Aufstand in der Nebelküche I   4

Nachdenkliches · Experimentelles · Zum Weiterschreiben

Von:    phu2      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 30. März 2004
Bei Webstories eingestellt: 30. März 2004
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Neben der gefühlten, faktisch aber keineswegs existenten tatsächlichen Nähe zum Gegenüber haben Kommunikationsmedien einen weiteren Nachteil: Sie bergen das Risiko jener Art von Missverständnissen, Unklarheiten, die beim 4-Augen-Gespräch durch gesetzte Mimik / Gestik nicht aufkommen. Der Verkäufer wird ihr später erst ein Bildtelefon, dann eine Webcam anzudrehen versuchen.

Mara vor ihrem Laptop, halb 3 Uhr nachts, seit nunmehr vier Stunden taucht die Leuchtreklame vom Gebäude einer Leasing-Agentur gegenüber ihr Schlafzimmer in jenes angenehme Hellblau, das die richtige Stimmung schafft für nächtliche Chats. Lärm und Hektik sind mit Tageslicht und Bevölkerung zu Bett gegangen, wie es scheint. Um diese Uhrzeit kann man auch das Fenster wieder öffnen. Die Luft riecht gut.



Sunnyboy734 referiert im Monolog seinen Sommeraufenthalt am Ballermann. Die Unausweichlichkeit des Gegenübers im 4-Augen-Gesprächs ist beim Dialog via Kommunikationsmedien nicht gegeben, was als Vorteil zu werten ist, gar als schlagendes Argument gegen Bildtelefon und Webcam. Mara stellt den Fernseher lauter. Ein unbekannter Jungautor erzählt vom Kampf Geist gegen Körper. Der Moderator zögert, das Auditorium schweigt. Mara ist fasziniert. Starrt gebannt.



Ein dumpfer Schlag reisst sie aus ihrer wiedererweckten Euphorie für Exzentriker. Der leichte Erdstoß läßt einen Kaktus von der Fensterbank auf ihre Matratze fallen. Mara steht auf, geht zum Fenster, blickt die Straße runter. Schutt liegt auf der Straße, Staub drumherum. Immer mehr Küchen werden erleuchtet, Menschen lehnen sich aus deren Fenstern, aus der Tiefgarage eines Nobelhotels schlagen Flammen. "... dachte ich erst, die um das Loch Versammelten weinten etwaigen zum Opfer Gefallener nach. Vielmehr dürften die Tränen doch darin begründet gewesen sein, dass aus dem tiefen Inneren des Loches beißende Zwiebeldüfte heraufströmten." Der Jungautor beendet sein Fernsehgastspiel: "Bleibt festzustellen, dass selbst aus der härtesten Schale der ältesten Zwiebel irgendwann junges Leben strebt. Diese Momente sind heilig. Die Menschen sollten das erkennen". Mit einem sympathischen Lächeln bedankt er sich beim Moderator für die Einladung. Thema nächste Woche: "Eine Bombe? Noch eine? Wir werden uns gewöhnen müssen".
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Mara schläft mit einem Lächeln ein, während die verständigten Hilfskräfte zur Körperrettung auf akustische Untermalung ihres Eintreffens am Unfallort verzichten und Sunnyboy734 sein Plädoyer für El Arenal als Kulturhauptstadt beendet, sich zurücklehnt und triumphierend grinsend Maras Beipflichtung erwartet.



Am nächsten Morgen ist der Schutt von der Straße verschwunden. In der Tiefgarage kämpfen mehrere Uniformierte gegen eine gewaltige grüne Ranke. Im Vorbeilaufen steckt jemand Mara einen Flyer zu und entfernt sich rasch. Wieder zuhause, stellt Mara die Tüte mit den Einkäufen auf den Küchentisch, wirft ihre Jacke über den Stuhl. Der Zettel fällt heraus. Mara liest: "Der Kopf hat zum Kampf aufgerufen. Fragt sich, ob in seiner Funktion als Herberge des Geistes oder als Teil des Körpers. Leben wir in der Tat auf einer Zwiebel? Was so manche Tränen erklären dürfte". Abends würde Mara das Fenster geschlossen halten... to be continued...



phu2
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Kommentar von "Homo Faber" zu "Der Zug"

Hallo, ein schöner text, du stellst deine gedanken gut dar, trifft genau meinen geschmack. lg Holger

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Kommentar von "axel" zu "Herzflattern"

Wie zärtlich, sehr gelungen.

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