Schauriges · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. April 2009
Bei Webstories eingestellt: 7. April 2009
Anzahl gesehen: 2188
Seiten: 2

Es ist eine lange Geschichte oder wird eine, weil noch steht ja hier jetzt nur dieser eine Satz. Der Rest liegt in meinem Kopf brach und muss mal rausgeschmissen werden, weil brachliegende Dinge irgendwann gammeln und man dann bescheuert wird.

Die Sache spielt in Jahre 2008. Ist also noch gar nicht so lange her und beruht auf einen wirklichen Hergang. Weil ich mit dem Schreiben und anderen Tätigkeiten noch nicht genug Geld verdiente, verdingte ich mich als Sachbearbeiter bei einer großen Telekommunikationsfirma. Da kannte ich mich aus, war ein hervorragender Problemfallbeschwichtiger und lebte gut von meinen Provisionen. Mein Teamleiter mochte mich von Anfang an, war schwul und erzählte immer am Montag was er am Wochenende so erlebt hatte. Dann sagte er zum Beispiel 3 zu 5 und meinte, dass er 3 Leute gepoppt hat und 5 Männer ihn. Dies erzählte er eigentlich jedem Mitarbeiter und verbarg auch nicht, dass er eben gewisse Neigungen hat die andere vielleicht abstoßend finden. In seiner Offenheit war er auf jeden Fall erfrischend. Heute weiß ich, dass auch er das wusste und nur das präsentierte was gerade noch als frisch galt. Manchmal schiebt man andere Sachen vor um offen zu wirken. Eine Ablenkungssache irgendwie.

Irgendwann fragte er, ob ich nicht mit ihm mal einen trinken gehen würde wollen. Da ich gerne trinke und ihn ganz nett fand sagte ich „Ja“ und man begab sich nach der Arbeit in eine Schwulenbar. Er hatte auch vorher schon gesagt, wo wir hingehen und ich hatte dann an eine lustigtuffige regenbogenbeflaggte Bar gedacht, aber es war dann eher eine SM-Hardcore-lederschwulenkneipe. Überall Ledersitzbänke mit Kondomen und Wischtüchern und über der Bar eine große Leinwand auf der Schwulenpornos liefen.

Ich fühlte mich ein wenig mulmig, mein Penis wurde kleiner noch als klein und ich bestellte zur Verdrängung ein großes Weizenbier. Mein Teamleiter kannte alle, begrüßte sie mit einem Kuss und es folgte nach einigen Bieren folgender Dialog.





Sag mal, wenn die Leute hier alle miteinander ficken dann müssen die ja auch total aufpassen wegen Aids.



Ach, ich hab auch Aids.



Du hast Aids?



Ja, bist Du jetzt geschockt?



Nein, eher verwundert. Hätte ich nicht gedacht.
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Ich kenn keinen Menschen der Aids hat.



Jetzt schon.



Stimmt.



Aber wer Aids bekommt ist ja selbst Schuld. Wenn mich hier einer fickt dann sag ich ja auch nicht, dass ich Aids habe. Entweder er nimmt von sich aus ein Gummi oder eben nicht. Warum soll ich da auf meinen Spaß verzichten? Ich hab’s ja schon.





Daraufhin bestellte ich noch ein Bier, drückte meine Kinnlade wieder an mein Gehirn und verdaue immer noch. Und von der Fahrt von Hamburg nach Lüneburg schlief ich eigenartigerweise tief und fest ein und fand mich dann am EndstationsBahnhof wieder. Kann ja mal passieren, wäre ein normale Reaktion auf so ein Passieren, aber ich bin noch nie einfach so eingeschlafen und schon gar nicht wegen zwei Bier. Ich hab mich da total unter Kontrolle und jetzt will ich auch gar nicht unterstellen, dass mir da irgendwer was ins Glas getan hat, aber ich hab es irgendwo in meinem Kopf als Überlegung. Und so fern ist das ja auch nicht, bei einem Mann der wissentlich andere Leute beschädigt.

Ich arbeite da schon lange nicht mehr. Eigentlich müsste ich den Typen sicher melden, aber ich kann ja nichts beweisen und so bleibt es in meinem kopf, überfällt mich manchmal und dieser Text dann mal so als Ventil.
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Interessante Kommentare

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