With or without you - Kapitel 18 Hochzeitsnacht   246

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Conva      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 4. Juni 2007
Bei Webstories eingestellt: 4. Juni 2007
Anzahl gesehen: 2761
Seiten: 11

Diese Story ist Teil einer Reihe.

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Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


A/N: Ähm...hier nun ENDLICH das 18. Kapitel... Das letzte Jahr war bei mir mehr als nur stressig und irgendwie fehlten mir da Zeit und Elan für meine Story, das das "reale" Leben meine volle Aufmerksamkeit beanspruchte. Aber nun habe ich es geschafft und die Geschichte ist fertig. Das letzte Kapitel kommt in den nächsten Tagen (muss noch Rechtschreibung überprüfen). Und nun viel Spaß beim Lesen!



~Hochzeitsnacht~



„Der Wagen wartet. Wenn wir vor dem Dinner in Caldésia sein wollen, müssen wir bald los. Am Besten, du verabschiedest dich langsam von deinen Freunden.“

„Müssen wir wirklich schon gehen? Es ist doch gerade so lustig...“ Mein Herz pochte wie wild – ich hatte wahrhaftig Angst davor, mit Senécio alleine zu sein! „Wir könnten doch noch hier bleiben und hier essen und morgen erst fahren und...“

„Du plapperst!“

„Ich – was?“

„Du plapperst! Und nein, wir können nicht hierbleiben. Die Pferde sind wahrscheinlich schon angespannt, also beeile dich lieber. Da hinten sehe ich deine Schwester, bei der kannst du gleich mit der Verabschiedung anfangen.“ Seine Hand auf meinem Rücken schob mich unerbittlich in die angegeben Richtung und nur einen Moment später standen wir bei Ámmi und Vítis.

„Núphar! Ich dachte schon, ihr wäret bereits abgereist, ich habe dich nirgends mehr gesehen!“ rief meine Halbschwester und faßte mich an der Hand. „Dies ist so ein herrliches Fest!“

„Wurdest du Senécio schon vorgestellt? Senécio, das ist meine liebe Schwester Ámmi und ihre Mutter Vítis.“ Die beiden versanken in einem Knicks, dem man anmerkte, dass sie ihn nicht oft geübt hatten. Knickse gehörten nicht zu dem üblichen Höflichkeitsritual der Gypsóphila. Sénecio verbeugte sich seinerseits und murmelte ein paar höfliche Worte, wie er sich freue, Freunde seiner Frau kennenzulernen. Natürlich! Daß Vítis die Geliebte meines Vaters war, überging er einfach, und damit ebenfalls die Tatsache, dass Ámmi nicht nur meine Freundin, sondern auch meine Halbschwester war! Doch ich hielt den Mund, wohlwissend, daß hier andere Regeln als bei den Gypsóphila galten, die es mit Sitte und Anstand nicht ganz so streng sahen, wenn sich zwei Menschen liebten.
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In den Augen seines Volkes war mein Vater so gut wie verheiratet mit Vítis. Meinen Ärger unterdrückend sagte ich mit gepresster Stimme: „Wir sind gekommen, um uns zu verabschieden. Die Kutsche wartet.“

„Oh Núphar, du wirst mir doch schreiben? Ich beschwöre dich, vergiß mich nicht einfach, nur weil du jetzt verheiratet bist!“

„Aber Ámmi, wie sollte ich dich vergessen? Ich verspreche dir, daß ich dir schreiben werde und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, wenn ich euch besuche!“ Ich umarmte meine Schwester und verabschiedete mich dann auch von Vítis.

Nach einer weiteren Verbeugung schob Senécio mich gleich weiter und nach einem kurzen Augenblick erkannte ich, dass wir auf Linária und ihre Familie zusteuerten. „Du hast wohl Angst, ich könnte abhanden kommen, wenn du mich nicht ständig bei meinem Abschied von meinen Freunden bewachst!“ bemerkte ich bissig.

„Aber nein, meine Liebe! Ich möchte mich nur ebenfalls von allen unseren Freunden verabschieden. Abgesehen davon hatte ich das Gefühl, du könntest vielleicht eine stützende Hand gebrauchen, bei unserem letzten Walzer schien dir ein wenig schwindelig geworden zu sein!“ Seine grünen Augen blitzen spöttisch, doch noch etwas anderes lag in ihnen... Doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, stand ich neben Linária.

