Das etwas andere Vorstellungsgespräch   24

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 14. Juni 2009
Bei Webstories eingestellt: 14. Juni 2009
Anzahl gesehen: 2749
Seiten: 2

Wochenlang hatte ich mich auf dieses Bewerbungsgespräch vorbereitet, schon als ich meine Bewerbung abgeschickt hatte und noch gar nicht wusste, ob ich überhaupt eine Einladung erhalten würde. Aber mir war diese Stelle so wichtig, dass ich mich lieber umsonst vorbereitete als zu wenig. Dieser Herr Meinert, der Personalchef galt als knallhart, er war bekannt dafür, seine Bewerber bis zum Geht nicht Mehr auseinander zu nehmen und nur den allerwenigsten eine Chance zu geben. Doch ich wollte mich der Herausforderung stellen, ich musste es schaffen.

Ich nahm an Retorikkursen teil, machte mir eine Liste mit allen möglichen Fragen, die mir gestellt werden könnten und dachte mir Antworten und Argumente aus, warum ich geeignet für diesen Job war. Ich machte Atemübungen, damit ich nicht zu nervös herüberkam und machte Jogaübungen.

Schließlich kam der große Tag, ich hatte eine Einladung bekommen, dass Herr Meinert mich kennen lernen wollte. Ich war bestens vorbereitet, sollte ich keinen Arbeitsvertrag bekommen, wusste ich, dass ich mir nichts vorwerfen konnte.

Dieser Herr Meinert war ca 45 Jahre alt, wirkte auf dem ersten Blick auf eine gewisse Art nett und gar nicht so schlimm, wie er von anderen immer geschildert wurde, aber schon nach den ersten Sätzen Konversation merkte ich, er war so schlimm, wie von anderen beschrieben. Fragen über Fragen, die wirklich fies waren, folgten und eigentlich gar nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun hatten. Egal wie ich argumentierte, er drehte mir jedes Wort im Mund um.

„Nun, welchen Grund sollte ich haben, Sie einzustellen? Ein gutes Gewissen?“, fragte er zum Schluss. „Da Sie sicherlich an einer schnellen Entscheidung interessiert sind, die Antwort lautet „NEIN“, wir haben kein Interesse an Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“

Für einen Moment war ich fassungslos wegen dieser Worte.

„Ich bin sicher, Sie verstehen das“, fügte er noch hinzu.

Na ja, dachte ich, wenn ich den Job eh nicht kriege, dann könnte ich mich ja nochmal richtig daneben benehmen.

„Ja, aber sicher verstehe ich es. Ich kann ja gut mit so etwas umgehen, ich schon. Aber es gibt ja auch Leute, die mit so etwas nicht so leicht umgehen können, da können Sie froh sein, dass ich nicht so einer bin, nicht wahr? Es ist nicht immer leicht, jemandem so klare Worte sagen zu müssen, oder? Man muss wahrscheinlich immer vorsichtig sein, ich könnte ja so´n Geiseskranker sein, der plötzlich durchdreht und seine Maschinenpistole rausholt.
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Auf solche Leute muss man vorbereitet sein, da müsste Ihr Pförtner etwas genauer sein und vorher die Taschen kontrollieren“

Herr Meinert und seine Assistenten waren inzwischen kreidebleich.

„Ich hoffe, Sie werden das jetzt mal anordnen. Sie wollen schließlich auch noch etwas länger leben, nicht wahr?“

„Ja ja, natürlich“, antwortete Herr Meinert.

„Sagen Sie mal, wieso sagen Sie mir nicht einfach mal genau, warum ich den Job nicht kriege?“

„Nun ja, eigentlich haben wir ja im Moment keine Stelle frei?“, fasselte er nervös.

„WIESO LADEN SIE MICH DENN DANN ÜBERHAUPT EIN?“



„Ok, ok, mir fällt gerade etwas ein. Ich könnte Ihnen einen SAP-Kurs anbieten, der geht zwei Monate lang. Er kostet zehntausend Euro, die Kosten tragen natürlich wir, ich nenne Ihnen nur die Kosten, damit Sie wissen, dass es ein sehr guter Kurs ist. Und natürlich werden wir Sie in der Zeit auch schon bezahlen, ich denke da an ein Bruttogehalt von 4000 Euro, wenn Sie damit einverstanden sind?“

„Das klingt doch schon mal sehr gut, wie gut, dass wir uns noch ein wenig Zeit genommen haben. Es wäre ja sicherlich ärgerlich sonst gewesen.“



Der Kurs lohnte sich wirklich, ich lernte eine Menge, zum Abschluss bekam ich noch ein Zertifikat, was meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern würde.

