Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Kerstin Lara Winter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 25. Juli 2007
Bei Webstories eingestellt: 25. Juli 2007
Anzahl gesehen: 2266
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


1) Reise nach Sirillon



Kleine graue Wölkchen hatten sich vor die schwarze Sonne der Schattenseite gedrängt, als ob sie auf das schon bald bevorstehende Unheil hinweisen wollten. Vermutlich würde es auch sehr bald heftig schneien, die ersten Flocken rieselten bereits auf die gefrorenen Straßen hinab, oder fügten sich zu den zahllosen ihren hinzu, die bereits auf den Kuppeldächern der mehrstöckigen Gebäude ruhten.

Der Palast lag am anderen Ende der Hauptstadt, ein orientalisch wirkendes Bauwerk, das sich schon selbst als Stadt bezeichnen könnte. Durch die vom Hauch der Kälte beschlagenen Bogenfenster konnte man sechs Gestalten sichten, von denen drei einen weiten Kittel trugen, vermutlich Forscher. Sie gestikulierten wild, offenbar sehr aufgebracht schienen sie sich über etwas zu streiten, doch der Ausgang des Zwistes sollte vorerst im ungewissen bleiben.

Ein schrilles Piepsen signalisierte, dass der Kommunikator neue Nachrichten erhalten hatte, einer der Schatten wies mit einer Armbewegung auf eine der vielen Türen rings um den achteckigen Thronsaal, die Personen in den Kitteln verschwanden eiligen Schrittes und die übrigen versammelten sich um einen riesigen Monitor.

Der flache, schwarze Bildschirm des Kommunikationscomputers flackerte kurz auf und zeigte dann zwei Personen.

„Eure Hoheiten, wir haben vor Kurzem einen enorm großen Meteoriten gesichtet. Es sieht so aus, als würde sein Kurs knapp über uns hinweg führen, aber wir hatten eine seltsame Vorahnung und hielten es daher für das beste, euch zu informieren“, sagte der Anführer der Wachen, ein muskulöser Mann, der selbst für einen Nord sehr groß war.

Die schwarzhaarige Frau in der Mitte der Versammlung ergriff nun das Wort: „Ein Meteorit?“ Sorge klang in ihrer Stimme mit.

„Sind Sie sich da absolut sicher? Könnte es nicht ein getarntes Schiff sein? „

Der Wächter runzelte die Stirn, er hatte nicht damit gerechnet, dass seine Nachricht zu solcher Besorgnis führen würde, aber er wollte deswegen nicht nachfragen und klärte einfach nur die ihm gestellte Frage.

„Auf keinen Fall, kein Shuttle würde sich mit einer derartigen Geschwindigkeit fortbewegen und sich gleichzeitig um sich selbst drehen.“

Die nun immer weiter ansteigende Beunruhigung in den Augen der Herrscherin war auch ihren beiden Amtskollegen nicht entgangen.
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„Haben Sie Aufnahmen von ihm gemacht?“, fragte jetzt der erilanische Herrscher.

„Natürlich“, sagte ein anderer Wächter.

„Schicken Sie sie uns, wir werden sie einmal näher betrachten.“

Der Nord nickte, wandte ihnen den Rücken zu und hantierte an einem Gerät in der Nähe des Kommunikationscomputers herum, dann drückte er dort eine schwarze Taste, die für das Zusenden zuständig war.

Ein kurzes Piepen signalisierte, dass die Bilder jetzt angekommen waren.

Die Herrscher wandten sich jetzt ebenfalls ab und warfen, nach einem winzigen zögerlichen Augenblick unentschlossene Blicke auf den Computerbildschirm, sie waren sich ihrer Vermutung relativ sicher, absolut alles deutete darauf hin - aber Irgendetwas in ihrem Inneren wollte diese Wahrheit nicht anerkennen.

Sie schwiegen noch eine Weile, bis sie letztendlich, einsahen dass ihre Ahnungen der Realität entsprachen, ihre Gesichter verdüsterten sich. Sie erkannten, dass der zweite „todbringende Tausch“ näher rückte, denn schließlich erinnerten sie sich an die Erzählungen ihrer Verwandten, Überlebende der ersten Katastrophe.

Einige Momente konnten Schinaya, Eru` und Glutaro ihre Wachen einfach nur anstarren.

„Tin Ari Megro ist zurückgekehrt“, raunte Glutaro voller Entsetzen.

Die Mienen der Männer offenbarten Verwirrung.

„Tin ari Megro?“, wiederholte der Anführer.

„Wir werden es euch erklären“, entgegnete Schinaya.

So weihten sie die Wachen in ihr dunkles Geheimnis ein und machten ihnen klar, dass eine Rettung noch nicht in Sicht sei. Später erteilten sie ihnen den Befehl, sich mit den drei Völkern in Verbindung zu setzen und ihnen zu erklären, dass es keinen Grund zur Aufregung geben würde. Denn sie wollten eine voreilige Massenpanik verhindern.

Die Herrscher einigten sich darauf, erneut den Versuch zu wagen, den „todbringenden Tausch“ ab zu wenden. Sie beschafften sich die Forschungsergebnisse über den Meteoriten, gaben die Bilder in einen Computer ein. So erschufen sie einen digitalen Doppelgänger von Tin Ari Megro, an dem sie ihre Ideen ausprobieren konnten.
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Der Prozessor rechnete ihnen die Wahrscheinlichkeit, dass diese funktionieren würden aus, doch er kam jedes Mal auf dasselbe bedrückende Ergebnis: „Ein Fehlschlag dieses Versuches wurde zu 90% bestätigt.“

Sie waren schon nahe daran den letzten Glauben an eine Rettung aufzugeben, als Eru` plötzlich wider einfiel, dass er da jemanden kannte, diese Person war vielleicht ihre letzte Hoffnung.

