Schauriges · Kurzgeschichten

Von:    Julia Winter      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. Februar 2005
Bei Webstories eingestellt: 9. Februar 2005
Anzahl gesehen: 1885
Seiten: 2

Von irgendwoher hörte ich den hohlen Klang einer Kirchturmglocke, die zwölf Mal schlug. Ich fühlte, dass ich innerlich schauderte und blickte ängstlich zum Fenster. Die Nacht verschluckte alles Vertraute und Helle, noch vor wenigen Stunden hatte ich meinen blühenden Garten sehen können und dahinter die Obstbäume. Das alles war jetzt zu einer schwarzen undurchdringlichen Wand geworden.

Ich fürchtete mich in der Nacht, immer schon. Wenn die finsteren Mächte herrschen und schwarze Schleier auf die Erde fallen, für mich war Dunkelheit immer mit Angst verbunden. Die Nacht war mystisch und ich war allein zu Hause. Von der Ferne her hörte ich einen Nachtvogel rufen. Es waren monotone und unheimliche Laute.

Da sah ich eine hagere Gestalt durch die Dunkelheit auf das Haus zukommen. Sie verharrte für einen Moment vor der Tür, bevor sie läutete.

Ich blieb ruhig und vermied jede Bewegung, zum Glück hatte ich kein Licht angeschaltet und nach einer Weile hörte das Klopfen auch auf und es wurde ruhig. Ich atmete schon auf und dachte, der unbekannte und unheimliche Besucher wäre wieder gegangen. Doch dann passierte etwas, das alles noch schlimmer machte, plötzlich knisterte es in einer Ecke und ich hatte das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Eine Gestalt kam durch das dunkle Zimmer auf mich zu und blieb vor meinem Bett stehen. Ich fühlte sie mehr als ich sie sah. Etwas Kühles legte sich mir auf die Stirn und gleichzeitig wurde ich ganz ruhig und hatte keine Angst mehr. Ich kauerte mich im Bett zusammen.

„Du weißt, wer ich bin?“ hörte ich eine angenehme Stimme, die hohl klang und in der alles mitschwang, dass die Welt ausmachte. Heiterkeit, Liebe, Glück und alles, was das Leben schön machte, aber auch die dunklen Seiten, Unglück, Hass, Not und - Tod.

Ich ahnte, wer diese Gestalt war, nein ich war mir sicher und ich hatte überhaupt keine Angst mehr. Trotzdem fühlte ich mich ungerecht behandelt und vom Leben vernachlässigt. Warum kam der Tod jetzt schon zu mir? Mein Leben hatte noch gar nicht richtig angefangen und ich sah mich um alle meine Zukunftspläne betrogen.

Doch der Tod legte seine knöcherne Hand auf mein Herz und im gleichen Augenblick, als es für immer aufhörte zu schlagen, fühlte ich mich weit hinausgehoben und mein Wissen und mein Horizont erweiterte sich bis in die Unendlichkeit und ich wusste, dass dieses kurze Leben, dass ich hier geführt hatte, nur eines von vielen war und ich erinnerte mich an alle früheren Leben, die ich je gehabt hatte.
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In Wirklichkeit war ich, wie alle Menschen ein uraltes Wesen, dass schon vor mehr als drei Milliarden Jahren als Einzeller seinen Weg begonnen hatte in unzähligen Inkarnationen, als Krebse und Trilobiten, Fische und Amphibien, später, als die primitiven ersten Urechsen die Erde mehr als 50 Millionen Jahre beherrscht hatten, war ich unzählige Male in den verschiedensten Formen auf der Erde gewesen, dann kam die lange Zeit der Saurier und danach war ich immer wieder geboren worden, als Säugetiere und andere Wesen, als die ersten Primaten, Neandertaler , bis zum langsamen heraufdämmern der menschlichen Geschichte. Auch hier gab es kein Zeitalter, in dem ich nicht gelebt hätte und ich wusste, dass es immer so weiter gehen würde. Und natürlich ging es nicht nur mir so, sondern allen Lebewesen auf der ganzen Erde.

Da wurde ich angesichts der Ewigkeit still und bescheiden.

„Ich bin bereit, mit dir zu gehen!“ sagte ich zum Tod und folgte ihm langsam in das Reich der Schatten.

ENDE
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Punktestand der Geschichte:   11
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Kommentare zur Story:

  hallo?!?!? erde an stefan!!!
will man hier tipps oder "dem alter entsprechende tipps"?????!!!!!?????!!!!
also ehrlich!
also, sagen wir mal, du bist drei, dann bekommst du dafür einen literaturpreis verliehen.
gesetzt den fasll, dass diese geschichte der wahrheit entspricht und du im augenblick dieses wesen bsit, kommt mir die geschichte ziemlcih schlapp vor...
nein ok, im ernst jetzt:
die andere gefiel mir besser, dein gedicht auch, diese geschichte ist doch zu sehr "erzählt". vllt solltest du die nochmal überarbeiten und ein bisschen mehr mühe reinstecken. aber eine nette idee!
lg darkangel  
darkangel  -  03.06.07 19:36

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  Die Idee ist gut, die Ausführung kling ein wenig "jung". Du erwähnst in deiner Geschichte auch, dass du noch jung bist.
Wenn das ein Frühwerk einer Fünfzehnjährigen ist, ist es prima.
Wenn du allerdings um die dreißig bist, wäre eine leichte Überarbeitung angemessen.
tipp: schreib dein Alter ins Autorenportrait
Klingt, als ob du noch zur Schule gehst und mir hat die kleine Story ganz gut gefallen.Vor allem der Schluss war originell.  
Stefan Steinmetz  -  10.02.05 22:27

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  Die Diskrepanz zwischen den typischen Elementen der geuselgeschichte am Anfang und der naturwissenschaftlichen Beschreibung am Schluss stört mich ein bisschen. Und ich frage mich, wieso der Tod an der Türe klopft...
Aber sonst gut geschrieben mit einer schönen Aussage.  
Lena N.  -  10.02.05 11:06

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  Vom Stil und von der Botschaft her sehr schön, aber irgendwie fehlt mir der Rahmen, entweder du hättest den Anfang ausformulieren sollen und eine abgeschlossene Geschichte schreiben sollen, oder einfach den ganzen Anfang weglassen sollen, mit der Kirche...ansonsten schön
Gruß, Eden! :)  
Eden  -  09.02.05 17:27

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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