Nachdenkliches · Poetisches

Von:    Robert Webmaster      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. Februar 2008
Bei Webstories eingestellt: 5. Februar 2008
Anzahl gesehen: 4432
Seiten: < 1

Nur der Kommetare wegen...
Punktestand der Geschichte:   7
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Kommentare zur Story:

  UND HIER NOCH EINMAL die von SABINE MÜLLER gelöschten KOMMENTARE:

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
„Da hatte ich über Nacht (und ich war tief und fest am schlafen) plötzlich über 20 grüne und rote Punkte bei einer neuen Geschichte + 0 Kommentare.“

EINE LÜGE. Viele der Leute, die Sabine damals hochpunkteten (über 100 x pro Tag), kennt sie persönlich (Sandra Schröder, Alex, Marie, Homo Faber und viele andere)

DAS verschweigt sie natürlich :-)))

Sieh doch mal Sabines älteste Geschichten an und bilde dir ein Urteil über deren Qualität.
Und dann sieh dir die Kommentare ihrer Freunde dazu an. Sabine wurde damals im Jänner 2007 auf wundersame Weise von der schlechtesten zur besten Autorin ...

DAS verschweigt sie ebenfalls :-))

Alle „Beweise“ dazu hat sie selbstverständlich gelöscht ;-)

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Ein gutes Beispiel ist „Nachklang einer Partie“.
Link: http://www.webstories.cc/stories/story.php?p_id=104556

Diese Geschichte wurde am 22.07.2005 veröffentlicht und hatte knapp vier Monate später ihren ersten Kommentar. Aber plötzlich, 2 Jahre später (!!), im Jänner 2007 wollen 27 Leute diese Geschichte als „sehr gut empfunden haben.“
Und so ging das mit jeder Geschichte, nur weil ein Leser namens „Adlerauge“ begonnen hatte, die Fehler in Sabines Geschichten fein säuberlich aufzuzeigen und sie damit nicht leben konnte.
Wie gesagt, ich empfehle, die ältesten Geschichten Sabines zu lesen und die zum Teil „sehr sinnvollen und überaus kritischen“ Kommentare ihrer Freunde zu lesen.

PS: Natürlich sind alle diesen Geschichten mit ihren haarsträubenden Fehlern bis HEUTE unverbessert ...
Und natürlich hat Sabine mittlerweile WIEDER die Kommentare gelöscht

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Ein anderes Beispiel ist die Geschichte „Sternschnuppenjagd“
Link: http://www.webstories.cc/stories/story.php?p_id=104890

Warum fehlen HEUTE z. B. folgende Kommentare, die damals noch alle dortstanden??

Ich mag Sternschnuppen, weil man sich dann etwas wünschen kann. Und wenn es tatsächlich ein Flugzeur war - bsssssss - hier eine Sternschnubbe für dich *~+'**; "schwupp" MFG Alex

Alex (22.02.2007, )
Los, fang die ein, die Sternschnuppe! Gruß Cornelia

Cornelia (05.02.2007, )
Und ich liebe sie auch:-) lg Tanja (02.02.2007, )

Ach, mir gefällt es! Ich liebe Sternschnuppen! Gruß Marion
(Marion (23.01.2007, )

Dieser Text gefällt mir nicht ganz so gut wie die Anderen. Da könnte man ein wenig mehr draus machen.
filiuspaterson (23.01.2007, )

Sie fehlen, weil Alex, Cornelia, Tanja, Marion, filiuspaterson einige der Hochpunkter waren ...
DAS ist MANIPULATION

Mit freundlichen Grüßen
Skill&Clowns  
anonym  -  03.12.08 12:05

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Von Sabine Müller nach 2 Minuten gelöscht:

""Wenn dein "heimlicher Verehrer" mal ein paar Wochen nichts von sich hören lässt, bringst du ihn selbst ins Spiel. (http://www.keinverlag.de/texte.php?text=195678)
Langsam glaube ich, dass du dich selbst verfolgst, einfach um im Gespräch zu bleiben ...
Sogar auf keinverlag motzen schon die ersten, dass du bis zu 10 Texte täglich einstellst ...

anonym (11.03.2008)  
anonym  -  11.03.08 15:56

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  „P.S. Da ich im Moment im Umzug bin, werde ich nicht so schnell antworten können.“
LOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL
Also auf webstories ist UMZUG und auf keinverlag nicht??????

SABINE MÜLLERS IM FERBRUAR VERÖFFENTLICHTE GESCHICHTEN UAF KEINVERLAG:

zuerst veröffentlicht im Februar 2008

# hier klicken Wunder der Natur Haiku zum Thema Natur, 29.02.08 (29.02.08) | 27 27 mal gelesen
# B fair Text in Bearbeitung Senryu zum Thema Nachdenken (Englisch), 29.02.08 (29.02.08) | 36 36 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Faszination Lebensglück Erzählung zum Thema Freude, 28.02.08 | 45 45 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Mensch Meier! Gedanke zum Thema Allzu Menschliches, 28.02.08 | 50 50 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Liebesglück Senryu zum Thema Liebe und Vertrauen, 27.02.08 | 33 33 mal gelesen
# hier klicken Grillen Haiku zum Thema Tiere, 27.02.08 | 18 18 mal gelesen
# hier klicken Am Morgen Gedanke zum Thema KeinVerlag, 27.02.08 | 56 56 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Bohnenkäffken Elfchen zum Thema Genuß, 27.02.08 | 56 56 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Geteert Elfchen zum Thema Umwelt/Ökologie, 27.02.08 | 28 28 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Grüne Lunge Elfchen zum Thema Natur, 27.02.08 | 27 27 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Kuss der Nacht Elfchen zum Thema Abendstimmung, 27.02.08 | 37 37 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Du Lustobjekt Text für Jugendliche gesperrt Gedicht zum Thema Lust, 27.02.08 | 27 27 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Zwei Gedichte Gedanke zum Thema Gedichte/Lyrik, 26.02.08 | 41 41 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken 俳句 Senryu zum Thema Schreiben, 26.02.08 | 61 61 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Ihr Freund aus dem Netz Gedicht zum Thema Verfolgung, 26.02.08 | 32 32 mal gelesen
# hier klicken Abschussquote Gedanke zum Thema Allzu Menschliches, 26.02.08 | 39 39 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Neulich bei der Qualitätspolizei Bild zum Thema Krieg/Krieger, 26.02.08 | 76 76 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Zwischen Traumland und Realität Sonett zum Thema Illusion, 26.02.08 (26.02.08) | 43 43 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Schreiberplattformen Senryu zum Thema Schreiben, 25.02.08 (25.02.08) | 63 63 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Mikrofonisten Gedanke zum Thema Beobachtungen, 25.02.08 | 36 36 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Strand Haiku zum Thema Meer, 25.02.08 (25.02.08) | 26 26 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Old Mac Donald Elfchen zum Thema Landschaft, 25.02.08 | 19 19 mal gelesen
# hier klicken USA Elfchen zum Thema Kultur, 25.02.08 | 23 23 mal gelesen
# hier klicken In der Küche Elfchen zum Thema Essen/ Ernährung, 25.02.08 | 22 22 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Hedwigs Geschwister Senryu zum Thema Erinnerung, 25.02.08 | 19 19 mal gelesen
# hier klicken Gedankenkrämereien Senryu zum Thema Sinn/ Sinnlosigkeit, 25.02.08 | 21 21 mal gelesen
# hier klicken Regenfreude Senryu zum Thema Freude, 25.02.08 | 16 16 mal gelesen
# hier klicken Hinter Gittern Senryu zum Thema Gefangen, 25.02.08 | 17 17 mal gelesen
# hier klicken Buntes Laub Haiku zum Thema Farben, 25.02.08 | 21 21 mal gelesen
# hier klicken Behütete Erinnerungen Senryu zum Thema Erinnerung, 25.02.08 | 20 20 mal gelesen
# hier klicken Urwalduhr Haiku zum Thema Umwelt/Ökologie, 25.02.08 | 17 17 mal gelesen
# hier klicken Teufelsmoor Haiku zum Thema Natur, 25.02.08 | 23 23 mal gelesen
# hier klicken Geisterstunde Senryu zum Thema Zeitgeist, 25.02.08 | 19 19 mal gelesen
# hier klicken Magic Mushrooms Text für Jugendliche gesperrt Senryu zum Thema Halluzination, 25.02.08 | 9 9 mal gelesen
# hier klicken Einsame Freiheit Senryu zum Thema Ausbrechen, 25.02.08 | 33 33 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Enttäuschung Senryu zum Thema Enttäuschung, 25.02.08 | 30 30 mal gelesen
# hier klicken Martin Senryu zum Thema Ewig/ Ewigkeit, 25.02.08 | 20 20 mal gelesen
# hier klicken Dudelsack Senryu zum Thema Musik, 25.02.08 | 27 27 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Schiffchen Haiku zum Thema Natur, 24.02.08 (25.02.08) | 32 32 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Der Spanner im Heckenbusch Kurzgedicht zum Thema Beobachtungen, 23.02.08 | 33 33 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Klagelied der Trauerweiden Haiku zum Thema Tod, 23.02.08 | 28 28 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken ONS 2 Text für Jugendliche gesperrt Elfchen zum Thema Sex/ Sexualität, 23.02.08 (23.02.08) | 22 22 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken ONS 1 Text für Jugendliche gesperrt Elfchen zum Thema Sex/ Sexualität, 23.02.08 (23.02.08) | 27 27 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Der See Haiku zum Thema Natur, 23.02.08 | 31 31 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Nachtigalls' Frühling Elfchen zum Thema Jahreszeiten, 23.02.08 | 27 27 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Großstadt Elfchen zum Thema Stadt, 23.02.08 | 24 24 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Theater Elfchen zum Thema Theater, 23.02.08 | 29 29 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Hundefreund Elfchen zum Thema Mensch und Tier, 23.02.08 (23.02.08) | 44 44 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Argumente Gedanke zum Thema Allzu Menschliches, 23.02.08 | 42 42 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Der Neid Innerer Monolog zum Thema Neid, 23.02.08 | 97 97 mal gelesen, 8 8 mal kommentiert
# hier klicken Alte Schachtel Kurzgedicht zum Thema Mitleid, 22.02.08 | 24 24 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Schreiblust Gedanke zum Thema KeinVerlag, 22.02.08 | 50 50 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Pustekuchen Innerer Monolog zum Thema Macht, 22.02.08 (22.02.08) | 38 38 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Der kleine Irre Lebensweisheit zum Thema Stärke/Schwäche, 22.02.08 | 35 35 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Das braucht man nicht im Leben Innerer Monolog zum Thema Lebensbetrachtung, 22.02.08 | 33 33 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Ja, ja, die Dummheit Innerer Monolog zum Thema Dummheit, 22.02.08 | 33 33 mal gelesen
# hier klicken Meine alte Flickenjacke Innerer Monolog zum Thema Selbstbild/Selbstbetrachtung, 22.02.08 | 33 33 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Mann, bin ich ein Trottel Innerer Monolog zum Thema Selbsterkenntnis, 22.02.08 | 46 46 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Innig Innerer Monolog, 22.02.08 | 33 33 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Über Nicks Groteske zum Thema Alles und Nichts..., 22.02.08 (22.02.08) | 54 54 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Picknick Senryu zum Thema Essen/ Ernährung, 22.02.08 | 34 34 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Es herbstelt Haiku zum Thema Jahreszeiten, 22.02.08 | 34 34 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Die Symphonie des Frühlings Haiku zum Thema Jahreswechsel/ Silvester, 22.02.08 | 24 24 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Von Lebensweisheiten und so Lebensweisheit zum Thema Lebensweisheit, 21.02.08 | 25 25 mal gelesen
# hier klicken Schön, dass es dich gibt, Oma Gedanke zum Thema Familie, 21.02.08 | 28 28 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Arschtritt Gedanke zum Thema Neuanfang/ -orientierung, 21.02.08 (21.02.08) | 24 24 mal gelesen
# hier klicken Neid Gedanke zum Thema Neid, 21.02.08 (21.02.08) | 24 24 mal gelesen
# Ideenreichtum und so Text in Bearbeitung Gedanke zum Thema Idee(n), 21.02.08 | 5 5 mal gelesen
# hier klicken Traumerfolge Text, 21.02.08 (21.02.08) | 24 24 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Feige Sau Gedanke, 21.02.08 (21.02.08) | 26 26 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Gedicht zum Thema Dummheit, 21.02.08 | 23 23 mal gelesen
# hier klicken Das Leben im (über)Fluss Groteske, 21.02.08 (21.02.08) | 22 22 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# Anonym Text in Bearbeitung Gedanke zum Thema Wahrheit, 21.02.08 (21.02.08) | 26 26 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Aufatmen Elfchen zum Thema Jahreszeiten, 21.02.08 (21.02.08) | 39 39 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Luxusgüter Text, 20.02.08 | 35 35 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Dinge gibts ... Gedanke, 20.02.08 | 34 34 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Bunte Welt Innerer Monolog zum Thema Alter, 20.02.08 (20.02.08) | 46 46 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Der alte Mann und seine Söhne Kurzgeschichte zum Thema Reichtum, 20.02.08 | 26 26 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Detektiv Aphorismus zum Thema Suche, 20.02.08 (20.02.08) | 48 48 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Liebeswasser - Eau de l'amour Gedanke zum Thema Liebe und Hoffnung, 20.02.08 (20.02.08) | 42 42 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# Kaffee zum Frühstück Text in Bearbeitung Kurzgedicht zum Thema Morgenstimmung, 20.02.08 |
# hier klicken Angesprochen Innerer Monolog, 20.02.08 | 41 41 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Otto Innerer Monolog zum Thema Diebstahl, 20.02.08 | 35 35 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Wenn wir auch nicht ... Brief zum Thema Inspiration, 19.02.08 (19.02.08) | 52 52 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Einstellung? Gedanke, 19.02.08 | 45 45 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Gedankentänze Kurzgedicht zum Thema Tanz(en), 19.02.08 | 77 77 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Inspirationsvampire Senryu zum Thema Inspiration, 18.02.08 | 58 58 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Veilchen Nr. 2 Senryu zum Thema Verletzlichkeit, 18.02.08 | 39 39 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Nervensägen Senryu zum Thema Allzu Menschliches, 18.02.08 | 56 56 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Veilchen Haiku zum Thema Natur, 18.02.08 | 48 48 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Todesblick Senryu zum Thema Tod, 18.02.08 (18.02.08) | 45 45 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# Unterschiede Text in Bearbeitung Gedanke, 17.02.08 | 7 7 mal gelesen
# hier klicken Tatütata, gleich bin ich da ... Haiku zum Thema Tiere, 17.02.08 (17.02.08) | 67 67 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Och nee, nich schon wieder Senryu zum Thema Unterdrückung, 17.02.08 (17.02.08) | 67 67 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Frühstücksgrüße zum Sonntag Senryu zum Thema Befreiung, 17.02.08 (17.02.08) | 39 39 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Erfüllender Besitz Aphorismus zum Thema Reichtum, 17.02.08 | 63 63 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Suppenauslöffler Gedanke zum Thema Erfahrung, 14.02.08 | 74 74 mal gelesen, 6 6 mal kommentiert
# hier klicken Rad ab Groteske, 14.02.08 | 59 59 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Lass dich tragen Innerer Monolog zum Thema Freiheit/ Unfreiheit, 14.02.08 | 46 46 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken KRACH Senryu zum Thema Frust, 14.02.08 | 40 40 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Das Lustige am Bösen Innerer Monolog zum Thema Gut und Böse, 14.02.08 | 43 43 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Spurensucher Senryu zum Thema Suche, 14.02.08 | 46 46 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Was soll das? Groteske zum Thema Verstand, 14.02.08 | 58 58 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Als Merkel Text, 13.02.08 (15.02.08) | 55 55 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Die weise Hand Bild zum Thema Weisheit, 13.02.08 | 93 93 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Schutzengelchen Innerer Monolog zum Thema Engel, 13.02.08 | 42 42 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Textezerfleischer Senryu zum Thema Schreiben, 13.02.08 (13.02.08) | 64 64 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Grünschnäbel-Trio-Senryus Senryu zum Thema Allzu Menschliches, 13.02.08 | 45 45 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Sturköppe Senryu zum Thema Achtung/Missachtung, 13.02.08 | 42 42 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Sweet Freedom Senryu zum Thema Freiheit/ Unfreiheit (Englisch), 13.02.08 (13.02.08) | 37 37 mal gelesen
# hier klicken Hippie Senryu zum Thema Freiheit/ Unfreiheit (Englisch), 13.02.08 (13.02.08) | 41 41 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Das Mädchen Limerick zum Thema Essen/ Ernährung, 12.02.08 | 36 36 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Der Psycho Senryu zum Thema Psyche, 12.02.08 | 74 74 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Zufrieden? Monolog zum Thema Zufriedenheit, 12.02.08 | 46 46 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Manche Menschen Text zum Thema Mitmenschen, 12.02.08 | 53 53 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Netz Senryu zum Thema Wahrheit, 12.02.08 | 52 52 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Unerzwingbar Senryu zum Thema Liebe und Traurigkeit, 12.02.08 | 29 29 mal gelesen
# hier klicken Labyrinth Senryu zum Thema Liebe und Leid, 12.02.08 | 42 42 mal gelesen
# hier klicken Lieblingsessen für meinen Lieblingsfreund Text zum Thema Essen/ Ernährung, 11.02.08 (11.02.08) | 48 48 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Die kleine Kellerassel Kindergeschichte zum Thema Mensch und Tier, 11.02.08 (12.02.08) | 42 42 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Kinderaugen Gedanke zum Thema Aufmerksamkeit, 10.02.08 (11.02.08) | 67 67 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Internettrolle Gedanke zum Thema Internet, 08.02.08 | 70 70 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Primitiv, aber glücklich - das Dasein von 0 8 15 Künstlern Kritik zum Thema KeinVerlag, 08.02.08 (09.02.08) | 186 186 mal gelesen, 7 7 mal kommentiert
# hier klicken Rudeltiere Gedanke zum Thema Allzu Menschliches, 06.02.08 | 67 67 mal gelesen, 4 4 mal kommentiert
# hier klicken Ab in den Knast Satire zum Thema Gefangen, 06.02.08 | 48 48 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Was ich dir wünsche ... Gebet zum Thema Wunsch, 06.02.08 | 77 77 mal gelesen, 2 2 mal kommentiert
# hier klicken Sonnenblumengelb Gedanke zum Thema Licht, 06.02.08 | 43 43 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Ich bin ein kleiner Tausenfüßler Gedicht, 06.02.08 (11.02.08) | 66 66 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# Tödliche Liebe Text in Bearbeitung Grotesk-Zeitkritisches Drama zum Thema Liebe und Tod, 04.02.08 (27.02.08) | 26 26 mal gelesen

1. Wie alles anfing Text in Bearbeitung Grotesk-Zeitkritisches Drama zum Thema Liebe und Tod, 27.02.08 | 28 28 mal gelesen

# hier klicken Der neuste Slogan Werbetext zum Thema Aktuelles, 03.02.08 | 73 73 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Ungewollt Gedanke zum Thema Außenseiter, 03.02.08 | 60 60 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Die Hexen von heute Gedanke zum Thema Außenseiter, 03.02.08 | 54 54 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Hexenjagd Senryu zum Thema Verachtung, 03.02.08 | 47 47 mal gelesen
# hier klicken Natural Horsemanship Senryu zum Thema Mensch und Tier, 03.02.08 | 50 50 mal gelesen
# hier klicken Haste nen' Hänger? Senryu zum Thema Mensch und Tier, 03.02.08 (03.02.08) | 54 54 mal gelesen
# Mensch Leute Text in Bearbeitung Gedanke zum Thema Allzu Menschliches, 02.02.08 | 11 11 mal gelesen
# hier klicken Selbst schuld Gedanke zum Thema Traum/ Träume, 02.02.08 | 72 72 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Bis zu letzt Gedanke zum Thema Kampf, 02.02.08 | 62 62 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Lebendig quirliges Tierreich Text, 01.02.08 | 32 32 mal gelesen, 1 1 mal kommentiert
# hier klicken Ein ganz normaler Tag? Erzählung zum Thema Jahreszeiten, 01.02.08 | 54 54 mal gelesen, 3 3 mal kommentiert
# hier klicken Wolf im Schafspelz Gedanke zum Thema Verrat, 01.02.08 | 84 84 mal gelesen, 5 5 mal kommentiert
# hier klicken Fakescheiße Ansprache zum Thema Gesicht, 01.02.08 | 187 187 mal gelesen, 8 8 mal kommentiert


SABINE MÜLLERS KOMMENTARE AUF KEINVERLAG

# 29.02.08 - Kommentar zu hier klicken Sternenhimmel von NormanM.: Mir gefällt das Bild. Ich mag die Nacht....
# 29.02.08 - Kommentar zu hier klicken Sinnvolles Medium? von NormanM.: Da kann ich mich nur anschließen....
# 29.02.08 - Kommentar zu hier klicken Konfus von janna: Man kann zwar nicht nicht kommunizieren, denn...
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Im selben Boot von Zwerg: Hallo, ein toller Vergleich, der in so viele...
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Buschi von AndreasG: Eine rührende Geschichte, ist sie echt?...
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Zensur bei KV ? von elvis1951: Hallo, der Text wurde gelöscht oder wie...
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Omen? von chichi: Sehr lebendig, viele Bilder und Farben. Das...
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Auf einer Bank von autoralexanderschwarz: Dem kann ich mich nur anschließen. Lg Sabine
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Jugendjahre von Lacrima: Hallo, ein sehr stimmiges Gedicht....
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken begabung von NoBrain: Hallo, Studenten war nicht das Erste, an...
# 27.02.08 - Kommentar zu hier klicken Das schlechteste Gedicht überhaupt von May: Lol, das ist ein kleines Amusement fürs...
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Mauern von Zwerg: Mir auch! Lg Sabine
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken zu spät von AZU20: Wunderschöne Zeilen, sehr berührend....
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Fick sie! von #St#Störf#Störfaktor: Böse böse deine Zeilen. Das Wort...
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Rückzug von elvis1951: Manchmal ist das besser, denke ich, aber...
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Frisch verliebt von Möwe: Halloihallo Möwe * eigentlich, so...
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Vorbei von Novemberregen: Traurige Zeilen, aber sehr berührend...
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Junge Liebe von Novemberregen: Hallo, bin heute mal wieder über diesen...
# 26.02.08 - Kommentar zu hier klicken Das Paradies auf Erden von Morgensonne: Es ist natürlich nicht immer einfach, die...
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# 19.02.08 - Kommentar zu hier klicken Pröllibalds Leben: Allohol von JowennaHolunder: Gutes Zusammenspiel aus Reim und Dialekt.  
anonym  -  02.03.08 10:26

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  T.A. am 28.02.2008 (noch unbestätigt): Gute Idee da mach ich mit
Mal sehn von wem mein Reim wohl spricht
Es ist kein Er nein sondern Sie
Ne Spinnerin voller Manie

Sie Reimt recht frech nach ihrem Sinn
Ohne Nivea mit Hirnschwund drin
Hat eigentlich gar nichts zu sagen
Ihr Reden kann doch schon mal plagen

Sie labert wie ein Wasserfall
Worte sprudeln in einem Lall
Fast könnt` man meinen sie hätt` Angst
dass wenn man sie nicht hören kann

würd` sie zerplatzen wie `ne Blase
Was übrig blieb` nach solch `ner Phase?
Heiße Luft so wie ihr Reden
Ach würd` sie `s doch endlich aufgeben!

A.T. am 28.02.2008 (noch unbestätigt): Sie kämpft mit Freud` und mit Vergnügen
gegen Winde gegen Mühlen
Ohne Scham und ohne Reue
Trotzt der Vernunft mit ohne Schläue

Tr.Af. am 28.02.2008 (noch unbestätigt): Deck` noch nicht auf um wen es geht
Doch dass ihr mich auch recht versteht:
mein letzter Reim der wird es sagen
Dann könnt ihr seh`n den richt`gen Namen

Af.Tr. am 28.02.2008 (noch unbestätigt): Leider war als ich verfasst
diesen Text geschrieben hab
zu wenig Wand für `n ganzen Reim
Drum bitt` ich dich lass dich drauf ein:

Geh aus dem Klo und dann nach rechts
immer weiter bis zum Bett
zum Nachtisch der daneben steht
Auf ihn hab ich `nen Zettel gelegt

Nimmst Du den Zettel in die Hand
und wenn Du auch noch lesen kannst
dann wirst Du sehn dass darauf steht:
wie dieser Reim hier weitergeht…

Horst am 28.02.2008 (noch unbestätigt): Oh man, isch will dat nu wissen, wa. Um wen gehts denn nu?

Peter am 28.02.2008 (noch unbestätigt): Hm, vielleicht muss man, damit er oder sie uns die Person preis gibt, folgendes schreiben: "Also schüttele ich ab, gehe aus dem Klo heraus, dann nach rechts, komme an dem Bett an, gehe zum Nachtisch, finde den beschriebenen Zettel, nehme ihn in die Hand und lese neugierig, was darauf steht."

Tri.Afu. am 29.02.2008 (noch unbestätigt): Auf dem Zettel steht ein Vers
der die ganze Sache klärt:

"Ach wie gut dass niemand weiß
dass ich eigentlich Linda heiß
Doch das darf niemand wissen
drum müsst ihr meine Texte missen"

ABundeinC am 29.02.2008 (noch unbestätigt): Dem Kai dem `s sicher schnell vergeht
sieht er was über ihn geschrieben steht
Über sein Dealen und den Scheiß
wer weiß?  
anonym  -  01.03.08 19:07

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  auch ein holperstolperweißnichtsorechtschlechtgedicht
sollte einen sinn haben und wenn es gewollter unsinn - nonsens - wäre.
aber in fünf minuten schreibt nicht mal ein genie ein ansprechendes gedicht.
aber es sei dir verziehen, da es ja nicht ernst gemeint ist. ???
übrigens - gedanken einfach fließen zu lassen, ist wunderschön, sie in die richtige form zu bringen, aber eine kunst.
lg
rosmarin

rosmarin (09.11.2005)


Sehr gedrungen und selbst bei "gnädigem" Lesen viel zu vollgepackt. Freies Schreiben ok, aber lesbar sollte es noch sein ;)

Middel (26.12.2005)
Dadurch, dass du Reime benutzt, wirst du gezwungen, sprachlich deutliche Abstriche zu machen. Hast du schon mal ein gutes Gedicht gelesen, in dem jemand schreibt: "tut er/ sie das und das ..."? Entweder mehr Gedanken machen zu den Reimen und der Struktur des Gedichtes oder gleich frei schreiben ohne Reimschema und dergleichen.

Ach und was heißt "abbandeln"? oder meinst du evtl. "anbandeln"?

Middel (28.01.2006)
aha, ich komm also auch belehrend rüber? aber doch wohl nur in den kommentaren? meinen begründungen? in meinen gedichten versuche ich es zu vermeiden. ich bin natürlich auch nur ein menschlein mit seinen fehlern und schwächen, versuche aber doch, etwas von meinen erfahrungen zu vermitteln. es könnte hier und da ja auch nützlich sein. in deinen gedichten, die übrigens stilistisch immer besser werden, sind mir noch zu viele verallgemeinerungen.
wenn ich das schreibe, meine ich es überhaupt nicht böse und auch nicht besserwisserisch. und klar kannst du deine gedanken, die dir so kommen, einfach aufschreiben. in einigen jahren wirst du darüber lachen und sagen - owei, owei.
ich habe mal meine vielen gedichte aussortiert und unter die meisten selbstkritisch - seicht - geschrieben und sie blutenden herzens vernichtet. grins. das heißt aber nicht, dass ich nicht immer noch seichtes schreibe.
also, binchen, nicht böse sein, wünsche dir auch ein frohes fest.
lg
rosmarin

rosmarin (22.12.2005)
hallo, bine, sorry, aber ich kann den lobeshymnen meiner vorgänger leider nicht zustimmen. dieser text, den du bestimmt aus übervollem herzen schnell hingeschrieben hast, bedarf einer gründlichen überarbeitung, sowohl was die rechtschreibfehler als auch den stil betrifft. es sind der worte zu viele, und diese zu schwülstig, so dass es auf mich eher lächerlich wirkt, wenn das gute literatur sein sollte. du hast schon bessere texte geschrieben. ich bewerte es nicht. will dir die punkte nicht versauen. vielleicht arbeitest du ja doch noch daran.
lg
rosmarin

rosmarin (04.05.2006)
Ich weiß ja nicht ...
hmm.. also irgendwie, jetzt bitte nicht persönlich nehmen, aber so aufgrund der Form allein ist keine Struktur erkennbar und abgesehen von einem unzufriedenen Gefühl nach dem Lesen ist bei mir nichts hängengeblieben. Wenn ich ehrlich bin habe ich es sogar noch drei oder viermal gelesen es hat sich leider nichts geändert.

Tut mir leid

trotzdem mfg poety

(05.05.2006)
na, ja, bine, wie dein letztes gedicht, schnell hin geschrieben, voller fehler. finde ich nicht witzig.
lg
rosmarin

rosmarin (05.05.2006)
ich meine ausschließlich form und fehler,
der inhalt ist zweitranging. es kommt immer auf das wie an. du hast so viele ideen, sprudelst nur so über, aber nimm dir bitte zeit für die umsetzung. dann kann es was werden.
lg
rosmarin

rosmarin (05.05.2006)
homo, es geht nicht um den text, sondern um das wie. ich finde es nicht gut, wenn man anspruchslos über einen schlechten stil und rechtschreibfehler hinweg sieht. und das in so einem kurzen text. wem ist damit geholfen?
lg
rosmarin

rosmarin (05.05.2006)
hallo, bine, du bist ja süß. also, man klatscht einfach nichts so dahin. man sollte alles mit liebe und leidenschaft tun. zum stil - stil sei charaktersache, habe ich mal gelesen, stimmt wohl auch, denn so wie sich der charakter eines menschen verändert, verändert sich auch sein stil mit den jahren. du bist noch ein ugeschliffener diamant. lol. und nur so viel: wenn ich nicht wüsste, dass du potential hast, würde ich deine sachen weder lesen noch kommentieren. du musst aber, wenn du ernsthaft schreiben willst und nicht nur so schnell deine einfälle posten, an dir arbeiten. ist nur mein gut gemeinter rat.
zu meiner kleinschreiberei: ja, die freiheit nehme ich mir bei kommentaren. das heißt ja nicht, dass ich die rechtschreibung nicht beherrsche. und hat nichts mit word, meinen und deinen texten zu tun. ist eine laune, ein spaß.
eine art freiheit, um ein klein wenig aus den starren regeln auszubrechen. und nun sag bloß nicht, dass du das auch so machst, indem du deine fehler nicht korrigierst. *g*
na, eigentlich geht es mich ja nichts an. wenn du willst, sage ich halt nichts mehr.
lg
rosmarin

rosmarin (06.05.2006)
Hallo Bine,
vom Inhalt her super, die Form - naja. War das wieder ein Minutenwerk?
LG
CC

CC Huber (16.05.2006)
hallo, binchen, diese geschichte gefällt mir nicht. dabei hätte es eine gute werden können,na, ja, kann ja immer noch. also, irgendwann gibt es in der literatur nicht. irgendwann hat immer eine zeit, auch das leben und sterben von opa heinrich.
-Er stieg in den Sarg, legte sich hinein, machte den Deckel zu und schlief. - und jetzt? schläft er nicht mehr?
ist ja alles ganz makaber witzig, meine vom schreibstil her, aber nicht stimmig. du hast nichts gezeigt, sondern nur über etwas ganz allgemein und oberflächlich geschrieben. ich weiß auch nicht, warum mich das traurig macht. lg
rosmarin

rosmarin (29.05.2006)
Hallo Bine,
wie war Dein Kurztrip im Nordosten, außer kalt?
Rosmarin hat recht. Hast Du die Geschichte mal schnell als Fast-Food aus dem Hut gezaubert?
Keine Spannung, nichts Lebendiges, fade Aufzählungen der Realität. Schade um das Thema, da hättest Du was draus machen können.
LG
Christa

CC Huber (29.05.2006)
Der Schreibfehlerteufel ist auch wieder unterwegs oder war es eine Freudsche Fehlleistung. mad-man-ich? Lol

CC Huber (01.07.2006)
Sei mir nicht böse, aber irgendwie ist das nichts Halbes und nichts Ganzes. Du stellst einen Gedanken in den Raum und .... brichst ab.
Ist das die Invollständige von Sabin? Irgendwie schade.
LG Christa

CC Huber (03.07.2006)
Hi Bine,
kotz Dich mal so richtig aus und besprich das Ganze dann mit einem Psychiater. Was hat das bitte mit einer Story zu tun?
Christa

CC Huber (12.10.2006)
Leider auch hier das alte Lied. Gewaltsame Reime ohne Sinn und Verstand.

Ob ein Lächeln am Morgen,
ein offenes Ohr für Sorgen,
eine helfende Hand,
ein schönes Bild für die Wand

Da geht es zuerst um Freundlichkeit, Zuhören, Zupacken und helfen und dann---- ein Bild an der Wand. Außer daß sich Wand auf Hand reimt, passt da gar nichts zusammen.

Zeige mir eine Fassade, auf die Frohsinn gezaubert wurde. Wie sieht die aus? Und was, bei allen guten Geistern, ist Honigkuchenmarmelade?

Ach Bine, den Sinn dieses Gedichtes versteh ich wohl, aber die Ausführung ist mager. Mir scheint, alle guten Ratschläge (nicht meine, bin auch nur ein Laie) im vergangenen Jahr waren samt und sonder für die Katz.
LG
Christa

CC Huber (31.10.2006)
Manchmal hat man Frust und manchmal könnten einem Alle im Mondschein begegnen. Aber Bine, dieses ist eine Seite für Stories und nicht zum Auskotzen als Ersatz für einen Therapeuten. Sorry, als Freundin würde ich Dir zuhören. Als Leserin dieser Seite finde ich es nur peinlich.
LG
Christa

CC Huber (09.11.2006)
Hallo Sabine,

jaja - die Scheiß-Chefs! Dass Du mal ordentlich vom Leder ziehen willst, kann angesichts der beschriebenen miesen Type wohl jeder nachvollziehen. Trotzdem habe ich zwei Fragen an Dich:

1. Gehört auf einen groben Klotz wirklich ein grober Keil? Oder anders gefragt: Warum beantwortest Du seine Dreckigkeiten mit Dreck? Damit begibst Du Dich letztlich auf sein Niveau - und das schadet Deinem Anliegen. Warum hast Du's nicht mal mit Spott und Sarkasmus versucht? (siehe auch meine "Schlips-Etage"!)

2. Bei allem verständlichem Frust: Deine Rechtschreibung / Grammatik ist so hahnebüchen liederlich und schlecht, dass Du damit wohl das Niveau Deines Ex-Chefs noch unterbietest. Das sollte aber einem Kritiker nie unterlaufen. Und schließlich verpflichtet das Veröffentlichen in "webstories" auch zu einem gewissen Mindestmaß an literarischer Sorgfalt.