Nach dem letzten Kurstag ging ich zu Herrn Meinert.

„Wissen Sie, Sie hatten recht, irgendwie hätten Sie keinen Vorteil, mich einzustellen. Ich glaub, ich lass es doch besser.“

Nicht nur, dass er nun 10.000 Euro aus dem Fenster geschmissen hatte, er hatte mir auch zwei Gehälter für nichts gezahlt. Bei so einem Arschloch tat es mir kein bisschen leid.



Zwei Wochen später rief mich sein Assistent an, der inzwischen dort gekündigt hatte und in einem anderen Unternehmens selbst Personalchef geworden war. Er hatte gemerkt, dass mein Auftreten nur Show war und war davon so beeindruckt, dass er mir bei sich einen Job anbot.
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Punktestand der Geschichte:   24
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Kommentare zur Story:

  Ich nahm an xxRetorikkursenxx teil, [...].

Fragen über Fragen, die wirklich fies waren, folgten und eigentlich gar nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun hatten.
Satzdreh nach „und“ ist nicht erlaubt, weil sonst das Subjekt flöten geht → [...] waren folgten und hatten eigentlich gar nichts ...

Man muss wahrscheinlich immer vorsichtig sein, ich könnte ja so´n xxGeiseskrankerxx sein, [...].

„Nun ja, eigentlich haben wir ja im Moment keine Stelle frei?“,xxfasseltexx er nervös.  
   Profil gelöscht  -  09.07.09 08:31

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Ich kann den vorigen Kommentaren zustimmen, da ist vieles nicht in Ordnung, aber was ich eine besonders gute Idee an der Geschichte finde ist diese eine Bemerkung: „Na ja, dachte ich, wenn ich den Job eh nicht kriege, dann könnte ich mich ja noch mal richtig daneben benehmen.“ Wobei ich mir persönlich auch mal das daneben benehmen anders ausgedacht hatte. Es gibt ja wirklich immer solche vorgefertigten Antworten für alle von den Personalchefs ausgedachten idiotischen Fragen. Mensch, da dachte ich mir mal, für die so ganz bescheuerte Antworten darauf zu geben. Immer diese langweiligen Standardversionen von den Firmen. Deswegen fand ich das gar nicht so ganz abwegig die ganze Bewerbungssituation, denn da ist alles möglich bzw. unmöglich, aber hier bei Dir schon vieles unstimmig.  
   Profil gelöscht  -  05.07.09 01:35

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  Der Text ist nicht schlecht. Er ist temperamentvoll geschrieben, nur kommt er eben nicht authentisch rüber. Wie ich aus deinen anderen Texten ersehen habe, hast du eine humoristische Neigung. Darum schlage ich vor, verändere ihn ein wenig, lasse ihn witziger erscheinen. Genügend Potenzial ist hierfür drin.  
   Jochen  -  15.06.09 22:58

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  Noch was.
Warum hat dieser Chef überhaupt eine Stelle angeboten, wenn er doch eigentlich gar niemanden braucht? Hat er zuviel Zeit? Kaum vorstellbar. Und es wäre überhaupt kein Geschäftsgebaren, einem Nichtbeschäftigten einen Kurs zu bezahlen, ohne ihn vertraglich für eine gewisse Zeit an die Firma zu binden. So eine Firma wäre wohl schon längst pleite. Also, diese Geschichte ist sehr wenig logisch durchdacht, so gefällt sie mir jedenfalls nicht.
Christa  
   Profil gelöscht  -  14.06.09 22:16

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  Ja, Holger, da muß ich Petra wohl zustimmen. Erst schilderst Du den Personalchef als taffen und harten Vorgesetzten und dieser soll sich dann von einem Bewerber, den er vorher beim Gespräch noch runtergemacht hat, so ins Bockshorn jagen lassen? Wirklich etwas unglaubwürdig.  
   Profil gelöscht  -  14.06.09 21:49

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Warum sollte Herr Meinert vor einem Menschen Angst bekommen der noch nicht mal eine Waffe zum Vorschein gebracht hat? Und wenn er schon so ein ängstlicher Typ ist, weshalb hat er nicht einfach die Polizei geholt? Sollte er auch dazu zu feige gewesen sein, hätte er ja auch alles Versprochene am nächsten Tag wieder rückgängig machen können. Tut mir leid, diese Geschichte ist mir doch ein bisschen zu einfach gestrickt. Fehlerfrei und flüssig geschrieben ist sie aber und auch keineswegs langweilig. Nur als lebensecht empfinde ich sie eben nicht.  
   Petra  -  14.06.09 20:05

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Interessante Kommentare

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Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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