60 Minuten bis Weltuntergang - eine Szene   45

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten

Von:    Susan Quark      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 9. März 2004
Bei Webstories eingestellt: 9. März 2004
Anzahl gesehen: 2167
Seiten: 2

Ein Treppenhaus in einer Münchener Mietskaserne. Frau Heimeier, eine ältere Dame, mit Eimer und Lappen beim Hausputz. Herr Friedl, ein Mitbewohner, kommt aus seiner Wohnung heraus.



F: „Grüss Sie Gott, Frau Heimeier!“



H: „Grüss Gott, Herr Friedl!“



F: „Ham’s grad‘ die Sondermeldung g’hört?“



H: „Nein, ich mach doch die Hausordnung, wieso?“



F: „Na, der Weltuntergang ist da!“



H: „Ah, gehn’s! Nicht wirklich!“



F: „Doch, doch, mein voller Ernst! Die NASA hat soeben gemeldet: ein riesiger Meteorit ist aufgetaucht und wird in 60 Minuten auf der Erde einschlagen!“



H:„Du lieber Gott!“



H. hält ein, schlägt Hand auf die Wange



H:„Und es war wirklich im Radio?“



F:„Im Fernsehen. Auf RTL.“



H:„Wenn’s die Amerikaner sagen, wird’s schon wahr sein. Wo kommt er den runter, der Meteorit?“



F;„In Afrika hat’s geheissen, aber man weiss es nicht so genau.“



H:„Ach so, Afrika, da passiern ja ständig irgendwelche Katastrophen. Aber des ist ja weit weg.“



F:„Von wegen! Diesmal trifft es uns Alle! Sie haben gesagt, eine globale Katastrophe von unvorstellbaren Ausmaßen! Sozusagen kosmisch global! Das Armageddon!“



H;„Armageddon..“ denkt nach



H: Wie der Film mit dem Schwarzenegger, den ich mal bei meiner Tochter ang‘sehen hab. Gefallen hat er mir net, aber hiess der nicht genauso?“



F;„Sie meinen Armageddon mit Bruce Willis. Richtig, da ging es auch um einen Meteor..“



H:„Aber hat der Schwarzenegger da nicht auch mitgespielt?“



F:„Nein!“ wirkt leicht genervt



H:„Aber der hat doch bei vielen Weltuntergängen mitgespielt!“



F:„Ja, sicher, zum Beispiel in End of Days..“



H:„Sehen’s! Meine Tochter kennt sich aus mit Filmen, die hätt‘ es sicher gewusst! Mit der müssten Sie sich mal unterhalten, wenn Sie sich auch so auskennen..“



F:„Aber Frau Heimeier! Wir reden hier über Filme, und in 60 – was sage ich, FünfundVierzig! Minuten - ist alles vorbei, sind wir nicht mehr am Leben!“



H: eingeschüchtert „Entschuldigung.
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Kurzes betretenes Schweigen



F:„Da, hören’s die Sirenen?“



H. lauscht / Leises Sirenenheulen im Hintergrund



H:„Ja - das klingt genau wie beim Probealarm.“



F:„Ist aber keine Probe. Diesmal ist es Ernst!“



Schweigen. / F. schaut auf seine Armbanduhr



H:„Ja, könnte man denn nicht eine Rakete hochschiessen, und mit einer Atombombe, wie in dem Film.. ich meine..“



F:„Ich fürchte, dafür ist es zu spät.“



H:„Jo mei. Des is dann schlecht. Ich wollt‘ nämlich nach dem Putzen in die Stadt fahren und danach noch auf den Friedhof..“



F:„Da brauchen’s jetzt nicht mehr hin.“



H:„Und was machen wir jetzt?“



F:„Na ja.. Nicht mehr viel. Abwarten und Tee trinken. Oder vielleicht nochmal mit Ihrer Tochter telefonieren..“



H:„Telefonieren! Also wirklich, Herr Friedl, mit Ihrem Weltuntergang haben Sie mir jetzt den ganzen Tag verdorben. Jetzt muss ich schauen, dass ich noch fertigwerd‘.“



F:„Entschuldigung.“



H:„Schon gut.“

H. nimmt ihre Sachen, beginnt die Treppe hinabzusteigen



H: Also dann.. Auf Wiedersehen Herr Friedl.“



F:„Ja, Auf Wiedersehen Frau Heimeier!“



Beide ab
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Punktestand der Geschichte:   45
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Kommentare zur Story:

  alsö ich finds gut, witzig und ironisch verpackt und gleichzeitig mit der von susan benannten botschaft: und jetzt?

lg darkangel  
darkangel  -  31.07.07 15:18

   Zustimmungen: 5     Zustimmen

  Ich finde, dies ist eine der kreativsten und
ungewöhnlichsten Umsetzungen des vorgegeben
Themas. Auch wenn sich der eine oder andere
Angehörige des deutschen Südens vielleicht heimlich
(und natürlich völlig zu Unrecht) auf den Schlips
getreten fühlt, darum geht es ja hier überhaupt
nicht. Deine humorige Herangehensweise finde ich
sehr ansprechend. Ein bißchen fehlt mir allerdings
ein genauere Beschreibung, ein "Kennenlernen" der
beiden Typen, die sich da unterhalten, aber
vermutlich ist das auch der Längenvorgabe zum
Opfer gefallen.  
Trainspotterin  -  08.07.04 17:31

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Sicher, meine "Szene" ist schon lustig, aber ich wollte nicht nur oberflächlich sein: über den Weltuntergang kann man wunderbar reden, aber wenn er unmittelbar bevorsteht, kann er dann doch nicht begriffen werden. Philosophisch wie Herr F und Frau H sind, machen sie einfach weiter wie bisher und es fällt ihnen auch nichts ein, was sie im Leben noch schnell nachholen müssten.  
Susan  -  18.03.04 13:30

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Die Welt geht unter, aber da in Bayern ja eh die Uhren langsamer gehen, kann man auch noch schnell den Boden fertig machen *lol* Gefällt mir gut. Ist aber auf Grund der Kürze - da kannst du ja nix für - etwas zu short für meinen Gusto. So leider nur 4 Punkte. Vielleicht solltest du das Teil noch mal neben dem Wettbewerb länger machen, dann dürfte der gute Wortwitz es richtig wirken ;-)  
Drachenlord  -  15.03.04 21:10

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  "Ach so, Afrika, da passiern ja ständig irgendwelche Katastrophen. Aber des ist ja weit weg.“
Dieser Satz ist perfekt. Du hast den Zeitgeist genau getroffen und ihn mit entwaffnenden Humor beschrieben. Gut gemacht!
Bei dem Dialekt und dem Dialog muss ich aber immer an die Else Kling aus der Lindenstrasse denken.;-)  
Robert Short  -  10.03.04 20:07

   Zustimmungen: 0     Zustimmen

  Die Leute haben Sorgen.
Die gute Frau würde auch noch den Boden putzen, wenn neben ihr ein Riss im selbigen entsteht.
Nicht schlecht, hat mir aber nicht so zugesagt. 3Punkte  
NewWolz  -  10.03.04 05:14

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  lacht, das ist gut, dass kann man ja fast als Sketch im Fernsehen aufführen. Herrlicher Wortwitz mit unserer verblödeten Gesellschaft. Immer drauf auf die Bayern. *g*  
Mes Calinum  -  09.03.04 14:15

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