Kurzgeschichten · Romantisches

Von:    Sommertänzerin      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 21. September 2009
Bei Webstories eingestellt: 21. September 2009
Anzahl gesehen: 5363
Seiten: 2

Es war eine bodenlose Frechheit, wirklich unmöglich. Wie konnte Mann nur so unverschämt gut aussehen?!Und dann war er auch noch ein sich selbst nicht bewusster Stalker, denn er begegnete mir nicht nur ständig an der Haltestelle, im Plus oder in der Überfliegerbar, sondern auch in den geheimnisvollsten und tiefsten Träumen. Ja, selbst dort traf ich ihn – ob ich wollte oder nicht. Mal kam er als Ritter, ein anderes Mal war er der Reiseguide, zwischendurch auch mal ein Obst- und Gemüseverkäufer. Doch nie der Mann im Bett oder der Mann an meiner Seite. Einmal war er sogar ein Richter und verurteilte mich zu drei Jahren Knast, weil ich ihm selbst aufgelauert hatte. Immer war er dabei, wirklich immer.



Das Schlimmste war: Gegen diesen Zustand, bekannt auch unter Limerenz, war kein Kraut gewachsen. Ich war quasi gezwungen an ihn zu denken. Wenn ich es mal einen Bruchteil einer Sekunde wagte, ihn aus meinen Gedanken auszuschließen, dann begegnete er mir zufällig auf der Straße, schlich sich klammheimlich durch die die Hintertür des Hinterstübchens, um mich zu überraschen oder es erinnerte mich irgendetwas an ihn. Es war hoffnungslos. Alles kreiste sich nur um ihn. Ich war der Wirbelsturm - unermüdlich in Bewegung und ohne Rücksicht auf Verluste. Er war das Auge – passiv und still. In der Bahn dachte ich an ihn, im Seminar, bei der Arbeit, im Kino bei den romantischen Knutschszenen (Und ich suchte mir doch absichtlich Actionfilme und Horrorfilme aus, aber auch diese werden bekanntlich von gelegentlichen Szenen limerenter Personen nicht verschont), in der Küche, weil Liebe durch den Magen geht, beim Spaziergang, in der ständigen Hoffnung, ihm zu begegnen, im Bett, am Schreibtisch, beim Karten spielen, beim Telefonieren (da sprach ich dann auch noch von ihm) und in den meisten anderen menschlichen Lebenslagen.



Es war ein schönes Gefühl, ihn zu sehen. Aus dem tristen Herbst wurde ein bunter Frühling. Ich hörte jeden Vogel aus den verstecktesten Ecken singen, meine Welt war, wie bereits erwähnt: kunterbunt. Wenn ich ihn sah, dann verschlug es mir nicht nur die Sprache, sondern auch den Atem. Hätte mich sein freundlicher Gruß nicht zum Erwidern und damit zum Luft holen gezwungen, so wäre ich womöglich auf der Stelle erstickt. Wie ein Stromschlag durchraste es mein Herz, wenn ich ihn sah und ich wusste in dem Moment nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.
Seite 1 von 2       
Es warum mich geschehen.



An Tagen, an denen ich ihn nicht sah, da suhlte ich mich in Sehnsuchtsbädern und Erinnerungen an schöne Begegnungen mir ihm. Besonders gern ließ ich die Stelle Revue passieren, als er einmal frisch frisiert aus dem Friseursalon spazierte und einfach umwerfend aussah. Diese frische Frisur trug er auch meist in den Träumen. Nur bei dem Rittertraum hatte er lange Haare. Da war er gerade auf dem Weg Rapunzel abzuholen. Und ich war die böse Hexe, die alles ansehen musste. Na, ich wusste wohl, warum ich das Maid eingesperrt hatte! Die Hälfte des Tages verbrachte ich mit Seufzen und Stöhnen, den mir wurde der Verstand geraubt, wie anderen das Fahrrad, das Pausenbrot oder die Handtasche. Es war zum Verzweifeln. Es trieb mich in den Wahnsinn.

Die Adrenalinausschüttung bei einer Begegnung wirkte stets wie LSD – ich wurde furchtbar aufgedreht und konnte meist drei Tage von der Wirkung zehren. Die Endorphine schmückten meinen Seelenzustand wie einen prächtigen Weihnachtsbaum. Leuchtend, farbenfroh und mit vielen Überraschungen dabei. Irgendwie mochte ich diesen Zustand, denn er war etwas Besonderes und kam nur ein oder zweimal im Jahr – so wie der Bus in meinem Heimatort.



