Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    ThiloS      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 6. Dezember 2005
Bei Webstories eingestellt: 6. Dezember 2005
Anzahl gesehen: 7305
Seiten: 2

Irgendwie sehen die Jungs alle gleich aus. Knapp über Fuffzich und immer

ein blödes Hütchen auf dem Kopf, an dem 3 kleine Fasanenfedern kleben.



Den Waidmann trifft man am Häufigsten in dörflichen Kneipen, wo er sich mit

anderen Waidmännern trifft und bespricht, was sie beim letzten Wildmanöver

alles getroffen haben.



Und da geht es richtig ab. Wer je einen Frankonia-Katalog in der Hand

hatte, weiß was ich meine. Der Waidmann geht nicht einfach nur zum

Abballern von unbewaffneten Rehen, Hirschen und Wildschweinen (das nennt er

"Wildpflege und -hege"), oh nein, der Waidmann tut das mit einer

technischen Ausrüstung, die jeden KFOR-Soldaten vor Neid erblassen lassen.

Gewehre mit Nachtsichtausrüstung und Zieloptik, Entfernungsmesser und

Schwimmflügeln bei Dämmerung, Tarnklamotten, Taschenlampen und

Taschenwärmern (damit der Waidmann, wenn er besoffen vom Hochstand fällt,

wenigstens sieht, wo er aufkommt und dabei warme Hände hat) und dem

unvermeidlichen Jagdhund.



Dem Waidmann selbst fällt garnicht auf, daß er, wenn er von der "Jagd"

spricht, in Wirklichkeit "Metzeln" meint. Diese Kleinmilitaristen verbergen

ihren verdeckten Krieg gegen alles, was keine Füße hat, hinter dem Argument

des "Flurschaden verursachenden Paarhufers" und feiern ihren "Jagderfolg"

mit der angeblichen "Achtung" vor dem soeben erschossenen (der Waidmann

sagt "geschossenen") Rehbock, indem sie ihm einen Tannenzweig in den Mund

stecken und irgendeiner der Hallodris auf einem Jagdhorn "halali" bläst.

Hat das Reh echt viel davon.



Natürlich weiß jeder Waidmann auch eine Geschichte zum Besten zu geben, als

er sich 1972, nur mit einem Jagdmesser (doppelt und beidseitig geschärfte

Klinge mit Angelhaken, Klappbeil, GPS-Ortungsanlage und Lupe zum

Feuermachen) bewaffnet einem Rudel blutrünstiger Kaninchen gegenüber sah

und fetzeldischnetzel einen nach dem anderen niedermachen musste, um sein

Leben zu verteidigen.
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Der Waidmann lamentiert nun ständig über die bösen Medien, die ihm

Militarismus unterstellen und so gar kein Verständnis für seine

verantwortungsvolle Aufgabe als Waldpopulationskontrolleur haben und

beteuert, wie anstrengend die ganze Geschichte sei. Und weil´s der Waidmann

ja nur gut meint und absolut keinen Spaß am Tierkillen hat, hämmert er sich

gerne die halbierten Schädel seiner Opfer auf eine kleine Holztafel und

anschliessend an die heimische Wohnzimmerwand, das er auf diese Weise in

eine Art waldmännisches Leichenschauhaus verwandelt.



Und weil der Waidmann sich anscheinend ob seines nur halb verbrämten

Killertums schämt, hat er so eine Art Geheimsprache.. Da ist die Rede von

Rammlern, Bachen, Löffeln, Blumen und der Decke des "Wildes", das nur halb

so wild wie die Rentnerrambos ist.



Wenn also ein Waidmann sagt, daß er dem Rammler seiner Tochter die Löffel

abgeschnitten und die Decke abgenommen hat, dann heißt das nicht, daß er

seine Tochter in flagranti erwischt, sondern ihren Stallhasen in die ewigen

Jagdgründe befördert hat.



Und genauso stelle ich mir die Hölle für die lodengrünen Geländewagenfahrer

vor:

Schwerbewaffnete Hirsche mit Schnellfeuergewehren jagen die Pseudo-Militärs

durch den Wald, oder, noch schöner, Tausende von Jägern und nur ein

EINZIGER Hase, der völlig resistent gegen jede Art von Munition ist.



Nene, Jäger. Eine Klasse von CSU-Wählern für sich......
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Punktestand der Geschichte:   253
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Kommentare zur Story:

  Eine hübsche Satire, die du aus dem wahren Leben gegriffen hast. Hat mir sehr gefallen!
LG. Michael  
   Michael Brushwood  -  29.11.13 10:49

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  Ich hab' ja bisher schon diese Sippschaft (die übrigens nicht nur in der CSU zu Hause sind) auf meiner Freundesliste gehabt, aber bisher fehlte mir deine präzise Beschreibung dieser Gattung. Zwar finde ich die Geschichte überhaupt nicht witzig, aber gelungen, echt gelungen! Danke!  
   Michael Kuss  -  29.11.13 00:45

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Schöner text über die Waidmänner. Deren Vokabular ist wirklich irgendwie äh... die Blut und die Tat relativierend.

Hihi. Danke Petra, das du uns das aus der Versenkung geholt hast!  
   Killing Joke  -  01.08.09 13:11

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  Ach ja, der Jäger unser Naturfreund. Köstliche Satire. Habe mich schlapp gelacht.  
   doska  -  01.08.09 12:46

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  Herrlich wizzisch. Einfach gelungen.  
   Petra  -  11.05.09 11:51

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  Hallo, gefällt mir gut. Da schliesse ich mich Christa an. LG sabine  
sabine Müller  -  13.07.06 14:51

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  Sehr gut beobachtet und prima beschrieben.
Eine köstliche Satire!
Aber ob die wirklich alle die CSU wählen???  
Minotaurus  -  12.01.06 23:29

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Was mich bei dieser Geschichte tröstet, ist die Tatsache, daß es schon vorgekommen sein ist, daß einer der "Wildschützer" einem anderen kugeltechnisch eine verbraten haben soll. In diesem speziellen Fall wäre die Bezeichnung "Wildschützer" tatsächlich zu Recht erfolgt.
Witzig geschrieben mit einem doch ernsten Hintergrund.
LG
Christa  
CC Huber  -  06.12.05 13:16

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Interessante Kommentare

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