Die Nacht bricht an. Noch immer sitze ich in diesem Käfig. Die Halbwölfin liegt auch noch hier. Aber schlafen tut sie nicht. Wahrscheinlich soll sie hier liegen bleiben, um aufzupassen. Das schafft sie eh nicht. Ihr weißes Fell und ihre blauen Augen glänzen im Mondschein. Sie ist nicht gerade hässlich. Ganz im Gegenteil. Sie ist wunderschön.

Ich versuche die Stangen mit meinen Zähnen irgendwie zu verbiegen. Sie bewegen sich auch ein kleines bisschen. Doch plötzlich fängt die Hündin an zu bellen, und das laut! Ihr Besitzer, der Forscher Stuart Swenson, kommt angelaufen :"Joy, mein Mädchen. Was ist los? Macht der Große dir Ärger?" Er kommt zu mir und lacht mich an. Ich knurre. "Du bist ein echtes Prachtstück, Großer. Ich wette du bist der einzige Wolf mit roten Augen. Das wird eine Sensation!", sagt er und geht weg. Mmh, jetzt wo er es sagt. Bin ich wirklich der einzige Wolf mit roten Augen? Keiner aus meinem Rudel hat soetwas. Bin ich anders? Oder ist das eine Krankheit? Das ist dumm! Ich bin nicht anders. Augen machen keinen Wolf. Aber vielleicht ist es ein Geheimnis über mich selbst. Nein! Ich bin normal!

Ich muss jetzt erstmal die Stangen bewegen können.

"Ich bin gleich wieder da, verstanden?", befiehlt mir Joy. Das kommt gerade gelegen. Ich beiße am Gitter rum und habe es geschafft, es zu verbiegen. Schnell hüpfe ich heraus und renne in den Wald um mein Rudel zu suchen. Und als ich dann endlich da bin, kann ich es nicht glauben. Ich trete mit meiner Pfote in eine Blutpfütze und sehe diese roten Flecken auch an den Bäumen. Ein brutaler Kampf muss hier statt gefunden haben. Und es war auch einer. Zwischen irgendjemanden und meinem Rudel. Ich schaue über den Hügel und sehe all meine Rudelmitglieder. Sie sind tot. Meine Familie. Meine Freunde. Ich kann es kaum glauben und breche in Tränen aus.