Liebe auf den zweiten Blick   28

Romane/Serien · Romantisches

Von:    Profil gelöscht      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 30. August 2006
Bei Webstories eingestellt: 30. August 2006
Anzahl gesehen: 1942
Seiten: 10

„…aussitzen und an der nächsten langen Seite eine doppelte Schlangenlinie geritten!“, hallten die Anweisungen unserer Reitlehrerin durch die Halle. Wir, das waren Andreas und ich, ritten im Reitverein am Ende unserer Stadt. Wir übten gerade für unsere Prüfung, die in zwei Wochen stattfinden sollte.

„Andreas, du musst dich mehr aufrichten! Mach dein Kreuz gerade! April, reite Xenia ruhiger. Sie rennt dir sonst auf Antina drauf!“

Ich nahm die Zügel etwas an und machte mich schwer im Sattel, so dass der richtige Abstand wieder hergestellt war.

Nach eineinhalb Stunden Training spürte ich meinen Hintern kaum noch. Ich saß im Jugendraum und trank eine Cola, als Andreas dazu kam. Ich konnte ihn nicht ausstehen. Er tat immer so, als wüsste er alles im Umgang mit Pferden, vergaß aber dann die einfachsten Kleinigkeiten wie Gamaschen und Ausbinder. Er holte sich ebenfalls eine Cola, aber bevor er etwas sagen konnte, klingelte glücklicherweise mein Handy. Es war Eva, meine beste Freundin. Ganz nebenbei war sie auch noch so etwas wie eine Prinzessin, auch wenn man es ihr nur schwer ansah. Sie hielt nichts von dem ganzen „schnöden Rumgehampel“, wie sie es nannte. Und man konnte sie zur Weißglut bringen, wenn man sie mit „euer Hoheit“ ansprach. Was mir gelegentlich rausrutschte… Unbeabsichtigt, versteht sich.

„Was gibt’s, Eva?“, fragte ich und ging ein paar Schritte zum Fenster, damit Andreas nicht alles mithören konnte.

„Wie war die Stunde? War dieser blöde Angeber auch da?“

„Anstrengend, aber gut. Und ja, er war auch da. Aber deswegen hast du doch nicht angerufen. Oder?“, bohrte ich nach.

„Ja. Na ja es ist so. Das mit Kino wird heute Abend nichts, ich muss auf so ein blödes Bankett. Wenn ich mich noch einmal wegschleiche, bekomm ich rießen Ärger! Tut mir Leid!“

„Oh. Ja, versteh schon. Macht ja nichts, dann eben ein anderes Mal!“

„Gut, danke. Sorry, ich muss auflegen! Tschau!“

„Tschau!“

„Was ist denn nichts geworden?“, fragte Andreas neugierig.

„Es geht dich zwar nichts an, aber ich wollte mit einer Freundin ins Kino – sie hat abgesagt. Jetzt weißt dus, zufrieden?“, antwortete ich ein wenig zu schnippisch. Ihm war das anscheinend auch aufgefallen, denn er meinte:

„Entschuldige wenn ich etwas Falsches gesagt habe.
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Ich wollte mich nicht einmischen.“

Hatte er sich gerade tatsächlich entschuldigt? Aber bevor ich etwas sagen konnte, war er schon zur Tür draußen.

Andreas hatte es tatsächlich geschafft, dass ich mir auf dem Heimweg Gedanken darüber machte, ob ich nicht doch etwas zu heftig reagiert hatte. Bis mir einfiel, wie er sich immer aufführte. Dann waren jegliche Schuldgefühle vergessen.

Mein älterer Bruder und ich waren allein daheim, als ich vom Reitstall nach Hause kam. Er war 19, vier Jahre älter als ich. Er hätte Eva und mich heute Abend ins Kino fahren sollen. Aber da daraus ja nichts wurde und wir nicht wussten, was wir mit der neu gewonnenen „Freizeit“ anstellen sollten, schauten wir eine DVD.