Alles in allem könnte man zur von Dir aufgeworfenen Thematik einen richtig guten Text machen ... Der vorliegende ist es nicht!

Du lieber Himmel, Sabine.
Was willst Du damit eigentlich sagen? Daß Du zu einer liebevollen, alles verzeihenden Mutter Teresa mutiert bist?
Da passt mal wieder gar nichts zusammen, gewaltsam zusammengereimt.
"Ich bin für Dich da----bei Whiskey?"
Und wenn dann die Birne dicht ist:
"Schlafe seelig (selig)"
Entscheide Dich also entweder für ein Schlaflied für Betrunkene oder für ein neues Gelöbnis für die Lebensabschnittspartnerschaft.
Was soll man da noch schreiben?
Christa

CC Huber (16.12.2006)
hallo, binchen, nicht böse sein, aber deine verse haben meine lachmuskeln gereizt und mich an einen meiner poesiealbumverse erinnert, den ich mit 13 jahren einer meiner mitschülerinnen geschrieben habe und den sie viele jahre später bei einem klassentreffen vorgelesen hat -
wandle du auf rosen
auf ewig grüner au
bis einer kommt in hosen
und holt dich heim zur frau
sehr sinnig dennoch, lach, lach.
auf rosen wandeln - danach ist es vorbei - dann kommen nur noch stacheln -
also, sei mir nicht böse. aber das ist nix.
gruß von rosmarin

rosmarin (17.12.2006)
ich mag keine spottdichtung, bezogen auf einen menschen. was sollte daran genial sein?
gruß von rosmarin

rosmarin (20.12.2006)
Etwas "geniales" kann ich in diesen Schüttelreimen ebenfalls nicht erkennen, da muß ich Rosmarin ausnahmsweise mal zustimmen.
Ganz im Gegenteil: Gerade solche "lyrischen Ergüsse" auf Vorschulalter-Niveau locken immer wieder solche Trolle wie unseren lieben "Willi" an.
Und am Ende wundert ihr euch, wenn es im Kommentarbereich Zoff gibt?
Ich würde euch empfehlen, lieber etwas an Inhalt, Stil und Satzbau zu arbeiten, wenigstens etwas auf die Grammatik zu achten und gerade im Bereich der Lyrik solche Sachen wie literarische Metrik, Rhythmus und Taktmelodie nicht völlig zu vernachlässigen, bevor ihr euere morgendlichen Ergüsse online stellt. Eine kurze, vorherige Korrekturlesung würde ganz sicher auch nicht schaden.
Für eine Autorenplattform, die sich als solche verstehen möchte, müßten dies eigentlich ganz grundlegende Voraussetzungen sein.
Dann wirkt eine Geschichte nicht wie hirnloses Kindergebrabbel und ein Gedicht nicht wie ein pubertärer Auszählreim. Somit gibt es auch kein Futter mehr für Trolle.
Trotzdem einen Punkt von mir für dieses Meisterwerk der Lyrik, ich war sehr davon ergriffen.

Minotaurus (20.12.2006)
Weißt Du, Sabine, wenn Du so kreativ reagiert hättest, als man Dich auf Deine Unstimmigkeiten beim Schreiben aufmerksam gemacht hatte, das wäre super gewesen. Leider kann man so nur das alte Sprichwort benutzen: "Ein getroffener Hund bellt". Schade um die fehlgeleitete Energie.
Trotzdem wünsche ich Dir schöne Weihnachtstage.
Christa

CC Huber (20.12.2006)
Siehst Du, das ist der Unterschied. Ich würde liebend gerne Rechtschreibefehler auch im Kommentar berichtigen, das geht leider nicht.
Du hast die Möglichkeit, Deinen Text zu berichtigen, aber Du willst ja leider nicht.
That`s life.
Christa

CC Huber (05.01.2007)
Was würde das denn nützen, Sabine? Du berichtigst ja nicht mal dann, wenn man es Dir direkt vorschreibt. Und zusätzlich fühlst Du Dich noch beleidigt. Du solltest wirklich Dein Profil ändern. Ich habe bald auch keine Lust mehr, irgendwas von Dir zu lesen oder zu kommentieren. Genauso könnte ich es in den Wald schreien oder meinem Frisör erzählen, das hätte die gleiche Wirkung.

Gefrustete Grüße
Christa

CC Huber (07.01.2007)
Nein Sabine, ich bin nicht Adlerauge. Und warum ich frustriert bin? Wir lesen Deine Texte, machen auf Fehlerchen aufmerksam, die eigentlich ratz fatz berichtigt sein könnten. Wir geben Tipps, wir bemühen uns aufrichtig, Dir zu helfen und was passiert? Nix. Und da soll man nicht frustriert sein? Wenn ich am Anfang nicht die Hilfe von den Anderen (hauptsächlich Rosmarin) gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich noch lange nicht so weit.
Und wäre es denn wirklich so schlimm, eine neue Idee erst mal ruhen und reifen zu lassen und stattdessen das Bisherige in Ordnung zu bringen?
Das ist kein gutes Argument. Was bleibt denn am Schluß? Ein Haufen unfertiges, fehlerhaftes Zeug und jede Menge Kritik. Egal, wer schreibt, es wird mit Worten gearbeitet und es kann vom Autoren doch wohl erwartet werden, daß er anständig mit seinem Handwerk umgeht. Stell Dir vor, Du wärst ein Chirurg. Nähst Füße an Arme und Hände an Beine. Hauptsache dran. Wie, spielt keine Rolle, es warten ja noch so viele auf die Operation. Tolle Vorstellung oder? Genauso machst Du es mit Deinen Geschichten und Gedichten.
Keiner will Dir was Böses. Aber wenn aus Deinen Geschichten mal was werden soll, mußt Du irgendwas ändern. Mehr Qualität statt Quantität.
Würde uns allen gut tun.
Christa

CC Huber (07.01.2007)
Hallo,
na, dann wollen wir doch mal hoffen, daß Du es diesmal ernst meinst, weil---versprochen hast Du es schon oft. Lol.
Eine kleine Anmerkung zu Adlerauge. Habe mir gerade nochmal die beiden letzten Kommentare angeschaut. Also, ich finde absolut nicht, daß er/sie etwas Abwertendes geschrieben hat. Er/sie hat lediglich Deine Schreibfehler aufgenommen und aufgelistet. Da hatten wir wahrhaftig schon viel bösartigere Kommentatoren. Aus dieser Kritik kann man was mitnehmen (wenn man will). Also, nimm es nicht persönlich. Weiterhin gutes Schaffen.
Christa

CC Huber (07.01.2007)
Deine Ideen/Entwürfe pulverst du mit Dauerfeuer auf diese Plattform. Als Begründung für deine mangelnde RS führst du "künstlerische Freiheit" an. Wenn man bewertet, ohne auf den Text einzugehen, regst du dich auf, dass man sich nicht konkret äußert. Wenn man sich konkret äußert, regst du dich wieder auf und erfindest 1000 Gründe, warum du mit der Kritik nix anfangen kannst. Mal ehrlich: Hältst du deine Tagebucheinträge (sorry, aber wie soll man es sonst bezeichnen??) für derart einzigartig und supergut, dass du uns jeden zweiten Tag damit beglücken musst?
Viele Fehler bei dir entstehen offensichtlich aus mangelnder Kenntnis von RS und Grammatik, bei vielen Wörtern fehlt aber oft einfach nur ein Buchstabe oder ist vertauscht, was beweist, dass du kein einziges Mal drübergelesen hast bzw. ein RS-Programm drüberlaufen lässt. Das ist Leserverarsche pur!
*KOPFSCHÜTTEL*

(08.01.2007)
Liebe Sabine,
ich kann mich nur den Worten meiner Vor-Kommentierer anschließen.
Das Gedicht ist wirklich schön, aber die Versmaße sind nicht wirklich "stimmig".
Du hast so viele wirklich tolle Ideen - nimm Dir doch mal etwas mehr Zeit für EIN Gedicht. Sicher hast Du Vieles im Kopf, das unbedingt heraus will, aber dann schreibe es Dir auf und überarbeite es danach in Ruhe.
Sei mir nicht böse, das ist jetzt nicht böse gemeint, sondern ein Erfahrungswert - mir ging es auch schon oft so. :-)

Liebe Grüße
Nathan

Nathanahel Compte de Lampeé (29.01.2007)


.... ach Bine,

dieses gedicht gefällt mir auch wieder sehr gut !
es trifft einen emotionalen punkt !
es ist wunderschön, wenn man die gedanken betrachtet, aber es hat nicht einmal eine melodie ... keinen gleichklang, ich weiß nicht, eie soll ich es dir sagen ???

was mich leider etwas traurig macht, ist die tatsache, dass du zu jeder kritik immer "JA" sagst, du willst es ändern, aber du tust es nicht - .... du sagst, dass du keine zeit hast - ok, aber immerhin hast du ja auch zeit jeden tag etwas neues einzustellen ..... ????

ich möchte wirklich nicht als "Bekritteler" erscheinen!
aber mach doch mal das, was Du zusagst, denn
sonst wird Dich hier bald keiner mehr ernst nehmen - und das täte mir sehr leid !!!

du hast so schöne ideen - arbeite sie doch einfach mal aus ! stell hier nur die hälfte ein, dann hast du genügend zeit, dich um die verbesserungen/ausarbeitungen
deiner tollen ideen zu kümmern.
schreibe dir deine gedanken auf und überarbeite sie, wenn du lieber etwas anderes schreiben würdest.
entschuldige, ich will dir gar nichts böses, es tut mir nur in der seele weh ....
du hast so viel potential - und du nutzt es nicht ! du nutzt die chance dich zu verbessern und zu lernen hier nicht - du hast so viele anregungen von so vielen GUTEN leuten (rosmarin, cc-huber ... und selbst adlerauge, der nur ein "denunziant" ist, hat richtig gute verbesserungen für dich - auch wenn viel "scheiß" nebenbei von ihm kommt .... - willst du gut werden, oder einfach nur selbstbestätigung ernten ?
bist du wirklich so angewiesen auf ein lob - so bedürftig nach bestätigung - dass du wahllos einstellst und konstruktive kritik nicht annimmst ?
bitte sei mir für diese ehrliche meinung nicht böse, aber denke doch mal darüber nach !!!
ich bin ja nicht der erste, der dir das sagt !

ps. die 5 punkte gibt es nur, weil es mich berührt, nicht weil es sehr gut ist .... dafür müsstest du noch etwas daran überarbeiten.

liebe grüße
nathan

Nathanahel Compte de Lampeé (08.02.2007)
?????
und was willst du nun?
wirklich, bine, sehr aussagekräftig. lach.
gruß

rosmarin (27.02.2007)
Hi Bine,

ich frage mich, was Du uns damit sagen willst. Entweder bist Du jetzt, durch das geistige Erwachen, zu einem der großen Meister mutiert und uns "Unerwachten" entzieht sich der tiefere Hintergrund Deiner Worte oder es ist einfach ein momentaner Gedanke, der dann wohl besser in ein Tagebuch gepasst hätte. Ich will Dir mit einem meiner Gedanken antworten:

" Neulich beim Bügeln hatte ich eine grandiose Idee. Ich hätte wohl nicht so lange warten sollen. Mit dem Bügeln."

Verstehst Du das?

Grüsse
Christa

CC Huber (28.02.2007)
hallo bine,
ist ja noch nichts geschehen - dann übernimm doch wenigstens die korrektur von rosmarin !!!
lg
nathan

(25.03.2007)
das ist "hübsch" und bedarf keines versmaßes :-) ..... ist dir der unterschied klar ?
der text ist schön, aber im gegensatz zu deinen anderen "produkten" etwas wenig.
irgendwie fehlt die tiefe - hast du in 5 minuten geschrieben ?
lg
nathan

Nathanahel Compte de Lampeé (01.04.2007)
hallo bine,

das ist wieder ein wunderschöner text von dir, aber zwei dinge hat der nathan wieder zu "bekritteln" !!!

1. in der vierten zeile des ersten verses muss es "nicht enden(d)er schmerz" heissen.

2. mal abgesehen von punkt eins, fehlt wieder jedes versmaß, was bei einem "klassischen" REIMgedicht mit vier zeilen pro vers aber ein "MUSS" ist!!!

nur weil es so wunderschön ist, gebe ich nochmal 4,5 - also gerundete 5 punkte.

da du nun schon wirklich lange genug über das versmaß informiert wurdest, bei ganz vielen deiner inhaltlich sehr schönen gedichte, werde ich beim nächsten gedicht einen punkt abziehen, sofern das versmaß nicht stimmt !!!

überarbeite doch einfach mal, anstatt immer nur neu zu posten - qualität, nicht quantität ist gefragt ! oder musst du dir irgendetwas beweisen ?
so, das war nun noch einmal ein "liebevoller" tritt in deinen allerwertesten ... !!!

liebe grüße
nathan

Nathanahel Compte de Lampeé (01.04.2007)
"wenn du würdig zu begleiten"
Und wie gut, dass sich brüllen auf erfüllen reimt, oder brüllt hier jemand genau deshalb?

Sorry, aber das sind einfach zu viele Plattheiten.
Gruss
CC

CC Huber (23.04.2007)
finde ich nicht. wo ist die geschichte?
gruß von rosmarin

rosmarin (23.04.2007)
Toll, jetzt wissen wir das auch. Super Geschichte, gigantischer Spannungsaufbau und ein überraschendes Ende. Ich glaube, ich schlafe heute Nacht nicht.

CC Huber (23.04.2007)
hallo sabine, schade dass du dir manchmal nicht die zeit nimmst, deine texte reifen zu lassen und auf rechtschreibfehler zu überprüfen. wirklich schade, weil du damit dem text die wirkung schmälerst.
dem Obdachlose --> +n
dem alte -->+n Bekannte --> +n
Und auch an ihre -->+r großen Liebe
die verzeifelt --> +w
gruß ursula

kalliope-ues (30.04.2007)
Hi Sabine,
ist das wieder aus der Vorschul-Kiste? Sorry, aber da ist mir meine Zeit zu schade für.
LG
CC

CC Huber (03.05.2007)
Ach Du lieber Schreck! Kein Wunder, dass wir alle intellektuell den Bach runter gehen.
Studiert Ihr auch noch was Sinnvolles? Lach!
LG
CC

CC Huber (03.05.2007)
Unter deinen vielen Einträgen ist ja das Eine oder Andere, worüber man ernsthaft diskutieren könnte; aber hast du es denn - bei allem Verständnis für Eitelkeiten - tatsächlich nötig, jeden Mist hier zu posten?

Jetzt nicht gleich an die Decke gehen; -nachdenken!
Michael

Michael Kuss (12.05.2007)
Es klingt halt so, als hätte eine Deutsche Schülerin versucht auf Englisch zu schreiben. Im Endeffekt solltest du versuchen ein wenig englische Redewendungen und Sprachfeinheiten zu lernen.

Sowas ...

"There's no question - you must visit that all.
The big attractions, but also the small! "

würde m.E. kein native speaker schreiben.

Auch "Disneyworld makes old people young again" und so'n Zeugs ...

versuch mal nen Satz mit "young at heart"

für glücklich gibt's auch schönere Alternativen:

"to be over the moon"
"to be up in the clouds"
"to be on cloud nine"
"as happy as happy could be"

usw.

Ein Gedicht wird ja erst durch Bilder, schöne Worte etc. interessant. Das fehlt hier und es holpert sprachlich an allen Ecken und Enden ...

Middel (14.05.2007)
Mal ne ernsthafte Frage: Hast du ne Wette am Laufen, dass du es schaffst jeden Tag was zu posten?

Oder hast du keinen eigenen PC und kommst sonst nicht an die Sachen ran?

Middel (14.05.2007)
"meist schreibe ich die Texte (wenn ich sie nicht in Word vorschreibe) einfach drauf los." und das merkt man leider auch und DAS ist schade.
Leg doch hin und wieder mal nen Text zur Seite und schau ihn dir nach 1-2 Tagen (oder Wochen) nochmal an. Es ist nicht verboten mit Texten zu arbeiten und sie reifen zu lassen.

Middel (17.05.2007)
Du hast völlig recht. Einen solchen Text kann man nur verkraften, wenn man positiv denkt. Das wird dann zwar nicht mein Leben verändern, aber ich kann wohl leichter ertragen, es überhaupt gelesen zu haben.
Grüssle
Christa

CC Huber (17.05.2007)
Hallo Bine,
bon froh, dass Du nicht sauer bist. Seit ewigen Zeiten versuchen etliche auf der Seite hier, Dir bei der Formulierung zu helfen. Wir hätten es auch unserem Frisör erzählen können. Es hat sich nie etwas geändert.
Was an diesem Text nicht stimmt, ist folgendes:
wie können Zeiten einschlafen und erwachen?
Die Zeit bestimmt nicht, die Erinnerung daran schon eher.
Alles wäre besser, wenn Du nur ein wenig sorgfältiger mit Deiner Schreibe umgehen würdest. Das ist doch als Leser nicht zuviel verlangt oder?

Grüßle
Christa

CC Huber (17.05.2007)
Hallo Bine,
macht ihr euch jetzt gegenseitig Konkurrenz mit mehr oder weniger geistreichen mentalen Blähungen? Du lieber Himmel, das wird ja immer schlimmer. Graust es euch vor gar nichts?

Aber macht ja nichts, Homo findet es sicher toll und gibt Dir die vollen Fünf.

Nicht die Quantität, sondern die Qualität sollte einen guten Schreiberling ausmachen.

Schönen verregeneten Feiertag.
Christa

CC Huber (17.05.2007)
Hallo Ihr Alle,
seht es mir nach, ich bin manchmal sehr spontan und schieße über`s Ziel hinaus. Aber das ist nicht böse gemeint. Wenn ich böse wäre, würde ich ganz andere Sachen schreiben.
@Middel: hilfreich und unterstützend war ich die letzten zwei Jahre ohne jegliches sichtbares Ergebnis. Dafür habe ich absolut keinen Nerv mehr bei dieser Dauerignoranz.
@Homo: Natürlich gibst Du fünf Punkte, von Deiner Messlatte aus gesehen.
Merkst Du denn nicht, dass Du mit Deiner ewigen Fünf-Punkte-Segnung Sabine jegliche Entwicklung nimmst? Was hätte sie denn für einen Grund, an ihren Werken zu arbeiten? Es ist doch alles sehr gut oder nicht?
Grüßle
Christa

CC Huber (17.05.2007)
Ich finds irgendwie zu simpel und ich frage mich, was aus der guten, alten, anspruchsvollen Lyrik geworden ist, wenn jeder frei der Schnauze ohne erkennbares Metrum und dergleichen irgendwelche Halbsätze aneinanderreiht und dies als Gedicht verkauft. Aber naja, es ist wohl Ansichtssache, ob man unter Lyrik anspruchsvolle Werke versteht oder nicht.

Juria (06.07.2007)
Hallo Sabine,
ich lasse mich normalerweise nicht so schnell beeinflussen, aber wenn ich mal davon ausgehe, dass die "Statistik" stimmt, gibt mir das jetzt doch ziemlich zu denken.
Marie hat an einem Tag 105 Texte von Dir gelesen und bewertet. Wenn man berücksichtigt, dass man mindestens fünf Minuten benötigt, um einen Text zu lesen, zu überdenken und zu bewerten, dann wäre die Dame 525 Minuten zugange gewesen. Das wären acht Stunden und 45 Minuten. Das ist schon eine beachtliche Leistung. Ich glaube, dazu gibt es wirklich nicht mehr viel zu sagen.
CC

(29.06.2007)
Sabine schrieb:
>>"Darüber hinaus ist das nicht der einzige Grund, warum der Text gelöscht wurde.
Jemand hat sich angesprochen gefühlt und mich per Email gebeten, das zu löschen." <<

Ich kann mir schon vorstellen, wer dieser "Jemand" war und sehr wahrscheinlich hatte es mit der Bewertungspraxis von zwei anderen Autorinnen zu tun, die ich in meinem Kommentar - natürlich anonym - erwähnt hatte.

Es ist mir kein Bedürfnis, die realen Namen hier aufzudecken, ich kann nur hoffen, daß sich die angesprochenen Personen in Zukunft einige Gedanken über ihre Bewertungspraxis machen. Zumindest ein ganz klein Wenig.

Hoffnungsvolle Grüße vom Mino

Minotaurus (29.06.2007)
also, bine, du kannst aber auch nicht aufhören. du wolltest doch deine energie und deine zeit für deine diplomarbeit nutzen. wäre bestimmt wichtiger.
grüßli

rosmarin (29.06.2007)
Hi Bine,
eine wahre und gute Aussage, die Du da machst.
Aber ich habe natürlich was zu meckern. Bei der Kürze des Gedichtes sollte es doch möglich sein, fehlerfrei zu schreiben. Dazu brauchst Du noch nicht mal ein Rechtschreibeprogramm, das sieht man auf den ersten Blick.

an steinbige Wände des Abgrundes
der Eisamkeit schlägt

Grüßle
Christa

CC Huber (15.07.2007)
Die Situation zwischen uns
- wie ein Gefängnis ...
und immer noch ist ein gefängnis nicht zwischen zwei leuten, oder?
wird auch durchs löschen nicht anders.
wo liegt dein problem?
deine ansätze finde ich gut, ein gedicht von dir neulich fand ich sogar richtig klasse,
aber warum reagierst du immer so ausfallend auf kritik?

(30.07.2007)
hallo, bine, ich drücke auch keinen knopf. kann allerdings mit dem wirrwarr nichts anfangen. und schon gar nicht mit dem letzten vers. verschiedene männernamen, oder männer überhaupt, mit drogen zu vergleichen. lach. soll das witzig, satirisch oder traurig sein? ich kann's nicht herauslesen. männer gehören nun mal zu unserem leben. drogen jedoch nicht. hm.
gruß von
p.s. ich finde zu den "punkten" sollte schon ein kommentar gehören. besonders zu den roten. zu den grünen wäre auch schön.

rosmarin (30.09.2007)
Hallo Bine, nicht böse sein, aber so langsam geht mir dieses Thema auf den Geist. Man sagt ja immer, Männer seien schwanzgesteuert, aber was hier zum Teil von den Damen abgeliefert wird, lässt nur den Schluss zu, dass es da wohl das gleiche ist.
Gibt es denn keine anderen Themen mehr? Vielleilcht Möven?
Gruß
Christa

CC Huber (26.01.2008)  
anonym  -  22.02.08 00:32

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  Hm. Frau Müller darf also nach Herzenslust Fakeaccounts (Kleine Meerjungfrau u. a.) anlegen und unter falschem Namen Kommentare verfassen (tja, und dafür haben WIR Beweise).
Ist sie aus irgendeinem Grund gleicher als die anderen?
Was, lieber webmaster, sagen denn deine Logfiles denn DARÜBER aus?
Was sagen sie denn darüber aus, dass sie und übrigens auch du jede Menge Beweismaterial habt verschwinden lassen (man erinnere sich an die Geschichte um Minotaurus' Plagiat ...)?
Wo sind denn die Auswertungen deiner Logifles, wenn Personen Müllersche Geschichten bis zu 200 x täglich mit 5 bewertet haben (und damit die Löschpolitik, die ursprünglich die Qualität dieser Seite heben/beibehalten sollte, ad absurdum führten)?
Schon mal überlegt, warum hier EINIGE nicht diese Ungerechtigkeit hinnehmen wollen?
Und übrigens: Einer deiner Moderatoren hat mehrmals gefaked und gelogen, auch dafür haben wir Beweise.
Ab und zu aufzutauchen und ein Wutsmiley loszuwerden ist zu wenig, findest du nicht auch?  
anonym  -  05.02.08 22:43

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  "Was übrig bleibt, sind Seelenstaub und Herzenssplitter. Diese übergibt er dem Wind und dadurch ist die Seele frei für den Flug übers Meer"

Verstehe ich immer noch nicht. Wenn die Seele zu Staub zerfallenist (Seelenstaub), wi ekann sie dann auf einmal frei sein? ;-)  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Josef Rattner

"Simone de Beauvoir - Wie wird man eine groáe Schriftstellerin?"

aus: miteinander leben lernen, 21.Jg., Heft 2/96 [1996g]


Beauvoir hat selbst sehr ausfhrlich in ihrer vierb„ndigen Autobiographie ihr Leben erz„hlt, so dass sie Material fr jegliche biographische Unternehmung vorbereitet hat. Gleichwohl wollen wir versuchen, ihren Werdegang von Kindheit an nachzuzeichnen. Dabei interessiert uns vor allem, wie es dazu kam, dass diese ???Tochter aus gutem Hause" sich ins Hochgeistig-Sch”pferische entwickeln konnte und einen Bildungsstand erreichte, bei dem man schon bis auf Madame de Sta‚l im frhen 19. Jahrhundert zurckgehen muss, um ihr etwas Ebenbrtiges zur Seite stellen zu k”nnen. Der psychologische Laie wird unter Umst„nden meinen, dass der Entwicklungsgang einer solchen Pers”nlichkeit besonders gnstige Entfaltungsm”glichkeiten geboten haben msse. Aber bekanntlich entstehen Genies und ???Hochtalente" durchaus nicht berwiegend unter besonders begnstigenden Einflssen, sondern im Kampf mit groáen Schwierigkeiten, an denen sich Charakter und Intelligenz steigern. Bei Beauvoir war es jedenfalls so; die Familiensituation im Elternhaus war kompliziert und teilweise niederdrckend, aber es fehlte auch nicht an geistigen und moralischen Anregungen.
Der Vater der zuknftigen Schriftstellerin, Georges de Beauvoir, war ein etwas herabgekommener Aristokrat, der sein Leben von den Resten eines Familienverm”gens, gelegentlicher Juristenarbeit, Laienschauspielerei und Gelegenheitsjournalismus bestritt. Die Familie entstammte dem Beamtenadel. Man hielt viel vom standesgem„áen Leben und Auftreten, aber die finanzielle Grundlage dieses Statusdenkens wurde immer schmaler, so dass man die Repr„sentation nach auáen mit bitterer Armut im Familienkreise verbinden musste. Simone litt oft in der Kindheit Hunger, und indes ihre gleichaltrigen Gespielinnen wundersch”ne Kleider hatten, musste sie mit umgearbeiteten Stoffen aus Kleidergeschenken drftig einhergehen. Eine derartige materielle Not pr„gt sich tief in die Charakterbildung ein. Wenn man nicht dumm ist, begreift man, dass das Leben nur durch harte Arbeit bew„ltigt werden kann; von aller Verw”hnung und Selbstverw”hnung muss man ziemlich bald Abschied nehmen.
Die Mutter Simones stammte aus reichem Haus, aber ihr Vater lieá sich in unvorsichtige Spekulationen ein und verlor bald sein groáes Verm”gen. Nicht einmal die Mitgift, die man bei der Heirat vereinbart hatte, konnte ausbezahlt werden. Immerhin hatte die Mutter eine sorgf„ltige Klostererziehung genossen und war - wie Simone mitteilt - lebhaft, energisch und kunstempf„nglich. Das Leben an der Seite ihres Gatten wurde nicht nur ”konomisch schwierig; die ehelichen Beziehungen scheinen nach der Geburt der beiden T”chter (auf Simone folgte bald Helene, genannt Poupette) eingefroren zu sein. Umso mehr bemhten sich beide Eltern um die Erziehung ihrer Kinder, vor allem um Simone, deren bedeutende Intelligenz schon im Kindesalter zum Vorschein kam.
Man lebte in Montparnasse, dem Pariser Brger- und Knstlerviertel. Diesen Bezirk von Paris empfand Beauvoir stets als ihre Heimat. Auch in sp„teren Jahren fand sie dort ihr Domizil.
Von ihrer Kindheit wird erz„hlt, dass sie willig und frhreif war. Sie lieá sich gut erziehen und lernte mit sichtlichem Enthusiasmus. Aber sie hatte auch einen betr„chtlichen Eigensinn und fiel durch ihre heftigen Affekte auf. Wenn etwas nicht nach ihrem Kopf ging, konnte sie toben und schreien, und auch das Einschlieáen im dunklen K„mmerlein milderte nicht ihre Wut.
Da der Vater viel freie Zeit hatte, las er den Kindern gerne vor. Er w„hlte die klassische Literatur Frankreichs, von der er selbst oft ganze Partien auswendig wusste. Da er das Theater ber alles liebte, konnte er viele Rollen hervorragender Stcke frei rezitieren. Auch die Mutter hatte Bildungsinteressen, die allerdings bei der t„glichen Sorge um das prek„re Wohl der Familie unterdrckt wurden. Aber sie ermutigte Simones Lernbereitschaft, da das Kind an ihrer Stelle Ehrgeizziele zu realisieren schien. Die Schulleistungen der beiden Kinder wurden immer genau kontrolliert. Im Falle von Simone wurde ein Klassenprimus herangezchtet.
Žhnlich wie der junge Sartre (drei Jahre „lter als Simone) entdeckte letztere die Welt der W”rter als eine Sph„re der Freiheit inmitten aller Unfreiheiten, die durch die h„uslichen Auseinandersetzungen, materielle Not und seelische Einsamkeit gegeben waren. Lesen und Schreiben er”ffneten ihr Freiheitsr„ume, die sie mit schier unendlicher Begeisterung erkundete. Ihr ganzer ???Hunger nach Sein" ergoss sich in die Literatur; sie wollte mit Hilfe der ???W”rter" eine Welt erbauen, die ihr Flle, Gr”áe und Lebendigkeit garantierte. Andere M”glichkeiten standen fr sie nicht zur Wahl; so entstand eben das, was man ???schriftstellerische Begabung" nennt.
Nach Freuds Auffassung vollzieht sich kaum eine Kindheit und Jugend ohne ein neurotisches Zwischenstadium; auch wer sp„ter als (relativ) gesund imponiert, macht eine Entwicklungsneurose durch, da er zun„chst den vielf„ltigen Ansprchen der Triebhaftigkeit, der sozialen Anpassung und der Selbstentfaltung nicht gewachsen ist. Auch Beauvoir kam um diese Klippe nicht herum. Sie hatte als Jugendliche eine religi”s-asketische Phase, in der sie sich selbst qu„lte und sich zu einer M„rtyrerin erziehen wollte. Zeitweise hatte sie auch den Plan, irgendwann einmal ins Kloster zu gehen, um der Welt den Rcken zu kehren. Das war wohl gewiss die Einwirkung der frommen Mutter, die sich angesichts der entt„uschenden Ehe in eine Art Mystik flchtete.
Aber das Ideal der Heiligkeit wurde durchl”chert durch die Tatsache, dass der Vater Agnostiker war und vom religi”sen Bekenntnis gar nicht viel hielt. So kam es, dass Simone etwa im Alter von 13 oder 14 Jahren entdeckte, Atheistin zu sein. Die religi”se Weltanschauung sagte ihr gar nichts mehr, und so blieb es bis ans Ende ihres Lebens.
Die Vollkommenheitsidee jedoch blieb intakt, nur wurden andere Mittel gew„hlt, auf sie hinzustreben. Die Welt der Bildung tat sich fr sie auf, und sie profitierte von der frh erlangten Willensst„rke, indem sie hart und best„ndig um Wissen und Erkenntnis rang. Wille und Intelligenz mussten bei dieser Zielsetzung m”glicherweise auf Kosten der Emotionalit„t gef”rdert werden. Es scheint, dass Beauvoir in ihrem Werdegang Faktoren des Gefhls ziemlich verdr„ngen musste. Wenn sie hernach - wie jedermann - eine ???Restneurose" hatte, dann bestand diese offenbar in einem Gefhlsmanko, in einer šberbetonung der Ratio. Vielleicht erkl„rt dies die von vielen Beobachtern wahrgenommene raue und m„nnliche Stimme, die kantige Handschrift und die etwas chaotischen ???Liebesschicksale" Beauvoirs.
Schon mit fnf Jahren trat Simone in die Schule ein; sie absolvierte das katholische M„dcheninstitut ???Cours D‚sir", in welchem sie bis zum Abitur blieb. Diese Schule stand unter der st„ndigen Kontrolle der Mtter, die dem Unterricht beiwohnen durften. Sie saáen im Hintergrund des Klassenzimmers, strickten oder stickten und nahmen ihre Kinder beim Schulschluss in Empfang.
Ein sehr wichtiges Ereignis dieser Schulzeit war der Beginn einer Freundschaft mit der Mitschlerin Elizabeth L., Zaza genannt. Diese stammte aus einer streng katholischen, angesehenen und kinderreichen Familie. Simone entwickelte gegenber Zaza eine fast fanatische Zuneigung; sie bewunderte dieses scheinbar selbstbewusste und lebensvolle M„dchen schier grenzenlos. Diese Jugendfreundschaft war jedenfalls ein Beitrag zu Simones Emanzipation aus ihrer Familie. šber Jahre hinweg pflegte sie regen geistigen Austausch mit dieser Freundin. Wahrscheinlich war Simone hierbei berwiegend die Gebende, glcklich darber, einen Menschen gefunden zu haben, den sie mit allen Fluktuationen ihres Innenlebens vertraut machen konnte.
Es war die erste innige Frauenfreundschaft ihres Lebens. Weitere dieser Art sollten folgen; derlei war fr Beauvoir so relevant, dass manche Autoren in Anlehnung an die Psychoanalyse ihr eine ???latente Homosexualit„t" zuschreiben wollten. Wir halten diese Unterstellung fr verfehlt. Man sollte den Begriff ???Homosexualit„t" nur fr jene Menschen reservieren, die echte physische Intimit„t mit einem Menschen gleichen Geschlechts anstreben und praktizieren. Das war bei Beauvoir nie der Fall.
Erholung vom h„uslichen Elend boten stets die Sommeraufenthalte auf dem Familiengut der Beauvoirs in Meyrignac. Die Groáeltern waren immer liebevoll und geduldig. Die intellektuellen Leistungen Simones imponierten ihnen m„chtig. Ein Vorteil dieser Wochen auf dem Lande war auch, dass sich Simone und Helene wieder einmal reichhaltig ern„hren konnten. Beauvoir hat zeit ihres Lebens gute Mahlzeiten gesch„tzt. Auch bte sie in der sch”nen Landschaft ihre physische Ausdauer beim Wandern. Sie war immer wanderlustig, und erst im vorgerckten Alter musste sie auf M„rsche verzichten, bei denen ihre jngeren Begleiter zumeist lange vor ihr die Puste verloren.
Beauvoir deklariert in ihrer Autobiographie, dass sie in der Pubert„t in eine offene Rebellion gegen ihre Eltern geriet. Aber das hielt sich wohl ziemlich in Grenzen. Sie wohnte bis zum Abschluss ihrer Studien im Elternhaus und war von der Familie finanziell abh„ngig. Noch als Gymnasiastin musste sie ihre Lektre durch Vater und Mutter berwachen lassen. Letztere entschieden sogar, dass sie nicht direkt an die Sorbonne gehen durfte, weil dort die Sitten der Studenten zu roh waren. So absolvierte sie die Studienanf„nge an einer katholischen Universit„t. Bis ins vorletzte Studienjahr durfte sie nicht abends in Begleitung eines Mannes ausgehen.
Sie war so streng erzogen worden, dass sie es schon als einen gewaltigen Akt der Auflehnung empfand, wenn sie in ihren mittleren Studienjahren sich ein wenig in den Nachtlokalen von Montparnasse herumzutreiben wagte. Von Ausschweifung konnte dabei keine Rede sein. Aber sie erkundete das pralle Leben, das sie umgab; in der schummrigen Welt der Bars meinte sie, die wahre Wirklichkeit beobachten zu k”nnen, und die Jazzmusik spiegelte ihr einen Hauch von Abenteuerlichkeit vor. Daneben blieb sie eine Musterstudentin, die in alle Vorlesungen ging, die Gegenwartsliteratur studierte und geistige Verzckungen genoss. Ihr Aufstand war durchaus spirituell, und sie nahm innerlich von der Bourgeoisie Abschied, der sie entstammte.
Ihre erste Liebe war ihr Vetter Jacques Laiguillon, der sich nonchalant, geistig interessiert, souver„n und m„nnlich gab. Simone bewunderte ihn eine zeitlang und genoss die Seelenfreundschaft, die sich zwischen den beiden entspann. Beinahe sah es so aus, als ob sich daraus eine Heirat entwickeln werde; aber Jacques, der nebenbei mehrere kleine Liebschaften unterhielt, entschied sich zum Glck fr ein M„dchen mit beachtlicher Mitgift. Es zeigte sich sp„ter, dass er zu Simone in keiner Weise gepasst h„tte. Er vergeudete sein Geld in sinnlosen Spekulationen, trennte sich von Frau und Kindern und ging als Trinker frh zugrunde.
Ihre Studienerfolge waren so beeindruckend, dass sie nun doch an die Sorbonne gehen durfte. Schnell gewann sie dort einige Freunde, die sichtlich hohes intellektuelles Niveau zeigten. Es waren dies u.a. Maurice Merleau-Ponty, Ren??? Maheu und Claude L‚vi-Strauss, mit denen sie eifrig zu diskutieren pflegte. Maheu verpasste ihr den Spitznamen Castor, der ihr lebensl„nglich blieb; auch Sartre pflegte ihn immer zu verwenden. Mit Merleau-Ponty traf sie sich oft im Jardin de Luxembourg, wo sie beim Spazieren gehen Gedanken austauschten. Durch Simone wurde Merleau-Ponty mit Zaza bekannt gemacht, woraus sich ein Liebesverh„ltnis entspann. Aber Zazas Familie wollte berprfen, ob Merleau-Ponty auch wirklich ???standesgem„á" sei. Genaue Erkundigungen ergaben, dass er vermutlich einem auáerehelichen Seitensprung seiner Mutter entstammte. Das konnte man bei einem potentiellen Schwiegersohn nicht hinnehmen. Die Eltern verboten den Umgang der beiden Liebenden, und Zaza war nicht stark genug, sich gegen dieses Verbot durchzusetzen. Sie erkrankte an einem Wahn und starb an einer Meningitis. Fr Simone bedeutete das eine erschtternde Katastrophe, ber die sie lange Zeit nicht hinwegkam.
Durch das genannte Trio von Kommilitonen trat auch Sartre in ihren Beziehungskreis ein. Die ganze Clique hatte an die cole Normale Sup‚rieur bergewechselt, an die renommierteste Lehrerbildungsanstalt von ganz Frankreich. Sartre hatte dort auch seinen Zirkel, der u.a. aus Paul Nizan, Raymond Aron und Georges Politzer bestand. Auch diese vier waren geistig brillant, aber ihr Ruf war nicht ganz makellos. Das konnte Simone nicht beirren, denn sie sprte unmittelbar, dass Sartre selbst ein Genie war. Er sprudelte st„ndig ber von Ideen, die er freigebig mitteilte. Sie notierte damals in ihr Tagebuch: ???Er ist ein fabelhafter geistiger Trainer." Daneben konnte er aber auch heiter, ausgelassen, drollig und beinahe kindlich sein. In seiner und seiner Freunde Gegenwart wurde geistige Entwicklung beinahe zum Spiel und zum andauernden beglckenden Austausch. Simone wurde auch von seinen Freunden sofort als Kumpel angenommen und saá oft tagelang mit ihnen in ihren verrauchten Zimmern, wo sie endlos ber Philosophie diskutierten.
Politik spielte dabei kaum eine Rolle. Nur Paul Nizan war ein politischer Radikaler; er war Mitglied der kommunistischen Partei und vertrat ideologische Standpunkte in den gemeinsamen Debatten. Aber er war auch vielseitig literarisch gebildet und kannte einen Groáteil der neueren amerikanischen und irischen Literatur. Als Schriftsteller trat er mit seinen umstrzlerischen Ansichten viel frher hervor als Sartre.
Raymond Aron war haupts„chlich soziologisch und philosophisch interessiert und besch„ftigte sich viel mit deutschen Autoren, die in Frankreich noch wenig bekannt waren. Alle diese jungen Leute waren sich bewusst, dass groáe Aufgaben auf sie warteten. Sartre berragte sie alle, weil er, wie seine Freunde sich ausdrckten, ???nie aufh”rte zu denken". Seine Originalit„t war stupend, und auch die selbstbewusste Simone kam sich neben diesem Gipfelstrmer manchmal recht klein vor.
In ihren Memoiren (Memoiren einer Tochter aus gutem Hause, Hamburg 1960, S.327) schreibt sie ber ihn:
Da er zwei Jahre „lter war als ich - und zwar zwei Jahre, die er wohl ausgenutzt hatte - und sehr viel frher einen viel gnstigeren Start gehabt hatte, wusste er ber alle Dinge besser Bescheid. Die wahre šberlegenheit aber, die er sich selber zuerkannte und die auch mir in die Augen sprang, war die ruhevolle, besessene Leidenschaft, die ihn zu seinen knftigen Bchern dr„ngte. Frher einmal hatte ich die Kinder verachtet, die weniger als ich aufs Lernen brannten; nun aber begegnete ich jemandem, in dessen Augen mein frenetischer Eifer noch immer ein schchternes Streben war. Und wirklich, wenn ich mich mit ihm vergleiche, wie lau erscheint mir dann mein fieberndes Bemhen! Ich hatte mich fr etwas Auáergew”hnliches gehalten, weil ich mir mein Leben ohne Schreiben nicht vorstellen konnte: Er lebte nur, um zu schreiben.
Sartre tr„umte davon, ein entschieden unbrgerliches Leben zu fhren. Er verabscheute Routine und Hierarchie; er wollte weder sesshaft noch Spieábrger werden. Die Absicht seines Lebens lieá sich in einem kurzen Satz zusammenfassen: Die Welt universell kennen zu lernen und als Schriftsteller von ihr Zeugnis ablegen. Er interessierte sich fr alles, wollte sich aber politisch nicht binden. Simone sah in ihm mehr einen Anarchisten als einen politischen Ideologen. Er wollte die bestehende Gesellschaft bek„mpfen, aber seine Freiheit war ihm so teuer, dass er sie nicht fr irgendein starres Bekenntnis preisgeben wollte. Das gefiel Simone ber alle Maáen, da sie selbst in die Freiheit verliebt war.
Es war beglckend, mit Sartre t„glich zusammen zu sein, mit ihm zu lernen und zu debattieren. Seine gedankliche Sch„rfe war berw„ltigend. Simone maá sich an ihm unaufh”rlich; fast immer musste sie zugeben, dass sein geistiger Horizont ihre innere Welt um ein vielfaches bertraf. Ihre Flexibilit„t erlaubte es ihr, jegliche Divergenz mit ihm zu berbrcken. Kein Wunder, dass bei diesem intensiven Diskutiertraining auch der Studienerfolg berzeugend war. Sartre und Simone waren in der Rangliste die ersten bei ihrem Abschluss an der ENS.
Es ist vielleicht nicht fehl am Platze, dieses einzigartige junge Philosophen- und Schriftstellerpaar an dieser Stelle kurz zu beschreiben. Simone war mittelgroá (1,60 Meter), hbsch, aber - wie Sartre kurz nach dem Kennen lernen fachm„nnisch bemerkte - ???scheuálich angezogen". Sie war gepflegt und blickte mit ihren klugen Augen forschend in die Welt. Sartre war merklich kleiner als sie (h”chstens 1,55 Meter) und erschien „uáerlich nicht besonders attraktiv. Infolge eines sehr frh erworbenen Augenleidens schielte er; die Sehkraft des kranken Auges war nahezu Null. Aber sobald er zu sprechen anfing, faszinierte er jedermann. Er jonglierte mit Ideen und bewies dabei eine Souver„nit„t, in der ihn niemand bertraf. Auch Simone war eine gl„nzende Sprecherin; ihre Stimme war, wie bereits erw„hnt, rauh - auch sprach sie sehr schnell. Wir k”nnen daraus schlieáen, dass sie ehrgeizig war und nicht ohne m„nnliche Wesenszge. Die Annahme erscheint berechtigt, dass sie in dieser Partnerschaft der verhaltenere, realistischere und besonnenere Teil war. Aber ungeachtet mancher emotionaler Dissonanzen empfanden sich die beiden als geistige Zwillinge und Doppelg„nger, und das blieben sie zeit ihres Lebens.