„Wir fahren gleich los nach Caldésia.“ verkündete ich tonlos.

Mrs Nájas klatschte in die Hände. „Ach wie schön. Es ist so ein herrliches Anwesen – ihr werdet bestimmt eine reizende Zeit dort verbringen. Nicht, daß man nicht auch woanders wundervolle Flitterwochen verbringen könnte. In der Tat, wenn man so glücklich ist, könnte man selbst in einer ärmlichen Barracke hausen, stelle ich mir vor. Ach, wenn ich mich an meine Flitterwochen erinnere...“

Mr. Nájas stupste seine Frau diskret an und verbeugte sich dann vor uns. „Ich wünsche dir eine schöne Zeit, Núphar. Comte, behandelt Núphar gut, sie ist wie eine zweite Tochter für uns.“

„Keine Sorge, Sir. Ich werde Núphar so behandeln, wie sie es verdient.“

Waren es nur meine überreizten Nerven oder klang das wirklich gerade doppeldeutig? Ein leicht beschwipster Maiánthemum umarmte mich und drückte mir einen brüderlichen Kuß auf die Wange.
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„Mach’s gut, altes Mädchen! Und..., naja, alles Gute eben!“ Der Comte legte besitzergreifend seinen Arm um mich. Auch Lord Órchis wünschte uns nun alles Gute. Dann war nur noch Linária übrig. Wortlos fielen wir uns in die Arme. „Schreib mir, wir es dir geht!“ befahl sie leise. „Und wenn es gar nicht mehr geht – dann kannst du uns jederzeit und so lange du willst besuchen!“

„Ich werde dich so sehr vermissen!“ erwiderte ich. Doch schon griff Senécio wieder nach mir und schob mich weiter. Seine Eltern waren als nächstes dran, sein Vater schüttelte mir sehr herzlich die Hand, während seine Mutter mir die Wange zum Kuß bot. Und schon wurde ich wieder durch die Menge geschoben, umarmte meinen Vater und meine Mutter.

Die anderen Gäste drängten sich um uns und von allen Seiten hörten wir erneut Glückwünsche und Abschiedsworte. Nach einer Ewigkeit, so schien es mir, wurden wir bis vor die Haustür begleitet, wo Senécio mir unter Beifall in die Reisekutsche half und dann ebenfalls einstieg. Winkend fuhren wir davon.



„Das wäre geschafft!“ meinte Senécio aufatmend und lehnte sich in den Polstern zurück. „Ich hatte schon Angst, bei all diesen Verabschiedungen würden wir erst in einer Stunde wegkommen!“

„Hast du mich deshalb so gedrängelt?“ maulte ich.

„In der Tat, meine liebe Comtesse, Ihr habt mich durchschaut!“

Ich spielte nervös mit meinem Ehering. „Es wird wohl eine Weile dauern, bis ich mich an den neuen Namen und Titel gewöhnt habe.“ bekannte ich.

„Ich könnte mir vorstellen, dass es vielen Frauen so geht.“

„Warum müssen auch wir Frauen immer diejenigen sein, die ihren Namen ändern. Das ist so unfair!“

„Da stimme ich dir zu.“

Ich sah ihn mißtrauisch an. „Du stimmst mir zu?“

„Ja,“ erwiderte er lachend. „Darf ich nicht ausnahmsweise mal deiner Meinung sein?“

„Oh doch, du darfst sogar viel öfter meiner Meinung sein. Ich bin nur nicht daran gewöhnt.“

Eine Weile schwiegen wir nun beide, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, während die Kutsche durch die immer offener werdende Landschaft rumpelte.
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Es war zwar schon nach Mittag, doch noch immer lastete die Hitze schwer über der Gegend und ich fächelte mir unbehaglich Luft zu. Die Kutschfenster waren geschlossen, um den Staub der Straße nicht hereinzulassen und es war nicht ratsam, sie während der Fahrt zu öffnen. Die Hufe der Pferde und die Kutschräder wirbelten soviel Staub auf, dass man bald wie gepudert ausgesehen hätte! Wie sehr sehnte ich mich doch nach einer Erfrischung! Vielleicht hätte ich doch nicht soviel Champagner trinken sollen? Doch nein, bestimmt lag es nur an der furchtbaren Hitze, die mit den vielen Unterröcken meines Kleides besonders unerträglich war. Hätte ich mich doch nur umziehen dürfen, in meinen Gypsóphilakleidern wäre es bestimmt leichter zu ertragen! Und wenn doch nur der Regen endlich käme, um die schwüle Hitze zu vertreiben! „Werden wir Caldésia erreichen, bevor der Regen beginnt?“ fragte ich aus meinen Gedanken heraus.

