Kurzgeschichten · Nachdenkliches · Sommer/Urlaub/Reise

Von:    Kia      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. Februar 2007
Bei Webstories eingestellt: 6. Februar 2007
Anzahl gesehen: 1923
Seiten: < 1

In meiner Kindheit, als mir der erste Gedanke bewusst wurde, habe ich einen Baum gesät, den Baum der Träume. Ich setzte ihn aus Trauer und Hoffnung, tief in das Erdreich hinein. Dort wuchs und gedieh er, stets genährt durch meine Fantasie, die ihn jeden Sommer zum blühen brachte.

Wenn es regnete, konnte ich mich unter seinen vielen Ästen unterstellen und hatte ich Angst, dann versteckte ich mich hinter seinem immer dicker werdenden Stamm. Auch wenn die Sonne vom Himmel zu sehr auf mich nieder brannte, dann konnte ich in seinem Schatten verweilen.

Als Kind reichte ich nicht an seine Äste heran. Ich konnte seine bezaubernden Blüten immer nur von unten betrachten. Egal wie sehr ich versuchte meine Arme zu strecken, sie schafften es nicht einmal die Rinde zu berühren.

Dann kam eine Zeit, die von Stürmen durchzogen war. Der Baum musste harten, schwankenden Witterungen trotzen und meine Besuche wurden immer seltener. Durch Springen konnte ich an einigen Stellen seine Äste ganz leicht berühren, aber sie nicht umfassen oder runterziehen. Sie waren so nah und doch so fern.

Die Winde haben sich nicht gelegt, doch nach einiger Zeit besuchte ich meinem Baum wieder häufiger. Nun sehe ich ihn jeden Tag und in diesem Jahr tragen wenige Äste zum ersten Mal Früchte. Meine Arme reichen an drei Äste heran und ich kann dessen Früchte ernten. Sie schmecken süß, sie tun mir gut.

Der Baum und ich, wir werden weiter wachsen und ich werde nicht aufhören, nach seinen Ästen zu greifen, denn das ist es, was mich lebendig macht. Und selbst wenn ich es nicht schaffe, alle Äste in den Händen zu halten, dann habe ich sie wenigstens gesehen, dann habe ich es wenigstens versucht.
Punktestand der Geschichte:   69
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Kommentare zur Story:

  Hallo liebe Kia,
ich bin begeistert, ja tief berührt von dieser wundervollen Geschichte. Dein "Lebensbaum" steht für deine seelische Heimat, für dein Hoffen und Wünschen, für dein Werden und sein, für dein Gestern und Morgen. Er steht für dich und durch dich, dort wo er steht, da bist auch du, dort wo du bist, da ist der Baum, der dich mit seinem dichten Dach beschützt und dem du mit deiner Kraft und Fantasie nährst und treiben lässt.
Ganz großes Kompliment, du hast die Sprache deiner Seele in Worte gefasst, die kostbares Geschenk und Gabe sind,
die einer ausgestreckten und dargereichten Hand gleich sind.
Hab Dank, von Herzen Dank, für dieses Geschenk.
Im vergangenen Jahr habe ich über 100 unter Denkmalschutz stehende Bäume fotografiert, der älteste war 850 Jahre alt. Wenn ich den nächsten finde, so werde ich denken es ist der Deine, der alles überstanden hat, was die Zeit von ihm gefordert hat und das er dir ein Denkmal ist.
Mach weiter so und bewahre dir deine Welt. Dein Baum lebt und ich wünsche im noch eine lange und schöne Zeit. Möge er als Oreintierungspunkt anderen Menschen dienen.
Bewundernde Grüße von Rolf
(Alias: Siehdichfuer)  
   Siehdichfuer  -  06.01.17 00:26

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  hallo, kia, du könntest ja auch in den baum hinein klettern, höher und höher, bis in die krone. und dann die welt aus einem anderen blickwinkel betrachten. das stelle ich mir wunderschön vor - das sitzen in einem bühenden baum, umsurrt und umsummt von hummeln, bienen, schmetterlingen. auch wenn dein baum ein baum der träume ist.
gruß von rosmarin  
rosmarin  -  16.04.07 12:25

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  Der Baum wächst und gedeiht und ich kann es nicht fassen, aber ich halte wieder Äste in meinen Händen.  
Kia  -  16.04.07 12:10

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  lach, sei mir nicht böse .... freu dich über das kompliment :-) du siehst halt sehr jung aus.  
Nathanahel Compte de Lampeé  -  08.02.07 09:14

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  22, also nicht ganz ;-) aber im Herzen Kind geblieben, da
ich nicht aufgehört habe zu Träumen  
Kia  -  08.02.07 09:13

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  hallo kia,
ich vermute mal, dass du noch sehr jung bist - vielleicht gerade mal 17 oder 18 ... ?
es freut mich, wenn es dir gefällt. es war ein zitat aus einem lied, das da tatsächlich heißt: "mein freund der baum ist tot ... " von der sängerin alexandra, die leider 1969 bei einem autounfall ums leben kam :-(
google doch mal, oder frage bei WOM = world of musik oder sonstwo nach, sie war ein wundervoller star und ihre lieder berühren die menschen noch heute !
liebe grüße
nathan  
Nathanahel Compte de Lampeé  -  08.02.07 09:10

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  Ein sehr schönes Gedicht oder Stückchen davon. Danke
für die schöne Ergänzung  
Kia  -  08.02.07 07:04

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  ... sehr schön ...

"mein freund der baum ist tot,
er fiel im frühen morgenrot,

du fielst heut früh,
ich kam zu spät,

du wirst dich nie im wind mehr wiegen
du musst gefällt am wege liegen

.............. (alexandra)

liebe grüße
nathan  
Nathanahel Compte de Lampeé  -  08.02.07 06:48

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  Vielen Dank euch beiden für den Rückhalt und die Kritik.
Ich habe sie bereits umgesetzt.
Bäume sind etwas ganz besonderes. Ich mag seine
Struktur, von der Wurzel bis zum von Adern
durchzogenem Blatt.  
Kia  -  08.02.07 06:26

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  Hallo Kia,
mir gefällt die Geschichte auch gut, zumal ich persönlich eine besondere Verbindung zu Bäumen pflege.
Nur: im ersten Absatz pflanzt Du den Baum und gleichzeitig säst Du ihn aus. Das passt nicht. Entweder Setzling oder Samen.
"Sie schmecken süß;Sie tun gut."
Besser wäre: Komma, sie tun (mir) gut.
LG
Christa  
CC Huber  -  07.02.07 20:13

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  Wirklich eine berührende Geschichte. Weißt du, ich könnte dir darauf nun einen richtig langen Brief schreiben. Es hat so viel in mir geweckt und ich habe mich in so vielen Dingen wiedergefunden. Assoziationen, Erinnerungen und und und...Besonders das Ende gefällt mir gut, Einsicht und Hoffnung, dass es immer weiter geht und auch die Aussage, dass man an Wünschen und Träumen festhalten soll, sich ab und an auch ruhig einmal wegträumen kann und einen festen Platz hat, an dem man sich sicher fühlt und an dem noch Alles wie früher ist. Eine wirklich tolle Geschichte und ich hoffe auf noch weitere Texte von dir. Lg Sabine  
Sabine Müller  -  07.02.07 19:34

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