Eine schwierige Liebe und eine noch schwierigere Epoche
Das junge Liebespaar war glcklich und genoss das Leben in vollen Zgen. Man muss nicht denken, dass sie sich in den Elfenbeinturm der Philosophie zurckzogen. Beide gingen gerne in die Lokale von Montparnasse und auch das Tanzen kam nicht zu kurz. Sie bevorzugten hierbei mond„ne Hotels, wobei sie sich einredeten, sie seien ein reiches amerikanisches Ehepaar namens Mister und Mistreá Morgan Hattick; sie fanden diesen Namen korrekt, weil sie selbst eine ???morganatische Ehe" fhrten.
Aber bald sollte sich die Liebe zu Sartre als recht kompliziert erweisen. Er war in seiner Familie einer ???šbersozialisation" ausgesetzt gewesen. Dazu kam auch eine betr„chtliche Verz„rtelung, auf die er offenbar mit dem Wunsch reagierte, von aller Welt geliebt zu werden. Da der famili„re Druck in seiner Kindheit zu arg gewesen war, leitete er daraus die These ab, Familie sei ???Scheiáe"; er wollte nie in famili„ren Bindungen leben. Zu seinem bergroáen Freiheitsbedrfnis geh”rte auch der Wunsch nach einer fast absoluten sexuellen Freiheit. Er formulierte die Theorie, dass es in seinem Leben eine ???notwendige Liebe" geben werde, und das sei Simone. Daneben aber solle es viele ???zuf„llige Liebschaften" geben, und das gelte sowohl fr ihn wie fr die geliebte Partnerin. Beauvoir willigte in dieses Konzept nolens volens ein, denn sie erahnte Sartres ???Bindungsangst", und er war nur zu gewinnen und zu halten, wenn man ihm mehr oder minder totale Unabh„ngigkeit gew„hrte.
War das nun die Gesinnung einer ???modernen Liebe"? Wir m”chten eher die Vermutung wagen, dass in Sartres Haltung etwas Infantiles oder Juveniles lag, das ihn hinderte, in dieser Beziehung erwachsen zu werden. Simone gab ihm Festigkeit und Rckhalt, aber in seiner Weichheit und Suggestibilit„t, die ihn untergrndig beherrschte, unterlag er oft dem Einfluss anderer Frauen, die ihn einfingen, w„hrend er meinte, sie erobert zu haben. Im brigen lag auch etwas Zgelloses in seinem sonstigen Gebaren. Er war arbeitsschtig in h”chstem Grade, untersttzte dabei die Inspiration durch Alkoholkonsum, Zigaretten und Tablettenmissbrauch, was seiner Gesundheit schon in den mittleren Jahren merklichen Schaden zufgte. Am ???Alkoholismus" beteiligte sich Beauvoir dann und wann in beunruhigender Weise. Vor allem im Alter bedurfte sie der starken Getr„nke, um in Schwung zu kommen. So wurde denn die Beziehung dieser zwei hervorragenden geistigen Repr„sentanten unseres Jahrhunderts in gewissen Grenzen auch eine ???Neurose zu zweit".
Aber zun„chst musste die Berufsfrage fr beide gel”st werden. Der Abschluss an der ENS berechtigte zum Philosophieunterricht an einem Gymnasium; der Bewerber durfte jedoch nicht w„hlen, wo er seine Lehrerstelle antrat. Der Zufall ergab nun, dass Beauvoir nach Marseille, Sartre jedoch nach Le Havre kam. Das war sozusagen fast die gr”átm”gliche Entfernung voneinander, die es in Frankreich gab.
Sie beschlossen gleichwohl, diese Herausforderung anzunehmen. Da Paris ungef„hr in der Mitte zwischen diesen beiden St„dten liegt, bentzten sie jede Gelegenheit, um sich da zu treffen. In den Zwischenzeiten jedoch mussten sie sich in ihrem ???Exil" einrichten.
Marseille wurde fr Beauvoir zum Sttzpunkt fr die Erkundung des franz”sischen Sdens. An den Wochenenden zog sie kr„ftige Wanderschuhe und Windjacke an und marschierte allein durch einsame Gegenden, ohne Angst vor Gefahren zu haben. Die Kollegen am Gymnasium schttelten den Kopf ber die junge ???Emanze", die allein im Hafenviertel zum Essen ging und auch am Abend ohne m„nnlichen Schutz die Stadt durchstreifte. Die Kolleginnen bewunderten diesen Mut, und es kam auch zu lesbischen Liebesantr„gen, die Beauvoir verwirrt ablehnte.
Da sie viel allein war, blieb ihr Zeit zum Lesen und Schreiben. Die ganze zeitgen”ssische Literatur wurde sorgf„ltig durchmustert. Hemingway und Kafka z.B. faszinierten sie, und vor allem der letztere galt ihr als Sch”pfer von ???metaphysischen Romanen", also genau dem, was Sartre und sie anstrebten. Drei oder vier Romanmanuskripte wurden damals ausgearbeitet, aber sie alle gengten nicht den Ansprchen, die Beauvoir an sich selber stellte. Immerhin lernte sie bei diesen Schreibversuchen das ???Handwerk des Schreibens"; denn die Schriftstellerei ist sowohl Handwerk als auch Kunst, und man muss jahrelang die Handgriffe lernen, bis man das ???Irreale" (die Welt der Phantasie) berzeugend darstellen kann. Auch muss man die Schatten der Erinnerungen und Phantasien mit dem eigenen Herzblut beleben, damit sie leibhaftig vor dem Auge des Lesers erscheinen.
Von 1932-36 war Beauvoir Lehrerin in Rouen. Dadurch rckte sie Sartre und Paris merklich n„her. Nun konnten sich die beiden Liebenden viel ”fter sehen. Immer, wenn Sartre aufkreuzte, pflegte er seinen Castor mit den Worten zu begráen: ???Ich habe eine neue Theorie, und mich wundert, was Sie dazu sagen werden!" Tats„chlich sprudelte er ber vor neuen Konzepten und Ideen. Sein Hauptinteresse galt der Ausarbeitung eines Romans, dem er den Arbeitstitel ???Melancholia" (in Anlehnung an den bekannten Stich von Albrecht Drer) gegeben hatte. Des weiteren drang er tief in den Geist der deutschen Philosophie ein, die in Frankreich zuwenig bekannt war. Raymond Aron hatte ihn auf Husserl verwiesen, und dieser Rat fiel auf guten Boden. Sie waren im Caf‚??? beim Ap‚ritif gesessen, und Aron sagte zu Sartre: ???Mein kleiner Kamerad, wenn Sie Husserl lesen, dann k”nnen Sie ber dieses Trinkglas philosophieren wie ber die h”chsten geistigen Gegenst„nde!" Das erregte Sartre, denn er suchte genau nach einer Philosophie, die das Ph„nomen der Allt„glichkeit mitbercksichtigte.
In Rouen kam es zum ersten Mal zu dem, was die beiden sp„ter ihre ???Familiengrndung" nannten. Beauvoir hatte unter ihren Schlerinnen ein M„dchen russischer Abstammung (Olga Kosakiewicz), das ihr als eigenartige Pers”nlichkeit auffiel. Sie war nicht hervorragend im Lernen, bewies aber Charakter und Lebensstil. Beauvoir lud sie zum Essen ein und befreundete sich mit ihr. Sie half ihr, das Abitur zu machen und nahm sie auch sonst unter ihre Fittiche. Nach dem Willen der Eltern sollte die Tochter Medizin studieren. Beauvoir berredete diese jedoch, sie ihr anzuvertrauen, damit sie sich der Philosophie zuwenden k”nne. Olga erwies sich zwar als unf„hige Studentin, zeigte aber hernach Talente als Schauspielerin. Auch ihre Schwester Wanda schlug einen „hnlichen Weg ein und vervollst„ndigte sp„ter die ???Sartre-Beauvoir-Familie". Sartre selbst brachte seine Lieblingsschler Jacques-Laurent Bost und Lionel de Roulet mit. Letzterer wurde hernach der Freund und Gatte von Simones Schwester Helene.
Kompliziert wurde diese ???Familiengrndung" dadurch, dass sich Sartre in die jungen Frauen, die in den Einflussbereich der beiden gerieten, zu verlieben pflegte. Vor allem fr Olga entstand eine heftige Leidenschaft, die ihn fast zwei Jahre lang in Atem hielt. Sp„ter faszinierte ihn Wanda, aber auch sie war nur eine ???kontingente Liebe". Merkwrdigerweise hielt es Sartre fr notwendig, Simone ber alle Schwankungen seines Gefhls genauestens zu informieren. Sie wurde zur Mitwisserin aller seiner Abenteuer, selbst der intimsten. Das machte ihr mehr zu schaffen, als sie zuzugeben bereit war. Allerdings war auch sie fr zus„tzliche Freundschaften empf„nglich, und der ???kleine Bost" (wie er genannt wurde) war der erste ihrer recht jungen Liebhaber, auf den noch weitere folgen sollten.
Sp„testens um 1933 wussten Sartre und Beauvoir, dass ???die Zeit aus den Fugen war", und wie Hamlet h„tten sie sagen k”nnen: ???Wehe uns zu denken, dass wir geboren sind, sie einzurenken!" Von den USA hatte sich eine schlimme Wirtschaftskrise ber die ganze Welt verbreitet. In Italien regierte bereits zehn Jahre lang Mussolini, und der Marschtritt der braunen Bataillone Hitlers hatte die Weimarer Republik an den Rand des Untergangs gebracht. Auch in Frankreich gab es faschistische Tendenzen. Aber noch wurden sie durch die sogenannte ???Volksfront" (einem Bndnis der Sozialisten und der Kommunisten unter L???on Blum) niedergehalten. Sartre und Beauvoir lieáen sich durch die dsteren Aspekte der Politik nicht entmutigen. Sie empfanden ihre Lebensaufgabe als ???ber der Politik stehend", n„mlich als Kampf um den Fortschritt berhaupt, ungeachtet der Krisen des politischen Lebens. Es sollte sich aber bald zeigen, dass sich niemand auf die Dauer des Luxus einer unpolitischen Existenz leisten kann; frher oder sp„ter wird jedermann durch die Folgen der Entscheidungen eingeholt, die innerhalb der hohen Politik fallen. Der Faschismus in Europa bestimmte auch die Schicksale von Sartre und Beauvoir.
Die Ereignisse folgten einander Schlag auf Schlag. 1933 kam es zur Machtergreifung Hitlers in Deutschland. 1936 griff Italien Abessinien an und eroberte den afrikanischen Staat unter dem Einsatz modernster Waffen, u.a. auch Spreng- und Gasbomben. Die Welt”ffentlichkeit gab laue Proteste von sich, die in keiner Weise ernst gemeint waren. Die Diktatoren sahen sich best„tigt in ihrem Anliegen, gr”áenwahnsinnige Politik zu praktizieren.
Francisco Franco, damals exilierter Oberst auf den Kanarischen Inseln, l”ste einen Aufstand gegen die legitime spanische Regierung aus; durch Verhandlungen hatte er sich die Untersttzung Hitlers und Mussolinis gesichert. Die Kirche Spaniens, deren Privilegien unter der Republik sehr gelitten hatten, schlug sich auf die Seite der Aufst„ndischen; das Brgertum und der Feudaladel wussten ebenfalls, auf welcher Seite sie zu stehen hatten. So wurde die Demokratie in Spanien nur durch die Arbeiterschaft verteidigt; auf das Milit„r konnte man sich kaum sttzen, da dieses weitgehend zu Franco berging. Hilferufe wurden in alle Welt gesandt; aber die europ„ischen M„chte zitterten vor Hitler und Mussolini und berlieáen diesen sdlich der Pyren„en das Feld. Italienische und deutsche Verb„nde probten in Spanien fr den sp„teren Weltkrieg; nur Russland untersttzte die Republik, indem es Waffen und Polit-Kommissare sandte. Viele Freiwillige aus allen Staaten Europas gingen nach Spanien, um dort gegen den Faschismus zu k„mpfen. Aber das war aussichtslos; die andere Seite hatte Geld, Bomber, Tanks und zahlreiche Hilfstruppen. Nach drei Jahren Brgerkrieg waren Franco und seine Partei Herren des Landes. Weit mehr als eine Million Tote hatte die Revolte gekostet; weitere Hunderttausende wurden eingesperrt und von der siegreichen Reaktion zermalmt.
Sartre und Beauvoir nahmen lebhaften Anteil am grausigen Geschehen; Freunde von ihnen gingen zur ???Internationalen Brigade" und konnten ihnen nach ihrer Rckkehr aus erster Hand vom Desaster der Republik berichten. In Sartres Novellensammlung ???Die Mauer" enth„lt die Titelgeschichte eine Reminiszenz an diesen Brgerkrieg, der die Ouvertre zum Aufstieg der Diktaturen zur Beinahe-Weltmacht war.
Trotz seiner Abscheu vor dem Nationalsozialismus hatte Sartre 1933/34 ein Jahr in Berlin verbracht, um dort die deutsche Philosophie zu studieren. Als Stipendiat des Maison de France lebte er in der Hauptstadt, achtete nicht viel auf den umtriebigen Faschismus, sondern las sorgf„ltig Husserl und Heidegger. Als ihn Simone in Berlin besuchte, stellte er ihr eine weitere ???kontingente Liebschaft" vor; es handelte sich um die Gattin eines seiner Kollegen am ???Maison", die aber fr Beauvoir keine emotionale Konkurrenz bedeutete.
Die Diktatoren steuerten mehr oder minder zielbewusst einen Krieg an, und vor allem Hitler wollte auch seine Revanche fr 1914-18, die er schlieálich bekam. Als er nach mehreren imperialistischen Expansionen Polen angriff, begann 1939 der Zweite Weltkrieg.
Sartre wurde sofort zum Milit„rdienst eingezogen. Er war an verschiedenen Orten stationiert, aber die in Paris bleibende Beauvoir fand immer wieder M”glichkeiten, ihn an seinen Dienststellen zu besuchen. Noch war zun„chst der ???komische Krieg" in Gang, d.h. nach der raschen Niederwerfung Polens standen sich deutsche und franz”sisch-englische Truppen an der Maginot-Linie und am Siegfried-Wall gegenber, ohne aufeinander zu schieáen. Fast schien es, als ob sich der Krieg totlaufen wrde, da er ber l„ngere Zeit hinweg stagnierte.

Freuden und Leiden des Ruhmes, frhe Romane und Essays
Die Zeit der deutschen Besatzung hatte trotz aller Notlagen den einen Vorteil, dass sie jeder Extraversion enge Grenzen setzte und die Introversion begnstigte. Beauvoir und Sartre behaupteten nachher, sie w„ren in dieser Periode ihres Lebens literarisch besonders produktiv gewesen. Auf Sartres diesbezgliche Leistungen haben wir bereits hingewiesen. Aber auch Beauvoir brachte einiges zustande, was sich sehen lassen konnte. 1943 war ihr Erstling ???Sie kam und blieb" erschienen. 1945 folgten die beiden Romane ???Das Blut der anderen" und ???Alle Menschen sind sterblich". Dicht daran schlossen sich die Abhandlungen ???Fr eine Moral der Ambiguit„t" (1947) und ???Der Existentialismus und die Weisheit der V”lker" (1948) an.
Unter dem Begriff ???Existentialismus" wurden Sartre und Beauvoir gegen ihren Willen zu Verkndern einer Modeerscheinung und neuartigen Form der Lebensfhrung. Sartre wehrte sich zwar entschieden dagegen, dass man seine Lehre fr triviale Varianten von Lebensanschauungen in Anspruch nehme. Er erkl„rte des ”fteren, sein Konzept sei eine Existenzphilosophie, also ein streng philosophisches System und kein -ismus. Aber er kam mit diesem Protest nicht durch. Im Publikum dachte man, man sei ein Existentialist, wenn man schlechte Manieren und skurrile Umgangsformen habe. Eine Zeitung verbreitete sogar die Anekdote, Sartre habe eine junge Dame auf sein Zimmer gelockt und ihr einen grnen Camembert angeboten; das sei Existentialismus.
šberhaupt bekamen Beauvoir und Sartre bald die Last des Ruhmes zu spren. Man verfolgte sie auf Schritt und Tritt, erdichtete ber sie Skandalgeschichten und druckte in den Zeitungen erfundene ???Interviews" mit ihnen ab. Nicht nur die kommunistische, sondern auch die reaktion„re Presse bewarf sie mit Schmutz; sie galten, wie Sokrates, als ???Verfhrer der Jugend".
Sie behielten jedoch ihre groáen und ernsthaften Ziele im Auge und wollten sich fr eine Konsolidierung von Frieden und Freiheit in der Welt einsetzen. In der allgemeinen Aufbruchstimmung nach 1945 grndeten sie ihre Zeitschrift ???Les Temps Modernes". Der Redaktion geh”rten neben ihnen beiden auch Raymond Aron, Michel Leiris, Merleau-Ponty, Albert Ollivier, Jean Paulhan an. Der Titel dieses Periodikums, das fr die folgenden Jahrzehnte im Kulturleben Frankreichs eine wichtige Rolle spielen sollte, wurde in Anlehnung an den bekannten Film von Chaplin gew„hlt, den Sartre und Beauvoir mit begeisterter Zustimmung gesehen hatten.
Wir haben bereits erw„hnt, dass Sie kam und blieb Beauvoirs Romanerstling war. In diesem Text ist der biographische Hintergrund durchwegs mit den H„nden zu greifen. Es ist gewissermaáen die Geschichte des Dreiecks Sartre-Beauvoir-Olga. Die junge Schlerin und Freundin war kaprizi”s und launenhaft, aber sie bestrickte die M„nner durch groáen Charme. Sartre erlag ihr und war heftig in sie verliebt. Theoretisch h„tte Beauvoir daran keinen Anstoá nehmen sollen. Im realen Leben wurde die Aff„re tats„chlich friedlich ausgestanden. Im Roman jedoch ermordet jene Figur, in der wir die Autorin erkennen, ihre Nebenbuhlerin, indem sie sie durch Gas vergiftet. Der Erz„hlung ist ein Motto von Hegel vorangestellt, welches lautet: ???Ebenso muss jedes Bewusstsein auf den Tod des anderen gehen." Das bedeutet im Rahmen der Hegelschen Philosophie, dass auf der Ebene der Begierde keine Ruhe zustande kommt, es sei denn, dass das eine Bewusstsein das andere l„hmt oder gar eliminiert. Beauvoir hat in diesem Text nicht nur ihre Eifersucht abreagiert, sondern auch den Versuch eines ???existentialistischen Romans" durchgefhrt. Die von Sartre breit diskutierten Themen der Einsamkeit des Menschen, seiner Verantwortung fr seine Taten und der notwendigen Schuldhaftigkeit der Existenz sind mit den romanhaften Schilderungen so dicht verwoben, dass Merleau-Ponty behaupten konnte, ???Sie kam und blieb" habe eine ???metaphysische Dimension".
Eine bekannte existentialistische These ist: Nur weil der Mensch sterblich ist, erh„lt sein Leben sinnvolle Konturen und klare Begrenzungen. Gewiss steckt in jedem Menschen der Wunsch nach Unsterblichkeit; die Religionen versprechen freigebig die Erfllung dieses Wunsches und verdanken dieser Tatsache einen Groáteil ihrer Popularit„t. Aber das sind im Grunde leere Verheiáungen; es spricht nichts dafr, dass unsere kostbare Individualit„t der Ausl”schung durch den Tod entgehen kann.
Das Faktum des Todes macht unsere Lebenszeit zu einem einzigartigen und phantastischen Abenteuer, das jeder Mensch nach M”glichkeit sch”pferisch bestehen soll. Kein erlebter Augenblick kann im Zeitenfluss je zurckgebracht werden; daher gilt von alters her die Forderung, man solle den Tag ntzen und in jeder Situation jene Entwicklung realisieren, die sich als Chance darbietet. W„ren wir unsterblich, dann wrde unserem Dasein die Feder fehlen, die ihm Spannung verleiht; ein ins Unendliche ausgedehnter Lebenslauf wrde in Monotonie versinken.
Beauvoir hat diese Lehre in ihrem Roman ???Alle Menschen sind sterblich" (1946) verdeutlicht. Fosca, der Held dieser Erz„hlung, hat auf geheimnisvolle Weise Unsterblichkeit erlangt. Mit ihm erleben wir sechs Jahrhunderte europ„ischer Geschichte seit dem Mittelalter. Blutvolle Gestalten und abenteuerliche Ereignisse ziehen vor dem inneren Auge des Lesers vorbei. Fosca ist zun„chst Lenker eines italienischen Stadtstaates, dann pers”nlicher Berater der Kaiser Maximilian und Karl V., hernach Entdeckungsreisender in Nordamerika, Lebemann im Frankreich des 18. Jahrhunderts, Revolution„r und schlieálich Zeitgenosse im Paris der unmittelbaren Gegenwart. Beauvoir demonstriert, dass in Fosca die tragische Erkenntnis reift: Die Sehnschte der Menschen sind unerfllbar und ihre Hoffnungen meistens vergeblich. Aber trotz aller Sinnlosigkeit ist es den Sterblichen aufgegeben, ihrem Leben Sinn zu verleihen.
Vor der Ausarbeitung dieses Romans hatte Beauvoir die historischen Darstellungen des Genfers Sismonde de Sismondi gelesen, der die Geschichte der italienischen Stadtstaaten aufgearbeitet hatte. Sie war beeindruckt durch die Schrecken, die Sismondi rckhaltlos im Geschichtsverlauf aufzeigte. Daher versteht man, dass sie ihren Helden letztlich der Resignation bergibt. Er verl„sst die ihn liebende Geliebte und prophezeit den Untergang der Menschheit.
Ebenfalls aus der Sismondi-Lektre ging das einzige Theaterstck hervor, das Beauvoir verfasste. Es handelt sich um ???Les bouches inutiles" (Die unntzen M„uler), das auch wiederum ins Mittelalter zurckgreift. Der Genfer Historiker erz„hlt u.a., dass in jener Zeit bei Belagerungen (wenn diese lange dauerten und die Nahrungsmittel in einer Stadt knapp wurden) nicht selten Frauen, Kinder und Greise in den Burggraben geschickt wurden, um dort zu verhungern. Das Essen musste eben fr die k„mpfenden Soldaten reserviert bleiben. Welche Tragik daraus entstand, will Beauvoir mit diesem Drama zeigen, das sich leider auf der Bhne nicht durchsetzen konnte.
Ein anderer Roman dieser Frhzeit ist ???Das Blut der anderen" (1945). Er befasst sich mit der Besatzungszeit, mit der allt„glichen Not der Franzosen, ihren Gefhlen der Auflehnung und ihren gelegentlichen Widerstandsaktionen. Auch hier wieder ist die existentialistische Note unverkennbar. Einer der Helden plant einen Sabotageakt, wiewohl er genau weiá, dass die Deutschen auf solche Akte mit willkrlichen Erschieáungen von Geiáeln zu reagieren pflegten. Darf er im Namen der Freiheit das Leben anderer opfern? Auch hier taucht das Thema der Verantwortung auf, das Sartre permanent besch„ftigte. Wer handelt, muss nicht nur verantwortlich sein fr seine Taten, sondern unwillkrlich bernimmt er auch Verantwortung fr alle Menschen. Denn was wir tun, gestaltet nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch das Schicksal der Welt.
Beauvoir hatte nicht nur den Ehrgeiz, eine Romanschriftstellerin zu sein; sie wollte auch neben Sartre als philosophische Essayistin Geltung erlangen. So hat sie denn damals acht bis zehn Abhandlungen ver”ffentlicht, in denen sich ihr Scharfsinn und ihre umfassende Bildung bekunden. Ein Groáteil dieser Essays sollte den Existentialismus gegen reaktion„re und konservative Polemiken verteidigen. Diese Untersuchungen sind auf deutsch in zwei Sammelb„nden publiziert worden: ???Soll man de Sade verbrennen? - Drei Essays zur Moral des Existentialismus" und ???Auge um Auge - Artikel zur Politik, Moral und Literatur 1945-1955".
Die Angriffe, die nach 1945 gegen Sartre und seine Philosophie gefhrt wurden, waren teilweise hanebchen, b”sartig und verlogen; religi”se, brgerliche und kommunistische Kritiker verschm„hten keine Argumentation, die irgendwie die neue Lehre in ein schiefes Licht bringen konnte. Sartre selbst hielt damals den vielbeachteten Vortrag ???Der Existentialismus ist ein Humanismus", worin er sich beklagt, dass seine redliche und ernsthafte Philosophie als Quietismus, Pessimismus, Solipsismus, Fortschrittsverneinung, Zynismus und Obsz”nit„t verleumdet wird. Auch Beauvoir k„mpft gegen diese Unterstellungen an, die meistens aus krasser Unkenntnis hervorgingen.
Einer ihrer frhesten Aufs„tze ist ???Pyrrhus und Cineas" (1944). Er befasst sich mit dem Problem der menschlichen Handlungsf„higkeit. Die Autorin setzt ein mit einer antiken Anekdote, die Herodot erz„hlt. Pyrrhus wollte Griechenland, Afrika, Arabien und Indien erobern. Cineas fragte ihn, was er nach der Unterjochung Indiens tun wolle. Pyrrhus erwiderte darauf, er wolle sich dann ausruhen. Worauf die Antwort kam: ???Warum tust Du das nicht sofort?"
Aus diesem Geschichtlein k”nnte man die falsche Lehre ziehen, dass die Autorin skeptisch gegen das Engagement des Menschen sei. Lohnt es sich, sich in Unternehmungen zu strzen, deren Ende nicht abzusehen ist? Aber der Existentialismus ist in keiner Weise handlungsfeindlich. Er geht von der These aus, dass der Mensch seine Bestimmung nur erfllen kann, wenn er sich lebensl„nglich in Projekte einl„sst, die ihn immer st„rker mit seiner Mitwelt und der Geschichte verflechten. Sartre meint sogar, dass die schlimmste Snde des Menschen die Einkapselung sei; wer sich „ngstlich oder hochmtig vor der Welt verschlieát, beraubt sich aller Entfaltungsm”glichkeiten. Man kann nur frei sein, wenn man den ???Widerstand der stumpfen Welt" immer aufs neue besiegt. Ausruhen, was Cineas empfiehlt, hat nur Sinn nach der Anstrengung einer mehr oder minder geglckten Leistung. Die Welt ist stets die St„tte unserer Bew„hrung. Sie stellt uns die Aufgaben, die wir zu l”sen haben. Im Gegensatz zur Meinung der Kritiker ermahnt die existentialistische Philosophie den Menschen zum Handeln, da sie den Wert der Pers”nlichkeit nach dem bemiát, was diese im Kampf mit den Umst„nden erreicht. Sartre sagt sogar: ???Der Mensch ist nicht mehr als die Summe seiner Handlungen." Und weiter: ???Der Mensch ist das, wozu er sich macht."
Mit solchen Thesen bek„mpfte der Existentialismus die Auffassung, dass die Seele des Menschen eine Art Kasten sei, aus dem man im Laufe des Lebens verborgene und eventuell sogar angeborene Qualit„ten wie ein Zauberknstler ans Licht ziehen k”nne. Das Seelische ist nichts, was von Anfang an gegeben ist: Es entwickelt sich, indem der Mensch handelnd und leidend mit der Welt verschmilzt. Der Mensch befindet sich von der Geburt an in Situationen, also in Rahmenbedingungen seines Daseins. Heidegger nennt das die Geworfenheit oder die Faktizit„t; in Folge seiner Freiheit antwortet jedermann auf das Geworfensein mit einem Entwurf oder Lebensplan. Je mehr solche Projekte die eigene Befreiung und die Befreiung aller Menschen anvisieren, umso eher k”nnen wir sie ???gut" nennen. Das B”se jedoch ist das šberw„ltigtsein der Freiheit durch niederdrckende Umst„nde, wobei noch ein Akt der Bejahung hinzukommt; alles Antihumane ist eine Krankheit, in die man hineinger„t und an der man auch partiell mitschuldig ist.



