Liebt sie mich oder liebt sie sich mehr?   6

Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 2. Juni 2005
Bei Webstories eingestellt: 2. Juni 2005
Anzahl gesehen: 1766
Seiten: 3

Sie will, dass ich ihr zeige, was Zärtlichkeit ist. Sie sagt, dass es sie zu sehr anstrengt Berührungen zu geben und ihr davon die Hände wehtun. Das müsste ich einfach verstehen und vielleicht kommt das mit der Zeit ja noch. Man weiß es nicht.

Sie mag es, wenn ich sie berühre, lässt sich am ganzen Körper massieren, einölen und eincremen und wenn ich dann daliege und mich gegen ihre Hände rekele passiert nichts. Manchmal stupst sie mich dann aus Pflichtbewusstsein an oder lässt für einige Millisekunden die Hand auf mir liegen. In solchen Momenten finde ich es sehr schade, dass man sich nicht selbst so berühren kann wie eine „richtige“ Frau es tut.

Sexueller Kontakt mit ist, ist auch nicht gerade warm. Sie will ihre Lust herauslassen und alles andere ist ihr egal. Auch hier ist keine Zärtlichkeit zu spüren. Mittlerweile verzichte ich darauf, weil mich diese Plumpheit ankotzt. Wenn ich es mir selber mache, dauert es wenigstens nicht so lange und ich brauch nicht auf sie achten. Sie tut es ja auch nicht.

Sie weiß sicher nicht einmal, wo ich fernab jeder Erregung gerne angefasst werde? Also ich meine irgendeine Stelle, die ich ihr nicht verraten habe?



Manchmal bereue ich meine Liebe. Doch man kann nichts dagegen machen. Man kann nicht aufhören damit und vielleicht ist es diese Distanz die ich überlieben will. Das hört sich für mich plausibel an und sehr traurig.

Auf die Frage, warum sie mich liebt, hat sie nichts zu sagen oder sie überlegt ein paar Nillionen Jahre. Nillionen ist übrigens kein Schreibfehler. Das ist eine Zahlgruppierung nach Unendlich.



Ich bin mit der altmodischen Vorstellung behaftet, dass man Zärtlichkeit einfach nicht lernen brauch. Das es tief von innen kommt und einfach herauswill, wenn man einen Menschen liebt. Das ist genau das Gleiche wie ein Schlag. Der Unterschied ist nur, dass man schlägt, wenn man wütend ist und zärtlich ist, sich berührt, wenn man liebt.

Sie kann mich schlagen, wenn sie wütend ist. Ja, das kann sie gut. Ihre Wut scheint intensiv genug zu sein für so eine Berührung. Ihre Liebe wohl nicht.



Wurde ich zu sehr von anderen Frauen verwöhnt? Mir ist bewusst, dass es nicht gerade eine feine Art ist so etwas zu vergleichen, aber in meinen zahlreichen Beziehungen habe ich diese Sehnsucht nie gespürt.
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Man hat gerne mit mir gekuschelt. Wir haben gekuschelt und wenn sie sagt, wir wollen kuscheln heißt das, ich soll sie kuscheln. Ach ja, oder sie fasst meinen Penis an und es läuft auf das Eine hinaus. Kuscheln ist übrigens nicht gleich Sex. Ich will nicht das zurück, was ich ihr gebe. Ich will nur spüren, dass sie mich liebt. Das wird aber nie möglich sein.



Und letztendlich bin ich daran dann Schuld, weil ich ihr gesagt habe, dass ich es so vermisse. Dadurch setze ich sie unter Druck.



Sie hat einmal gesagt, dass sie dachte, mich nie bekommen zu können. Jetzt hat sie mich und weiß es gar nicht zu schätzen.



Ich hab mir mal aus Quatsch ihren ersten Brief an mich durchgelesen. Der Schlusssatz darin lautet:



„Und das allerschönste ist, dass das endlich meine kleine, heile Welt ist, die ich mir immer gewünscht habe.“



Nicht unsere?



Und in dem Brief geht es nur um sie und das sie so froh ist mich endlich zu haben. Ich hab mir auch nicht extra irgendwas rausgepickt. Der Brief/die Briefe sind voll von solchen Sachen.





Mal schauen, was dafür spricht, dass Du mich wirklich liebst.



Pro (Sie liebt mich) :



Sie sagt es mir oft.



Sie ist manchmal eifersüchtig.











Contra: (Sie liebt mich nicht) :



Ich nerv sie sehr oft mit dem was ich tue und sage. „Ja, es reicht ja jetzt auch“.



Das sie sich nicht mit mir beschäftigst. Sie interessiert nichts an mir. Sie fragt nie etwas nach. Nur wenn es in irgendeinem Punkt auch um sie gehen könnte. Sie beschäftigt mich hingegen jeden Tag. Das sieht man an all den Gedichten, die ich für sie geschrieben habe.



In den ersten Briefen hat sie ständig geschrieben, dass sie nie gedacht hätte, das Blätter so lang sein können und so weiter. Alles was sie mir von sich gegeben hat, hat ihr immer Mühe bereitet. Das ist ganz schön beschissen, wenn man das weiß.



Sie hat mir gesagt, dass sie keinen ihrer früheren Männer je geliebt hat.
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Hat sie schon mal geliebt? Und wenn nicht, warum ich?



Die fehlende Zärtlichkeit.



Sie küsst mich fast nie.









Mir kommt es vor, als wenn es ihr durchaus mit mir gefällt. Sie ist gerne mit mir zusammen, aber irgendwie mehr auch nicht. Am Anfang hab ich gedacht, dass uns ganz viel verbindet. Das wir uns sehr ähneln und gleich denken und fühlen. Jetzt merk ich immer mehr, dass wir eigentlich total verschieden sind. Wir waren uns wohl eher gleich in der Sehnsucht nach einer glücklichen Beziehung. Ich lieb sie halt jetzt aber total und dieses Wissen kann das auch nicht mehr kaputtmachen.



Jeder Leser dieses Textes würde jetzt schon wissen, dass sie mich einfach nicht liebt. Ich erahne es und nur weil ich es nicht wahrhaben will, weiß ich es noch nicht.
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Punktestand der Geschichte:   6
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Kommentare zur Story:

  Es haut mich nicht um, aber nicht schlecht geschrieben. Etwas überarbeiten vielleicht? Gruß Jürgen  
Jürgen  -  02.08.07 13:57

   Zustimmungen: 3     Zustimmen

  Hallo.
Dostojewski 2005. Wobei ich weder deine noch seine Qualität schmälern oder überhöhen will.
Ich konnte die Gefühlsveränderungen gut nachvollziehen und wünsche dir das du dieses Thema weiterverfolgst ohne dne Erzähler allzu voreilige Schlüsse oder möglicherweise sogar Konsequenzen ziehen zu lassen.
Nicht, dass ich gerne bedeutungsschwangere Kommentare geben würde aber ich habe das Gefühl das in der geschilderten Beziehung alles andere als die Luft raus ist. Stoff für noch viele Geschichten.
Weiter so.  
Oliver B.  -  11.08.05 12:28

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