„Wie? Oh, das hoffe ich! Ich habe keine Lust, in einem Unwetter über schlammige Straßen zu fahren, zumal es auch bald dunkel werden dürfte.“

„Wenigstens wären wir die schwüle Hitze dann endlich los.“ murmelte ich.

Mitfühlend schaute Senécio auf mein voluminöses Kleid und meinte dann mit einem Zwinkern in den Augen: „Weißt du, du bist jetzt meine Frau, daher ist es vollkommen schicklich, wenn du dich von diesen Kleidern hier befreien möchtest!“

Wie nicht anders zu erwarten wurde ich sofort tiefrot.

„Aber wenn du lieber bis zur Abgeschiedenheit in unseren Gemächern warten willst – immerhin dürfen wir den Kutscher nicht vergessen. Nein, du hast Recht, es ist wohl besser, wenn du zumindest den obersten Rock anbehältst. Aber einige der Unterröcke... Ich bin mir sicher, es wird niemandem auffallen!“

„Es ist nicht schicklich, in Gegenwart einer Dame von ihren Röcken zu sprechen!“ sagte ich indigniert.

„Oh, wenn man verheiratet ist, dann ist da durchaus nichts dabei! Aber wenn es dir lieber ist können wir auch über meine Hosen reden!“

Ich warf ihm einen empörten Blick zu. „Du machst dich lustig über mich! Ich glaube, es bereitet dir große Freude zu sehen, wir rot ich wohl diesmal werde, wenn du wieder so eine unerhörte Bemerkung machst!“

„Ich finde, du bist süß, wenn du rot wirst!“ murmelte er mit einem Blick, dass mir ein Schauer über den Rücken lief – ein wohliger Schauer! In Romanen würde dieser Blick wohl als Schlafzimmerblick bezeichnet! Ich starrte ihn überrascht an und mir wollte partout keine Antwort einfallen! Ich beschloß also, den unerträglichen Mann neben mir zu ignorieren und lehnte mich seufzend in den Polstern zurück.
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Ob ich wohl meine Augen schließen konnte, ohne dass mir schlecht wurde?

Offenbar konnte ich, und auch schlafen. Das nächste was ich wußte war, dass wir in halsbrecherischem Tempo über die Straße sausten und ich ziemlich durchgeschüttelt wurde. „Was ist los“ fragte ich verwirrt.

„Feuer! Und es scheint bei uns daheim zu sein.“

„Nein! Glaubst du wirklich...“ Doch nun roch ich es auch und nach einer Biegung in der Straße sah ich den rötlichen Schein, der sich deutlich gegen den dunklen Himmel abhob. In der dunklen Landschaft konnte man das Feuer schon von weitem sehen. Neben mir saß Senécio angespannt und ballte die Hände zu Fäusten. Ganz offensichtlich wünschte er sich ein schnelles Pferd, mit dem er querfeldein weitaus rascher beim Haus gewesen wäre.

„Es ist bestimmt nicht Caldésia!“ versuchte ich ihn zu beruhigen. „Vielleicht nur eine Heuscheune oder...“

Doch da fuhr die Kutsche um eine weitere Biegung der Allee und nun sahen wir ganz deutlich, woher das Feuer kam.

Der gesamte Nordflügel des Hauses stand in Flammen! Anders als in anderen Herrenhäusern war es auf Caldésia nicht üblich, dass die Dienstboten unter dem Dach wohnten, sondern sie lebten im Nordflügel. Warum dies so war, konnte heute keiner mehr sagen und obwohl schon oft darüber geschimpft worden war – bedeutete es doch längere Wartezeiten, bis die Diener auf einen Klingelzug reagieren konnten – wurde nichts an dem Arrangement geändert.

Senécio sprang aus der Kutsche, kaum das diese hielt. Nach der hastigen Befragung eines Mannes befahl er mir, im Wagen zu warten, und verschwand dann im Gewimmel der Leute, die unter Anleitung des Butlers Eimer um Eimer voll Wasser an den Brand brachten.