Einer der umfangreichsten Essays von Beauvoir tr„gt den Titel ???Fr eine Moral der Doppelsinnigkeit" (1947); er war vermutlich als Buch gedacht. Sein Inhalt ist nicht leicht zu rekapitulieren. Man muss zun„chst daran erinnern, dass jede Ethik in einer philosophischen Anthropologie, ja sogar in einer Metaphysik verankert sein muss. Nun haben bereits viele Philosophen darauf hingewiesen, dass zutreffende Aussagen ber das Wesen des Menschen sehr oft eine verblffende Doppelsinnigkeit beinhalten; man kann ber den Menschen sagen, er sei eine ???ungesellige Geselligkeit" (I. Kant), d.h. er wolle die Einsamkeit und bedarf doch stets der Gemeinschaft. Des weiteren kann man behaupten, der Mensch sei ein ???sozialer Egoist", ein ???g”ttliches Tier", ein ???angstvoller Held" usw. Alle diese Bezeichnungen betonen eine konstitutive Zwiesp„ltigkeit im Sein und Wesen jeglichen Menschentums. Der Existentialismus fundiert diese Tatsache noch tiefsinniger, indem er den Menschen als Materie definiert, die Bewusstsein und damit auch Freiheit besitzt. In Hegelschen Worten: Der Mensch ist ein An-sich, das die Merkmale des Fr-sich hat; an-sich-seiend sind die Dinge, die ohne Selbstbezug existieren - der Mensch ist fr-sich-seiend, weil er ein Verh„ltnis zu sich selbst hat, aber vom Ding her gesehen, ist dies eigentlich eine minderwertige Daseinsform, weil dieses Aufgebrochensein stets von Angst, Unsicherheit und Fragilit„t begleitet ist.



Nach Sartre bedeutet Fr-sich-sein auch Freiheit, denn nur durch das Selbstverh„ltnis kann der Mensch sich planen und entwerfen, eine Zeitstruktur entwickeln, also aus einer Vergangenheit durch die Gegenwart in die Zukunft schreiten. Ein um seine Zukunft wissendes Lebewesen wird immer - in Grenzen - frei sein. Sartre: ???Der Mensch ist frei, der Mensch ist die Freiheit."



Aus der Situation der Doppelsinnigkeit erw„chst nach Beauvoir die M”glichkeit einer existentialistischen Ethik und Moral. Diese sollen von der Wahrheit der Existenz ausgehen und sich nicht in Lgen und Illusionen einlullen. Einer der wichtigsten Lebensirrtmer des Menschen ist folgender: Da er inmitten des An-sich-Seins ein gebrechliches Fr-sich-Sein ist, tr„umt er von einem Fr-sich-Sein, das die Merkmale des An-sich-Seins aufweist, n„mlich Unzerst”rbarkeit, Unangreifbarkeit und Absolutheit. Genau das ist, was man seit jeher ???Gott" zu nennen pflegt. Jeder Mensch m”chte im Grunde seines Herzens gott„hnlich sein, d.h. allm„chtig, allwissend und unsterblich. Je weniger er aber seine eigene Endlichkeit und Relativit„t akzeptiert, umso mehr verfehlt er das menschliche Solidarischsein und die reale Selbstverwirklichung.



Wir sollen weder G”tter werden noch kleinmtig im Staube kriechen, sondern gemeinsam mit unseren Mitmenschen die Freiheit entfalten, vermehren und bekr„ftigen. Der Mensch w„chst als Kind in eine festgefgte Welt hinein, die scheinbar alle Charakteristiken des An-sich-Seins tr„gt; zun„chst ist er Kind, und die Erwachsenen wollen ihm weismachen, dass ihre Welt perfekt, intakt und abgeschlossen ist. Sp„ter bernehmen Gesellschaft, Staat und Kirche diese Funktion: Sie verwalten angeblich ewige und nicht in Frage zu stellende Werte, die man bernehmen und nicht ab„ndern soll. Nach Beauvoir ist es ein Kennzeichen des brgerlich-reaktion„ren Denkens, eine statische und an-sich-seiende Welt zu postulieren; sie darf nicht wesentlich reformiert und schon gar nicht revolutioniert werden. Das kann aber niemals wahr sein, denn alles Menschliche besteht aus unzul„nglichen Entwrfen, die geradezu nach Verbesserung schreien. Dies nicht zu begreifen, setzt eine gewisse moralische Verkommenheit voraus; man versteht hier vielleicht, warum Sartre und Beauvoir das Brgerliche als Selbstentfremdung abwerten.



Demgegenber verlangt der Existentialismus, dass wir uns unserer Freiheit bewusst bleiben und immer mehr Freiheit erobern. Weit entfernt davon, eine Moral der Willkr und des Egoismus zu predigen, will diese Philosophie den gemeinsamen Kampf aller Menschen gegen den Hunger, die Krankheit, die Tyrannis, die Unwissenheit, das Unrecht, den Tod und die Stagnation.





Ein amerikanisches Dilemma und Die Mandarins von Paris
Sartre war schon 1945 in die USA gereist, um dort Vortr„ge zu halten und Reportagen fr die franz”sische Presse zu schreiben. Was er bei seiner Rckkehr erz„hlte, war hochinteressant; in Beauvoir entstand der Wunsch, es ihm gleichzutun und nach Amerika zu fliegen. Man konnte leicht fr sie eine Vortragsreise organisieren, denn die Amerikaner waren neugierig bezglich der Literatur und Philosophie Frankreichs. 1947 machte sie sich auf den Weg.
Claude Francis und Fernande Gontier schreiben in ihrem Buch ???Simone de Beauvoir" (Reinbek 1989, S.276):
Seit ihrer Jugend hatte Simone de Beauvoir vom amerikanischen Mythos getr„umt. Sie hatte alle Hollywood-Filme gesehen, die Romane von Faulkner und Hemingway verschlungen, sie hatte sich der Melancholie des Blues hingegeben... Amerika, das waren die Wolkenkratzer von Manhattan, die Wste von Arizona, die Str„nde von Kalifornien, die ungeheueren Landschaften, die sich ins Unendliche verloren. Es war die Freiheit, das Abenteuer, die Gewalt, Gangster, die sich in Chicago mit Maschinengewehren beschossen, Million„re, die Feste gaben, bei denen die betrunkenen G„ste in Frack und Abendkleidern in riesige Swimmingpools fielen.
Ob es genau diese Vorstellungen waren, die sie beseelten, wollen wir hier nicht untersuchen. Jedenfalls freute sie sich riesig ber diese Reise, die nach der Abgeschlossenheit der Kriegsjahre ein gewaltiges Freiheitsgefhl ausl”ste. Sie war zun„chst in New York, hielt einige Vortr„ge und wurde in Literatenkreisen ???herumgeboten". Alte franz”sische Freunde tauchten auf und verringerten das Fremdheitserlebnis in ihr. So traf sie u.a. Richard und Ellen Wright, auf die Sartre sie verwiesen hatte. Wright war berhmt geworden durch seine romanhafte Biographie unter dem Titel ???Native Son" (deutsch: ???Ich Negerjunge"). Darin hatte er die rassistischen Vorurteile beschrieben, die sein Heranwachsen berschattet hatten.
Beauvoir reiste quer durch den amerikanischen Kontinent und hielt Vortr„ge, die im allgemeinen sehr gut aufgenommen wurden. In den Colleges und an den Universit„ten interessierte man sich fr den Existentialismus und die Romane, die auf seinem geistigen Boden erwuchsen. Manche Universit„tsbeh”rden hatten gefrchtet, eine ???Bohemienne" ins Haus zu bekommen; das war der Ruf, den Sartres Philosophie und Lebensform in den USA teilweise genossen. Sie waren aber freudig berrascht, eine sch”ne und geistreiche Frau vorzufinden, die mit groáer Eloquenz ihre Ideen und Ideale verkndete.
Beim Durchqueren der USA achtete Beauvoir auf die Sch”nheit der Landschaften, auf die Eigentmlichkeiten der Menschen und die Kultur oder die Kulturlosigkeit des amerikanischen Kontinents. Als sie in Chicago war, kontaktierte sie den Schriftsteller Nelson Algren, auf den man sie in New York aufmerksam gemacht hatte. Algren war ein genauer Kenner der Unterwelt von Chicago, der Drogen- und Prostitutionsszene, die er in seinen Romanen beschrieb. Da Sartre sich bei seiner USA-Reise in eine Amerikanerin ernsthaft verliebt hatte, war Beauvoir nun auch emotional frei, so dass sie fr eine Liebe zug„nglich war. Sie schloss sich leidenschaftlich an Algren an und versprach ihm, nach Absolvierung ihres Vortragsprogramms zu ihm zurckzukehren.
Das tat sie denn auch, und es entstand zwischen den beiden eine innige Zuneigung, wie sie Beauvoir seit ihrer frhen Liebe zu Sartre nicht mehr gekannt hatte. Algren erwiderte diese Gefhle und h„tte es gerne gesehen, wenn sie bei ihm geblieben w„re. Nun musste ihm erkl„rt werden, welcher Pakt zwischen Beauvoir und Sartre bestand; sie durften beide ???kontingente Liebschaften" eingehen, aber die ???notwendige Liebe" sollte unangetastet bleiben. Algren verstand das nur zur H„lfte, und man verabschiedete sich voneinander mit dem Plan, sich bald in Chicago oder Paris wiederzusehen.
Der nun einsetzende Briefwechsel zeigt Beauvoir als eine groáe und empfindsame Liebende. Sie schreibt ihm ber ihre Arbeit, die kleinen und groáen Vorf„lle ihres Lebens, ihre Beziehung zu Sartre und dessen Aktivit„ten. Bald kam es tats„chlich zu Besuchen von hben und drben des Ozeans, aber Algren meldete Besitzansprche an und wollte eine Ehe und Kinder haben. Er war schon geschieden, und als Beauvoir hinhaltend darauf reagierte, heiratete er nochmals seine Exgattin, was sich aber nach ca. zwei Jahren wieder zerschlug. Umso mehr wurde wieder der Briefwechsel zwischen Paris und Chicago intensiviert. Algren hatte damals seinen groáen literarischen Erfolg mit dem Roman ???Der Mann mit dem goldenen Arm", der die ihm wohlvertraute Szene von Chicagos Unterwelt portr„tierte.
Nun konnte er Beauvoir in sein eigenes Haus einladen, indes sie frher bei ihm unter drftigsten Bedingungen hatte wohnen mssen. Wiederum kam es zur beglckenden Zweisamkeit, zu Reisen in den Sden der USA und zu einem erstaunlichen Liebesberschwang. Vermutlich hat Beauvoir keinen Mann auáer Sartre so innig gemocht wie Algren.
Die Sache hatte aber ein leidiges Nachspiel. In ihrem Amerikabericht (???Amerika - Tag und Nacht", 1948) hatte Beauvoir nur relativ knapp ber ihre Liebe zu Algren erz„hlt. Etwas ausfhrlicher tat sie das dann in ihrem groáen Roman ???Die Mandarins von Paris" (1954), fr den sie den renommierten Prix Goncourt erhielt. Als Algren dies las, war er emp”rt darber, dass die ™ffentlichkeit ber sein Gefhlsleben informiert wurde. Darein mischte sich auch das Ressentiment des verlassenen Liebhabers; genauer gesagt, hatte er Beauvoir verlassen, weil sie nicht seine Ehefrau werden wollte. Bis in seine letzten Jahre hinein polemisierte er gegen ???Madame", die ihn angeblich ???reingelegt" hatte.
Das war schmerzlich fr Beauvoir, und nur die Schaffensfreude an ihrem Lebenswerk war ihr ein Trost in dieser tristen Angelegenheit. Mit groáem Elan hatte sie die ???Mandarins" ausgearbeitet, einen Schlsselroman, der das Leben einer Gruppe franz”sischer Linksintellektueller w„hrend der letzten Monate des Zweiten Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren beschreibt. In den Hauptfiguren des Romans glaubte die Kritik mhelos Sartre, Camus, Koestler, Beauvoir und dann eben auch Algren zu erkennen. Aber die Autorin hat mehrfach betont, dass sie jede Person durch ein ???Mischverfahren" imaginiert hatte. Es war kein Portrait der Realit„t, aber natrlich hatte das Erlebte die Figuren des Romans ziemlich impr„gniert.
Die Hauptfigur Anne ist eine Psychoanalytikerin, was darauf verweist, dass Beauvoir diesen Beruf auch nicht ungerne ausgebt h„tte. Der Gatte Robert ist ein Schriftsteller und Politiker, der nach dem Krieg auf eine Volksfrontbewegung hofft, die einen freiheitlichen Sozialismus realisieren soll. Faktisch hat Sartre um 1946 zusammen mit anderen eine kurzlebige Linkspartei gegrndet, die ???Vereinigung des revolution„ren Demokratismus". Aber diese Bewegung ging an der Uneinigkeit ihrer Initianten zugrunde. Robert, Anne und Henri (hinter dem sich angeblich Camus verbirgt) mssen hilflos zusehen, wie sich wiederum das reaktion„re Brgertum etabliert und jeder Fortschrittsgedanke im Keim zu ersticken droht.
Es ist Beauvoir gelungen, ein sehr anschauliches Bild der damaligen Epoche zu zeichnen. Ihre Figuren sind lebensecht, die Dialoge spritzig und nachvollziehbar, und die Zeitprobleme werden nahezu vollst„ndig rekapituliert. šberall triumphiert die Wahrhaftigkeit der Autorin, die sich keine Sch”nf„rberei leistet, sondern die Welt ???so zeigen will, wie sie wirklich ist". Das soll aber kein platter Realismus oder Naturalismus werden; denn Beauvoir ist sich bewusst, dass der Roman keine ???Thesen oder Ideologien" inszenieren darf, sondern „hnlich wie die Philosophie zur Erkenntnis der ???totalen und traumhaften Realit„t" beitragen soll.
Wir haben bereits darauf verwiesen, dass dieser Roman von 500 Druckseiten Umfang gut ankam. Durch die Preisverleihung wurde er mhelos zum Bestseller. Der Preis und die Autorenhonorare erm”glichten Beauvoir den Ankauf ihres Studio in Montparnasse, welches sie bis zu ihrem Tode beherbergte.

Das andere Geschlecht
Es gibt viele Bcher ber Wesen und Natur der Frau, und Beauvoir hat - wie sie sagt - lange gez”gert, bevor sie ein weiteres Werk dieser Art in Angriff nahm; sie tat dies im Bewusstsein, Einsichten formulieren zu k”nnen, die von ihren Vorg„ngern und Vorg„ngerinnen nur unzul„nglich pr„sentiert worden sind. Themen von weitreichender Bedeutung lassen sich kaum je endgltig ersch”pfen; es ist sinnlos, sich durch die Masse bereits vorliegender Studien entmutigen zu lassen, wenn man irgendeinen neuen Gesichtspunkt zur Anwendung bringen kann. Im Falle Beauvoirs liegt das Neuartige der Methode in einer Synthese von Psychoanalyse, Marxismus und Existentialismus - wobei noch hinzukommt die hohe Pers”nlichkeitskultur der Autorin, die sich in vielen Wissenschaften und weiten Bereichen der Weltliteratur sorgf„ltig informiert hat. So ist ein Buch entstanden, das man mit Recht eine ???universelle Standortbestimmung der Frau in unserer Zeit" nennen darf.
Da wir im Patriarchat leben, hat jede Psychologie und Soziologie der Frau besondere Vorsichtsmaánahmen n”tig, um nicht einfach herrschaftsbedingte Klischees und Schablonen zu propagieren. Die patriarchalische Fundamentalvoraussetzung ist, dass die Frau unter die Kategorie des ???Anderen" f„llt. Sie ist - seit Jahrtausenden - das negative Gegenbild des Mannes, der sich im Kontrast zu ihr als ???edle Lichtgestalt" darzustellen versucht. M„nner sind von vorneherein im Besitz der Tugenden, indes Frauen zum Unvollkommenen und zum Laster neigen. Am pr„gnantesten hat dies in der Frhzeit der abendl„ndischen Kultur der wackere Pythagoras zum Ausdruck gebracht, der nicht nur der Urheber des pythagoreischen Lehrsatzes, sondern auch der folgenden ???Weisheit" ist: ???Es gibt ein gutes Prinzip, das die Ordnung, das Licht und den Mann, und ein schlechtes Prinzip, das das Chaos, die Finsternis und die Frau geschaffen hat."
Schon aus dieser einen Aussage kann man folgern, dass die M„nner, sobald sie ber die Frauen philosophieren, im allgemeinen zu wahnhaften Realit„tsverkennungen neigen. Umso mehr ist es notwendig, dass Menschen mit affektfreiem Urteilsverm”gen sich dieser Frage annehmen, die von alters her freie Bahn fr ???Vorurteilsverkndung" bot. Die Beziehungen der Geschlechter sind vergiftet durch phantastische und realit„tsfremde Meinungen, die nie sachkundig berprft werden. Man muss das Thema ???Mann und Frau" auáerhalb des kollektiven Irrsinns ansiedeln und durch wissenschaftliche und philosophische Kl„rung auch hier zu vernnftigen Urteilen gelangen.
Beauvoir in ihrer enormen Grndlichkeit referiert sogar die Erkenntnisse der heutigen Biologie, sofern sich diese mit der ???M„nnlichkeit" und ???Weiblichkeit" in den verschiedenen Tierarten befasst. Manche biologische Metapher beeinflusst die Sicht auf die menschlichen Verh„ltnisse; aber das ist in der Regel sehr irrefhrend. Die Frau wird dann leicht identifiziert mit dem Ovulum, das passiv die heranstrmenden m„nnlichen Spermatozoen erwartet und von ihnen penetriert wird. Oder man sieht in ihr eine Mantis, die ihren liebenden Partner nach dem Akt verzehrt; oder man setzt sie gleich der l„ufigen Hndin, die durch die Gassen streicht und einen Hormonduft hinterl„sst; oder man erinnert das Affenweibchen, das sich mit schamloser Koketterie den M„nnchen anbietet und entzieht; des weiteren tauchen die Bilder von Raubkatzen auf usw. Beauvoir sagt mit Recht: ???Wenn der Mann die Frau als willenlos, ungeduldig, listig, einf„ltig, fhllos, lstern, wild, demtig bezeichnet, l„sst er seine Vorstellung von s„mtlichen Weibchen der Tierwelt in sie eingehen." (S.23)
Aber zwischen Tier und Mensch klafft - trotz Evolutionstheorie - ein unberbrckbarer Abgrund. Der Mensch ist nicht nur ein Gesch”pf der Natur, sondern auch der Kultur: Alles, was wir an ihm vorfinden, ist durch kulturelle Tradition und Selbstgestaltung gepr„gt. Daher kann von biologischen Ans„tzen her keine grundlegende ???Theorie der Weiblichkeit" aufgebaut werden. Weit besser als durch die Biologie werden wir instruiert durch die Psychoanalyse und die Gesellschaftswissenschaften, sofern diese undogmatisch angewendet werden. Denn der ???weibliche Geschlechtscharakter" hat viel mit der Sozialisation und der Stellung der Frau in der M„nnergesellschaft zu tun. Daher mssen die Fragen gestellt werden: Wie wurde man Frau in der Geschichte der Menschheit? Wie wird man heute zur Frau ???gemacht"? Wie reagiert die Frau auf ihre historische, soziale, ”konomische, psychologische und politische Situation? Um hierauf Antwort zu geben, hat Beauvoir ihr revolution„res Buch ausgearbeitet.
Die Psychoanalyse bot einen guten Denkansatz zu einer kritischen Theorie der Weiblichkeit, aber Freud und viele Psychoanalytiker haben ihre Chance schlecht gentzt. Die psychoanalytische Theorie nimmt an, dass ein Groáteil dessen, was man frher als ???angeboren" betrachtete, sich aus der Lebensgeschichte und gewissen Triebschicksalen herleiten l„sst. So drang man in die R„tsel der Neurose und der anderen psychischen Anomalien ein, und auch das Verst„ndnis des normalen Seelenlebens wurde enorm bereichert. Aber hinsichtlich der Frauenpsychologie lenkte Freud zum somatischen und heredit„ren Vorurteil zurck. Nun sollte die Anatomie zum Schicksal werden, und die seelischen Eigenschaften und ???M„ngel" der Frau wurden tollkhn auf das ???Fehlen des Penis" zurckgefhrt. Der Penisneid wurde zur Urtatsache der weiblichen Psyche; daraus folgte angeblich die Neigung der Frau zu Infantilismus, Masochismus und Narziámus. Liest man Freuds Žuáerungen ber die Charakterologie der Weiblichkeit, dann kann man sich der Einsicht nicht verschlieáen, dass der ansonsten recht vorurteilsfreie Forscher ber fast alle Vorurteile des Patriarchats stolpert. Beauvoir ist daher skeptisch gegen die psychoanalytischen Beitr„ge zur diesbezglichen Forschung, wenngleich sie zugibt, dass Schler und Kritiker Freuds innerhalb der Tiefenpsychologie manchen Fehler des Meisters gut korrigiert haben. Aber noch das psychoanalytische Standardwerk von Helene Deutsch ber die ???Psychologie der Frau" (Bern 1948) strotzt noch vom Patriarchalismus, dem die treue Freudverehrerin allemal glaubt huldigen zu mssen.
Ist nun der Marxismus besser geeignet, das Mann-Frau-Problem zu begreifen? Beauvoir rhmt an Marx und Engels, dass sie die Unterdrckung der Frau im Zusammenhang mit der Unterdrckung des Proletariats deutlich gesehen haben; in der Neuzeit hat August Bebel in seinem Buch ???Die Frau und der Sozialismus" schon vor der Jahrhundertwende alle diesbezglichen Erkenntnisse in einem klassischen Text vereinigt. Das Patriarchat hat nicht nur die Frauen unterdrckt; in der Einheit einer ???autorit„ren Weltanschauung" brtete es die Sklaverei, die Ausbeutung der arbeitenden Volksmassen, eine autorit„re Religion und ein vorurteilserflltes Denken aus. Die Klassiker des Marxismus haben bereits in ihren geschichtlichen und ”konomischen Analysen eine ???Theorie des Autoritarismus" formuliert, die sp„ter auf Umwegen auch von der soziologischen Forschung (Horkheimer, Adorno u.a.) fruchtbar weitergefhrt wurde.
Im autorit„ren Weltbild bedarf man der Frau, um den Mann als Inhaber von Macht, G”ttlichkeit, Herrschaft usw. zu einem Idol stilisieren zu k”nnen. Die V„ter des Sozialismus meinten daher mit Recht, dass man die Frauenfrage nur im Rahmen einer gesamten sozialen und kulturellen Umgestaltung wird l”sen k”nnen. Eine ???rein feministische Bewegung" kratzt nur an der Oberfl„che der heutigen Missst„nde; dennoch hat sie in Grenzen eine gewisse Berechtigung. Aber fortschrittliche M„nner und Frauen mssen sich vereinigen, um jenen Kulturwandel anzubahnen, der das Unrecht gegenber der Frau ebenso attackiert wie das gegen die Arbeiter, Neger und Kolonialv”lker.
In einem gediegenen geschichtlichen šberblick zeichnet Beauvoir auf nahezu hundert Druckseiten die Geschichte des Patriarchats nach; man sprt, dass Leidenschaft ihre Darstellung belebt, denn sie empfand offenbar die Ungerechtigkeiten, die man den Frauen antat, mit einem ganz pers”nlichen Betroffensein. Man muss diese Passagen in unserem Text selbst nachlesen; sie zu referieren wrde ihnen viel von ihrem Glanz und ihrer prachtvollen Rhetorik rauben. Die patriarchalischen Lebensformen erscheinen in diesen Beschreibungen wie eine Form des ???kollektiven Irrsinns"; und tats„chlich war die Mann-Frau-Beziehung in den vergangenen Jahrtausenden ein psychotisches Massenph„nomen, und auch die Gegenwart krankt noch an dieser Psychose.
Dies verdeutlicht Beauvoir u.a. in einem Kapitel ???Mythos", worin sie die Haltung einiger berhmter Schriftsteller bezglich der Frauenfrage diskutiert. Er”rtert werden die Autoren Henri de Montherlant, D.H. Lawrence, Paul Claudel, Andr‚ Breton und Stendhal. Mit Ausnahme von Stendhal erweisen sie sich alle bei n„herem Zusehen als ???Phallokraten", d.h. als unbedingte oder verhllte Apologeten der m„nnlichen šberheblichkeit. Man mag sich darber wundern, dass ???Schreiberlinge", die unverhohlen von der Groáartigkeit des Mannes und von der Minderwertigkeit der Frau ausgehen, in unserer Kultur Ruhm und Anerkennung erlangen k”nnen; aber auch andere Vorurteilsrepr„sentanten genieáen die Gunst des Publikums, das gerne seinen eigenen Autoritarismus durch Bcher der Literatur oder der Wissenschaft best„tigt sieht.
Stendhal hat schon im frhen 19.Jahrhundert die arge Benachteiligung der Frau in der Gesellschaft gesehen. So sagt er u.a.:
  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Sehr schön zu lesen!  
Marie  -  05.02.08 21:08

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  HALLO SABINE MÜLLER, willst du nicht endlich mal diesen Fakeaccount hier löschen? Oder willst du dir die Option offenhalten, dich selbst unter deinem Pseudonym "Kleine Meejungfrau" hochzupunkten?  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Inhalt
1 Ankunft I 9
2 Ankunft II 14
3 Bete für die Seele des Michael O'Neill 20
4 Mayo - God help us 27
5 Skelett einer menschlichen Siedlung 36
6 Ambulanter politischer Zahnarzt 42
7 Porträt einer irischen Stadt 47
Limerick am Morgen 47
Limerick am Abend 52
8 Als Gott die Zeit machte 59
9 Betrachtungen über den irischen Regen 65

10 Die schönsten Füße der Welt 69
11 Der tote Indianer in der Duke Street 80
12 Blick ins Feuer 86
13 Wenn Seamus einen trinken will 90
14 Das neunte Kind der Mrs. D 95
15 Kleiner Beitrag
zur abendländischen Mythologie 101
16 Kein Schwan war zu sehen 107
17 Redensarten 114
18 Abschied 117
Dreizehn Jahre später
Ein Essay von Heinrich Böll 125

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Ankunft I
Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte und roch ich, daß ich eine Grenze überschritten hatte; eine von Englands lieblichen Seiten hatte ich gesehen: Kent, fast bukolisch[bukolische Dichtung [griech./dt.] (Bukolik, Hirtendichtung, arkadische Poesie), Werke poet. Kleinkunst, die im Hirtenmilieu spielen. Bed. Vertreter: Theokrit in der griech., Vergil in der röm. Literatur (Bucolica); im Hellenismus der bukol. Roman Daphnis und Chloe von Longos; Wiederaufleben in der italien. Renaissance (F. Petrarca)] - das topographische[To|po|gra|phie, die; -, -n [spätlat. topographia < griech. topographía]: 1. (Geogr.) Beschreibung u. Darstellung geographischer Örtlichkeiten: Frühe illustrierte Reiseberichte führen in die T. des Heiligen Landes ein (Chic 9, 1984, 42). 2. (Met.) kartographische Darstellung der Atmosphäre. 3. (Anat.) Beschreibung der Körperregionen u. der Lage der einzelnen Organe zueinander; topographische Anatomie.] Wunder London nur gestreift - dann eine von Englands düsteren Seiten gesehen: Liverpool - aber hier auf dem Dampfer war England zu Ende: hier roch es schon nach Torf, klang kehliges Keltisch aus Zwischendeck und Bar, hier schon nahm Europas soziale Ordnung andere Formen an: Armut war nicht nur »keine Schande« mehr, sondern weder Ehre noch Schande: sie war - als Moment gesellschaftlichen Selbstbewußtseins - so belanglos wie Reichtum; die Bügelfalten hatten ihre schneidende Schärfe verloren, und die Sicherheitsnadel, die alte keltisch-germanische Fibel[Fi|bel, die; -, -n [lat. fibula= Klammer, Spange] (Kunstwiss.): frühgeschichtliche kunstvolle Spange od. Nadel aus Metall: zu den Funden gehören auch -n aus Bronze und Silber.], trat wieder in ihr Recht; wo der Knopf wie ein Punkt gewirkt hatte, den der Schneider gesetzt hatte, war sie wie ein Komma eingehängt worden; als Zeichen der Improvisation förderte sie den Faltenwurf, wo der Knopf diesen verhindert hatte. Auch als Aufhänger für Preisschildchen, als Hosenträgerverlängerung, als Manschettenknopf-Ersatz sah ich sie, schließlich als Waffe, mit der ein kleiner Junge durch den Hosenboden eines Mannes stach: erstaunt war der Junge, erschrocken dann, weil der Mann keinerlei Reaktion zeigte; dann klopfte der Junge vorsichtig mit dem Zeigefinger den Mann ab, um festzustellen, ob er noch lebte: er lebte noch, schlug dem Jungen lachend auf die Schulter.
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Immer länger wurde die Schlange vor dem Schalter, wo es den Nektar Westeuropas in großzügigen Portionen um billiges Geld gab: Tee; als wären die Iren bemüht, unbedingt auch diesen Weltrekord, den sie knapp vor England halten, nicht preiszugeben: fast zehn Pfund Tee werden jährlich pro Kopf in Irland verbraucht: ein kleines Schwimmbassin voll Tee also muß in jedem Jahr durch jede irische Kehle laufen.
Während ich langsam in der Schlange vorrückte, blieb Zeit genug, mir die anderen irischen Weltrekorde ins Gedächtnis zu rufen: nicht nur den im Teetrinken hält dieses kleine Land: als zweiten den im Priesternachwuchs (die Erzdiözese Köln etwa müßte fast tausend Neupriester jährlich weihen, um mit einer kleinen Erzdiözese in Irland konkurrieren zu können); als dritten Weltrekord hält Irland den im Kinobesuch (wiederum - wieviel Gemeinsamkeit bei allen Gegensätzen! - knapp vor England), als vierten schließlich einen bedeutsamen, von dem ich nicht zu sagen wage, daß er mit den ersten dreien in ursächlichem Zusammenhang stehe: In Irland gibt es die wenigsten Selbstmörder auf dieser Erde. Noch sind die Rekorde im Whiskeytrinken[Whiskey / Whisky: Mit der Whiskey (des Whiskeys, die Whiskeys) wird der amerikanische oder irische Whisky bezeichnet (aus Roggen oder Mais hergestellt), mit der Whisky (des Whiskys, die Whiskys) der schottische (aus Gerste oder Malz)] und im Zigarettenrauchen nicht ermittelt, doch auch in diesen Disziplinen liegt Irland weit vorne, dieses kleine Land, das soviel Bodenfläche wie Bayern, aber weniger Einwohner hat, als zwischen Essen und Dortmund wohnen.
Eine Tasse Tee so um Mitternacht, wenn man fröstelnd im Westwind steht, während der Dampfer sich langsam in die offene See schiebt - dann einen Whiskey oben in der Bar, wo das kehlige Keltisch immer noch, aber nur aus einer einzigen irischen Kehle klang; Nonnen duckten sich im Vorraum der Bar wie großes Geflügel für die Nacht zurecht, warm unter ihren Hau-
10

