Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Robert Zobel      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 7. Juli 2004
Bei Webstories eingestellt: 7. Juli 2004
Anzahl gesehen: 2324
Seiten: 3

Sie und ihr Partner haben sich entschieden, keine Eltern mehr zu sein. In Feierstimmung haben Sie vor mehreren Tagen den Kinderwagen im Flur verbrannt, das Kinderspielzeug der Mülltonne gespendet und alle Babynahrung im Zoo an die Schimpansen verfüttert. Seitdem benutzen sie Kondome, Spermizidgel und ein Diaphragma. Mal das, mal das und mal das. Je nach Laune und Lust.

Dennoch haben Sie ein kleines Problem: Aus ihrer Elternpflicht kommen Sie nur heraus, wenn auch das Kind nicht mehr da ist. Sie fangen langsam an, sich Sorgen zu machen. Wie lange muss man das Geschrei noch ertragen und wie kann man das Geschrei stoppen? Was können Sie tun, um sich dem Kinde gepflegt und human zu entledigen?



Ratschläge:



Geben Sie dem Kind Zeit!



Wenn das Kind unter 2 Jahren ist, geben Sie dem Kind noch ein halbes Jahr. Wenn es dann noch immer da und noch nicht aus dem Leben ausgezogen ist, haben Sie wirklich ein Problem.

Bei etwa 60 % aller Kinder stellt sich in den ersten zwei Jahren eine unheilbare Krankheit heraus und 90 % aller Kinder, um die man sich nicht kümmert, vergehen, wie Rosen im Frühherbst.



Sprechen Sie mit dem Kind!



Sind Sie beide sicher, dass sie das Kind nicht wollen? Wenn ja, sagen Sie es dem Kind. Experten kennen tausende Geschichten, in denen Kinder von sich aus, die Eltern gebeten haben, in ein Heim zu wechseln. Manchmal waren die ersten Worte der Kinder „Bitte Heim“. Erzählen Sie Schauermärchen zur guten Nacht und singen Sie, falsch, Einschlaflieder.



Reduzieren Sie die Nahrungszufuhr!



Es war eine gute Idee, die Gläser mit Babykost in den Zoo zu bringen. Die armen Affen dort bekommen ja wirklich ganz schreckliches Essen. Lassen Sie das Kind ruhig schreien, überstehen Sie diese Zeit und werden Sie nicht schwach, denn schon bald hört das Schreien auf und dann schauen sie mal ins Bettchen. Ihre Augen werden sprühen vor Freude. Das Fieber sollte Ihnen keine Sorgen bereiten. Davon geht die Decke nicht kaputt. Die können Sie später immer noch in ein praktisches Kissen umnähen.



Umstrukturierung des Kinderzimmers!



Erst einmal wäre es ratsam, gar kein Kinderzimmer mehr zu haben. Das zeigt dem Kind unbewusst, dass es unerwünscht ist und beschleunigt so mancherlei Dinge, die zu einer glücklichen Kindlosigkeit führen.
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Das Bettchen, gehört ans offene Fenster und sollte aus einer dünnen Matratze oder einem Laken bestehen. Ans offene Fenster aber nur im Winter. Im Sommer wäre dies viel zu gesund und sie hätten nichts davon. Am Ende wird das Kind noch groß und stark und sie können sich nie wieder aus der Elternschaft schleichen. Licht ist nicht notwendig und auch andere Möbel nicht. Nicht einmal eine Tapete sollte man an die Wände kleben. Eine graue kahle Wand hat genau den Einfluss auf das Kind, den wir herbeiführen wollen. Nutzen Sie, wenn Sie nun schon ein Kinderzimmer haben, den Raum auch als Hundehütte für 12 Kampfhunde. Später können Sie der Polizei mitteilen, dass sie nicht wussten, dass beide Arten sich nicht vertragen. Außerdem haben Sie sogar zusammen gespielt. Vor dem Ableben des Kindes, haben Sie noch gesehen, wie die Hunde Fange mit ihren Fängen und dem Kind gespielt haben. Das Baby hat vor Glück wie am Spieß geschrieen.



Fangen Sie an zu rauchen!



Zigaretten, Zigarren, Joints und Wasserpfeifen sind für kleine Lungen nicht gerade förderlich. Außerdem geht Ihre Fruchtbarkeit davon auch flöten. Eine englische Studie bei 14 023 Eltern hat ergeben, dass mit steigender Zigarettenzahl pro Tag die Wahrscheinlichkeit eines Kindesalters über drei Jahre sank. Wissenschaftler vermuten, dass passiv rauchen für Kinder besonders gefährlich ist.



Machen sie Ausflüge!