Verschreckt und mit großen Augen schaute ich mich um.
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Jeder Bewohner des Hauses und viele Dorfbewohner liefen scheinbar konfus durcheinander, bald erkannte ich jedoch, dass einige davon Dinge aus dem Anwesen retteten, während andere sich darum bemühten, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Der Kutscher hatte alle Mühe die aufgeregten Pferde zu bändigen und so befahl ich ihm, sie Richtung Stall zu lenken. Aber auch von dort hörte man panisches Wiehern. Die Tiere rochen das Feuer und wollten instinktiv fliehen. Als die Kutsche vor dem Stalltor hielt sprang ich schnell heraus, raffte meine Röcke und lief zu meinem geliebten Massai. Er bearbeitete die Boxentür mit gezielten Huftritten, Schaum bedeckte sein Fell und in seinen Augen konnte ich das Weiße sehen. „Massai!“ rief ich ihm zu, doch er schien mich nicht zu beachten. Wieder und wieder rief ich ihn und allmählich drang meines Stimme doch zu ihm durch. Er hörte auf, die mittlerweile gefährlich in den Angeln wackelnde Tür zu treten und wandte sich zu mir um. Zitternd und unruhig drängte er sich gegen mich, als ich die Box betrat. „Schon gut, mein Lieber! Hab keine Angst, das Feuer kommt nicht bis hierher.“ Doch er schnaubte nur unruhig und versuchte aus der Box zu gelangen. Die anderen Pferde im Stall waren ebenfalls furchtbar aufgeregt.

„Wir müssen die Tiere auf die Weide bringen, hier im Stall werden sie sich noch verletzen!“ rief ich dem Kutscher zu. Er nickte und ein hartes Stück Arbeit begann für uns. Es war furchbar anstrengend und ging beinahe über meine Kräfte, die aufgeregten Pferde nach und nach über den hinteren Ausgang des Stalles auf die Weide zu bringen, doch schließlich hatten wir es geschafft.

Erschöpft und mit zitternden Knien schleppte ich mich zurück zum Haus. Erst nach einer Weile fiel mir auf, dass es mittlerweile zu regnen begonnen hatte. Das würde die Löscharbeiten hoffentlich erleichtern!

Durchnäßt und völlig verschmutzt lief ich geradewegs Senécio in die Arme. Er griff mich an den Schultern und schüttelte mich. „Verdammt, wo bist du gewesen? Ich habe dich schon überall gesucht!“ Wütend blickte er mich an.

„Eh?“ war meine überaschte Antwort.

„Ich hab dir doch gesagt, du sollst im Wagen warten, aber du hast du dich wieder einmal nicht an meine Worte gehalten.
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Also?“

„Ich habe lediglich deinem Kutscher geholfen, die Pferde aus dem Stall zu bringen. Sie waren in Panik und...“

„Das hätte ich mir denken können!“ murmelte er grimmig. „Hast du denn nicht darüber nachgedacht, wie gefährlich das für dich ist? Wenn sie so panisch sind, hätten sie dich einfach umrennen können. Verdammt, Núphar!“

„Sie hätten sich noch selbst verletzt. Und ich bin daran gewöhnt, mit Pferden umzugehen und abgesehen davon ist mir nichts passiert, also höre endlich auf, dich so aufzuregen! Sag mir lieber, wie es um unser Haus steht.“

Ein seltsamer Blick trat auf einmal in seine Augen und mir wurde bewußt, was ich da gesagt hatte. Unser Haus – so schnell hatte ich mich also daran gewöhnt?

„Das Feuer ist im Dienstbotenflügel ausgebrochen. Als der Erste Lakai den Brand bemerkte, war es schon zu spät. Wir haben den Brand jetzt unter Kontrolle und er wird hoffentlich bald vollständig gelöscht sein. Der Rest des Hauses ist unversehrt und es kam zum Glück keiner zu Schaden. Nur einige kleinere Brandwunden bei den Löscharbeiten.“

Ich bemerkte, dass seine eigenen Hände mit Leinenstreifen umwickelt waren, doch ich sagte nichts. Nebeneinander standen wir im Regen, zu erschöpft zum Reden, und betrachteten die rauchende Ruine des Nordflügels. Schließlich riß ich mich zusammen. „Die Dienstboten werden vorerst in den Gästezimmern des Haupthauses schlafen, nehme ich an?“

