag schwer auf den weichen Kissen, es war mitten in der Nacht als sie mit leichten Kopfschmerzen erwachte. Sie hatte die letzten Stunden so viel mit Lady Caroline geredet und so viel zu gehört, das sie nicht mehr wusste, wo ihr der Kopf stand. Manche Fragen waren für sie seltsam. Es waren Dinge über ihren Vater, die sie nicht immer beantworten konnte, aber da sie ihn und ihre Mutter anscheinend gut kannten, machte sie sich darüber keine größeren Gedanken.

Isabella, die unbedingt bei ihr Schlafen wollte, verweilte tief in ihren Träumen und schnarchte leise vor sich hin. Ab und zu murmelte sie etwas vor sich in die Kissen, was wohl der körperlichen Erschöpfung zuzuschreiben war.

Lea fiel vor wenigen Stunden tot müde in ihr Bett und schlief sofort ein.
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Doch nun erwachte sie und konnte einfach nicht wieder einschlafen und das trotz ihrer noch immer spürbaren bleiernen Müdigkeit. So erhob sie sich langsam aus der warmen Schlafstätte. Sie schlug die beiden gefütterten Decken ganz sachte zurück und kroch von der weichen Matratze. Dann schlug sie diese wieder zu und blickte noch einmal auf ihre noch immer tief schlummernde Cousine.

Seit ihr Vater starb schlief sie kaum noch eine Nacht durch, träumte wirres, nicht zu definierendes Zeug und sie wusste mittlerweile, dass es nichts brachte liegen zu bleiben. Also erhob sie sich auch hier und beschloss in die Bibliothek zu gehen, die sie am Abend voller Stolz gezeigt bekam. Man sagte ihr, es sei die einzige weit und breit in Schottland mit solch einer Auswahl an Büchern. Lady Caroline erwähnte auch flüsternd, dass ihre Landsleute keine großen Freunde des geschriebenen Wortes seien und dass sie lieber kämpften als zu reden.

Lautlos zog sie sich einen dünnen Umhang über und schlich barfüßig aus dem Zimmer. Isabella bekam von alle dem nichts mit, sie schlummerte zufrieden weiter.

Geräuschlos schlich sie die kalte steinerne Treppe herab um hinunter in die große Halle zu gelangen, von dort kam sie in die Bibliothek, die mit so vielen unzähligen Büchern bestückt war, das sie nicht wusste wo sie beginnen sollte.

Im Kamin brannte noch ein wärmendes Feuer und sie kniete sich davor auf einen weich geknüpften Teppich. Ihre ausgekühlten Hände streckte sie den Flammen entgegen. Nach wenigen Minuten erhob sie sich aufgewärmt wieder und gab dem Feuer noch etwas Nahrung, bevor sie begann, sich nach einem guten Buch umzusehen. Sie lief an den Regalen entlang und streifte mit ihren Fingerkuppen über die gut erhaltenen Werke, der verschiedensten Schriftsteller. Bei einem ihr unbekannten hielt sie inne und zog es heraus. Es war ein schottisches Buch, in gälischer Schrift, mit mystischen Geschichten der Highlands. Vorsichtig strich sie darüber und spürte einen Druck auf dem Deckel, der im Licht des Feuers eine Distel darstellte.

„Was wollt Ihr mit diesem Buch, Ihr könnt es ja doch nicht lesen.“

Vor Schreck wäre es ihr beinahe aus den Händen geglitten, nur mit viel Anstrengung konnte sie es gerade noch fangen.
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Hecktisch drehte sie sich um und erkannte Jason, wie er aus dem Schatten ins dämmrige Licht trat.

Wütend stemmte sie ihre rechte Hand in die Hüfte, während sie mit der Linken das Buch an ihre Brust drückte und fuhr ihn an, während ihr Herz sich fast zu überschlagen schien: „Verdammt noch mal, weshalb erschreckt Ihr mich immer so?“

“Vielleicht nagt etwas an Eurem Gewissen und Ihr seid deswegen so ängstlich.“

Stellte er triumphierend klingend fest und verschränkte seine Arme vor der Brust.

