Nachdenkliches · Kurzgeschichten

Von:    Gabi Mast      Mehr vom Autor?

Erstveröffentlichung: 23. Februar 2004
Bei Webstories eingestellt: 23. Februar 2004
Anzahl gesehen: 2279
Seiten: 2

Böse Zungen behaupten, er sähe aus wie der Hund, den er täglich Gassi führt. Dabei sind die beiden weder verwandt noch verschwägert.

Der Hund gehört gehört einem Restaurantsbesitzer, der keine Zeit hat, ihn täglich auszuführen, und Manni ist ein alleinstehender Mittfünfziger, der diese Zeit hat.

So kommt es, daß die beiden ihre Vormittage gemeinsam verbringen und außer ausgedehnten Spaziergängen auch nnoch die verschiedendsten Botengänge für alle möglichen Leute machen.

Am Nachmittag trifft man Manni dann in seiner Stammkneipe. Gleich vorne am ersten Tisch sitzt er und löst deine Kreuzworträtsel. Dsie Brille ist ihm auf der Nase vorgerutscht, und seine sorgfältig nach hinten gefönten Locken sind auseinandergefallen. In diesen Momenten hat er was von einem Denker, der Manni.

Gegen Abend tauscht Manni seinen Platz dann gegen einen Barhocker am Tresen.

Redselig vom Weizenbier wartet er auf die , die von der Arbeit kommen, um ihr Feierabendpils zu trinken.

Gleich wird sich jemand neben Manni setzen, und wer immer es auch sei, er wird die nächsten Stunden nicht vergessen.

Stellen Sie sich vor, Sie sind heutee derjenige.

Sie begrüßen Manni wie gewohnt. Dabei fällt Ihnen auf, daß er eine neue Jacke anhat. Sie gefällt Ihnen, und das sagen sie ihm auch. Damit haben Sie das Vorwort geschrieben für ein Psychodrama, in dem Sie selber das Opfer sein werden.

Manni beginnt zu erzählen: "Woaßt, des wor aso...".

Keine Angst, Sie sind nicht etwa an einen exotischen Ausländer geraten, sondern an Manni, den Franken.

Er will Ihnen mit diesem Satz, der übersetzt bedeutet: "Weißt, das war so...," nur andeuten, daß er Ihnen die Geschichte der Jacke von Anfang an erzählen wird.

Und dies heißt, daß Manni jetzt beginnen wird an jenem denkwürdigen Tag, an dem er sie Intuition hatte, er müsse einmal in seinen Briefkasten schauen.

"Normalerweise", so wird er Ihnen sagen, "normalerweise ist ja nie was drin im Briefkasten, aber ich hatte so ein Gefühl, daß es heute anders sein würde. Also hab' ich nachgeschaut, und tatsächlich, da war dieser Prospekt vom Versandhaus.
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"

Damit ist das Thema für Sie erledigt. Sie gehen davon aus, daß Manni dort seine Jacke entdeckt und sich bestellt hat.

Aber weit gefehlt; er ist noch lange nicht mit Ihnen fertig.

"Woaßt...," wird er fortfahren, "da war auf der ersten Seite so eine blonde Frau drauf, mit so einem lila Rock und einer gestreiften Bluse. Ich weiß nicht, hast Du sie gesehen, sie trug eine Sonnenbrille?"

"Nein," werden Sie noch höflich sagen, "nein, ich kenne den Prospekt nicht".

Das fränkische "r", das unentwegt in Ihr Ohr "rollt", wird Ihnen langsam zur Tortur, und es ärgert Sie, daß Sie, daß Sie das Gespräch der anderen Gäste über den schlimmen Verkehrsunfall, der gestern passiert ist, nicht verfolgen können.

Aber Manni wird nicht aufgeben.

"Und auf der Seite , da war so eine Jeanshose mit so eichenblattförmige Lederbesätzen." Dabei wird er sich leicht erheben, um Ihnen anzudeuten, wo diese Besätze verlaufen.

"Die hat mir so gefallen, die wollte ich mir unbedingt bestellen, aber die war in meiner Größe nicht zu kriegen. Normalerweise trage ich Größe 48, aber..."#

Ihnen wird's zuviel, und Sie gehen mal austreten, in der Hoffnung, daß Manni inzwischen ein anderes Opfer findet.

Als Sie zurückkommen, versuchen Sie, sich an der mittlerweile stattfindenden Diskussion über die Tennisschlacht, die der Boris gestern geliefert hat, zu beteiligen.

Wenn Sie denken, daß Sie Manni damit aus dem Konzept bringen könnten, irren Sie gewaltig.

"Woaßt", wird er Ihnen den Aufschlag aufnehmen, und auf der Seite 48, da war diese Jacke. Und die gab's in weiß und in blau und in gelb und in rot. Weiß wollte ich nicht, das wird so schnell dreckig, und das Gelb hat mir auch nicht gefallen. Aber ich wußte nicht, ob ich blau oder rot nehmen sollte. Da bin ich zu Sabine gegangen und habe Sie gefragt, zu welcher Farbe Sie mir raten würde. Und die hat gesagt..."

Sagen sie, irre ich mich, oder platzt Ihnen gleich der Kragen?

Mögen Sie Manni etwa nicht?

Oder seine Geschichte?

Kennen Sie sie etwa scho

Ach, Sie glauben zu wissen, wie sie weitergeht.
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Tja, warum zahlen Sie dann nicht einfach und gehen nach Hause?
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Kommentare zur Story:

  Manni der Mann spricht über die Jacke, das war es dann. Wäre Manni eine Frau hätten folgende Themen vorrang gehabt.
Falten, Faltencremes, Kinder, Enkel, Make Up, wieder Falten, zu dick sein u.s.w.
Tja so ist es eben, wenn Einsamkeit der Lebenspartner ist.
Gut beobachtet, aber die Storie kam bei mir nicht so ganz an.  
NewWolz  -  25.02.04 04:24

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Interessante Kommentare

Kommentar von "Simone Cyrus" zu "Zertreten"

hi rosmarin! da du dich ja schon vorab für meinen kommentar bedankt hast ;-), nicht wahr, lass ich hier jetzt auch mal meinen senf ab. wie kommt es eigentlich, dass du uns immer verwechselst? ...

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