Schauriges · Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Bianca J.      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 12. November 2001
Bei Webstories eingestellt: 12. November 2001
Anzahl gesehen: 2628
Seiten: 4

Es war bereits dunkel geworden. Sam fror. Er hasste Schneewanderungen, besonders dann, wenn er keine Ahnung hatte, wo verdammt noch mal er sich gerade befand.

Er war irgendwo im "Stockworth Forest", dass wußte er. Wieso mußte sein Auto auch den Geist aufgeben? Wieso gerade dann, wenn man keine andere Möglichkeit hatte, an sein Ziel zu kommen. Seine Hände waren bereits blau gefärbt. Er war froh gewesen, dass er zumindest an seine Handschuhe gedacht hatte. Auch dann, wenn sie ihm im Augenblick gar nicht viel nützten. Thelma hatte ihm Tee für seine Fahrt mitgegeben. Schön, dass er ihn im Auto gelassen hatte.

Der Wald war dunkel und voller unbekannter Geräusche. Es schauderte ihn. Das war nicht der Ort, an dem er sich an einem Samstag Abend hätte aufhalten wollen. Wie gerne würde er jetzt mit den Jungs in einer Bar sitzen, Alkohol trinken, Erdnüsse essen und sich das Spiel im Fernsehen ansehen. Wenn er sich hier so umsah, sah er keinen Ausweg. Es sah alle so gleich aus, dass er auch hätte 5 Stunden im Kreis laufen können, ohne dass es ihm aufgefallen wäre. Seine Füße waren auch schon zu Eisklumpen erstarrt. Er hätte sie unterwegs verlieren können, ohne dass es ihm aufgefallen wäre.

Er vernahm ein Geräusch, dass ihn zusammenschrecken ließ. Die Schneedecke hob und senkte sich. Irgendetwas war wohl eingeschneit worden und kämpfte um sein Leben. Allerdings konnte er das Geräusch zu keinem ihm bekannten Lebewesen zuordnen. Mein Gott, er würde sich eine Erkältung holen, wenn er noch lange hier herumstand. Sein Chef würde ihn umbringen, wenn er am Montag nicht pünktlich an seinem Arbeitsplatz erschien. Er konnte sich jetzt nicht um irgendwelche Kleintierchen kümmern, die unter der Schneedecke hocken. Er mußte hier raus, und das schnell.

Die Schneedecke hob sich jetzt beachtlich. Er lachte und sagte mit gespielter Angst "Oh ein Schneemensch". "Mein Gehirn ist ja schon eingefroren. Was habe ich nur für wirre Gedanken? Ich muß nach Hause und mich wärmen." Er lief an dem sich bewegenden Schnee vorbei. Als er sich 5 km weiter umdrehte, bemerkte er, dass ihm der Schneehügel gefolgt war. "Natürlich, der Schneehügel ist mir gefolgt. So ein Schneehügel ist auch einsam und braucht Wärme. Man ist das Kalt, ich kriege schon Wahnvorstellungen.
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"



Thelma machte sich bereits große Sorgen. Ihr Mann kam nie zu spät zum Essen und wenn, dann rief er vorher an. Sie hatte es im Gefühl, da war etwas passiert. Sie verständigte die Polizei und wurde mit einem "der ist bestimmt im Schnee stecken geblieben" abgefertigt. Sie sollte sich am Montag nochmal melden, falls er bis dahin nicht aufgetaucht sei. "Wunderbar, Polizei, dein Freund und Helfer. Danke Freunde für die wunderbare Hilfe" sagte sie leise in das leere Wohnzimmer, in dem sie sich gerade befand. Sie war ausser sich vor Wut und Angst. Das hatte Sam noch nie mit ihr gemacht. Er hatte sich immer gemeldet, egal wie spät es war. Das konnte einfach nicht wahr sein.



Sam war müde. Er wäre am liebsten auf der Stelle umgefallen und eingeschlafen. Doch wenn er das tat, würde er erfrieren. Der Hügel schien an ihm zu kleben. Er lief ihm hinterher wie ein Hund und das gefiel ihm kein bißchen. Das war kein normales Tier, was da hinter ihm herlief, es war ein Schneehaufen. Ein gottverdammter Schneehaufen verfolgte ihn. "Was willst du? Ist dir kalt? Willst du dich etwa bei mir wärmen?" schrie er denn Schneehaufen an. Keine Antwort. Natürlich bekam er keine Antwort. Seit wann können Schneehaufen auch sprechen?



Es war mittlerweile Sonntagmorgen. Thelma saß allein an ihrem Frühstückstisch und bekam keinen Bissen herunter. Um 10 vor 11 klingelte es an der Haustür. Ein Polizist stand davor. Er zog automatisch seine Mütze vom Kopf, als sie ihm die Tür öffnete. Er brauchte gar nichts zu sagen, sie wußte, dass es Sam nicht mehr gab. Sie hatten ihn total zerfetzt im Wald gefunden. Er hatte Bisswunden über den ganzen Körper verteilt. Ein Wolf vermuteten die Polizisten und die Polizeiakte wurde geschlossen.



