***Lamia*** 3.1 Unstillbar   211

Romane/Serien · Fantastisches

Von:    Sandra salzhering      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 10. August 2004
Bei Webstories eingestellt: 10. August 2004
Anzahl gesehen: 2486
Seiten: 4

Diese Story ist Teil einer Reihe.

Verfügbarkeit:    Die Einzelteile der Reihe werden nach und nach bei Webstories veröffentlicht.

   Teil einer Reihe


Ein "Klappentext", ein Inhaltsverzeichnis mit Verknüpfungen zu allen Einzelteilen, sowie weitere interessante Informationen zur Reihe befinden sich in der "Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht":

  Inhaltsangabe / Kapitel-Übersicht      Was ist das?


Lamia saß auf einem Holzstuhl mit hoher, kunstvoll verzierter Rückenlehne und kämmte gedankenverloren ihre langen schwarzen Haare. In den letzten Tagen hatte sie viel gegrübelt. Dieser junge Koch ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Sie machte sich Gedanken, wieso sie ihre Wirkung bei ihm so verfehlte. Dass er sie erkannt hatte, war eine Sache, aber wieso konnte er ihr widerstehen? Keinem Mann war dies zuvor gelungen. Und er? Stolz hatte er ihr hocherhobenen Hauptes in die Augen gesehen. Trotzig und willensstark. Sie wollte ihn brechen, seinen Stolz brechen und ihn gefügig machen, genau wie all die anderen Männer. Und endlich war es soweit! Jarno war heute bei Hofe eingetroffen und sie würde ihm nun einen Besuch abstatten. Und diesmal würde dieser ungewaschene Lump ihren Verführungskünsten nicht trotzen.



Lamia hatte sich für ihr bordeauxrotes, eng anliegendes Samtkleid entschieden. Die üppigen Trompetenärmel und die Schärpe waren das einzig Schmückende an diesem sonst recht schlichten Hauskleid. In ihren Gemächern waren keine Spiegel angebracht – sie wären mehr als überflüssig. Daher blickte sie prüfend an sich herunter und stellte zufrieden fest, dass sie darin alles andere als schlicht aussah. Leise schlich sich ein kleiner ungehöriger Gedanke in ihr Bewusstsein: Du findest ihn attraktiv! Energisch schüttelte sie den Kopf. Nein, schließlich war er ein Koch! Doch die spöttische Stimme in ihrem Inneren gab keine Ruhe: Wozu dann das Seidentuch?



Lamia schüttelte diese dummen Gedanken ab wie eine lästige Fliege, nahm die Schärpe auf und begab sich aus ihren Gemächern hinaus zu den Treppen. Sie entflammte eine Fackel und stieg langsam die steinernen Stufen zur Küche herab. Sie waren im Laufe der Jahre ganz unregelmäßig getreten worden und es roch moderig. Daher benutzten die übrigen Bewohner diese Treppe nur noch äußerst selten. Lamia jedoch kannte ihren Weg, kannte jede noch so kleine Unebenheit und sie war sich gewiss, dass ihr kleiner Besuch unbemerkt bleiben würde.