Letzens stieg ich in die falsche Bahn – ein typisches Zeichen für mich, dass ich mich auf nichts mehr konzentrieren konnte. Ich verzichtete auf meinen Walkman, denn wenn mein Zustand noch durch Musik verstärkt werden würde, so würde ich bestimmt irgendwo mitgenommen. Von einem Auto oder Kidnapper. Wahrscheinlich hätte ich es gar nicht mehr mitbekommen. Gestern bin ich ihm dann endlich näher gekommen. Es war so wunderschön. Wir saßen am Tresen der Überfliegerbar und knutschten uns in den siebten Himmel. Zärtliche strich er über meinen Handrücken, bevor er mit der anderen Hand behutsam meine Wange streichelte und mich erst sanft und dann fordernd küsste.



Nun, leider spielte sich das auch nur in meiner Phantasie ab. Aber es ist ja schön, dass es sie gibt, die Phantasie …
Seite 2 von 2       
Punktestand der Geschichte:   46
Dir hat die Geschichte gefallen? Unterstütze diese Story auf Webstories:      Wozu?
  Weitere Optionen stehen dir hier als angemeldeter Benutzer zur Verfügung.
Ich möchte diese Geschichte auf anderen Netzwerken bekannt machen (Social Bookmark's):
      Was ist das alles?

Kommentare zur Story:

  Hallo, vielen lieben Dank! Lg Sabine  
   Sommertänzerin  -  29.10.09 07:55

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Was es für krankheiten alles gibt, kaum zu glauben. Interessanter text auf jeden fall.  
   Homo Faber  -  27.10.09 11:03

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  So, ich hoffe ich habe nun nicht mit den Absätzen übertrieben ... :)  
   Sommertänzerin  -  26.10.09 11:20

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo Middel, hallo Michael,
ich bedanke mich für eure Kommis. Ein paar Absätze werde ich einfügen.
Und ja, es wäre schlimm, wenn es keine Fantasien gäbe. Wo kämen wir dann alle hin?
Lg Sabine  
   Sommertänzerin  -  26.10.09 11:19

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ich kann mich den anderen nur anschließen :D Wirklich blöde wenn es keine Fantasien gäbe :D Dann wäre das Leben nur halb so langweilig xD  
   Michael Drake  -  25.10.09 14:55

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Nette Gedanken gut rübergebracht! Vllt. ein, zwei mehr Absätze, dann liest's sich flüssiger. Ansonsten top!  
   Middel  -  25.10.09 13:11

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo, vielen Dank für die Kommentare. Ist ja schon wieder eine Weile her. Ich wünsche einen schönen Tag. Lg Sabine  
   Sommertänzerin  -  22.10.09 09:20

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Wirklich hübsch, diese Gedanken.  
   Jochen  -  23.09.09 16:17

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo Sabine,
das liest sich ja gerade so, als wärst Du verliebt? Ja, wenn es die Fantasie nicht gäbe, alles wäre nur halb so schön.
LG
Christa  
   Profil gelöscht  -  22.09.09 16:58

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Oh,oh, da hilft nichts außer - den Traumtypen vielleicht mal ansprechen? Netter Text über die Qualen und Freuden der Verliebheit. Lebhaft und flüssig geschrieben.  
   Petra  -  21.09.09 22:24

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

Stories finden

   Hörbücher  

   Stichworte suchen:

Freunde Online

Leider noch in Arbeit.

Hier siehst du demnächst, wenn Freunde von dir Online sind.

Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

Zur Story  

Aktuell gelesen

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. Über ein Konzept zur sicheren und möglichst Bandbreite schonenden Speicherung von aktuell gelesenen Geschichten und Bewertungen, etc. machen die Entwickler sich zur Zeit noch Gedanken.

Tag Cloud

  In Arbeit

Funktion zur Zeit noch inaktiv. In der Tag Cloud wollen wir verschiedene Suchbegriffe, Kategorien und ähnliches vereinen, die euch dann direkt auf eine Geschichte Rubrik, etc. von Webstories weiterleiten.

Dein Webstories

Noch nicht registriert?

Jetzt Registrieren  

Webstories zu Gast

Du kannst unsere Profile bei Google+ und Facebook bewerten:

Letzte Kommentare

Kommentar von "Wolfgang Reuter" zu "Das Gullydeckel-Lied"

Vielen Dank für 300 "Grüne"! Demnächst teile ich hier mit, wo man mein Lied hören kann, versichert der

Zur Story  

Letzte Forenbeiträge

Beitrag von "Ron Holiday", erstellte den neuen Thread: ???

Sind auch bei anderen Usern Probleme beim Verwenden des OPERA-Browser aufgetreten? Musste auf MS Edge umsteigen, damit ich bei der Anmeldung nicht immer gleich rausfliege.

Zum Beitrag