Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Homo Faber      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 15. November 2006
Bei Webstories eingestellt: 15. November 2006
Anzahl gesehen: 2197
Seiten: 2

„Hier sind wieder einige Bewerbungen eingetroffen“, sagte Peterssen.

„Und was Gescheites dabei?“, fragte Geizinger.

„Nun ja, hier ist einer, der hat in Bonn studiert, Abschluss „sehr gut“, zuvor Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondent für die Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch, ebenfalls mit „sehr gut“ abgeschlossen, zahlreiche Praktiker, zwei Auslandsemester in Spanien verbracht und ein halbjähriges Praktikum in England absolviert. 28 Jahre alt.“

„Ja, das hört sich wirklich gut an, aber sollen wir nicht doch lieber eine Frau einstellen?“, fragte Geizinger. „Es reicht ja, wenn sie halb so qualifiziert ist, sie muss ja nur gut aussehen, ist einfach besser für die Kundschaft.“

„Ja, aber da ist nichts dabei“, sagte Peterssen.

„So ein Mist, dass wir die Schwarz nicht mehr haben. Die konnte zwar nichts, aber die hat die Kunden förmlich angezogen“, fand Geizinger.

„Ja, aber dann dachte deine Frau, du hättest ein Verhältnis mit ihr und du musstest sie rausschmeißen“, wies Peterssen ihn darauf hin.

„Ja, so ´n Mist auch. Vielleicht wäre es besser, wenn wir doch keine Frau mehr einstellen, zumindest keine, die so gut aussieht, will ja meine Ehe nicht ruinieren.“

„Hier ist eine, die hat fast genauso gute Qualifikationen wie dieser Typ, bei der würd deine Frau auch nicht misstrauisch werden“, erwähnte Peterssen.

„Ja? Zeig mal her!“

“Eh, nee, besser nicht!“ Peterssen versteckte die Bewerbung hinter seinem Rücken.

„So schlimm?“, fragte Geizinger. Peterssen nickte grinsend.

„Na los, nun zeig schon her.“

Peterssen gab ihm die Bewerbung. Geizinger zog eine Miene.

„Oh oh oh, nee, die können wir nicht einstellen, unmöglich, die verscheucht uns ja alle.“

„Eben“, meinte Peterssen.

„Nun gut, aber lasst uns den Typ erst mal fragen, was er für Gehaltsvorstellungen hat. Wenn die in Ordnung sind, können wir ihn ja einstellen“, entschied Geizinger. Peterssen nickte.

So nahm Geizinger das Telefon und wählte die Nummer des Bewerbers.

„Ja, Geizinger mein Name, von Peterssen und Geizinger GmbH & Co KG, sprech ich dort mit Herrn Winners? ... Sehr gut, wir haben Ihre Bewerbungsunterlagen durchgesehen, das sieht wirklich viel versprechend aus, aber eine Frage hätten wir vorab zu Ihrer Gehaltsvorstellung… Nun ja, da müssen wir noch mal drüber nachdenken und wir melden uns dann bei Ihnen…Ja, Wiederhören.
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“ Er legte auf.

„Und was sagt er?“, fragte Peterssen.

„1500“

„Vergiss es!“

„Ja, der Meinung bin ich auch, ich würd sagen, wenn wir nichts Passendes finden sollten, können wir ja noch mal mit ihm reden und ihm unsere Gehaltsvorstellungen vorschlagen.“

Peterssen war einverstanden.

Das Telefon klingelte. Geizinger ging dran. „Peterssen und Geizinger GmbH & Co KG, hier Geizinger.“

Er hörte einen Moment zu. Petersson sah interessiert herüber.

„Ja, das klingt ja schon mal ganz gut, was wären denn so Ihre Gehaltsvorstellungen? … Nun hätten Sie vielleicht die Möglichkeit uns Ihre Bewerbung noch heute per E-mail zu schicken? Mit Lichtbild? … Ja, wunderbar … Wir melden uns dann.“

„Eine Frau also, wenn du schon nach dem Lichtbild fragst?“, stellte Peterssen fest.

