Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. November 2008
Bei Webstories eingestellt: 16. November 2008
Anzahl gesehen: 2908
Seiten: 3

Soll ich Dir einen Tee machen.



Ja, gerne.



Was für einen denn?



Hagebutte.



Pur?



Wie sonst?



Mit einem Nebenhänger Pfefferminze vielleicht.



Nein, ich möchte ihn bitte pur. Ansonsten wirk der Tee vielleicht nicht.



Gegen was denn?



Du musst fragen, für was denn.



Gut, für was denn?



Hoden.



Sehen die dadurch besser aus?



Die sehen immer schlecht aus, außer man ist gerade erregt, dann sind Hoden super.



Aber was ist mit Deinen Hoden?



Ich hab Wanderhoden.



Schon mal gehört.



Nein, ich hab die.



Ja, ich meine nur, ich hab davon schon mal gehört. Was ist das denn genau?



Die Hoden sind nicht wirklich verankert und bewegen sich im Körper hin und her. Die Aderstränge sind sehr lang und hängen wie lange Seile in meinem Körper. Bei anderen Männern sind diese Adern fest mit dem Fleisch verbunden.



Aha.



Und so wandern die manchmal bis hoch in meine Magengegend und ich denke dann, ich bin satt, weil ich so ein Völlegefühl habe. Irgendwann gehen die dann wieder runter und ich hab auf einmal totalen Hunger. Von einer Sekunde auf die andere. Deswegen habe ich auch immer einen Brotlaib mit.



Jetzt auch?



Ja.



Wo denn?



Sieht man jetzt nicht. Ich hab ihn hinten in meinen Mantel eingenäht.



Ach so. Wieso denn dort und nicht in Deiner Umhängetasche?



Da spielt noch der Bequemlichkeitsfaktor mit. Setze ich mich nämlich hin, wärmt das Brot im Mantel von hinten meinen Unterrücken und habe ich dann Hunger, habe ich auch noch warmes Brot.



Wieso lässt Du Dich nicht operieren?



Die müssten mir den Hoden aufschneiden und dann die einzelnen Adernstränge verknoten und dann mit einem Laser an mein Grundfleisch schweißen.
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Da trinke ich doch lieber meinen Hagebuttentee.



Und der hilft?



Ja, sogar sehr. In der Hagebuttenpflanze gibt es einen Bestandteil der im menschlichen Körper Hodenschwerelosigkeit entstehen lässt und in diesem Zustand tarieren meine Hoden nur im Hodensack herum. Diese Schwerelosigkeit wäre für den Rest meines Körpers sehr schlecht, weil dann alle Gedärme umherfliegen würden, aber es wirkt eben nur auf den Hodensack.



Und wieso?



Nun ja, jedes Körperteil und jedes Organ hat in der Natur seine Pflanze.



Ist das so?



Ja, und um sich zu heilen muss man nur die richtige Pflanze finden. Für meine Hoden habe ich die Hagebutte entdeckt. Aber ist eigentlich auch logisch. Man nennt die Hoden ja auch „Butteneumel“ und so ist die Wahrheit schon in dem Namen der Pflanze versteckt.



Butteneumel?



Noch nie gehört?



Nein.



Oder zum Beispiel Pfefferminze. Hast Du ja vorhin erwähnt oder?



Ja.



Da muss man natürlich schauen, wo das Wort herkommt. Minz hört sich ja ein wenig wie Milz an und Pfefferminz hieß früher mit 2%iger Sicherheit Pfeffermilz. Also übersäuerte Milz. Dagegen half dann Pfeffermilze.



Klingt logisch.



Ja, da gibt es dann noch Butterblume für die Brüste von Schwangeren, Kaktus für den Darm und Anusendauslauf, Huflattich für gebrochene Füße (Huf – Fuß, Latte – zum Ganzen machen) und natürlich die Diestel.



Mhh, da erkenne ich auf Anhieb jetzt keine Verbindung.



Es gibt sie aber und es ist die größte Heilpflanze der Welt. In ihr steckt der einfache Wortlaut „Die Stelle“.



Was für eine Stelle?



Ja, das ist eben das Magische. Du isst diese Pflanze, stellst Dir die Stelle vor, die zu heilen ist und es klappt.



Aber wenn ich die esse, dann habe ich doch in meinem Schlund und im Mund sicherlich Verletzungen durch die Diestelspitzen.



Dann isst Du danach noch eine Diestel und denkst an Mund und Schlund.
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Ach so.



Ist doch auch logisch, dass die größte Heilpflanze der Welt so geschützt ist.



Warum.



Weil es sonst zu einfach wäre.



Dann hättest Du doch auch eine Diestel gegen Deine Hoden essen können.



Hätte ich, aber dann hätte ich ja keine Wanderhoden mehr.



Willst Du doch.



Ich will das lindern, aber nicht ganz heilen. Irgendein Zipperlein brauch nämlich jeder Mensch und wenn das mit den Hoden weg ist, hab ich was anderes und das ist vielleicht viel schlimmer.



Also ich hab gar keine Krankheit.



Das glaub ich nicht. Wahrscheinlich weißt Du nur noch nicht was Du hast. In Dir drinnen hast Du sicher was. Hast Du Dich schon mal durchchecken lassen?



Schon ein wenig her, aber ja doch.



Und es wurde nichts gefunden?



Nein.



Dann denke ich mal, dass Du Krebs hast und das schon irgendwo richtig schlimm wuchert.



Jetzt mach mir doch keine Angst. Es kann doch auch Menschen geben, die Kerngesund sind.



Daran glaub ich nicht. Außerdem wäre das doch ungerecht. Glaubst Du Gott verteilt die Krankheiten einfach wahllos und wer sich nicht gerade im Streubereich befindet der hat Glück gehabt.



Ja, so ähnlich wird es wohl sein.



Ich denke eher, Gott schenkt jedem eine Krankheit damit der Mensch sich seiner Natur wieder bewusst wird und wenn er nicht auf die Natur hört und sich die Pflanze sucht, die ihm helfen kann, dann vergeht er.



Er stirbt.



Ja.



Gute Theorie.



Nein, das ist so.



Ach so.
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... melancholisch aber schön ...

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