Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 17. Mai 2007
Bei Webstories eingestellt: 17. Mai 2007
Anzahl gesehen: 2314
Seiten: < 1

Ich sah ihn fast täglich. Ich war damals etwa zehn Jahre alt. Meist ging er mit seinem Hund spazieren. Er wirkte stets schlecht gelaunt, niemals sah ich ihn lächeln, immer nur hatte er diesen grimmigen Blick. Oft bekam ich mit, dass andere über ihn tuschelten, offensichtlich mochte ihn niemand, weil er immer so unfreundlich blickte. Ich wusste nicht, ob er mitbekam, wenn andere Leute einen Bogen um ihn herum machten, vermutlich würde es ihn sowieso nicht stören.

Eines Tages kam er mir mit seinem Hund entgegen. Als wir auf gleicher Höhe waren, kam sein Hund zu mir und wollte mich beschnuppern. Doch er zog ihn sofort weg.

„Da gibt es nichts zu schnuppern“, sagte er zu ihm.

Ich wollte unbedingt wissen, wieso er immer so unfreundlich war und beschloss, ihn das nächste Mal einfach zu fragen.

Ein paar Tage später begegnete ich ihm wieder.

„Darf ich Ihren Hund einmal streicheln?“, fragte ich ihn.

„Na gut, aber nur kurz und ärgere ihn nicht“, meinte er unfreundlich.

„Das ist ein schöner Hund“, meinte ich, während ich ihn streichelte.

„Da hast du recht“, antwortete der Mann.

„Sind Sie eigentlich verheiratet“, fragte ich ganz direkt, so wie Kinder eben manchmal sind.

„Das geht dich ja wohl nichts an“, erwiderte er.

„Warum machen alle Menschen einen Bogen um Sie herum?“

„Weil sie mich anscheinend nicht mögen. Aber das ist mir egal, ich mag sie auch nicht.“

„Warum nicht?“

„Weil ich keine Menschen mag.“

„Echt nicht?“

„Nein. Und zu deiner Frage, nein, ich bin nicht verheiratet. Und ich möchte es auch nicht sein, weil ich eben keine Menschen mag.“

„Aber Sie mögen Tiere, oder?“

„Ja, da hast du recht, ich hab Tiere sehr gern“, meinte er und klang schon ein klein wenig freundlicher.

„Ich auch“, sagte ich, während ich den Hund weiter streichelte. Der Hund jaulte kurz auf, es klang ein wenig, als versuche er zu singen. Es hörte sich lustig an, ich musste ein wenig lachen. Ich sah den Mann an, und für einen ganz kurzen Augenblick lächelte er ebenfalls.

Danach sah ich ihn nie wieder. Aber es freute mich, dass er doch lächeln konnte.
Punktestand der Geschichte:   14
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Kommentare zur Story:

  hallo, ich dachte mir, ich schieb die punkte mal nach, denn jetzt bin ich endlich mal wach (und damit zurechnungsfähig):D  
darkangel  -  24.05.07 13:11

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Ach ja, meine Bewertung. Habe ja schon einiges zu dem Text geschrieben und mir gefällt er gut. LG Sabine  
Sabine Müller  -  23.05.07 11:18

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Hallo, ist ja nicht so, dass er gar nichts dazu schreibt... Man ist nicht 24 Stunden online und wenn man online ist, ist man nicht automatisch 24 Stunden bei webstories. Vielleicht überlegt er auch nur, was er dazu schreiben soll., vielleicht fällt ihm zu Kommentaren wie deinen auch einfach nichts mehr ein...  
Sabine Müller  -  23.05.07 11:17

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo, ich mag zwar Menschen, aber der Text spricht mich trotzdem an.  
Kleine Meerjungfrau  -  23.05.07 10:29

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Hallo,

langsam rege ich mich hier über ein paar Nonames auf...
Es ist sicherlich nicht der beste Text von Holger, das stimmt wohl.
Aber beleidigend braucht man nicht werden.
Ich finde die Geschichte auch recht niedlich, sie zeigt ein "Erlebnis", welches mit Kinderaugen gesehen wurde, etwas aus der Vergangenheit.
Die Botschaft des Textes finde ich gar nicht mal so schlecht. Ich kenne auch Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens (aus verschiedenen Gründen) zurückgezogen haben und es ist schön sie zum Lächeln zu bringen.

Gruß Sabine  
Sabine Müller  -  21.05.07 22:02

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Interessante Kommentare

Kommentar von "darkangel" zu "Vor dem Fenster"

hm... rollstuhl glaube ich nicht, denn das hätte das andere kind bemerkt und außerdem entscheidet sie sich am ende um. das daachte ich aber auch zuerst. jetzt stelle ich mir die frage: was ...

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