Schauriges · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween

Von:    Uwe Sarfeld      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Februar 2007
Bei Webstories eingestellt: 7. Februar 2007
Anzahl gesehen: 2097
Seiten: 2

Warum musste ich armes Mädchen gerade heute, wo es doch so ein Sauwetter ist, durch die Glasscherbe fahren. Innerlich verfluchte ich denjenigen, der die Flasche auf den Asphalt fallen ließ. Aber es war nun einmal passiert. So versuchte ich es mit Humor zu nehmen und ein altes Sprichwort viel mir ein "Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt".

Drei Kilometer Landstraße lagen noch vor mir. Peng bumm - ein greller Blitz folgte dem Donnern. Selbstverständlich zuckte ich zusammen. So ganz wohl war mir nicht in meiner Haut, schließlich schob ich mein Rad von Baum zu Baum. Wieder viel mir eines der alten Sprichwörter ein: "Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen". Natürlich sind diese Sprichwörter längst wissenschaftlich widerlegt worden und gelten sogar als äußerst gefährlich, außerdem bestand die Allee aus Linden.

Als sehr unangenehm empfand ich mein nasses Haar, das sich über meinen Schultern schmiegte und sich anfühlte, als trage ich einen eisernen Vorhang.

Da stand ja schon wieder ein schwarzer BMW, an dem ich mein Fahrrad vorbeijonglieren musste. Komisch, wieder sitzen zwei Männer da drin, ein schmaler Blonder mit Bart und ein fülliger mit Halbglatze. Oder waren es die Gleichen an denen ich vorhin schon einmal vorbeigekommen bin. Hatten sie mich überholt und sich nun hierhin gestellt? Ein eigenartiges Gefühl überkam mich. Ich versuchte mir einzureden, dass es nur ein Zufall war. Ich schaute mir die Männer doch genauer an um sie später wieder zu erkennen. Mir viel noch auf, dass sie den direkten Blickkontakt zu mir vermieden.

Wie im Schlaf kannte ich den Weg, der mir heute besonders lang vorkam. Jeder Baum und Strauch war mir so vertraut, das ich ihn auf einer Fotografie sofort wieder erkannt hätte, so oft bin ich diese Strecke schon geradelt. Peng Bum und wieder zuckte ich zusammen. Mein Gott, heute meinst du es aber nicht gut mit mir, dachte ich. Doch meine Gedanken wurden in diesem Moment von einem Motorgeräusch unterbrochen.

Langsam, etwas schneller als mein Schritttempo wurde ich von einem schwarzen BMW überholt. Mir stockte fast der Atem. Ich hatte das Gefühl, ein eisernes Band spannt sich um meine Brust. Der kleine Blonde schaute mich nun im Vorbeifahren mit seinen stechenden kleinen braunen Augen an.

Es war also doch keine Einbildung, es waren die gleichen Männer wie vorhin.
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Keuchend und nun auch noch zitternd blieb ich erst einmal stehen. Oh nein, sie hielten auch an und das auch noch genau unter meinem Baum. Ja mein Baum, an dem ich so oft gerastet und neue Kraft gesammelt hatte. Wie oft saß ich unter ihm, ließ meinen Gedanken freien Lauf und entspannte mich dabei. Nun hatte ich Angst, panische Angst an ihm vorbei zu gehen.

Wieder ein greller Blitz, der den BMW in einem gespenstischen Licht erscheinen ließ. Das eiserne Band um meiner Brust, zog sich noch enger zusammen und der Pulsschlag pochte in den Halsschlagadern. Was soll ich nur machen, umdrehen? Nein der BMW hätte schnell gewendet und mich doch wieder eingeholt.

Bei jedem Schritt den ich nun in Richtung BMW tat, glaubte ich in einem zähen Morast zu laufen, denn meine Füße wurden immer schwerer, ich bekam sie kaum noch hoch. Noch zehn Schritte, dann habe ich den BMW erreicht.

Da öffnete sich die Beifahrertüre. Langsam kam das Bein des kleinen Blonden zum Vorschein.

„Nein, lieber Gott, bitte nicht, ich bin doch erst 17 Jahre alt. Hilf mir doch“, entglitt es meinen Lippen.

Nun stand er da, breitbeinig neben dem Wagen. So klein sah er gar nicht mehr aus, der Blonde. Jetzt ging auch noch die andere Türe auf.

Und da, – ein Blitz so hell wie ich ihn noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte, erstreckte sich über mir. Ich hatte das Gefühl, er streifte meine Ohren. Dann sah ich wie sich mein geliebter Baum in einen Feuerball verwandelte. Für einen Moment nahm ich noch einen Ohrenbetäubenden Lärm wahr. Dann gingen wohl bei mir die Lichter aus.

Wahrscheinlich war ich für einen kurzen Augenblick bewusstlos. Nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte, sah ich meinen Baum, er lag auf dem BMW und zwei Männer daneben.

Die verkohlten Zweige sahen aus, als würden sie ein Gesicht bilden. Ein Gesicht, das mich anlächelt.
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Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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