Fantastisches · Kurzgeschichten

Von:    Der kleine Prinz      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 5. April 2004
Bei Webstories eingestellt: 5. April 2004
Anzahl gesehen: 2169
Seiten: 4

Jamie erwachte mit Schweißperlen auf der Stirn. Er glaubte ein Geräusch gehört zu haben, irgend etwas hatte ihn geweckt. Nun saß er aufrech im Bett, hielt den Atem an und horchte in die Dunkelheit, die ihn wie schwarze Watte umhüllte. Totale Stille drückte sich ihm entgegen, wurde immer dichter, je länger er lauschte und schien ihm beinahe schon unerträglich, als sie plötzlich von einer Stimme durchbrochen wurde. Sie war leise, beinahe ein Flüstern.

"Jamie!"

Was der junge Mann jetzt spürte war reinste Panik. Seine Finger krallten sich ins Laken und seine Augen starrten mit riesig geweiteten Pupillen in die Finsternis. Das war kein Traum gewesen, keine Einbildung, die ihm sein schlaftrunkenes Gehirn vorgespielt hatte. Er war plötzlich hellwach, und er konnte auch ganz deutlich spüren, daß jemand im Zimmer war. Es war beängstigend. Wie konnte ein ungebetener Besucher hereingekommen sein? Die Tür war abgesperrt wie immer, und das Fenster war geschlossen. War es vielleicht ein Einbrecher, Ein Mörder? Was sollte er denn jetzt tun?

"Jamie!"

Die selbe Stimme, rauh und dunkel. Ein Schauer lief ihm den Rücken hinab und aus einem Grund, den er nicht verstand, bekam er plötzlich einen Steifen.

Einige unendliche Augenblicke lang hörte er nur sein eigenes Keuchen und sah nichts als ein nervöses Flimmern auf seiner Netzhaut. Dann plötzlich erschien unvermutet ein Licht in der Ecke des Zimmers, zuerst nur als kleines, bläuliches Flackern, das schnell wuchs und schließlich den Großteil des Raumes in einen sanften, gelblichen Schein hüllte.

Es war eine Kerze, eine von Jamies Kerzen, die oft sein Zimmer erhellten, wenn er abends im Bett lag, Musik hörte und dabei seine Gedanken schweifen ließ. Wer hatte sie angezündet?

Ein Körper zeichnete sich vom dunklen Hintergrund ab, die wächserne Stange wurde von einer großen, kräftigen Hand gehalten. Ein Paar dunkler Augen reflektierte das Licht der Flamme, die im Luftzug hin und her zuckte. Unruhige Schatten lagen in einem kantigen Gesicht und schienen ihm in jedem Augenblick eine andere Regung zu geben.

Jamie schluckte. Der Mann war hochgewachsen und muskulös und jetzt erst bemerkte der Junge, daß er vollkommen nackt vor ihm stand.
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Vor Verwunderung und Faszination vergaß er ganz auf seine Angst, er konnte seinen Blick nicht mehr abwenden von der Gestalt, die ihn auffallend an eine griechische Statue erinnerte, mit den muskulösen Gliedern, den starken Händen und dem eindringlichen Blick, der ihn fixierte.

Der Fremde begann zu lächeln.

"Hallo Jamie!"

Plötzlich erschienen weitere Lichter, gleichzeitig, wie auf ein geheimes Kommando. Ein dutzend Kerzen die im Zimmer verteilt waren entzündeten sich einfach von selbst, wie von Geisterhand.

Der Junge fuhr erstaunt zusammen. Eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, daß er eigentlich Angst haben müßte.

Aber merkwürdigerweise hatte er keine. Er spürte, wußte, daß es kein Traum war, daß es die Realität sein mußte, in der dies geschah. Zumindest eine Art von Realität. Es schien ihm plötzlich vollkommen normal, daß ein nackter, fremder Mann mitten in der Nacht in seinem Zimmer stand.

"Ich werde wohl gerade verrückt.", dachte er bei sich und als wäre das etwas Komisches verzog sich sein Mund zu einem Grinsen. Sein Verstand begann langsam sich zurückzuziehen, und eine viel ursprünglichere Macht übernahm die Kontrolle.

