Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Luzie      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 2. Mai 2008
Bei Webstories eingestellt: 2. Mai 2008
Anzahl gesehen: 2214
Seiten: 2

Er fuhr mit seinem Auto über die Landstraße. Es hatte geregnet, es wurde schon dunkel und die Scheinwerfer des Autos irrlichterten über den nassen Asphalt. Er war müde. Das monatliche Zusammentreffen mit seinen Freunden war interessant gewesen, hatte ihn aber doch angestrengt. Seit einigen Treffen schon kreisten ihre Gespräche irgendwann unweigerlich um bestimmte metaphysische Themen, die von verschiedenen Seiten beleuchtet werden mussten und darum auch so schnell nicht befriedigend zum Ende gebracht werden konnten. Also kamen ihre Gespräche immer wieder darauf zurück. Auch heute war es so gewesen. Es ging im Grunde genommen um die unerforschlichen Abgründe der Seele, um den Begriff und ihre Existenz überhaupt, ihr mehr oder weniger geheimes Leben und wie man Zipfel davon zu fassen kriegen konnte.



Er spürte, wie seine Konzentration nachließ. Das monotone Geräusch des Motors, die schnurgerade Straße und das gleichmäßige Auftauchen und Verschwinden der Bäume, die den Straßenrand säumten, versetzten ihn in eine Art Lethargie. Vielleicht wäre es besser, ein paar Minuten anzuhalten, um neue Kraft zu schöpfen. Erst vor ein paar Tagen hatte er in der Zeitung von einem schrecklichen Unfall gelesen.



Plötzlich bemerkte er, wie das Licht seiner Scheinwerfer schwächer wurde oder kam es ihm nur so vor? Seine Lichtmaschine musste defekt sein, er konnte nichts mehr erkennen. Die Straße vor ihm war in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt. Dass ihm das ausgerechnet jetzt passieren musste. Der Akku seines Handys war leer und weit und breit

war kein Lichtschimmer zu sehen, von dem auf eine

menschliche Behausung hätte geschlossen werden können. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als sich zu Fuß auf den Weg zu machen, um sich aus seiner misslichen Lage zu befreien. Die Wahrscheinlichkeit auf Hilfe war auf dieser einsamen Landstraße sehr gering. Wenn überhaupt einmal ein Auto auftauchte, ihm war bis jetzt noch keines entgegengekommen, müsste es auch noch anhalten, was in der heutigen Zeit unwahrscheinlich war. Also nahm er seine Brieftasche aus dem Handschuhfach und stieg aus. Nachdem er seinen Wagen sorgsam abgeschlossen hatte setzte er sich in Bewegung.



Er lief mechanisch die Straße entlang, die eingesäumt war von Bäumen und Sträuchern, die immer dichter wurden.
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Schließlich bemerkte er, dass er nun durch einen Wald lief. Es schien eine gottverlassene Gegend zu sein, immer noch war ihm kein Auto entgegengekommen.

Als er seinen Blick, den er auf die nun mittlerweile von unzähligen Pfützen und aufgeweichten Erdresten matschige Straße geheftet hatte hob, bemerkte er einen faden Lichtschimmer, der durch die Baumstämme glimmte. Er beschloss, sich durchs Dickicht zu schlagen, um auf dem schnellsten Weg zu einem Haus oder irgendeiner menschlichen Ansiedlung zu gelangen. Die nassen Zweige streiften sein Gesicht und Brombeerranken hakten sich an seine Hose fest, als er sich stolpernd und immer wieder ausrutschend vorwärts tastete, bis er schließlich einen kleinen Trampelpfad erreichte, dem er, immer schneller werdend, folgte. Den Lichtschimmer hatte er vorübergehend aus den

Augen verloren, aber dank seines guten Orientierungssinns wusste er, dass die Richtung stimmte. Er begann nun zu laufen, denn es schien ihm, als würde er von etwas angezogen, dessen Kraft ihm völlig unerklärlich war.



Als er, schon völlig außer Atem, um eine Kurve bog, blieb er wie vom Donner gerührt stehen. Er starrte auf eine runde Lichtung, die von einem fluoreszierenden bläulichen Licht erhellt war und in diesem strahlenden, er hatte das Gefühl magischen Licht, das von einer überirdischen Intensität zu sein schien, schwebte eine Art runder Kugel, die ihrerseits ein so leuchtendes Blau aufwies, dass es ihn im Innersten rührte und bewegte. Er trat näher und es überkam ihn der unwiderstehliche Wunsch, mit dieser Kugel, die einmal hierhin, einmal dorthin schwebte, in Kontakt zu treten. Wie eine Seifenblase, einer schillernden Shakti gleich, tanzte sie ihren Tanz und zog ihn ganz in ihren Bann.

Zögernd streckte er seine Hand nach ihr aus, um sie zu berühren. Im gleichen Augenblick ertönte ein lautes Hupen, das ihn erschreckt hochfahren ließ.



Er brauchte einen Moment, um zu realisieren, wo er sich befand. Er musste ein kleines Nickerchen gemacht haben. Die frische Nachtluft strömte durch das Seitenfenster herein, das er heruntergekurbelt hatte und er spürte, wie er sich auf einmal wieder munter und auf eine seltsame Weise scheinbar grundlos glücklich beschwingt fühlte.
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Sein Traum fiel ihm wieder ein. Schmunzelnd ließ er den Motor an, um nach Hause zu fahren.
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Punktestand der Geschichte:   278
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Kommentare zur Story:

  Danke, Nicolas

V.l.G.
Luzie  
anonym  -  06.05.08 11:06

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  Eine gelungene Geschichte: man kann sie sogar als eine kleine Parabel auf die Philosophie lesen: Der einsam Suchende, die Beschwerden eines dunklen Weges und schließlich ein Glücksgefühl, das man allerdings mit niemandem (unmittelbar) teilen kann.
Gut gemacht, weiter so!

lg  
   Nicolas van Bruenen  -  06.05.08 10:07

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Eine kleine verträumte Geschichte.Schön sie zu lesen.
Gruß
Bernd A.  
anonym  -  03.05.08 21:07

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