Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 24. März 2007
Bei Webstories eingestellt: 24. März 2007
Anzahl gesehen: 2190
Seiten: 3

Alles begann, als Detlef Kneipenmüller seine Mathehausaufgaben vergessen hatte. Das heißt, eigentlich begann die Geschichte, als ich sie vergessen hatte, denn er machte nie seine Hausaufgaben, er schrieb sie nur morgens immer von mir ab. Ich war froh darüber, denn so hatte er einen Grund, mich leben zu lassen. Er war mit seinen 1,93 m, nicht nur der Größte in der Klasse, sondern auch der Stabilste, Stärkste und Brutalste. Mit ihm traute sich niemand anzulegen. Es gab die Gerüchte, dass er schon mehrere Leute umgebracht habe.

Wie jeden Morgen fing er mich auch an diesem Tag am Schuleingang ab, damit ich ihm meine Hausaufgaben gab. Ich gab ihm meine Deutsch-, meine Englisch- und meine Geschichtshausaufgaben.

„Und wo sind die Mathehausaufgaben?“, fragte er mich.

„Oh, die hab ich ganz vergessen zu machen“, antwortete ich.

„Was??? Willst du mich verarschen? Du hast noch nie deine Hausaufgaben vergessen. Jetzt rück die Matheaufgaben raus!“, drängte er ungeduldig.

„Ich hab sie wirklich nicht gemacht, tut mir leid“, entschuldigte ich mich.

„Du solltest beten, dass ich gleich nicht dran komme“, drohte er.



„So, hat irgendjemand seine Hausaufgaben vergessen?“, fragte Herr Braun. Niemand meldete sich, auch Detlef nicht. „Wirklich keiner?“, fragte der Lehrer noch mal. „Na gut, dann fangen wir mal an.“

Detlef fing plötzlich an zu husten. „Entschuldigung“, meinte er. „Mir ist mein Butterbrot im Hals stecken geblieben, darf ich mal zur Toilette?“

„Ja okay, aber Wiedersehen macht Freude“, antwortete Herr Braun. So verließ Detlef den Raum und blieb etwa eine viertel Stunde fort. Als er wiederkam dachte er wahrscheinlich, die Hausaufgaben seien zu Ende besprochen, aber da hatte er leider Pech.

„Ach Detlef, schön, dass du auch mal wieder kommst“, sagte der Lehrer. „Dann darfst du jetzt mit den Hausaufgaben weiter machen, wir sind gerade bei der letzten Aufgabe.“

Detlef guckte verblüfft, sah in sein Heft, zuckte dann mit den Schultern. „Oh, die Aufgabe hab ich gerade nicht“, meinte er dann.

„So? Lass mich raten, die anderen Aufgaben hast du auch nicht, oder?“

„Nein, hab ich auch vergessen“, meinte Detlef beleidigt.

„Wieso hast du dich vorhin nicht gemeldet?“ Keine Antwort.
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Herr Braun schrieb es sich auf.

„Was soll aus dir bloß mal werden. Du kannst nichts und du machst nichts.“ Ich war mehr als erstaunt, dass er den Mut dazu hatte, sich so zu äußern. Detlef wurde knallrot im Gesicht, griff nach seiner Knarre, musste aber feststellen, dass er sie vergessen hatte.

Normalerweise hätte er jedes Schuljahr sitzen bleiben müssen, aber er ging jedes Mal, bevor es Zeugnisse gab, zum Direx und hielt ihm seine Knarre vors Gesicht.

In der Pause tauchte er zur Strafe meinen Kopf ins Klo und spülte ab. Da er sehr gereizt war, suchte er Tobias Zechmeister aus der Parallelklasse auf, der ihm noch 50 Cent schuldete und heute endlich mitbringen sollte. Dieser hatte sie aber nicht mit.

„Wenn du sie morgen immer noch nicht dabei hast, mach ich dich kalt!“, drohte Detlef, der außer sich vor Wut war. Als Kostprobe schnitt er Tobias das rechte Ohr ab.



Am nächsten Tag brachte der wütende Tobias ihm die 50 Cent wieder nicht mit, stattdessen hatte er Verstärkung mitgebracht. Zwar waren seine Freunde nicht ganz so kräftig wie Detlef, aber es waren insgesamt zwölf Stück, so dass sie gemeinsam gute Chancen hatten, es mit Detlef aufzunehmen. Tobias schnipste mit den Fingern und schon gingen seine Freunde auf Detlef los. Vier oder fünf von ihnen machte er noch fertig, doch der Rest überwältigte ihn schließlich und hielt ihn fest, so dass Tobias zuschlagen konnte. Er schlug ihm erst mal in den Magen und trat ihm darauf in die Genitalien. Detlef wimmerte vor Schmerz.

„Ab heute herrscht Krieg zwischen uns“, brüllte er.

