Nachdenkliches · Kurzgeschichten · Winter/Weihnachten/Silvester

Von:    Ela ela1000      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Dezember 2006
Bei Webstories eingestellt: 7. Dezember 2006
Anzahl gesehen: 2499
Seiten: 2

Heilig Abend an der Front



Im dichten Schneetreiben, bei eisiger sibirischer Kälte liegen die deutschen Soldaten vor den feindlichen Linien. Es ist der Heilige Abend 1941 und Feuerpause …



Die Soldaten begeben sich zum Unterstand. Aus einem niedrigen kahlen Waldstück, das sie vorher streiften, haben sie ein kleines Tannenbäumchen mitgenommen. Sie stellen es nun vor dem Lager auf. Kalle hatte etwas Lametta aus seinem Weihnachtspaket von der Familie dabei, weiß der liebe Himmel, wieso er im Kriegsgeschehen an so etwas denken konnte. Liebevoll schmückt er nun das Bäumchen – Ast für Ast – mit den feinen Aluminiumbändern, die man so schön mit dem Nagel glatt streichen kann. Den Kameraden wird eine heiße Erbsensuppe serviert in den Blechnäpfen, mit einem Kanten hartes Kommissbrot aus den Dosen, das den gröbsten Hunger stillt. Der Unteroffizier hat – weiß der Geier wann - einige Zigaretten gesammelt zur Freude der Landser. Ein verdammtes Saukraut, doch jeder nimmt es gerne an und eine kleine Flasche Korn, die man wohl irgendwo konfiszierte - macht nun die Runde von Mund zu Mund.



Ein Soldat holt eine kleine Mundharmonika raus und stimmt das Lied *Stille Nacht* an und alle singen mit. Der Schnee, der in immer dickeren Flocken fällt, deckt das Bäumchen zu und gibt der kleinen Tanne und dem Lametta so einen glitzernden Schein durch das kleine Feuer davor. Und so steht es da in der Heiligen Nacht an der Front und sieht aus wie ein kleines Wunder. Die Männer stellen sich rund um das Christbäumchen und singen das Lied *Stille Nacht* - das in der Totenstille weit noch zu hören ist bis zur Frontseite des Feindes, der schweigend lauscht und ebenfalls selbst wehmütig an zu Hause denkt. Er sieht von weitem den kleinen Weihnachtsbaum, der ihm fremd ist.



Für einige Stunden läßt die Feuerpause die Kanonen schweigen. Dann plötzlich kommen sie – die Gegner. Einer nach dem anderen wandern sie schweigend auf das deutsche Lager zu. Die Soldaten drehen sich um und sehen ihnen verdutzt entgegen. Einer will die Knarre hochziehen, doch der Oberfeldwebel stoppt ihn mit dem knappen Befehl "Warte mal" … dann stellt er sich vor seine Männer und hebt die Hand zum Soldatengruß.



Von der Feindestruppe kommt auch der Offizier nach vorne – sie stehen sich wortlos gegenüber – dann umarmen sie sich – "frohe Weihnacht" flüstert er Deutsche – gebrochen kommt es zurück – "foche Weinach" ….
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dann kommt der Trupp näher und die Soldaten umarmen sich alle, sie werden wortlos aufgefordert, sich zu den deutschen Soldaten zu setzen. Man zeigt sich gegenseitig zerknitterte Bilder der Familie oder der Frau. Eine Flasche Weinbrand vom Feinde geht nun die Runde, doch nicht ohne, dass man sich mit einem Prosit zunickt und die Flasche dabei leicht in die Höhe hebt. Nun stimmen die deutschen Soldaten das Lied an "Süßer die Glocken nie klingen - als zu der Weihnachtszeit". Die feindlichen Soldaten summen nach der zweiten Strophe leise mit …

Um Mitternacht gehen die Männer wieder zu ihrer Frontseite zurück, doch vorher umarmen sich die feindlichen Soldaten alle noch einmal, sich bewusst werdend, dass die nächsten Stunden ihr Tod sein kann. Tränen stehen ihnen in den Augen – denn mit einem Schlage werden sie sich so stark wie nie zuvor bewusst - was für ein Wahnsinn sie da alle sinnlos antreibt, zum Töten und Zerstören.



Einige Stunden später hört man wieder das Donnern der Kanonen, das mit lautem Widerhall durch die restlichen Nachtstunden dröhnt. Nicht weit von dem kleinen Tannenbaum entfernt, färbt sich der Schnee nach und nach mit Blut ...
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Punktestand der Geschichte:   41
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Kommentar von "rosmarin" zu "Die Kinder von Brühl 18/ Teil 4/ Hammer Zirkel Ährenkranz/Episode 11/ Der sozialistische Gang die Aura die blaue Tschapka und die Klassenkeile"

Vielen Dank. Ja, genauso soll es rüber kommen. Und nach dem Wilhelm Pieck gab es doch auch noch den Walter Ulbricht. Vor dem Erich. Gruß von

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