„Ja. Ja, das ist eine gute Idee. Ich werde den Leuten sofort Bescheid geben. Crépis soll die Zimmerzuteilung überwachen.“

„Die Armen,“ murmelte ich, „sie haben all ihre persönliche Habe verloren.“



Es wurde noch eine lange Nacht. Crépis, der Butler, wies den Dienstleuten Zimmer zu und ich suchte aus meinen und Senécios Kleidern für jeden etwas heraus, dass er während der Nacht und am nächsten Tag tragen konnte. Auch aus dem Dorf kamen hilfreiche Kleiderspenden und ich versprach, alles zurückzuzahlen. Wie gut, dass die meisten Dienstboten Urlaub bekommen hatten und auf Besuch bei Freunden und Verwandten waren!

Senécio überzeugte sich inzwischen davon, dass tatsächlich nur der Nordflügel betroffen war.
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Es war ein glücklicher Umstand, dass es so stark regnete, dass der Brand tatsächlich mittlerweile vollständig gelöscht war. Von der Brandruine ging jedoch noch immer eine große Hitze aus.

Schließlich gab es für mich nichts mehr zu tun und ich setzte mich erschöpft in einen Sessel im Schlafzimmer, um mich kurz auszuruhen.



Als ich wieder zu mir kam, war es bereits später Vormittag. Ich fühlte mich verschwitzt, unbehaglich und roch Rauch. Als ich die Augen aufmachte, sah ich direkt in Senécios schlafendes Gesicht.

Erschrocken zuckte ich zusammen und dann fiel mir alles wieder ein. Ich war verheiratet und hatte meine Hochzeitsnacht sehr viel anders als gedacht zugebracht! Vorsichtig späte ich unter die Bettdecke und stellte erleichtert fest, dass ich noch immer mein Kleid vom Vortag trug. Ein Blick zu meinem Mann zeigte mir, dass er ebenfalls in seinen Kleidern eingeschlafen war. Er hatte noch nicht einmal eine Decke über sich gezogen. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen und die Wangen wirkten eingefallen. Ich fragte mich, ob ich ebenso erschöpft aussah und ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich mich gerne frischmachen würde, bevor Senécio mich so sah. Dies war mir jedoch nicht vergönnt, denn als hätte er meinen Blick gespürt schlug er in eben jenem Moment die Augen auf.

„Guten Morgen, Eheweib!“ grinste er schläfrig.

Ich starrte ihn an, wie erfroren auf meiner Seite des Bettes liegend.

„Hast du gut geschlafen?“

Ich starrte ihn weiter an.

„Núphar?“

„Oh, äh, ja...Äh...Was?“ Ich sollte mir dringend mal schlagfertigere Antworten überlegen!

„Hast du gut geschlafen?“

„Oh ja. Ich kann mich gar nicht erinnern, mich schlafen gelegt zu haben, so müde war ich gestern.“

„Du bist im Sessel eingeschlafen. Ich habe dich ins Bett gebracht und bin dann selbst auch sofort eingeschlafen, bevor ich uns von diesen stinkenden Kleidern befreien konnte.“

Etwas traurig blickte ich auf mein den verdreckten Ärmel meines ruinierten Kleides. Dann stieg wieder diese verflixte Röte in meinem Gesicht auf, als mir die Bedeutung seiner Worte aufging. Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Um ihn abzulenken, fing ich an, zusammenhanglos zu reden.
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„Wahrscheinlich stinkt sowieso das ganze Haus nach Rauch. Ich hoffe, niemand hat eine Rauchvergiftung. Und wo wir gerade bei Verletzungen sind, was hast du eigentlich mit deinen Händen gemacht? Sind sie auch ordentlich verbunden?“

„Meinen Händen geht es gut. Erzähl mir lieber, was du heute nacht geträumt hast – du weißt doch, der erste Traum in der neuen Heimat geht in Erfüllung. Es sei denn natürlich, es war ein Alptraum!“

Ich musste lachen, weil er mich so ernst anblickte. „Du glaubst doch nicht wirklich daran?“

„Nur, wenn es ein schöner Traum war! Also?“

„Oh ich weiß nicht. Ich glaube, ich war zu erschöpft um zu träumen.“

„Schade. Und ich hatte so sehr gehofft, du hättest von mir geträumt.“ Er setzte sich ebenfalls auf, mit einer Hand streichelte er mir zart über die Wange. „Núphar, ich...“

In dem Moment klopfte es diskret an der Tür. Senécio ließ seine Hand fallen und ich wandte mich mit klopfendem Herzen ab. Meine Haare fielen mir wirr ins Gesicht, als ich nach unten auf meine Hände blickte, die krampfhaft die Bettdecke festhielten.