Als sie bei der Mitte der Treppe angelangt war, löschte sie ihr Licht. Sie wollte nicht, dass Jarno sie kommen sah. Leise schlich sie – mit einer Hand an der feuchtkalten Steinwand – die letzten Stufen herab. Sie stutzte. Die Tür zur Küche stand offen.
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Hatte Jarno diesen Gang bereits entdeckt? Für Schlossfremde war die Tür doch gar nicht so einfach zu finden. Und dennoch stand sie sperrangelweit offen. Lautlos duckte sie in die Schatten, so dass Jarno sie nicht sehen konnte. Doch sie konnte ihn ein wenig beobachten. Er stand hinter der dunklen hölzernen Anrichte - erledigte die letzten Arbeiten des Tages, wischte gerade das Spülbecken trocken und sein nackter Oberkörper glänzte leicht verschwitzt in dem warmen Licht, das der Kamin in der Ecke spendete. Er rechnete wohl um diese Zeit nicht mehr damit, dass noch jemand herunterkam. Sein sonst so freundliches Gesicht wurde durch den düsteren Schatten seines Bartes verborgen und seine Haare waren zerzaust. Sie standen wild ab und das Band, das sie normalerweise bändigte, hatte er um sein Handgelenk gebunden. Verzückt sah sie, dass er sich das kleine Seidentuch, das sie vom Balkon schweben ließ, an eine Schlaufe seiner Hose geknotet hatte. Langsam glitt ihr Blick wieder zu seinem Oberkörper und sie betrachtete gefesselt das Spiel seiner Muskeln, die sich in diesem Zwielicht äußerst verführerisch abzeichneten. Wieder hörte sie die feine Stimme in ihrem Inneren und diesmal schmunzelte sie darüber. Doch je länger sie ihn beobachtete, umso mehr verwandelte sich ihr leicht amüsiertes Schmunzeln in ein gefährliches, schon fast gieriges Lächeln. Bis sie sich entschloss, zu ihm zu gehen.



Als sie die Küche betrat, berührte sie beinahe zufällig ein paar ungeschickt gestapelte Pfannen. Sie wollte, dass er von seiner Arbeit aufsah – sie ansah! Der Stapel geriet sogleich ins Wanken und polterte kräftig los. Verwundert sah Jarno auf; ihr direkt in die eiskalten blauen Augen. Sein Herz raste los – er wusste nicht, ob es Angst oder Erregung war. Sie sah atemberaubend aus in diesem Kleid und die Schatten, die der Kamin spendete, betonten ihren weiblichen Kurven. Doch ihr Lächeln konnte er nicht deuten; wollte sie ihn verführen oder verspeisen? Sie war so gefährlich wie sie schön war und für einen Moment wäre er beinah bereit gewesen, sich ihr bedingungslos hinzugeben. Doch Jarno hatte gelernt, seine Emotionen zu verstecken – sie vor seinem Gegenüber zu verbergen. Und die Lehre seiner Ahnen half ihm dabei, dieser Frau zu widerstehen. Auch wenn sie es ihm sehr schwer machte, wusste er genau, dass dies gerade bei ihr äußerst entscheidend war.
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Er riss sich zusammen und sah sie an. Ernst. Und er machte sie wahnsinnig damit. Für einen Moment dachte Lamia, sie hätte es geschafft. Sie hatte in seinem Gesicht denselben Ausdruck gesehen, den sie von unzähligen anderen Männern kannte. Doch er hatte sich gefangen. Er war so anders. Für gewöhnlich wurde sie bewundert, begehrt oder man hatte zumindest Angst vor ihr. Niemand war in der Lage, ihr zu widerstehen. Sie waren ihr gefügig. Jeder einzelne von ihnen. Warum war Jarno nur so anders? Sie ging auf ihn zu. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Wachsam sah er ihr in die Augen, während er langsam seine Hände an einem alten Tuch trocknete. Anschließend warf er es achtlos zur Seite. Er sagte kein Wort, verneigte sich nicht, sah nicht zu Boden. Nein, er sah sie einfach mit diesem fragenden Blick an. Seine Arroganz war wie eine Ohrfeige für sie. Wie konnte er es wagen? Ihr Tonfall war herrisch: „Bereite mir ein Stück Fleisch.“



Jarnos Blick verfinsterte sich. Er machte einen Schritt auf sie zu – die Anrichte zwischen ihnen. Er sah ihr in die Augen: „Blutig, meine Herrin?“ Es war, als würde er ihr tief in die Seele schauen. Zum ersten Mal in ihrem Dasein machte ein Mann sie unsicher. Mit bebender Stimme antwortete Lamia: „Sehr blutig.“ Jarno nickte sie ernst an und entfachte ein Zündholz, um den Ofen anzuheizen. Er wirkte äußerst konzentriert. Lamia konnte ihren Blick nicht von seinem nackten Oberkörper abwenden. Das Feuer ließ verführerische Schatten über seine leicht behaarte Brust spielen. Als er eine Pfanne vom Haken an der Decke nahm, bemerkte sie an seinem rechten Unterarm merkwürdige Zeichen. Waren das Schriftzeichen? Lamia konnte sie aber nicht deuten. Aber welcher Koch war denn mit solchen Malen gezeichnet? Dieses Privileg genossen doch meist Druiden, Magier oder Heiler.



