Rudolph Moshammer. Ein Leben   186

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Irmgard Schöndorf Welch      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. Januar 2005
Bei Webstories eingestellt: 20. Januar 2005
Anzahl gesehen: 4698
Seiten: 2

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RUDOLPH MOSHAMMER

( ein Leben )



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RUDOLPH MOSHAMMER

( ein Leben )





Er schuf sich sein Schlaraffenreich jenseits der Alltagspfade

hielt darin Hof



Kitschkönig

gekleidet in dunklen Edelzwirn

oder in barocke Prunkroben gezwängt

die drallen bajuwarischen Züge von Schminke umkleistert

betoniertes Lackhaar bombastisch

viel zu schwarz

'Geisha‘-Frisur

sonderbar



Rudolph

altgewordener Muttersohn

die großen Gefühle

früh

eingemauert im Mausoleum mit Mama?



Schlauheit und Krämertalent hat sie ihm vererbt



die Lust an Spiel

Maskerade

stammt wohl vom Vater

und auch die häufig aufflammende ...

Simplizität



Rudolph

merkwürdiger Herrenschneider

auf seinem Arm Daisy

stets frisch shamponiertes

Wuschelknäuel

Kuschelhündchen mit Schleife



schmusi und bussi-bussi

so kommen sie jetzt für immer

gemeinsam

in die Archive

Mosi und Daisy



Moshammer

die Medien mochten ihn gern

auf allen Kanälen war er präsent

mit sonorer Stimme

versprühte er

Schmäh ohne Ende



er konnte nerven

ging auf den Geist

UND

ans Gemüt

denn nichtsdestotrotz

war er angenehm

hat sich mit Optimismus

in die Herzen gelabert



er wollte gefallen



der Beifall der Menge und der 'Society'

war ihm jeden Marktschreiertrick wert

und

Aufsehen hat er erregt

hat der Welt ein schrulliges

Märchen erzählt



auch meiner Erinnerung

prägte er

sein bizarres Bild ein

brachte mich zum Lächeln

denn

ich mag Menschen

deren Selbstachtung so grenzenlos ist

und echt

( aus welchem Grund auch immer ?)



er stellte sich

und seine skurrile Person

niemals in Frage

das gab seinen Auftritten .
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..



WÜRDE



als Freund der Obdachlosen

sah ihn die Presse

ich hoffe nicht

dass er nur dann

ein Helfer war

wenn Kameras liefen



er hatte früh gelernt

wie leicht den Menschen

ihr Schicksal

aus den Händen gleitet

wie seinem Vater



aber

sein EIGENES Leben

sollte

ein gelungenes Fest sein

aufgepeppt

mit Flitterfäden

aus Fantasie





Rudolph

Sinnbild der Leichtigkeit

Buntheit des Seins

Prachtkarpfen im Zierteich

der Schönen und Reichen

so glitt er sicher dahin



er war bekannt

populär

wurde er geliebt?

brauchte er Liebe?



suchte er einfach nur Lust?

sollte Sex für ihn letztes Bollwerk sein

gegen Alter Verfall und Tod?



nach Schwänzen gierte er

nach fremder deftiger Männlichkeit

oder doch nach dem rettenden Freund für die Seele?



vielleicht wollte er aber ewig die Mutter?



nur Zerrbild der Wahrheit ist das

was wir wissen



ein Sehnender war er bestimmt



*



dann kam jene Fahrt

stilvoll im Rolls

durch die Nachtstraßen der Stadt

Rudolf getrieben

verlangend

allein



Luxuskarosse - er der reiche Freier

von Strichjungen gierig beäugt

man bot sich ihm an



irgend ein stämmiger Kerl unter vielen

aus dem Zufallsbecher des Daseins

zu ihm hinübergewürfelt

war sein vom Schicksal Bestimmter



und dann?





Gewalt

brachialer Absturz ins Dunkel

und



alles vorbei



*



Adieu

ein trauerndes Servus ihm

dem Verhüllten verkleidet Verbrämten

dem exzentrischen Mimen

dem überaus irdisch gestrickten .
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..

Idealisten



vielleicht wird er zum Mythos werden

wie Ludwig der König in Bayern

so sagt man



- ich weiß nicht -



DAS aber bleibt er für mich:

nicht viel

nicht wenig



nur



ein suchender Mensch

der SEINEM Traum folgte

SEINEM Paradies auf Erden

zu Zeiten

recht nah kam

und es ....



um Millennien verfehlte



einer der

viel redend

doch



stumm blieb







*











Am 14. Januar 2005 wurde Rudolph Moshammer in seiner Wohnung in München ermordet. Er war 64 Jahre alt.









*

Copyright Irmgard Schöndorf Welch Januar 2005



*



Das Bild ( von mir zusammengebastelt ) ist eine Collage aus mehreren Internet-Fotos ( Google + Lycos )
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Kommentare zur Story:

  Fantastisch! Ich habe geweint. Du lässt den Menschen Moshammer wiederauferstehen mit deinem "innigen Adieu". Dafür verdienst du fünf Punkte, ohne Frage.  
Sigmund Huemer  -  21.01.05 08:21

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