„Natürlich.“

„Und ihre Gehaltsvorstellungen?“

„Genauso wie bei dem Typ. Aber erstmal ihre Bewerbung ansehen.“



„Ihre Bewerbung ist angekommen“, rief Peterssen nach einer Weile. Geizinger eilte zu ihm an den PC, während Peterssen die Mail öffnete.

„Sie sieht ja noch besser aus als die Schwarz“, stellte er fest.

„Ja, da hast du recht“, bestätigte Peterssen. Das Bewerbungsschreiben sowie den Lebenslauf und die Zeugnisse sahen sie sich erst gar nicht an.

„Da würden uns wieder die Kunden ins Haus laufen. Aber dann würd meine Frau mir nachher wieder ein Verhältnis unterstellen.“

„Und meine mir nachher auch noch.“

„Ich hab eine Idee“, sprach Geizinger. „Wir stellen beide ein, aber sie nur halbtags, es reicht ja, wenn sie vormittags hier ist, nachmittags kommt ja sowieso kaum ein Kunde vorbei und unsere Frauen kriegen nichts von ihr mit.“

„Ja, die Idee ist gut, aber dann müssten wir noch mal dringend mit dem Typ über seine Gehaltsvorstellungen sprechen.“

„Ich ruf ihn sofort an“, meinte Geizinger und ging ans Telefon.

„Herr Winners? Hier noch einmal Geizinger, wir müssten noch mal über Ihre Gehaltsvorstellungen reden.
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Sie dachten ja an 1500? … Nun, würden Sie uns auch 2500 im Monat zahlen, wenn wir Sie einstellen? … Ja? Sehr gut, dann freuen wir uns, Sie in unserer Firma begrüßen zu dürfen.“
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Punktestand der Geschichte:   2
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Kommentare zur Story:

  Wenn Du es als Satire verstanden haben willst, solltest Du Deinen "gleichgültigen" Beobachtungsposten aufgeben und den Finger direkt und mit etwas Druck auf die Wunde legen. Denn so ist es als Satire viel zu brav.
Sei doch mal so richtig frech!
LG
Christa  
CC Huber  -  16.11.06 17:09

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Hallo,

einige (natürlich nicht alle) arbeitgeber achten bei der personalauswahl leider mehr auf das optische der bewerber als auf deren qualifikation, so wie die beiden prot bei der letzten bewerberin nur auf das foto achten und sie deshalb einstellen wollen, obwohl sie nicht einen einzigen blick auf ihre bewerbungsunterlagen geworfen haben, ihnen war es also egal, ob sie von ihrer ausbildung und berufserfahrung überhaupt qualifiziert für die stelle war. Und andere, die nicht so attraktiv sind, aber dafür hart für ihre ziele gearbeitet haben und wirklich gut sind, müssen sich hinten anstellen. Letztendlich soll es allgemein darum gehen, dass viele firmen ihre mitarbeiter mehr subjektiv auswählen. Und so etwas ist einfach traurig. Da mich das thema beschäftigt, hab ich daraus mal eine geschichte gemacht.
Was den schluss betrifft, auf die idee bin ich gekommen, als ein kommilitone neulich scherzhaft meinte, dass es wohl irgendwann mal soweit kommt, dass wir die arbeitgeber dafür bezahlen müssen, um bei ihnen arbeiten zu dürfen.
Ich wollte den text eigentlich auch unter satirisch posten, aber kann man nachträglich leider nicht mehr ändern.  
Homo Faber  -  16.11.06 11:13

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  So ganz verstehe ich diese Geschichte nicht und das Klischee von "gutaussehender" Sekräterin und "Geliebte vom Chef" sowie die Gleichung "Hässlich ist fleißig und ungefährlich" ist ausgelutscht und abgedroschen. Und der Schluß ist etwas merkwürdig, ich komme nicht hinter den Sinn des Ganzen.
LG
Christa  
CC Huber  -  15.11.06 16:27

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Hallo, besonders die letzte strophe gefällt mir. Wäre das leben nur schön und man hätte alles, wäre man auch nicht glücklich. lg Holger

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