Dennis Buchanan fuhr mit seiner Familie für ein paar Tage in ihre Waldhütte in der Nähe des Stockworth Forest. Seine Familie freute sich schon seit Wochen auf den gemeinsamen Urlaub. Dennis hatte in den letzten Monaten viel gearbeitet und viel Zeit für die Familie war ihm nicht geblieben. Ein gemeinsamer Urlaub würde ihm und seiner Familie sehr gut tun. Vor allem würde es seiner Beziehung helfen. Seine Frau Melissa hatte besonders unter der langen Arbeitszeiten ihres Mannes gelitten.
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Sie brachen auf, um einen Waldspaziergang zu machen. Die frische Winterluft, würde allen gut tun. Die Kinder tobten im Schnee, bauten Schneemänner, bewarfen sich mit Schneebällen. Eben alles das, was Dennis auch so geliebt hatte, als er Kind war.

Dennis hörte ein komisches Brummen. Er hatte Angst, dass jeden Moment ein Bär aus den Büschen springen könnte. Er befahl seiner Familie weiterzugehen. Ihm war der Ort nicht geheuer. "Guck mal Dad, hier hat jemand einen Schneehaufen gebaut." "Schön, kommt lasst uns gehen." Der Schneehaufen schien ihnen zu folgen.

Als erstes wurde Kenny von dem Schneehaufen angefallen. Melissa schrie, packte Sally und begann zu rennen. Ihr Sohn war tot. Einfach so. Der Schnee hatte ihn geholt. Dennis rannte hinterher. Der Schnee folgte ihnen. Melissa war zu langsam mit Sally auf dem Arm. ER erwischte sie. Dennis stand wie angewurzelt da. Seine Familie war ausgelöscht worden. Einfach so. Von einem wilden Schneehaufen ausgelöscht. Nach einer Weile bagann er zu rennen. Er rannte, als wäre der Teufel hinter ihm her. Der Schnee holte ihn ein. Er kämpfte um sein Leben. Ein stechender Schmerz durchzuckte seine linke Körperhälfte. An der Stelle, an der sich vor 5 Minuten noch sein linker Arm befunden hatte, war nichts. Der Arm war weg. Einfach weg. Er rannte aus dem Wald und rettete somit sein Leben.



Es klingelte an der Tür. Thelma öffnete. Der Tod ihres Mannes lag bereits 4 Wochen zurück. Ein Polizist stand vor der Tür. "Wir haben den Mörder ihres Mannes gefasst." "Aber ich dachte, es wäre ein Tier gewesen." "Wir haben gestern Dennis Buchanan festgenommen. Er hatte seine komplette Familie im Wald ermordet und anschließend versucht, sich selbst zu ermorden. Naja, er hat sich den Arm abgetrennt. Komische Welt. Nicht wahr?" Thelma war ein wenig froh, dass das Schwein, das ihren Mann ermordet hatte jetzt hinter Gittern saß. Wie konnte man so etwas nur tun?



Dennis Buchanan wurde wegen Mordes verurteilt. Er wurde in eine psychatrische Anstalt gesteckt, weil er steif und fest behauptete, der Schnee wäre der wahre Mörder gewesen. Verrückte Welt. Keiner glaubte seine Geschichte. Sie versuchten ihn zu heilen. Er war ja schließlich psychisch krank.
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Er saß bereits fast ein Jahr hinter Gittern. Die Therapie hatte nicht geholfen. Er behauptete immer noch, dass es der Schnee gewesen war.



Der Winter kam. Der erste Schnee fiel. Erneute Morde begannen im "Stockworth Forest". Dennis saß hinter Gittern.

Die ganze Stadt fragte nun, wer war der Mörder.

Der einzige, der es wußte, war Dennis.

Es war der SCHNEE.
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Punktestand der Geschichte:   44
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Kommentare zur Story:

  Diese Geschichte ist eine derjenigen, die ich gespeichert habe, als ich las, dass Webstories zumachen. Sie ist es wert.

Und hier die Wiederholung meines Kommentars damals:
Tolle Geschichte! Erinnert mich an meine Schreibe "Etwas Lauerndes". Auch dort spielt ein gesichts- und gestaltloses "Etwas" mit, das schreckliche Angst macht und tötet. Einfach nur ein wandernder Schneehaufen, so schreibst du . . . und das verursacht beim Lesen eisiges Grauen.
Die Geschichte ist genial!!!  
   Stefan Steinmetz  -  04.01.09 01:11

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  FROSTIG!  
Robert Short  -  05.11.02 22:09

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Tolle Geschichte! Erinnert mich an meine Schreibe "Etwas Lauerndes". Auch dort spielt ein gesichts- und gestaltloses "Etwas" mit, das schreckliche Angst macht und tötet. Einfach nur ein wandernder Schneehaufen, so schreibst du . . . und das verursacht beim Lesen eisiges Grauen.
Die Geschichte ist genial!!!  
Stefan Steinmetz  -  22.02.02 20:10

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Nicht schlecht, Herr Specht !!
Der Aufbau ist gut gelungen, die Idee ist außergewöhnlich, kann mich nicht entsinnen, etwas ähnliches einmal gelesen zu haben. 4 Punkte  
Benjamin Reuter  -  13.11.01 08:13

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Da hab ich mich bestimmt nur vertippt.

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