ben, ihren langen Habits[b) (bildungsspr. abwertend) Aufzug; Kleidung [für eine bestimmte Gelegenheit, einen bestimmten Zweck]: das ihm gemäße H. war die Uniform (Heym, Schwarzenberg 76); hohnsprechende -e, die da (=im Internat) gefordert wurden (Fussenegger, Haus 516); er erschien in einem seltsamen H.], zogen ihre langen Rosenkränze ein, wie Taue eingezogen werden, wenn ein Boot abfährt; einem jungen Mann, der mit einem Säugling auf dem Arm an der Bartheke stand, wurde eben das fünfte Glas Bier verweigert, auch seiner Frau, die mit einem zweijährigen Mädchen neben ihm stand, nahm der Kellner das Glas ab, ohne es neu zu füllen, langsam leerte sich die Bar, schon war das kehlige Keltisch verstummt, die Köpfe der Nonnen nickten leise im Schlaf; eine hatte vergessen, ihren Rosenkranz einzuziehen, die dicken Perlen rollten mit der Bewegung des Schiffes hin und her; die beiden mit ihren Kindern auf dem Arm, denen der Trunk verweigert worden war, wankten vor mir, steuerten auf eine Ecke zu, wo sie aus Koffern und Kartons sich eine kleine Burg erbaut hatten: dort schliefen zwei weitere Kinder, zu beiden Seiten an die Großmutter gelehnt, deren schwarzes Umhängetuch Wärme für drei zu bieten schien; der Säugling und das zweijährige Schwesterchen wurden in einen Waschkorb verstaut, zugedeckt, die Eltern verkrochen sich stumm zwischen zwei Koffern, eng aneinandergeschmiegt, und die weiße schmale Hand des Mannes zog einen Regenmantel wie ein Zeltdach über dem Paar zurecht. Stille, nur die Kofferschlösser klirrten leise im Rhythmus des fahrenden Schiffes.
Ich hatte vergessen, mir einen Platz für die Nacht zu sichern, stieg über Beine, Kisten, Koffer; Zigaretten glühten im Dunkeln, ich schnappte aus geflüsterten Gesprächen Brocken auf: »Connemara ... keine Chance ... Kellnerin in London.« Ich duckte mich zwischen Rettungsboote und Schwimmgürtel, aber der Westwind war scharf und feucht, ich stand auf, wanderte über das Schiff, das mehr einem Auswandererschiff als einem Heimkehrerschiff glich; Beine, glühende Zi-
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garetten, Brocken aus geflüsterten Gesprächen - bis ein Priester mich am Mantelsaum festhielt und lächelnd einlud, mich neben ihn zu setzen; ich lehnte mich zurück, um zu schlafen, aber rechts von dem Priester, unter einer grün-grau gestreiften Reisedecke hervor, sprach eine zarte klare Stimme: »Nein, Father, nein, nein ... es ist zu bitter, an Irland zu denken. Einmal im Jahr muß ich ja hinfahren, um meine Eltern zu besuchen, und meine Großmutter lebt auch noch. Kennen Sie die Grafschaft Galway?«
»Nein«, sagte der Priester leise.
»Connemara?«
»Nein.«
»Sie sollten es sich ansehen, und vergessen Sie nicht, auf der Rückfahrt im Hafen von Dublin achtzugeben, was aus Irland exportiert wird: Kinder und Priester, Nonnen und Biskuits, Whiskey und Pferde, Bier und Hunde ...«
»Mein Kind«, sagte der Priester leise, »Sie sollten diese Dinge nicht in einem Atem nennen.«
Ein Streichholz flammte unter der grün-grauen Reisedecke auf, ein scharfes Profil wurde für wenige Sekunden sichtbar.
»Ich glaube nicht an Gott«, sagte die zarte klare Stimme, »nein, ich glaube nicht an Gott - warum sollte ich da nicht Priester und Whiskey, Nonnen und Biskuits in einem Atem nennen; ich glaube auch nicht an Kathleen ni Houlihan, an dieses Märchenirland ... Ich war Kellnerin in London, zwei Jahre lang: ich hab' gesehen, wieviel leichte Mädchen ...«
»Mein Kind«, sagte der Priester leise.
»... wieviel leichte Mädchen Kathleen ni Houlihan nach London geliefert hat; die Insel der Heiligen.«
»Mein Kind!«
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»So nannte mich auch der Pfarrer zu Hause: mein Kind ... Er kam mit dem Fahrrad, einen weiten Weg, um uns sonntags die Messe zu lesen, aber auch er konnte nichts dagegen tun, daß Kathleen ni Houlihan ihr Kostbarstes exportierte: ihre Kinder. Gehen Sie nach Connemara, Father - soviel schöne Landschaft auf einmal, mit so wenig Menschen drin, haben Sie sicher noch nie gesehen; vielleicht lesen Sie einmal eine Messe bei uns, dann sehen Sie mich sonntags fromm in der Kirche knien.«
»Aber Sie glauben doch nicht an Gott.«
»Aber denken Sie, ich könnte es mir leisten - und ich würde es meinen Eltern antun -, nicht in die Kirche zu gehen? >Fromm ist unser gutes Mädchen geblieben -fromm; ein gutes Kind.< Und meine Großmutter küßt mich, wenn ich wieder zurückfahre, segnet mich und sagt: >Bleibe so fromm, wie du bist, mein gutes Kind!< ... Wissen Sie, wieviel Enkel meine Großmutter hat?«
»Mein Kind, mein Kind«, sagte der Priester leise.
Scharf glühte die Zigarette auf, ließ wieder für eine Sekunde das strenge Profil sehen.
»Sechsunddreißig Enkel hat meine Großmutter: sechsunddreißig; achtunddreißig hatte sie: einer ist abgeschossen worden in der Schlacht um England, ein zweiter mit einem englischen U-Boot versenkt worden - sechsunddreißig leben noch: zwanzig in Irland, die anderen ...«
»Es gibt Länder«, sagte der Priester leise, »die Hygiene und Selbstmordgedanken exportieren, Atomkanonen, Maschinengewehre, Autos ...«
»Oh, ich weiß«, sagte die zarte klare Mädchenstimme, »ich weiß das alles: ich habe selbst einen Bruder, der Priester ist, und zwei Vettern: sie sind die einzigen in der ganzen Verwandtschaft, die ein Auto haben.«
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»Mein Kind ...«
»Ich versuch' jetzt, ein wenig zu schlafen - gute Nacht, Father, gute Nacht.«
Die glühende Zigarette flog über die Reling, die grün-graue Decke wurde fest um die schmalen Schultern gezogen, der Kopf des Priesters bewegte sich wie im ständigen Kopfschütteln hin und her; vielleicht war es auch nur der Rhythmus des fahrenden Schiffs, der den Kopf bewegte.
»Mein Kind«, sagte er leise noch einmal, aber er bekam keine Antwort mehr.
Er lehnte sich seufzend zurück, klappte den Mantelkragen hoch; vier Sicherheitsnadeln hatte er als Reserve innen auf dem Revers stecken: vier, die an einer fünften, quergesteckten, hin und her schaukelten unter den leisen Stößen des Dampfers, der in die graue Dunkelheit hinein auf die Insel der Heiligen zufuhr.
2
Ankunft II
Eine Tasse Tee, so bei Sonnenaufgang, wenn man fröstelnd im Westwind steht, während die Insel der Heiligen sich noch im Morgendunst vor der Sonne verbarg; auf dieser Insel also wohnt das einzige Volk Europas, das nie Eroberungszüge unternahm, wohl selbst einige Male erobert wurde, von Dänen, Normannen, Engländern - nur Priester schickte es, Mönche, Missionare,
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die - auf dem seltsamen Umweg über Irland - den Geist thebaischer Askese nach Europa brachten; vor mehr als tausend Jahren lag hier, so weit außerhalb der Mitte, als ein Exzentrikum, tief in den Atlantik hineingerutscht, Europas glühendes Herz ...
So viele grün-graue Reisedecken waren eng um schmale Schultern gezogen, so viele strenge Profile sah ich und an so manchem hochgeschlagenen Priesterkragen als Reserve die quergesteckte Sicherheitsnadel, an der zwei, drei, vier weitere Nadeln leise baumelten ... schmale Gesichter, übernächtigte Augen, im Waschkorb der Säugling, der seine Flasche trank, während der Vater am Teeschalter vergebens um Bier kämpfte. Langsam stach die Morgensonne weiße Häuser aus dem Dunst heraus, ein Leuchtfeuer bellte rotweiß dem Schiff entgegen, langsam schnaufte der Dampfer in den Hafen von Dun Laoghaire. Möwen begrüßten ihn, die graue Silhouette von Dublin wurde sichtbar, verschwand wieder: Kirchen, Denkmäler, Docks, ein Gasometer: zögernde Rauchfahnen aus einigen Kaminen: Frühstückszeit, für wenige nur: noch schlief Irland, Gepäckträger rieben sich unten am Kai den Schlaf aus den Augen, Taxichauffeure fröstelten im Morgenwind. Irische Tränen begrüßten die Heimat und die Heimkehrenden. Namen flogen wie Bälle hin und her.
Müde taumelte ich vom Schiff in den Zug, aus dem Zug nach wenigen Minuten in den großen dunklen Bahnhof Westland Row, von dort auf die Straße: vom Fensterbrett eines schwarzen Hauses nahm gerade eine junge Frau einen orangefarbenen Milchtopf ins Zimmer; sie lächelte mir zu, und ich lächelte zurück.
Wäre ich von so ungebrochener Naivität gewesen wie der deutsche Handwerksbursche, der in Amster-
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dam Leben und Tod, Armut und Reichtum des Herrn Kannitverstan erforschte - so wäre ich in Dublin fähig gewesen, Leben und Tod, Armut, Ruhm und Reichtum des Herrn Sorry zu erforschen, denn wen ich auch fragte, nach was ich auch fragte, ich bekam die einsilbige Antwort: Sorry. Nun wußte ich zwar nicht, aber ahnte, daß die Stunden zwischen sieben und zehn Uhr morgens die einzigen sind, in denen die Iren zur Einsilbigkeit neigen, und so entschloß ich mich, meine geringen Sprachkenntnisse nicht anzuwenden, und fand mich betrübt damit ab, nicht so ungebrochen naiv zu sein wie der beneidenswerte Tuttlinger Handwerksbursche in Amsterdam. Wie schön wäre es gewesen, zu fragen: Wem gehören die großen Schiffe da im Hafen? - Sorry. Wer steht so hoch da droben, einsam im Morgennebel auf einer Denkmalssäule? - Sorry. Zu wem gehören diese zerlumpten, barfüßigen Kinder? - Sorry. Wer ist dieser geheimnisvolle junge Mann, der von der hinteren Plattform des Omnibusses aus so täuschend ähnlich ein Maschinengewehr nachahmt - tak tak tak tak - im Morgendunst? - Sorry. Und wer reitet so früh da mit Stöckchen und grauem Zylinder durch Morgen und Wind? - Sorry.
Ich beschloß, mehr meinem Auge als meiner Zunge und dem Ohr der anderen zu vertrauen und mich am Studium der Ladenschilder schadlos zu halten, und da kamen sie als Buchhalter, Wirte, Gemüsehändler auf mich zu: die Joyce und Yeats, McCarthy und Molloy, O'Neill und O'Connor, sogar Jackie Coogans Spuren schienen hierhinzuführen, und ich mußte mich entschließen, mir selbst einzugestehen, daß der Mann so hoch da droben auf der Denkmalssäule, immer noch einsam wirkend in der Morgenkühle, natürlich nicht Sorry hieß, sondern Nelson.
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Ich kaufte mir eine Zeitung, eine Zeitschrift, die irischer Digest< hieß, und ließ mich von einem Ladenschild, das Bed and Breakfast reasonable versprach, verführen, »vernünftiges Bett und vernünftiges Frühstück« übersetzte ich mir dieses Versprechen, und entschloß mich zunächst zu einem vernünftigen Frühstück.
Gleicht der kontinentale Tee einem vergilbten Postscheckbrief, so gleicht er auf diesen Inseln westlich von Ostende den dunklen Tönen auf russischen Ikonen, durch die es golden durchschimmert, bevor die Milch ihm eine Farbe ähnlich der Hautfarbe eines überfütterten Säuglings verleiht; auf dem Kontinent serviert man den Tee dünn, aber aus kostbarem Porzellan, hier gießt man aus ramponierten Blechkannen gleichgültig ein Engelsgetränk zu des Fremden Labsal, und spottbillig dazu, in dicke Steinguttassen.
Das Frühstück war gut, der Tee des Ruhmes würdig, und kostenlos hinzu gab es das Lächeln der jungen Irin, die ihn servierte.
Ich blätterte in der Zeitung und fand als erstes einen Leserbrief, der forderte, daß Nelson so hoch da droben gestürzt und durch eine Muttergottesstatue ersetzt werden müsse. Noch ein Brief, der Nelsons Sturz forderte, noch einer ...
Acht Uhr war es geworden, Gesprächigkeit flammte auf, bezog auch mich ein: ich wurde mit Worten überschüttet, von denen ich nur ein einziges verstand: Ger-many. Ich beschloß, freundlich, aber bestimmt, mit der Waffe des Landes, mit dem Sorry, zurückzuschlagen, das kostenlose Lächeln der schlampigen Teegöttin zu genießen, bis ein plötzliches Brausen, ein Donnern fast, mich aufschreckte. Konnte der Zugverkehr auf dieser merkwürdigen Insel so lebhaft sein? Das Donnern hielt
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an, artikulierte sich, der vehemente Einsatz zum Tan-tum ergo wurde von Sacramentum - veneremur cernui an klar und sauber hörbar, bis zur letzten Silbe ausgesungen klang es über die Westland Row aus der St.-Andreas-Kirche gegenüber, und so, wie die ersten Tassen Tee so gut waren wie die vielen, die ich noch trinken würde - in verlassenen, schmutzigen kleinen Nestern, in Hotels und an Kaminfeuern -, so blieb auch der Eindruck einer überwältigenden Frömmigkeit, wie sie kurz nach dem Tantum ergo die Westland Row überschwemmte: so viele Menschen würde man bei uns nur nach der Ostermesse oder nach dem Weihnachtsgottesdienst aus der Kirche kommen sehen: aber die Beichte der Ungläubigen mit dem scharfen Profil hatte ich noch nicht vergessen.
Acht Uhr morgens war es erst, Sonntag, zu früh noch, den Gastgeber aus dem Schlaf zu wecken: doch der Tee war kalt geworden, im Café roch es nach Hammelfett, die Gäste rafften Kartons und Koffer zusammen, strebten ihren Omnibussen zu. Lustlos blätterte ich im >Irischen Digest<, übersetzte mir stockend einige Anfänge von Artikeln und Kurzgeschichten, bis eine Einzeilenweisheit auf Seite 23 mich aufmerksam machte: ich verstand den Aphorismus lange, bevor ich ihn mir hatte übersetzen können: unübersetzt, nicht in Deutsch gefaßt und doch verstanden, wirkte er fast noch besser als ins Deutsche übertragen: Die Friedhöfe, stand da, liegen voller Menschen, ohne die die Welt nicht leben konnte.
Diese Weisheit schon schien mir eine Reise nach Dublin wert zu sein, und ich beschloß, sie tief in meinem Herzen zu verschließen, für die Augenblicke, in denen ich mir wichtig vorkommen würde (später erschien sie mir wie ein Schlüssel zu dieser merkwürdi-
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gen Mischung aus Leidenschaft und Gleichmut, zu jener wilden Müdigkeit, mit Fanatismus gekoppelten Wurschtigkeit, der ich so oft begegnen sollte).
Kühle, große Villen lagen hinter Rhododendron, hinter Palmen und Oleandergebüsch versteckt, als ich mich entschlossen hatte, trotz so barbarisch früher Zeit den Gastgeber zu wecken: Berge wurden im Hintergrund sichtbar, lange Baumreihen.
Acht Stunden später schon wurde mir von einem deutschen Landsmann kategorisch erklärt: »Hier ist alles schmutzig, alles teuer, und Sie werden nirgendwo eine richtige Karbonade bekommen«, und schon verteidigte ich Irland, obwohl ich erst zehn Stunden im Lande war, zehn Stunden, von denen ich fünf geschlafen, eine gebadet hatte, eine in der Kirche gewesen war, eine mich mit dem Landsmann stritt, der ein halbes Jahr gegen meine zehn Stunden setzte. Ich verteidigte Irland leidenschaftlich, kämpfte mit Tee, Tantum ergo, Joyce und Yeats gegen die Karbonade, die für mich um so gefährlicher war, als ich sie gar nicht kannte (erst als ich längst wieder zu Hause war, mußte ich im Duden nachschlagen, um sie zu identifizieren: Gebratenes Rippenstück las ich dort), dunkel nur ahnte ich, als ich gegen sie kämpfte, daß es ein Fleischgericht sein müsse - aber mein Kampf war vergebens; wer ins Ausland geht, möchte die Nachteile des eigenen Landes - oh, diese Hetze zu Hause! - zwar gern missen, dessen Karbonaden aber mitnehmen; wahrscheinlich wird man nicht ungestraft in Rom Tee trinken, sowenig wie man ungestraft - es sei denn bei einem Italiener - in Irland Kaffee trinkt. Ich gab den Kampf auf, fuhr im Bus zurück und bewunderte die endlosen Menschenschlangen vor den Kinos, deren es reichlich zu geben schien: Morgens, dachte ich, drängen sie sich in und vor den
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Kirchen, abends offenbar in und vor den Kinos; an einer grünen Zeitungsbude erlag ich wieder dem Lächeln einer Irin, kaufte Zeitungen, Zigaretten, Schokolade, dann fiel mein Blick auf ein Buch, das unbeachtet zwischen Broschüren lag: sein weißer Titel, rotumrandet, war schon beschmutzt, antiquarisch war's für einen Schilling zu haben, und ich kaufte es. Es war der >Oblomow< von Gontscharow in englischer Übersetzung. Ich wußte zwar, daß Oblomow runde 4000 Kilometer weiter östlich beheimatet war, ahnte aber auch, daß er nicht schlecht in dieses Land paßte, wo man das Frühaufstehen haßt.

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Bete für die Seele des Michael O'Neill
An Swifts Grab hatte ich mir das Herz erkältet, so sauber war St. Patrick's Cathedral, so menschenleer und so voll patriotischer Marmorfiguren, so tief unter dem kalten Gestein schien der desperate Dean zu liegen, neben ihm Stella: zwei quadratische Messingplatten, blank geputzt wie von deutscher Hausfrauenhand: die größere für Swift, die kleinere für Stella: Disteln hätte ich haben mögen, hart, groß, langstielig, ein paar Kleeblätter, und noch ein paar dornenlose, milde Blüten, Jasmin vielleicht oder Geißblatt: das wäre der rechte Gruß für die beiden gewesen, aber meine Hände
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waren so leer wie die Kirche, so kalt und so sauber. Regimentsfahnen hingen nebeneinander, halbgesenkt: rochen sie wirklich nach Pulver? Sie sahen so aus, als röchen sie danach, aber es roch nur nach Moder, wie in allen Kirchen, in denen seit Jahrhunderten kein Weihrauch mehr verbrannt wird; es war mir, als würde mit Eisnadeln auf mich geschossen, ich floh, entdeckte erst am Eingang, daß doch ein Mensch in der Kirche war: die Putzfrau, die mit Lauge den Eingang aufwusch, sie machte sauber, was sauber genug war.
Vor der Kathedrale stand ein irischer Bettler, der erste, dem ich begegnete; nur in südlichen Ländern gibt es sonst solche Bettler, aber im Süden scheint die Sonne: hier, nördlich des 53. Breitengrades, ist Zerlumptheit, Zerrissenheit etwas anderes als südlich des 30. Breitengrades; Regen fällt über die Armut, und Schmutz könnte hier selbst von- einem unverbesserlichen Ästheten nicht mehr als malerisch empfunden werden; das Elend hockt hier in den Slums um St. Patrick herum, in manchen Winkeln, manchen Häusern noch so, wie Swift es 1743 gesehen haben mag.
Dem Bettler hingen beide Rockärmel leer vom Körper: schmutzig waren diese Hüllen für Glieder, die er nicht mehr hatte; epileptisches Zucken fuhr ihm gewitterig übers Gesicht, und doch war sein schmales, dunkles Gesicht von einer Schönheit, die in einem anderen als meinem Notizbuch aufgezeichnet werden wird; die Zigarette mußte ich ihm angezündet zwischen die Lippen, Geld ihm in die Rocktasche stecken: es schien mir fast, als statte ich einen Leichnam mit Geld aus. Dunkelheit hing über Dublin: alles, was es zwischen Schwarz und Weiß an grauen Tönen gibt, hatte sich am Himmel sein eigenes Wölkchen ausgesucht, der Him-
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mel war bedeckt wie mit einem Gefieder unzähliger Graus: kein Streifen, kein Fetzchen vom irischen Grün; langsam, zuckend wechselte unter diesem Himmel der Bettler aus St. Patrick's Park in die Slums hinüber.
In den Slums liegt an manchen Stellen der Schmutz in schwarzen Flocken auf den Fensterscheiben, als sei er absichtlich dagegengeworfen worden, aus Kaminen, aus Kanälen gefischt; aber absichtlich geschieht hier so leicht nichts, und von selbst nicht viel: Trunk geschieht hier, Liebe, Gebet und Fluch, Gott wird heftig geliebt und gewiß ebenso heftig gehaßt.
In den dunklen Hinterhöfen, die Swifts Auge noch gesehen hat, haben Jahrzehnte und Jahrhunderte diesen Schmutz abgelagert: das bedrückende Sediment der Zeit. In den Schaufenstern der Trödler lag wilder bunter Kitsch, und endlich fand ich eins meiner Reiseziele: die Einzelsäuferkoje mit dem Ledervorhang: in diese sperrt sich der Trinkende selbst ein wie ein Pferd; um mit Whiskey und Schmerz allein zu sein, mit Glauben und Unglauben, versenkt er sich tief unter die Zeit, in den Caisson der Passivität, solange das Geld reicht; bis er gezwungen ist, wieder an die Oberfläche der Zeit zu tauchen, an den müden Paddelbewegungen irgendwie sich zu beteiligen, sinnlose und hilflose Bewegungen, da doch jedes Boot unweigerlich auf die dunklen Wasser des Styx zutreibt. Kein Wunder, daß für die Frauen, die Tätigen dieser Erde, in diesen Kneipen kein Platz ist: hier ist der Mann allein mit seinem Whiskey, weit entfernt von all den Unternehmungen, auf die er sich notgedrungen eingelassen hat, Unternehmungen, die den Namen Familie, Beruf, Ehre, Gesellschaft tragen: bitter ist der Whiskey, wohltuend, und irgendwo westlich, 4000 Kilometer Wasser bis dahin, und irgendwo östlich, zwei Meere zu überqueren bis dahin - gibt es
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solche, die an Tätigkeit und Fortschritt glauben. Ja, es gibt sie; so bitter ist der Whiskey, wohltuend; der bullige Wirt reicht das nächste Glas in die Koje hinein. Nüchtern sind seine Augen, blau: er glaubt an das, woran die, die ihn reich machen, nicht glauben. Im Holzwerk der Kneipe, in Täfelung, Wandung der Einzelsäuferkoje, sitzen Witze und Flüche, Hoffnungen und Gebete der anderen; wie viele mögen es sein?
Schon ist zu spüren, wie sich der Caisson - die Einzelsäuferkoje - immer tiefer auf den dunklen Grund der Zeit senkt: vorbei an Wracks und Fischen, aber auch hier unten gibt es keine Ruhe mehr, seit die Tiefseetaucher ihre Geräte entwickelt haben. Auftauchen also, Luft holen, und wieder einsteigen in die Unternehmungen, die Ehre, Beruf, Familie, Gesellschaft heißen, bevor der Caisson von den Tiefseetauchern angebohrt wird. »Wieviel?« Geldmünzen, viele, in die harten, blauen Augen des Wirtes geworfen.
Immer noch war der Himmel mit der Vielfalt der Graus gefiedert, keines von den unzähligen irischen Grüns zu sehen, als ich auf die andere Kirche zuging. Nur wenig Zeit war vergangen: im Kircheneingang stand der Bettler, und die Zigarette, die ich ihm in den Mund gesteckt hatte, wurde ihm gerade von Schuljungen aus dem Mund genommen, sorgfältig geköpft, damit kein Krümelchen Tabak verlorenging, der Rest wurde vorsichtig in die Rocktasche des Bettlers gesteckt, die Mütze wurde ihm abgenommen - wer wird, auch wenn er beide Arme verloren hat, mit der Mütze auf dem Kopf das Haus Gottes betreten? -, die Tür wurde ihm aufgehalten, schwer klatschten die leeren Rockärmel gegen den Türrahmen: naß waren sie und schmutzig, als habe er sie durch die Gosse geschleift, aber da drinnen fragt niemand nach Schmutz.
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So leer, so sauber und so schön war St. Patrick's Ca-thedral; voller Menschen, voller Kitsch war diese Kirche, und sie war nicht gerade schmutzig, aber schusselig: so sehen in kinderreichen Familien die Wohnzimmer aus. Einige Leute - ich hörte, einer davon sei ein Deutscher, der so die Segnungen deutscher Kultur über Irland ausbreitet - müssen in Irland viel Geld an Gipsfiguren verdienen, aber der Zorn gegen den Kitschfabrikanten wird schwach denen gegenüber, die vor seinen Erzeugnissen beten; je bunter, desto besser; je kitschiger, desto besser; möglichst »wie das Leben selbst« (Vorsicht, Beter: denn das Leben ist nicht »wie das Leben selbst«).
Eine dunkelhaarige Schönheit mit dem Trotz eines beleidigten Engels im Gesicht betet vor der Statue der heiligen Magdalena; grün ist die Blässe dieses Gesichts: aufgezeichnet werden diese Gedanken und Gebete in dem Buch, das ich nicht kenne. Schuljungen mit Hurlingschlägern unter dem Arm beten den Kreuzweg ab; Öllämpchen brennen in dunklen Winkeln vor dem Herzen Jesu, vor der little Flower, vor St. Antonius, Franziskus: hier wird Religion bis zur Neige ausgekostet; der Bettler sitzt in der letzten Bank und hält sein epileptisch zuckendes Gesicht in den Raum, in dem noch Weihrauchwolken hängen.
Neu und bemerkenswert sind als Errungenschaften der Devotionalienindustrie der Neon-Heiligenschein um Mariens Haupt und das phosphoreszierende Kreuz im Weihwasserbecken, das im Dämmer der Kirche rosig leuchtet. Wird wohl in dem Buch getrennt aufgezeichnet werden, wer hier vor Kitsch, wer in Italien vor Fra Angelicos Fresken gebetet hat?
Immer noch starrt die schwarzhaarige Schönheit mit grünblassem Gesicht auf Magdalena, immer noch
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zuckt das Gesicht des Bettlers: sein ganzer Körper ist vom Schütteln befallen, das Schütteln verursacht ein leises Klimpern der Münzen in seiner Tasche; die Jungen mit den Hurlingschlägern scheinen den Bettler zu kennen, scheinen auch das Zucken des Gesichts, das leise Lallen zu verstehen: einer von ihnen greift in des Bettlers Tasche, und auf der schmutzigen Jungenhand liegen vier Geldstücke: zwei Pennies, ein Sixpence-stück und ein Threepencestück. Ein Penny und das Threepencestück bleiben auf der Jungenhand, der Rest klimpert in den Opferstock: hier liegen die Grenzen von Mathematik, Psychologie und Volkswirtschaft, die Grenzen aller mehr oder weniger exakten Wissenschaften liegen scharf übereinander im Zucken des epileptischen Bettlergesichts: eine zu schmale Basis, als daß ich mich ihr anvertrauen möchte. Aber immer noch sitzt mir die Kälte von Swifts Grab her im Herzen: Sauberkeit, Leere, Marmorfiguren, Regimentsfahnen, und die Frau, die säuberte, was sauber genug war; schön war St. Patrick's Cathedral, häßlich ist diese Kirche, aber sie wird benutzt, und ich fand auf ihren Bänken, was ich auf vielen irischen Kirchenbänken fand: kleine Emailletafeln, die zu einem Gebet auffordern: Bete für die Seele des Michael O'Neill, der am 17.1.1933 60jährig starb. Bete für die Seele der Mary Keegan, die am 9. Mai 1945 achtzehnjährig starb; welch eine fromme und geschickte Erpressung: die Verstorbenen werden lebendig, ihr Sterbedatum verbindet sich für den, der das Täfelchen liest, mit seinem Erlebnis an diesem Tag, in diesem Monat, diesem Jahr. Mit zuckendem Gesicht wartete Hitler auf die Macht, als hier 60jährig Michael O'Neill starb; als Deutschland kapitulierte, starb achtzehnjährig Mary Keegan. Bete - so las ich - für Kevin Cassidy, der am
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20.12.1930 dreizehnjährig starb, und es traf mich wie ein elektrischer Schlag, denn im Dezember 1930 war ich selbst dreizehn Jahre alt: in einer großen, dunklen Wohnung der Kölner Südstadt - herrschaftliches Mietshaus, so hätte man das 1908 noch genannt -hockte ich mit dem Weihnachtszeugnis in der Hand; die Ferien hatten begonnen, und ich sah durch eine zerschlissene Stelle des zimtfarbenen Vorhangs auf die winterliche Straße hinunter.
Ich sah die Straße rötlich gefärbt, wie mit unechtem, mit Bühnenblut beschmiert: rot die Schneehaufen, rot den Himmel über der Stadt, und das Kreischen der Straßenbahn, wenn sie in die Schleife der Endstation einbog, auch dieses Kreischen hörte ich rot. Wenn ich aber das Gesicht durch den Schlitz zwischen den Vorhängen schob, sah ich es, wie es wirklich war: bräunlich die Ränder der Schneeinseln, schwarz den Asphalt, die Straßenbahn hatte eine Farbe, wie schlechtgepflegte Zähne sie haben, das Knirschen aber, wenn die Straßenbahn in die Schleife einbog, das Knirschen hörte ich hellgrün: hellgrün schoß es giftig ins blanke Geäst der Bäume auf.
An diesem Tag also starb in Dublin Kevin Cassidy, dreizehnjährig, so alt, wie ich damals war: hier wurde die Tumba aufgestellt, Dies irae, dies illa von der Orgelempore herunter gesungen, Kevins erschrockene Schulkameraden füllten die Bänke; Weihrauch, Kerzenhitze, silberne Troddeln am schwarzen Leichentuch, während ich mein Zeugnis zusammenfaltete, den Schlitten aus dem Spind holte, um rodeln zu gehen. Ich hatte in Latein eine Zwei, und Kevins Sarg wurde ins Grab gesenkt.
Später, als ich die Kirche verlassen hatte und durch die Straßen ging, ging Kevin Cassidy immer neben mir
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her: ich sah ihn lebend, so alt wie mich selbst, mich selbst für Sekunden als den siebenunddreißigjährigen Kevin: Vater von drei Kindern war er, wohnte in den Slums um St. Patrick herum; bitter war der Whiskey, kühl und teuer, aus Swifts Grab wurde mit Eis auf ihn geschossen: grünblaß war das Gesicht seiner dunkelhaarigen Frau, Schulden hatte er und ein Häuschen, wie es unzählige in London, Tausende in Dublin gibt, bescheiden, zweistöckig, arm; kleinbürgerlich, muffig, trostlos würde der unverbesserliche Ästhet sie nennen (aber Vorsicht, Ästhet: in einem von diesen Häusern wurde James Joyce geboren, im anderen Sean O'Casey).
So nah war Kevins Schatten, daß ich zwei Whiskey bestellte, als ich in die Einzelsäuferkoje zurückging; doch der Schatten hob das Glas nicht an den Mund, und so trank ich für Kevin Cassidy, der am 20.12.1930 dreizehnjährig starb - ich trank für ihn mit.

