Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 11. September 2008
Bei Webstories eingestellt: 11. September 2008
Anzahl gesehen: 2472
Seiten: 2

Übermorgen heirate ich. Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Das weiß ich natürlich schon viel länger, aber wie ich eben bin, hab ich die Aufregung immer nach vorne geschoben. Sozusagen verdrängt und somit zusammengedrängt und weil es im Grunde eine große Aufregung ist, lässt sie sich nicht mehr bis vor 2 Stunden vor der Trauung zusammenschieben. Einen prallgefüllten Luftballon kann man auch nicht total dünndrücken. Super Vergleich.

Mir fallen tausend Fragen zur Hochzeit ein, zum Ablauf, zur Verhaltensweise und selbst die Hochzeitsnacht ist für mich nicht einfach unbegrübelt, sondern sollte schon schön durchkonstruiert sein. Ich rechne nämlich sowieso fest damit, dass ich in der Hochzeitsnacht taub sein werde. Bei Flügen kann mein eines Ohr nämlich immer ganz schlecht Druck ausgleichen und beim letzten Flug war ich danach 14 Tage auf einem Ohr taub. Und so muss ich im Kopf schon mal durchplanen, auf welche Bettseite ich mich lege, damit ich das Stöhnen hören kann.

Wir fliegen nach der Trauung direkt nach Paris und ich bin einmal gespannt, wie viele unbeteiligte Menschen uns an diesem Tag Glück wünschen.

Vorher sind aber noch viel wichtigere Fragen zu klären:



Komm ich zu Fuß zum Standesamt, mit dem Taxi oder seile ich mich vom Dach ab? Gehe ich vorher zur Kosmetikerin oder ist das schwul und was ist, wenn es regnet? Regenschirm sieht doch auch unschön aus. Nehme ich eine Umhängetasche mit oder eine Aktenmappe? Sieht das nicht blöd aus? Ich hab doch nur eine Braune und bin sonst in Schwarz!

Wie viel Alkohol darf ich die Nacht vorher trinken, um bei der Trauung nicht Scheiße auszusehen? Kann ich überhaupt schlafen oder sollte ich mir Schlaftabletten kaufen? Werde ich eine feste Stimme beim "Ja" haben oder ein weinerliches Quäken? Hat die Standesbeamtin gute Laune oder zieht sie das einfach durch und man spürt die Routine? Wie bekomme ich es hin, noch was vorher zu essen und hat es Sinn, dafür den Abend vorher ein halbes Schwein zu essen?

Schaffe ich es meine Wirbelsäule gerade zu halten oder leihe ich mir von einem Korsettträger vorher noch eines? Mit was wasche ich mir an diesem Morgen die Haare? Wenn ich Babyshampoo von Finn nehme, dann ist es immer viel zu weich und wuschelig und wenn ich Schuppenshampoo nehme, dann glänzen sie nicht.
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Wenn ich Glanzshampoo nehme, dann glänzen sie, aber ich habe Schuppen und wenn die auf meine Schultern fallen, ist es mir peinlich und ich muss meinen Trauzeugen bitten, im Minutentakt mein Kopfkoks wegzufächern. Wie reagiere ich, wenn jemand der Männer besser aussieht als ich oder wenn Katharina auf einmal dickfetten Lippenstift trägt und ich sie einfach aus AntiFetischGründen nicht küssen kann? Nimmt man selbst Geschenke an oder macht das irgendwer für einen? Gibt es überhaupt Geschenke oder gibt es die nur, wenn man eine große Feier macht? Muss ein Junggesellenabschied sein und gibt man da einen aus oder bekommt ausgegeben? Wann trifft man sich vor dem Standesamt? Kommt die Frau dann rein wie in der Kirche und man steht schon da oder geht man zusammen rein? Und wieso heißt das Haus, in dem wir uns trauen, Heinrich-Heine-Haus? Ist das ein gutes oder schlechtes Omen? Ich sollte einmal die Lebensgeschichte von Heine nachlesen. Wenn der nun eine lange Beziehung hatte, ist das ja gut. In einem Goethe-Haus hätte ich auf jeden Fall nicht geheiratet. Ach ja, den Brautstrauß. Den muss ich ja vorher auch noch abholen. Wann übergebe ich den denn?

Und nicht, dass ich etwas vergesse. Ich wäre echt einer, der die Ringe vergisst, aber meine Frau wäre nicht meine Frau, wenn sie mir nicht alles längst hingelegt hätte. Wird schon alles schief gehen und Gott sei Dank brauche ich mir keine Gedanken zu machen, ob irgendwer von uns „Ja“ sagt.


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Kommentar von "ISA" zu "Das Hörspiel"

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Kommentar von "axel" zu "Herzflattern"

Wie zärtlich, sehr gelungen.

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