Romane/Serien · Trauriges

Von:    Middel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. August 2007
Bei Webstories eingestellt: 5. August 2007
Anzahl gesehen: 2594
Seiten: 2

Diese Story ist Teil einer Reihe.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


"Viele würden sagen 'Ich habe Angst'. Wenn sie mutig genug wären."

(Robert Heinlein)





Trotz oder gerade wegen ihrer Angst, sie war mitgekommen, mit zu mir. „Du würdest es mir doch sagen, wenn du mich umbringst?“, scherzte sie, aber ich merkte ihr an, dass sie sich von Sekunde zu Sekunde unwohler fühlte. Sie war sich sichtlich nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, mich zu begleiten. „Es ist schwer für mich nachzuvollziehen, was gerade in dir vorgeht“, erwiderte ich, „wie fühlt es sich an?“ „Erinnerst du dich, wie ich von ‚kaltem Loch’ sprach? Von ‚Loch, das dich frieren lässt, während du schwitzt’? Ich bin in kaltem Loch gerade, alles friert, lässt sich langsamer bewegen, Hände, Beine, Kopf ... alles!“ Sie schaute sich um in meinem Appartement. Fast entschuldigend sagte ich: „Ich hatte mal ein Haus, doch derzeit fehlt mir ein regelmäßiges Einkommen, so dass das erst mal flach fällt. Hab’s verkauft. Von dem Erlös lebe ich zur Zeit und ...“ „...und ich“, fiel sie mir ins Wort. Es klang gar nicht verlegen, so wie sie es sagte, eher wie eine sinnvolle Ergänzung.

Ihr Blick fiel auf meine Büchersammlung. Da standen Dutzende von Büchern und sie alle handelten von diesem einen Thema: Angst



„Hast du Mut?“ Wie mich diese Frage traf, so unscheinbar, fast belanglos, so tief fuhr sie mir durch Mark und Bein. Warum, fragte ich mich, warum hab ich mir diese Frage nie selbst gestellt? Wie kann man mutig sein, wenn man keine Angst verspürt? Für mich gab es so was wie Mut oder Tapferkeit nie, weil es nie eine Hürde gab, die es zu überwinden galt. Ein weiteres Manko offenbarte sich mir, hervorgerufen durch eine drei Worte umfassende lächerliche Frage. Ich schaute sie an, sehr lange, die Worte, die ich hätte antworten können entglitten mir dabei und ich brachte lediglich ein achselzuckendes „schwierige Frage!“ heraus. Es brachte mich in den folgenden Tagen dazu, meine Suche zu erweitern. Inwiefern gehören Angst und Mut zusammen und lässt das Fehlen von Angst den Schluss zu, dass auch Mut nicht existent ist? Ist Angst gar erst der Nährboden für Mut?



Wir wurden ein Paar. Ein ganz besonderes, in vielen Dingen merkwürdiges, Paar. Eine Beziehung wie mit Anastasia hatte ich noch mit keiner Frau zuvor gehabt.
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Wir lernten voneinander, nahmen und gaben. Wir stritten nie, es gab keine Grundlage dafür. Wir waren so verschieden, dass wir uns unendlich nah standen, man könnte sagen wir ergänzten uns perfekt. Beide hatten wir in unserem bisherigen Leben die perfekte Nische für unser Verhalten, unsere Gefühle, unser Leben an sich, gefunden. Hatten uns mit unserer Situation arrangiert und uns im Alltag mehr oder weniger zurechtgefunden. Nun entdeckten wir die jeweilige Gegenseite des uns bis dato verborgenen durch den Anderen. Es war aufregend und sinnlich, spannend und interessant. Es ließ uns beide nicht mehr los.

Wir spielten Spiele. Die Regeln waren einfach, aber strikt. Wir brachten uns in Situationen, die Ängste hervorbrachten. Anastasia berichtete was sie empfand und ich ging weiter, als sie es jemals wagen würde. Für sie wurde es zu einer seelischen und für mich zu einer körperlichen Zerreißprobe. Unser Lieblingsspiel hieß „gehorchen“. Mir wurden dabei die Augen verbunden und ich musste ihre Anweisungen befolgen und zwar soweit, bis sie mich entließ. Einmal verband sie mir die Augen und ließ mich Schritt für Schritt Richtung Klippe schreiten. Ich lauschte dabei ihrer zerbrechlichen und angsterfüllten Stimme und es war ein wahrer Genuss für mich, der leibhaftigen Angst so nahe kommen zu können. Ich weiß nicht ob sie mich liebte, mich zu schaden lassen kommen würde sie aber nicht. Obschon immer ein Risiko bestand. Wir spielten schließlich ohne Netz und doppeltem Boden, denn alles andere hätte unseren Ansprüchen und unserem Zweck nicht genügt. Mit verbundenen Augen freeclimben oder ohne etwas sehen zu können auf einer Balustrade balancieren sind lebensgefährliche Angelegenheiten – aber so war es ja auch gedacht. Und es war erst der Beginn unserer Beziehung und unsere Ideen wurden mit der Zeit ausgereifter, ausgefeilter und gewiefter. Wohin würde es uns am Ende treiben, unser Spiel mit der Angst?
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Punktestand der Geschichte:   138
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Kommentare zur Story:

  huch, hier habe ich ja schon mal einen sinnreichen kommentar hinterlassen;)
ja, so kanns einem manchmal gehen^^

ich hoffe, du schreibst weiter! man kriegt sozusagen angst, weil ja irgendwie klar ist, dass es kein gutes ende nehmen kann. aber was passiert? lernt er die angst kennen? was ist mit anastasias angst?

mööönsch, das weckt hunger auf mehr;)
lg darkangel  
darkangel  -  09.09.07 19:12

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  das ist so die sorte text, zu der ich gerne etwas schreiben würde, zu der mir dann abr plötzlich nichts mehr einfällt^^
vll später mal^^auf jeden fall gut!
lg darkangel  
darkangel  -  23.08.07 16:04

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  Hallo Middel,
Grenzen ausloten. Ist das nun ein Spiel für die Beiden oder eine notwendige Entwicklung? In diesem Text steckt viel drin, interessant ist für mich die Frage, inwieweit Mut und Angst miteinander zu tun haben. Und ich frage mich, ob es nicht schon ein Teil von Angst ist, wenn Deinem Prot. doch bewusst ist, dass es "lebensgefährliche Angelegenheiten" sind, auf die er sich einlässt. Oder spielt hier auch eine gewisse Gleichgültigkeit eine Rolle, so in der Art, es ist egal, ob ich lebe oder nicht? Würde man dann "fehlende Angst" mit "Lebensunlust" gleichsetzen?
Also, Dein Text hat erreicht, dass ich jetzt schon mehrere Tage drüber nachdenke.
Grüssle
CC  
CC Huber  -  09.08.07 09:41

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