Der Kammerdiener von Senécio erschien und fragte offenbar nach Anweisungen für allerlei Dinge, die mich im Moment herzlich wenig interessierten.

Leise schlüpfte ich aus dem Bett und läutete nach meiner Zofe Túlipa. Nachdem ich überprüft hatte, dass sich das Waschzimmer abschließen ließ, befahl ich ihr, mir ein Bad zurecht zu machen. Sorgfältig überprüfte ich dann noch einmal die Riegel, bevor ich mich aufseufzend aus meinem Kleid befreite. Achtlos warf ich es in eine Ecke. Es war unmöglich, die Schäden an ihm wieder zu beheben.

Das warme Bad war eine Wohltat und erst als das Wasser endgültig kalt war stieg ich aus der Wanne und wickelte mich in einen warmen Bademantel. Es dauerte einen Moment bis mir bewußt wurde, dass außer dem Bademantel und meinem verdreckten Hochzeitskleid keine weiteren Kleidungsstücke im Raum waren. Und es war weit und breit kein Klingelzug zu sehen! Leise schlich ich zu der Verbindungstür zum Schlafzimmer und horchte. Nichts war zu hören. Mutig geworden zog ich den Riegel zurück und öffnete die Tür. Es war natürlich nicht anders zu erwarten bei meinem verfluchten Pech, dass genau in diesem Moment Senécio den Raum betrat!

„Oh, willst du unsere Hochzeitsnacht jetzt nachholen? Ich hätte eigentlich natürlich nichts dagegen, nur ist es gerade leider sehr ungünstig.
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Nachher vielleicht, ja Schatz?“ Er griff sich ein Paar derbe Stiefel und vertauschte sie gegen seine anderen Schuhe, dann verschwand er wieder, offenbar sehr in Gedanken, da er mich keines weiteren Blickes würdigte – worüber ich heilfroh war!

Auf mein Klingeln hin erschien Túlipa und half mir beim Ankleiden. Ich merkte, dass sie etwas bedrückte, denn sie schwatzte nicht so fröhlich, wie es sonst ihre Art war. Ich schob dies allerdings auf den Brand und den Verlust ihrer Habe, bis sie schließlich mit der Sprache herausrückte: Sie hatte in den Kleidern, die ich ihr geschenkt hatte, Briefe eingenäht gefunden. Sie sahen nach Liebesbriefen aus, aber auch ihr Verlobter konnte nicht besonders gut lesen, so dass sie nicht sicher war. „Aber ich dachte, Ihr solltet es wissen, Comtesse.“ meinte sie.

„Ich wusste gar nicht, dass du verlobt bist.“ antwortete ich mechanisch, während mir wieder mein Traum einfiel, in dem Senécio zu mir sagte „Du liebst mich doch nicht etwa? Wie naiv von dir! Dabei habe ich doch schon längst jemanden, der mir das Bett und das Herz wärmt!“ Liebte er doch Mrs. Siléne? Hatte er ihr diese Briefe geschrieben?

„Ich habe die Briefe mit zu meinem Verlobten genommen. Er hat sein eigenes Häuschen im Dorf und naja, ich habe ihn halt besucht, ich meine...“ Meine Zofe wurde ganz rot und mir war klar, dass der Besuch vermutlich nicht so harmlos gewesen war, wie es sich die Kirche für noch nicht Verheiratete wünschte.

„Bring mir die Briefe so bald wie möglich.“ befahl ich und schickte sie dann weg.



„Mein Verwalter hatte einen neuen Mann angestellt, der im Stall arbeiten sollte. Búxus, einer der älteren Dienstboten, hat eben diesen Mann mehrmals nachts im Haus herumschleichen sehen.“

„Und was hatte Búxus nachts dort zu suchen?“ warf ich ein.

