Bahnfahren für Fortgeschrittene   29

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten

Von:    Sveste      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 1. November 2004
Bei Webstories eingestellt: 1. November 2004
Anzahl gesehen: 1998
Seiten: 3

In einer Studie der Deutschen Bahn AG, wenn es denn eine solche gibt, müsste beschrieben sein wie wenig seines Hirnschmalzes der mit der Bahn fahrende benutzen muss. Hirnschmalz ist übrigens ein schönes Wort, wenn auch kaum mehr benutzt. Dabei klingt es doch schon viel schöner wenn einer sagt, „ Mensch, benutz doch mal dein Hirnschmalz“ anstatt „Scheisse, bist du doof“. Auf jeden Fall müsste in dieser Studie stehen:



1. Der mit der Bahn fahrende Bundesbürger oder ausländische Staatsgast bemerkt nicht, wie er jedes Jahr mehr bezahlt für seine Bahnfahrt, aber dafür immer weniger in Anspruch nehmen kann.



Damit meine ich noch nicht einmal die nicht vorhandenen Sitzplätze. Hatte ich schon einmal erwähnt, wie ich jeden Monatsanfang im Reisezentrum meine Monatsfahrkarte gekauft habe?

"Guten Morgen, ich hätte gerne eine Monatskarte. Vier Zonen, keine Bahncard, kein Student, verheiratet. Dritte Klasse bitteschön"

"Sie meinen zweite Klasse? Dritte Klasse haben wir nicht".

"Wie? Das kann nicht sein. Letzten Monat haben Sie mir auch eine verkauft. Ich meine die mit den Stehplätzen." Jeden einzelnen Monat habe ich das gemacht. Der freundliche Herr hinter dem Counter hat schon gekotzt wenn er mich gesehen hat. Jetzt sagen wieder welche, Mensch, Sveste, der kann doch auch nichts dafür. Doch. Eben. Der war vorher auch schon ein arroganter A...Aber lassen wir das. Stimmt doch. In dieser wunderschönen niedersächsischen Stadt die ich da meine Heimat nenne, kann weder ich, noch der arme zappelnde Mitreisende neben mir, seine nötige Notdurft verrichten. Das macht hier nur jemand der keine Scham kennt und mittenmang auf die Gleise püscht. Was ja übrigens die Frauen ganz schön

a:diskriminiert

und

b: gefährdet

Davon abgesehen komme ich auch nicht mehr in den Genuss mal einen Schaffner zu sehen. Außer natürlich meine Monatskarte ist mal abgelaufen. Dann ruft sofort ein Mr. Murphy auf dem Privathandy des zuständig Kontrollierenden an und teilt im mit, das laut seines, also Mr. Murphys Gesetzes, er sofort durch den Zug zu eilen hat, bis er den Bösewicht - also mich - antrifft. Funktioniert immer. Jetzt kann der Leser natürlich sagen, „ nu tu mal nicht so, das passiert mir auch immer“, ich aber bestehe darauf das der ominöse Anruf nur auf mich zutrifft.
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Des Weiteren muss das stehen:



2. Der Reisende, der für ein Appel und ein Ei unsere schönen Züge beschmutzt, ist ein Gewohnheitstier und nicht in der Lage einen Bahnhof zu erkennen, geschweige denn den zum Bahnhof gehörigen Bahnsteig. Ergo müssen wir ihm das mitteilen. Je öfter umso besser.



Nun fahre ich ja jeden Tag mit der Bahn. Darauf bin ich nicht stolz, aber so ist es nun mal. Jeden Tag fährt er zur selben Zeit - also fünf Minuten später - ab. Lustigerweise komme ich nie zur selben Zeit an. Das liegt daran, dass das mich befördernde Transportmittel unerklärlicherweise auf freier Strecke stehen bleibt. Der Mann von Welt denkt sich natürlich, „aha, wahrscheinlich kommt uns ein Zug entgegen der es eiliger hat oder der Zugführer telefoniert mit seinem Handy und muss solange stehen bleiben“, ich für meinen Teil sehe nie einen vorbeifahrenden Zug. Außerdem gibt es da wo ich hin fahre Gleise genug.