„Erläutern Sie anhand des Beispiels A), welche Folgen der ständige Alkoholkonsum auf Minderjährige hat.“

Ausgerechnet heute schrieben wir einen Deutsch-Test und ich hatte mir meine Arbeitsblätter nicht einmal angeschaut. Meine Eltern drohten mir schon, dass ich mit dem Reiten aufhören musste, wenn sich meine Noten nicht verbesserten. Irgendetwas musste ja hängen geblieben sein. Ich wollte gerade zum Schreiben ansetzen, da flog ein Zettel zu mir. Es waren lauter Stichpunkte für die Lösungen darauf. Ich drehte mich zu Eva um, aber sie zwinkerte mir nur schnell zu und schrieb dann schnell weiter, bevor es jemand bemerkte. Gut, dass sie mich in und auswendig kannte. Dank Evas Lösungen war der Test ein Klacks und ich ging mit einem relativ gutem Gefühl und dem Entschluss, endlich mehr für die Schule zu tun nach Hause.

Andreas und ich sollten heute wieder für die Prüfung trainieren. Sechs Mal die Woche waren wir am Reitstall zum reiten, lernen und Pferde pflegen. Weswegen ich ihn trotzdem nicht mehr leiden konnte. Leider vernachlässigte ich dadurch etwas die Schule und meine Freunde.

„April!“ Ich drehte mich um und wartete auf Eva, die auf mich zu rannte.

„Hey! Was gibt’s?“, wollte ich wissen.

„Ich war doch gestern auf diesem Bankett. Und da hab ich mit so einem jungen Prinzen getanzt. Der würde total gut zu dir passen! Ich hab mich noch ein bisschen unterhalten, soviel ich weiß hat er keine Freundin.“, verkündete sie mit strahlenden Augen.
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Eva konnte es wieder mal nicht lassen mich zu verkuppeln! Das tat sie immer, wenn sie der Meinung war, ich wäre endlich mal reif für einen Freund.

„Eva! Findest du ich habs so nötig? Außerdem hätte ich sowieso keine Zeit für einen Freund. Ich muss jeden Tag zum Stall und trainieren.“

„Ach das sind doch alles nur faule Ausreden!“

„Nur weil du schon ewig mit Michael zusammen bist, brauch ich doch nicht unbedingt einen Freund!“, verteidigte ich mich. Eva fing wieder an:

„Ach komm schon! Du sollst doch nur mal mit auf so einen Ball. Vielleicht kommt ihr dabei ins Gespräch…“

„Meinst du ich darf da einfach so mit?“, überlegte ich skeptisch.

„Klar, warum denn nicht? Ich glaube kaum, dass jemanden auffällt das du nicht adelig bist. Die sind sowieso mit ihren eigenen Dingen beschäftigt.“, erklärte sie mir.

„Hmm, na gut. Vielleicht.“, sagte ich ihr, damit sie endlich Ruhe gab. Manchmal konnte ihr ewiges Gerede um einen Freund für mich schon nerven, aber irgendwo hatte sie auch Recht. Eigentlich war das ja gar keine so schlechte Idee, vielleicht gefiel mir dieser Typ sogar. Wer weiß…

„Du Eva, sei mir nicht böse, aber ich muss los. Um halb drei soll ich schon wieder am Stall sein.“

„Ach so. OK. Telefonieren wir heute Abend?“, fragte sie.

„Ja, ich ruf dich an wenn ich daheim bin.“, antwortete ich ihr.

„Gut. Tschau.“

„Tschau.“ Ich beeilte mich nach Hause zu kommen, da ich schon etwas spät dran war.

„Hey, Mama!“, rief ich ihr im vorbeigehen in die Küche zu.

„Hallo! Ich hab dir etwas von heute Mittag warm gemacht.“

„Sorry, ich habe keine Zeit! Ich muss gleich weiter.“, keuchte ich während ich mir meine Reithose anzog.

„Du gehst nicht weg, bevor du was gegessen hast!“, schimpfte sie.

„Aber…“, wollte ich einwerfen.

„Kein aber! Du bist gestern schon ohne etwas zu essen gegangen. Sonst fällst du mir noch vom Pferd!“

„Na gut. Wenn es unbedingt sein muss!“, maulte ich. Widerwillig setzte ich mich an den Tisch und schlang förmlich meinen Teller mit Nudeln hinunter.

