Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 17. November 2006
Bei Webstories eingestellt: 17. November 2006
Anzahl gesehen: 3665
Seiten: < 1

Das vollkommene Glück, irgendwie sucht jeder Mensch danach. Die einen haben nie erfahren, was Glück ist und wie es ist, glücklich zu sein, und diejenigen, die es sind, sind es doch nicht richtig. Gibt es das überhaupt, das vollkommene Glück?



Vor einigen Wochen habe ich ihn das erste Mal gesehen. Er saß draußen und sah vor sich hin. Ein paar Meter vor ihm entdeckte ich Vögel, die dort spielten, genau in seiner Blickrichtung. Ich beobachtete ihn dabei, wie er ihnen zusah. Er beneidete sie wahrscheinlich, dass sie so frei waren, jederzeit davon fliegen konnten. Wahrscheinlich wäre er genauso frei wie sie und könnte einfach fortfliegen. Doch er war gefesselt an seinem Rollstuhl.

Nach einiger Zeit flogen die Vögel davon, doch er sah ihnen nicht nach. Seine Blickrichtung änderte sich nicht.

Seitdem sitzt er jeden Tag draußen und sieht vor sich hin. Niemals ändert er seine Blickrichtung. Er sitzt dort, doch ist er woanders, weit weg. Doch niemand weiß, wo.



Inzwischen habe ich vieles über ihn erfahren.

23 Jahre ist er alt. Bis vor kurzem studierte er Jura. Doch glücklich war er damit nicht. Freunde hat er so gut wie keine, eigentlich war er immer Einzelgänger. In der Liebe hatte er so gut wie nie Glück. Er war ein trauriger Mensch und hat sich nichts sehnlicher gewünscht als glücklich zu sein.

Nun sitzt er dort Tag für Tag in seinem Rollstuhl und vegetiert vor sich hin. Er wird nie wieder laufen können, sich nie wieder bewegen können, für den Rest seines Lebens wird er an diesem Rollstuhl gefesselt bleiben, doch er bekommt es nicht mit. Er weiß nicht, wer er ist und wer er war. Sein ganzes Leben, sein Schicksal, sein Leiden, nichts von all dem nimmt er wahr. Er ist nicht in der Lage, Traurigkeit und Schmerz zu spüren.

Soll das das vollkommene Glück sein?
Punktestand der Geschichte:   6
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Kommentare zur Story:

  Wer mit sich selbst uneins ist, kann nie glücklich sein. Wer mit sich selbst eins ist, kann nie vollkommen unglücklich sein. Was ist Glück? Definition? Zufriedenheit mit dem was ich habe. Dankbarkeit für das, was ich habe.  
Susanne Molina Jácome  -  03.01.07 22:23

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  Keine sorge, ich werd mir dafür zeit nehmen :-). Wird wahrscheinlich sowieso noch etwas dauern damit.

lg Holger  
HomoFaber  -  21.11.06 00:43

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  hallo, holger, ja, das wäre gut; es ist aber besser, man zeigt das typische eines schicksals an einem beispiel, damit es einprägsamer wird. denke an die kriegsschicksale. in einem roman kann man mehrere beispiele miteinander verknüpfen, in einer geschichte, erzählung, wäre es eher störend, verwirrend. und, lass dir bitte zeit, überlege dir genau jeden satz, damit er stimmt. lies dir das geschriebene laut vor, und das mehrmals. der leser wird es dir danken. dies nur als gut gemeinten rat.
gruß von rosmarin  
rosmarin  -  20.11.06 09:44

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  Das wäre eine idee. Vielleicht mache ich da auch eine längere erzählung raus, wo ich alles näher beschreibe und wo vorher auch noch andere schicksale vorkommen.

gruß Holger  
Homo Faber  -  20.11.06 00:53

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  weißt du, homo, das könnte eine ganz tolle geschichte werden, ich spinne sie in meinen gedanken weiter, weil mich das schicksal dieses jungen mannes, der ja für viele andere steht, berührt. schreib doch, dass er in einem heim lebt und warum, dass er auf hilfe angewiesen ist und du gerne wissen möchtest, wie er sich fühlt, was er denkt. und weil dies nicht möglich ist, du nur vermuten kannst. und dann die frage nach dem glück.
gruß von rosmarin  
rosmarin  -  19.11.06 16:54

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  Hallo zusammen,

@chrisa: was glück überhaupt ist? Tja, das ist die frage, die ich / der erzähler selbst stellt. Ich denke, die frage muss jeder für sich selbst beantworten, da sie allgemein schwer zu beantworten ist.

@rosmarin: Doch erst ist vollständig gelähmt und vegetiert nur noch vor sich hin. Er ist in einem heim untergebracht, wo er tagsüber in den garten gebracht wird. Ob er damit, dass er nun an sein altes leben, mit dem er nicht zufrieden war, keine erinnerungen mehr hat und von seinem zustand auch scheinbar nichts mitbekommt, sein glück gefunden hat, weiß nur er selbst. Daher frage ich auch selbst am ende, ob das das vollkommene glück sein soll. als außenstehender würde ich natürlich sagen, dass es das nicht sein kann, aber wie du schon sagst, es kommt immer auf das empfinden des einzelnen an.

lg Holger  
Homo Faber  -  19.11.06 15:57

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  -doch er bekommt es nicht mit. Er weiß nicht, wer er ist und wer er war. Sein ganzes Leben, sein Schicksal, sein Leiden, nichts von all dem nimmt er wahr. Er ist nicht in der Lage, Traurigkeit und Schmerz zu spüren -
hallo holger, woher willst du das wissen? nur, weil er an den rollstuhl gefesselt ist? er ist doch kein zombie. wenn er gelähmt ist, was ich annehme, so könnte doch sein gefühlsleben dennoch in ordnung sein. außerdem wird er nicht vollständig gelähmt sein, wie käme er sonst an diesen platz? oder wird er gefahren und dann stehen gelassen? also, ich will sagen, ich finde keinen zugang zu der geschichte. und auch nicht zu deiner frage in diesem zusammenhang. glück hat so viele facetten, es kann auch trauer und schmerz sein. ein augenblick, ein seufzer nur. es kommt immer auf das empfinden des einzelnen an. vermuten, ob ein anderer glücklich ist oder nicht, ist wohl nicht sinnvoll. was weiß ein mensch schon wirklich von einem anderen. aber die frage nach dem glück im allgemeinen finde ich gut, denn es bewegt die menschem vom menschsein an und wird es wohl bis zum ende des menschseins. ist also ein unerschöpfliches thema zum philosophieren.
gruß von rosmarin  
rosmarin  -  19.11.06 12:11

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  Bin wohl heute ein wenig schusslig. Hinter provokativ kommt noch das Wort "Schlussfolgerung".
CC  
CC Huber  -  19.11.06 11:46

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  Hallo Holger,
das ist wohl eine traurige Geschichte mit einer, für mich wenigstens, äußerst ironischen und provokativ.
Zu der Geschichte insgesamt. Was ist Glück überhaupt?
LG
Christa  
CC Huber  -  19.11.06 11:37

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Interessante Kommentare

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