Zum Beispiel in den wunderbaren Hansa-Park. Ziehen Sie ihr Kind nackt aus, wischen es mit einem Tuch und Seife fingerabdrückerein und vergessen es dann im Ballparadies. Wenn Sie das Kind nicht schon überall in der Familie rumgezeigt haben, wird das nicht rauskommen. Haben Sie das Kind schon rumgezeigt, sollte man die Familie einweihen oder darauf hoffen, dass alle Kinder in dem Alter gleich aussehen, was sie ohnehin tun, wenn sie nicht eine halbe Nase oder nur ein Ohr haben.

Bereisen sie Krisengebiete, in denen es ganz schrecklich ist. Hier lassen sich dann viele Geschichten erfinden, warum und wieso man auf einmal ohne Kind nach Hause kommt. Man sollte dann aber schon auf der Reise lernen, auf Befehl zu weinen und todtraurig zu gucken. Ein netter Nebeneffekt ist es, dass man dann auch noch in der Zeitung erscheint und vielleicht sogar im Fernsehen.
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Medikamente!



Sie können immer wieder auf dieses Hilfsmittel zurückkommen. Sie dachten halt, das Kind habe Kopfschmerzen, weil es so geschrieen hat und haben dann aber leider viel zu viel Tabletten in den Tabak gemischt. „In den Tabak“ wird der Rettungssanitäter fragen und sie werden antworten „Ich dachte, dass ist so am besten“. Stellen Sie sich blöd und pfeifen sie auf Ihre Ehre. Sie dürfen nicht intelligent sein, wenn es so aussehen soll, als wenn es ein Zufall war, dass sie wieder in Freiheit leben können, denn ansonsten war’s das mit der Freiheit.



Fälschen Sie die Geburtsurkunde!



Machen Sie sich die Natur zu Nutze, die alte Menschen in das Stadium des Kindseins wirft. Ist das Kind am 20.02.1998 geboren, machen sie einfach aus der ersten 9 eine 8 und liefern das Kind dann im Altersheim ein. Das sie, als Eltern noch so frisch aussehen wird Ihnen ein erstauntes Gesicht bringen. Mehr auch nicht.



Wer ständig geplagt von Kindern ist, und es dann noch die Eigenen sind, die man nicht einfach wieder zu den Eltern geben kann, weil man selbst die Eltern ist, der steckt ganz schön in der Patsche. Zu den Krankheiten, die diese nervenaufreibende Aufzucht mit sich bringt, könnte man ein ganzes Buch schreiben. Hier aber nur ein paar Aufführungen: Mundgeruch, Zinkmangel, Stress, Hühneraugen und Warzen.

In den meisten Fällen verschwinden die Krankheiten wieder, wenn die Kinder verschwinden. Doch bei folgenden Problemen sollten sie zu einem Kinderbeseitigungsfachmann gehen:



- Ein Kind hat sich in den ersten Jahren nicht beseitigen lassen und war auch mit den Hunden gut Freund. Jetzt ist das Kind schon 7 Jahre alt und geht zur Schule. Bald wird es so schlau sein, wie die Eltern und dann wird es sehr schwierig werden es wieder loszuwerden.

- Man hat sich an das Kind gewöhnt und hat böse Gewissensbisse, die weitere Abnabelungsversuche unmöglich machen. Die Kinderaugen schauen doch so lieb.





Der gibt gerne Hilfe, wenn auch nicht gerade preiswert und in den meisten Fällen begleicht nicht einmal die Krankenkasse, die entstandenen Kosten. Doch werden Sie sehen, dass die Lebensqualität mit dem Kindverschwinden wieder zunimmt und sie frei und glücklich den weiteren Lebensweg bestreiten können und von dem gesparten Geld, dass sie sonst in Ausbildung und Bekleidung hätten stecken müssen, können Sie sich einen Urlaub in Tunesien oder ein Auto kaufen.
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Viel Glück



Dr. Ronald Scheckerhecke ist Professor für Kindesablebung an der Universität in Bobitz.
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Punktestand der Geschichte:   8
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Kommentare zur Story:

  Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass Satire nicht immer sofort als solche verstanden wird. Vielleicht achtet man zu sehr auf kleinere SIgnalwörter, die ienem Gefahr signalisieren, statt den KOntext zu lesen. Jedenfall denke ich ist der Sarkasmus und Zynismus eindeutig. Mir gefällt es und es erinnert mich an eine meiner eigenen Schriften..
-Benjamin  
-Spirthahrm-  -  02.04.05 19:34

