Fahrschulgeschichten, Teil 2   199

Romane/Serien · Aktuelles und Alltägliches

Von:    nachtigall94      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 20. November 2004
Bei Webstories eingestellt: 20. November 2004
Anzahl gesehen: 2488
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Weiter geht´s......

Samstag, 23. Juni, nächste Fahrstunde. Ja, ich habe die Maschine aus der Garage geholt! Stop and go heißt die nächste Übung. Anfahren, nach einigen Metern halten, mit rechtem und linkem Fuß abwechselnd, auf gerader Strecke. Da es für mich unmöglich ist, mit beiden Füßen gleichzeitig auf den Boden zu kommen, denke ich, diese Übung ist für mich ideal. Doch da habe ich mich tüchtig getäuscht. Die Gewichtsverlagerung auf der schweren Maschine bewirkt eine Gewichtsverlagerung der Maschine selbst. Will sagen, eine falsche Lenkerbewegung, und die ganze Masse droht zu stürzen. Ich kämpfe. Bernd zeigt sich heute von der strengen Seite. Er schnauzt mich an: "Halt den Lenker gerade................Schon drei mal mit dem rechten Fuß, hast du links keinen?.......................Brems nicht so hart, mehr Gefühl bitte, hast du kein Gefühl?"



Klatschnass bin ich, und irgendwie gar nicht mehr fröhlich. Bin heute morgen so voller Zuversicht losgefahren. Und nun das. Aber nach etwa 40 Minuten darf ich diese ungeliebte Übung beenden. "Fahre einfach mal nach Gefühl die Straße rauf und runter. Kannst auch schon in den dritten Gang schalten, wenn du willst." Jahaaa, ich will.



Unser Übungsplatz liegt in einem Industriegebiet mit riesigem Wendehammer für LKW´s. Hier kann ich bequem drehen und die Strecke wieder zurückfahren. Es ist ein tolles Gefühl, Gas geben, hochschalten, noch mal Gas geben....................die Strecke ist aber leider viel zu kurz. Trotzdem entschädigt mich das Fahren schnell für meine Misserfolge beim Stop and go.

Dann soll ich im Wendehammer Kreise fahren. "Mehr Gas, schneller, tiefer legen, schneller, du fällst nicht......". Interessante Erfahrung, ich falle tatsächlich nicht.



Zurück in der Fahrschule ist aus dem strengen Bernd wieder ein freundlicher Mensch geworden. Er gibt mir einen Klaps auf den Hintern (sollte nicht der letzte sein) und grinst mich an: "Du schaffst das!" Ich strahle. Er will die Maschine in die Garage schieben. Stopp, das kann ich bitte schön allein. Trotzig schiebe ich "mein" Motorrad in die Garage und verabschiede mich von ihm. Bernd grinst immer noch.





Mitteilungsdrang ;-)

Ob es wirklich ein weibliches Phänomen ist? Keine Ahnung.
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Aber ich muss mich mitteilen. Meine Vorsätze, niemandem von der Fahrschule zu berichten, sind dahin. Es muss doch jemand die Freude mit mir teilen. Und ich muss doch irgendwo meine aufregenden Erlebnisse loswerden. Jemand muss mir zuhören und in allen Einzelheiten die Fahrstunden berichtet bekommen. Also rufe ich zuerst meine Freundin Frauke an. Sie lacht. "Du Zwerg auf einem Motorrad?" Aber sie findet es toll, dass ich diesen Mut habe. Und für verrückt hat sie mich ja schon immer gehalten.

Dann muss ich Mama anrufen. Auch sie soll wissen, was ihre Tochter so kurz vor dem 40.sten Geburtstag noch anstellt. Ihre Reaktion ist klasse! Sie wollte früher selbst gern Mopped fahren, ist aber nichts draus geworden. "Du schaffst das" sagt sie, "du hast schon so vieles geschafft." Nur Papa macht sich nun Sorgen. Er findet das doch etwas zu gefährlich. Ach Papa, das Leben ist im allgemeinen so gefährlich, dass man daran sterben kann ;-)



So, nun bin ich es los. Und nun muss ich unbedingt den Führerschein schaffen.





"Richtig" fahren......

Extrem heiß, der Sommer 2001. Während meine Nachbarn dürftig bekleidet im Garten liegen, zwänge ich mich erwartungsvoll in meine Lederkombi, versuche mein Herzklopfen unter Kontrolle zu halten und mache mich auf den Weg zur nächsten Fahrstunde. Heute soll ich mal richtig auf einer ganz normalen Straße fahren dürfen. So mit Knopf im Ohr und Bernd fährt mit Auto hinter mir her. Vorher noch mal Stop and go im Industriegebiet, damit das Anhalten an den Ampeln klappt. Mir wäre es ja lieber, wir würden einfach eine Strecke ohne Ampeln fahren.