“Wohl eher kaum! Es ist Euer fehlender Anstand der es Euch anscheinend untersagt, Euch bemerkbar zu machen bevor Ihr mich ansprecht. Irgendwann falle ich noch Tod um …“, Lea stockte für einen Moment und meinte noch, ihre Schultern kurz anhebend:“ Aber das würde Euch ja gefallen.“

Schmunzelnd zuckte er nun auch mit seinen Schultern, bevor er sich in einen der beiden Sessel vor dem Kamin fallen ließ.

Es schien sie nicht zu stören, dass sie nur ihr Nachtgewand trug, das am Halsansatz nicht verschnürt war und der Umhang offen stand und sehr viel ihrer augenscheinlichen Weiblichkeit zur Ansicht frei gab. Ihr langes schwarzes Haar hing in aufgewallten Locken über ihre linke Schulter und lies sie so unschuldig wirken, das er sich ein Lachen nur schwerlich verkneifen konnte.

„Dort trüben stehen die Englischen. Die brachte meines Bruders Frau mit in dieses Haus.“

Sie hörte wie angewidert er über Tyra sprach und nahm ungeniert in dem Sessel ihm gegenüber Platz.

„Ihr hasst wirklich alles was Englisch ist, nicht wahr?“

Leas Stimme nahm einen verständnisvollen weichen Ton an, doch von ihm kam wieder nur dieses zucken, unbeirrt sprach sie einfach weiter:“ Euer Hass nagt ganz schön Konsequent an Euch. Ich kann anscheinend froh sein, das Ihr überhaupt ein Wort mit mir wechselt, Tyra hat da wohl nicht so viel Glück.“

Er erkannte die scharfe Ironie in der Stimme und beugte sich etwas nach vorne, seine Ellenbogen auf seinen Knien aufgelegt, um sie ernsthaft zu maßregeln:“ Ihr habt eine viel zu lockere Zunge für ein Weibsbild, passt auf das man sie nicht irgendwann einmal herausschneidet wenn Ihr an den Falschen geratet.“

Auch sie beugte sich nun etwas nach vorne und fragte skeptisch, die Augen fest zusammengekniffen:“ War dies etwa eine Drohung?“

Jetzt lehnte er sich wieder etwas zurück und fragte triumphierend klingend zurück:“ Hm … habt ihr Angst?“

Auch Lea lehnte sich wieder in den weichen Stoff, überlegte sichtlich einen Augenblick lang und erklärte dann ganz gelassen:“ Nein, eigentlich nicht.
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Aber wenn ich Euch damit eine Freude bereite und ihr somit heute Nacht etwas besser schlafen könnt, will ich Euch den Gefallen tun. Der klügere gibt eben nach und da ich Gast in diesem Hause bin ….“

Lea zog das Buch fester an sich und riss ihre Augen auf. Ihre Stimme bebte übertrieben, als sie schauspielerisch zu ihm sprach:“ Oh Gott, ich zittere vor Angst, bitte, bitte, tut mir nichts und ich werde für immer schweigen und demütig vor Euch kriechen. Ich tue alles was Ihr wünscht.“

Wütend sah er sie an und Lea ahnte, das sie wohl etwas zu weit gegangen war, doch wenn er wüsste das sie wirklich Angst in diesem Moment hatte, dann würde er sie auslachen und ewig darüber spotten.

„Ihr Engländer seid ein wahnsinnig überhebliches Volk.“

„Und ihr Schotten seid keineswegs besser.“

Konterte Lea sofort und richtete sich wieder etwas auf, ihre Augen fest auf ihn gerichtet. Warum senkte sie nicht ihren Blick? Wo war die übliche Scheu einer Frau, die Angst?

„Nun, wenigstens versuchen wir nichts Unmögliches.“

Als er das sagte, zeigte auf das Buch in ihren Händen. Ihr Blick glitt über den Druck und sie schmunzelte ihn unweigerlich an und als sie ihn fragte:“ Soll ich Euch ein Geheimnis verraten“, wurde Ihre Stimme ganz sanft und bekam etwas Unerklärliches und unweigerlich ergriff ihn ein kühler Schauer, als wäre ein Geist im Raum, der ihn vor ihren nächsten Worten warnen wollte.

