Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 13. Februar 2008
Bei Webstories eingestellt: 13. Februar 2008
Anzahl gesehen: 2051
Seiten: 2

Was ist denn mit Ihren Hunden los?



Wieso?



Die springen schon immerzu ständig gegen diese Mauer hier.



Die suchen einen Durchgang.



Ach so.



Dabei könnten Sie ja einfach drüber springen, ich weiß. Ich denke mal, das liegt an der Züchtung.



Was sind das denn für Hunde? Sehen aus wie Schäferhunde, oder?



Nein, dass sind Dackelbulldogen. Sieht man aber nicht, weil ich Ihnen noch nicht die Schwänze abgeschnitten habe.



Vielleicht sind sie deshalb so komisch drauf.



Ja, kann sein. Kleinen Moment, ich hol mal die Schere.



Ja klar, ich warte.



So, hat ein wenig gedauert. Meine Frau hat damit wieder von den Gardinen Verzipfelungen abgeschnitten und die Schere nicht zurückgetan. Sie wissen ja wie das ist.



Ja, klar weiß ich das. Ich als Frau.



Sie sind Frau?



Ja, bin ich.



Oh, konnt ich ja nicht wissen.



Ist nicht schlimm. Ich hab ja auch nichts gesagt.



Können Sie den Braunen mal dann festhalten?



Ich versuche es. Wie soll ich den denn halten? Also wo?



Nehmen Sie ihn einfach in der Mitte.



So?



Ja, schön festhalten und lassen Sie sich nicht beißen.



Ahhh.



Nicht loslassen. Ich habs gleich.



Wieso schneiden Sie die Ohren…



Der hört sowieso nicht.



Beeilen Sie sich. Schneiden Sie den Schwanz ab.



So, Sie können ihn loslassen.



Toll. Jetzt ist mein ganzes Kleid dreckig.



Ist doch nur Schmutz.



Und Blut!



Ja und Blut! Aber das geht ganz einfach raus mit Blutegeln. Die brauchen Sie nur auf die Stoffstellen setzen.



Wieso haben Sie das mit den Ohren gemacht?



Macht man doch so. Halten Sie nun auch den anderen Hund?



Nur wenn Sie ihm nicht die Ohren abschneiden.
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Ok, versprochen. Das war eben auch eher so im Rausch.



Haben Sie was getrunken?



Nein, aber ich hatte eben einen Schneiderausch. Das hat man ja manchmal.



Wie Ihre Frau?



Wie meine Frau.



Na dann reißen Sie sich jetzt mal zusammen. Nur den Schwanz!



Ja.



Moment mal!



Ja?



Der Hund springt schon wieder gegen die Mauer.



Oh, lag wohl doch nicht am Schwanz.



Sieht so aus.



Oder es lag am Schwanz, aber das mit den Ohren hat es dann wieder verschlimmert.



Hab ich doch gesagt!



Ich hätte ihm wohl besser alle vier Pfoten abschneiden sollen.



Ach Sie!



Na ja, irgendwann wird er schon aufhören zu springen.



Ja.



Den anderen Hund lass ich dann erst einmal so.



Schön, dann können Sie ja endlich die Schere weglegen.



Oh ja. Entschuldigen Sie.



Haben sie auch einen Namen?



Freunde nennen mich „Der Holscher“.



Ich meinte die Hunde. Wie nennen Ihre Freunde die?



Scholsche und Knotsche.



Wer ist wer?



Ach, das ist egal.



Komische Namen.



Die von den Hunden?



Ihrer auch.



Wie heißen Sie denn?



Aireen Christin Müller.



Müller mit „L“?



Ja.



Und wo wollen Sie hin?



Wieso?



Hier kommen nicht viele Menschen vorbei. Ist ja ganz schön weit weg von der Stadt.



Ich suche einen Italiener.



Hier?



Ja, in der Stadt kenne ich schon alle und ich dachte, je weiter ich Richtung Süden laufe umso mehr Italiener kommen. Dann war ich auf einmal aus der Stadt raus und nun bin ich hier.
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Hier gibt es keinen Italiener.



Verdammt. Mittlerweile hab ich schon richtigen Hunger und ohne was im Magen schaffe ich den Rückweg auch nicht mehr.



Soll ich Ihnen schnell ein Spiegelei braten? Oder Ihnen ein Einweckglas Pflaumen mitgeben?



Lassen Sie mich kurz überlegen. Mhh. Was machen…Oh gott!



Ahh.



Was sind das nur für Hunde?



Fleisch ist Fleisch.



Aber das eigene Ohr essen?



Fleisch ist Fleisch. Das sind die Instinkte.



Wissen Sie was?



Ja?



Ja?



Ich meine Nein!



Ich gehe jetzt weiter und zwar ohne Pflaumen.



Wie sie wollen.



Ich wünsche Ihnen viel Glück mit den Hunden.



Danke und Sie kommen gut zurück.



Ich werde nicht zurück. Ich werde weiter. Ich habe Hunger. Was wollen Sie mit der Schere?



Ich schneid die Hunde.



Ich muss los!
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Punktestand der Geschichte:   9
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Kommentare zur Story:

  stimmt  
anonym  -  26.02.08 15:29

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  traurig und eklig  
anonym  -  26.02.08 15:25

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Erinnert mich an Kupieren, finde ich schrecklich. Der Dialog stellt ansonsten Missverständnisse und Aneinandervorbeireden dar, aber er gefällt mir ganz und gar nicht. LG Sabine  
   Sommertänzerin  -  19.02.08 11:51

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  @ Dana: Naja, ich werd mich damit abfinden.
@ anonym: Hast du Spaß an dem Schreibstil oder an dem blutigen Hunden-Schwanz-und-Ohren-Abschneiden?  
   Tintenkleckschen  -  18.02.08 20:38

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  Mann Oh Mann...Habt doch einfach Spaß an dem Text und fertig  
anonym  -  17.02.08 18:36

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  Das stimmt... aber braucht man für alles eine Lösung?
Für mich klingts eher wie eine Feststellung. Und vielleicht zeigt er keine Lösung auf, weil die Gesellschaft für ihn unabänderlich scheint.  
   Dana Tiger  -  16.02.08 17:21

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  Hm ja, die beiden Leute reden aneinander vorbei - was hab ich davon? Eine Lösung, wie man es besser macht zeigt der Text jedenfalls nicht auf. Aber ein abschreckendes Beispiel sind sie ja schon, die Leute.
Die Art wie es geschrieben ist, gefällt mir schon, nur irgendwie fehlt - meiner Meinung nach - noch was. Ich weiß nur nicht was...  
   Tintenkleckschen  -  16.02.08 15:24

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  Klasse :-)

@ Tintenkleckschen,
vergiss doch mal die Hunde. Kommt dir beim Lesen denn nicht in den Sinn, wie gesellschaftskritisch der Text ist? Wie ignorant Menschen miteinander umgehen können, obwohl sie miteinander sprechen? Wie sehr man aneinander vorbei sprechen kann? Wie dumm Menschen sein können?
Für mich stehen die Hunde ganz am Schluss, als Synonym für die Gequälten. Die, die vor lauter Dummheit und Ignoranz und Unwissenheit Qualen leiden müssen.

Großes Kompliment, Robert!  
   Dana Tiger  -  16.02.08 13:58

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  Die armen Hunde... Aber hat dieser Text, mal abgesehen davon, dass man damit auf die manchmal nichtartgerechte Haltung von Hunden aufmerksam machen
kann, noch einen tieferen Sinn??  
   Tintenkleckschen  -  16.02.08 12:34

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