Und wenn der Herr Zugführer telefonieren will soll er sich eine Zugfestfreisprecheinrichtung kaufen. Vielleicht verrichtet auch nur gerade jemand seine Notdurft auf den Gleisen und aus Pietät wartet man solange. Ich kenne niemanden der so etwas weiß. Was mir aber am meisten gefällt ist, dass der Zug ab und zu abweichend von der Normalität auf einem anderen Gleis hält. Was zu größerer Verwirrung führt wenn dieses Gleis auch noch auf der Falschen Seite liegt. Z.B. muss ich jetzt auf einmal auf der linken Seite aussteigen, statt wie gewohnt auf der rechten.



Jetzt hat sich der Deutsche Bahn Studienanfertiger gedacht, „so eine Scheisse, dann stürzen alle wie die Lemminge auf der rechten Seite aus dem Zug, fallen 2 Meter tief tierisch auf die Schnauze und wir werden verklagt dass der Sau graust“. Aus diesem jenem Grunde wird wenn der Fall eintrifft, mindestens dreimal durchgegeben das der Bahnsteig heute mal auf der linken Seite liegt. Ich finde das aus zwei Gründen beleidigend.

Erstens bin ich durchaus in der Lage zu sehen, hoppla heute gar kein Bahnsteig da. Und würde automatisch auf der anderen Seite aussteigen, sofern ich mich vergewissert habe, dass da eben jener Bahnsteig ist. Und zweitens, wenn ich schon so trandösig bin dass ich dieses nicht bemerke habe ich es wenigstens oder zumindest bestimmt bei der ersten Durchsage schon kapiert.
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Dreimal innerhalb von zwei Minuten ist nur für Leute mit einem IQ knapp über Zimmertemperatur und die haben halt Pech gehabt, sollen 2 Meter tief auf die Schnauze fallen und die Bahn verklagen.

Trandösig ist übrigens auch ein schönes Wort. Mir gefallen überhaupt Wörter bei denen mein Textprogramm keine Synonyme findet. Wenn diesem hochintelligenten Programm nichts dazu einfällt wie soll mir mein menschliches gegenüber denn dann kommen? „ So kommst du mir nicht, mein Lieber“?? Nee. Aber dazu fällt mir vielleicht später mehr ein.
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Punktestand der Geschichte:   29
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Kommentare zur Story:

  Wunderbar! Ich hasse die Bahn und kann dich voll verstehen  
Torret-Syndrom  -  17.03.05 13:43

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  Kommt mir doch irgendwie bekannt vor...
Eine Reise von Chemnitz nach Libechov in Tschechiien, gemeinsam mit 8 Jugendlichen avancierte zum Survivaltrip... Da hatte ich ganz ähn liche Gedanken... Gute Storie...  
Grainne  -  04.11.04 20:35

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  ZUERST DIE PUNKTE: 1
-----------------------
Bahnhasser werden dich umarmen, dich küssen und dir tausende Punkte geben, sie wrden den eigenen Bahnfrust abreagieren und daraus dir Pluspunkte zukommen lassen. Ich bewerte den Inhalt des Geschriebenen und nicht den
Bahnzustand.
----------------------------------------------
Ironisch und gehässig, dein in ausgewählten Worten geschriebener Beschwerdebrief. Eine Geschichte ist das nicht.
Für die, trotz allem Frust, lustigen Formulierungen, gab ich den einen Punkt.
----------------------------------------------  
NewWolz  -  04.11.04 05:10

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  Oh Sveste! Du kannst also Gedanken lesen?! =)
Ich erlebe das ständig mit... Schulklassen bis zum abwinken, nur zwei Waggons. Stosszeiten, nur zwei Waggons. Samstagmorgen, fünf Waggons.
Und zu spät kommen gibts bei uns gar nicht mehr, man guckt einfach nicht mehr auf den Fahrplan =) Irgendwann wird sie schon ankommen!
Und natürlich das typische: Wichtige Probe, unbedingt pünktlich sein müssen und dann: Sehr geehrte Damen und Herren, wegen eines technischen Defekts fällt der Zug nach Schaffhausen heute leider aus. In zwanzig Minuten wird (vielleicht) ein Anschlussbus kommen...

