Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Lucy Stern      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 11. November 2005
Bei Webstories eingestellt: 11. November 2005
Anzahl gesehen: 2418
Seiten: 2

Wenn man sich einen Autoreifen einmal so betrachtet, dann fällt einem eigentlich nichts dazu ein. Außer vielleicht die Frage, warum Autoreifen immer schwarz sind und gleich im nächsten Gedanken fällt einem ein, dass dies ja auch eigentlich nicht stimmt. Damals auf unserem Schulhof lagen bunte Autoreifen.





Ganz hinten in der Ecke, wo das Regenbogengerüst stand, waren sie in wirren Anordnungen und Größen in allen möglichen Farben zu finden.



Nicht jeder durfte an die Autoreifen. Nein, nein, nur die Mädels aus der richtig coolen Clique waren dort zugelassen.



Vor allem wer auf dem roten Reifen thronte, war so etwas wie die Königin der Reifen.



Längst entfallen waren mir auch die lustigen Spiele wie Fangen auf dem Schulhof, nur wer es in einen der Autoreifen schaffte, war gesichert.





Heute haben Autoreifen für mich eher eine praktische Funktion. Vier davon befinden sich an meinem Auto und das ist auch gut so. Im Grunde mache ich mir, wenn ich es mir so recht überlege, doch mehr Gedanken um meine Autoreifen, als ich vermutete.



Schließlich frage ich mich bei Tempo 180 auf der Autobahn öfter, was wohl passiert, wenn so ein Reifen mal platzt. Glücklicherweise bleibe ich von solchen Katastrophen verschont.



Das Thema Autoreifen hat auch dafür gesorgt, dass der gute ADAC ein Mitglied mehr verzeichnen darf. Denn alleine die Vorstellung, einen Reifen im strömenden Regen zu wechseln, lässt mich zu der Überlegung kommen, ob es nicht einfach besser wäre den Wagen zu verkaufen.





Nicht das ich nicht davon überzeugt wäre, dies zu können, aber warum sollte ich? Ich bin eine Frau. Eine Bekannte nannte mich aufgrund dieser Einstellung zu Autoreifen sogar einmal eine Tussi. Was hat nun eine Tussi mit Autoreifen zu tun?



Sie war der Meinung, dass es Frauen gebe, die selbstsicher wären und alles alleine versuchen würden. Und wiederum Frauen, die Tussis, die sich mit den Wimpern klimpernd, x-beinig an den Straßenrand stellen und auf Hilfe warten.





Gut, dann bin ich eben eine Tussi und ich bin es gerne. Man könnte auch sagen, ich lebe meine Weiblichkeit im Bezug auf Autoreifen sehr intensiv aus.
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Meine Bekannte findet dieses Verhalten schändlich, ja sogar in Zügen unterwürfig. Ich finde es normal. Warum sollte ich einen Autoreifen wechseln wollen? Gibt es eine verborgene spirituelle Botschaft hinter dem Wunsch, seinen Reifen selbst zu wechseln?





Ich denke, wäre kein Mann zu Stelle und die gelben Engel grade ausgeflogen. Dann könnte ich es zumindest versuchen. Ich habe noch nie gehört, dass eine Frau einen besseren Job, einen besseren Mann oder einen schnelleren Frisörtermin bekommen hätte, nur weil sie ihre Autoreifen selber wechselt. Ist es nicht im Grunde grob fahrlässig, einfach mal so ohne tiefere Kenntnisse einen Reifen zu wechseln?



Wer weiß, ob das auch alles so seine Richtigkeit hat? Ich finde Reifenwechseln sollte auch nur der, der es gelernt hat oder wenigstens genug Kraft aufbringen kann, die Schrauben fest genug zu ziehen. Denn ein abgesprungener Reifen im Graben, mit einem kaputten Auto daneben liegend ist nicht grade das, was eine selbstsichere Frau wohl brauchen kann.





Zumal sie sich ja vorher weigerte, in den ADAC einzutreten und nun zerschunden am Straßenrand stehen muss, mit katastrophalen Nägeln, denn die hatte sie sich ja bereits beim Reifenwechsel ruiniert.





Warum also nicht gleich das Thema Autoreifen jemanden überlassen, der sich damit auskennt? Denn schließlich mussten aus den richtig coolen Reifenmädels von damals ja ausgewachsene Tussis werden und die wechseln nun mal keine Autoreifen, sondern schreiben über
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Kommentare zur Story:

  Eine Hommage an Autoreifen, endlich denkt mal wer an sie, find ich super! Ich wechsle meine Autoreifen auch nicht selbst, mein Bruder ist Mechaniker, wohnt fast um die Ecke und tauscht gerne Sommer gegen Winterreifen. Mich hat zwar deshalb noch nie jemand Tussi genannt, Fingernägel hab ich auch keine, die mir brechen könnten, trotzdem ist das irgendwie Männersache. Beim Autoklub bin ich ja sowieso. Im Notfall könnt ich sie schon wechseln, habs ja oft genug gesehen. Du hast mich echt ermutigt, so einen Wechsel mal zu wagen. Schreib weiter über so interessante alltäglichen geschlechtsspezifischen Tätigkeiten bzw. Alltagsgegenstände, an die sonst niemand denkt.
Danke für den Denkanstoß

LG Lady Aline  
Marion Lady Aline  -  10.02.06 19:51

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Kommentar von "Marie" zu "optimistischer Pessimist"

Mir gefällt es, egal, was andere denken. Auch die berschrift lockt. Gruß marie

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