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Mayo - God help us
In der Mitte Irlands, in Athlone, zweieinhalb Schnellzugstunden hinter Dublin, wird der Zug zu zwei Hälften auseinandergekoppelt, die bessere Hälfte, die den Speisewagen behält, geht nach Galway weiter, die benachteiligte Hälfte, in der wir bleiben, geht nach Westport. Wir würden den Speisewagen, in dem gerade das
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zweite Frühstück serviert wird, mit noch schmerzlicheren Gefühlen scheiden sehen, wenn wir Geld hätten, englisches, irisches, um ein Frühstück oder einen Lunch zu bezahlen. So aber - da uns zwischen Ankunft des Schiffes und Abfahrt des Zuges nur eine halbe Stunde blieb und die Wechselstuben in Dublin erst um halb zehn öffnen - haben wir nur die leichten, doch hier nutzlosen Scheine, wie sie aus der Notenpresse der Bank deutscher Länder kommen: Fuggers Gesicht hat keinen Kurs in Mittelirland.
Noch habe ich den Schrecken, der mich in Dublin überfiel, nicht ganz vergessen: Als ich auf der Suche nach einer Wechselmöglichkeit den Bahnhof verließ, wäre ich fast von einem knallroten Auto überfahren worden, dessen einziger Schmuck ein prägnantes Hakenkreuz war. Hat jemand Lieferwagen des Völkischen Beobachters< hierhin verkauft, oder hat der >Völkische Beobachter hier noch eine Niederlage? Genauso sahen die Autos aus, die ich noch in Erinnerung hatte; aber der Fahrer des Autos bekreuzigte sich, als er mich freundlich aufforderte weiterzugehen, und beim näheren Zusehen klärte sich alles auf. Es war nur die Swastika Laundry, die ihr Gründungsjahr, 1912, deutlich sichtbar unter dem Hakenkreuz aufgemalt hatte; doch die bloße Möglichkeit, es hätte eines jener Autos sein können, genügte, mir den Atem zu nehmen.
Ich fand keine Bank offen, kehrte entmutigt zum Bahnhof zurück, schon entschlossen, den Zug nach Westport fahrenzulassen, denn ich konnte die Fahrkarten nicht bezahlen. Es blieb uns die Wahl, ein Hotelzimmer zu nehmen, auf den nächsten Tag, den nächsten Zug zu warten (denn der Nachmittagszug würde keinen Anschluß mehr an unseren Bus haben) -oder auf irgendeine Weise ohne Fahrkarten in den Zug
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nach Westport zu kommen; diese irgendeine Weise fand sich: Wir fuhren auf Kredit; der Bahnhofsvorsteher in Dublin, gerührt von dem Anblick dreier übernächtigter Kinder, zweier verzagter Frauen und eines ratlosen Vaters (vor zwei Minuten erst dem Hakenkreuzauto entkommen!), rechnete mir vor, daß die Hotelnacht soviel kosten würde wie die ganze Eisenbahnfahrt nach Westport: Er notierte meinen Namen, die Anzahl der auf Kredit beförderten Personen, drückte mir tröstend die Hand und gab dem Zug das Abfahrtszeichen.
So gelangten wir auf dieser merkwürdigen Insel in den Genuß dieser einzigen Art eine Kredits, den wir noch nie bekommen und zu bekommen versucht hatten: den Kredit einer Eisenbahngesellschaft.
Doch leider gab es im Speisewagen kein Frühstück auf Kredit; der Versuch, es zu bekommen, scheiterte: Fuggers Physiognomie, wenn auch auf tadellosem Banknotenpapier, überzeugte den Oberkellner nicht. Wir wechselten seufzend das letzte Pfund, ließen uns die Thermosflasche voll Tee und einen Packen belegter Brote geben. Den Schaffnern aber blieb die harte Pflicht, merkwürdige Namen in ihre Notizbücher zu schreiben. Es geschah einmal, zweimal, dreimal, und es entstand für uns die bange Frage: Werden wir einmal, zweimal oder dreimal diese einzigartigen Schulden bezahlen müssen?
Der neue Schaffner, der in Athlone zustieg, war rothaarig, eifrig und jung; als ich ihm gestand, keine Fahrkarten zu haben, ging ein Leuchten des Erkennens über sein Gesicht. Offenbar waren wir ihm avisiert, offenbar wurden unsere Namen und unser Kredit sowie die Anzahl der auf Kredit beförderten Personen von Station zu Station durchtelegrafiert.
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Vier Stunden lang noch hinter Athlone schlängelte sich der Zug, der jetzt zum Personenzug geworden war, zu immer kleineren, immer westlicheren Stationen durch. Die Glanzpunkte seines Haltens waren die Städte, die noch zwischen Athlone (9000 Einwohner) und der Küste liegen: Roscommon und Claremorris mit soviel Einwohnern, wie drei städtische Mietskasernen sie haben, Castlebar, die Hauptstadt der Provinz Mayo, mit viertausend und Westport mit dreitausend Einwohnern; auf einer Strecke, die etwa der Entfernung Köln-Frankfurt entspricht, nimmt die Bevölkerungsdichte immer mehr ab, dann kommt das große Wasser und dahinter New York mit dreimal soviel Einwohnern wie der ganze Freistaat Irland, mit mehr Iren, als in den drei Provinzen hinter Athlone leben.
Klein sind die Stationen, hellgrün die Bahnhofsgebäude, schneeweiß die Umzäunungen gestrichen, und auf dem Bahnsteig steht meistens ein einsamer Junge, der sich aus Mutters Tablett und einem Lederriemen einen Bauchladen gemacht hat: drei Tafeln Schokolade, zwei Äpfel, ein paar Rollen Pfefferminz, Kaugummi und ein Comic; einem dieser Knaben wollten wir unseren letzten silbernen Schilling anvertrauen, doch die Wahl war schwierig. Die Frauen plädierten für Äpfel und Pfefferminz, die Kinder für Kaugummi und Comic. Wir schlossen einen Kompromiß und kauften das Comic und eine Tafel Schokolade. Das Heft hatte den vielversprechenden Titel >Bat Main, und auf dem Titel sah man einen dunkel maskierten Mann an Hausfassaden hochklettern.
Einsam auf dem kleinen Bahnhof im Moor blieb der lächelnde Junge zurück. Der Stechginster blühte, die Fuchsienhecken hatten schon Knospen; wilde grüne Hügel, Torfhaufen; ja, grün ist Irland, sehr grün, aber
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sein Grün ist nicht nur das Grün der Wiesen, auch das Grün des Mooses, gewiß hier, hinter Roscommon, auf Mayo zu, und Moos ist die Pflanze der Resignation, der Verlassenheit. Verlassen ist das Land, es entvölkert sich langsam, aber stetig, und uns - keiner von uns hatte diesen Streifen Irland je gesehen, je das Haus besichtigt, das wir irgendwo im Westen gemietet hatten -, uns wurde ein wenig bang: vergebens suchten die Frauen links und rechts der Eisenbahn nach Kartoffeläckern, Gemüsefeldern, nach dem frischen, weniger resignierten Grün des Salats, dem dunkleren der Erbse. Wir teilten den Riegel Schokolade und versuchten, uns mit >Bat Man< zu trösten, aber der war wirklich zu bad. Er kletterte nicht nur, wie er auf dem Titelblatt versprochen hatte, an Hausfassaden hoch; offenbar war es eines seiner Hauptvergnügen, Frauen im Schlaf zu erschrecken; auch konnte er, indem er seinen Mantel ausbreitete, durch die Lüfte davonfliegen, Millionären Dollars abnehmen, und seine Taten waren in einem Englisch beschrieben, das nicht auf kontinentalen Schulen und nicht auf den Schulen Englands und Irlands gelehrt wird; stark war >Bat Man< und schrecklich gerecht, aber hart, und er konnte gegen Ungerechte sogar grausam sein, schlug er doch auch gelegentlich jemandem die Zähne ein, welcher Vorgang in schöner Lautmalerei mit Skrietsch überschrieben war. Keinen Trost bot >Bat Man«.
Blieb uns ein anderer Trost: Unser rothaariger Schaffner erschien und notierte uns lächelnd zum fünftenmal. Dieser geheimnisvolle Vorgang des häufigen Notierens ließ sich erklären. Wir hatten wieder eine Provinzgrenze überschritten und waren im County Mayo angelangt. Nun haben die Iren eine merkwürdige Gewohnheit; wenn der Name der Provinz Mayo ge-
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nannt wird (es sei lobend, tadelnd oder unverbindlich), sobald nur das Wort Mayo fällt, fügen die Iren hinzu: »God help us!« Es klingt wie die Antwort in einer Litanei: »Herr, erbarme dich unser!«
Der Schaffner entschwand mit der feierlichen Versicherung, daß er uns nicht noch einmal würde notieren müssen, und wir hielten auf einem kleinen Bahnhof. Auch hier wurde ausgeladen, was an allen anderen Bahnhöfen ausgeladen worden war: Zigaretten, nichts sonst. Schon hatten wir uns angewöhnt, an der Größe der ausgeladenen Zigarettenballen die Größe des Hinterlandes abzuschätzen, und wie ein Blick auf die Karte bewies, stimmte unsere Kalkulation. Ich ging durch den Zug in den Packwagen, um nachzusehen, wieviel Zigarettenpakete dort noch lagerten. Ein kleinerer und ein großer Ballen lagen noch dort, und so wußte ich, wieviel Bahnhöfe noch zu passieren waren. Der Zug war beängstigend leer geworden. Achtzehn Personen zählte ich, wir allein waren sechs davon, und es schien uns, als führen wir schon eine Ewigkeit durch Torfhalden, Moor, und noch immer nicht war das frische Grün des Salats zu sehen, nicht das dunklere der Erbse oder das bittere der Kartoffel. Mayo, flüsterten wir leise. God help us!
Wir hielten, der große Ballen Zigaretten wurde ausgeladen, und über das schneeweiße Gitter des Bahnsteiges blickten dunkle Gesichter, beschattet von Schlägerkappen, Männer, die eine Autokolonne zu bewachen schienen; auch an anderen Bahnhöfen waren mir solche aufgefallen, Autos und die lauernden Männer; jetzt erst erinnerte ich mich, wie oft ich sie vorher schon gesehen hatte. Sie kamen mir vertraut vor, wie die Zigarettenpakete, wie unser Schaffner und die kleinen irischen
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Güterwagen, die nur wenig mehr als halb so groß sind wie die englischen und kontinentalen. Ich ging in den Packwagen, wo unser rothaariger Freund auf dem letzten Zigarettenballen hockte; vorsichtig die englischen Vokabeln benutzend, so wie Anfänger im Jonglieren mit Porzellantellern umgehen mögen, fragte ich ihn, welche Bedeutung diesen dunklen Männern mit den Schlägerkappen zukomme, welches der Zweck ihrer Autos sei; ich erwartete irgend etwas Folkloristisches: ins Moderne übertragene Entführung, Raubüberfall, aber die Antwort des Schaffners war verblüffend einfach:
»Das sind Taxis«, sagte er, und ich atmete erleichtert auf. Taxis gibt es also auf jeden Fall, so sicher, wie es Zigaretten gibt. Der Schaffner schien meinen Schmerz erkannt zu haben: er bot mir eine Zigarette an, ich nahm sie gerne, er gab mir Feuer und sagte verheißungsvoll lächelnd:
»In zehn Minuten werden wir am Ziel sein.« Pünktlich laut Fahrplan waren wir zehn Minuten später in Westport. Hier wurde uns ein feierlicher Empfang zuteil. Der Bahnhofsvorsteher persönlich, ein großer und würdiger alter Herr, postierte sich freundlich lächelnd vor unser Zugabteil und hob zur Begrüßung einen großen, ziselierten Messingstab, das Zeichen seiner Würde, an die Mütze. Er half den Damen, half den Kindern, winkte einen Träger herbei, drängelte mich zielsicher, aber unauffällig in sein Büro, notierte meinen Namen, meine irische Adresse und riet mir väterlich, mich nicht der Hoffnung hinzugeben, daß ich in Westport mein Geld gewechselt bekäme. Er lächelte noch milder, als ich ihm meine Fuggerporträts zeigte, sagte: »A nice man, a very nice man«, indem er auf Fugger deutete, und beschwichtigte mich:
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»Es hat ja Zeit«, sagte er, »es hat wirklich Zeit, Sie werden schon zahlen. Beunruhigen Sie sich nicht.«
Noch einmal nannte ich ihm den Wechselkurs, aber der würdige alte Mann wiegte nur leise seinen Messingstab hin und her und sagte:
»Ich würde mir keine Sorgen machen.« (I shouldn't worry). (Wobei uns die Plakate geradezu auffordern, sich Sorgen zu machen. Denken Sie an Ihre Zukunft. Sicherheit über alles! Sichern Sie Ihre Kinder!)
Aber noch machte ich mir Sorgen. Bis hierher hatte der Kredit gereicht, aber würde er weiter reichen, für zwei Stunden Aufenthalt in Westport, für zweieinhalb Stunden Omnibusfahrt bis zum Ziel, durch Mayo -God help us?
Ich konnte den Bankdirektor noch aus seiner Wohnung herausklingeln; er zog die Augenbrauen hoch, denn es war sein freier Nachmittag; ich konnte ihn auch - und seine Augenbrauen senkten sich - von der relativen Schwierigkeit meiner Situation überzeugen: einiges Geld, und doch keinen Pfennig in der Tasche! Aber von der Kreditwürdigkeit meiner Fuggersammlung konnte ich ihn nicht überzeugen. Er hatte wohl irgend etwas von Ost- und West-Mark gehört, von dieser Währungsdifferenz, und als ich, rechts unterhalb Fugger, Frankfurt zeigte, sagte er- er muß in Geographie eine Eins gehabt haben -: »Es gibt auch ein Frankfurt in der anderen Hälfte Deutschlands«; da blieb mir nur noch übrig - was ich nicht gerne tat -, den Main gegen die Oder auszuspielen, aber er hatte offenbar in Geographie nicht Summa cum lande gehabt, und solche feineren Unterschiede waren ihm, auch angesichts des amtlichen Wechselkurses, eine zu schmale Basis für einen größeren Kredit.
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»Ich muß das Geld nach Dublin schicken«, sagte er.
»Das Geld«, sagte ich, »so wie es ist?«
»Natürlich«, sagte er, »was soll ich denn hier damit?«
Ich senkte das Haupt: Er hatte recht, was sollte er damit?
»Wie lange wird es dauern«, sagte ich, »bis Sie aus Dublin Bescheid haben?«
»Vier Tage«, sagte er.
»Vier Tage«, sagte ich, »God help us!«
Das wenigstens hatte ich gelernt. Ob er mir dann auf dieses Päckchen hin einen Kredit gewähren könne, einen kleinen? Er blickte nachdenklich auf Fugger, auf Frankfurt, auf mich, öffnete die Kassenschublade und gab mir zwei Pfundnoten.
Ich schwieg, unterschrieb eine Quittung, bekam eine von ihm und verließ die Bank. Natürlich regnete es, und mein people erwartete mich hoffnungsvoll an der Bushaltestelle. Hunger sprach aus den Blicken, die fast schon schmachtend waren, die Erwartung starker männlicher, starker väterlicher Hilfe, und ich entschloß mich, zu tun, worauf sich der Mythos der Männlichkeit gründet, ich entschloß mich, zu schwindeln. Ich lud alle mit großer Geste zum Tee ein, zu Schinken und Eiern, Salat - wo kam er bloß her? -, zu Keks und Eiskrem und war glücklich, nach bezahlter Zeche noch eine halbe Krone übrig zu haben. Das langte gerade noch für zehn Zigaretten, Zündhölzer und einen silbernen Schilling Reserve.
Noch wußte ich nicht, was ich vier Stunden später wußte: daß man auch Trinkgelder auf Kredit geben kann, und als wir erst am Ziel waren, am Rande von Mayo, fast am Achill Head, von wo es bis New York nur noch Wasser gibt - da trat der Kredit erst in rechte Blüte, schneeweiß war das Haus gestrichen, marine-
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blau die Fensterrahmen, im Kamin brannte das Feuer. Es gab als Begrüßungsmahl frischen Lachs. Hellgrün war die See, vorne, wo sie auf den Strand rollte, dunkelblau zur Mitte der Bai hin, und ein schmaler, sehr weißer Saum war zu sehen dort, wo sie sich am Clare Island brach.
Am Abend noch bekamen wir, was soviel wert war wie bares Geld, das Anschreibebuch des Shopbesitzers. Es war dick, fast achtzig Seiten stark, sehr solide in rotes Leder gebunden, es schien auf Dauer angelegt. Wir waren am Ziel, in Mayo - God help us?

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Skelett einer menschlichen Siedlung
Plötzlich, als wir die Höhe des Berges erreicht hatten, sahen wir das Skelett des verlassenen Dorfes am nächsten Hang liegen. Niemand hatte uns davon erzählt, niemand uns gewarnt; es gibt so viele verlassene Dörfer in Irland. Die Kirche, den kürzesten Weg zum Strand hatte man uns gezeigt und den Laden, in dem es Tee, Brot, Butter und Zigaretten gibt, auch die Zeitungsagentur, die Post und den kleinen Hafen, in dem die harpunierten Haie bei Ebbe im Schlamm liegen wie gekenterte Boote, mit dem dunklen Rücken nach oben, wenn nicht zufällig die letzte Flutwelle ihren weißen Bauch, aus dem die Leber herausgeschnitten worden
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war, nach oben kehrte - das schien der Erwähnung wert, aber nicht das verlassene Dorf: graue, gleichförmige Steingiebel, die wir zunächst ohne perspektivische Tiefe sahen, wie dilettantisch aufgestellte Kulissen für einen Gespensterfilm: mit stockendem Atem versuchten wir sie zu zählen, gaben es bei vierzig auf, und hundert waren es sicher. Die nächste Kurve des Weges brachte uns in andere Distanz, und nun sahen wir sie von der Seite: Rohbauten, die auf den Zimmermann zu warten schienen: graue Steinmauern, dunkle Fensterhöhlen, kein Stück Holz, kein Fetzen Stoff, nichts Farbiges, wie ein Körper ohne Haare, ohne Augen, ohne Fleisch und Blut: das Skelett eines Dorfes, grausam deutlich in seiner Struktur: dort die Hauptstraße; an der Biegung, wo der kleine runde Platz ist, muß eine Kneipe gewesen sein. Eine Nebengasse, noch eine. Alles, was nicht Stein war, weggenagt von Regen, Sonne und Wind - und von der Zeit, die geduldig über alles hinträufelt: vierundzwanzig große Tropfen Zeit pro Tag: die Säure, die so unmerklich alles zerfrißt wie Resignation ...
Würde jemand das zu malen versuchen, dieses Gebein einer menschlichen Siedlung, in der vor hundert Jahren fünfhundert Menschen gewohnt haben mögen; lauter graue Drei- und Vierecke am grünlichgrauen Berghang; würde er noch das Mädchen mit dem roten Pullover hinzunehmen, das gerade mit einer Kiepe voll Torf durch die Hauptstraße geht; einen Tupfer Rot für ihren Pullover und einen dunklen Brauns für den Torf, einen helleren Brauns für das Gesicht des Mädchens; und noch die weißen Schafe hinzu, die wie Läuse zwischen den Ruinen hocken; man würde ihn für einen ganz außerordentlich verrückten Maler halten: so abstrakt ist also die Wirklichkeit. Alles, was nicht Stein
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war, weggefressen von Wind, Sonne, Regen und Zeit, schön ausgebreitet am düsteren Hang wie zur Anatomiestunde das Skelett eines Dorfes: dort - »sieh doch, genau wie ein Rückgrat« - die Hauptstraße, ein wenig verkrümmt wie das Rückgrat eines schwer Arbeitenden; kein Knöchelchen fehlt; Arme sind da und die Beine: die Nebenstraßen und, ein wenig zur Seite gerollt, das Haupt, die Kirche, ein etwas größeres graues Dreieck. Linkes Bein: die Straße, die ostwärts den Hang hinauf, rechtes: die andere, die ins Tal führte; diese ein wenig verkürzt. Das Skelett eines leicht humpelnden Wesens. So könnte, wenn er in dreihundert Jahren als Skelett freigelegt würde, der Mann aussehen, den seine vier mageren Kühe an uns vorbei auf die Weide treiben, ihm die Illusion lassend, daß er sie treibe; sein rechtes Bein ist durch einen Unfall verkürzt, krumm ist sein Rücken von der Mühsal des Torfstechens, und auch sein müdes Haupt wird ein wenig zur Seite rollen, wenn man ihn in die Erde senkt. Er hat uns schon überholt, schon sein »nice day« gemurmelt, bevor wir Atem genug gefunden hatten, ihm zu antworten oder ihn nach diesem Dorf zu fragen.
So sah keine zerbombte Stadt, kein mit Artillerie beschossenes Dorf aus; Bomben und Granaten sind ja nur verlängerte Tomahawks, Schlachtenbeile, Schlachtenhämmer, mit denen man zerbricht, zerhackt, hier aber ist keine Spur von Gewalt zu sehen: Zeit und Elemente haben alles in unendlicher Geduld weggefressen, was nicht Stein war, und aus der Erde wachsen Polster, auf denen diese Gebeine wie Reliquien ruhen: Moos und Gras.
Niemand würde hier eine Mauer umzustürzen versuchen oder einem verlassenen Haus Holz (das hier sehr kostbar ist) entnehmen (bei uns nennt man das
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ausschlachten; hier schlachtet niemand aus); und nicht einmal die Kinder, die abends das Vieh von der Weide oberhalb des verlassenen Dorfes heimtreiben, nicht einmal die Kinder versuchen, Mauern oder Hauseingänge einzustürzen; unsere Kinder, als wir plötzlich mitten im Dorf waren, versuchten es gleich: dem Erdboden gleichmachen. Hier machte niemand etwas dem Erdboden gleich, und man läßt die weicheren Teile verlassener Wohnstätten dem Wind, dem Regen, der Sonne und der Zeit zur Nahrung, und nach sechzig, siebzig oder hundert Jahren bleiben dann wieder Rohbauten übrig, auf die niemals wieder ein Zimmermann seinen Kranz zum Richtfest stecken wird: so sieht also eine menschliche Siedlung aus, die man nach dem Tode in Frieden gelassen hat.
Immer noch beklommen, gingen wir zwischen den kahlen Giebeln über die Hauptstraße, drangen in Nebengassen ein, und langsam wich die Beklommenheit: Gras wuchs auf den Straßen, Moos hatte sich über Mauern und Kartoffeläcker gezogen, kroch an den Häusern hoch, und die Steine der Giebel, von Mörtel freigewaschen, waren weder Bruch- noch Ziegelsteine, sondern Geröllbrocken, so wie der Berg sie in seinen Bächen zu Tal gerollt hatte, Felsplatten die Stürze über Türen und Fenstern, breit wie Schulterknochen die beiden Steinplatten, die aus der Wand herausragten, dort, wo der Kamin gewesen war: an ihnen hatte einmal die Kette für den eisernen Kochtopf gehangen: blasse Kartoffeln wurden in bräunlichem Wasser gar.
Wir gingen von Haus zu Haus wie Hausierer, und immer wieder fiel, wenn der kurze Schatten an der Schwelle über uns hinweggestürzt war, immer wieder fiel das blaue Viereck des Himmels über uns; größer war's bei den Häusern, in denen einmal Wohlhaben-
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dere gewohnt hatten, kleiner bei den Armen: nur die Größe des blauen Himmelvierecks unterschied sie hier noch einmal voneinander. In manchen Stuben wuchs schon das Moos, manche Schwellen waren schon von bräunlichem Wasser verdeckt; in den Stirnwänden waren hier und da noch die Pflöcke fürs Vieh zu sehen; Schenkelknochen von Ochsen, an denen die Kette befestigt gewesen war.
»Hier stand der Herd« - »Dort das Bett« - »Hier über dem Kamin hing das Kruzifix« - »Da ein Wandschrank«: zwei aufrechte und in diese eingekeilt zwei waagerechte Steinplatten, und in diesem Wandschrank entdeckte eins der Kinder den Eisenkeil, der, als wir ihn herauszogen, wie Zunder in der Hand zerbröckelte: es blieb ein härterer Kernstab von der Dicke eines Nagels übrig, den ich - auf Weisung der Kinder - als Andenken in die Manteltasche steckte.
Wir verbrachten fünf Stunden in diesem Dorf, und die Zeit verging schnell, weil nichts geschah: nur ein paar Vögel scheuchten wir hoch, ein Schaf floh vor uns durch eine leere Fensterhöhle den Hang hinauf; in verknöcherten Fuchsienhecken hingen blutige Blüten, an verblüten Ginsterbüschen hing ein Gelb wie von schmutzigen Groschen, blanker Quarz wuchs wie Gebein aus dem Moos heraus; kein Schmutz auf den Straßen, kein Unrat in den Bächen und kein Laut zu hören. Vielleicht warteten wir nur auf das Mädchen mit dem roten Pullover und der Kiepe voll braunen Torfs, aber das Mädchen kam nicht wieder.
Als ich auf dem Heimweg in die Tasche griff, um nach dem Eisenkeil zu sehen, hatte ich nur braunen, rötlich durchmischten Staub in der Hand: er hatte dieselbe Farbe wie das Moor rechts und links von unserm Weg, und ich warf ihn dazu.
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Niemand wußte genau zu berichten, wann und warum das Dorf verlassen worden war: es gibt so viele verlassene Häuser in Irland, auf einem beliebigen zweistündigen Spaziergang kann man sie aufzählen: das wurde vor zehn, dieses vor zwanzig, das vor fünfzig oder achtzig Jahren verlassen, und es gibt Häuser, an denen die Nägel, mit denen man die Bretter vor Fenster und Türen genagelt hat, noch nicht durchgerostet sind, Regen und Wind noch nicht eindringen können.
Die alte Frau, die im Haus neben uns wohnte, wußte uns nicht zu sagen, wann das Dorf verlassen worden war: als sie ein kleines Mädchen war, um 1880, war es schon verlassen. Von ihren sechs Kindern sind nur zwei in Irland geblieben: zwei wohnen und arbeiten in Manchester, zwei in den Vereinigten Staaten, eine Tochter ist hier im Dorf verheiratet (sechs Kinder hat diese Tochter, von denen wohl wieder zwei nach England, zwei nach den USA gehen werden), und der älteste Sohn ist bei ihr geblieben: von weitem, wenn er mit dem Vieh von der Weide kommt, sieht er wie ein Sechzehnjähriger aus, wenn er dann um die Hausecke herum in die Dorfstraße einbiegt, meint man, er müsse wohl um die Mitte der Dreißig sein, und wenn er dann am Haus vorbeikommt und scheu ins Fenster hineingrinst, dann sieht man, daß er fünfzig ist.
»Er will nicht heiraten«, sagte seine Mutter, »ist es nicht eine Schande?«
Ja, es ist eine Schande. Er ist so fleißig und sauber, rot hat er das Tor angemalt, rot auch die steinernen Knöpfe auf der Mauer und ganz blau die Fensterrahmen unter dem grünen Moosdach, Witz wohnte in seinen Augen, und zärtlich klopfte er seinem Esel auf den Rücken.
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Abends, als wir die Milch holen, fragen wir ihn nach dem verlassenen Dorf. Aber er weiß nichts davon zu erzählen, nichts; er hat es noch nie betreten: sie haben keine Weiden dort, und ihre Torfgruben liegen auch in einer anderen Richtung, südlich, nicht weit entfernt von dem Denkmal des irischen Patrioten, der im Jahre 1799 gehenkt wurde. - »Haben Sie es schon gesehen?« Ja, wir haben es gesehen - und Tony geht wieder davon, als Fünfzigjähriger, verwandelt sich an der Ecke in einen Dreißigjährigen, wird oben am Hang, wo er im Vorbeigehen den Esel krault, zum Sechzehnjährigen, und als er oben für einen Augenblick an der Fuchsienhecke stehenbleibt, für diesen Augenblick, bevor er hinter der Hecke verschwindet, sieht er aus wie der Junge, der er einmal gewesen ist.

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Ambulanter politischer Zahnarzt
»Sag mir einmal ganz offen«, sagte Padraic nach dem fünften Glas Bier zu mir, »ob du nicht alle Iren für halbverrückt hältst?«
»Nein«, sagte ich, »ich halte nur die Hälfte aller Iren für halbverrückt.«
»Du hättest Diplomat werden sollen«, sagte Padraic und bestellte das sechste Glas Bier, »aber nun sag mir einmal wirklich offen, ob du uns für ein glückliches Volk hältst.«
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»Ich glaube«, sagte ich, »daß ihr glücklicher seid, als ihr wißt. Und wenn ihr wüßtet, wie glücklich ihr seid, würdet ihr schon einen Grund finden, unglücklich zu sein. Ihr habt viele Gründe, unglücklich zu sein, aber ihr liebt auch die Poesie des Unglücks - auf dein Wohl.«
Wir tranken, und erst nach dem sechsten Glas Bier fand Padraic den Mut, mich zu fragen, was er mich schon so lange hatte fragen wollen.
»Sag mal«, sagte er leise, »Hitler - war - glaube ich -kein so schlechter Mann, nur ging er - so glaube ich -ein wenig zu weit.« Meine Frau nickte mir ermutigend zu:
»Los«, sagte sie leise auf deutsch, »nicht müde werden, zieh ihm den Zahn ganz.«
»Ich bin kein Zahnarzt«, sagte ich leise zu meiner Frau, »und ich habe keine Lust mehr, abends in die Bar zu gehen: immer muß ich Zähne ziehen, immer dieselben, ich habe das satt.«
»Es lohnt sich«, sagte meine Frau.
»Hör gut zu, Padraic«, sagte ich freundlich, »wir wissen genau, wie weit Hitler ging, er ging über die Leichen vieler Millionen Juden, Kinder ...«
Padraics Gesicht zuckte schmerzlich. Er hatte das siebte Bier kommen lassen und sagte traurig: »Schade, daß auch du dich von der englischen Propaganda hast betören lassen, schade.«
Ich ließ das Bier unberührt: »Komm«, sagte ich, »laß dir den Zahn ziehen; vielleicht tut's ein bißchen weh, aber es muß sein. Danach erst wirst du ein wirklich netter Kerl sein; laß dein Gebiß berichtigen, ich komme mir sowieso schon wie ein ambulanter Zahnarzt vor.«
»Mach voran«, sagte meine Frau, »red nicht so viel drumherum.«
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»Hitler war«, sagte ich, und ich sagte alles; ich war schon geübt, schon ein geschickter Zahnarzt, und wenn einem der Patient sympathisch ist, macht man es noch vorsichtiger, als wenn man aus bloßer Routine, aus nacktem Pflichtgefühl arbeitet. Hitler war, Hitler tat, Hitler sagte ... - immer schmerzlicher zuckte Pads Gesicht, aber ich hatte Whiskey bestellt, ich trank Pad zu, er schluckte, gurgelte ein wenig.
»Hat es sehr weh getan?« fragte ich vorsichtig.
»Ja«, sagte er, »das tut weh, und es wird ein paar Tage dauern, ehe der ganze Eiter raus ist.«
»Vergiß nicht nachzuspülen, und wenn du Schmerzen hast, komm zu mir, du weißt, wo ich wohne.«
»Ich weiß, wo du wohnst«, sagte Pad, »und ich werde bestimmt kommen, denn ich werde bestimmt Schmerzen haben.«
»Trotzdem«, sagte ich, »ist es gut, daß er raus ist.«
Padraic schwieg. »Trinken wir noch einen?« fragte er traurig.
»Ja«, sagte ich, »Hitler war ...«
»Hör auf«, sagte Padraic, »hör bitte auf, der Nerv liegt ganz bloß.  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Wieder so ein Schnellschuss, was man daran merkt, dass nicht mal der Titel richtig geschrieben ist ...  
anonym  -  05.02.08 21:08

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  "aber eigentlich auch nicht, denn wir brauchen alle hin und wieder eine schöpferische pause."

Moment mal, was für dich gilt, muss noch längst nicht für ALLE gelten, nimm dir ein Beispiel an der Autorin Sabine Müller, sie hat NIE eine schöpferische Pause :-))  
Satirebutton  -  05.02.08 21:08

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  „hallo, gulli, große philosophen haben sich mit der freiheit des geistes beschäftigt und sind bis heute zu keinem ergebnis gekommen. „
Das ist falsch. Du verwechselt das mit der Freiheit des Menschen. Der Geist selbst ist immer frei.

„eine antwort wirft sofort die nächste frage auch.“
Ich nehme an, du meinst „auf“ und nicht „auch“.

„wir alle sind auf die eine oder andere art fremdbestimmt. unser denken, wollen und handeln immer den umständen unterworfen.“
Hier verwechselst du Geist mit dem Gehirn. Der Geist kann niemals konditioniert werden, das Gehirn schon.

„auch müsste man sich fragen, ob man körper und geist trennen kann.“
Wieso müsste man das fragen? Wer sollte dich dazu zwingen? Der Geist IST vom Körper getrennt, die Frage stellt sich also mitnichten.

„ was ist dann mit dem bewusstsein? was ist, wenn es den körper nicht mehr gibt? lebt dann der geist allein weiter? gibt es geist ohne materie? usw. was ist mit seelenwanderung, den religionen? der dreieinigkeit? du siehst, so einfach ist es nicht. aber ich weiß, was du ausdrücken willst. „
Mit Körper, Materie usw. hat der Geist nichts zu tun. Geist gibt es NUR ohne Materie, Geist kann Materie beeinflussen, aber nicht umgekehrt.


„und ein gespenst wirst du ja nicht gemeint haben. na, scherz am rande.“
Ja, sehr lustig. Man muss ein ernstes Thema nicht immer ins Lächerliche ziehen.

PS: deine Kleinschreibung nervt ungemein - willst du damit etwas besonderes sein?
Wolltest du mit dem Smiley vor deinem Beitrag provozieren? Warum muss es unbedingt ein "Lautlach-Smiley" sein? Was ist denn so unglaublich lustig daran?  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  @ Sabine Müller

Echt lustig! Wie schafft ihr das nur immer, zu einem bestimmtem Thema innerhalb kurzer Zeit gleich etwas zu finden, das sich reimt und noch dazu lustig ist? Ich habe leider gar kein Talent dafür *schnief* Aber ich lese hier echt gerne mit!  
Karina  -  05.02.08 21:08

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  Die "Autorin" SABINE MÜLLER hat nun schon weit über 100 Kommentare zu ihren Geschichten gelöscht, da macht man sich Mühe, Beiträge zu schreiben und sie löscht es innerhalb von Sekunden. DAS kann nicht Sinn dieser Seite sein, und ich werde andere Leute davor warnen, sich hier anzumelden, so leid es mir tut. Es macht einfach keinen Spaß, wenn die Autoren die weniger angenehmen Kommentare einfach löschen und somit eventuell interessante Einwände unmöglich machen und die Diskussion auf diese Weise manipulieren. Schade!  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Männer schlürfen Cocktails?
Sie liegen mittags unter Palmen?
Lachen sich nach einem Quickie ins Fäustchen?
Sie trinken schnell mal zehn Biere, aha ...
Und suchen vergeblich nach der Klobrille vor einer Mauer, hm.