Neugierig stütze er seine Ellenbogen wieder auf seine Knie und beugte sich wieder etwas nach vorne. Er wusste nicht weshalb, aber er konnte sich ihr nicht entziehen. Sie machte ihn wütend, reizte ihn, war fürchterlich besserwisserisch, hatte keinerlei Respekt und was am schlimmsten war, augenscheinlich keine Angst vor ihm. Doch konnte er nicht einfach aufstehen und gehen. Ihre dunklen Augen strahlten ihn in diesem Moment seltsam an und dann dieses Lächeln …

Er sah schweigend zu, wie sie ihre Beine auf dem Sessel unter ihrem Nachtgewand zum Schneidersitz verschränkte und das Buch darauf legte.
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Dann schlug sie die erste Seite auf und sah ihn noch einmal herausfordernd an, bevor sie dann mit sanfter Stimme begann, daraus vorzulesen, und zu seiner sichtlichen Überraschung, in seiner Muttersprache.

„Die mystische Welt der Highlands. Unendliche Geschichten, unwirklich, unglaublich und doch so nah an dem was man fälschlicherweise Realität nennt.“

Sie unterbrach kurz und blickte auf, in sein erstarrtes Gesicht, er rührte sich nicht, also las sie einfach weiter:“ Es gibt unzählige Märschen, Geschichten, seit Jahrhunderten erzählt, von Generation zu Generation weitergereicht. Gespeist von den Hügeln, den Wäldern und Seen. Erzählt von Träumern und Phantasten, in der quälenden Hoffnung, die Wahrheit findet sich in den Worten des erfundenen. Man berichtet von Feen, Elfen und Monstern. Von Ungeheuern und Drachen, von tapferen Kriegern und holden Jungfrauen. Von Schätzen und Ruhm, von Liebe und Glück.“

Wieder unterbrach sie sich und sah, dass er sich zurück gelehnt hatte und ihr einfach zu hörte. Zum ersten Mal, seit sie ihm begegnet war, schien er zufrieden zu sein, zumindest verriet dies sein Gesicht. Also lass sie weiter, es war eine angenehme Situation, das Feuer im Kamin prasselte, der Raum war in einem warmes Rot getaucht und ihr Gegenüber schien endlich schweigen zu können, um seine Wut und seinen Hass für einen Moment zu vergessen.

„Die erste Geschichte die ich, Walter Stuart, niederschreibe, ist die eines fünfzehn jährigen Jungen, der einen Schatz findet. Einen Schatz der sein ganzes Leben verändert und ihm alles nimmt, was wirklich Wertvoll für einen Menschen ist. Ohne das er nicht atmen, nicht leben kann …“

Nachdem sie diese erste Geschichte zu Ende gelesen hatte, schlug sie das Buch zu und sah zu ihm auf. Einen Augenblick blickten sie sich einfach nur schweigend an, keiner sagte etwas, bis beide zu Tode erschraken, als die Tür kraftvoll aufflog. Auf einmal stand sein Bruder im Zimmer, halb nackt, nur mit seinem Kilt begleitet und sein Schwert in der Hand. Anscheinend bereit, jetzt und hier jemanden zu töten. Doch als er nicht das vorfand was er glaubte gleich töten zu müssen, sah er zwischen den beide sichtlich verwundert hin und her.
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Jason sprang wie ein Blitz aus dem Sessel auf, als hätte man ihm bei etwas Verbotenen ertappt und traute sich kaum seinem älteren Bruder ins Gesicht zu blicken.

Dieser meinte etwas verschlafen und doch außerordentlich wütend:“ Da bekomme ich in der Nacht Durst und schleiche durchs Haus im glauben alle Welt schläft, doch da vernehme ich plötzlich Stimmen aus meiner Bibliothek und glaube schon jemand sei hier eingedrungen und was finde ich vor …?“

Es schien als warte er auf eine Antwort und als Lea deutlich Luft holte um ihm zu antworten, brachte allein sein Blick sie sofort zum schweigen, noch bevor sie etwas erwidern konnte. Er wollte sich seine Frage selbst beantworte und keine fadenscheinige Ausrede hören:“ Meinen Bruder, der meine Frau auf das sträflichste missachtete wegen ihrer englischen Herkunft, mit unserem englischen Gast … in trauter Zweisamkeit.“