„Jetzt schling doch nicht so! Du hast doch Zeit.
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„Hab ich eben nicht! Ich muss in zehn Minuten am Stall sein.“, sagte ich mit vollem Mund. Ohne dass sie noch etwas dagegen sagen konnte, stand ich auf, räumte meinen Teller brav in die Spülmaschine und verabschiedete mich mit einem schnellen „Tschüss“.



Scharf bremste ich auf der Einfahrt des Hofes. „´tschuldigung. Meine Mutter hat mich nicht eher raus gelassen.“

„Hi April!“, grüßte Andreas.

„Hallo!“ „Ich hab dir Xenia schon rausgeholt.“

„Oh, danke.“, antwortete ich verwundert. Wow, er konnte tatsächlich nett sein. In Windeseile putzte ich mein Pferd und schon ging es los.

Die Stunde war hart. Wir hatten verschiedene Bahnfiguren in Schritt, Trab und Galopp geübt, waren über am Boden liegende Stangen getrabt und hatten sogar zwei kleine Sprünge gewagt. Nachdem ich Xenia versorgt hatte, ging ich in die Sattelkammer um ihr Zaumzeug wegzuräumen. Dummerweise übersah ich einen Putzkasten, der unachtsam stehen gelassen worden war, stolperte und fiel hin. Andreas, der gerade reingekommen war, fragte:

„Alles OK? Komm, ich helfe dir auf.“

Ich lag noch ganz verdattert auf dem Boden, wollte aufstehen, spürte aber einen leichten Stich im Fuß. Ich autschte leicht und Andreas kniete sich zu mir hinunter.

„Zeig mal her.“, meinte er mitfühlend.

„Das geht schon. Ich kann aufstehen!“, versicherte ich ihm. Ich hatte schließlich auch meinen Stolz konnte mich aber dennoch nicht aufrichten. Kurzerhand hob er mich mit beiden Armen hoch und trug mich zu einem Hocker, hinten in der Sattelkammer.

„Was hast du vor?“, wollte ich wissen. Andreas antwortete:

„Ich werde mir deinen Fuß mal ansehen.“ Und schon hatte er mir vorsichtig meinen Stiefel ausgezogen und meinen Fuß sachte abgetastet. War er etwa verrückt geworden? Ich wusste gar nicht, dass er sich mit so etwas auskannte.

„Es dürfte eigentlich nicht mehr lange wehtun. So weit ich das erkennen kann, hast du dir nichts getan. Aber ich bin natürlich kein Arzt.“, meinte er mit einem Zwinkern.

„Ähm… danke.“, stammelte ich.

Es entstand eine längere Pause, in der keiner von uns ein Wort sagte, wir uns aber lange in die Augen blickten.
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Er hatte umwerfende Augen! Das war mir vorher noch nie aufgefallen. Ich verstand die Situation im Moment nicht. Ich konnte Andreas doch nicht ausstehen und jetzt saß ich hier und er kniete vor mir und noch dazu herrschte diese komische Stimmung. Ich machte Anstalten aufzustehen, aber dazu kam ich nicht, denn Andreas Hand schob sich an meinen Nacken.

Er zog mich langsam zu sich heran und küsste mich zärtlich. Ein heftiges Kribbeln machte sich in meinem Magen breit und mein Herz schlug schneller. Wieder aus meiner Trance erwacht, öffnete ich die Augen und sah Andreas an.

Mir war die ganze Situation schrecklich peinlich. Wut kam in mir hoch, weil er mich so überrumpelt hatte. Ich stand auf und verpasste ihm einen ordentlichen Schlag auf die Wange und ging. Die Schmerzen waren natürlich längst vergessen! Das war nun wirklich nicht die feine Art gewesen mich so zu überrumpeln! Und überhaupt, ich dachte wir können uns nicht leiden! Er war doch nicht etwa in mich verliebt? Oder er wollte mich nur ärgern! Bestimmt, so musste es gewesen sein. Immer noch wütend, aber wesentlich verwirrter stieg ich aufs Fahrrad um schnellstmöglich hier wegzukommen. Nachdem ich erst einmal wie der Teufel in die Pedalen getreten hatte, wurde ich langsamer. Mein Verstand schaltete sich wieder ein. Ein wenig hatte ich mich beruhigt, aber mein Atem ging immer noch heftig vom schnellen fahren. Ich müsste lügen, wenn ich sagte ich war nicht verwirrt, ich war komplett durcheinander! Zuhause angekommen traf ich Unerwartetherweise auf meinen Bruder, Patrik.