Lamia nahm auf einem der hohen Hocker vor der Kochstelle Platz. Sie spürte eine Hitze in sich. Oder war es die Ofenflamme? Jarno gab Butter und Zwiebeln in die gusseiserne Pfanne. Der beißende Geruch ließ seine Augen etwas tränen. Dampf stieg auf. Er schwenkte sie, stellte sie zur Hälfte auf die Flamme und ging zur Kühlkammer, um das Fleisch zu holen.
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Zurückgekehrt erklärte er: „Wenn Ihr die Pfanne ordentlich vorheizt, wird das Fleisch schön saftig. Die Poren werden sofort verschlossen und das Blut wird eingeschlossen – ganz so, wie Ihr es gern habt.“ Lamias Blick war auf das frische blutige Fleisch gerichtet. Jarno ließ es in das heiße Fett gleiten und beobachtete die Herrin. Sie war sehr hungrig, wie es schien. Ein gefährlicher Gedanke formte sich in ihm: Ob sie ihn jemals mit einem solchen Blick ansehen werden würde? Mit einem Mal sah sie auf. Ihm direkt in die Augen. Eilig senkte er seinen Blick, stach mit einer Gabel in das Fleisch und schob es geschäftig in der Pfanne hin und her. Jarno ermahnte sich selbst, dass er vorsichtiger mit seinen Wünschen sein sollte. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass sie noch gieriger als eben aussah, als sie noch das Fleisch betrachtet hatte.
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Kommentare zur Story:

  Nun, die Erotik und das Thema des Vampirismus sind ja sowieso sehr nah verwandt!
Es macht es einem männlichen Zeitgenossen natürlich etwas einfacher, wenn die Angebetete eine äusserlich schöne Frau ist! Durch Deine Beschreibungen wirkt Lamia darüber hinaus noch kultiviert und geheimnisvoll. Die erotische Spannung ist also da und wird im Kopf natürlich schon weitergesponnen. Es ist aber auch gut, dass Du Lamia nicht zu detailliert beschreibst. So kann jede/r noch ein wenig mit eigenen Phantasien/Vorlieben diese Gestalt ausarbeiten.
Die Erotik zwischen Lamia und Jarno wirkt auf mich wie ein gleichzeitig verspieltes und ernstes Seilziehen, wer sich wem zuerst hingibt. Und vor allem, ob das erotische Band zwischen den beiden danach noch funktionieren wird, da es den Anschein hat, dass die beiden gerade durch dieses Hinhalten vermehrt Kontakt zueinander suchen.
Gut ist, wie schon gesagt, der Humor und diese zwiespältigen Dialoge.

Gruss  
Ingo Gärtner  -  16.08.04 14:15

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  Lieber Ingo! Danke für Deinen Hinweis mit der Fackel. Du bist wirklich sehr aufmerksam :) Was mich interessiert: Wie empfindest Du die Erotik? Ehm... ich habe schon ein bißchen Erotik für Frauen geschrieben und bin nun brennend interessiert, wie es auf Männer wirkt.  
salzhering  -  13.08.04 17:28

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  Hehe, jetzt wird die Erotik aber mit der grossen Kelle angerührt! Amüsant ist der zweideutige Dialog zwischen Lamia und Jarno.
Ich habe mich gefragt, warum Lamia eine Fackel entflammt, um die steinernen Stufen zur Küche hinabzugehen. Sie löscht diese ja ziemlich schnell wieder und kennt ausserdem den Weg sehr gut. Ansonsten wieder sehr schön geschrieben!

Gruss  
Ingo Gärtner  -  13.08.04 07:08

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