Oje, hier war die Feder mal wieder schneller als das Hirn ...  
Frauenversteher  -  05.02.08 21:08

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  Die "Autorin" SABINE MÜLLER hat nun schon weit über 100 Kommentare zu ihren Geschichten gelöschtm da macht man sich Mühe und sie löscht es innerhalb 1 Sekunde. DAS kann nicht Sinn dieser Seite sein, und ich werde andere Leute davor warnen, sich hier anzumelden, so leid es mir tut. Es macht einfach keinen Spaß, wenn die Autoren die weniger angenehmen Kommentare einfach löschen und somit eventuell interessante Einwände unmöglich machen und die Diskussion auf diese Weise manipulieren. Schade!  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Inhalt
1 Ankunft I 9
2 Ankunft II 14
3 Bete für die Seele des Michael O'Neill 20
4 Mayo - God help us 27
5 Skelett einer menschlichen Siedlung 36
6 Ambulanter politischer Zahnarzt 42
7 Porträt einer irischen Stadt 47
Limerick am Morgen 47
Limerick am Abend 52
8 Als Gott die Zeit machte 59
9 Betrachtungen über den irischen Regen 65

10 Die schönsten Füße der Welt 69
11 Der tote Indianer in der Duke Street 80
12 Blick ins Feuer 86
13 Wenn Seamus einen trinken will 90
14 Das neunte Kind der Mrs. D 95
15 Kleiner Beitrag
zur abendländischen Mythologie 101
16 Kein Schwan war zu sehen 107
17 Redensarten 114
18 Abschied 117
Dreizehn Jahre später
Ein Essay von Heinrich Böll 125

1
Ankunft I
Als ich an Bord des Dampfers ging, sah ich, hörte und roch ich, daß ich eine Grenze überschritten hatte; eine von Englands lieblichen Seiten hatte ich gesehen: Kent, fast bukolisch[bukolische Dichtung [griech./dt.] (Bukolik, Hirtendichtung, arkadische Poesie), Werke poet. Kleinkunst, die im Hirtenmilieu spielen. Bed. Vertreter: Theokrit in der griech., Vergil in der röm. Literatur (Bucolica); im Hellenismus der bukol. Roman Daphnis und Chloe von Longos; Wiederaufleben in der italien. Renaissance (F. Petrarca)] - das topographische[To|po|gra|phie, die; -, -n [spätlat. topographia < griech. topographía]: 1. (Geogr.) Beschreibung u. Darstellung geographischer Örtlichkeiten: Frühe illustrierte Reiseberichte führen in die T. des Heiligen Landes ein (Chic 9, 1984, 42). 2. (Met.) kartographische Darstellung der Atmosphäre. 3. (Anat.) Beschreibung der Körperregionen u. der Lage der einzelnen Organe zueinander; topographische Anatomie.] Wunder London nur gestreift - dann eine von Englands düsteren Seiten gesehen: Liverpool - aber hier auf dem Dampfer war England zu Ende: hier roch es schon nach Torf, klang kehliges Keltisch aus Zwischendeck und Bar, hier schon nahm Europas soziale Ordnung andere Formen an: Armut war nicht nur »keine Schande« mehr, sondern weder Ehre noch Schande: sie war - als Moment gesellschaftlichen Selbstbewußtseins - so belanglos wie Reichtum; die Bügelfalten hatten ihre schneidende Schärfe verloren, und die Sicherheitsnadel, die alte keltisch-germanische Fibel[Fi|bel, die; -, -n [lat. fibula= Klammer, Spange] (Kunstwiss.): frühgeschichtliche kunstvolle Spange od. Nadel aus Metall: zu den Funden gehören auch -n aus Bronze und Silber.], trat wieder in ihr Recht; wo der Knopf wie ein Punkt gewirkt hatte, den der Schneider gesetzt hatte, war sie wie ein Komma eingehängt worden; als Zeichen der Improvisation förderte sie den Faltenwurf, wo der Knopf diesen verhindert hatte. Auch als Aufhänger für Preisschildchen, als Hosenträgerverlängerung, als Manschettenknopf-Ersatz sah ich sie, schließlich als Waffe, mit der ein kleiner Junge durch den Hosenboden eines Mannes stach: erstaunt war der Junge, erschrocken dann, weil der Mann keinerlei Reaktion zeigte; dann klopfte der Junge vorsichtig mit dem Zeigefinger den Mann ab, um festzustellen, ob er noch lebte: er lebte noch, schlug dem Jungen lachend auf die Schulter.
9

Immer länger wurde die Schlange vor dem Schalter, wo es den Nektar Westeuropas in großzügigen Portionen um billiges Geld gab: Tee; als wären die Iren bemüht, unbedingt auch diesen Weltrekord, den sie knapp vor England halten, nicht preiszugeben: fast zehn Pfund Tee werden jährlich pro Kopf in Irland verbraucht: ein kleines Schwimmbassin voll Tee also muß in jedem Jahr durch jede irische Kehle laufen.
Während ich langsam in der Schlange vorrückte, blieb Zeit genug, mir die anderen irischen Weltrekorde ins Gedächtnis zu rufen: nicht nur den im Teetrinken hält dieses kleine Land: als zweiten den im Priesternachwuchs (die Erzdiözese Köln etwa müßte fast tausend Neupriester jährlich weihen, um mit einer kleinen Erzdiözese in Irland konkurrieren zu können); als dritten Weltrekord hält Irland den im Kinobesuch (wiederum - wieviel Gemeinsamkeit bei allen Gegensätzen! - knapp vor England), als vierten schließlich einen bedeutsamen, von dem ich nicht zu sagen wage, daß er mit den ersten dreien in ursächlichem Zusammenhang stehe: In Irland gibt es die wenigsten Selbstmörder auf dieser Erde. Noch sind die Rekorde im Whiskeytrinken[Whiskey / Whisky: Mit der Whiskey (des Whiskeys, die Whiskeys) wird der amerikanische oder irische Whisky bezeichnet (aus Roggen oder Mais hergestellt), mit der Whisky (des Whiskys, die Whiskys) der schottische (aus Gerste oder Malz)] und im Zigarettenrauchen nicht ermittelt, doch auch in diesen Disziplinen liegt Irland weit vorne, dieses kleine Land, das soviel Bodenfläche wie Bayern, aber weniger Einwohner hat, als zwischen Essen und Dortmund wohnen.
Eine Tasse Tee so um Mitternacht, wenn man fröstelnd im Westwind steht, während der Dampfer sich langsam in die offene See schiebt - dann einen Whiskey oben in der Bar, wo das kehlige Keltisch immer noch, aber nur aus einer einzigen irischen Kehle klang; Nonnen duckten sich im Vorraum der Bar wie großes Geflügel für die Nacht zurecht, warm unter ihren Hau-
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ben, ihren langen Habits[b) (bildungsspr. abwertend) Aufzug; Kleidung [für eine bestimmte Gelegenheit, einen bestimmten Zweck]: das ihm gemäße H. war die Uniform (Heym, Schwarzenberg 76); hohnsprechende -e, die da (=im Internat) gefordert wurden (Fussenegger, Haus 516); er erschien in einem seltsamen H.], zogen ihre langen Rosenkränze ein, wie Taue eingezogen werden, wenn ein Boot abfährt; einem jungen Mann, der mit einem Säugling auf dem Arm an der Bartheke stand, wurde eben das fünfte Glas Bier verweigert, auch seiner Frau, die mit einem zweijährigen Mädchen neben ihm stand, nahm der Kellner das Glas ab, ohne es neu zu füllen, langsam leerte sich die Bar, schon war das kehlige Keltisch verstummt, die Köpfe der Nonnen nickten leise im Schlaf; eine hatte vergessen, ihren Rosenkranz einzuziehen, die dicken Perlen rollten mit der Bewegung des Schiffes hin und her; die beiden mit ihren Kindern auf dem Arm, denen der Trunk verweigert worden war, wankten vor mir, steuerten auf eine Ecke zu, wo sie aus Koffern und Kartons sich eine kleine Burg erbaut hatten: dort schliefen zwei weitere Kinder, zu beiden Seiten an die Großmutter gelehnt, deren schwarzes Umhängetuch Wärme für drei zu bieten schien; der Säugling und das zweijährige Schwesterchen wurden in einen Waschkorb verstaut, zugedeckt, die Eltern verkrochen sich stumm zwischen zwei Koffern, eng aneinandergeschmiegt, und die weiße schmale Hand des Mannes zog einen Regenmantel wie ein Zeltdach über dem Paar zurecht. Stille, nur die Kofferschlösser klirrten leise im Rhythmus des fahrenden Schiffes.
Ich hatte vergessen, mir einen Platz für die Nacht zu sichern, stieg über Beine, Kisten, Koffer; Zigaretten glühten im Dunkeln, ich schnappte aus geflüsterten Gesprächen Brocken auf: »Connemara ... keine Chance ... Kellnerin in London.« Ich duckte mich zwischen Rettungsboote und Schwimmgürtel, aber der Westwind war scharf und feucht, ich stand auf, wanderte über das Schiff, das mehr einem Auswandererschiff als einem Heimkehrerschiff glich; Beine, glühende Zi-
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garetten, Brocken aus geflüsterten Gesprächen - bis ein Priester mich am Mantelsaum festhielt und lächelnd einlud, mich neben ihn zu setzen; ich lehnte mich zurück, um zu schlafen, aber rechts von dem Priester, unter einer grün-grau gestreiften Reisedecke hervor, sprach eine zarte klare Stimme: »Nein, Father, nein, nein ... es ist zu bitter, an Irland zu denken. Einmal im Jahr muß ich ja hinfahren, um meine Eltern zu besuchen, und meine Großmutter lebt auch noch. Kennen Sie die Grafschaft Galway?«
»Nein«, sagte der Priester leise.
»Connemara?«
»Nein.«
»Sie sollten es sich ansehen, und vergessen Sie nicht, auf der Rückfahrt im Hafen von Dublin achtzugeben, was aus Irland exportiert wird: Kinder und Priester, Nonnen und Biskuits, Whiskey und Pferde, Bier und Hunde ...«
»Mein Kind«, sagte der Priester leise, »Sie sollten diese Dinge nicht in einem Atem nennen.«
Ein Streichholz flammte unter der grün-grauen Reisedecke auf, ein scharfes Profil wurde für wenige Sekunden sichtbar.
»Ich glaube nicht an Gott«, sagte die zarte klare Stimme, »nein, ich glaube nicht an Gott - warum sollte ich da nicht Priester und Whiskey, Nonnen und Biskuits in einem Atem nennen; ich glaube auch nicht an Kathleen ni Houlihan, an dieses Märchenirland ... Ich war Kellnerin in London, zwei Jahre lang: ich hab' gesehen, wieviel leichte Mädchen ...«
»Mein Kind«, sagte der Priester leise.
»... wieviel leichte Mädchen Kathleen ni Houlihan nach London geliefert hat; die Insel der Heiligen.«
»Mein Kind!«
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»So nannte mich auch der Pfarrer zu Hause: mein Kind ... Er kam mit dem Fahrrad, einen weiten Weg, um uns sonntags die Messe zu lesen, aber auch er konnte nichts dagegen tun, daß Kathleen ni Houlihan ihr Kostbarstes exportierte: ihre Kinder. Gehen Sie nach Connemara, Father - soviel schöne Landschaft auf einmal, mit so wenig Menschen drin, haben Sie sicher noch nie gesehen; vielleicht lesen Sie einmal eine Messe bei uns, dann sehen Sie mich sonntags fromm in der Kirche knien.«
»Aber Sie glauben doch nicht an Gott.«
»Aber denken Sie, ich könnte es mir leisten - und ich würde es meinen Eltern antun -, nicht in die Kirche zu gehen? >Fromm ist unser gutes Mädchen geblieben -fromm; ein gutes Kind.< Und meine Großmutter küßt mich, wenn ich wieder zurückfahre, segnet mich und sagt: >Bleibe so fromm, wie du bist, mein gutes Kind!< ... Wissen Sie, wieviel Enkel meine Großmutter hat?«
»Mein Kind, mein Kind«, sagte der Priester leise.
Scharf glühte die Zigarette auf, ließ wieder für eine Sekunde das strenge Profil sehen.
»Sechsunddreißig Enkel hat meine Großmutter: sechsunddreißig; achtunddreißig hatte sie: einer ist abgeschossen worden in der Schlacht um England, ein zweiter mit einem englischen U-Boot versenkt worden - sechsunddreißig leben noch: zwanzig in Irland, die anderen ...«
»Es gibt Länder«, sagte der Priester leise, »die Hygiene und Selbstmordgedanken exportieren, Atomkanonen, Maschinengewehre, Autos ...«
»Oh, ich weiß«, sagte die zarte klare Mädchenstimme, »ich weiß das alles: ich habe selbst einen Bruder, der Priester ist, und zwei Vettern: sie sind die einzigen in der ganzen Verwandtschaft, die ein Auto haben.«
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»Mein Kind ...«
»Ich versuch' jetzt, ein wenig zu schlafen - gute Nacht, Father, gute Nacht.«
Die glühende Zigarette flog über die Reling, die grün-graue Decke wurde fest um die schmalen Schultern gezogen, der Kopf des Priesters bewegte sich wie im ständigen Kopfschütteln hin und her; vielleicht war es auch nur der Rhythmus des fahrenden Schiffs, der den Kopf bewegte.
»Mein Kind«, sagte er leise noch einmal, aber er bekam keine Antwort mehr.
Er lehnte sich seufzend zurück, klappte den Mantelkragen hoch; vier Sicherheitsnadeln hatte er als Reserve innen auf dem Revers stecken: vier, die an einer fünften, quergesteckten, hin und her schaukelten unter den leisen Stößen des Dampfers, der in die graue Dunkelheit hinein auf die Insel der Heiligen zufuhr.
2
Ankunft II
Eine Tasse Tee, so bei Sonnenaufgang, wenn man fröstelnd im Westwind steht, während die Insel der Heiligen sich noch im Morgendunst vor der Sonne verbarg; auf dieser Insel also wohnt das einzige Volk Europas, das nie Eroberungszüge unternahm, wohl selbst einige Male erobert wurde, von Dänen, Normannen, Engländern - nur Priester schickte es, Mönche, Missionare,
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die - auf dem seltsamen Umweg über Irland - den Geist thebaischer Askese nach Europa brachten; vor mehr als tausend Jahren lag hier, so weit außerhalb der Mitte, als ein Exzentrikum, tief in den Atlantik hineingerutscht, Europas glühendes Herz ...
So viele grün-graue Reisedecken waren eng um schmale Schultern gezogen, so viele strenge Profile sah ich und an so manchem hochgeschlagenen Priesterkragen als Reserve die quergesteckte Sicherheitsnadel, an der zwei, drei, vier weitere Nadeln leise baumelten ... schmale Gesichter, übernächtigte Augen, im Waschkorb der Säugling, der seine Flasche trank, während der Vater am Teeschalter vergebens um Bier kämpfte. Langsam stach die Morgensonne weiße Häuser aus dem Dunst heraus, ein Leuchtfeuer bellte rotweiß dem Schiff entgegen, langsam schnaufte der Dampfer in den Hafen von Dun Laoghaire. Möwen begrüßten ihn, die graue Silhouette von Dublin wurde sichtbar, verschwand wieder: Kirchen, Denkmäler, Docks, ein Gasometer: zögernde Rauchfahnen aus einigen Kaminen: Frühstückszeit, für wenige nur: noch schlief Irland, Gepäckträger rieben sich unten am Kai den Schlaf aus den Augen, Taxichauffeure fröstelten im Morgenwind. Irische Tränen begrüßten die Heimat und die Heimkehrenden. Namen flogen wie Bälle hin und her.
Müde taumelte ich vom Schiff in den Zug, aus dem Zug nach wenigen Minuten in den großen dunklen Bahnhof Westland Row, von dort auf die Straße: vom Fensterbrett eines schwarzen Hauses nahm gerade eine junge Frau einen orangefarbenen Milchtopf ins Zimmer; sie lächelte mir zu, und ich lächelte zurück.
Wäre ich von so ungebrochener Naivität gewesen wie der deutsche Handwerksbursche, der in Amster-
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dam Leben und Tod, Armut und Reichtum des Herrn Kannitverstan erforschte - so wäre ich in Dublin fähig gewesen, Leben und Tod, Armut, Ruhm und Reichtum des Herrn Sorry zu erforschen, denn wen ich auch fragte, nach was ich auch fragte, ich bekam die einsilbige Antwort: Sorry. Nun wußte ich zwar nicht, aber ahnte, daß die Stunden zwischen sieben und zehn Uhr morgens die einzigen sind, in denen die Iren zur Einsilbigkeit neigen, und so entschloß ich mich, meine geringen Sprachkenntnisse nicht anzuwenden, und fand mich betrübt damit ab, nicht so ungebrochen naiv zu sein wie der beneidenswerte Tuttlinger Handwerksbursche in Amsterdam. Wie schön wäre es gewesen, zu fragen: Wem gehören die großen Schiffe da im Hafen? - Sorry. Wer steht so hoch da droben, einsam im Morgennebel auf einer Denkmalssäule? - Sorry. Zu wem gehören diese zerlumpten, barfüßigen Kinder? - Sorry. Wer ist dieser geheimnisvolle junge Mann, der von der hinteren Plattform des Omnibusses aus so täuschend ähnlich ein Maschinengewehr nachahmt - tak tak tak tak - im Morgendunst? - Sorry. Und wer reitet so früh da mit Stöckchen und grauem Zylinder durch Morgen und Wind? - Sorry.
Ich beschloß, mehr meinem Auge als meiner Zunge und dem Ohr der anderen zu vertrauen und mich am Studium der Ladenschilder schadlos zu halten, und da kamen sie als Buchhalter, Wirte, Gemüsehändler auf mich zu: die Joyce und Yeats, McCarthy und Molloy, O'Neill und O'Connor, sogar Jackie Coogans Spuren schienen hierhinzuführen, und ich mußte mich entschließen, mir selbst einzugestehen, daß der Mann so hoch da droben auf der Denkmalssäule, immer noch einsam wirkend in der Morgenkühle, natürlich nicht Sorry hieß, sondern Nelson.
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Ich kaufte mir eine Zeitung, eine Zeitschrift, die irischer Digest< hieß, und ließ mich von einem Ladenschild, das Bed and Breakfast reasonable versprach, verführen, »vernünftiges Bett und vernünftiges Frühstück« übersetzte ich mir dieses Versprechen, und entschloß mich zunächst zu einem vernünftigen Frühstück.
Gleicht der kontinentale Tee einem vergilbten Postscheckbrief, so gleicht er auf diesen Inseln westlich von Ostende den dunklen Tönen auf russischen Ikonen, durch die es golden durchschimmert, bevor die Milch ihm eine Farbe ähnlich der Hautfarbe eines überfütterten Säuglings verleiht; auf dem Kontinent serviert man den Tee dünn, aber aus kostbarem Porzellan, hier gießt man aus ramponierten Blechkannen gleichgültig ein Engelsgetränk zu des Fremden Labsal, und spottbillig dazu, in dicke Steinguttassen.
Das Frühstück war gut, der Tee des Ruhmes würdig, und kostenlos hinzu gab es das Lächeln der jungen Irin, die ihn servierte.
Ich blätterte in der Zeitung und fand als erstes einen Leserbrief, der forderte, daß Nelson so hoch da droben gestürzt und durch eine Muttergottesstatue ersetzt werden müsse. Noch ein Brief, der Nelsons Sturz forderte, noch einer ...
Acht Uhr war es geworden, Gesprächigkeit flammte auf, bezog auch mich ein: ich wurde mit Worten überschüttet, von denen ich nur ein einziges verstand: Ger-many. Ich beschloß, freundlich, aber bestimmt, mit der Waffe des Landes, mit dem Sorry, zurückzuschlagen, das kostenlose Lächeln der schlampigen Teegöttin zu genießen, bis ein plötzliches Brausen, ein Donnern fast, mich aufschreckte. Konnte der Zugverkehr auf dieser merkwürdigen Insel so lebhaft sein? Das Donnern hielt
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an, artikulierte sich, der vehemente Einsatz zum Tan-tum ergo wurde von Sacramentum - veneremur cernui an klar und sauber hörbar, bis zur letzten Silbe ausgesungen klang es über die Westland Row aus der St.-Andreas-Kirche gegenüber, und so, wie die ersten Tassen Tee so gut waren wie die vielen, die ich noch trinken würde - in verlassenen, schmutzigen kleinen Nestern, in Hotels und an Kaminfeuern -, so blieb auch der Eindruck einer überwältigenden Frömmigkeit, wie sie kurz nach dem Tantum ergo die Westland Row überschwemmte: so viele Menschen würde man bei uns nur nach der Ostermesse oder nach dem Weihnachtsgottesdienst aus der Kirche kommen sehen: aber die Beichte der Ungläubigen mit dem scharfen Profil hatte ich noch nicht vergessen.
Acht Uhr morgens war es erst, Sonntag, zu früh noch, den Gastgeber aus dem Schlaf zu wecken: doch der Tee war kalt geworden, im Café roch es nach Hammelfett, die Gäste rafften Kartons und Koffer zusammen, strebten ihren Omnibussen zu. Lustlos blätterte ich im >Irischen Digest<, übersetzte mir stockend einige Anfänge von Artikeln und Kurzgeschichten, bis eine Einzeilenweisheit auf Seite 23 mich aufmerksam machte: ich verstand den Aphorismus lange, bevor ich ihn mir hatte übersetzen können: unübersetzt, nicht in Deutsch gefaßt und doch verstanden, wirkte er fast noch besser als ins Deutsche übertragen: Die Friedhöfe, stand da, liegen voller Menschen, ohne die die Welt nicht leben konnte.
Diese Weisheit schon schien mir eine Reise nach Dublin wert zu sein, und ich beschloß, sie tief in meinem Herzen zu verschließen, für die Augenblicke, in denen ich mir wichtig vorkommen würde (später erschien sie mir wie ein Schlüssel zu dieser merkwürdi-
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gen Mischung aus Leidenschaft und Gleichmut, zu jener wilden Müdigkeit, mit Fanatismus gekoppelten Wurschtigkeit, der ich so oft begegnen sollte).
Kühle, große Villen lagen hinter Rhododendron, hinter Palmen und Oleandergebüsch versteckt, als ich mich entschlossen hatte, trotz so barbarisch früher Zeit den Gastgeber zu wecken: Berge wurden im Hintergrund sichtbar, lange Baumreihen.
Acht Stunden später schon wurde mir von einem deutschen Landsmann kategorisch erklärt: »Hier ist alles schmutzig, alles teuer, und Sie werden nirgendwo eine richtige Karbonade bekommen«, und schon verteidigte ich Irland, obwohl ich erst zehn Stunden im Lande war, zehn Stunden, von denen ich fünf geschlafen, eine gebadet hatte, eine in der Kirche gewesen war, eine mich mit dem Landsmann stritt, der ein halbes Jahr gegen meine zehn Stunden setzte. Ich verteidigte Irland leidenschaftlich, kämpfte mit Tee, Tantum ergo, Joyce und Yeats gegen die Karbonade, die für mich um so gefährlicher war, als ich sie gar nicht kannte (erst als ich längst wieder zu Hause war, mußte ich im Duden nachschlagen, um sie zu identifizieren: Gebratenes Rippenstück las ich dort), dunkel nur ahnte ich, als ich gegen sie kämpfte, daß es ein Fleischgericht sein müsse - aber mein Kampf war vergebens; wer ins Ausland geht, möchte die Nachteile des eigenen Landes - oh, diese Hetze zu Hause! - zwar gern missen, dessen Karbonaden aber mitnehmen; wahrscheinlich wird man nicht ungestraft in Rom Tee trinken, sowenig wie man ungestraft - es sei denn bei einem Italiener - in Irland Kaffee trinkt. Ich gab den Kampf auf, fuhr im Bus zurück und bewunderte die endlosen Menschenschlangen vor den Kinos, deren es reichlich zu geben schien: Morgens, dachte ich, drängen sie sich in und vor den
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Kirchen, abends offenbar in und vor den Kinos; an einer grünen Zeitungsbude erlag ich wieder dem Lächeln einer Irin, kaufte Zeitungen, Zigaretten, Schokolade, dann fiel mein Blick auf ein Buch, das unbeachtet zwischen Broschüren lag: sein weißer Titel, rotumrandet, war schon beschmutzt, antiquarisch war's für einen Schilling zu haben, und ich kaufte es. Es war der >Oblomow< von Gontscharow in englischer Übersetzung. Ich wußte zwar, daß Oblomow runde 4000 Kilometer weiter östlich beheimatet war, ahnte aber auch, daß er nicht schlecht in dieses Land paßte, wo man das Frühaufstehen haßt.

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Bete für die Seele des Michael O'Neill
An Swifts Grab hatte ich mir das Herz erkältet, so sauber war St. Patrick's Cathedral, so menschenleer und so voll patriotischer Marmorfiguren, so tief unter dem kalten Gestein schien der desperate Dean zu liegen, neben ihm Stella: zwei quadratische Messingplatten, blank geputzt wie von deutscher Hausfrauenhand: die größere für Swift, die kleinere für Stella: Disteln hätte ich haben mögen, hart, groß, langstielig, ein paar Kleeblätter, und noch ein paar dornenlose, milde Blüten, Jasmin vielleicht oder Geißblatt: das wäre der rechte Gruß für die beiden gewesen, aber meine Hände
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waren so leer wie die Kirche, so kalt und so sauber. Regimentsfahnen hingen nebeneinander, halbgesenkt: rochen sie wirklich nach Pulver? Sie sahen so aus, als röchen sie danach, aber es roch nur nach Moder, wie in allen Kirchen, in denen seit Jahrhunderten kein Weihrauch mehr verbrannt wird; es war mir, als würde mit Eisnadeln auf mich geschossen, ich floh, entdeckte erst am Eingang, daß doch ein Mensch in der Kirche war: die Putzfrau, die mit Lauge den Eingang aufwusch, sie machte sauber, was sauber genug war.
Vor der Kathedrale stand ein irischer Bettler, der erste, dem ich begegnete; nur in südlichen Ländern gibt es sonst solche Bettler, aber im Süden scheint die Sonne: hier, nördlich des 53. Breitengrades, ist Zerlumptheit, Zerrissenheit etwas anderes als südlich des 30. Breitengrades; Regen fällt über die Armut, und Schmutz könnte hier selbst von- einem unverbesserlichen Ästheten nicht mehr als malerisch empfunden werden; das Elend hockt hier in den Slums um St. Patrick herum, in manchen Winkeln, manchen Häusern noch so, wie Swift es 1743 gesehen haben mag.
Dem Bettler hingen beide Rockärmel leer vom Körper: schmutzig waren diese Hüllen für Glieder, die er nicht mehr hatte; epileptisches Zucken fuhr ihm gewitterig übers Gesicht, und doch war sein schmales, dunkles Gesicht von einer Schönheit, die in einem anderen als meinem Notizbuch aufgezeichnet werden wird; die Zigarette mußte ich ihm angezündet zwischen die Lippen, Geld ihm in die Rocktasche stecken: es schien mir fast, als statte ich einen Leichnam mit Geld aus. Dunkelheit hing über Dublin: alles, was es zwischen Schwarz und Weiß an grauen Tönen gibt, hatte sich am Himmel sein eigenes Wölkchen ausgesucht, der Him-
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mel war bedeckt wie mit einem Gefieder unzähliger Graus: kein Streifen, kein Fetzchen vom irischen Grün; langsam, zuckend wechselte unter diesem Himmel der Bettler aus St. Patrick's Park in die Slums hinüber.
In den Slums liegt an manchen Stellen der Schmutz in schwarzen Flocken auf den Fensterscheiben, als sei er absichtlich dagegengeworfen worden, aus Kaminen, aus Kanälen gefischt; aber absichtlich geschieht hier so leicht nichts, und von selbst nicht viel: Trunk geschieht hier, Liebe, Gebet und Fluch, Gott wird heftig geliebt und gewiß ebenso heftig gehaßt.
In den dunklen Hinterhöfen, die Swifts Auge noch gesehen hat, haben Jahrzehnte und Jahrhunderte diesen Schmutz abgelagert: das bedrückende Sediment der Zeit. In den Schaufenstern der Trödler lag wilder bunter Kitsch, und endlich fand ich eins meiner Reiseziele: die Einzelsäuferkoje mit dem Ledervorhang: in diese sperrt sich der Trinkende selbst ein wie ein Pferd; um mit Whiskey und Schmerz allein zu sein, mit Glauben und Unglauben, versenkt er sich tief unter die Zeit, in den Caisson der Passivität, solange das Geld reicht; bis er gezwungen ist, wieder an die Oberfläche der Zeit zu tauchen, an den müden Paddelbewegungen irgendwie sich zu beteiligen, sinnlose und hilflose Bewegungen, da doch jedes Boot unweigerlich auf die dunklen Wasser des Styx zutreibt. Kein Wunder, daß für die Frauen, die Tätigen dieser Erde, in diesen Kneipen kein Platz ist: hier ist der Mann allein mit seinem Whiskey, weit entfernt von all den Unternehmungen, auf die er sich notgedrungen eingelassen hat, Unternehmungen, die den Namen Familie, Beruf, Ehre, Gesellschaft tragen: bitter ist der Whiskey, wohltuend, und irgendwo westlich, 4000 Kilometer Wasser bis dahin, und irgendwo östlich, zwei Meere zu überqueren bis dahin - gibt es
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solche, die an Tätigkeit und Fortschritt glauben. Ja, es gibt sie; so bitter ist der Whiskey, wohltuend; der bullige Wirt reicht das nächste Glas in die Koje hinein. Nüchtern sind seine Augen, blau: er glaubt an das, woran die, die ihn reich machen, nicht glauben. Im Holzwerk der Kneipe, in Täfelung, Wandung der Einzelsäuferkoje, sitzen Witze und Flüche, Hoffnungen und Gebete der anderen; wie viele mögen es sein?
Schon ist zu spüren, wie sich der Caisson - die Einzelsäuferkoje - immer tiefer auf den dunklen Grund der Zeit senkt: vorbei an Wracks und Fischen, aber auch hier unten gibt es keine Ruhe mehr, seit die Tiefseetaucher ihre Geräte entwickelt haben. Auftauchen also, Luft holen, und wieder einsteigen in die Unternehmungen, die Ehre, Beruf, Familie, Gesellschaft heißen, bevor der Caisson von den Tiefseetauchern angebohrt wird. »Wieviel?« Geldmünzen, viele, in die harten, blauen Augen des Wirtes geworfen.
Immer noch war der Himmel mit der Vielfalt der Graus gefiedert, keines von den unzähligen irischen Grüns zu sehen, als ich auf die andere Kirche zuging. Nur wenig Zeit war vergangen: im Kircheneingang stand der Bettler, und die Zigarette, die ich ihm in den Mund gesteckt hatte, wurde ihm gerade von Schuljungen aus dem Mund genommen, sorgfältig geköpft, damit kein Krümelchen Tabak verlorenging, der Rest wurde vorsichtig in die Rocktasche des Bettlers gesteckt, die Mütze wurde ihm abgenommen - wer wird, auch wenn er beide Arme verloren hat, mit der Mütze auf dem Kopf das Haus Gottes betreten? -, die Tür wurde ihm aufgehalten, schwer klatschten die leeren Rockärmel gegen den Türrahmen: naß waren sie und schmutzig, als habe er sie durch die Gosse geschleift, aber da drinnen fragt niemand nach Schmutz.
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So leer, so sauber und so schön war St. Patrick's Ca-thedral; voller Menschen, voller Kitsch war diese Kirche, und sie war nicht gerade schmutzig, aber schusselig: so sehen in kinderreichen Familien die Wohnzimmer aus. Einige Leute - ich hörte, einer davon sei ein Deutscher, der so die Segnungen deutscher Kultur über Irland ausbreitet - müssen in Irland viel Geld an Gipsfiguren verdienen, aber der Zorn gegen den Kitschfabrikanten wird schwach denen gegenüber, die vor seinen Erzeugnissen beten; je bunter, desto besser; je kitschiger, desto besser; möglichst »wie das Leben selbst« (Vorsicht, Beter: denn das Leben ist nicht »wie das Leben selbst«).
Eine dunkelhaarige Schönheit mit dem Trotz eines beleidigten Engels im Gesicht betet vor der Statue der heiligen Magdalena; grün ist die Blässe dieses Gesichts: aufgezeichnet werden diese Gedanken und Gebete in dem Buch, das ich nicht kenne. Schuljungen mit Hurlingschlägern unter dem Arm beten den Kreuzweg ab; Öllämpchen brennen in dunklen Winkeln vor dem Herzen Jesu, vor der little Flower, vor St. Antonius, Franziskus: hier wird Religion bis zur Neige ausgekostet; der Bettler sitzt in der letzten Bank und hält sein epileptisch zuckendes Gesicht in den Raum, in dem noch Weihrauchwolken hängen.
Neu und bemerkenswert sind als Errungenschaften der Devotionalienindustrie der Neon-Heiligenschein um Mariens Haupt und das phosphoreszierende Kreuz im Weihwasserbecken, das im Dämmer der Kirche rosig leuchtet. Wird wohl in dem Buch getrennt aufgezeichnet werden, wer hier vor Kitsch, wer in Italien vor Fra Angelicos Fresken gebetet hat?
Immer noch starrt die schwarzhaarige Schönheit mit grünblassem Gesicht auf Magdalena, immer noch
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zuckt das Gesicht des Bettlers: sein ganzer Körper ist vom Schütteln befallen, das Schütteln verursacht ein leises Klimpern der Münzen in seiner Tasche; die Jungen mit den Hurlingschlägern scheinen den Bettler zu kennen, scheinen auch das Zucken des Gesichts, das leise Lallen zu verstehen: einer von ihnen greift in des Bettlers Tasche, und auf der schmutzigen Jungenhand liegen vier Geldstücke: zwei Pennies, ein Sixpence-stück und ein Threepencestück. Ein Penny und das Threepencestück bleiben auf der Jungenhand, der Rest klimpert in den Opferstock: hier liegen die Grenzen von Mathematik, Psychologie und Volkswirtschaft, die Grenzen aller mehr oder weniger exakten Wissenschaften liegen scharf übereinander im Zucken des epileptischen Bettlergesichts: eine zu schmale Basis, als daß ich mich ihr anvertrauen möchte. Aber immer noch sitzt mir die Kälte von Swifts Grab her im Herzen: Sauberkeit, Leere, Marmorfiguren, Regimentsfahnen, und die Frau, die säuberte, was sauber genug war; schön war St. Patrick's Cathedral, häßlich ist diese Kirche, aber sie wird benutzt, und ich fand auf ihren Bänken, was ich auf vielen irischen Kirchenbänken fand: kleine Emailletafeln, die zu einem Gebet auffordern: Bete für die Seele des Michael O'Neill, der am 17.1.1933 60jährig starb. Bete für die Seele der Mary Keegan, die am 9. Mai 1945 achtzehnjährig starb; welch eine fromme und geschickte Erpressung: die Verstorbenen werden lebendig, ihr Sterbedatum verbindet sich für den, der das Täfelchen liest, mit seinem Erlebnis an diesem Tag, in diesem Monat, diesem Jahr. Mit zuckendem Gesicht wartete Hitler auf die Macht, als hier 60jährig Michael O'Neill starb; als Deutschland kapitulierte, starb achtzehnjährig Mary Keegan. Bete - so las ich - für Kevin Cassidy, der am
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20.12.1930 dreizehnjährig starb, und es traf mich wie ein elektrischer Schlag, denn im Dezember 1930 war ich selbst dreizehn Jahre alt: in einer großen, dunklen Wohnung der Kölner Südstadt - herrschaftliches Mietshaus, so hätte man das 1908 noch genannt -hockte ich mit dem Weihnachtszeugnis in der Hand; die Ferien hatten begonnen, und ich sah durch eine zerschlissene Stelle des zimtfarbenen Vorhangs auf die winterliche Straße hinunter.
Ich sah die Straße rötlich gefärbt, wie mit unechtem, mit Bühnenblut beschmiert: rot die Schneehaufen, rot den Himmel über der Stadt, und das Kreischen der Straßenbahn, wenn sie in die Schleife der Endstation einbog, auch dieses Kreischen hörte ich rot. Wenn ich aber das Gesicht durch den Schlitz zwischen den Vorhängen schob, sah ich es, wie es wirklich war: bräunlich die Ränder der Schneeinseln, schwarz den Asphalt, die Straßenbahn hatte eine Farbe, wie schlechtgepflegte Zähne sie haben, das Knirschen aber, wenn die Straßenbahn in die Schleife einbog, das Knirschen hörte ich hellgrün: hellgrün schoß es giftig ins blanke Geäst der Bäume auf.
An diesem Tag also starb in Dublin Kevin Cassidy, dreizehnjährig, so alt, wie ich damals war: hier wurde die Tumba aufgestellt, Dies irae, dies illa von der Orgelempore herunter gesungen, Kevins erschrockene Schulkameraden füllten die Bänke; Weihrauch, Kerzenhitze, silberne Troddeln am schwarzen Leichentuch, während ich mein Zeugnis zusammenfaltete, den Schlitten aus dem Spind holte, um rodeln zu gehen. Ich hatte in Latein eine Zwei, und Kevins Sarg wurde ins Grab gesenkt.
Später, als ich die Kirche verlassen hatte und durch die Straßen ging, ging Kevin Cassidy immer neben mir
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her: ich sah ihn lebend, so alt wie mich selbst, mich selbst für Sekunden als den siebenunddreißigjährigen Kevin: Vater von drei Kindern war er, wohnte in den Slums um St. Patrick herum; bitter war der Whiskey, kühl und teuer, aus Swifts Grab wurde mit Eis auf ihn geschossen: grünblaß war das Gesicht seiner dunkelhaarigen Frau, Schulden hatte er und ein Häuschen, wie es unzählige in London, Tausende in Dublin gibt, bescheiden, zweistöckig, arm; kleinbürgerlich, muffig, trostlos würde der unverbesserliche Ästhet sie nennen (aber Vorsicht, Ästhet: in einem von diesen Häusern wurde James Joyce geboren, im anderen Sean O'Casey).
So nah war Kevins Schatten, daß ich zwei Whiskey bestellte, als ich in die Einzelsäuferkoje zurückging; doch der Schatten hob das Glas nicht an den Mund, und so trank ich für Kevin Cassidy, der am 20.12.1930 dreizehnjährig starb - ich trank für ihn mit.