„Hey Kleine! Was machst du denn schon da?“, begrüßte er mich.

„N… nichts. Ich bin eben schon früher da.“, stammelte ich.

„Den Zeitpunkt, an dem du freiwillig früher aus dem Stall kommst, will ich erst mal erleben!“, meinte er sarkastisch, „War irgendwas? Du siehst verwirrt aus.“

„Nein. War nichts. Alles OK. Ich bin in meinem Zimmer.“

Und schon war ich durchs Wohnzimmer gehuscht und rauf in mein Zimmer verschwunden, damit er mich nicht noch weiter löchern konnte. Um etwas abzuschalten wollte ich Musik hören, aber als ich das Radio anschaltete und mir die Klänge von „Bed of Roses“ von Bon Jovi ins Ohr drangen, stiegen mir Tränen in die Augen. So eine schöne Liebeserklärung!

Oh je! Liebeserklärung… Eigentlich war das ja nur ein Kuss gewesen.
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Nach langem Überlegen beschloss ich mich Andreas gegenüber so zu verhalten wie immer. Ich ignorierte ihn so gut es ging. Was allerdings gar nicht so einfach sein sollte wie gedacht.

Immer wenn ich der Meinung war, Andreas wollte mit mir reden, versteckte ich mich irgendwo. Was ihm mit der Zeit natürlich auch auffiel.



„April! Hallo? Bist du wach?“, wollte Eva wissen.

„Was? Hast du etwas gesagt?“, murmelte ich.

„Ich hab dich gefragt, ob du jetzt dieses Wochenende mit auf dieses Bankett gehst.“, wiederholte sie genervt. Eigentlich hatte ich ja überhaupt keine Lust, aber andererseits lenkte mich das vielleicht etwas ab.

„Ja! Ich geh mit!“, sagte ich bestimmt. Ich hatte Eva noch nichts vom dem Kuss erzählt, deswegen fragte sie verwundert:

„Bist du dir sicher?“

„Ja, ich war mir noch nie in meinem Leben so sicher!“ Nach einer längeren Pause meinte ich dann doch:

„Ähm Eva? Du hast doch bestimmt ein Kleid für mich, oder?“

„Logisch!“ Sie strahlte übers ganze Gesicht. Damit hatte sie nicht gerechnet, aber warum nicht? Es gibt ja schließlich für alles ein erstes Mal!

„Wollen wir noch ins Eiscafé?“, fragte Eva.

„Ja, gern. Da waren wir auch schon ewig nicht mehr!“

„Meinst du dieser süße Kellner ist noch da?“ Wir beide mussten lachen.

Das letzte Mal als wir im Eiscafé waren, war dort ein neuer Kellner gewesen, mit dem wir heftig geflirtet hatten. Keine von uns war ernsthaft an ihm interessiert, aber ein bisschen Spaß schadet niemandem. Es wurde ein super lustiger Nachmittag und ich vergaß sogar meine Sorgen für einen Augenblick. Und ich freundete mich mehr und mehr mit dem Gedanken an, dem öden Alltagstrott durch diesen Ball zu entkommen.



„Mum! Muuuuuum!“, rief ich durchs Haus. „Mum, wir müssen los! Wir sind jetzt schon zu spät und ich muss mich bei Eva noch umziehen!“

„Ist ja gut. Von mir aus können wir los.“ Das war wirklich so typisch für meine Mutter! In der letzten Minute losfahren und noch alle Zeit der Welt haben.

„Und sei ja anständig und mach bloß keinen Ärger!“, trichterte mir Mum kurz vor dem Aussteigen noch ein, „Du willst schließlich einen guten Eindruck hinterlassen.
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Ja klar. Als würde ich immer Ärger suchen! Wir waren gerade durch das elektronische Haupttor gefahren. Hinter uns klapperten noch die beiden Torhälften zusammen.

