Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 1. August 2005
Bei Webstories eingestellt: 1. August 2005
Anzahl gesehen: 2384
Seiten: 2

Endlich hab ich wieder Microsoft Word. Nur mit Wordpad zu arbeiten ist wie Holzfiguren mit einem Plastemesser schnitzen.



Soeben hab ich meine Schuhe ausgezogen, die Socken und meine Füße bilden ein Feuchtbiotop mit Milliarden Bakterien und ich genehmige mir zur Wordfeier/zur Einweihung ein richtig schönes Weizenbier. Natürlich bester Qualität und wunderbarstem Design.



Bei meiner letzten Lesung mit Kollegen gewissem Tissler hab ich ganz vergessen, ein Weizenbier zu trinken. Eigentlich ist das ja mein Markenzeichen. Die Leute sollen schon wissen, dass wenn irgendwo beschriebene Blätter und ein Glas Weizen zusammenstehen, ich sicher nicht weit bin. Ja, super Markenzeichen.



Dieser Herr Tissler hat es sich zum Markenzeichen gemacht, eine Armbanduhr ausgestreckt auf den Lesetisch zu legen. Dies hat er mir verraten, als auch ich meine so justieren wollte. Hab ich dann natürlich gleich sein lassen. Man sollte stille Wasser nicht reizen und man sollte schon gar nicht Brausepulver reinschütten, weil dann alles überschäumt und man letztendlich darin vergeht.



So, mein Bier ist auf, wurde angesetzt und meinen Schlund wälzt sich jetzt zuckersüßer Schaum hinunter.



Apropos Schaum. Der Mann an sich ist ja ein ganz schön instinktgesteuertes Lebewesen nicht wahr? Und es ist ja auch bekannt, dass Männer gerne mal (es gibt auch Frauen von dieser Sorte) fremdgehen, anderweitig sich verlustieren oder ihre Frauen glattweg betrügen. Ich will mich da gar nicht freisprechen, so war ich auch mal und hätte ich nicht die Frau, die ich gerade habe und eine andere, würde ich sicher nebenbei nach ihr suchen, was fremdgehen bedeuten würde. (Wie viele Kommas waren jetzt falsch?)

Trotz allem ist in einem der Drang, auch in mir. Neues Fleisch, neue Frauen, neue Körper erkunden und dann mit allen Sinnen überrennen. Doch es gibt Abhilfe gegen diese blöde Sucht/gegen diesen Instinkt. Pornos. Ja, es gibt ganz viele Filmchen, Heftchen und Geschichtchen und mit diesen Hilfsmitteln kann man in seiner Fantasie den Instinkt lassen.

So funktioniert dann auch eine Partnerschaft.



Apropos Partnerschaft. Da fällt mir eine Begegnung im Zug ein. Eigentlich war es gar keine Begegnung und eigentlich hat es auch nichts mit Partnerschaft zu tun.
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Im Grunde kann eine Überleitung auch mal missglücken und ich bin der Meinung, dass man sich deshalb auch nicht entschuldigen muss oder so.

Da saß also ein paar Plätze vor mir eine Kleinfamilie. Vater, Mutter und kleiner Junge. Kleiner Junge fing auf einmal an, dass er doch Rennsportprofi werden wolle. Natürlich mit hautengem Trikot und einem geilen Fahrrad. Als er dies geäußert hatte, atmete der Papa tief ein, tief aus und erzählte dann, dass sich die Sportler diese Trikots nach einem richtigen Rennen mit einer Schere vom Leib schneiden müssen und das dabei ziemlich oft auch in die Haut geschnitten werde. Dann offenbarte er, dass nur wenige Radrennsportler wirklich viel Geld bekommen würden, dass es bis dahin ein wirklich weiter Weg sei und man auf nichts hoffen brauche. Und als Krönung erzählte er: „Wenn dieser Jan Ullrich oder so mal hinfällt und sich irgendwas aufscheuert und der Anzug kaputt geht, geht der mit in die Wunde rein und irgendwann muss der sich unter der Dusche dann die Wunde mit einem harten Schwamm wieder aufscheuern. Sonst heilt das nämlich nicht.



Der Junge war nach diesen Erörterungen natürlich total motiviert, meinte nur noch; „Ja dann spiel ich eben weiter nur Fußball“.

Ich hörte den Vater noch tief einatmen und dann musste ich aussteigen.



Und wo wir schon bei Vater sind. So wie es aussieht, werde ich das ja bald selber. Ich freue mich ungemein und doch hat man eine tierische Angst, dass man genau so ein beschissener Vater wie dieser Zugpapi wird. Ich will immer ein lieber, verständnisvoller und zärtlicher Vater sein. Einer, mit dem man Pferde stehlen und auffressen kann. Der über eine 5 in Mathe müde lächelt, aber für eine 5 in Deutsch vergessen kann, dass er ein Mensch ist.

Ich muss mich zusammenreißen mit meinem Leben. Ich leb nicht mehr für mich allein. Und das ist mal kein Stress, sondern wunderbar.
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Kommentare zur Story:

  Hi!

Wiedermal toll! Ich hab mich dich übrigens abboniert! *lol* Aber das ist die erste wiedermal richtig gute Story seit langem. Am Anfang merkt man zwar noch, dass du dich erst wieder an das neue Word gewöhnen ;-) musst, dafür ist der Rest aber auch sau geil - Weizenbier, cool! Muss ich mir unbedingt merken... Nein, wirklich, ich habe noch kein Markenzeichen... aber das mit dem Bier ist einfach göttlich! Wie der Jim Gardener aus "Tommyknockers - Das Monstrum" von Stephen King.

Bye!  
Benedikt Behnke  -  01.08.05 19:39

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Hallo, sehr berührend. Gefällt mir gut, auch wenn es sehr traurig ist. Gruß Sabine

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