Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Stephanie Wolfmayer      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. November 2001
Bei Webstories eingestellt: 12. November 2001
Anzahl gesehen: 2265
Seiten: 2

Wie ein Roboter bewege ich mich vorwärts. Mein Gehirn hat sich abgeschaltet, weiss nicht warum, es ist einfach so. Ich gehe dort hin, wo meine Füße mich tragen, egal wo auch immer das sein mag. Meine Füße lassen sich nicht mehr kontrollieren, steuern zielstrebig in eine Richtung. Ich lasse ihnen ihren Weg gehen und starre immer nur in die Richtung, in die ich gehe. Ganz nach hinten, zu den Aufzügen. Automatisch drückt mein Daumen den Knopf, der den Aufzug holen soll, um mich in den siebenten Stock zu bringen. Er ist da, die Türe geht auf. Automatisch, ohne nachzudenken, betrete ich den Aufzug, drücke die Taste für den 7. Stock. Die Türe schließt sich langsam und der Aufzug setzt sich in Bewegung. Apathisch starre ich auf das Zählwerk. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, *pling*. Die Türe öffnet sich wieder, auch voll automatisch, ohne nachdenken zu müssen. Ist ja auch verständlich, ein Fahrstuhl kann ja nur sehr schwer denken. Und genauso nichts-denkend setzen meine Füße sich in Bewegung. Links, ein Stück gerade aus, an der Pathologie vorbei, ja richtig, ich befinde mich in einem Krankenhaus, das habe ich noch nicht erwähnt, weil es nicht von Belange ist. Ich arbeite in diesem Krankenhaus, aber das ist nicht so wichtig. Also, an der Pathologischen Abteilung vorbei, bis zu dem letzten Fenster, welches sich versteckt im letzten Winkel, im obersten Stockwerk des Krankenhauses befindet. Langsam, aber immer noch automatisch ohne viel nachzudenken trete ich vor das Fenster und blicke einige Sekunden in die Tiefe. Wie hoch das wohl sein mag? Ich habe keine Ahnung, kann und will darüber auch nicht nachdenken. Das Fenster ist nur sehr schwer zu öffnen, muss ich feststellen, aber ein kräftiger Ruck und ich habe es geschafft. Behutsam steige ich auf das Fensterbrett, nur ein paar Zentimeter trennen mich von dem freien Fall, der mein Ende bedeuten sollte. Ich möchte den letzten Schritt in die Ewigkeit wagen, immerhin verläuft mein Leben doch echt nicht lebenswert, in letzter Zeit. Doch was ist das? Ich blicke noch einmal hoch und erkenne, wie mir jemand zuwinkt. Fragend stehe ich nun da. Was soll das? Warum winkt mir jemand, wo ich doch gerade hier springen will. Und warum steht dieser Jemand auf der gegenüberliegenden Seite am Fensterbrett? Jetzt schreit der auch noch sinnlos durch die Gegend. Was soll denn das jetzt? Hat der auch vor, zu springen, so wie ich? Will er auf uns Aufmerksam machen, damit man uns zurückhalten kann?. „Mach es gut, verrückte Welt!!!“.
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Was schreit der? Verrückte Welt? Ja, stimmt, die Welt ist verrückt, glaube ich. „Mach es gut verrückte Welt“, dieser Satz geht mir gerade nicht aus dem Kopf. Ich schließe kurz meine Augen, denke über diesen Satz nach. Doch was ist jetzt los? Ruhe. Warum hat der Andere am anderen Fenster aufgehört zu schreien? Ist er vielleicht schon gesprungen? Nein, ist er nicht. Ich sehe, wie er vom Fensterbrett hinunter steigt und das Fenster hinter sich zuschließt. Es ist, als ob er den gleichen Gedanken hatte, den ich gerade eben in dem Moment, als ich die Augen geschlossen hatte, dachte: Nicht die Welt ist es, die verrückt ist, sondern wir selbst...

Wir können leicht vor der Welt, vor dem Leben, fliehen. Doch genau das ist der falsche Weg. Jeder ist für sein Tun und Handeln selbst verantwortlich, und wenn jeder von uns nur ein bisschen besser darauf bedacht wäre, was er tut, würden wir bemerken, dass die Welt und das Leben auch schön sein kann. Das Leben macht es uns nicht schwer, das tun nur wir selbst.


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Kommentare zur Story:

  Is fast richtig würd ich sagen, denn der letzte, der Dir das Leben schwergemacht hat, war wohl ich...  
Unbekannt  -  29.11.02 14:04

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  i vasteh net, warum do so wenig kommentare san. de gschicht is vui okay. weita so! gruß aus da steiermark!  
Martin  -  31.08.02 19:58

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  gute idee!
hört sich aber so runter getippt an.
mach mehr.  
kadek  -  19.11.01 16:26

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ja, du hast Recht, wir machen uns das Leben so schwer. Aber kannst du mir die Frage beantworten, warum wir das tun?!
Wenn wir das nicht tun würden, ginge es uns allen prächtig. Also, warum muss das alles geschehen, wenn wir es im Grunde gar nicht wollen?!
  
Marco Frohberger  -  15.11.01 20:22

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Interessante Kommentare

Kommentar von "darkangel" zu "Vor dem Fenster"

hm... rollstuhl glaube ich nicht, denn das hätte das andere kind bemerkt und außerdem entscheidet sie sich am ende um. das daachte ich aber auch zuerst. jetzt stelle ich mir die frage: was ...

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Kommentar von "Francis Dille" zu "Die Belfast Mission - Kapitel 08"

Da hab ich mich bestimmt nur vertippt.

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auch von mir. Bleibt gesund und munter und wer es nicht ist, werdet es. Macht diesen schönen Feiertag zu etwas Besonderem. Ihr habt es in der Hand. Euer Tlonk

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