5 Punkte!  
Aves  -  03.11.04 21:30

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  Hallo Sven, deine Betrachtungsweisen sind mir ein Genuss.
5 Punkte.
Gruß  
Charly  -  03.11.04 20:17

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  Danke Stefan und Christian,

dachte echt schon, niemanden gefällt die Geschichte.

Das mit den Waggons ist richtig Stefan, aber die Deutschen sind auch viel selber schuld. Man muss nur mal sehen, wieviel Sitze eigentlich noch frei sind. Aber wer will sich schon neben einen fremden setzen?
Ausser natürlich die! fremde ist ca. 25 Jahre, blond, Beine bis zum Hals und hübsch *gg*
Das dumme ist nur, bis ich durch den Zug gelaufen bin um jemanden zu finden der in alle Kriterien passt, bin ich zuhause. Blöd.  
Sveste  -  03.11.04 09:57

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  Das kenne ich alles bis zum Abwinken! Als ich in die Lehre ging, musste ich mit dem Zug fahren. Er kam IMMER zu spät und er blieb fast immer mitten auf freier Strecke stehen.
Heute fahre ich nur noch gelegentlich aus eher nostalgischen Gründen Bahn und wenn ich auf einer weiten Radtour einen irreparablen Schaden am Rad habe oder einfach schneller nach Hause kommen muss.
Die Bahn kommt IMMER NOCH grundsätzlich zu spät! Und das andere Phänomen gibt es auch noch: Wenn nur drei Leute mitfahren, hat der Zug sieben lange Waggons! Aber zu Stoßzeiten, wenn ganze Horden von Schulklassen mitfahren, hat der Zug höchstens zwei Waggons, manchmal auch nur einen. Dann liegen die Menschen im Zug in Zehnerreihen übereinander gepackt!
Bahn und Scheiße, das ist doch eigentlich ein Wort oder?
Musste lachen, als ich dein Ding las. So echt und doch so lustig.
4 Punkte.  
Stefan Steinmetz  -  03.11.04 09:32

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  *lol* Ich musste zuerst schmunzeln und dann laut lachen. Vielleicht sollte man wirklich mal auf der verkehrten Seite aussteigen und danach die Bahn verklagen. Zumindest in den USA würde man damit durchkommen. Tolle Story!  
Christian  -  02.11.04 22:56

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  Och menno, Lies.
Hab ich doch schon. Immer noch so schlimm?
Aber vielleicht muss ich erst noch meinen Frust ausnüchtern *g*  
Sveste  -  02.11.04 13:36

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  Hierzu gibts dann nur einen guten Rat.
Klicke auf : 'diese Story bearbeiten` und Du kannst verbessern, was immer Du möchtest und so oft DU möchtest.

Keine Punkte, bis Du das gemacht hast:-)

Gruß Lies  
Lies  -  02.11.04 13:24

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  Sorry, hier hat was mit dem kopieren nicht hingehauen. Wenn ich rausfinde wie ich editieren kann, mach ich das.

Sveste  
Sveste  -  02.11.04 08:21

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  hi Sveste,
hmmmmmmmm, *grübel, grübel
"Haven't got a scooby!"
Wirkt auf mich wie das alkoholbenebelte Gezänke eines frustrierten Dauerfahrkartenbesitzers. Konfus, wollknäulfädenverheddert, wirr.
Zum Schluss dann noch eine Kopie des bereits Gesagten und mit dem Gesagten wie der Zug mitten auf der Strecke stehen bleibend.
Ich fühle mich, wie das gewählte smilie aussieht.  
Shan  -  01.11.04 21:29

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Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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