„Habt ihr schon einmal etwas vom Orakel von Turion gehört?“, fragte der erilanische Herrscher, obwohl er vermutete, die Antwort darauf bereits zu kennen.

„Ja, natürlich“, erwiderte Glutaro, allerdings wenig begeistert, „meine Mutter hat mir, als ich noch sehr jung war, oft Geschichten über das geheimnisvolle Orakel erzählt, sie sagte, dass sie selbst einmal dort gewesen sei und mit ihm gesprochen hatte. Aber ich hielt das nur für ein Ammenmärchen.“

Schinaya reagierte ebenso ungläubig und zog irritiert die Augenbrauen nach oben.

„Ich habe diese Geschichte auch schon gehört. Aber ist es denn nicht nur ein Mythos?“

„Dass habe ich auch immer geglaubt, bis ich dem Orakel einmal selbst begegnet bin“, entgegnete Eru` und begann zu erklären:

„Viele erilanische Planetenforscher, die auf Turion ihren Aufgaben nachgingen, berichteten uns nach ihrer Rückkehr von einer geheimnisvollen, klugen Frau, die in die Zukunft sehen konnte. Sie sagten, dass es sich nur um das Orakel von Turion handeln konnte, doch ich wollte mich selbst davon überzeugen, dass sie die Wahrheit sagten und reiste persönlich dorthin. Mit Hilfe von Wegbeschreibungen, die Forscher einst entwarfen, fanden wir ein großes Gebäude mitten im Dschungel. Als wir eintraten, stand sie vor uns, wir brauchten uns nicht einmal vorzustellen, denn sie kannte unsere Namen, wie auch unsere Herkunft und sogar die Geschichte unserer Heimat. Sie gestattete uns für einige Wochen, ihre Gäste zu sein, denn es gab so vieles über fremde Kulturen und Heilkünste, was sie uns lehren konnte. Es gab scheinbar nichts, was sie nicht wusste. Als wir schließlich abreisten, versicherte sie uns, dass sie uns helfen würde, sollten wir einmal keinen Ausweg wissen“

Einige Augenblicke lang mussten Schinaya und Glutaro erst einmal Klarheit in ihre verwirrten Gedanken bringen(es war also doch nicht nur ein Märchen?)

„Also, gut, versuchen wir sie zu finden, vielleicht ist sie unsere letzte Chance“, sagte die Nord dann.
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„Einverstanden, alles ist besser als hier untätig herum zu sitzen und hilflos darauf zu warten, das „Re`

arma Tige“ uns alle vernichtet“, stimmte Glutaro zu.



Eru` erzählte ihnen auf dem Hinflug, dass er das Orakel immer wieder besucht hatte, um seine Neugier zu befriedigen und mehr über sie zu erfahren. Ihr Name war übrigens Aurora, sie brauchte keine Kristallkugel um ihr Wissen zu erweitern, denn sie besaß ein phänomenales Gedächtnis und sie war schon über Siebzehntausend Jahre alt und war in ihrem Leben weit herumgekommen, so hatte sie eine Erfahrung nach der anderen gesammelt...

Sie waren so in ihre Unterhaltung vertieft, dass sie nicht bemerkten, wie ein großes schwarzes Raumschiff geradezu aus dem Nichts hinter ihnen auftauchte und wie ein dunkler bedrohlicher Schatten in einem Vorsichtsabstand hinter ihnen her schwebte.

Der Fremde, der darin saß ähnelte einem südländischen Menschen in Rockerkleidung, nur dass er etwa einen Kopf größer war und auffallend schräge gelbe Schlangenaugen hatte. Er war schlank und muskulös, sein halb kurzes glattes Haar reichte gerade bis zum Kinn. Die silbernen Kreolen in seinen Ohren und eine breite Goldkette fielen schon von weitem ins Auge. Sein Gesichtsausdruck ließ nichts Gutes vermuten, doch er hielt sich geduldig im Hintergrund...

Die Herrscher legten einen kurzen Stopp auf Turion ein, um einmal einen genauen Blick in die digitale Karte zu werfen, Auroras Haus befand sich in der Mitte des Hologramms, es war wohl kaum zu übersehen.

Als sie dann eine Weile über den riesigen vernebelten Wald von Turion flogen, dessen Bäume zum Teil so hoch waren dass sich die Wipfel in den Wolken verloren, konnten sie das prachtvolle hellblaue Gebäude schon von weitem erkennen.

„Das soll ein Haus sein, ich finde es sieht aus wie ein Schloss“, bemerkte Glutaro beinahe ehrfürchtig.

„Nun ja, Wahrsagung ist eben ein lohnendes Geschäft“, erklärte Eru` knapp.

„Das glaube ich gerne“, pflichtete Schinaya bei, „es bringt viele Vorteile mit sich ein paar Einzelheiten seiner Zukunft zu wissen.“

Sie landeten ihre Shuttles auf dem gepflasterten Hof, direkt vor Auroras Haus und klopften an die große, matt glänzende, eiserne Tür der Villa.
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Eine blasse, alte Frau, deren langes weißes Haar bis zum Boden reichte öffnete. Für ihr Alter sah sie erstaunlich jung aus.
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Punktestand der Geschichte:   20
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Interessante Kommentare

Kommentar von "Sabine Müller" zu "verkaufte Seele"

Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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