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  Da fällt mir noch was ein: im Prinzip habe ich bereits einige Deiner Tipps versucht, z.B. mein Kind mehrfach mit auf meine Arbeit genommen, wo Millionen von Keimen herumfliegen und ich es ständig mit Erbrochenem, Stuhl und jeder Menge Flugrotz zu tun habe.
a) der Flugrotz traf nie mein Kind
b) an eben den Tagen hat keiner gekotzt
c) auch Stuhlgang hielt sich in Grenzen.
Hätte ich mein Kind vielleicht vorher nicht impfen lassen sollen, oder warum ist es immer noch da?
Ich bleibe dran!  
janina  -  15.10.04 16:05

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  Du hast irgendwie meinen Nerv getroffen. Allerdings ist mein Kind schon fast 5, ich hätte Deine Tipps eher lesen sollen. Manche Deiner Kritiker scheinen das Wort "Satire" noch nie gehört zu haben oder besitzen keinen Duden.  
Janina  -  15.10.04 15:49

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  ups...da hat sich ein Versehen ereignet.
Ich meinte:
Das Thema wir schnell zu einem politischen, je weiter der Autor in der Realität von diesem entfernt ist. D.h. wenn er selbst keine Kinder hat, fehlt ihm die Ausgeglichenheit in der Sichtweise um eine wirklich gelungene Satire schreiben zu können.
Dies ist ist selbstverständlich nur meine Ansicht!  
Oliver  -  28.07.04 07:58

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  Ein heikles Thema.
Ich glaube, dies belegen auch die Vorkommentare.
Den Einfall dieses Themas empfinde ich denn auch nicht als besonders gelungen, weil es in der Regel zu einem politischen wird, je weiter der Ausführende (in diesem Fall meine ich damit den Autor) mit der Materie (also dem Kind oder der Problematik der Frage des rechten Umgangs mit ihm) in der Realität befasst ist.
Die (für meine Begriffe) zumeist kurzweiligen Formulierungen bieten hier eigentlich nur das Make-Up für eine unausgegorene Betrachtung einiger menschlicher Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Elterndasein.Es werden ausschließlich negative Bewertungen von Situationen unterstellt und dann (zugegebenermaßen satirische beschrieben) Affekthandlungen dargestellt. Und darüber habe ich zumeist schon irgendwo anders bessere Geschichten gelesen.
Oder vielleicht war darin einfach nur der Unterschied zwischen realistischer Betrachtung und der Satire fein spürbar.
Hier auf jeden Fall nicht.
Vielleicht versuchst du es ja irgendwann noch mal...  
Oliver  -  28.07.04 07:55

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  Als geschmacklose Satire kann ich Deine 17 Tipps schon akzeptieren.
Irgendwie konnte ich trotzdem nie so recht schmunzeln. Vielleicht liegt es an Deinem "wissenschaftlichen" Sprachstil.
Aber als Parodie auf die zunehmende Kinderlosigkeit in unserer Gesellschaft, bzw. Versetzung der Schwerpunkte fort von Verantwortung hin zu immer mehr Freiheit und materiellen Begehren finde ich die Geschichte gut.

Gruss  
Ingo Gärtner  -  13.07.04 07:47

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  Klingt für mich eher nach einem deutschen Kindererziehungsheft, anstatt einer Satire, aber gut geschrieben ist es dennoch.
Mich würd's nicht wundern, wenn das demnächst als ernsthafter Bericht in den Medien auftaucht, wo mal wieder über die "nervigen Kleinen" berichtet wird.  
Freiheit  -  09.07.04 08:30

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  autsch
das hat gesessen
dass der autor mitunter sehr streitbar schreibt und sein stil vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist dürfte mittlerweile allen hier bekannt sein
die vorliegende geschichte trieft wieder einmal vor sarkasmus und zynismus
vielleicht hätte der eine oder andere leser das anliegen des autors besser nachvollziehen können wenn die geschichte den untertitel TIEFKÜHLTRUHE tragen würde  
cronos  -  08.07.04 14:43

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  Es ist gar nicht mehr so lustig, dass man Satire überhaupt nicht versteht. Es muss doch klar sein, dass kein Mensch so einen Blödsinn ernst meinen kann. Vielleicht wünscht man sich das, damit man was in seinem tristen Dasein hat um dagegen zu steuern.... na ja  
autor selbst  -  08.07.04 13:46

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  Irgendwie haben Deine Eltern einen großen Fehler gemacht. Vielleicht hätten sie Deine Tipps schon viel eher berücksichtigen sollen.  
Till Schweiger  -  07.07.04 23:19

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  uahhhh all die kritik macht mich noch ganz krisselig  
autor selbst  -  07.07.04 15:01

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  Langsam fängt man an, Mitleid mit dir zu haben. Gehts noch, ja?  
Unbekannt  -  07.07.04 14:48

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