Langsam kam der Fremde näher. Er sprach kein Wort, alles was er zu sagen hatte drückte sich in einem Lächeln aus, welches seinen markanten Gesichtszügen einen erstaunlich weichen Ausdruck verlieh. Ohne seinen Blick von Jamie abzuwenden blies er die Kerze aus und ließ sie einfach fallen. Ein helles „Klack“ ertönte.

Die Gestalt war nun noch mehr in Schatten gehüllt, doch das Lächeln verlöschte nicht, schien noch breiter zu werden. Nun war er am Bett angelangt, er griff nach der Decke, zog sie herunter und warf sie auf den Boden.

Schon war der Mann auf dem Bett und beugte sich über Jamie, blickte voller Genugtuung auf den Körper des Jünglings herab, der entblößt unter ihm lag und nun vor Erregung zitterte.

Jamie glaubte nun wirklich den Verstand zu verlieren. Was passierte hier bloß? Wie konnte das real sein? Er wußte es nicht, wollte es auch nicht mehr wissen, und so verlor sich endgültig alles rationale Denken und er ergab sich in sein Schicksal.

Der junge Mann blickte tief in die Augen des anderen und konnte sich nicht mehr davon losreißen, sie schienen das Schönste zu sein, das er je gesehen hatte, er würde wohl nie wieder seinen Blick davon abwenden können.
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Er spürte plötzlich weiche Lippen auf den seinen, erwiderte den Kuss erst zögernd, dann immer forscher und schließlich voll ungestümer Gier. Jamie begann nun seinen Körper an den des anderen Mannes zu pressen, er spürte die muskelbepackten Arme, die sich um ihn schlangen, die harte Brust, die sich an seine drückte, fühlte die Kraft und Energie, die diesen fremden Leib durchströmte. Jamies Atem ging schnell und hastig, sein Körper schien zu vibrieren vor Begierde. Ihm war nach Weinen und Lachen und Schreien zu mute, alles zur gleichen Zeit, doch alles was seine Kehle hergab war ein heiseres Keuchen.

Nun gab es kein Zurück, das wusste er. Was passieren sollte, würde passieren und es gab keinen Weg mehr und auch keinen Grund, es zu verhindern...



"Wer bist du?"

Die ersten Worte die Jamie hervorbrachte klangen erschöpft, wie nach einem gewaltigen Kraftakt. Sein Atem ging hatte sich noch immer nicht beruhigt. Dem Mann, der neben ihm im Bett lag, war die Anstrengung in keinster Weise anzumerken. Er hatte den Kopf aufgestützt und blickte Jamie ruhig und fest in die Augen. In seinem Blick lag Stärke, aber dahinter schien sich eine unergründliche Wehmut zu verbergen.

"Mein Name ist Lavinian."

Jamie merkte plötzlich, daß er diese Stimme liebte, sie klang stark und dunkel, aber dennoch unglaublich weich.

"Aber woher kommst du? Warum bist du hier... bei mir?"

Der Mann schien sich zu amüsieren, wie über eine Frage, die nicht gestellt werden muß, weil die Antwort von vornherein auf der Hand liegt.

"Ich bin hier, weil du es so gewollt hast."

Jamie setzte sich ruckartig auf.

"Wie meinst du das?"

Er bekam keine Antwort, nur wieder dieses hintergründige Lächeln. Was hatte das zu bedeuten? Woher kam dieser Unbekannte, der so wenig mit Worten und so viel mit seinem Körper sagte? Warum war dies alles geschehen?

Jamies Kopf begann mit einem Mal zu dröhnen und ihm wurde schwindelig. Irgendwie fühlte er sich auf einmal fürchterlich erschöpft.
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Er sank zurück in sein Kissen und merkte, daß ihm die Lider schwer wie Blei wurden. Die Gedanken wurden träge, sein Atem ging nun tief und ruhig.

Ein letztes Mal noch blickte er in die Augen des fremden Mannes, dessen Gesicht über ihm stand, dann versank die Welt um ihn und er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.







to be continued
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Punktestand der Geschichte:   25
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Kommentare zur Story:

  Na gespannt auf die Fortsetzung bin ich auf jeden Fall, es ist aber noch zu früh, Punkte zu geben.  
Norma B.  -  05.04.04 23:58

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Unbekannt" zu "Violett"

schöö :-)

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