“Nein, so ist das nicht, ich …“

„Ach nein? Du redest keine zwei Worte mit meinem Weib und hier lässt du dir vorlesen?“

Fiel er seinem kleinen Bruder hörbar wütend ins Wort und zeigte auf das Buch in Leas Händen. Schnell erkannte sie, dass Jason nun auch wütend wurde. Er baute sich vor seinem älteren Bruder auf und sie glaubte gleich ein Blutbad miterleben zu müssen. Hastig warf sie das Buch auf den Sessel und stellte sich zwischen die beiden. Sie berührte Jason mit ihrem Rücken und drängte ihn somit etwas zurück. Verwundert blickte er auf ihren unordentlichen Scheitel und verstand beim besten Willen nicht, was sie da tat und schon gar nicht, warum.

Entschlossen erhob Lea schützend ihre Hände in Richtung des Lairds und sagte zu ihm:“ Bitte vergebt mir, es ist meine Schuld. Ich ließ Eurem Bruder nicht die Möglichkeit sich ohne Worte aus einer Situation zu lösen die für Euch seltsam erscheinen muss“, Lea kratzte sich erstaunt am Kopf, sah an sich herab, als sie feststellend meinte:“ Die selbst für mich seltsam ist, wenn ich länger darüber nachdenke“, langsam zog sie ihren locker aufstehenden Kragen zusammen, während sie weiter sprach:“ Ich kam herunter um etwas zu lesen, da ich nicht schlafen konnte und fand ihn hier vor und ich muss schon sagen, das es Spaß macht sich mit Eurem Bruder zu streiten, auch wenn seine Vorstellungen etwas zu festgefahren sind, gebe ich so leicht nicht auf, denn irgendwo muss doch ein kleines Stückchen Verständnis für Eure und die Situation Eurer Frau in ihm zu finden sein.
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Sie blickte kurz über ihre Schulter in Jasons fassungsloses Gesicht und strich sich eine Strähne ihres Schwarzen Haares aus den Augen, bevor sie noch meinte:“ Ich bitte Euch zu verzeihen, und diese Situation, die für uns alle einen seltsamen Nachgeschmack besitzt, für Euch zu behalten. Es tut mir wirklich Leid wenn wegen mir und meiner unausweichlichen Herkunft zwischen zwei Brüdern ein Streit entfacht ist, ich werde mich zurückhalten und in Zukunft schweigen. Ich werde ihm keinen Anlaufpunkt für weitere Diskussion mehr bieten, um Eurer Gattin nicht das Herz schwer zu machen.“

Beide blieben Stumm und so verabschiedete sie sich überaus hastig. Übertrieben gähnte sie und streckte sich kaum merklich, bevor sie sagte:“ So … ich glaube mein Bett ruft, Gute Nacht Laird MacKneele“, sie wandte sich Jason zu und trat etwas zurück, weil er nun für ihren Geschmack doch sehr nahe stand und verabschiedete sich nun auch von ihm“ Gute Nacht, Sir.“

Und schon war sie an Wilbert vorbeigehuscht und verschwunden. Verwundert sah der Laird ihr nach und dann zu seinem Bruder und Fragte etwas verwirrt“ Ist das immer so?“

Dieser nickte und meinte leicht gereizt, die Arme vor seiner Brust verschränkt:“ Oh ja, sie macht mich wahnsinnig. Immer hat sie das letzt Wort und jede Situation, in der ich glaube sie endlich ein mal so geschockt zu haben, das sie aufhört mir Widerworte zu geben, mich endlich respektiert oder meinetwegen auch fürchtet, wendet sie und macht sich lustig über mich und ich kann nichts mehr sagen. Am liebsten würde ich ihr den Hals umdrehen, um sie endlich zum Schweigen zu bringen.“

Wilbert sah seinen Bruder einen augenblicklang verkniffen an, durchforschte sein wütendes Gesicht, bevor er lauthals anfing zu lachen. Was Jason wiederum nicht verstand und ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen äußerst argwöhnisch ansah.

