Trauriges · Kurzgeschichten

Von:    Lilly      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 13. April 2010
Bei Webstories eingestellt: 13. April 2010
Anzahl gesehen: 2837
Seiten: 2

My immortal



Still sitzt du da, betrachtest deine Hände, deine Handgelenke und überlegst wie sinnvoll dein Leben ist. Denkst daran wie schwer und hart zu leben es doch scheint. Du siehst die feinen Adern blau durch deine Haut hindurch schimmern. Siehst wie sie sich lebend und weich um dein Gelenk winden, deinen Arm hinauf, in Richtung deines Herzens.

Überlegst dir, wie genau du ansetzen musst, um es auch wirklich richtig zu machen. Denn dieser Schmerz zerreißt dir langsam Stück für Stück deine Seele … dein zu schwach gewordenes Herz. Es ist so fremd, so überwältigend, dass alles andere dahinter verblasst. Er fährt in deine Brust, umschlingt diesen lebensspendenden Muskel, der seit einiger Zeit so schwer ist, so voller Trauer und Müdigkeit.

Deine Augen sind so unglaublich leer und trüb, nicht für andere, sie sehen es einfach nicht, nur für dich, wenn du in den Spiegel blickst.

Einsamkeit umhüllt alles und schließt dich ein, in einen undurchlässigen Kokon, den du einfach nicht vollkommen durchbrechen kannst. Ab und an schaust du hinaus, blickst auf die Welt hinab und ein Funken leben kehrt in dein Gesicht zurück. Doch nur für einen kurzen, fast unscheinbaren Augenblick, denn dann kehrt die Erinnerung wieder zurück und zerdrückt deinen eventuell aufkommenden Lebensmut.

Und wieder blickst du auf deine Hände herab, betrachtest die beiden Sehnenstränge, die Leben und Tod für dich wiederspiegeln. Sanft fährst du einmal mit deinen kalten Fingern über deine dünn wirkende Haut, spürst dich, zärtlich, und doch so unglaublich fremd.



Ein Lied, es spielt im Hintergrund, traurig und doch so märchenhaft schön.



So muss der Tod sein, so voller Klang und Emotionen.

Die Ewigkeit in drei Minuten und 15 Sekunden.



Das Piano beginnt ganz leise, zögernd, wiederholend und ganz langsam entsteht deine Melodie.

Leben kehrt hinein, sachte, nicht allzu schnell, nicht erschreckend … nein … es beginnt deinen zerreisenden Schmerz zu fühlen. Glaubt zu erkennen was du gedenkst zu tun. Und es bittet voller Leidenschaft um dein Leben. Doch es spürt, das du verlernt hast zuzuhören und verklingt schmerzerfüllt für einen kurzen Wimpernschlag.
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Dann bekommt es neuen Willen. Mit vollem Schwung bleibt es jedoch bei seiner traurigen Melodie und doch umfängt es eine Hoffnung, ein Zwiegespräch zwischen Leben und Tod. Zwischen sich halten - oder mit geschlossenen Augen fallen lassen.

Ein kurzes verzweifeltes Aufweinen, nur einen Atemzug lang.

Jetzt wird es lauter, etwas schneller, fast schon unverständlich, beharrt es auf seiner wunderschönen und hoffnungsvollen Melodie. Es kann dich nicht aufgeben, es fühlt deinen Schmerz, ergreift ihn, will ihn mit den Tasten verjagen, doch er nagt schon zu lange und unnachgiebig an dir. Es kämpft, immer wieder und wieder, doch dann wird es immer schwächer und leiser.

Und dann wird es plötzlich zu einem flüstern, verzweifelt flehend und müde vom Leben.

Es ertönt ein sachtes eindringliches letztes Bitten um das Leben und dann verstummen die Tasten … und es ist zu Ende.



Du ballst deine Hände zur Faust. Siehst wie sich die Sehnen und Venen hervorheben. Denkst nicht an den eventuell aufkommenden Schmerz, nicht an die Einsamkeit. Du denkst an dein Herz, das nicht mehr schlagen kann, weil es einfach so unbeschreiblich weh tut. Es blutet von dieser unterdrückten Pein.

Wieder zieht sich alles zusammen … und du fällst und keiner ist da um dich zu fangen.

Du schließt deine Augen, schaust nicht nach rechts, nicht nach links und schon gar nicht zurück. Dein Blick nach vorne ist vernebelt und du hörst nichts außer deinen Atem. Leise und gleichmäßig senkt und hebt sich deine Brust und du weißt, von alleine wird sich dies so schnell nicht ändern.

Wie lange kann ein Mensch den Schmerz erdulden, die Trauer mit sich tragen, ohne das man den Tot erfleht und selbst die Hölle darum bitten würde?



Und du gleitest in deine Unsterblichkeit, allein und nur mit der Erinnerung an das warum?



Was hat das Leben für einen Sinn … was hat mein Leben für einen Sinn?

Es ist leer, zerstört und ich gehe vollkommen unter in meiner Pein!
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Punktestand der Geschichte:   274
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Kommentare zur Story:

  Hallo,
ich habe eben erst gesehen, dass ihr diese Geschichte gelesen habt und auch kommentiert (schluderig ich weiß).
Dazu will ich aus pers. Grund mal etwas erklären:
Auch ich bin nicht für Selbstmord, aber manchmal erscheint es einem als das einzig wahre und du glaubst nur das kann dir helfen endlich vergessen zu können, weil du es einfach nicht mehr ertragen kannst.
Bei mir war es tatsächlich so, nämlich als mein Baby noch während der Schwangerschaft starb. Das war vor jetzt etwas über 2 Jahren. Ich glaubte wirklich nicht mehr leben zu können - ich war in meiner Traurigkeit verloren!!!
Keiner konnte mir helfen, keiner sagte das Richtige, keiner tat das Richtige und keiner war in der Lage mich tatsächlich zu verstehen. Zumindest empfand ich das so.
Nur mein Sohn, der jetzt 1 Jahr alt wird, hat geschafft, was keiner schaffte. Ich sage immer: Er hat mich gerettet - so bizarr sich das auch anhören mag.
Es tut noch immer weh und manchmal stelle ich mir vor, wie sie wohl heute wäre usw?? Aber es wird besser, es wird nicht weg gehen, aber es wird besser.

Naja, ich hoffe, jetzt versteht man den Text etwas besser und kann vielleicht verstehen, warum ich so etwas schreibe. Das Schreiben hilft mir zu verarbeiten und über was ich schreibe, das tue ich in der Regel nicht!!!

LG
Lilly  
   Lilly  -  24.09.10 19:07

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  Uh, schrecklich traurig. So kann man sich fallen lassen entweder zum Schlechten oder zum Guten. Da ich Selbstmord von Grund auf ablehne, kann ich natürlich nicht darüber jubeln, aber schön geschrieben ist dein Text, das muss ich schon sagen und darum grün.  
   Petra  -  14.04.10 20:28

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  Da kann man sich nur anschließen, wirklich sehr schön geschrieben und eine sanfte Traurigkeit umfließt die Worte wie Wasser....

Liebe Grüße  
   Tis-Anariel  -  14.04.10 01:25

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  wunderschön geschrieben  
   Alexiel Alexiel  -  14.04.10 00:28

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Hallo, besonders die letzte strophe gefällt mir. Wäre das leben nur schön und man hätte alles, wäre man auch nicht glücklich. lg Holger

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