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Mayo - God help us
In der Mitte Irlands, in Athlone, zweieinhalb Schnellzugstunden hinter Dublin, wird der Zug zu zwei Hälften auseinandergekoppelt, die bessere Hälfte, die den Speisewagen behält, geht nach Galway weiter, die benachteiligte Hälfte, in der wir bleiben, geht nach Westport. Wir würden den Speisewagen, in dem gerade das
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zweite Frühstück serviert wird, mit noch schmerzlicheren Gefühlen scheiden sehen, wenn wir Geld hätten, englisches, irisches, um ein Frühstück oder einen Lunch zu bezahlen. So aber - da uns zwischen Ankunft des Schiffes und Abfahrt des Zuges nur eine halbe Stunde blieb und die Wechselstuben in Dublin erst um halb zehn öffnen - haben wir nur die leichten, doch hier nutzlosen Scheine, wie sie aus der Notenpresse der Bank deutscher Länder kommen: Fuggers Gesicht hat keinen Kurs in Mittelirland.
Noch habe ich den Schrecken, der mich in Dublin überfiel, nicht ganz vergessen: Als ich auf der Suche nach einer Wechselmöglichkeit den Bahnhof verließ, wäre ich fast von einem knallroten Auto überfahren worden, dessen einziger Schmuck ein prägnantes Hakenkreuz war. Hat jemand Lieferwagen des Völkischen Beobachters< hierhin verkauft, oder hat der >Völkische Beobachter hier noch eine Niederlage? Genauso sahen die Autos aus, die ich noch in Erinnerung hatte; aber der Fahrer des Autos bekreuzigte sich, als er mich freundlich aufforderte weiterzugehen, und beim näheren Zusehen klärte sich alles auf. Es war nur die Swastika Laundry, die ihr Gründungsjahr, 1912, deutlich sichtbar unter dem Hakenkreuz aufgemalt hatte; doch die bloße Möglichkeit, es hätte eines jener Autos sein können, genügte, mir den Atem zu nehmen.
Ich fand keine Bank offen, kehrte entmutigt zum Bahnhof zurück, schon entschlossen, den Zug nach Westport fahrenzulassen, denn ich konnte die Fahrkarten nicht bezahlen. Es blieb uns die Wahl, ein Hotelzimmer zu nehmen, auf den nächsten Tag, den nächsten Zug zu warten (denn der Nachmittagszug würde keinen Anschluß mehr an unseren Bus haben) -oder auf irgendeine Weise ohne Fahrkarten in den Zug
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nach Westport zu kommen; diese irgendeine Weise fand sich: Wir fuhren auf Kredit; der Bahnhofsvorsteher in Dublin, gerührt von dem Anblick dreier übernächtigter Kinder, zweier verzagter Frauen und eines ratlosen Vaters (vor zwei Minuten erst dem Hakenkreuzauto entkommen!), rechnete mir vor, daß die Hotelnacht soviel kosten würde wie die ganze Eisenbahnfahrt nach Westport: Er notierte meinen Namen, die Anzahl der auf Kredit beförderten Personen, drückte mir tröstend die Hand und gab dem Zug das Abfahrtszeichen.
So gelangten wir auf dieser merkwürdigen Insel in den Genuß dieser einzigen Art eine Kredits, den wir noch nie bekommen und zu bekommen versucht hatten: den Kredit einer Eisenbahngesellschaft.
Doch leider gab es im Speisewagen kein Frühstück auf Kredit; der Versuch, es zu bekommen, scheiterte: Fuggers Physiognomie, wenn auch auf tadellosem Banknotenpapier, überzeugte den Oberkellner nicht. Wir wechselten seufzend das letzte Pfund, ließen uns die Thermosflasche voll Tee und einen Packen belegter Brote geben. Den Schaffnern aber blieb die harte Pflicht, merkwürdige Namen in ihre Notizbücher zu schreiben. Es geschah einmal, zweimal, dreimal, und es entstand für uns die bange Frage: Werden wir einmal, zweimal oder dreimal diese einzigartigen Schulden bezahlen müssen?
Der neue Schaffner, der in Athlone zustieg, war rothaarig, eifrig und jung; als ich ihm gestand, keine Fahrkarten zu haben, ging ein Leuchten des Erkennens über sein Gesicht. Offenbar waren wir ihm avisiert, offenbar wurden unsere Namen und unser Kredit sowie die Anzahl der auf Kredit beförderten Personen von Station zu Station durchtelegrafiert.
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Vier Stunden lang noch hinter Athlone schlängelte sich der Zug, der jetzt zum Personenzug geworden war, zu immer kleineren, immer westlicheren Stationen durch. Die Glanzpunkte seines Haltens waren die Städte, die noch zwischen Athlone (9000 Einwohner) und der Küste liegen: Roscommon und Claremorris mit soviel Einwohnern, wie drei städtische Mietskasernen sie haben, Castlebar, die Hauptstadt der Provinz Mayo, mit viertausend und Westport mit dreitausend Einwohnern; auf einer Strecke, die etwa der Entfernung Köln-Frankfurt entspricht, nimmt die Bevölkerungsdichte immer mehr ab, dann kommt das große Wasser und dahinter New York mit dreimal soviel Einwohnern wie der ganze Freistaat Irland, mit mehr Iren, als in den drei Provinzen hinter Athlone leben.
Klein sind die Stationen, hellgrün die Bahnhofsgebäude, schneeweiß die Umzäunungen gestrichen, und auf dem Bahnsteig steht meistens ein einsamer Junge, der sich aus Mutters Tablett und einem Lederriemen einen Bauchladen gemacht hat: drei Tafeln Schokolade, zwei Äpfel, ein paar Rollen Pfefferminz, Kaugummi und ein Comic; einem dieser Knaben wollten wir unseren letzten silbernen Schilling anvertrauen, doch die Wahl war schwierig. Die Frauen plädierten für Äpfel und Pfefferminz, die Kinder für Kaugummi und Comic. Wir schlossen einen Kompromiß und kauften das Comic und eine Tafel Schokolade. Das Heft hatte den vielversprechenden Titel >Bat Main, und auf dem Titel sah man einen dunkel maskierten Mann an Hausfassaden hochklettern.
Einsam auf dem kleinen Bahnhof im Moor blieb der lächelnde Junge zurück. Der Stechginster blühte, die Fuchsienhecken hatten schon Knospen; wilde grüne Hügel, Torfhaufen; ja, grün ist Irland, sehr grün, aber
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sein Grün ist nicht nur das Grün der Wiesen, auch das Grün des Mooses, gewiß hier, hinter Roscommon, auf Mayo zu, und Moos ist die Pflanze der Resignation, der Verlassenheit. Verlassen ist das Land, es entvölkert sich langsam, aber stetig, und uns - keiner von uns hatte diesen Streifen Irland je gesehen, je das Haus besichtigt, das wir irgendwo im Westen gemietet hatten -, uns wurde ein wenig bang: vergebens suchten die Frauen links und rechts der Eisenbahn nach Kartoffeläckern, Gemüsefeldern, nach dem frischen, weniger resignierten Grün des Salats, dem dunkleren der Erbse. Wir teilten den Riegel Schokolade und versuchten, uns mit >Bat Man< zu trösten, aber der war wirklich zu bad. Er kletterte nicht nur, wie er auf dem Titelblatt versprochen hatte, an Hausfassaden hoch; offenbar war es eines seiner Hauptvergnügen, Frauen im Schlaf zu erschrecken; auch konnte er, indem er seinen Mantel ausbreitete, durch die Lüfte davonfliegen, Millionären Dollars abnehmen, und seine Taten waren in einem Englisch beschrieben, das nicht auf kontinentalen Schulen und nicht auf den Schulen Englands und Irlands gelehrt wird; stark war >Bat Man< und schrecklich gerecht, aber hart, und er konnte gegen Ungerechte sogar grausam sein, schlug er doch auch gelegentlich jemandem die Zähne ein, welcher Vorgang in schöner Lautmalerei mit Skrietsch überschrieben war. Keinen Trost bot >Bat Man«.
Blieb uns ein anderer Trost: Unser rothaariger Schaffner erschien und notierte uns lächelnd zum fünftenmal. Dieser geheimnisvolle Vorgang des häufigen Notierens ließ sich erklären. Wir hatten wieder eine Provinzgrenze überschritten und waren im County Mayo angelangt. Nun haben die Iren eine merkwürdige Gewohnheit; wenn der Name der Provinz Mayo ge-
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nannt wird (es sei lobend, tadelnd oder unverbindlich), sobald nur das Wort Mayo fällt, fügen die Iren hinzu: »God help us!« Es klingt wie die Antwort in einer Litanei: »Herr, erbarme dich unser!«
Der Schaffner entschwand mit der feierlichen Versicherung, daß er uns nicht noch einmal würde notieren müssen, und wir hielten auf einem kleinen Bahnhof. Auch hier wurde ausgeladen, was an allen anderen Bahnhöfen ausgeladen worden war: Zigaretten, nichts sonst. Schon hatten wir uns angewöhnt, an der Größe der ausgeladenen Zigarettenballen die Größe des Hinterlandes abzuschätzen, und wie ein Blick auf die Karte bewies, stimmte unsere Kalkulation. Ich ging durch den Zug in den Packwagen, um nachzusehen, wieviel Zigarettenpakete dort noch lagerten. Ein kleinerer und ein großer Ballen lagen noch dort, und so wußte ich, wieviel Bahnhöfe noch zu passieren waren. Der Zug war beängstigend leer geworden. Achtzehn Personen zählte ich, wir allein waren sechs davon, und es schien uns, als führen wir schon eine Ewigkeit durch Torfhalden, Moor, und noch immer nicht war das frische Grün des Salats zu sehen, nicht das dunklere der Erbse oder das bittere der Kartoffel. Mayo, flüsterten wir leise. God help us!
Wir hielten, der große Ballen Zigaretten wurde ausgeladen, und über das schneeweiße Gitter des Bahnsteiges blickten dunkle Gesichter, beschattet von Schlägerkappen, Männer, die eine Autokolonne zu bewachen schienen; auch an anderen Bahnhöfen waren mir solche aufgefallen, Autos und die lauernden Männer; jetzt erst erinnerte ich mich, wie oft ich sie vorher schon gesehen hatte. Sie kamen mir vertraut vor, wie die Zigarettenpakete, wie unser Schaffner und die kleinen irischen
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Güterwagen, die nur wenig mehr als halb so groß sind wie die englischen und kontinentalen. Ich ging in den Packwagen, wo unser rothaariger Freund auf dem letzten Zigarettenballen hockte; vorsichtig die englischen Vokabeln benutzend, so wie Anfänger im Jonglieren mit Porzellantellern umgehen mögen, fragte ich ihn, welche Bedeutung diesen dunklen Männern mit den Schlägerkappen zukomme, welches der Zweck ihrer Autos sei; ich erwartete irgend etwas Folkloristisches: ins Moderne übertragene Entführung, Raubüberfall, aber die Antwort des Schaffners war verblüffend einfach:
»Das sind Taxis«, sagte er, und ich atmete erleichtert auf. Taxis gibt es also auf jeden Fall, so sicher, wie es Zigaretten gibt. Der Schaffner schien meinen Schmerz erkannt zu haben: er bot mir eine Zigarette an, ich nahm sie gerne, er gab mir Feuer und sagte verheißungsvoll lächelnd:
»In zehn Minuten werden wir am Ziel sein.« Pünktlich laut Fahrplan waren wir zehn Minuten später in Westport. Hier wurde uns ein feierlicher Empfang zuteil. Der Bahnhofsvorsteher persönlich, ein großer und würdiger alter Herr, postierte sich freundlich lächelnd vor unser Zugabteil und hob zur Begrüßung einen großen, ziselierten Messingstab, das Zeichen seiner Würde, an die Mütze. Er half den Damen, half den Kindern, winkte einen Träger herbei, drängelte mich zielsicher, aber unauffällig in sein Büro, notierte meinen Namen, meine irische Adresse und riet mir väterlich, mich nicht der Hoffnung hinzugeben, daß ich in Westport mein Geld gewechselt bekäme. Er lächelte noch milder, als ich ihm meine Fuggerporträts zeigte, sagte: »A nice man, a very nice man«, indem er auf Fugger deutete, und beschwichtigte mich:
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»Es hat ja Zeit«, sagte er, »es hat wirklich Zeit, Sie werden schon zahlen. Beunruhigen Sie sich nicht.«
Noch einmal nannte ich ihm den Wechselkurs, aber der würdige alte Mann wiegte nur leise seinen Messingstab hin und her und sagte:
»Ich würde mir keine Sorgen machen.« (I shouldn't worry). (Wobei uns die Plakate geradezu auffordern, sich Sorgen zu machen. Denken Sie an Ihre Zukunft. Sicherheit über alles! Sichern Sie Ihre Kinder!)
Aber noch machte ich mir Sorgen. Bis hierher hatte der Kredit gereicht, aber würde er weiter reichen, für zwei Stunden Aufenthalt in Westport, für zweieinhalb Stunden Omnibusfahrt bis zum Ziel, durch Mayo -God help us?
Ich konnte den Bankdirektor noch aus seiner Wohnung herausklingeln; er zog die Augenbrauen hoch, denn es war sein freier Nachmittag; ich konnte ihn auch - und seine Augenbrauen senkten sich - von der relativen Schwierigkeit meiner Situation überzeugen: einiges Geld, und doch keinen Pfennig in der Tasche! Aber von der Kreditwürdigkeit meiner Fuggersammlung konnte ich ihn nicht überzeugen. Er hatte wohl irgend etwas von Ost- und West-Mark gehört, von dieser Währungsdifferenz, und als ich, rechts unterhalb Fugger, Frankfurt zeigte, sagte er- er muß in Geographie eine Eins gehabt haben -: »Es gibt auch ein Frankfurt in der anderen Hälfte Deutschlands«; da blieb mir nur noch übrig - was ich nicht gerne tat -, den Main gegen die Oder auszuspielen, aber er hatte offenbar in Geographie nicht Summa cum lande gehabt, und solche feineren Unterschiede waren ihm, auch angesichts des amtlichen Wechselkurses, eine zu schmale Basis für einen größeren Kredit.
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»Ich muß das Geld nach Dublin schicken«, sagte er.
»Das Geld«, sagte ich, »so wie es ist?«
»Natürlich«, sagte er, »was soll ich denn hier damit?«
Ich senkte das Haupt: Er hatte recht, was sollte er damit?
»Wie lange wird es dauern«, sagte ich, »bis Sie aus Dublin Bescheid haben?«
»Vier Tage«, sagte er.
»Vier Tage«, sagte ich, »God help us!«
Das wenigstens hatte ich gelernt. Ob er mir dann auf dieses Päckchen hin einen Kredit gewähren könne, einen kleinen? Er blickte nachdenklich auf Fugger, auf Frankfurt, auf mich, öffnete die Kassenschublade und gab mir zwei Pfundnoten.
Ich schwieg, unterschrieb eine Quittung, bekam eine von ihm und verließ die Bank. Natürlich regnete es, und mein people erwartete mich hoffnungsvoll an der Bushaltestelle. Hunger sprach aus den Blicken, die fast schon schmachtend waren, die Erwartung starker männlicher, starker väterlicher Hilfe, und ich entschloß mich, zu tun, worauf sich der Mythos der Männlichkeit gründet, ich entschloß mich, zu schwindeln. Ich lud alle mit großer Geste zum Tee ein, zu Schinken und Eiern, Salat - wo kam er bloß her? -, zu Keks und Eiskrem und war glücklich, nach bezahlter Zeche noch eine halbe Krone übrig zu haben. Das langte gerade noch für zehn Zigaretten, Zündhölzer und einen silbernen Schilling Reserve.
Noch wußte ich nicht, was ich vier Stunden später wußte: daß man auch Trinkgelder auf Kredit geben kann, und als wir erst am Ziel waren, am Rande von Mayo, fast am Achill Head, von wo es bis New York nur noch Wasser gibt - da trat der Kredit erst in rechte Blüte, schneeweiß war das Haus gestrichen, marine-
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blau die Fensterrahmen, im Kamin brannte das Feuer. Es gab als Begrüßungsmahl frischen Lachs. Hellgrün war die See, vorne, wo sie auf den Strand rollte, dunkelblau zur Mitte der Bai hin, und ein schmaler, sehr weißer Saum war zu sehen dort, wo sie sich am Clare Island brach.
Am Abend noch bekamen wir, was soviel wert war wie bares Geld, das Anschreibebuch des Shopbesitzers. Es war dick, fast achtzig Seiten stark, sehr solide in rotes Leder gebunden, es schien auf Dauer angelegt. Wir waren am Ziel, in Mayo - God help us?

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Skelett einer menschlichen Siedlung
Plötzlich, als wir die Höhe des Berges erreicht hatten, sahen wir das Skelett des verlassenen Dorfes am nächsten Hang liegen. Niemand hatte uns davon erzählt, niemand uns gewarnt; es gibt so viele verlassene Dörfer in Irland. Die Kirche, den kürzesten Weg zum Strand hatte man uns gezeigt und den Laden, in dem es Tee, Brot, Butter und Zigaretten gibt, auch die Zeitungsagentur, die Post und den kleinen Hafen, in dem die harpunierten Haie bei Ebbe im Schlamm liegen wie gekenterte Boote, mit dem dunklen Rücken nach oben, wenn nicht zufällig die letzte Flutwelle ihren weißen Bauch, aus dem die Leber herausgeschnitten worden
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war, nach oben kehrte - das schien der Erwähnung wert, aber nicht das verlassene Dorf: graue, gleichförmige Steingiebel, die wir zunächst ohne perspektivische Tiefe sahen, wie dilettantisch aufgestellte Kulissen für einen Gespensterfilm: mit stockendem Atem versuchten wir sie zu zählen, gaben es bei vierzig auf, und hundert waren es sicher. Die nächste Kurve des Weges brachte uns in andere Distanz, und nun sahen wir sie von der Seite: Rohbauten, die auf den Zimmermann zu warten schienen: graue Steinmauern, dunkle Fensterhöhlen, kein Stück Holz, kein Fetzen Stoff, nichts Farbiges, wie ein Körper ohne Haare, ohne Augen, ohne Fleisch und Blut: das Skelett eines Dorfes, grausam deutlich in seiner Struktur: dort die Hauptstraße; an der Biegung, wo der kleine runde Platz ist, muß eine Kneipe gewesen sein. Eine Nebengasse, noch eine. Alles, was nicht Stein war, weggenagt von Regen, Sonne und Wind - und von der Zeit, die geduldig über alles hinträufelt: vierundzwanzig große Tropfen Zeit pro Tag: die Säure, die so unmerklich alles zerfrißt wie Resignation ...
Würde jemand das zu malen versuchen, dieses Gebein einer menschlichen Siedlung, in der vor hundert Jahren fünfhundert Menschen gewohnt haben mögen; lauter graue Drei- und Vierecke am grünlichgrauen Berghang; würde er noch das Mädchen mit dem roten Pullover hinzunehmen, das gerade mit einer Kiepe voll Torf durch die Hauptstraße geht; einen Tupfer Rot für ihren Pullover und einen dunklen Brauns für den Torf, einen helleren Brauns für das Gesicht des Mädchens; und noch die weißen Schafe hinzu, die wie Läuse zwischen den Ruinen hocken; man würde ihn für einen ganz außerordentlich verrückten Maler halten: so abstrakt ist also die Wirklichkeit. Alles, was nicht Stein
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war, weggefressen von Wind, Sonne, Regen und Zeit, schön ausgebreitet am düsteren Hang wie zur Anatomiestunde das Skelett eines Dorfes: dort - »sieh doch, genau wie ein Rückgrat« - die Hauptstraße, ein wenig verkrümmt wie das Rückgrat eines schwer Arbeitenden; kein Knöchelchen fehlt; Arme sind da und die Beine: die Nebenstraßen und, ein wenig zur Seite gerollt, das Haupt, die Kirche, ein etwas größeres graues Dreieck. Linkes Bein: die Straße, die ostwärts den Hang hinauf, rechtes: die andere, die ins Tal führte; diese ein wenig verkürzt. Das Skelett eines leicht humpelnden Wesens. So könnte, wenn er in dreihundert Jahren als Skelett freigelegt würde, der Mann aussehen, den seine vier mageren Kühe an uns vorbei auf die Weide treiben, ihm die Illusion lassend, daß er sie treibe; sein rechtes Bein ist durch einen Unfall verkürzt, krumm ist sein Rücken von der Mühsal des Torfstechens, und auch sein müdes Haupt wird ein wenig zur Seite rollen, wenn man ihn in die Erde senkt. Er hat uns schon überholt, schon sein »nice day« gemurmelt, bevor wir Atem genug gefunden hatten, ihm zu antworten oder ihn nach diesem Dorf zu fragen.
So sah keine zerbombte Stadt, kein mit Artillerie beschossenes Dorf aus; Bomben und Granaten sind ja nur verlängerte Tomahawks, Schlachtenbeile, Schlachtenhämmer, mit denen man zerbricht, zerhackt, hier aber ist keine Spur von Gewalt zu sehen: Zeit und Elemente haben alles in unendlicher Geduld weggefressen, was nicht Stein war, und aus der Erde wachsen Polster, auf denen diese Gebeine wie Reliquien ruhen: Moos und Gras.
Niemand würde hier eine Mauer umzustürzen versuchen oder einem verlassenen Haus Holz (das hier sehr kostbar ist) entnehmen (bei uns nennt man das
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ausschlachten; hier schlachtet niemand aus); und nicht einmal die Kinder, die abends das Vieh von der Weide oberhalb des verlassenen Dorfes heimtreiben, nicht einmal die Kinder versuchen, Mauern oder Hauseingänge einzustürzen; unsere Kinder, als wir plötzlich mitten im Dorf waren, versuchten es gleich: dem Erdboden gleichmachen. Hier machte niemand etwas dem Erdboden gleich, und man läßt die weicheren Teile verlassener Wohnstätten dem Wind, dem Regen, der Sonne und der Zeit zur Nahrung, und nach sechzig, siebzig oder hundert Jahren bleiben dann wieder Rohbauten übrig, auf die niemals wieder ein Zimmermann seinen Kranz zum Richtfest stecken wird: so sieht also eine menschliche Siedlung aus, die man nach dem Tode in Frieden gelassen hat.
Immer noch beklommen, gingen wir zwischen den kahlen Giebeln über die Hauptstraße, drangen in Nebengassen ein, und langsam wich die Beklommenheit: Gras wuchs auf den Straßen, Moos hatte sich über Mauern und Kartoffeläcker gezogen, kroch an den Häusern hoch, und die Steine der Giebel, von Mörtel freigewaschen, waren weder Bruch- noch Ziegelsteine, sondern Geröllbrocken, so wie der Berg sie in seinen Bächen zu Tal gerollt hatte, Felsplatten die Stürze über Türen und Fenstern, breit wie Schulterknochen die beiden Steinplatten, die aus der Wand herausragten, dort, wo der Kamin gewesen war: an ihnen hatte einmal die Kette für den eisernen Kochtopf gehangen: blasse Kartoffeln wurden in bräunlichem Wasser gar.
Wir gingen von Haus zu Haus wie Hausierer, und immer wieder fiel, wenn der kurze Schatten an der Schwelle über uns hinweggestürzt war, immer wieder fiel das blaue Viereck des Himmels über uns; größer war's bei den Häusern, in denen einmal Wohlhaben-
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dere gewohnt hatten, kleiner bei den Armen: nur die Größe des blauen Himmelvierecks unterschied sie hier noch einmal voneinander. In manchen Stuben wuchs schon das Moos, manche Schwellen waren schon von bräunlichem Wasser verdeckt; in den Stirnwänden waren hier und da noch die Pflöcke fürs Vieh zu sehen; Schenkelknochen von Ochsen, an denen die Kette befestigt gewesen war.
»Hier stand der Herd« - »Dort das Bett« - »Hier über dem Kamin hing das Kruzifix« - »Da ein Wandschrank«: zwei aufrechte und in diese eingekeilt zwei waagerechte Steinplatten, und in diesem Wandschrank entdeckte eins der Kinder den Eisenkeil, der, als wir ihn herauszogen, wie Zunder in der Hand zerbröckelte: es blieb ein härterer Kernstab von der Dicke eines Nagels übrig, den ich - auf Weisung der Kinder - als Andenken in die Manteltasche steckte.
Wir verbrachten fünf Stunden in diesem Dorf, und die Zeit verging schnell, weil nichts geschah: nur ein paar Vögel scheuchten wir hoch, ein Schaf floh vor uns durch eine leere Fensterhöhle den Hang hinauf; in verknöcherten Fuchsienhecken hingen blutige Blüten, an verblüten Ginsterbüschen hing ein Gelb wie von schmutzigen Groschen, blanker Quarz wuchs wie Gebein aus dem Moos heraus; kein Schmutz auf den Straßen, kein Unrat in den Bächen und kein Laut zu hören. Vielleicht warteten wir nur auf das Mädchen mit dem roten Pullover und der Kiepe voll braunen Torfs, aber das Mädchen kam nicht wieder.
Als ich auf dem Heimweg in die Tasche griff, um nach dem Eisenkeil zu sehen, hatte ich nur braunen, rötlich durchmischten Staub in der Hand: er hatte dieselbe Farbe wie das Moor rechts und links von unserm Weg, und ich warf ihn dazu.
40

Niemand wußte genau zu berichten, wann und warum das Dorf verlassen worden war: es gibt so viele verlassene Häuser in Irland, auf einem beliebigen zweistündigen Spaziergang kann man sie aufzählen: das wurde vor zehn, dieses vor zwanzig, das vor fünfzig oder achtzig Jahren verlassen, und es gibt Häuser, an denen die Nägel, mit denen man die Bretter vor Fenster und Türen genagelt hat, noch nicht durchgerostet sind, Regen und Wind noch nicht eindringen können.
Die alte Frau, die im Haus neben uns wohnte, wußte uns nicht zu sagen, wann das Dorf verlassen worden war: als sie ein kleines Mädchen war, um 1880, war es schon verlassen. Von ihren sechs Kindern sind nur zwei in Irland geblieben: zwei wohnen und arbeiten in Manchester, zwei in den Vereinigten Staaten, eine Tochter ist hier im Dorf verheiratet (sechs Kinder hat diese Tochter, von denen wohl wieder zwei nach England, zwei nach den USA gehen werden), und der älteste Sohn ist bei ihr geblieben: von weitem, wenn er mit dem Vieh von der Weide kommt, sieht er wie ein Sechzehnjähriger aus, wenn er dann um die Hausecke herum in die Dorfstraße einbiegt, meint man, er müsse wohl um die Mitte der Dreißig sein, und wenn er dann am Haus vorbeikommt und scheu ins Fenster hineingrinst, dann sieht man, daß er fünfzig ist.
»Er will nicht heiraten«, sagte seine Mutter, »ist es nicht eine Schande?«
Ja, es ist eine Schande. Er ist so fleißig und sauber, rot hat er das Tor angemalt, rot auch die steinernen Knöpfe auf der Mauer und ganz blau die Fensterrahmen unter dem grünen Moosdach, Witz wohnte in seinen Augen, und zärtlich klopfte er seinem Esel auf den Rücken.
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Abends, als wir die Milch holen, fragen wir ihn nach dem verlassenen Dorf. Aber er weiß nichts davon zu erzählen, nichts; er hat es noch nie betreten: sie haben keine Weiden dort, und ihre Torfgruben liegen auch in einer anderen Richtung, südlich, nicht weit entfernt von dem Denkmal des irischen Patrioten, der im Jahre 1799 gehenkt wurde. - »Haben Sie es schon gesehen?« Ja, wir haben es gesehen - und Tony geht wieder davon, als Fünfzigjähriger, verwandelt sich an der Ecke in einen Dreißigjährigen, wird oben am Hang, wo er im Vorbeigehen den Esel krault, zum Sechzehnjährigen, und als er oben für einen Augenblick an der Fuchsienhecke stehenbleibt, für diesen Augenblick, bevor er hinter der Hecke verschwindet, sieht er aus wie der Junge, der er einmal gewesen ist.

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Ambulanter politischer Zahnarzt
»Sag mir einmal ganz offen«, sagte Padraic nach dem fünften Glas Bier zu mir, »ob du nicht alle Iren für halbverrückt hältst?«
»Nein«, sagte ich, »ich halte nur die Hälfte aller Iren für halbverrückt.«
»Du hättest Diplomat werden sollen«, sagte Padraic und bestellte das sechste Glas Bier, »aber nun sag mir einmal wirklich offen, ob du uns für ein glückliches Volk hältst.«
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»Ich glaube«, sagte ich, »daß ihr glücklicher seid, als ihr wißt. Und wenn ihr wüßtet, wie glücklich ihr seid, würdet ihr schon einen Grund finden, unglücklich zu sein. Ihr habt viele Gründe, unglücklich zu sein, aber ihr liebt auch die Poesie des Unglücks - auf dein Wohl.«
Wir tranken, und erst nach dem sechsten Glas Bier fand Padraic den Mut, mich zu fragen, was er mich schon so lange hatte fragen wollen.
»Sag mal«, sagte er leise, »Hitler - war - glaube ich -kein so schlechter Mann, nur ging er - so glaube ich -ein wenig zu weit.« Meine Frau nickte mir ermutigend zu:
»Los«, sagte sie leise auf deutsch, »nicht müde werden, zieh ihm den Zahn ganz.«
»Ich bin kein Zahnarzt«, sagte ich leise zu meiner Frau, »und ich habe keine Lust mehr, abends in die Bar zu gehen: immer muß ich Zähne ziehen, immer dieselben, ich habe das satt.«
»Es lohnt sich«, sagte meine Frau.
»Hör gut zu, Padraic«, sagte ich freundlich, »wir wissen genau, wie weit Hitler ging, er ging über die Leichen vieler Millionen Juden, Kinder ...«
Padraics Gesicht zuckte schmerzlich. Er hatte das siebte Bier kommen lassen und sagte traurig: »Schade, daß auch du dich von der englischen Propaganda hast betören lassen, schade.«
Ich ließ das Bier unberührt: »Komm«, sagte ich, »laß dir den Zahn ziehen; vielleicht tut's ein bißchen weh, aber es muß sein. Danach erst wirst du ein wirklich netter Kerl sein; laß dein Gebiß berichtigen, ich komme mir sowieso schon wie ein ambulanter Zahnarzt vor.«
»Mach voran«, sagte meine Frau, »red nicht so viel drumherum.«
43

»Hitler war«, sagte ich, und ich sagte alles; ich war schon geübt, schon ein geschickter Zahnarzt, und wenn einem der Patient sympathisch ist, macht man es noch vorsichtiger, als wenn man aus bloßer Routine, aus nacktem Pflichtgefühl arbeitet. Hitler war, Hitler tat, Hitler sagte ... - immer schmerzlicher zuckte Pads Gesicht, aber ich hatte Whiskey bestellt, ich trank Pad zu, er schluckte, gurgelte ein wenig.
»Hat es sehr weh getan?« fragte ich vorsichtig.
»Ja«, sagte er, »das tut weh, und es wird ein paar Tage dauern, ehe der ganze Eiter raus ist.«
»Vergiß nicht nachzuspülen, und wenn du Schmerzen hast, komm zu mir, du weißt, wo ich wohne.«
»Ich weiß, wo du wohnst«, sagte Pad, »und ich werde bestimmt kommen, denn ich werde bestimmt Schmerzen haben.«
»Trotzdem«, sagte ich, »ist es gut, daß er raus ist.«
Padraic schwieg. »Trinken wir noch einen?« fragte er traurig.
»Ja«, sagte ich, »Hitler war ...«
»Hör auf«, sagte Padraic, »hör bitte auf, der Nerv liegt ganz bloß.  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Hallo Rosmarin!
erhob ... Snob
Wegesrand ... umgerannt
Mitlerweile fühle ich mich schon ziemlich sattelfest in Gedichten, deshalb nehme ich mir die Freiheit, dir auch mal etwas zu unterstellen. Nämlich, dass es in diesem Gedichtchen gewaltig hoplert! *grins*
Trotzdem gefällt es mir ganz gut.

LG Bine  
Sabine Müller  -  05.02.08 21:08

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  Also ich finde den Faker echt genial! Er hat VORHER schon gewusst, dass du das Wort "mitterweile" falsch schreiben wirst und hat es ebenfalls falsch (mitlerweile) geschrieben. Das allein finde ich schon anerkennenswert. Noch lustiger fände ich es, wenn man sich selbst faked und nachher behauptet, jemand anderer hätte das getan ...
Lol - ist doch echt lustig hier!  
Observer  -  05.02.08 21:08

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  Oh Sabine, nach FÜNF Jahren kommentierst du diese Geschichte? Du willst doch nur provozieren, damit die Leute deinen Geschichten mehr Beachtung schenken. Hätte jemand bei dir "Wirkt irgendwie ein wenig ohne Punkt und Komma." geschrieben, hättest du dessen oder deren Kommentar mit Sicherheit gelöscht, weil du es für "Geschmiere" hältst.  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Das Irische Tagebuch ist ein halbdokumentarischer Erlebnisbericht von Heinrich Böll aus dem Jahr 1957.
Ist der Autor einer Originalvorlage länger als 70 Jahre tot, sind seine Werke frei verfügbar.
Heinrich Theodor Böll (* 21. Dezember 1917 in Köln; † 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich)
Da wir noch nicht das Jahr 2055 schreiben, bitte den unten unrechtmäßig veröffentlichten Text UNVERZÜGLICH zu entfernen.  
anonym  -  05.02.08 21:08

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  Hallo darkangel,

sorry, dass ich hier schreibe, habe im Forum mitbekommen, dass du dort mit Sabine Müller diskutierst. Nun, dazu solltest du folgendes wissen. Soeben hatte ich meinen gelöschten Kommentar bei ihrer Gartenzwergengeschichte erklärt (ich hatte lediglich hinterfragt, wie realistisch es ist, dass eine Studentin eine Waffe besitzt, warum man jemandem durch den Kopf schießen muss, nur weil er"schelmisch" grinst und prinzipiell die "Lusitgkeit" so einer geschichte angezweifelt).
Selbst dieser Kommentar zum Kommentar wurde von Autorin Müller gelöscht, sodass nie jemand eine Chance bekommt, den Kommentar zu lesen und sich SELBST ein Bild zu machen. Aber Kommentare sind ja nicht nur für den Autor sondern auch für die anderen Leser interessant. Da Sabine ja alles gleich direkt löscht, wollte ich so ein wenig zur Diskussion im Forum beitragen.
Sorry nocheinmal, du kannst den Kommentar hier ja einfach löschen - ich hatte als ehemalige Autorin hier einfach eine Stinkwut, wenn so selbstherrliche Personen wir Frau M. in ihrer Darstellungsgeilheit einfach die Grenzen überschreiten und dieser, von mir ehemals (!) sehr geschätzten Seite Schaden zufügen. Da sollte man hinterfragen WER eigentlich in Wirklichkeit ein Troll (oder besser eine Trollin) ist.
LG Regina  
Regina  -  05.02.08 21:08

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  Die "Autorin" SABINE MÜLLER hat nun schon weit über 100 Kommentare zu ihren Geschichten gelöscht, da macht man sich Mühe, Beiträge zu schreiben und sie löscht es innerhalb von Sekunden. DAS kann nicht Sinn dieser Seite sein, und ich werde andere Leute davor warnen, sich hier anzumelden, so leid es mir tut. Es macht einfach keinen Spaß, wenn die Autoren die weniger angenehmen Kommentare einfach löschen und somit eventuell interessante Einwände unmöglich machen und die Diskussion auf diese Weise manipulieren. Schade!  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Wow!
Du löscht ja schneller als die Feuerwehr :-))

Feuer am Dach?  
Unbekannt  -  05.02.08 21:08

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  Es ist völlig unerheblich, WER den Text dort eingestellt hat, da letzlich immer der Autor, und wenn dieser nicht belangt werden kann, der Betreiber dieser Seite zur Rechenschaft gezogen wird. Da sie nun Kenntnis über die Sachlage haben, ist es an ihnen, den Betreiber dieser Seite zu informieren.

Timestamp 11:50 MEZ 05.02.2008
W. Nordemann  
anonym  -  05.02.08 21:08

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  Weiß du Sabine, es wundert mich irgendwie gar nicht, daß du die erste Autorin bist, die einen "unliebsamen" Kommentar löscht.
Aber die Funktion war eigentlich dazu gedacht, beleidigende Kommentare zu löschen - was auf den von dir gelöschten Kommentar nicht zutraf.
Wie wäre es, eine Funktion zu programmieren, die von vornherein nur positives Feedback zuläßt??
Seid ihr dann endlich zufrieden?
Ich bin allmählich echt sauer....  
Robert  -  05.02.08 21:08

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