„Halt ´s Maul“, sagte Tobias nur und trat ihm darauf zwei Zähne aus.



Ich wunderte mich, dass Detlef am nächsten Tag nicht am Eingang auf mich wartete, damit ich ihm meine Hausaufgaben gab. Ob er sie wohl selbst gemacht hatte. Als ich ihm später sah, fragte ich freundlich, ob er meine Hausaufgaben brauche.

„Nein, brauche ich nicht“, meinte er. „Hab schließlich meine Knarre.“

Als Herr Braun ihm wieder dran nahm, holte Detlef einfach nur seine Maschinenpistole raus, richtete sie auf den Lehrern und drückte ab, allerdings zielte er daneben, umbringen wollte er ihn noch nicht. Aber um ihn richtig zu erschrecken, stellte er auf Dauerfeuer und machte sich einen Spaß daraus, in dem er das Kugelfeuer etwa zehn Minuten laufen ließ.
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Wir alle lachten. Danach rannte der Lehrer wie ein kleines Kind aus der Klasse.

„Los Jungs, lasst uns Zechmeisters Klasse stürmen", heuerte Detlef und eifrig an und wir machten uns auf den Weg zur Parallelklasse, um Tobias Zechmeister einen Besuch abzustatten. Detlef wollte gerade die Tür öffnen, da kam ihm die Idee, dass es doch eine viel nettere Begrüßung wäre, wenn er der Tür ein paar Kugeln verpassen würde. Und so stellte er wieder auf Dauerfeuer und zielte auf die Tür. Wir hörten, wie die Schüler im Klassenraum vor Schreck kreischten. Bald war von der Tür nicht mehr viel übrig, so dass der Durchgang frei war.

„Das ist ja wohl eine Unverschämtheit, uns hier so einen Schrecken einzujagen“, schimpfte Frau Schmid. „Kannst du mir mal verraten, was das sollte. Habt ihr keinen Unterricht?“

„Ich will meine 50 Cent“, sagte Detlef nur und richtete seine MP auf Tobias.

„Moment“, antwortete Tobias und griff in seinen Rücksack. Wir alle erwarteten, dass er die 50 Cent hervorholen würde, doch zu unserem Erstaunen holte er ebenfalls eine MP hervor, die er dann sofort auf Detlef richtete und grinste. Für etwa eine Sekunde sahen sich beide tief in die Augen und gleichzeitig drückten beide ab.

Natürlich sind nun beide tot, ebenso wie ein paar andere noch, die ein wenig Pech hatten und im Weg saßen.



Heute werde ich aus dem Gefängnis entlassen. Da sie sich beide gegenseitig umgebracht hatten, konnte keiner von den beiden verhaftet werden. Aber da trotzdem ein Sündenbock gebraucht wurde, gab man mir die Schuld, die Anklage lautete: Fahrlässige Tötung. Denn hätte ich meine Hausaufgaben damals nicht vergessen, hätte Detlef sie abschreiben können, hätte sich von Herrn Braun keine Standpauke anhören müssen, wäre anschließend nicht so gereizt gewesen und somit nicht so ungeduldig wegen der 50 Cent. Dann hätte es auch keinen Krieg zwischen den beiden gegeben und beide wären noch am leben. Nie mehr würde ich irgendwelche Hausaufgaben vergessen.
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Punktestand der Geschichte:   9
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Kommentare zur Story:

  Junge! Mach eine Lesung in Erfurt! Ich bin sicher ...  
Mike  -  01.04.07 15:47

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Saugeil! Aber wie kommst Du da nur drauf? Solch überspitzte Gewaltdarstellung setzt doch irgendwelche Anzeichen voraus. Gruß J.B.
(Wer ist denn das kleine Hintergrundmännchen, das Kommentare ohne Namen absetzt?)  
Jochbernd Blond  -  27.03.07 22:34

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Aber natürlich... Was dachtest du denn?  
Sabine Müller  -  27.03.07 15:26

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  Jaja. Seid ihr ein Liebespaar, oder warum pusht ihr eure genialen Ergüsse immer gegenseitig hoch?  
Unbekannt  -  26.03.07 14:14

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  Klar soll man Niemanden umbringen und ballern schon gar nicht (außer auf dem Ballermann).
Aber über der Geschichte steht dick und fett SATIRE - S - a- t -i - r -e! Wenn du dir den Text genau durchliest, dann wirst du merken, dass es übertrieben und nicht wahrheitsgetreu ist. Das merkt man doch. Gruß Sabine  
Sabine Müller  -  25.03.07 17:22

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Leute umbringen, in der Schule rumballern.
Was für eine Satire!  
Unbekannt  -  25.03.07 17:13

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Nathanahel Compte de Lampeé" zu "Manchesmal"

... welch ein wunderschöner text ! lg nathan

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