Gefühlschaos und andere Probleme – Teil 1   197

Romane/Serien · Nachdenkliches

Von:    Middel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 24. August 2008
Bei Webstories eingestellt: 24. August 2008
Anzahl gesehen: 2465
Seiten: 3

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Sie wusch sich die Tränen aus dem Gesicht. Niemand sollte sie so sehen, sollte glauben es mache ihr etwas aus. Und außerdem, wer war er schon, dass er es schaffen sollte ihre Gefühle zu beeinflussen? Wo sie doch nicht mal selber imstande war, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen – egal wie sehr sie sich bemühte. Aber vielleicht war es gerade das, was ihr an ihm so gefiel, die Art, wie er mit einem Lächeln ihre wohl kalkulierte Ordnung in ein nicht mehr zu beherrschendes Chaos verwandeln konnte ... ja vielleicht. Ob Absicht oder nicht, er schaffte es jedenfalls jedes Mal ihre Welt zu verändern und zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Mittlerweile war es ja schon soweit gekommen, dass die ganze Klasse darüber sprach. Zwar nicht offen, was wohl auch nur eine Frage der Zeit sein dürfte, aber hinter vorgehaltener Hand. „Ann-Kathrin liebt Herrn Schulte“, stand es sogar letztens an der Tafel. Gott sei dank konnte sie das Geschmiere noch entfernen, bevor ER es gesehen hatte. Obwohl irgendetwas in ihr es lieber hätte stehen lassen. „Ja, sollen sie es doch alle sehen, sollen sie doch wissen, was ich fühle!“

Zum ersten Mal verliebt! Zum ersten Mal Schmetterlinge im Bauch. Zum ersten Mal gleichzeitig so glücklich, dass sie die ganze Welt umarmen wollte und trotzdem so todunglücklich, dass es sie innerlich zerriss. Himmelhochjauchzend und zutodebetrübt und das gleichzeitig! Das war ihr bisher noch nie so gegangen. Auch wenn sie schon ein wenig Erfahrung mit Männern, sie verbesserte sich innerlich: mit JUNGS hatte. Aber irgendwie waren die alle so unreif in ihrem Alter. Entweder wollten sie nur das Eine oder waren noch schüchterner als sie selbst, was sie schon für fast unmöglich gehalten hatte.

Ihr letzter „Freund“ war wieder die Sorte „einmal drüber und dann Schluss“ gewesen. Zwei Jahre älter und anfänglich supersüß und supernett. Bis er sie nach der ersten Party dann schließlich rumgekriegt hatte. Sie war schon angetrunken gewesen und er hatte sie nach Hause bringen wollen. Ganz der Gentleman. Nach ein paar Minuten war er dann aber in ein Waldstück gebogen. Anfänglich war er sehr zärtlich gewesen und ihr hatte es auch gefallen, aber als er in sie eindringen wollte, wurde ihr die Sache zu mulmig, schließlich nimmt sie die Pille nicht. Ihm war das egal und bevor ihr richtig klar wurde, was passiert, war er auch schon gekommen.
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„Nie wieder mit einem unreifen Jungen!“, hatte sie sich da geschworen. Und nie wieder Schwärmerei mit Liebe verwechseln.

Ein Blick in den Spiegel verriet, dass sie sich wieder in die Klasse trauen konnte. Zwar waren ihre Augen immer noch ein wenig unterlaufen und rot, aber dass sie geheult hatte, konnte sie sowieso nicht verbergen, das war ihr eigentlich klar. Nur der Grund ging niemanden was an, auch wenn es alle ahnten, solange sie den Mund hielt, blieben es Gerüchte. Auch das Schwindelgefühl ließ allmählich nach. Irgendwie war ihr sowieso in letzter Zeit so oft schlecht. „Ich muss mal wieder regelmäßiger essen“, dachte sie, während sie das Taschentuch, dass ihr Hanna, ihre beste Freundin, gegeben hatte, in den Papierkorb schmiss und die Tür zum Flur öffnete. Allmählich bekam sie auch das Schluchzen und das Herzrasen wieder in den Griff.