„Ja, Mum. Ich werde mich schon benehmen, bin ja schließlich kein Kind mehr.“, antwortete ich genervt. Mit einem schnellen Kuss auf die Wange verabschiedete ich mich von ihr und stieg die riesige Treppe zum Hauptgebäude hinauf. Jedes Mal wenn ich zu Eva ging, musste ich mir das Lachen verkneifen, wenn der Butler stocksteif die Tür öffnete.

„Mensch April! Na endlich!“, rief Eva und eilte mir entgegen.

„Tut mir Leid. Meine Mutter hatte wie immer die Ruhe weg.“, entschuldigte ich mich.

„Versteh schon. Wir müssen uns nur ein bisschen beeilen. Komm, ich zeig dir dein Kleid.“, antwortete Eva.

Wir gingen eine riesige Treppen hinaus, die sich nach der Hälfte teilte. Auf der rechten Seite traten wir durch eine Flügeltür. Hinter dieser warteten schon zwei Personen, die anscheinend für die Harre und das Make-up zuständig waren. Ich wunderte mich jedes Mal aufs Neue über den Luxus, den Eva genoss. Sie verschwand in einem kleinen Nebenzimmer und kam kurz darauf mit einem wunderschönen, hellblauen, langen Kleid auf dem Arm herein. Mir blieb die Luft weg. Es war wirklich atemberaubend.

„Hier, bitte.“, meinte Eva und hielt mir das Kleid hin.

„Das ist für mich?“, hauchte ich. Sie antwortete lächelnd:

„Aber natürlich! Und jetzt beeil dich! Wir sind spät dran.“ Von da an ging alles ziemlich hektisch zu. Jemand pinselte mir im Gesicht herum, während ein anderer an meinen Haaren herumfummelte. Mir war schleierhaft, wie Eva das jedes Mal aushalten konnte.

In der Limousine sagte keiner ein Wort. Eva saß mir gegenüber und verdrehte nur genervt die Augen. Es war eine recht komische Stimmung, ob das immer so war? Ich hatte bisher nicht viel mit Evas Eltern zu tun gehabt.

Wir wurden langsamer als wir um die Ecke bogen und vor einem noch gigantischeren Haus, als dem von Evas Familie, hielten. Ich staunte nicht schlecht als die Autotür aufging. Dutzende Limousinen fuhren, so wie unsere eben, vor, ließen die Insassen aussteigen und machten sich dann auf den Rückweg.
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Eva stupste mich leicht mit dem Arm und meinte:

„Na komm oder willst du hier stehen bleiben?!“ Unwillkürlich musste ich lächeln.

„Ich komm ja schon!“

Es war der Wahnsinn. Ich war vorher noch nie auf einem Ball gewesen und hatte deswegen auch keine Erwartungen, aber wenn ich irgendwo tief in mir drin doch welche gehabt hatte, so wurden alle übertroffen.

In einer riesigen Halle standen kleine, runde Tische um eine Tanzfläche. An den Tischen hatten immer vier Leute Platz. Vor dem Tanzbereich war eine Bühne, auf der eine Kapelle spielte. Evas Eltern, Eva und ich gingen zu einem Tisch in Der Nähe der Bühne. So konnten wir so ziemlich den ganzen Saal überblicken. Kurz nachdem wir uns hingesetzt hatten kam auch schon ein Kellner und fragte:

„Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?“ Evas Vater antwortete:

„Für meine Frau und mich eine Flasche Pommery und für die beiden jungen Damen jeweils Orangensaft, bitte.“

„Sehr wohl, Sir.“ Und schon machte er sich auf den Weg. Es folgte eine Ansprache von irgendeinem Herzog-vor-Was-Weiß-Ich und damit war der Ball eröffnet. Jetzt tummelten sich auf der ganzen Tanzfläche Paare. Eva flüsterte mir ins Ohr:

„Komm, wir gehen auch tanzen. Immer noch besser als hier rumzuhocken.“ Sie packte mich am Handgelenk, verabschiedete sich mit einem kurzen „Wir gehen tanzen“ von ihren Eltern und schon standen wir mitten im Gedrängel. Eva und ich tanzten gerade einen Wiener Walzer als ein junger Herr mich von hinten an der Schulter antippte.

