Der letzte Tag mit meiner Freundin ...   199

Trauriges · Kurzgeschichten

Von:    Ela ela1000      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. Mai 2004
Bei Webstories eingestellt: 5. Mai 2004
Anzahl gesehen: 2524
Seiten: 2

an meine Freundin Anne





ich flehte Dich an, halte durch …

Schneeflocken treiben durch die Dunkelheit

Feierabend, es schneit seit Stunden

starker Frost behindert den Straßenverkehr

ich komme aus dem Büro und stehe an der Haltestelle

und will zu Dir -

wir vier Frauen, unser Treff ist heute - wie in all den Jahren

kein Bus kommt, keine Bahn

die Kälte kriecht von den Beinen hoch zum Rücken

Du wartest auf mich, ich komme -

wertvolle Zeit vergeht

krieche tiefer in meinen Mantel

nichts geht mehr auf den Straßen, die Stadt ist ausweglos verstopft

die Straßen eisglatt, nicht mal ein Taxi ist zu sehen

meine Gedanken gehen zurück, sehe uns vor Jahren …

*

durch unsere Kinder auf dem Schulhof kennen gelernt

einen langen Weg gemeinsam gegangen

sehe uns Mütter, die Kinder an der Hand beim Martinszug

dann später die Kinder zur Sporthalle bringen

im Cafe sitzen, plaudernd

immer ein ehrliches Wort, ein gutes Gefühl, wenn wir uns trafen

Du hast nicht gewusst, wie wichtig Du mir warst

dann unser Abschiedsmahl in der kleinen italienischen Kneipe*

ich zog weg aus der Stadt nach 14 Jahren Freundschaft

aus den Augen verloren, doch nie vergessen

*

wir blieben in Verbindung

wieder gesehen an meinen Geburtstag 1989

und zu meiner Ausstellung in diesem Jahr in der Bank

nach drei Jahren kam ich zurück

wieder beisammen - war der Abschied schon nahe



wir haben uns nicht mehr oft gesehen

für mich galt es *neu aufbauen

unsere Jungs wurden konfirmiert

Dein Leben verlief glatt, meines nicht

doch dann Deine Karte aus der Klinik

Dir Mut und Hoffnung gegeben

Gebangt und gehofft mit Dir

Dein Kampf war wohl nicht umsonst

Es ging Dir wieder gut

wir vier Frauen trafen uns noch einige Male

zum Essen, für einen Konzertbesuch oder gingen ins Theater

ich flehte Dich an insgeheim

"halte durch, dann schaff' ich es auch"

*

unverhofft ein Taxi vor mir - Fügung?

durchgefroren komme ich endlich an

Du freust Dich, die anderen sind schon da

wir essen eine Kleinigkeit

Du bist blass und dünn geworden, jedoch gut geschminkt

die kurze rothaarige Perücke steht Dir gut

wir plaudern, fast heiter

was Du alles noch versuchen willst

wohin der nächste Urlaub geht

Worte, Gefühle, Gedanken im Kopf

Angst im Herzen

wo waren die tröstlichen Worte?

sich innerlich wehren gegen die dunkle Ahnung

nicht verstehen, verirren

da sein – wie helfen?

hilflos, tapfer gelächelt,

Schnee unter den Füssen

es ist nachts um halb drei

das war das letzte Mal, dass wir uns trafen

mit allem Mut hast Du gekämpft

Du wurdest besiegt

sah nie eine stärkere Kämpferin als Dich,

bis zuletzt an den Sieg geglaubt

die Botschaft mitten im Alltag erhalten

das Büro versinkt, vorbei -

Du bist gegangen – Anne

nichts konnte Dich halten, am wenigsten wir …

~

… so lasse ich Dich zwangsläufig los

heiße Tränen für Dich aufgefangen

auf dem Weg Deiner Seele liegt nie mehr ein Stein

trag alleine die Pein vom Verlassensein

bis wir uns einst treffen, werden Zeiten vergehen

meine stumme Frage an Dich - “kannst Du mich von da oben sehen?



“in liebevoller Erinnerung

Dir gewidmet liebe Anne (April 1993).
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es auch"

*

unverhofft ein Taxi vor mir - Fügung?

durchgefroren komme ich endlich an

Du freust Dich, die anderen sind schon da

wir essen eine Kleinigkeit

Du bist blass und dünn geworden, jedoch gut geschminkt

die kurze rothaarige Perücke steht Dir gut

wir plaudern, fast heiter

was Du alles noch versuchen willst

wohin der nächste Urlaub geht

Worte, Gefühle, Gedanken im Kopf

Angst im Herzen

wo waren die tröstlichen Worte?

sich innerlich wehren gegen die dunkle Ahnung

nicht verstehen, verirren

da sein – wie helfen?

hilflos, tapfer gelächelt,

Schnee unter den Füssen

es ist nachts um halb drei

das war das letzte Mal, dass wir uns trafen

mit allem Mut hast Du gekämpft

Du wurdest besiegt

sah nie eine stärkere Kämpferin als Dich,

bis zuletzt an den Sieg geglaubt

die Botschaft mitten im Alltag erhalten

das Büro versinkt, vorbei -

Du bist gegangen – Anne

nichts konnte Dich halten, am wenigsten wir …

~

… so lasse ich Dich zwangsläufig los

heiße Tränen für Dich aufgefangen

auf dem Weg Deiner Seele liegt nie mehr ein Stein

trag alleine die Pein vom Verlassensein

bis wir uns einst treffen, werden Zeiten vergehen

meine stumme Frage an Dich - “kannst Du mich von da oben sehen?



“in liebevoller Erinnerung

Dir gewidmet liebe Anne (April 1993)
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Punktestand der Geschichte:   199
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Kommentare zur Story:

  Sehr mitreißend. Ganz viel Gefühl, ganz viel Leben, ganz viel Loslassen.
Sehr gerne gelesen!

Lieben Gruß, Gringa  
   Gringa  -  09.10.13 17:07

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Das Thema ist ein gutes. Wahrscheinlich auf Tatsachen beruhend. Es hätte eine schöne Geschichte werden können, wenn das nicht alles so abgehackt wäre.
Deine Storie wirkt so Stichwortmässig.  
NewWolz  -  06.05.04 04:55

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  hi!die story ist gut gelungen!Man spürt als leser selbst die Gefühle, die du anscheinend durchgemacht hast!Echt mitreißend!5-punkte cya steffi  
steffi_maus  -  05.05.04 20:13

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Interessante Kommentare

Kommentar von "weltuntergang" zu "Abschied nehmen"

Schweres und schönes Gedicht. Gefällt mir sehr total. Ganz liebe Grüße

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