„Was?“

Fragte dieser nach einer Minute geduldlos, weil Wilbert nicht aufhören konnte zu lachen und er meinte Atemlos, einen Arm um die Schultern seines Bruders gelegt:“ Gott im Himmel … ich werd verrückt, die kleine gefällt dir.
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Gereizt schlug dieser, nach seinen unglaublichen Worten, den schweren Arm von seinen Schultern und fuhr ihn mit zusammen gebissenen Zähnen an:“ Verdammt, sag so etwas nicht. Sie nervt mich, sie ist der Feind.“

„Sie hat dich gerade vor mir in Schutz genommen, kleiner Bruder, vielleicht solltest du das mehr würdigen als du es gerade tust.“

Sagte Wilbert immer noch lachend, doch Jason lies nicht mit sich reden.

„Ich denke immerzu wie ich sie zum Schweigen bringen könnte und nicht wie ich sie zu der meinen mache.“

„Naja, vielleicht solltest du es einmal mit einem Kuss versuchen.“

“Was?“

Jason war hörbar fassungslos.

„Na sie mit einem Kuss zum Schweigen bringen, das gelingt fast immer. Glaube mir, ich weiß wovon ich rede.“

Er lachte wieder herzlich und fasste sich atemlos an seine Brust.

“Ich küsse keine englischen Frauen und schon gar nicht solch einen Teufel.“

Er drehte sich um und wollte gehen, da sah er das Buch auf dem Sessel liegen, in dem sie noch vor wenigen Minuten saß und erinnerte sich an ihre zarte und ruhige Stimme. Ein weiterer Schauer überrannte ihn und er nahm das Buch an sich und sagte noch schnell etwas abfällig, zu seinem noch immer kichernden Bruder, der sich vor Schmerzen den Bauch hielt:

„Sie spricht Gälisch, also gib Acht was du in ihrer Gegenwart sagst.“

Er wollte gehen als sein Bruder endlich verstummte, doch dieser meinte nach einer Sekunde vollkommen ernst, als hätte er niemals zuvor in seinem Leben schon einmal gelacht:“ Halt“, und Jason blieb unvermittelt stehen.

„Sagt dir ihr Name etwas?“

Wollte Wilbert brummend wissen und Jason meinte, über seine Schulter blickend:“ Nun, er kommt mir irgendwie bekannt vor, warum?“

Sein älterer Bruder lief an ihm vorbei und sagte:“ Theodor Bradley …“, er sah nicht wie Jason endlich ein Licht aufging, er nahm die beiden Griffe der Schwingtüren in seine Hände und sagte, bevor er diese verschloss um mit ihm alleine zu sein:“ Sie ist seine Tochter und er ist tot …! Wir müssen reden und darüber nachdenken ob wir dies der Versammlung mitteilen“, dann war die Tür auch schon verschlossen.
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Kommentare zur Story:

  Hallo Petra,
danke für deinen lieben Kommentar!!! Ja ja, meine Rechtschreibung ... ist halt meine Schwäche, aber wir haben ja alle eine.
Ich hoffe die nächsten Kapitel werden dir mindestens genauso gut, oder vielleicht sogar noch besser gefallen und ich hoffe auch, dass du sie weiterhin so gut kommentierst. Denn das ist das was wir "Schriftsteller" brauchen, Kritik und Anregungen!!!!!!
LG
Lilly  
   Lilly  -  19.04.10 17:52

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Diese zweiundzwanzig Seiten haben sich für mich aber sehr gelohnt, sie zu lesen. Da ist wirklich alles lebensecht, atmospärisch und fesselnd geschrieben. Zwar machst du manchmal einige Tipp- und andere Schreibfehler aber insgesamt schreibst du sehr flüssig und es liest sich gut. Ich habe das Gefühl, dass du von Kapitel zu Kapitel besser wirst. Könnte das sein? Jedenfalls hat mir dieses Kapitel ganz besonders gut gefallen. Tolle Landschaftsbeschreibungen und Charaktere und diese kleinen Reibereien zwischen Lea und Jason sind köstlich. Beide haben sich im Grunde bewiesen, dass sie für einander einstehen können. Nun bin ich ja mal gespannt, was Jason als nächstes tun wird, wo ihm doch sein Bruder verraten hat, wessen Tochter Lea ist.  
   Petra  -  18.04.10 22:32

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