Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Heiko Sonnleitner-Seegmüller      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 16. März 2004
Bei Webstories eingestellt: 16. März 2004
Anzahl gesehen: 1943
Seiten: 2

Wieder einmal stehe ich auf meinem kleinen Balkon. Bereits vor Stunden ist das Licht der Sonne dem Dunkel der Nacht gewichen. Meine Blicke streifen über die Lichter der großen Stadt. Tausende von Menschen tummeln sich in den engen Straßenschluchten. Die dumpfen, wirren Töne unzähliger Fahrzeuge dringen in meine Ohren. Noch einmal atme ich tief durch. Der Gestank der Abgase dringt in meine Nase. Immer wenn ich mir dieses Schauspiel betrachte, bin ich überwältigt von den Leistungen der Menschheit. Wir bauen unsere eigenen Höhlen. Wir bauen Maschinen, schneller als jedes Tier. Wir fliegen hinaus in die unendliche Weite des Alls. Wir erobern die Meere. Wir leben in eisiger Kälte und wir leben in der Hitze der Wüsten. Den gesamten Planeten haben wir erobert. Und bald werden wir diesen Planeten verlassen und uns auf den Weg zu neuen Welten machen.

Meine Blicke verlassen die Straßen und ich schaue nach oben; ich betrachte mir den schwarzen Himmel. Unzählige Sterne funkeln dort oben. Milliarden Kilometer entfernt. Diese hellen Gebilde am Himmel; sie sind Vergangenheit und Gegenwart zugleich. Heute kann ich ihr Licht sehen, doch viele von ihnen sind bereits vor langer Zeit erloschen. Ich erinnere mich an die Ereignisse der vergangenen Tage. Ereignisse die mich erschütterten. Kriege, Anschläge. In mir keimt ein Vergleich auf. Ist die Menschheit nicht wie die Sterne? Noch immer kann ich sie sehen und doch ist ihr Licht bereits erloschen.

Meine Gedanken schweifen weiter ab. Was sind wir schon? Ein Staubkorn im Weltall. Unbedeutend und schwach. Die Erde erscheint uns groß, doch in diesen unendlichen Weiten wird sie unsichtbar. Und wenn die Erde unsichtbar wird, was sind wir dann? Sind wir nicht noch unsichtbarer? Und wenn wir so klein sind, wie bedeutend können wir dann sein? Wie größenwahnsinnig muss die Menschheit sein um zu denken sie könnte alles beherrschen? Im Weltraum lauern gefahren. Noch kleiner und unsichtbarer und dennoch in der Lage alles Leben zu vernichten. Noch mehr wird mir die Nichtigkeit bewusst in der sich unsere Existenz begründet. Noch unbedeutender wird die Menschheit.

Meine Blicke verlassen den Himmel. Noch einmal betrachte ich mir die Häuserschluchten. Noch einmal vernehme ich den Lärm, den Gestank.

Ich kehre um. Ich ziehe mich zurück in meine kleine Höhle. Ich kann diesen Gedanken nicht ertragen.
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Ich wehre mich dagegen. Ich verdränge ihn; so wie die meisten Menschen. Und wieder weigere ich mich die Frage zu beantworten: Was wäre die Menschheit ohne ihren Größenwahn?
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Punktestand der Geschichte:   85
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Kommentare zur Story:

  Das Größte aber ist, dass wir Liebe für einander empfinden können. Schöner Text zum Nachdenken. Hat mir sehr gefallen.  
   doska  -  20.02.09 10:45

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  <<Ist die Menschheit nicht wie die Sterne? Noch immer kann ich sie sehen und doch ist ihr Licht bereits erloschen. >>

Mensch ist das traurig! Hast es auf jeden Fall geschafft mich zum Nachdenken zu bringen. Und irgendwie hast du recht. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefaellt.
Auf jeden Fall 5 Punkte! Super geschrieben, hast die Sache auf den Punkt gebracht. Verdammt gut!  
Regina  -  16.03.04 11:48

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Kommentar von "Marie" zu "optimistischer Pessimist"

Mir gefällt es, egal, was andere denken. Auch die berschrift lockt. Gruß marie

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Ja, gut recherchiert und gut und spannend geschrieben. Aber hier ein kleiner Hinweis: 'Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'. Betrifft Deinen Kommentar)Das tut weh. Gruß von

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