„Romantische Besuche bei einem der Zimmermädchen. Angeblich hatte der Neue die gleichen Gründe. Doch nun ist er verschwunden. Er wurde kurz vor dem Brand zuletzt gesehen, als er Richtung Haus ging, obwohl er eigentlich in den Ställen hätte sein müssen.
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Ich glaube, er hat das Feuer gelegt.“

„Was? Du meinst, es war kein Unfall?“

„Nein, wir haben Anzeichen dafür gefunden, dass jemand vorsätzlich Feuer gelegt hat. Es ist ein Wunder, dass niemand ums Leben gekommen ist. Zum Glück hat der Kerl den Brand zu einer Zeit gelegt, als die meisten Leute außerhalb des Flügels ihrer Arbeit nachgingen.“

“Vermutlich hat eben dies ihm auch die Arbeit erleichtert.“ vermutete ich.

Senécio nickte. „Meine Leute suchen nun nach dem Mann und wenn wir ihn gefunden haben werden wir erfahren, was seine Absichten waren.“

„Soweit ich weiß fehlen keine Wertsachen.“

„Nein, es muss etwas anderes sein.“

Schweigend saßen Senécio und ich beim Nachmittagstee zusammen auf der Südterrasse. Der leichte Wind wehte aus einer günstigen Richtung und man hätte fast vergessen können, wie aufregend die Nacht gewesen war, so friedlich war nun das Gezwitscher der Vögel. Die Sonne schien wieder sehr warm, doch nicht mehr mit der gleichen unerbittlichen Hitze wie die Tage zuvor. Dennoch hatte sie den Rasen und die Blumen schon fast wieder getrocknet.

Die Idylle wurde jäh zerstört, als ein junger und sehr aufgeregter Lakai meldete, man hätte den Brandstifter gefaßt und er sei schon auf dem Weg zum Haus. Senécio sprang auf. „Hat er schon was gesagt?“

„Ich weiß es nicht, ich sollte Euch nur melden, was ich auch gesagt habe. Und ich soll fragen, wohin man den Mann bringen soll.“

„Bringt ihn in mein Arbeitszimmer!“

Ich stellte die Teetasse ab und stand auf.

„Wo willst du hin?“ fragte Senécio irritiert, während der Lakai unter einer Unmenge von Bücklingen verschwand – er war wohl noch etwas überfordert mit seiner Stellung.

„Wohin wohl, in dein Arbeitszimmer natürlich. Ich will dabei sein, wenn du den Kerl zum Reden bringst!“

„Oh nein, kommt gar nicht in Frage!“

Es folgte eine kurze aber heftige Debatte, aus der ich völlig vernichtet hervorging. Mein Mann hatte gedroht, mich in mein Zimmer sperren zu lassen, sollte ich mich seinem Arbeitsraum auch nur nähern!

Mißmutig blieb ich daher auf der Terrasse sitzen.
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Die sich nähernde Gestalt Túlipas heiterte mich auch nicht gerade auf, im Gegenteil. Denn in ihrer Hand sah ich mehrere Briefe.



__________

Búxus - Buchsbaum
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Kommentare zur Story:

  Hallo Conva!
Endlich bin ich dazu gekommen, mich mal wieder deiner Geschichte zuzuwenden. Die Armen, wann werden die beiden denn miteinander....hehe?  
   doska  -  05.04.08 18:24

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hi, Conva
man hatte ja fast die Hoffnung aufgegeben ... ;)
Umso mehr freut es mich, dass es unverhofft wieder etwas von Senecio und Nuphar zu lesen gibt. Wobei du wieder gekonnt die ersehnte Annäherung zwischen den beiden verhindert hast und den Leser schmachtend nach einer Fortsetzung sitzen lässt, ganz zu schweigen nach dem Motiv des Brandstifters und was nu in diesen ominösen Briefen steht, hehe...
LG
ISA  
ISA  -  14.06.07 16:17

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Yehaw! Endlich ein neues Kapitel. Ich hab schon sehnsüchtig gewartet und freue mich deshalb sehr, dass du nun wieder weiterschreibst. ;>
Der Brand kam ja sehr ungelegen. Teze. Dabei hofft man doch schon die ganze Zeit auf eine Hochtszeitnacht, die endlich alle Liebe ans Licht bringen soll. Pfeh, und wieder spannst du uns trotzdem auf die Folter. ;P
Spannend bleibt jedoch auch, wer überhaupt das Feuer gelegt hat. Ob diese Person etwas mit dem ominösen Dieb zu tun hat? Ich freu mich auf alle Fälle aufs nächste Kapitel. 5 Punkte.  
Juria  -  06.06.07 18:34

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