Kurzgeschichten · Erinnerungen

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 3. April 2007
Bei Webstories eingestellt: 3. April 2007
Anzahl gesehen: 2391
Seiten: < 1

Klassentreffen. Zehn Jahre waren seit dem Abitur vergangen, das ich nicht bestanden hatte und nun war der Tag gekommen, an denen ich alle wieder sah.

Etwas unangenehm war mir das schon, da ich es in meinem Leben zu nichts gebracht hatte. Mein Traum war es immer Arzt zu werden, was ich mir aufgrund meines nicht bestandenen Abiturs schenken konnte. Stattdessen übte ich einen absolut langweiligen Sachbearbeiterjob bei der Stadtverwaltung aus. Wie sollte ich das den anderen erklären, dass ich kein Arzt war. Jeder aus meiner Jahrgangsstufe wusste, dass ich immer Arzt werden wollte.

„Ich bin Diplom-Kaufmann und sitze im Vorstand eines riesigen Konzerns“, erzählte Achim. „Ich komme zwar täglich nie vor 24 Uhr nach Hause, aber dafür verdiene ich meine 20.000 Euro im Monat. Ihr müsstet mal mein schönes Haus sehen.“

„Ich habe Maschinenbau studiert und darin meinen Doktor gemacht“, berichtete Ralf darauf. „Ohne mich läuft in meiner Firma gar nichts mehr, vor nachts komme ich auch nie nach Hause. Ich verdiene sogar noch mehr als du. Ich lebe jetzt in München, hier ist mein Haus und hier mein Auto.“ Er zeigte Fotos.

Zuerst fühlte ich mich fehl am Platz und hätte am liebsten einen Rückzieher gemacht. Doch dann fiel mir auf, dass niemand von ihnen lachte.

„Und was ist mit dir?“, fragte Achim mich.

„Ich arbeite bei der Stadt“, antwortete ich mit einem plötzlich aufgetretenen Selbstbewusstsein.

„Bei der Stadt?“, fragte Ralf ganz erstaunt. „Du wolltest doch immer Arzt werden. Mehr hast du nicht erreicht?“

„Doch, ich habe Freunde, ich lache viel, was ihr beide anscheinend nicht könnt. Und ich LEBE!“

Beide sahen mich ganz verwirrt an.

„Ihr beide verdient eine Menge Geld, könnt euch alles leisten und lebt in schönen Häusern. Aber tut ihr in euren Häusern noch etwas anders außer schlafen?“, fragte ich.

Keine Antwort.

„Wann habt ihr zum letzten Mal gelacht? So aus tiefsten Herzen?“

Keine Antwort.

„Und wann habt ihr zuletzt richtig gelebt?“

Nachdenklich zuckten beide nur mit den Schultern und gingen.
Punktestand der Geschichte:   13
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Kommentare zur Story:

  hallo, holger, ein text mit einer guten aussage. nur dieser satz stört mich: - „Und wann habt ihr zuletzt richtig gelebt?“ - denn unter richtig leben versteht doch jeder etwas anderes. für die klassenkameraden ist wie sie leben für sie vielleicht richtig leben. die eigenen maßstäbe müssen nicht die der anderen sein.
anderes muss es heißen, nicht anders.
aber gefällt mir gut. wie gesagt, von der aussage her.  
rosmarin  -  05.04.07 16:52

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Ich unterschreibe auch. Habe die Geschichte vor ein paar Stunden gelesen und sie gefällt mir wirklich gut. Viele Menschen vergessen leider, was am Wichtigsten ist oder haben es selten/ nie erfahren. Lg Sabine  
Sabine Müller  -  05.04.07 16:46

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  da kann ich mich christa nur anschließen.
lieben gruß  
Nathanahel Compte de Lampeé  -  05.04.07 16:19

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Ja, diese Erkenntnis ist Gold wert. Für alles Geld der Welt kann man sich keine Sonne im Herzen kaufen.
Gefällt mir gut.  
CC Huber  -  05.04.07 13:29

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Lisa" zu "Endlich aufgewacht..."

Ich habe keine Probleme damit, den Text zu verstehen. Mir gefällt er gut, denn wenn man aufwacht, ist das immer etwas Positives. Gruß Lisa

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Kommentar von "Dieter Halle" zu "Einfach toll "

Da musste ich lachen. Ja, so geht es einem. Imer wieder neue Bilder schießen und dann guckt man die sich doch nicht mehr an.

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