Der Flur war leer und ihre Schritte hallten, obwohl sie versuchte sich möglichst leise zu bewegen. An jeder Tür, an der sie vorbeikam, blieb sie kurz stehen und lauschte ein wenig. Die Normalität des sich dahinter abspielenden Unterrichts beruhigte sie ein wenig. Sie versuchte auch jedes Mal zu erraten, wer von den Lehrern dort wohl gerade seine Stunde hielt. Vielleicht war ER ja gerade jetzt genau hinter dieser Tür, ihr wurde wieder heiß.

Unbewusst wurde ihr Schritt immer langsamer, je näher sie ihrer Klasse kam. Sie schaute auf die Uhr. Noch 23 Minuten. 23 Minuten Englisch bei Frau Heinrich. 23 Minuten den Blicken ausgesetzt, den Blicken von 29 allesahnenden und doch nichtswissenden Mitschülern. „Wie soll ich das bloß schaffen?“

Vor dem Klassenraum blieb sie stehen. Wieso war sie eigentlich aus dem Raum gerannt? Doch nur, weil Hannes wieder einen seiner idiotischen Sprüche abgelassen hatte. Sie hatte ihm erklären wollen, dass seine Antwort gar nicht stimmen konnte, ganz ohne Hintergedanken. Ihm schien das wohl nicht gefallen zu haben und wenn sich ein Arschloch wie er nicht mehr zu helfen weiß, wird er persönlich. Wenn er auch sonst nicht gerade helle ist, so weiß er leider sehr genau, wo er bei ihr den Finger in die Wunde stecken muss. „Hast du das von deinem Lover? Bringt er dir also doch mehr bei, als nur Französisch?“

Jeder wusste wer gemeint war, bis auf Frau Heinrich, die den Spruch gekonnt ignorierte und völlig verdutzt reagierte, als ihre beste Schülerin so mir nichts dir nichts aus der Klasse rannte.
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Gerade als Ann-Kathrin den Türknauf Heraunterdrücken und die Klasse betreten wollte, hörte sie hinter sich eine wohl vertraute Stimme. „Kathi, warum bist du den nicht im Unterricht?“, hörte sie die Stimme sagen und konnte sich nicht rühren. Ihr Herz schlug so laut und schnell, dass sie die nächsten Sätze nicht mehr mitbekam. Ihr wurde schwindelig und als sie seine Hand auf ihrer Schulter spürte, wurde ihr schwarz vor Augen.

Auf der Liege vor dem Lehrerzimmer kam sie wieder zu sich und bemerkte, dass ER ihre Hand hielt, genaugenommen war es ihr Handgelenk. „Ach hallo Kathi“, sprach ER sanft zu ihr, „ich messe gerade deinen Puls. Irgendetwas scheint mit dir nicht in Ordnung zu sein. Ich meine, man kippt doch nicht einfach so um.“ Sie blickte sich um und sah auch Frau Heinrich. „Ann-Kathrin, als du vorhin aus der Klasse gerannt bist, habe ich mir ernsthaft Sorgen gemacht. Warum hast du denn nichts gesagt?“ „Ich ... weiß es nicht ... mir war ... irgendwie war mir wohl schlecht ...“ „Wir haben jedenfalls den Notarzt informiert, er wird dich abholen kommen.“ Und noch bevor Ann-Kathrin etwas sagen konnte, sah sie, wie zwei Pfleger um die Ecke bogen und eine Trage mitbrachten.

Im Krankenhaus wurden nun alle möglichen Tests mit ihr gemacht, selbst Ultraschall und Blutabnahme musste sie über sich ergehen lassen. Ihre Mutter war inzwischen auch gekommen und saß neben ihrem Bett. Ann-Kathrin war das alles sehr peinlich, wo sie doch überhaupt nichts hatte, außer vielleicht ein wenig Liebeskummer. Aber den konnten sie hier weder feststellen, noch heilen.

„Frau Marquard?“ „Ja?“ Ann-Kathrin musterte den Arzt, der sie ernst ansah. „Wir wissen nun, was ihnen „fehlt“ ...“ Sie war überrascht, bisher war sie davon ausgegangen gar nichts zu haben. Und wie der Doktor das Wort „fehlt“ betonte, gefiel ihr gar nicht. „Was hat sie denn?“, fragte ihre Mutter besorgt. „Nun“, wandte sich der Arzt jetzt an Kathis Mutter, „ihre Tochter ist schwanger!“
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Kommentare zur Story:

  Ich warte - wie immer - gespannt auf den Schluss. Dio  
anonym  -  24.08.08 15:59

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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