„Darf ich?“, fragte er mich mit einem Lächeln, das seine blitzweißen Zähne zum Vorschein brachte. „Aber natürlich.“, meinte ich höflich und ließ ihn mit Eva tanzen. Ich stellte mich an den Rand der Tanzfläche und guckte den einzelnen Paaren zu.

Die Frauen trugen allesamt wunderschöne Kleider. Eins schöner und Glamouröser als das andere. Sie Stimmung war einzigartig, aber nach einer Weile wusste ich nicht mehr wo ich hinsehen sollte. Ich hatte gerade beschlossen zurück zu unserem Tisch zu gehen als Eva wieder zu mir kam. Hinter ihr ging ein Gutaussehender, junger Mann her, der mir irgendwie bekannt vorkam.
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Eva strahlte:

„April! Hier bist du! Das ist der Sohn von Lord Fundlerroy, Andreas Fundlerroy.“

Mir klappte schlagartig die Kinnlade herunter. Jetzt fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Natürlich kam mir dieser Typ bekannt vor! Es war Andreas. Der Andreas, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte. Der Andreas, über den ich mich jedes mal beim reiten fürchterlich ärgerte. Eva plapperte fröhlich weiter, ihr schien gar nicht aufzufallen wie geschockt ich war.

„… und das ist meine beste Freundin April Harrison.“, stellte sie mich vor.

Entweder Andreas erkannte mich nicht, da ich zur Abwechslung mal keine Reithose trug oder er war ein perfekter Schauspieler. Er beugte sich vor, nahm meine Hand und hauchte mir einen Kuss darauf. „Es freut mich sehr.“

Ich spürte, wie ich rot wurde.

„Darf ich?“, fragte er und zog mich, ohne eine Antwort abzuwarten, auf die Tanzfläche. Mein letzter verzweifelter Blick entging Eva. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Erkannte er mich wirklich nicht? Trotzdem musste ich sagen, dass Andreas ein sehr guter Tänzer war. Zusammen schwebten wir über das Parkett und ich vergaß sogar für einen Moment mit wem ich tanzte, aber eben nur für einen Moment…

„April…“, begann er als wir gerade näher zusammenrückten, weil ein langsames Stück gespielt wurde, „ich muss dir etwas sagen.“

Ich wollte etwas einwerfen, aber Andreas ließ mich nicht zu Wort kommen.

„April ich habe mich in dich verliebt. Es tut mir so Leid das ich immer so ekelhaft zu dir war. Ich wollte nur verhindern, dass du etwas merkst.“

Na, das ist ihm ja gelungen!

„Und dann in der Sattelkammer… da wollte ich es dir schon sagen, aber du warst so schnell weg. Ich musste dich einfach küssen… Du gehst mir nicht mehr aus dem Kopf! Ich muss ständig an dich denken!“, gestand er.

Ich blieb stehen. Ließ ihn los. Konnte nicht mehr weiter tanzen. Das war zuviel gewesen, damit hatte ich nun doch nicht gerechnet. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wollte losrennen, wäre dabei aber fast über mein Kleid gestolpert und der Länge nach hingefallen. Nachdem ich mich gefangen hatte, raffte ich mein Kleid und rannte hinaus, durch die große Flügeltür auf den Balkon.
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Ich war so durch den Wind das ich das Schild „Betreten Verboten“ übersah, das an der Wand neben der Tür hing. Zwar wunderte ich mich, das die Glastür etwas schwerer zu öffnen ging als gedacht, aber es kümmerte mich nicht weiter. Hoffentlich hatte keiner der Anwesenden etwas mitbekommen, aber sie schienen mit sich selbst beschäftigt zu sein. Was mir nur Recht sein konnte. Ich sackte auf dem Boden zusammen und kauerte mich in eine Ecke. Ich verstand die Welt nicht mehr. Der Junge, den ich eigentlich nicht ausstehen konnte, hatte mir gerade gestanden, dass er sich in mich verliebt hatte. Ein leises Schluchzen durchfuhr mich als ich Schritte hörte. Vorsichtig hob ich den Kopf und erkannte Andreas, der mich mit einem sorgenvollen Blick ansah. Ich stand auf, drehte mich von ihm weg und wischte meine Tränen ab. Andreas hatte sich ziemlich nah hinter mich gestellt, hatte die Hände auf meine Schultern gelegt und so drehte ich mich ruckartig um.