Zwei etwa 10-jährige Jungen beobachten uns. Sie stehen am Straßenrand, gestützt auf die Lenker ihrer Fahrräder. Ob sie davon träumen, auch mal Motorrad zu fahren? Sie verfolgen mich mit ihren Blicken, und sie werden Zeuge, wie ich zum ersten mal mit dem Motorrad umfalle. Anfahren, anhalten, Lenker verissen, kämpfen, aufgeben, umfallen! Ich liege unter der Maschine, ein dicker Tränenschleier nimmt mir jede Sicht.

Bernd kommt angerannt, schreit schon von weitem, ob mir was passiert sei. Ich warte still auf ihn. Mit einem Ruck drückt er das Motorrad hoch, ich stehe zitternd auf.
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"Hast du dir wehgetan?" "Ja." "Wo?" "Im Herzen." Er nimmt mich in den Arm, tröstet mich einen Moment, um mich dann anzuschnauzen, ich solle sofort wieder auf die Maschine. "Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier."

Schockiert von dieser Reaktion will ich sofort aufgeben, will weinen, will nach Hause. Aber er sammelt nur ruhig die Scherben des zerbrochenen Blinkers ein (es sollte nicht der letzte sein) und faucht mich an: "Hey, Zeit ist Geld. Ich denke, du willst Motorrad fahren. Also ab auf die Straße." Ich zittere wie doof, bekomme meine Hände nicht unter Kontrolle, die Beine wackeln einfach so vor sich hin. Bernd kommt erneut zu mir, reißt das Visier meines Helmes hoch, kriecht fast hinein und schreit: "Stell dich jetzt bloß nicht so an. Jetzt wird anständig gefahren!"



Ich habe erst viel später begriffen, dass er genau richtig reagiert hat, dass er mich durch diese Strenge vor dem Aufgeben bewahrt hat. Die restliche Fahrstunde entschädigt mich für alles. Der Umfaller ist schnell vergessen. Meine erste Tour auf einer "richtigen" Straße ist wunderbar.

Zu Hause bemerke ich dann, dass bei dem Umfaller einer meiner hochgezüchteten Fingernägel abgebrochen ist. Früher wäre das für mich ein Weltuntergang gewesen. Aber heute ist es mir sooooo egal.



Die Nachbarn sitzen immer noch in Bikinis und Badehosen im Garten. Und ich mag meine Kombi nicht ausziehen. Natürlich ist mir warm, ich schwitze, ich zerfließe fast. Aber dieses geniale Gefühl in der Lederkluft...............die Stiefel, die mir ein nie gekanntes Gefühl von Stärke vermitteln...............nein, ich mag einfach nicht raus aus meinem "Rocker-Outfit". Ich fühle mich guuuuuuuuut.





Rechts oder links?



Wir fahren Landstraße. Einfach über die Dörfer. Ich finde das total klasse. Kaum Ampeln, einfach nur fahren. Keine Probleme. Oder doch?

"Nächste Straße rechts" gibt mir mein Fahrschullehrer auf. Ich blinke schon mal ganz brav nach rechts und frage mich, wo hier eine Straße nach rechts abgeht. "Nächste rechts" sagt Bernd.
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Jahaaaa, habe ich ja begriffen. Nur sehe ich rechts keine Straße. Und außerdem kenne ich diese Strecke eigentlich, hier geht rechts wirklich keine Straße ab. Mein Blinker blinkt. Ich werde langsamer, suche........... Bernd´s Stimme im Ohr, schon leicht genervt: "Ich möchte bitte die nächste RECHTS!" Na toll, denke ich, hier geht nur links eine Straße ab. "Also," sagt Bernd fast mitleidig, "ich biege hier jetzt rechts ab!"

Oh Mist, nun war es also passiert. Hab ich doch glatt rechts und links verwechselt. Schnell den Blinker zur anderen Seite, runterschalten, ab rein in die Straße, nach RECHTS! Das war knapp. Bernd lacht.



Fortsetzung folgt ;-)
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Punktestand der Geschichte:   199
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Kommentare zur Story:

  Natürlich und liebevoll geschrieben, das Gefühl dabeizusein wächst von Zeile zu Zeile, tolle Geschichte, vor allem für uns Suzi-Händler, Danke für die super-Werbung !!!  
Kerstin Engelhardt  -  23.11.04 15:30

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Kommentar von "Sabine Müller" zu "Die Lebenswippe"

Hallo, sehr schöne, wahre Gedankengänge! 5 Punkte von mir. lg Sabine

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