Seine braunen Augen blickten mich warm an. Mein Herz raste, als wolle es einen neuen Weltrekord aufstellen und ich wich einen Schritt zurück. Trotzdem kam Andreas immer näher und näher, so dass ich weiter zurückweichen musste. Ich stand gefährlich nähe am Geländer, noch weiter zurück konnte ich nicht.

„April…“, begann er. Ich versuchte noch weiter zurück zu weichen und drückte mich so nah wie möglich an das Geländer. Ich hörte Stein bröckeln. Verwirrt wollte ich mich umdrehen, kam aber nicht mehr dazu.

Das Geländer brach unter mir zusammen. Andreas konnte noch einen Schritt zurückspringen, aber ich baumelte in der Luft. Ich konnte mich noch gerade so mit einer Hand festhalten, drohte aber abzurutschen. Hätte Andreas mich nicht im letzten Moment festgehalten und mich hinaufgezogen, wäre ich gefallen. Durch den Schwung fielen wir beide rückwärts um und ich lag zitternd auf Andreas. Beruhigend nahm er mich in den Arm und streichelte mir über den Oberarm.

„Geht’s dir gut? Hast du dir wehgetan?“, fragte er besorgt.

Ich hob den Kopf und nickte stumm. Es entstand keine lange Pause und mein Herz pochte so laut, dass ich fürchtete es würde auf meiner Brust springen.

„April? Ist wirklich alles in Ordnung?“ Andreas war ehrlich besorgt. Der Klang seiner Stimme bewegte mich zum antworten.
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„Ja, es geht. Bin nur etwas durcheinander. Ich…“, weiter kam ich nicht. Andreas hatte seine Hand um meine Schultern gelegt und mich zu sich gezogen.

„Du bist das einigste Mädchen für mich.“, flüsterte er und seine Lippen berührten sanft die meinen.

Das Wirrwarr in meinem Kopf verschwand langsam und ich spürte, wie mein Herz immer schneller schlug. Meine Zweifel waren verschwunden, ich glaube, ich hatte mich verliebt...
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Kommentare zur Story:

  Hallo Petra!
Dankeschön für deinen Kommentar, war sehr hilfreich!
Ich werd mich mal dransetzen und das überdenken was du gesagt hast.
Ich hab im Moment sehr viel zu tun, deswegen werd ichs wahrscheinlich nicht sofort schaffen.
Wollte nur das du weißt das ich deinen Kommentar gelesen habe und deine Vorschläge umsetzen will :)
LG midnight  
   Profil gelöscht  -  17.03.09 16:44

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  So, jetzt habe ich mir deine Geschichte zu Gemüte geführt. Kannst du Kritik vertragen? Es wäre schön, wenn du noch im Nachhinein ein paar Absätze in den Text bringen würdest. Das liest sich dann nämlich besser. Der Text an sich ist gut und flüssig geschrieben. Auch die Idee ist süß. Was mich nur ein klein wenig stört, ist die Tatsache, dass deine Protagonistin mit einer echten Prinzessin befreundet ist. Prinzen und Prinzessinnen begegnen einem nur äußerst selten. Könntest du das vielleicht näher erklären? Ansonsten lädt deine kleine romantische Geschichte zum Träumen ein. Ich finde das gut. Unsere Welt ist so kalt. Warum sollten wir nicht auch ein wenig träumen dürfen?  
   Petra  -  15.03.09 21:54

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  He, Liebe und so interessiert mich eigentlich sehr. Werde mal deine Geschichte lesen.  
   Petra  -  15.03.09 12:40

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Dankeschön ihr zwei!
(auch wenns ein bisschen spät kommt)  
   Profil gelöscht  -  15.03.09 11:46

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  Ja, midnight! So ist es!  
   Sommertänzerin  -  30.06.08 16:39

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  also, beste freundin, da du mir ja kein wort sagst,dass du was veröffentlichst muss ich des selbst rausfinden und selbstverständlich kommentieren! du weißt ja dass ich deine geschichte super find!
hdgggggggggggggggggggggggggggsmüdl  
Summer Peach  -  30.08.06 20:51

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